| Titel: | Wechselräder-Diagramm mit drehbarer Strahlschiene für Schraubenschneid-Drehbänke; von Bernh. Marr jun. in Dux. | 
| Autor: | Bernh. Marr jun. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 200 | 
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                        Wechselräder-Diagramm mit drehbarer Strahlschiene
                           								für Schraubenschneid-Drehbänke; von Bernh.
                              									Marr jun. in Dux.
                        Mit Abbildungen.
                        Marr's Wechselräder-Diagramm für
                           								Schraubenschneid-Drehbänke.
                        
                     
                        
                           Es kommt in Maschinenwerkstätten nicht selten vor, daſs man genöthigt ist, auf einer
                              									gewöhnlichen Schraubenschneiddrehbank ein Gewinde zu schneiden, welches in der Whitworth'schen Skala nicht enthalten und wofür mithin
                              									die bei der Drehbank gewöhnlich vorhandene Wechselrädertabelle nicht ausreichend
                              									ist, um die Zähnezahlen der erforderlichen Wechselräder aufzufinden. Handelt es sich
                              									dabei um genaue Einhaltung der gewünschten Ganghöhe, so ist das Aufsuchen der
                              									Wechselräder mit Benutzung der Gleichung für das gegebene
                              									Uebersetzungsverhältniſs:
                           n2 :
                              										n1  = (z1 : z2) (z3 : z4) . . . . . . . . . .
                              									(1)
                           in welcher n1 und n2 die Anzahl der Gewindegänge auf 1 Zoll englisch
                              									oder auf 127mm für die Leitspindel und das zu
                              									schneidende Gewinde, ferner z1 bis z4 der
                              									Reihe nach die Zähnezahlen der erforderlichen 4 Wechselräder bezeichnen, äuſserst
                              									zeitraubend. Wollte man aber im vornherein für alle möglichen Fälle unter
                              									Zugrundelegung der Steigung des Leitspindelgewindes und der im Wechselrädersatze
                              									vorhandenen Zähnezahlen die Rechnung durchführen, um solche von Fall zu Fall zu
                              									ersparen, so erhielte man ein umfangreiches Tabellenwerk, dessen seltene Anwendung
                              									die zu seiner Zusammenstellung erforderliche Arbeit nicht lohnt.
                           Um dieser Schwierigkeit abzuhelfen, hatte Munyay einen
                              									sogen. Wechselräder-Indicator (vgl. 1866 180 * 270) angegeben, welcher aber kaum viel in Gebrauch
                              									gekommen ist. Ein im Hinblicke auf den Umfang seiner Anwendbarkeit leichter zu
                              									beschaffendes Mittel zu diesem Zwecke ist das nachstehend beschriebene Wechselräder-Diagramm mit drehbarer Strahlschiene,
                              									welches nach einfacher Einstellung der letzteren die Ablesung der passenden
                              									Wechselradzähnezahlen gestattet.
                           Fig. 1., Bd. 260, S. 200 Es werden, wie in Fig. 1 veranschaulicht
                              									ist, auf Kartonpapier die im Wechselrädersatze der Drehbank enthaltenen Zähnezahlen
                              										a, b, c.... in bestimmtem Maſsstabe für die Einheit
                              										n in Millimeter als Ordinaten Oa = a × n, Ob = b × n.. Oz = z × n
                              									aufgetragen und durch die so erhaltenen Punkte a, b,
                                 									c... zur Abscissenachse parallele Linien gezogen. Das so vorbereitete Diagramm
                              									wird durch Auflegen einer um O drehbaren, ebenfalls aus
                              									Kartonpapier geschnittenen Strahlschiene vervollständigt, welche wie ein Maſsstab von O aus nach englischem Zoll oder nach Millimeter für die
                              									Einheit n Millimeter eingetheilt ist.
                           Ist nun m die Steigung des Leitspindelgewindes in
                              									Millimeter, also auf der Strahlschiene die entsprechende Länge m × n Millimeter, so
                              									ergibt sich für die Steigung x des zu schneidenden
                              									Gewindes aus Gleichung 1 wegen n2 : n1 = m : x die Gleichung:
                           x = (z2 : z1) (z4 : z3) m . . . . . . . . . . (2)
                           Darin hat man auſser der gewünschten Steigung x des zu schneidenden Gewindes und der bekannten
                              									Steigung m des Leitspindelgewindes vier veränderliche
                              									Gröſsen z1 bis z4, nämlich die aus der
                              									Reihe a, b, c... der Wechselräder zu wählenden
                              									Zähnezahlen.
                           Fig. 2., Bd. 260, S. 201 Wird nun die Strahlschiene so eingestellt, wie in Fig. 1 gezeichnet, daſs die Länge Oyz = m genau eine Dreieckseite in dem
                              									Dreiecke Ozyz bildet,
                              									so werden die übrigen zur Abscissenachse parallelen Linien den Strahl in den Punkten
                              										ya, yb .... schneiden, welche auf der
                              									Strahlschiene bezeichnet werden, wie es in Fig. 1
                              									ausgeführt ist. Aus der Aehnlichkeit der Dreiecke ergibt sich das Verhältniſs der
                              									gleichliegenden Seiten, also der Strecken Oya bis Oyz und der Zähnezahlen a bis z nämlich ya : yz = a : z
                           yb :
                              										yz = b : z u.s.w. . . . . . . . . . . (3)
                           Wird nun, wie in Fig. 2 gezeichnet, die Strahlschiene
                              									weiter gedreht, so daſs die, Strecke Oxz des Strahles gleich der gewünschten
                              									Steigung x mit einer der parallelen Linien, etwa jener
                              									durch h, genau ein Dreieck Ohxz' bildet, so ist, wenn hierbei
                              									z.B. yh nach yh' kommt und dort von
                              									der parallelen Linie durch f geschnitten wird, aus der
                              									Aehnlichkeit der Dreiecke Ohxz' und Ofyh', wenn wieder Oyh' = Oyh = yh und Oxz' = Oxz = x gesetzt
                              									wird:
                           x : yh = h : f . .
                              									. . . . . . . . (4)
                           Aus Gleichung 4 und der dazu passenden Gleichung: yh : yz = h : z ergibt sich weiter: x =
                              										(h : f)yh = (h : f) (h : z)yz und, weil yz = m ist, so hat man
                              									hiermit:
                           x = (h
                              									: f) (h : z)m, . . . . . . . . . . (5)
                           wonach die in Gleichung 2 gesuchten Zähnezahlen z1 = f, z2 = h, z3 = z und z4
                              									= h gefunden sind, mit welchen das gewünschte Gewinde
                              									von der Steigung x geschnitten werden kann.
                           Es ist nunmehr klar, daſs man auch in Fig. 1 die
                              									Strecke Oyh = m nehmen, also die Strecke m auf der Strahlschiene mit der durch h
                              									gehenden parallelen Linie zum Dreiecke zusammenstellen kann. Ferner ist zu ersehen,
                              									daſs auſser der Strecke yh und yh' auch noch andere auf der Strahlschiene bezeichnete Strecken Dreieckseiten
                              									werden und mithin mit den zugehörigen Zähnezahlen in Verhältnisse treten können,
                              									woraus die groſse Zahl der mit Hilfe dieses Diagrammes durchführbaren
                              									Wechselräder-Zusammenstellungen für bestimmte Steigungsverhältnisse leicht zu
                              									verfolgen ist.
                           In Fig. 2 ist einmal der Fall zu Grunde gelegt, daſs
                              										Oxz = x kleiner sei
                              									als Oyz = m, und das
                              									andere Mal ist Oxz = x
                              									gröſser angenommen als Oyz, und ferner vorausgesetzt, daſs in letzterem Falle sowohl die
                              									Strecken Oyh = Oyh' als auch die Strecken Oyf = Oyf' Dreieckseiten sind. Es ergibt sich ganz
                              									ähnlich durch Zusammenziehung der Aehnlichkeitsgleichungen aus den Dreiecken mit der
                              									Gleichung 3 die Formel: x = (f : z) (h : c)m. Es entsprechen sonach
                              									der gestellten Aufgabe auch die Zähnezahlen z1 = z, z2
                              									= f, z3 = c und z4 = h.
                           In gleicher Weise kann dann auch für den ersteren Fall Oxz < Oyz die Rechnung geführt werden, wofür in Fig.
                                 										2 vorausgesetzt ist, daſs sowohl die Strecke Oyg = Oyg'
                              									als auch die Strecken Oyb =
                                 											Oyb' und Oyf = Oyf' Dreieckseiten sind.
                           In allen diesen Gleichungen ist der eine Zähler, welcher der Parallelen entspricht,
                              									an die der Punkt x der gewünschten Ganghöhe angelegt
                              									wird, beliebig gewählt und kann für jeden Werth von a bis z durchgenommen
                              									werden; ferner ist der eine Nenner immer bestimmt durch
                              									den von den Längen yf, yh, yz..(= m) abhängigen Maſsstab, in welchem die gewünschte
                              									Ganghöhe am Strahle aufgetragen wurde; dieser Maſsstab kann ebenfalls für jedes x von ya bis yz durchgenommen werden, insofern die Anlage
                              									des Diagrammes dies bequem gestattet. Der andere Zähler und der andere Nenner des
                              									Bruches ergeben sich erst aus der Möglichkeit eines Mitschnittes für den beliebig gewählten Fall. Ergibt sich kein solcher
                              									Mitschnitt, so ist für den erwählten Zähler und den bestimmten Nenner keine
                              									Verbindung möglich, wovon man sich mit raschem Blicke überzeugt, um sofort den
                              									Strahl weiter nach der nächsten Parallele u.s.f. zu drehen, bis der gesuchte
                              									Mitschnitt erfolgt.