| Titel: | Ueber die Darstellung von schwefelsaurer Thonerde. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 137 | 
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                        Ueber die Darstellung von schwefelsaurer
                           								Thonerde.
                        Beveridge, über Darstellung von schwefelsaurer
                           								Thonerde.
                        
                     
                        
                           In neuerer Zeit kommt namentlich reine, von Eisen freie, schwefelsaure Thonerde auf
                              									den Markt. Der Gehalt der Producte verschiedener Fabriken ist aber nicht so
                              									gleichmäſsig wie der des früher hauptsächlich benutzten Alauns. Das Product einer
                              									der besten Fabriken Englands enthält 16 Proc. Al2O3 und ist vollkommen frei von Eisen. Die
                              									schwefelsaure Thonerde kommt in England unter den Namen Aluminous Cake, Aluminoferric Cake und Sulfate of
                                 										Alumina oder Concentrated Alum in den
                              									Handel.
                           Aluminous Cake ist unreine schwefelsaure Thonerde,
                              									welche viel unlösliche Bestandtheile enthält. Für viele Zwecke, so namentlich in der
                              									Papierfabrikation, genügt diese geringe Sorte vollkommen. H.
                                 										D. Pochin in Manchester machte im J. 1855 einen der ersten und
                              									erfolgreichsten Versuche, dieses rohe Sulfat im Markte einzubürgern. Das rohe
                              									Aluminiumsulfat, wie es
                              									in der Papierfabrikation benutzt wird, muſs leicht löslich sein, darf keine körnige
                              									harte Beimengungen und nur wenig freie Säure enthalten.
                           Aluminous Cake wird hauptsächlich aus Kaolin
                              									hergestellt. Zu diesem Zwecke wird das Mineral zuerst calcinirt, gemahlen und
                              									nachher gesiebt. Dann mischt man das Kaolinpulver mit 1 Aeq. Schwefelsäure von 1,6
                              									sp. Gr. in einem ausgebleiten Gefäſse und fügt genügend Wasser zu, um die
                              									Schwefelsäure auf 1,37 sp. G. abzuschwächen. Nachdem man die Masse schwach erwärmt
                              									hat, tritt eine heftige Reaction ein, wobei sich etwa 75 Procent der verwendeten
                              									Thonerde und alles Eisen mit Schwefelsäure verbinden. Die Lösung erstarrt beim
                              									Erkalten. Die feste Substanz wird dann grob gemahlen und für den Verkauf verpackt.
                              									Man kann auch aus der Lösung des rohen Sulfates durch Reinigung eine bessere Waare
                              									erzielen; es ist aber fraglich, ob dies in irgend einer Fabrik ausgeführt wird.
                           Zur Herstellung reinerer Sorten von Aluminiumsulfat benutzt man in England gewöhnlich
                              									Bauxit (Irish Hill Bauxite) oder Eglintoner Thon. Aus
                              									dem Thone oder Bauxit wird zuerst Eisen haltige schwefelsaure Thonerde hergestellt,
                              									welche man dann einer Reinigung unterwirft. In ein groſses, mit Rührwerk versehenes
                              									Gefäſs bringt man etwa 1cbm,89 Schwefelsäure von
                              									1,61 sp. G. und unter schwachem Erwärmen mit Dampf trägt man allmählich 1t,5 Bauxit oder Thon in die Säure ein, fügt dann
                              									etwas Wasser zu und läſst Dampf einströmen, bis fast alle Säure neutralisirt ist.
                              									Hierauf verdünnt man bis auf 1,2 sp. G. und läſst die Lauge in Absetzgefäſse
                              									abflieſsen. Man erhält auf diese Weise etwa 90 Procent der verwendeten Thonerde in
                              									Lösung. Die klare Lauge hat 1,18 sp. G. und enthält Gramm in 1l:
                           
                              
                                 Al2(SO4)3
                                 193,4
                                 =
                                 57,9 Al2O3
                                 
                              
                                 Fe2(SO4)3FeSO4
                                     1,8    3,5
                                 =
                                   1,79 Fe
                                 
                              
                                 Freie Säure
                                     1,5
                                 
                                 
                                 
                              
                                 CaSO4
                                     2,69
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Wasser
                                 977,13
                                 
                                 
                                 
                              
                           Der oben erwähnte „Aluminoferric Cake“ wird durch
                              									Eindampfen dieser Laugen erhalten- derselbe wurde von Spence in Manchester im J. 1875 in den Handel eingeführt. Diese Sorte ist
                              									bedeutend reiner als ganz rohes Sulfat, da sie weniger unlösliche Bestandtheile
                              									enthält. Der Thonerdegehalt beträgt durchschnittlich 14,2 Proc.
                           Die Reinigung der Aluminiumsulfatlösung von Eisen geschieht auf mechanischem oder
                              									chemischem Wege. Das einzige in der Praxis benutzte mechanische Verfahren ist von B. E. R.
                                 										Newlands angegeben und wird in der Fabrik von W. G.
                                 										Strype in Dublin und von der Wicklow Chemical
                                 										Company angewendet.
                           Die klare Lösung wird auf 1,335 sp. G. eingedampft und dann in flache ausgebleite
                              									Gefäſse abgelassen. 60 Procent des Sulfates scheiden sich hierauf in Krystallen von
                              									der Zusammensetzung Al2(SO4)3 + 18H2O aus. Die anderen 40 Proc. sowie alle Eisensalze bleiben in Lösung. Die
                              									Krystallkruste wird aufgebrochen und die breiige Masse durch Filterpressen gepumpt.
                              									Aus den Mutterlaugen gewinnt man Krystalle, welche mehr Eisen enthalten. Im Ganzen
                              									erhält man vier Sorten mit 0,065 bezieh. 0,130, 0,259 und 2,3 Proc. Eisen. Die
                              									letzte Sorte beträgt etwa 20 Procent des ursprünglich verwendeten Sulfates.
                           Für die chemische Reinigung ist besonders Kynaston's Verfahren mit Verwendung von Arsenigsäure
                              									und nachheriger Fällung des Eisens mit Ferrocyankalium unter Zusatz von Kupfer- oder
                              									Zinksalzen von Wichtigkeit. Semper und Fahlberg (1882 245 524)
                              									wendeten zuerst Superoxyde zum Entfernen von Eisen aus Aluminiumsulfatlösungen an
                              									und zwar schlugen sie insbesondere Bleisuperoxyd vor. Etwas später empfahlen Kynaston und Spence die
                              									Verwendung von Mangansuperoxyd zu diesem Zwecke. In beiden Fällen müssen Wasser
                              									haltige Superoxyde angewendet werden. Fahlberg stellt
                              									Wasser haltiges Bleisuperoxyd dar, durch Zusammenmahlen von Bleioxyd mit Wasser und
                              									Kochsalz und nachherige Oxydation durch Chlorkalklösung. Kynaston dagegen benutzt zur Darstellung des Mangansuperoxydes sogen.
                              									Weldon-Schlamm, welchen er durch Waschen mit verdünnter Salzsäure reinigt. Um das
                              									Eisen aus den rohen Aluminiumsulfatlösungen zu fällen, bringt man dieselben in ein
                              									mit Rührwerk versehenes Gefäſs und setzt unter beständigem Rühren so lange Superoxyd
                              									zu, bis mit Ferrocyankalium keine Bildung von Berlinerblau eintritt. Es ist durchaus
                              									nothwendig, daſs alles Eisen in der Aluminiumsulfatlösung als Oxydsalze vorhanden
                              									sei, da sonst Mangan in Lösung geht. Die Eisen haltigen Superoxyde werden durch
                              									Behandeln mit verdünnter Säure und Auswaschen wieder verwendbar.
                           Wie J. Beveridge im Journal of
                                 										the Society of Chemical Industry, 1886 S. 16 mittheilt, entfernt auch Antimonsäure das Eisen sehr schnell und vollständig aus
                              									Aluminiumsulfatlösungen und er glaubt, daſs dieselbe eben so billig zu stehen komme
                              									wie Bleisuperoxyd. Das Verfahren von Kynaston ist aber
                              									jedenfalls das billigste. Es erfordert jedoch eine sehr genaue Ueberwachung. Nach
                              									längerer Benutzung werden die Superoxyde so verunreinigt, daſs sie erneuert werden
                              									müssen. Die Entfernung des Eisens durch Ferrocyankalium erfordert viel mehr Zeit als
                              									die Reinigung mit Superoxyden. Newlands' mechanische
                              									Entfernung des Eisens ist, verglichen mit der chemischen Behandlungsweise, jedenfalls unvollkommen.