| Titel: | Ueber Neuerungen an Rechenapparaten. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 167 | 
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                        Ueber Neuerungen an Rechenapparaten.Vgl. Neuerungen an Rechenapparaten: v. Arbter 1876
                                 											220 * 511. A. Poppe
                                 										1877 223 * 152. S.
                                    											Claparède 1877 226 * 345. Chambon 1878 228 184.
                                 											Leuner 1879 231 *
                                 										326. G. Fuller 1879 233
                                 										* 208. Thomas 1879 234
                                 										248. 1881 239 322. Sheppard 1880 235 323. Wüst 1880 237 * 364. Ruth 1881 242
                                 									149.
                           							
                        Patentklasse 42. Mit Abbildungen im Texte und auf
                           									Tafel 11.
                        Ueber Neuerungen an Rechenapparaten.
                        
                     
                        
                           Der Reckenapparat von C. Jul. Giesing in
                              										Döbeln (* D.
                                 										R. P. Nr. 26107 vom 31. Juli 1883) bezweckt die Erleichterung der
                              									Ausführung von Zahlenrechnungen nach jener Methode, wie sie geübtere Rechner wohl
                              									ohne jeden Apparat anzuwenden pflegen.
                           Sind z.B. zwei Zahlen gegeben, die man mit einander zu multipliciren hat (vielleicht
                              										\overrightarrow{352}\,\times\,\overleftarrow{436}), so kann
                              									man das Product Zahl für Zahl, von den Einern ausgehend, unmittelbar daneben
                              									schreiben, wenn man in folgender Weise verfährt: Man multiplicirt zuerst alle
                              									Zahlen, welche Einer ergeben (2 × 6 = 12); die Einer der gesuchten Endzahl würden
                              									also 2 betragen. Die überschieſsenden Zehner (1) fügt man dem Producte der Zahlen
                              									zu, welche Zehner ergeben (1 + 5 × 6 + 2 × 3 = 37, die Zehner der Endzahl wären
                              									somit 7); die überschieſsenden Hunderter (3) wiederum dem Producte der Ziffern,
                              									welche Hunderter ausmachen (3 + 3 × 6 + 5 × 3 + 2 × 4 = 44), u.s.f.
                           Fig. 1., Bd. 260, S. 167 Wie zu sehen, benutzt man die Ziffern des Multiplicanden von links nach
                              									rechts, die des Multiplicators von rechts nach links, was einige Aufmerksamkeit
                              									erfordert. Um nun in beiden Zahlen nach derselben Richtung vorgehen zu können und
                              									die zu multiplicirenden Ziffern unmittelbar über einander zu haben, wendet Giesing den durch Textfig.
                                 										1 wiedergegebenen Apparat an. Es ist A eine
                              									durch senkrechte Gerade in Reihen (Aa bis Aq) getheilte gröſsere festliegende Schreibfläche als
                              									Ort des Multiplicanden bei der Multiplication bezieh. des Dividenden und Radicanden
                              									bei der Division und dem Wurzelziehen; B bedeutet die
                              									in gleich viel Reihen (Ba bis Bq) getheilte kleinere Schreibfläche als Ort für das Ergebniſs genannter
                              									Rechnungsarten; C bezeichnet die in Abtheilungen von gleicher
                              									Breite getheilte, wagerecht in AB verschiebbare Leiste
                              									mit Schreibfläche als Ort für den in umgekehrter
                              									Ziffernfolge niederzuschreibenden Multiplicator bezieh. Divisor; D endlich ist der zur Befestigung der verschiebbaren
                              									Leiste dienende Riegel, der vor Beginn des Gebrauches nach abwärts zu drücken
                              									ist.
                           Der Apparat ist in Textfig. 1 in der Stellung für die
                              									letzte der oben angegebenen Ausrechnungen gezeichnet. Für die nächst zu bestimmende
                              									Ziffer würde also die Leiste um eine Theilung nach links geschoben und dann die unter einander stehenden Zahlen mit einander
                              									multiplicirt werden, also 4 + 3 × 3 + 4 × 5 = 33; als letzte Ausführung endlich nach
                              									abermaliger Schiebung erscheint: 3 + 4 × 3 = 15, d.h. Gesammtergebniſs 153472.
                           Aehnlich wie bei der Multiplication ist das Verfahren bei der Division. Der in
                              									umgekehrter Ziffernfolge geschriebene Divisor wird dabei von links nach rechts
                              									schrittweise vorwärts geschoben, so daſs man immer die Zahlen unmittelbar über
                              									einander hat, welche zusammen abzuziehen sind.
                           Der Apparat wird auch als Kreisscheibe ausgeführt, wobei die verschiebbare Leiste in
                              									einen sich drehenden Ring übergeht.
                           Die Rechenmaschine von C. T. Mauersberger in Glauchau (* D. R. P. Nr.
                                 										26756 vom 28. Oktober 1883) besteht aus einer Productentafel, welche auf dem Umfange einer drehbaren Trommel t (Textfig. 2)
                              									angebracht ist. Eine feststehende Multiplicandenreihe dient dazu, den mit Vorsprung
                              										a versehenen verschiebbaren Zeiger z derart einzustellen, daſs die Bewegung der Tabelle
                              										t an der mit einem Stifte i hervorgehobenen Quadratzahl der durch den Zeiger z angedeuteten Zahl gehemmt und dadurch die betreffende Productenreihe
                              									rasch und sicher in die für die Ablesung nöthige Lage gebracht wird.
                           Fig. 2., Bd. 260, S. 168Peter
                                    											Wiesenmüller in Nürnberg (* D. R. P. Nr. 33155 vom 11. April
                                 										1885) hat eine ähnliche Productentafel mit einer
                                 										Federbüchse verbunden, welche als Lehrmittel dienen soll. Die Federbüchse
                              									hat eine drehbare Hülse mit einem Ausschnitte, welcher einen Theil von auf dem
                              									Umfange der Federbüchse angebrachten Zahlen sichtbar macht. Dieselben sind Producte
                              									aus den Zahlen, welche auf der Hülse einerseits und auf der Federbüchse, neben der
                              									Hülse, andererseits angebracht sind.
                           J. R. Brunner in Küsnacht bei Zürich vereinfacht
                              									Multiplicationen bezieh. Divisionen mit einer gleichbleibenden Zahl dadurch, daſs er für Einer, Zehner, Hunderter u.s.w.
                              									getrennte Producten- bezieh. Quotientenreihen auf dem Umfange von Kreisscheiben a (Textfig. 3) anordnet,
                              									die jede für sich um ihre wagerechte Achse gedreht werden können, zu welchem Zwecke
                              									sie mit vorstehenden Stiften versehen sind. Ein unbeabsichtigtes gegenseitiges
                              									Mitnehmen der Scheiben ist durch die dazwischen  gelegten Wände b verhindert. Die Multiplication bezieh. Division ist
                              									somit durch die Addition der über einander gestellten Zahlenwerthe erreicht. Fig. 3 stellt
                              									einen Apparat für Jahreszinsrechnungen zu 3¾ Proc. dar mit 5 Scheiben, welcher also
                              									für Zinsberechnungen für ein Kapital bis zu 99999 M. genügt. So würden z.B. die
                              									Jahreszinsen von 97306 M. die Summe der links liegenden Zahlenwerthe, also 3648 M.
                              									97,5 Pf. betragen.
                           Fig. 3., Bd. 260, S. 169 Der Apparat ist sehr einfach und daher verständlich und die Zahlen können
                              									zur Schonung der Augen in jeder gewünschten Gröſse, entsprechend der Dicke der
                              									Scheiben, aufgetragen werden. Durch Anbringung von Decimalstellen läſst sich für
                              									besondere Zwecke jede geforderte Genauigkeit erzielen.
                           Eine Anzahl neuerer Rechenapparate benutzen als Grundlage für das Rechnen die graphisch aufgetragenen Logarithmen, beruhen also auf
                              									demselben Gedanken wie die logarithmischen Rechenschieber.
                           A.
                                    											Beyerlen in Stuttgart (* D. R. P. Nr. 31889 vom 16. Oktober
                                 										1884) bringt die logarithmischen Theilungen auf den Kreiscylinderflächen
                              									von zwei gleich groſsen Scheiben an, welche so gelagert sind, daſs sowohl die eine
                              									gegen die andere, als auch beide gemeinschaftlich gegen einen am Gestelle festen
                              									Zeiger bewegt werden können. (Vgl. auch die Rechenscheiben von Prof. G. Herrmann und Sonne in
                              									der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1876
                              									S. 721. 1877 * S. 455.)
                           Um eine weiter gehende Genauigkeit der Ablesungen und damit der Ausrechnungen zu
                              									ermöglichen, wie mit Hilfe des gewöhnlichen Rechenschiebers zu erzielen ist, ersetzt
                              										C.
                                    											Piper in Lemgo (* D. R. P. Nr. 25847 vom 25. Mai 1883) das Lineal des Rechenschiebers
                              									durch eine Tafel, welche in gleiche senkrechte Streifen von geringer Breite getheilt
                              									ist. Die Streifen sind links gleich getheilt und rechts ist an denselben die
                              									Theilung der Zahlen zu den betreffenden gegenüber stehenden Logarithmen. Es
                              									entspricht demnach z.B. einer Tafel von 100mm
                              									Länge und 40mm Höhe, welche in 50 Streifen von
                              										2mm Breite getheilt ist, einer Schieberlänge
                              									von 2m, so daſs ein Logarithmus noch bis auf. die
                              									vierte Stelle abgelesen werden kann.
                           Der Schieber, welcher also dazu dient, die Logarithmen entweder zu addiren oder zu
                              									subtrahiren, ist durch einen „Zeigerapparat“ (vgl. 
                              									Textfig. 4) ersetzt, welcher für die
                              										„Nulllage“ mit vier Spitzen a bis d auf die Eckpunkte der Tafel gelegt wird. Mit Hilfe
                              									eines fünften Punktes e läſst sich nun die Länge jedes
                              									beliebigen Logarithmus zwischen die Spitzen abnehmen; zu diesem Zwecke ist dieser
                              									fünfte Punkt e durch eine Spitze gebildet, welche an
                              									einer um einen Gestellpunkt drehbaren Stange verschiebbar ist.
                           Fig. 4., Bd. 260, S. 170 Will man nun z.B. multipliciren, so stellt man bei der Nulllage des
                              									Rahmens den beweglichen Zeiger auf den Logarithmus der einen Zahl und verschiebt
                              									hierauf den ganzen Rahmen parallel mit sich selbst, so daſs ein Eckpunkt auf den
                              									Logarithmus der anderen Zahl kommt; dann muſs natürlich der Zeiger e auf dem Logarithmus des Productes stehen, da man
                              									hiermit die beiden Logarithmen addirt hat. Es addiren sich bei dieser
                              									Parallelverschiebung sowohl die wagerechten, als die lothrechten Verschiebungen. Bei
                              									der Division wird der Unterschied der Logarithmen auf gleiche Weise gebildet. – Auch
                              									die trigonometrischen Funktionen sind auf dieselbe Weise in gleichem Maſsstabe
                              									aufgetragen und mit der Tafel der Logarithmen der Zahlen zu einem sehr gedrängten
                              									Ganzen vereinigt worden.Der Preis einer solchen „vierstelligen graphischen
                                       												logarithmisch-trigonometrischen Tafel,“ welche die Gröſse eines
                                    											Octavblattes hat, ist 80 Pf., der dazu gehörige Zeigerapparat kostet 1,20
                                    											M., eine besondere Erläuterung 50 Pf. Auf Verlangen werden vom Erfinder auch
                                    											gröſsere Ausführungen hergestellt.
                           Etwas anders verfährt Max Kloth in Schleswig (* D. R. P.
                                 										Nr. 26695 vom 8. August 1883), indem er das Lineal mit der
                              									logarithmischen Theilung in einzelne gleich lange Streifen schneidet, welche in
                              									gleiche Entfernung über einander gesetzt und zu einer „Rechentafel“ vereinigt
                              									werden. Der Schieber wird durch eine gleiche Papiertafel ersetzt, welche aber auf
                              										Glas mit einem stark durchscheinend machenden
                              									Mittel aufgeklebt wird.
                           Die Herstellung dieser durchscheinenden Maſsstabe und Rechentafeln erfolgt in der
                              									Weise, daſs auf der einen Seite der Glasplatte ein mit Dammarharz bereiteter
                              									Terpentinölfirniſs dünn aufgetragen wird. Das bedruckte Papier wird auf diese Seite
                              									aufgelegt und die Oberfläche mit Spirituslack überzogen:, letzterer durchdringt das
                              									Papier und verwandelt den Dammarfirniſs in ein festes Bindemittel, welches
                              									gleichzeitig dem Papiere die Durchsichtigkeit verleiht.
                           Die Ausführung der Rechnungen mit Hilfe dieser Rechentafeln ist wie beim
                              									vorhergehenden Apparate. Der durchsichtig gemachte Schieber wird parallel mit sich
                              									selbst auf der darunter liegenden Tafel verschoben.
                           Einen ganz hübschen Kunstgriff gebraucht Moriz Schinzel in
                              										Groſs-Lobming, Steiermark (* D. R. P.
                                 										Nr. 26842 vom 15. Juli 1883) bei seinem 
                              									logarithmischen Cubicirungsmaſsstabe. Um die
                              									Inhaltsbestimmung eines Prisma aus den drei Hauptausdehnungen a, b und c durchzuführen,
                              									ist die Summe der drei Logarithmen von a, b und c zu ermitteln.
                              										Schinzel versieht nun, wie aus Textfig. 5 zu entnehmen, den einen Schieber A von dem Nullpunkte aus mit logarithmischer Theilung
                              									sowohl nach links, als nach rechts; das andere Lineal B
                              									ist von einem Endpunkte O
                              									aus getheilt. Stellt man nun den Theilstrich für b
                              									demjenigen für a gegenüber, so kann man dem
                              									Theilstriche von c gegenüber das Product abc ablesen. Der Beweis ist ohne weiteres aus der Figur
                              									zu ersehen. Die Benennungen der Theilungen sind zudem in den üblichen Gröſsen
                              									angegeben, so die Breite und Dicke in Centimeter, die Länge in Meter; der Rauminhalt
                              									kann dann unmittelbar in Cubikmeter abgelesen werden.
                           Fig. 5., Bd. 260, S. 171 Der zusammenklappbar gemachte Maſsstab ist auſserdem so construirt, daſs
                              									er für gewöhnlich auch zu Längenmessungen dienen kann; es trägt die Rückseite
                              									gewöhnliche Längentheilung, während die logarithmischen Theilungen sich auf der
                              									Vorderseite befinden. Zur Ausführung der Rechnungen wird der Stab in der Mitte
                              									zerlegt und die beiden Hälften dienen als Rechenschieber. Die einen Kanten der
                              									Vorderseite tragen die logarithmische Theilung zur Bestimmung des Inhaltes
                              									prismatischer Körper; an den anderen Kanten sind dagegen zwei Theilungen ebenfalls
                              									nach den oben entwickelten Grundsätzen angebracht, welche die Inhaltsbestimmung für
                              									cylindrische oder kegelförmige Körper von kreisförmigem Querschnitte
                              									ermöglichen.
                           Zum Theilen von Linien und zum Logarithmenrechnen ist
                              									von Franz
                                    											Merl in Speyer (* D. R. P. Nr. 28793 vom 8. April 1884) ein Apparat angegeben, welcher in
                              										Fig. 7
                              									Taf. 11 wiedergegeben ist und in der äuſseren Gestalt einer Schmiege entspricht. Die
                              									Einrichtung wird aus der nachfolgenden Gebrauchsanweisung ohne weiteres klar
                              									werden.
                           Um eine Linie nach irgend welchem Verhältnisse zu theilen, z.B. in 3 Theile, welche
                              									sich verhalten wie x : y : z, legt man den Apparat so, daſs das Lineal CB mit demjenigen Theilpunkte, welcher der Summe x
                                 										+ y + z entspricht, an dem einen Endpunkte B der Linie A B anliegt,
                              									worauf man den Schenkel CA so dreht, daſs dessen innere
                              									Kante durch den Punkte hindurchgeht. Das Lineal FG ist
                              									dabei so gestellt, daſs eine Marke des Schenkels CB bei
                              										F mit dem Nullpunkte der Theilung zusammenfällt.
                              									Verschiebt man nun das mittels Klemmschraube E starr
                              									gemachte System ACB so an der Theilung des Lineals FG von links nach rechts, daſs die erwähnte Marke
                              									zunächst auf den Theilstrich gleich der Entfernung x
                              									und dann auf den gleich der Entfernung x + y zeigt, und zieht nach jeder Verschiebung am Lineal
                              										CA
                              									einen Strich durch AB, so sind natürlich die Durchschnittspunkte die
                              									gewünschten Theilpunkte.
                           Eine weitere Ergänzung des Apparates bildet eine graphische
                                 										Logarithmentafel (Fig. 8 Taf. 11), welche an
                              									dem oberen beweglichen Schenkel befestigt werden kann. Dieselbe ist in der Weise
                              									construirt, daſs man als Fahrstrahlen die Logarithmen, als zugehörige Winkel die
                              									Mantisse der Logarithmen aufgetragen hat. Während mit dem oberen Schenkel CA der Kreisausschnitt ACB
                              									bewegt wird, bleibt der untere Schenkel CB in seiner
                              									Lage und bildet den Fahrstrahl, der mit seiner Länge der Zahl entsprechen muſs; man
                              									sieht z.B. in der gezeichneten Lage, daſs der Logarithmus von 3,15 gleich 0,5 und
                              									der von 10 gleich 1 ist.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
