| Titel: | Neuere summirende Indicatoren. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 241 | 
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                        Neuere summirende Indicatoren.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									16.
                        Neuere summirende Indicatoren.
                        
                     
                        
                           Das mit einem gewöhnlichen Indicator erhaltene Diagramm gewährt wohl ein
                              									übersichtliches Bild der Dampfvertheilung und der während eines Kolbenhubes im
                              									Cylinder sich verändernden Dampfspannung; dasselbe läſst auch die Bestimmung der
                              									Leistung des Dampfes im Cylinder durch Flächenberechnung des Diagrammes zu, jedoch
                              									in nicht genügender Weise. Dieses Rechnungsergebniſs gilt bloſs für den einen
                              									Kolbenhub, für welchen die Aufnahme des Diagrammes erfolgte, und kann nur auf eine
                              									längere Arbeitzeit Geltung erhalten, wenn sowohl in den zu überwindenden
                              									Widerständen, als in den Spannungs- und Füllungsverhältnissen keine Schwankungen
                              									vorkommen. Die Widerstände wechseln jedoch bei den meisten Dampfmaschinen und es
                              									fallen demnach durch die Regulatorthätigkeit die indicirten Leistungen jedes
                              									Kolbenhubes verschieden aus. Um darum einen einigermaſsen sicheren Schluſs auf die
                              									vom Dampfe in dem Cylinder geleistete Arbeit aus dem Indicatordiagramme zu ziehen,
                              									ist es nothwendig, eine groſse Zahl derselben aufzunehmen und zu berechnen. Es sind
                              									nun an Indicatoren verschiedene Einrichtungen angegeben worden, mittels welchen ohne
                              									Unterbrechung eine Anzahl Diagramme fortlaufend aufzuzeichnen sindVgl. Mallet 1876 221
                                    											282. Guinotte 1877 226 550. Schäffer und Budenberg 1879
                                    												234 * 15. Schöpfleuthner 1880 236 * 6. C. Strube 1881 240 *
                                    											338.; jedoch ist die Berechnung der letzteren, selbst mit Hilfe
                              									eines Planimeters, zu umständlich, um für den Zweck genauerer Angabe der indicirten
                              									Leistung geeignet zu sein. Hieraus kann ein Bedürfniſs nach Indicatoren, welche
                              									selbstthätig auf eine längere Dauer die vom Dampfe im Cylinder geleistete Arbeit
                              									zusammenzählen, sogen. summirenden Indicatoren, gefolgert werden. Solche Apparate,
                              									welche bereits seit längerer Zeit bekannt sind (vgl. Ashton 1869 194 * 16), besitzen ein Zählwerk,
                              									aus dessen Angabe die indicirte Leistung und dadurch die mittlere Arbeitspannung des
                              									Dampfes leicht zu berechnen ist. Im Nachfolgenden sind zwei neuere Ausführungen
                              									solcher summirender Indicatoren beschrieben.
                           Prof. F. Hlawatschek in Graz läſst den Indicator
                              									gewissermaſsen als Planimeter wirken, so daſs, indem
                              									der sonst das Diagramm zeichnende Stift zu einem Meſsrädchen gemacht wird, durch
                              									entsprechendes Abrollen desselben auf der Zeichenfläche des Indicators die
                              									jedesmaligen Diagrammflächen nach einander summirt werden. Die Einrichtung ist dabei
                              									so getroffen, daſs jeder gewöhnliche Indicator leicht in
                                 										einen „summirenden“ verwandelt werden kann. An Stelle des
                              									schwingenden Zeichencylinders wird, wie aus Fig. 1 Taf. 16 zu
                              									entnehmen ist, ein abgestutzter Kegel K benutzt, an
                              									welchem das Meſsrädchen r durch eine Feder in
                              									beständiger Berührung gehalten wird. Das Meſsrädchen ist mit Keil und Nuth auf der Achse b verschiebbar und wird zwischen dem gegabelten Arme
                              										a gehalten, welcher mit der Indicatorstange S verbunden ist, so daſs das Rädchen r die Auf- und Abbewegungen des Indicatorkolbens
                              									mitmacht. Die Achse b trägt eine Schnecke g, welche in zwei an einander liegende, auf demselben
                              									Zapfen sitzende Räder u mit 100 bezieh. 101 Zähnen
                              									greift. Der Zeiger z gibt somit die Zahl der
                              									Umdrehungen des Meſsrädchens bis zu 100, ein zweiter Zeiger z1 aus den Verdrehungen der beiden Räder
                              										u gegen einander die Zahl der Hunderte der
                              									Umdrehungen bis zu 10000 an. Der Schwingungswinkel des auf gewöhnliche Weise mittels
                              									Schnur bewegten Kegelstutzes K kann an einem Nonius n genau abgelesen werden.
                           Für jede Hin- und Herschwingung des Kegelstutzes K läſst
                              									sich nun ein mittlerer gleich bleibender Stand des Meſsrädchens denken, der einer
                              									mittleren Dampfspannung p entspricht und bei welchem
                              									die gleiche Umdrehungszahl des Meſsrädchens auf dem mittleren Durchmesser des
                              									Kegelstutzes besteht, wie sie sonst durch die wechselnden Durchmesser hervorgebracht
                              									wird. Bezeichnen nach Fig. 2 Taf. 16 d den Durchmesser des Meſsrädchens, n und n1 die Umdrehungszahlen der Hin- und der
                              									Herschwingung des Kegelstutzes, l die 1k/qc Dampfdruck
                              									entsprechende Hubhöhe des Meſsrädchens, so findet sich der Unterschied a der Radien für die Hubhöhe l aus der Proportion α : l = ½ (D1
                              									– D) : L, nämlich α = (D1 – D)l : 2L. Ist die gesammte
                              									Umdrehungszahl des Meſsrädchens bei der Hin- und Herschwingung u = n – n1 und der
                              									Schwingungswinkel des Kegelstutzes φ (auf den
                              									Halbmesser 1 bezogen = φ°) so ist: uπd = φαp und, da der
                              									Bogen:
                           
                              \varphi=\varphi^0\,\frac{2\,\pi}{360},\ \mbox{so folgt}\
                                 										p=\frac{d\,360}{2\,\varphi^0\,\alpha}\,u=\frac{360\,d\,L\,u}{\varphi^0\,(D_1-D)\,l}
                              
                           Bei der Dampfspannung p ist bei
                              									einer Kolbenfläche F und einem Hube s die Arbeit A = pFs und
                              									die Leistung während einer länger andauernden Zeit von T Secunden, während welcher das Meſsrädchen U
                              									Umdrehungen gemacht hat: E = 2pFsU und mit Berücksichtigung des obigen Werthes von p die Anzahl der Pferd:
                           N=\frac{2\,\times\,360\,d\,L}{75\,(D_1-D)}\ \frac{1}{l}\
                                 										\frac{1}{\varphi^0}\ \frac{U\,F\,s}{T},
                           oder da das erste Glied bei einem und demselben Apparate immer
                              									gleich bleibt:
                           N=C\,\frac{1}{l}\ \frac{1}{\varphi^0}\
                                 										\frac{U\,F\,s}{T}.
                           Bei diesem Indicator tritt ein schädlicher Widerstand durch die Reibung des
                              									Meſsrädchens beim Auf- und Abschleifen desselben an dem Kegelstutzen auf; doch wird
                              									demselben in Berücksichtigung, daſs bei jedem Planimeter ein Gleiches der Fall ist
                              									und beim gewöhnlichen Indicator der durch eine Hebel Verbindung wirkende
                              									Schreibstift eine sichtbare Spur hinterlassen muſs, keine wesentliche Bedeutung
                              									beigelegt. Ein von E. Kraft und Sohn in Wien
                              									hergestellter summirender Indicator von Hlawatschek ergab bei
                              									einem Versuche 29,2, ein gewöhnlicher Indicator unter denselben Umständen 29,1
                              									Pferd.
                           Durchgebildeter erscheint der summirende Indicator von Will.
                                 										Ashton in Manchester (vgl. * D. R. P. Kl. 42 Nr. 32683 vom 18. Oktober
                              									1884), welcher von E. Scott und Comp. in
                              									Newcastle-on-Tyne ausgeführt wird und auf der Erfindungsausstellung in London 1885
                              									in Benutzung zu sehen war. Bei diesem Apparate sind die schädlichen Widerstände
                              									ziemlich vermieden und derselbe liefert auch das Ergebniſs für beide Cylinderseiten zusammen, nicht wie der vorher beschriebene
                              									Indicator nur für eine Seite; es werden somit bei der stetigen Summirung auch
                              									etwaige Verschiedenheiten der beiden Cylinderseiten in Betracht gezogen. Weiter
                              									lassen sich ebenfalls beim neuen Ashton'schen Indicator
                              									gewöhnliche Diagramme abnehmen. Die den Apparat veranschaulichenden Fig. 3 und 4 Taf. 16 sind abweichend
                              									von der in der Patentschrift gegebenen nach einer Ausführung gezeichnet. Mit den
                              									beiden Cylinderseiten der Dampfmaschine werden durch die Rohre a und b die beiden Seiten
                              									des Indicatorcylinders d verbunden (vgl. Hambruch 1882 246 * 212), in
                              									welchem der Kolben c durch eine auſserhalb liegende,
                              									mit seiner Stange verbundene Feder e in der
                              									Mittelstellung zu erhalten gesucht wird. Die Indicatorkolbenstange ist in gelenkiger
                              									Verbindung mit einem Rahmen f, welcher in einem zweiten
                              									drehbaren Rahmen k gelagert ist. In dem Rahmen f liegt vorn eine Walze g,
                              									welche durch die Wirkung einer hinter k liegenden Feder
                              									in beständiger Berührung mit einem hyperbolischen Kegel h erhalten wird. Der Kegel h lagert in einem
                              									Rahmen l, welcher durch Schnüre in bekannter Weise mit
                              									dem Kreuzkopfe der Dampfmaschine verbunden und folglich von demselben aus hin- und
                              									hergeschoben wird. Der Kegel h trägt auf seiner Achse
                              									eine Schnecke i, welche bei der Hin- und Herbewegung in
                              									den Zähnen einer gezahnten Achse j schleift, so daſs
                              									die durch Abrollen des Kegels h an der Rolle g erfolgenden Drehungen desselben auf die Achse j übertragen werden; letztere setzt dann ein Zählwerk
                              									in Bewegung. Ein zweites im Apparate angebrachtes Zählwerk gibt die Zahl der
                              									Doppelhübe der Dampfmaschine an. Mit der Stange des Indicatorkolbens c kann noch ein Schreibstift verbunden werden, welcher
                              									auf dem (an einem den ganzen Mechanismus einhüllenden Gehäuse zu befestigenden)
                              									Cylinder r gewöhnliche Diagramme abzunehmen gestattet.
                              									Die Umfangsflächen der Rolle g und des Kegels h sind mit feinen, spitzen, in einander tretenden
                              									Zähnchen versehen, so daſs Gleitungsverluste, welche die Richtigkeit der Angabe des
                              									Zählwerkes beeinträchtigen, kaum vorkommen können.
                           Der Kegel h hat darum eine hyperbolische Form erhalten,
                              									weil bei derselben eine der Schwingung der Rolle g mehr
                              									entsprechende Bogenform der Abwickelungslinie erreicht wird. Nach der
                              									Asymptotengleichung der Hyperbel y = b : (a + x), wo also y als der
                              									jeweilige Radius der Berührungsstelle der Rolle g
                              									anzusehen und x abhängig von den Erhebungen und Senkungen der
                              									letzteren ist, hat man die Anzahl Umdrehungen n des
                              									Kegels h bei einer wagerechten Verschiebung l desselben n = l : 2πy = l (a + x) : 2πb. Folglich ist
                              									hierbei n direkt proportional den Bewegungen des
                              									Indicatorkolbens.
                           Bezeichnet wieder n1 die
                              									Umdrehungszahl des Kegels während des Rückganges, so ist die gesammte Umdrehungszahl
                              										u während eines Doppelhubes:
                           u=n-n_1=\frac{l}{2\,\pi\,b}\,(x-x_1)=\frac{l}{2\,\pi\,b}\,z,
                           wo z die einem mittleren Stande
                              									des Indicatorkolbens entsprechende Höhe der Stellung der Rolle g bedeutet. Die Gröſse der Verstellung der Rolle g und somit u wird nun bei
                              									einem gegebenen Dampfdrucke abhängig von der Stärke der Feder e. Je gröſser f : p, wo p die Dampfspannung,
                              										f die Federspannung bedeuten, desto geringer wird
                              									die Umdrehungszahl u sein. Ebenso wird auch u gröſser, je bedeutender die Verschiebung l ist. Man erhält also in gleicher Weise wie oben die
                              									Anzahl Pferd in einer Zeit von T Secunden, wenn F wieder die Kolbenfläche und s den Hub bezeichnen:
                           N=C\,\frac{1}{l}\ \frac{f}{p}\
                                 										\frac{U\,F\,s}{T},
                           wo wieder C als für ein und
                              									denselben Apparat, gleichbleibend aus den Gröſsen des hyperbolischen Kegels, ähnlich
                              									wie beim vorherigen Apparate, mit Hilfe der Hyperbelgleichung zu bestimmen ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
