| Titel: | Colorimetrische Schwefelprobe für Eisen. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 179 | 
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                        Colorimetrische Schwefelprobe für
                           								Eisen.
                        Mit Abbildung.
                        Wiborgh's colorimetrische Schwefelprobe für Eisen.
                        
                     
                        
                           Zur Bestimmung des Schwefels in Eisen löst J. Wiborgh (Stahl und Eisen, 1886 * S. 230) die Probe in
                              									verdünnter Schwefelsäure und läſst die dabei entwickelten Gase ein Stück Zeug
                              									durchstreichen, welches mit einem Metallsalze getränkt ist, aus dem sich durch die
                              									Einwirkung des Schwefelwasserstoffes ein Schwefelmetall bildet und so das Zeug
                              									färbt. Die Stärke der Färbung gibt dann den Schwefelgehalt des Eisens an.
                           Hierbei geht Wiborgh von der Annahme aus, daſs eine
                              									gegebene Fläche durch eine bestimmte Menge Schwefel stets gleich stark gefärbt wird.
                              									Aber um aus zwei Eisen, deren Schwefelgehalt ein verschiedener ist, eine gleich
                              									groſse Menge Schwefel erhalten zu können, müssen offenbar die abgewogenen
                              									Eisenmengen den Schwefelgehalten umgekehrt proportional sein. Gibt daher ein Gewicht
                              										w von einem Eisen mit einem Schwefelgehalte s dieselbe Farbe wie ein Gewicht w1 von einem anderen
                              									Eisen, dessen Schwefelgehalt s1 ist, so muſs ws =
                                 										w1
                              									s1 und, wenn s1 der gesuchte
                              									Schwefelgehalt ist, s1
                              									= ws : w1 sein.
                           Hat man also ein Eisen (Normaleisen), dessen Schwefelgehalt genau bestimmt ist, so
                              									kann man sich durch verschiedene Abwägungen desselben eine Farbenreihe verschaffen,
                              									in welcher man das Product ws für jede Farbe kennt.
                              									Diese Farbenreihe bildet dann eine Skala, mit deren Hilfe der unbekannte
                              									Schwefelgehalt s1 in
                              									einem anderen Eisen sich bestimmen läſst, wenn man das für dasselbe bekannte Product
                              										ws mit dem Gewichte des zur Probe angewendeten
                              									Eisens dividirt.
                           Der zur Ausführung der Probe dienende Apparat besteht aus einem kleineren Kochkolben
                              										A, dessen Kautschukstöpsel m einen Glascylinder R trägt, dessen unteres
                              									Ende zu einer Röhre p ausgezogen ist, während oben sich
                              									ein matt geschliffener Ansatz befindet; eine trichterförmige Röhre t dient zum Einlassen der Säure. Auf den umgebogenen
                              									Rand des Cylinders R wird ein Kautschukring gelegt,
                              									über diesen das vorbereitete Zeug o, dann wieder ein
                              									Kautschukring und auf diesen ein hölzerner Ring s,
                              									welchen man mittels der Klemmen B gegen den Rand von
                              										R preist. Die Kautschukringe müssen einen
                              									bestimmten inneren Durchmesser haben, denn von ihrer Gröſse hängt es ab, eine wie
                              									groſse Fläche des Zeuges gefärbt wird. Zur Erwärmung des Kochkolbens stellt man denselben auf ein
                              									Sandbad E, welches in dem Gestelle D ruht und durch eine Gas- oder Spirituslampe P. erhitzt wird.
                           Textabbildung Bd. 260, S. 180 Die Zurichtung des verwendeten Baumwollzeuges geschieht einfach durch
                              									Feuchtung desselben mit einer Lösung von Metallsalz. Dazu können Blei-, Silber-,
                              									Kadmium- oder Antimonsalze benutzt werden; doch sind die Kadmiumsalze am
                              									geeignetsten. Das Kadmiumnitrat gibt eine sehr schöne, ins Orange fallende Farbe,
                              									das Sulfat eine etwas schwächere mit einem gelbbraunen Ton, das Chlorid und das
                              									Acetat eine helle Farbe; letzteres empfiehlt sich wegen der schwachen Säure. Damit
                              									aller Schwefelwasserstoff von dem Zeuge aufgenommen werde, muſs dieses eine Menge
                              									Kadmium salz enthalten, welche der gröſsten Schwefelmenge entspricht, die in Frage
                              									kommen kann; sonst geht ein Theil des Schwefelwasserstoffes durch das Zeug hindurch
                              									und färbt dieses nicht nur an der unteren, sondern auch an der oberen Seite gelb.
                              									Eine Lösung von 5g krystallisirtem Kadmiumacetat
                              									auf 100cc destillirtes Wasser ist von passender
                              									Stärke. Ein mit einer solchen Lösung hergerichtetes Zeug von genügender Feinheit
                              									läſst auch nicht eine Spur des Schwefelwasserstoffes hindurch. Die Herrichtung
                              									geschieht so, daſs man die Lappen kreisförmig geschnitten in eine Kadmiumlösung
                              									legt, wobei man beachtet, daſs sie von der Lösung richtig durchtränkt werden. Nach
                              									einigen Minuten nimmt man sie aus der Lösung und breitet sie auf einem reinen
                              									Leinentuche zum Trocknen aus. Sobald die Lappen dann trocken geworden, legt man sie
                              									zur Verwahrung in eine Pappschachtel.
                           Je nach der Menge von Schwefelwasserstoff, welcher auf das Zeug einwirkt, wird dieses
                              									von einer mehr oder weniger dichten Schicht von Schwefelkadmium überzogen und
                              									dadurch mehr oder weniger gelb gefärbt. Die Empfindlichkeit in dieser Hinsicht ist
                              									so groſs, daſs schon 0mg,001 Schwefel einer
                              									weiſsen, 1qc groſsen Zeugfläche eine zwar
                              									schwache, aber doch deutlich gelbe Farbe zu verleihen vermag. Wird die Schwefelmenge
                              									nach und nach um 0mg,001 vergröſsert, so erhält
                              									man einen deutlichen Unterschied in der Farbe. Wenn die Schwefelmenge sich auf ungefähr 0mg,02 auf 1qc
                              									beläuft, so ist das Zeug schon stark gefärbt und, um einen deutlichen Unterschied in
                              									der Farbe zu erreichen, ist jetzt ein zwei- bis dreimal so groſser Zuschuſs von
                              									Schwefel wie bei den niedrigen Farbenstufen erforderlich, so daſs dann die Proben
                              									weniger empfindlich werden.
                           Um nach der Probe eines Eisens den Schwefelgehalt bestimmen zu können, muſs man eine
                              									Farbenreihe haben, in welcher eine jede Farbennummer eine gewisse Menge Schwefel
                              									unter der Voraussetzung vorstellt, daſs zur Probe eine gewisse Menge Eisen abgewogen
                              									ist. Diese Farbenreihe ist mit Hilfe eines anderen Eisens (eines Normaleisens),
                              									dessen Schwefelgehalt mit gröſster Genauigkeit bestimmt worden, mit Leichtigkeit zu
                              									beschaffen.
                           Hat man ein Eisen mit einem bekannten Schwefelgehalte s
                              									und eines, dessen Schwefelgehalt s1 ist und von welchem 0g,4 abgewogen werden, so muſs, um von beiden Eisen die gleiche Farbe zu
                              									erhalten, ws = 0,4 s1 oder w = (0,4 s1) : s sein.
                           Dadurch, daſs man in diese Formel anstatt s1 nach und
                              									nach verschiedene Procent Schwefel, wie 0,005, 0,01, 0,02 u.s.w., einsetzt, erfährt
                              									man, wie viel von dem Normaleisen in jedem Falle abzuwiegen ist, um eine Reihe von
                              									Farben zu erhalten, die vollkommen mit denjenigen übereinstimmen, die sich ergeben
                              									würden, wenn man von verschiedenen Eisen mit den beziehungsweisen Schwefelgehalten
                              										0g,4 abwöge, d.h. man erhält eine Farbenskala,
                              									deren Farben unmittelbar angeben, welchen Schwefelgehalt das Eisen hat.
                           Will man eine solche Skala für den abgebildeten Apparat aufstellen, dessen innerer
                              									Kreisdurchmesser 55mm beträgt, so kann man, unter
                              									der Voraussetzung, daſs 0g,4 Eisen zur Probe
                              									abgewogen werden, nicht weiter gehen, als daſs die höchste Farbennummer 0,1 Proc.
                              									Schwefel entspricht, weil die Farben sonst zu stark ausfallen würden. Dieselbe Skala
                              									kann übrigens, wenn man die Menge des zur Probe angewendeten Eisens wechselt, zur
                              									Bestimmung jedes beliebigen Schwefelgehaltes angewendet werden; denn es ist
                              									selbstverständlich, daſs man die Farbe, welche ein Eisen gibt, von dem 0g,4 abgewogen worden, auch von einem anderen Eisen
                              									mit halb so groſsem Schwefelgehalte erhalten muſs, wenn man von demselben 0g,8 abwiegt, sowie daſs im Allgemeinen, wenn von
                              										n × 0g,4
                              									abgewogen werden, die Farben der Skala Schwefelgehalte vorstellen, die 1/n von denjenigen
                              									sind, welche einer Abwägung von 0g,4
                              									entsprechen.
                           Man hat zur Probe deshalb im Allgemeinen gröſsere Abwägungen zu machen, wenn es sich
                              									um genaue Bestimmung geringerer Schwefelgehalte handelt, und kleinere, wenn hohe
                              									Schwefelgehalte bestimmt werden sollen. Geschieht es bei einer Probe, daſs die Farbe
                              									zu stark ausfällt, d.h. an der Grenze oder auſserhalb des gröſsten Schwefelgehaltes
                              									der Skala liegt, so ist die Probe mit einer geringeren Abwägung zu erneuern.
                           
                           Zur Ausführung der Probe wird der Kochkolben A zur
                              									Hälfte mit destillirtem Wasser gefüllt, sodann der Apparat zusammengesetzt und auf
                              									das Sandbad gestellt, welches man mittels einer Gas- oder Spirituslampe erhitzt, bis
                              									das Wasser im Kolben in ein gelindes Kochen geräth. Dann wird die abgewogene Probe
                              									mittels eines kleinen Trichters und eines Haarpinsels in die Röhre r gebracht, welche am Platindrahte n befestigt ist. Nachdem das Wasser einige Minuten
                              									gekocht hat, um die Luft auszutreiben, wird der Stöpsel m herausgenommen und die Röhre r mit ihrer
                              									Probe in den Kolben A hinabgelassen. Hierauf wird der
                              									Apparat wieder zusammengesetzt und auf den Cylinderansatz der erwähnte Kautschukring
                              									mit einem Durchmesser von 55mm sowie über diesen
                              									das zugerichtete Zeug, sodann wieder ein Kautschukring und schlieſslich ein Holzring
                              									gelegt, welcher mittels der Klemmen festgedrückt wird. Sobald das Zeug aufgelegt
                              									ist, wird die Klemme des Trichterrohres t
                              									zusammengeschraubt und dadurch der Wasserdampf gezwungen, seinen Weg durch das Zeug
                              										o zu nehmen.
                           Theils um die Luft aus dem Apparate soviel wie wöglich hinauszutreiben, theils um das
                              									Zeug richtig durchfeuchtet zu erhalten, läſst man das Wasser, ehe man die Säure
                              									zuläſst, erst etwa 8 bis 10 Minuten schwach kochen. Hierauf füllt man die
                              									Triebterröhre mit verdünnter Schwefelsäure, öffnet vorsichtig die Schraube an der
                              									Klemme des Rohres t und läſst die Säure langsam in den
                              									Kolben A hinabtropfen. Zu 0g,4 Eisen werden ungefähr 10cc verdünnte
                              									Säure angewendet. Sobald Säure in den Kolben A kommt,
                              									fängt das Eisen an sich aufzulösen; Wasserdampf und Gase gehen durch das Zeug und in
                              									dem Verhältnisse, in welchem die Auflösung fortschreitet und der Schwefelgehalt des
                              									Eisens groſs ist, wird die Unterseite des Zeuges mehr und mehr gelb gefärbt. Nachdem
                              									alles Eisen aufgelöst ist, läſst man die Flüssigkeit noch fernere 8 bis 10 Minuten
                              									kochen, um den Schwefelwasserstoff auszutreiben, welcher noch im Apparate sein kann,
                              									worauf man die Klemmen löst, die Ringe fortnimmt und das Zeug auf ein Stück
                              									Filtrirpapier legt und es dort trocknen läſst, wonach für die Bestimmung des
                              									Schwefelgehaltes nur noch erübrigt, die Farbe des Zeuges mit der Farbenskala zu
                              									vergleichen.