| Titel: | Neuere Apparate für chemische Laboratorien. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 215 | 
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                        Neuere Apparate für chemische
                           								Laboratorien.
                        (Patentklasse 42. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								258 S. 500.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 15.
                        Neuere Apparate für chemische Laboratorien.
                        
                     
                        
                           Zur Bestimmung des wirksamen Sauerstoffes in
                                 										Wasserstoffsuperoxydlösungen läſst M. de
                                 										Thierry (Comptes rendus, 1886 Bd. 192 * S.
                              									611) 10cc der zu prüfenden Flüssigkeit aus der
                              									Röhre b (Fig. 15 Taf. 15) in das
                              									mit Braunstein beschickte Entwickelungsgefäſs o
                              									abflieſsen. Der sich entwickelnde Sauerstoff wird in der Glocke c über Wasser aufgefangen und das abgelesene Volumen in
                              									bekannter Weise auf Normalbarometerstand und Temperatur umgerechnet.
                           Bei dem zerlegbaren Thermometer von Steinle und
                                    											Hartung in Quedlinburg (* D. R. P. Nr. 34328 vom 21. Juli
                                 										1885) ist, wie aus Fig. 13 Taf. 15 zu
                              									entnehmen, das unten geschlossene Rohr r cylindrisch
                              									ausgebohrt und an seinem oberen Ende mit Gewinde versehen, welches zum Einschrauben
                              									des Einsatzstiftes s und des Manometers m dient. Der Stift s ist
                              									an seinem oberen Ende mit einer Höhlung, in welche das Röhrchen p eintaucht, versehen; dieses steht durch das Loch l und die seitlich eingeritzte Rinne n in Verbindung mit dem unteren Theile t des Rohres r. An dieser
                              									Stelle ist der Stift s mit den im Schnitte III
                              									gezeichneten Aussparungen versehen. Soll das Thermometer in Benutzung genommen
                              									werden, so füllt man das Rohr r mit einem flüssigen
                              									Stoffe, schiebt den Stift s hinein und schraubt
                              									denselben und hierauf das Manometer fest. Letzteres kann mit einer Flüssigkeit
                              									gefüllt werden, welche sich weniger ausdehnt als die im Rohre befindliche
                              									Flüssigkeit. Der durch das Röhrchen p gebildete
                              									Wassersack verhindert ein etwaiges Vermischen der verschiedenen Flüssigkeiten.
                           Die Form des unteren Theiles des Stiftes (Schnitt III) ist deshalb gewählt, damit die
                              									dort eingeschlossene Flüssigkeit schneller die Temperatur des Rohres r annimmt. Beim Füllen des Thermometers müssen alle
                              									Bestandtheile desselben eine bestimmte Temperatur haben, wenn die Angaben des
                              									Manometers, welches mit einer entsprechenden Temperaturskala versehen ist, richtig
                              									sein sollen.
                           Zur Bestimmung des Schmelzpunktes von Fetten verwendet
                              										C. Reinhardt (Zeitschrift
                                 										für analytische Chemie, 1885 * S. 17) ein mit einer Gradtheilung versehenes
                              									Trichterrohr a (Fig. 17 Taf. 15) in einem
                              									mit Gummistopfen verschlossenen Stehcylinder b. Die zur
                              									Capillare ausgezogene Glasröhre d enthält eine etwa
                              										20mm hohe Fettschicht. Man bringt vorerst
                              									durch Einblasen von Luft durch den Hahn c das Wasser im
                              									Trichterrohre a zum Steigen. Den Hahn c, welcher nunmehr verschlossen wird, verbindet man mit
                              									dem Capillarrohre d mittels eines Gummischlauches.
                              									Sodann öffnet man den Hahn c, liest die Höhen h und x1 ab, während der Höhenunterschied y gemessen wird.
                           Es wird jetzt wie gewöhnlich das Becherglas langsam erwärmt bis zur eintretenden Schmelzung des
                              									Fettes, welch letzteres als Cylinderchen aus dem Capillarrohre herausgepreſst wird.
                              									In diesem Augenblicke wird die Temperatur abgelesen. Das im Druckrohre a befindliche Wasser fällt bis nach h1, steigt indessen im
                              									Stehcylinder um die Höhe x2. Der Wasserdruck p, unter welchem das Fett
                              									herausgepreſst wurde, ist somit: p = h – (x1 + x2 + y) oder p = h – h1.
                           Je höher der Druck p gewählt wird, desto niedriger fällt
                              									die Schmelzpunktbestimmung aus. Auch hat die lichte Weite des das Fett enthaltenden
                              									Röhrchens d Einfluſs. Es betrug z.B. bei Paraffin bei
                              									Anwendung eines 4mm weiten Röhrchens und bei einem
                              									Wasserdrucke von 11 bis 13cm der Schmelzpunkt 52°,
                              									bei Anwendung eines Capillarröhrchens und bei demselben Wasserdrucke aber 54° und
                              									55°.
                           Man verwende zweckmäſsig stets ein und dasselbe Becherglas und fülle dasselbe immer
                              									mit der gleichen Menge Wasser, was durch Anbringen einer Marke am Glase leicht
                              									erreicht werden kann. Das Quecksilbergefäſs des in Zehntelgrad getheilten
                              									Thermometers e und das im Röhrchen befindliche Fett
                              									soll immer möglichst gleich weit vom Boden des Becherglases entfernt sein. Die
                              									Fettschicht soll die Höhe des Quecksilbergefäſses nicht übersteigen; für längere
                              									Fettschichten empfiehlt sich daher eine Ausdehnung der Schicht in wagerechter
                              									Richtung, durch kreisförmige Biegung des das Fett enthaltenden Röhrchens. Die
                              									Glaswandung des Fettröhrchens und diejenige des Thermometergefäſses soll zweckmäſsig
                              									gleiche Stärke besitzen. Das allmähliche Erwärmen des Becherglases geschieht am
                              									besten auf einer Asbestplatte. Capillar- oder 4mm-Röhrchen müssen nach der Füllung 1 bis 2 Tage lang liegen bleiben, ehe die
                              									Schmelzpunktbestimmung vorgenommen werden kann, sonst erhält man zu niedrige
                              									Angaben.
                           Das zu prüfende Fett filtrirt man durch ein trocknes Filter, am besten im Luftbade,
                              									in ein kleines Becherglas, ohne jedoch den verbleibenden Rückstand mit auf das
                              									Filter zu bringen. In einem kleinen Becherglase wird das filtrirte Fett
                              									erforderlichen Falles geschmolzen, so daſs eine Fetthöhe von 10 bis 15mm erhalten wird. In das geschmolzene Fett taucht
                              									man das 4mm weite Röhrchen ein, hält sodann
                              									letzteres oben mittels des Zeigefingers zu, hebt das Röhrchen heraus, taucht die
                              									untere Fläche desselben in kaltes Wasser, wartet einen Augenblick, läſst nun den
                              									Finger los und stellt zum völligen Erstarren hin.
                           Für Schmelzpunktbestimmungen empfiehlt G. Olberg im Repertorium für
                                 										analytische Chemie, 1886 * S. 94 ein Oelbad,
                              									in welchem ein gleichmäſsiger Kreislauf des Oeles ohne den ermüdenden und die
                              									Genauigkeit der Bestimmung beeinflussenden Gebrauch des Rührers stattfindet.
                           Das 15cm lange Rohr A
                              										(Fig. 16
                              									Taf. 15) ist unten mit dem Rohre B mittels einer engen
                              									Röhre D verbunden, oben durch die weitere Röhre C. Man füllt den Apparat so weit mit Oel, daſs dieses
                              									beim Erhitzen den oberen Rand der Verbindungsröhre C
                              									nicht ganz erreichen kann. Erhitzt man nun das Oel in A, so wird
                              									ein Kreislauf des Oeles in der Pfeilrichtung stattfinden.
                           Zur Schmelzpunktbestimmung fügt man in das nach oben verlängerte Ende von B einen doppelt durchbohrten Kork ein, welcher
                              									Thermometer t und Schmelzröhrchen s trägt. Die Verlängerung von B um einige Centimeter ist nöthig, da der Kork einige Grad des
                              									Thermometers verdeckt, welche man dadurch sichtbar machen kann, daſs man den Kork
                              									verschiebt, während das Thermometer bis zur bestimmten Tiefe eingetaucht bleibt. Es
                              									ist von Vortheil, Thermometer und Schmelzröhre möglichst tief in den Apparat
                              									einzuführen, da sich der Temperaturwechsel immer ruhiger vollzieht, je mehr man sich
                              									von der Oberfläche entfernt. Auſserdem stellt man Thermometer und Schmelzröhrchen
                              									praktisch so, daſs die Ebene beider zur Richtung der Röhre C senkrecht steht, weshalb man den Apparat so aufstellt, daſs von A und B der Cylinder B dem Beobachter am nächsten steht. Um Thermometer und
                              									Schmelzröhrchen dem Einflüsse der kühleren Glaswände möglichst zu entziehen, bläst
                              									man an der Stelle, wo die Kugel des Thermometers sich befindet, B etwas weiter.
                           Zur Bestimmung der Kohlensäure in Saturationsgasen will
                              										G. Burkhard (Neue
                                 										Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1886 Bd. 16 * S. 115) die Messung des
                              									Gases vor und nach der Behandlung mit Kalilauge in zwei gesonderten Meſsröhren
                              									vornehmen. Die Entfernung der Kohlensäure durch Kalilauge erfolgt in einem zwischen
                              									beide Rohre eingeschalteten Gefäſse, in welchem das aus dem ersten Rohre verdrängte
                              									Gas von Kohlensäure befreit in das zweite Meſsrohr gelangt.
                           Der in Fig. 18
                              									Taf. 15 dargestellte Apparat besteht aus zwei getheilten Röhren A und B und dem zwischen
                              									beide eingeschalteten Absorptionsrohre C. Die
                              									Vollpipette A trägt ober- und unterhalb des Körpers
                              									eine Marke und dient zum Abmessen des zu untersuchenden Gasvolumens. Der linke
                              									Schenkel des Rohres B faſst zwischen den Marken 0 und
                              									100 genau so viel Gas wie A zwischen seinen beiden
                              									Marken. Unterhalb des Glashahnes h ist seitlich eine
                              									Röhre angeschmolzen, welche B mit dem Absorptionsrohre
                              										C verbindet. An die Pipette A ist über der oberen Marke ein enges T-Stück angeschmolzen, dessen
                              									Schenkel die Glashähne a und c tragen; ersterer vermittelt die Zuführung bezieh. den Abschluſs des zu
                              									untersuchenden Gases; Hahn c stellt Abschluſs und
                              									Verbindung von A mit dem Absorptionsgefäſse C her.
                           Beide Meſsröhren münden nach unten mittels Gummischläuchen, welche mit Quetschhähnen
                              										q1 und q2 versehen sind, bis
                              									auf den Boden einer dreifach tubulirten Flasche D. Die
                              									Flasche enthält Wasser, welches mit Kohlensäure gesättigt ist und als
                              									Sperrflüssigkeit für die Meſsröhren A und B dient. Das Absorptionsrohr C ist mit kleinen Bimssteinstücken oder Glaskugeln angefüllt. Am Boden
                              									steht C durch ein engeres Glasrohr mit Gummischlauch
                              									und Quetschhahn q3 mit
                              									einer zweifach tubulirten Flasche E luftdicht in Verbindung, welche Kalilauge
                              									enthält; der andere Tubus der Flasche E und der dritte
                              									der Flasche D sind mittels Gummistopfen und
                              									Winkelröhren mit den beiden Schenkeln des bekannten, aus Kautschuk hergestellten
                              									Druckballens K verbunden. Durch Oeffnen der
                              									Quetschhähne und Drücken auf K, während man dessen
                              									kleine Oeffnung mit dem Daumen verschliefst, kann man leicht in die Rohre A und B Wasser aus D und ins Rohr C Kalilauge
                              									aus E bis zu jeder beliebigen Höhe hinübertreiben. Vor
                              									jeder Gasuntersuchung wird nun durch diese Vorrichtung Kalilauge in C bis nahe zum oberen Rande hinaufgedrückt, so daſs
                              									sämmtlicher Bimsstein mit derselben befeuchtet wird, und der Ueberschuſs der Lauge
                              									wieder nach E abgelassen. Man hat hierdurch eine
                              									groſse, mit Kalilauge bedeckte Oberfläche erzeugt, welche Kohlensäure sehr rasch
                              									absorbirt.
                           Die Ausführung einer Bestimmung der in einem Gase enthaltenen
                              									Kohlensäure geschieht nun in folgender Weise: Bei offenen Hähnen füllt man die
                              									Meſsröhren B und A nach
                              									einander durch Drücken auf K und Oeffnen der
                              									Quetschhähne q2 bezieh.
                              										q1 mit Wasser an
                              									und zwar derart, daſs man zuerst B bis genau zur
                              									100-Marke einstellt, in A aber dann das Wasser bis in
                              									die Hähne a und c
                              									hineintreibt und in dem Augenblicke, wo das Wasser c
                              									trifft, q1 und hierauf
                              										c schlieſst, während Hahn a offen bleibt. Zugleich ist hierdurch auch der Rohransatz bei a vollständig mit Wasser gefüllt worden. Indem die
                              									Glashähne in dieser Stellung verbleiben, d.h. indem a
                              									und h offen, c geschlossen
                              									ist, wird nun durch Oeffnen von q3 und Drücken auf K
                              									Kalilauge in C bis nahe zum oberen Rande
                              									hineingetrieben und dann wieder abgelassen, wodurch der in C enthaltene Bimsstein mit Lauge vollständig durchtränkt zurückbleibt. Man
                              									läſst nun das zu prüfende Gas wenige Augenblicke aus dem Zuleitungsschlauche frei
                              									ausströmen, verbindet denselben hierauf mit dem Glasstutzen bei a, öffnet q1 und läſst das Gas, welches das Wasser aus A vor sich her treibt, bis unterhalb der kleinen Kugel
                              									von A dringen. Man schlieſst hierauf q1 und dann a und stellt das Wasser mit Hilfe von K genau auf die untere Marke von A ein. Durch den in der Gaszuleitung vorhandenen Druck
                              									und durch das Hinaufdrücken des Wassers bis zur unteren Marke von A ist ein gewisser Ueberschuſs von Gas in A hervorgerufen worden. Derselbe wird durch Oeffnen des
                              									Hahnes c entfernt und dient zu gleicher Zeit dazu, das
                              									enge Glasrohr zwischen c und C gleichfalls mit dem zu untersuchenden Gasgemische anzufüllen. Dieser
                              									Zweck wird noch dadurch um so vollkommener erreicht, als das Gasgemisch die kurze
                              									Wassersäule, welche sich noch vor C im T-Stück befand,
                              									vor sich her treibt, somit sich also nicht mit der in dem Glasröhre hinter c befindlichen Luft vermischen kann. Indem Hahn c offen bleibt, schlieſst man nun auch h und drückt langsam mit Hilfe von K bei geöffnetem Quetschhahne q1 Wasser in A hinein; das eindringende Wasser treibt das entsprechende Volumen Gas vor
                              									sich her nach C hinüber, während das Wasser im rechten
                              									Schenkel von B steigt und sein Ueberschuſs in kurzen
                              									Zwischenräumen durch q2
                              									abgelassen wird. Man läſst das Wasser in A genau bis
                              									zur oberen Marke steigen und schlieſst dann q1. Durch vorsichtiges Oeffnen von q2 stellt man nun die
                              									beiden Schenkelrohre von B langsam zu gleicher Höhe ein
                              									und schlieſst c. Hierdurch hat man genau 50cc Gas in C
                              									hineingetrieben, wo dasselbe von Kohlensäure befreit und sein Volumen entsprechend
                              									verringert wird. Nach einigen Minuten beobachtet man nochmals den Wasserstand in den
                              									beiden Schenkeln von B, regelt nöthigen Falles durch
                              									Hinaufdrücken von Wasser in das Druckrohr und liest nun an der procentischen
                              									Theilung des linken Schenkels die Volumen-Procent Kohlensäure ab, welche das
                              									Gasgemisch enthielt.
                           Zur Herstellung von Zirkonlicht verwendet E. Linnemann (Monatshefte für
                                 										Chemie, 1885 * S. 899) ein Leuchtgas-Sauerstoffgebläse. Nebenstehend ist die Lampe sammt
                              									Zirkonblättchen z in ⅕ n. Gr. abgebildet. Fig. 19 Taf.
                              									15 zeigt vergröſsert die eigentliche Brenndüse, welche im Inneren oben kegelförmig,
                              									aber mit cylindrischer Bohrung ausläuft. Das Gras tritt durch Rohr g, Sauerstoff durch Rohr s
                              									ein. Die Zuführungsröhre für Sauerstoff ist am oberen Ende cylindrisch, die
                              									Ausfluſsöffnung des Gases genau anfüllend und starkwandig mit kaum nadeldicker
                              									Ausfluſsöffnung. Das untere Ende der Röhre ist eine gasdichte Schraube, welche
                              									mittels des rändrirten Kopfes k genau gegen die
                              									Ausfluſsöffnung des Gases gestellt werden kann, wodurch zugleich eine Regelung des
                              									Leuchtgasausflusses für verschiedene Druckverhältnisse und die eigentliche Formung
                              									der Flamme bewirkt wird. Die Zuführungsröhre d1 für Sauerstoff trägt etwas unterhalb ihres oberen
                              									Endes eine in den dort noch cylindrischen Theil der Brennerdüse D passende Erweiterung, welche mit 6 kleinen
                              									Längsrinnen und 3 Querrinnen versehen ist. Diese Vorrichtung hat den Zweck, das
                              									seitlich einströmende Gas vollständig gleichmäſsig zu vertheilen und im ganzen
                              									Querschnitte der Ausfluſsöffnung unter gleichmäſsigem Drucke austreten zu
                              									lassen.
                           Textabbildung Bd. 260, S. 219 Der Sauerstoff tritt aus dem Rohre s mit
                              									Hilfe einer Aussparung in der Schraube d durch 4 feine
                              									Oeffnungen in das Innere der Röhre d1. Da es zur richtigen Formung der Flamme nothwendig
                              									ist, daſs der Sauerstoff an seiner Ausfluſsöffnung sogleich mit dem gehörigen
                              									Ueberdrucke austritt, so ist es wünschenswerth, unmittelbar vor dem starren
                              									Zuführungsrohre der Lampe ein kurzes Stück starkwandigen Kautschukschlauches mit
                              									Niederschraubklemmen anzubringen, da durch kurzes Zusammendrücken desselben und
                              									plötzliches Auslassen das gewünschte Ziel leicht und sicher erreicht wird.
                           Fig. 21 Taf.
                              									15 zeigt die richtig geformte und ganz lautlos brennende kleinere Flamme mit der
                              									etwa 1cm vor der Brennerdüse D liegenden, stark weiſsblau leuchtenden, heiſsesten
                              									Stelle 3 der Flamme. Der Saum 1 ist wie der entsprechende Theil der Bunsenflamme dunkel, der Saum 2 kaum sichtbar blau, der Saum 4 etwas kräftiger blau und der innere Theil 5, die Verlängerung des brennenden Sauerstoffstromes, deutlich weiſslich blau
                              									gefärbt. In dieser Flamme zeigt nur der sehr kleine heiſseste Theil 3 ein schön entwickeltes Kohlenstoffspectrum; die
                              									übrigen Theile der Flamme senden kein merkbares Licht in den Spectralapparat.
                           Fig. 20 Taf.
                              									15 zeigt die Flamme in der Form, welche den jetzt gebräuchlichen Knallgaslampen
                              									entspricht, wobei der Sauerstoffstrom schon innerhalb der Düse zu brennen anfängt
                              									und die Düse D sehr heiſs wird, wie bei einem
                              									zurückgeschlagenen Bunsenbrenner. Die Wärmewirkung dieser Flamme, welche sich stets
                              									bildet, wenn der Sauerstoff nicht den nöthigen Ueberdruck zeigt, ist ganz
                              									unvergleichlich geringer. Ebenso leicht läſst sich mit dieser Lampe eine vollkommen
                              									geräuschlos abbrennende Wasserstoff-Sauerstoffflamme (Knallgasflamme) erzeugen, bei
                              									welcher der Sauerstoffstrom erst auſserhalb der Düse zu brennen anfängt und die Düse
                              									nicht merkbar heiſs wird.
                           Beim Einführen einer Sodaperle in den heiſsesten Theil 3
                              										(Fig. 21)
                              									der Leuchtgas-Sauerstoffflamme entsteht ein so kräftiges Licht, daſs man den Glanz
                              									desselben mit freiem Auge nicht zu ertragen vermag. Die so erzeugten Spectren der
                              									Alkalimetalle sind von wundervoller Reinheit und vollständig entwickelt, d.h. es
                              									treten in denselben wie bei der Hitze des elektrischen Flammenbogens alle Linien
                              									auf, welche diese Metalle überhaupt entwickeln können. Die
                              									Leuchtgas-Sauerstoffflamme selbst zeigt, wie schon erwähnt, nur im heiſsesten
                              									Theile, auf der stark weiſsblau leuchtenden kurzen Stelle 3, ein selbstständiges Spectrum. Da sich nun in demselben Theile der
                              									Flamme die weiſsglühende Perle der geschmolzenen Verbindung befindet, so muſs dieser
                              									Theil der Flamme ohnedies abgeblendet werden, was am besten durch die mittels einer
                              									Linse zu bewirkende zweckentsprechende Projection des Flammenbildes auf den Spalt
                              									bewirkt werden kann. Durch diese Umstände erklärt sich die vollkommene Reinheit
                              									dieser Spectren und der Ausschluſs von störenden Nebenspectren. Das Bild dieser
                              									Spectren ist das Schönste unter allen erzeugbaren Spectren. Auf ganz dunklem Grunde
                              									zeigt so das Lithium vier Linien, das Natrium, welches nur in der Umgebung der
                              									glänzend leuchtenden Verbreiterungen der umgekehrten D-Linien hellen Hintergrund zeigt, ergibt 5 Doppellinien, das Kaliumspectrum
                              									27 deutliche Linien.
                           Die Lampe eignet sich auch vortrefflich zur Erzeugung eines sehr starken Kalklichtes, zumal wenn man die Flamme so richtet, daſs
                              									der weiſsblau leuchtende heiſseste Theil 3 gerade die
                              									Kalkoberfläche berührt. Das entwickelte Licht ist auſserordentlich stark und für
                              									kurze Zeit auffallend ruhig, nimmt aber bald ab, weil die auſserordentlich
                              									concentrirte Hitze der Flamme den Kalk schmilzt. Da Magnesia noch leichter in der Hitze dieser Flamme schmilzt als Kalk, so
                              									wurde Zirkonerde versucht. Die Schwierigkeit,
                              									Zirkonerde in dichten Stücken zu erhalten, beruht darauf, daſs die Erde für sich
                              									eine amorphe, absolut unschmelzbare, pulverförmige Masse darstellt und daſs deren
                              									Verbindungen, an der Luft geglüht, ausnahmlos, ohne zu schmelzen oder zu sintern,
                              									unter Zersetzung pulverförmige Erde als Rückstand lassen.
                           Die zahlreichen Versuche, welche zur Herstellung fester Massen von Zirkonerde
                              									unternommen wurden, ergaben zunächst, daſs jeder als Fluſsmittel gedachte Zusatz zur
                              									Zirkonerde die Schwierigkeit nur erhöht und daſs man nur zum Ziele gelangt, wenn man
                              									ganz chemisch reine Zirkonerde, namentlich frei von Alkalien und alkalischen Erden,
                              									verwendet. Zur Erzeugung von Zirkonlicht benutzt E.
                                 										Linnemann die Zirkonerde in Form von Scheiben, welche 15mm im Durchmesser und 4mm Dicke besitzen und in einen kleinen Teller von
                              									nicht zu dünnem Platinblech gefaſst sind, der seinerseits einen Platindraht trägt,
                              									um das Ganze zweckentsprechend an der Lampe befestigen zu können, wie die Textfigur
                              									ersehen läſst.
                           Zunächst wird reines Zirkonchlorid in nicht zu groſser Menge in bedecktem
                              									Porzellantiegel im Gasofen anhaltend erhitzt, wobei schneeweiſse Zirkonerde
                              									zurückbleibt. Diese wird im Achatmörser zum feinsten Pulver zerrieben und in einer
                              									zur Erzeugung von etwa 3 bis 4mm dicken Blättchen
                              									erforderlichen Menge in einen Stahlmörser von etwa 15mm Durchmesser, wie solche zum Zerkleinern von Mineralien im Gebrauche
                              									sind, eingeschüttet. Das durch Klopfen gleichmäſsig ausgebreitete Pulver wird mit
                              									Hilfe des Stahlstempels erst sachte mit der Hand, dann möglichst fest
                              									zusammengepreſst, worauf die Scheibchen durch ruhigen Schraubendruck aus der Stanze
                              									herausgedrückt werden. Die so gewonnenen Scheibchen sind so weit haltbar, daſs sie
                              									sich vorsichtig anfassen lassen, ohne zu brechen. Ihre weitere Haltbarkeit und
                              									Härtung erhalten die Zirkonerdeblättchen durch bloſses anhaltendes, allmählich immer
                              									heftigeres Erhitzen, zuletzt im Knallgasgebläse. Hierbei findet ein theilweises
                              									Sintern unter Volumenverminderung statt, wobei die Blättchen in Folge
                              									ungleichmäſsigen Schwindens häufig in mehrere Stücke zerspringen. Eine Vorrichtung,
                              									welche eine gleichmäſsigere Erhitzung im Knallgasgebläse zulieſse, würde dieses
                              									Springen wohl vermeiden lassen. Gesprungene Scheibchen werden aufs Neue im
                              									Achatmörser aufs Feinste gepulvert, gepreſst und erhitzt. Die Scheibchen springen
                              									jetzt schon viel seltener und meist nur in zwei Stücke. Bei neuerlicher Formung
                              									bleibt nun das Scheibchen entweder ganz oder, wenn Sprünge entstehen, setzen sie
                              									nicht mehr durch. Das Ausglühen des Zirkonerdeblättchens im Knallgasgebläse kann nur
                              									auf Platinunterlage bewirkt werden, da dünne Lagen von Zirkonerde auf Thon z.B. wie
                              									Wachs durchschmelzen.
                           Ein im Feuer ganz gebliebenes Zirkonerdescheibchen ist hinreichend hart, um in den
                              									kleinen Platinteller gefaſst werden zu können. Von unverwüstlicher Dauer sind die so
                              									gewonnenen Zirkonerdeblättchen allerdings auch nicht; sie blättern im Gebrauche
                              									allmählich von der Oberfläche ab, zumal bei zu raschem Anheizen; allein man kann ein
                              									und dasselbe Blättchen doch viele Hundert mal gebrauchen, bevor eine so groſse
                              									Unebenheit der Oberfläche entsteht, daſs eine Neuformung der Scheibe nothwendig
                              									würde.
                           Benutzt man die vollkommen lautlos, ganz ruhig und stetig brennende Flamme des
                              									Leuchtgas-Sauerstoffgebläses, so hat man das Zirkonerdeblättchen so zu richten, daſs
                              									der blaue Punkt 3 der Flamme gerade die Oberfläche der
                              									Zirkonerde berührt. Obgleich fast das ganze Scheibchen weiſsglühend wird, ist es
                              									doch nur eine kaum 5mm Durchmesser zeigende
                              									kreisrunde Fläche, welche den höchsten Grad der Weiſsglut erreicht, woraus bei dem
                              									erzielten bedeutenden Lichte eine auſserordentlich hohe Lichtstärke der
                              									Flächeneinheit folgt. Entsprechend dieser groſsen Concentration des Lichtes erhält
                              									man auch sehr scharf begrenzte Schatten. Das von dem glühenden Zirkonerdeblättchen
                              									ausgehende sehr concentrirte, vollkommen ruhige und stetige Licht ist rein weiſs.
                              									Bei spectraler Zerlegung gibt es ein continuirliches Spectrum, welches die Frauenhoffer'schen Linien A bis H umfaſst und keine Spur einer hellen
                              									Spectrallinie aufweist, wie etwa das Kalklicht, welches
                              									neben der Natriumlinie die rothen und grünen Kalkbänder zeigt. Dieser Umstand läſst
                              									das Zirkonlicht als einen werthvollen Ersatz für Sonnenlicht erscheinen und es ist
                              									deshalb für eine Reihe von Versuchen dem elektrischen Lichte vorzuziehen. Ein
                              									weiterer Vortheil ergibt sich daraus, daſs die glühende Zirkonerde, wahrscheinlich
                              									im Zusammenhange mit der erzeugten groſsen Lichtmenge, ganz auffallend wenig Wärme
                              									ausstrahlt, so daſs die Lichtquelle den zu beleuchtenden Gegenständen sehr nahe
                              									gebracht werden kann. Bei bezüglichen Versuchen betrug der Gasdruck im Mittel 6cm Wassersäule, der Druck des Sauerstoffes im
                              									Mittel das 15 fache davon. Die beobachteten Lichtstärken reichten je nach dem
                              									Verbrauche an Sauerstoff und Gas von 60 bis 280 Kerzen. Hierbei verlangten im Mittel
                              									vieler Versuche etwa 60 Kerzen stündlich 24l
                              									Leuchtgas und 15l Sauerstoffgas, 120 Kerzen 37l Leuchtgas und 26l Sauerstoffgas, 200 Kerzen 48l
                              									Leuchtgas und 44l Sauerstoff. Hierbei ist zu
                              									bemerken, daſs Lichtstärken von 60 bis 120 Kerzen noch mit der vollkommen
                              									geräuschlos abbrennenden Flamme erzeugt werden, während höhere Lichtstärken nur mit
                              									bereits pfeifender Flamme entstehen.
                           Das Dispersionspolarimeter von J.
                                    										Seyffart in Berlin (* D. R. P. Nr. 34339 vom 28. Juli
                                 										1885) ist mit Einstellung auf nur eine bestimmte Wellenlänge des Lichtes
                              									zum Gebrauche in Zuckerfabriken, mit beliebiger Einstellung auf irgend welche
                              									gewünschte Wellenlänge des Lichtes zum Gebrauche in wissenschaftlichen Laboratorien
                              									bestimmt.
                           Der Lichterzeuger A (Fig. 14 Taf. 15) ist
                              									entweder mit Vorrichtungen für Drummond's Kreidelicht
                              									oder mit Erdölbrennern versehen. Der Spectralapparat B
                              									dient zur Zerlegung des Lichtes in parallelschichtige monochromatische Farben. Der
                              									eigentliche Polarisationsapparat D besteht aus zwei Nicol'schen Prismen N1 und N2, welche den Lichtstrahl in zwei polarisirte
                              									Strahlen zerlegen, wovon der eine seitlich vernichtet wird, während nur der andere
                              									das Prisma durchsetzt. Eines der beiden Prismen ist um meſsbare Winkel drehbar.
                              									Zwischen diese beiden Prismen kommt die zu untersuchende Probe.
                           
                           Das Eigenthümliche des Apparates besteht in der Einschaltung einer verstellbaren Wand
                              									mit feinem Spalte S im beiderseitigen Brennpunkte des
                              									Okulares O und der zweiten Objectivlinse L2 des Fernrohres vom
                              									Spectralapparate, in systematischer Verbindung mit zwei Cylinder linsen, wovon die
                              									erste C1 vor, der
                              									Strahlrichtung nach hinter dem obengenannten Okular, mit ihrer Achse in gekreuzter
                              									Stellung zu dem Spalte S sich befindet und achsial, im
                              									Kreise sowie wagerecht verstellt werden kann, während die zweite Cylinderlinse C2 zwischen dem zweiten
                              										Nicol'schen Prisma N2 und der Probelösung, wagerecht und im
                              									Kreise verschiebbar, angebracht ist. Die Cylinderlinse C1 kann jedoch auch hinter dem Nicol N1 und die
                              									Cylinderlinse C2 hinter
                              									dem Nicol N2 befestigt
                              									werden. Auch lassen sich die Cylinderlinsen durch schwach elliptische Linsen
                              									ersetzen.
                           Wesentlich ist ferner ein verschiebbarer, einfacher oder doppelter Plan- oder
                              									Winkelspiegel L, mit welchem man das aus dem
                              									Spectralapparate austretende Lichtbündel nach einem seitlich angebrachten zweiten
                              									Spectralapparate oder Spectroskope G und G1 hinablenken und aus
                              									der Spectrallinie das monochromatische Lichtbündel auf seine mittlere Wellenlänge
                              									genau prüfen kann. Während dieser Prüfung kann der Winkelspiegel hin und her bewegt
                              									werden mittels des Ständerschlittens F oder einer mit
                              									dem Spectroskope G1
                              									verbundenen einfachen Handhabe F1, welche auch den Spiegel tragen kann. In Fig. 14 findet
                              									sich auf der einen Seite des Polarimeters eine Anordnung mit verschiebbarem
                              									Ständerschlitten F und Spectralapparat, auf der anderen
                              									Seite eine solche mit einfachem Planspiegel, Spectroskop „à vision directe“ und Handhabe F1 angegeben.
                           Für den Gebrauch in Fabrikslaboratorien ist das Prisma des groſsen Spectralapparates
                              										B parallel zu seiner Brechungskante etwas dreh- und
                              									genau einstellbar. In der Zeichnung ist der drehbare Teller, welcher das dreikantige
                              									Prismatischchen mit dem Prisma trägt, in fester Verbindung gedacht mit der die
                              									Trägersäule des Spectralapparates durchdringenden Achse, welche an ihrem unteren
                              									Ende einen Hebel H1
                              									trägt, der durch die Triebstangen H2 und Schraube H3 bewegt und ausgeschaltet werden kann. Für den
                              									wissenschaftlichen Gebrauch läſst sich das Prisma um genau meſsbare, an dem Nonius
                              										H4 abzulesende
                              									Winkel einstellen.
                           Für beide Gebrauchsweisen kann der groſse Spectralapparat statt mit einem einfachen
                              									Prisma mit einem Systeme zusammengehöriger Prismen „à
                                    											vision directe“ versehen sein.
                           Der Polarisationsapparat 2), obwohl unabhängig vom Spectralapparate aufgestellt, kann
                              									dadurch, daſs er auf einer bis unter den letzteren untergreifenden Schiene M1 steht, die
                              									ihrerseits auf einer das gesammte Dispersionspolarimeter tragenden Grundplatte W entweder unmittelbar gleitet oder auf
                              									Zwischenröllchen sich fortbewegt, um ein Weniges um die ideelle Drehungsachse vom
                              									Prisma des Spectralapparates bewegt und genau eingestellt werden, wie bei J erkennbar ist.
                           
                           Es kann auch die Lichtquelle des Skioptikons A um eben
                              									dieselbe Achse bewegt und regulirt werden, entweder unmittelbar am Skioptikon
                              									selbst, oder durch Verlängerungsspindeln nach dem Beobachter hin zur bequemen
                              									Einstellung während der Beobachtung. In Fig. 14 ist eine
                              									bezügliche Einrichtung mit verkuppelten Drehspindeln K1, Bewegungsschraube, Zahnrädchen,
                              									Schraubenspindel und Schraubenmutter, welche durch ein bewegliches Glied n die Unterlagsschiene M2 für das Skioptikon hin und her schiebt,
                              									sobald die Drehspindeln durch den Knopf K bewegt
                              									werden. Durch diese eigenthümliche Zusammenstellung erhält man bei gekreuzter
                              									Nicol-Stellung ein scharfes, auf eine bestimmte Wellenlänge einstellbares Lichtbild
                              									in Form eines schmalen wagerechten Bandes mit schwarzen senkrechten Mittelstreifen.
                              									Die Bestimmung der Drehung der Polarisationsebene für jede beliebige Farbe
                              									bestimmter Wellenlänge ist sehr genau. Für Licht der D-
                              									bezieh. F-Linie beträgt der Beobachtungsfehler am
                              									Dispersionspolarimeter nur 0,004 bis 0,015°.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
