| Titel: | Ueber elektrischen Betrieb von Fahrzeugen, Strassenbahnen und Hochbahnen. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 305 | 
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                        Ueber elektrischen Betrieb von Fahrzeugen,
                           								Straſsenbahnen und Hochbahnen.
                        Patentklasse 21. Mit Abbildungen auf Tafel 21.
                        Ueber elektrischen Betrieb von Fahrzeugen.
                        
                     
                        
                           Am 12. December 1885 wurde in Berlin zwischen dem Ausstellungsparke und dem
                              									Brandenburger Thore die erste Probefahrt mit einem elektrisch getriebenen Straſsenbahnwagen nach dem Systeme von A. Reckenzaun in London (vgl. auch 1885 256 94) mit
                              									gutem Erfolge ausgeführt. Nach der Elektrotechnischen
                                 										Zeitschrift, 1886 * S. 4 hat J. Zacharias im
                              									Elektrotechnischen Vereine am 22. December 1885 eingehende Mittheilungen über Reckenzaun's System gemacht; diesem und seinem am 7.
                              									April 1885 im Berliner Bezirksverein deutscher Ingenieure gehaltenen, in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 S.
                              									491, ausführlicher in der Zeitschrift für
                                 										Elektrotechnik, 1886 * S. 127 zum Abdrucke gelangten Vortrage sind die
                              									nachfolgenden Angaben entnommen.
                           Der von G. A. Plewe in Berlin nach Reckenzaun's Patent eingerichtete Straſsenbahnwagen
                              									wird mittels Accumulatoren getrieben, welche in ihrer
                              									Anordnung und in ihren elektrischen Eigenschaften nicht dieselben sind, wie man sie
                              									für Beleuchtungszwecke benutzt. Die Gefäſse sowohl, als auch die Bleiplatten müssen
                              									Erschütterungen und Stöſse aushalten, auf welche man bei einer feststehenden
                              									Batterie keine Rücksicht zu nehmen braucht. Die Aufnahmefähigkeit der Zellen muſs im
                              									Verhältnisse zum Metallgewichte eine möglichst groſse sein, während die Abmessungen
                              									der Gefäſse bei beschränktem Raume möglichst klein zu nehmen sind. Die Zellen müssen
                              									ferner noch schnell die Ladung aufnehmen und schnell wieder abgeben können. Eine
                              									solche Zelle von 20cm,5 Höhe, gleicher Lauge und
                              										14cm Breite von 18k Gesammt- und 12k Elektrodengewicht hat eine
                              									Aufnahmefähigkeit von 150 Ampère-Stunden, wird mit 30 bis 40 Ampère in etwa 4½
                              									Stunden geladen und darf nach der Entladung nicht unter 1,85 Volt haben, während die
                              									geladene Zelle etwa 2,25 Volt Spannung hat. Die Entladung, welche etwa 130
                              									Ampère-Stunden beträgt, erfolgt gewöhnlich mit 35 Ampère, wird jedoch auf Steigungen
                              									und bei 60 maligem Anhalten in 2 Stunden auch bis zu 50 Ampère gesteigert. Trotz
                              									dieser hohen Anforderungen und Leistungen halten die positiven Platten dieser Zellen
                              									mindestens 1 Jahr; die negativen Elektroden sind der Zerstörung in so kurzer Zeit
                              									überhaupt nicht ausgesetzt. Jede Zelle, ein mit Blei ausgekleideter Teakholzkasten,
                              									enthält 21 Platten, 10 positive und 11 negative, welche zusammen mit Verbindungen
                              									und Polstücken 12k Elektrodengewicht besitzen. Der
                              									Kasten faſst ungefähr 3l,25 verdünnte
                              									Schwefelsäure.
                           Unter den verschiedenen Bezugsquellen von Accumulatoren konnten nur die Storage Company in London (System Faure-Sellon-Volckmar, vgl. 1883 250 262) und L. Epstein und Comp. in
                              									Martinikenfelde bei Berlin in Frage kommen; mit beiden Systemen sollten
                              									vergleichende Versuche angestellt werden. Es ist jedoch kaum zweifelhaft, daſs die
                              										Epstein'schen Platten noch dauerhafter sein werden
                              									als die der Storage Company, welche schon eine
                              									genügende Lebensdauer erreicht haben. Die Epstein'sche
                              										BleimasseNach dem Epstein'schen Verfahren (vgl. D. R. P.
                                    											Nr. 27675 vom 17. August 1883 und Nr. 29924 vom 1. Mai 1884) wird dem
                                    											geschmolzenen Blei etwa 3 Proc. schwefelsaures Bleioxyd unter fleiſsigem
                                    											Rühren beigemengt, wodurch die Masse den metallischen Zusammenhang verliert
                                    											und als ein weiſslich-graues Pulver erscheint. Aus dieser Masse bildet man
                                    											einzelne Würfel, welche in einer Form neben oder über einander angeordnet
                                    											durch Eingieſsen von Blei zu Platten verbunden werden. Die Gröſse und Stärke
                                    											der so angefertigten Platten richtet sich nach der verlangten
                                    											Aufnahmefähigkeit. vereint bei groſser Porosität Festigkeit und
                              									Widerstandsfähigkeit, wie es scheint, in noch höherem Maſse als das der Storage Company. In Folge dessen ist Epstein in der Lage, Platten von 15mm Stärke und trotz kleiner Abmessungen von
                              									groſser Oberfläche herzustellen, ohne irgend welcher vielfach durchbrochenen
                              									Bleigitter zu bedürfen, so daſs die Sulfatbildung an den Contactstellen beinahe
                              									völlig vermieden wird. Hierdurch ist auch die Isolirung der Elektroden von einander
                              									viel einfacher und das Werfen der Platten bei starkem Ladungsstrom ausgeschlossen.
                              									Die Aufnahmefähigkeit solcher Platten läſst sich durch den Herstellungsprozeſs gegen
                              									gewöhnliche Bleigitterplatten bedeutend steigern, ohne daſs die Lebensdauer
                              									gefährdet wird.
                           An die Motoren, welche die zur Ladung der Elektromotoren
                              									dienende Dynamomaschine treiben, sind die gleichen Anforderungen wie bei der
                              									elektrischen Beleuchtung zu stellen: Sicherheit im Betriebe, groſse Gleichmäſsigkeit
                              									im Gange und gleichbleibende Geschwindigkeit bei veränderlicher Belastung. Zumeist
                              									werden Dampfmaschinen und unter diesen wieder die schnell laufenden vorgezogen;
                              									dieselben werden mit der Welle der Dynamomaschine unmittelbar gekuppelt. Zu nennen sind die Dampfmaschinen
                              									von Brotherhood (1886 259 *
                              									293), Willans (1886 259 *
                              									247), J. Abraham (1884 252 *
                              									345) und Dolgorouky (1880 236 * 441), ferner die sogen. Tower spherical
                                 										engine (1881 241 * 164) von Heeman und Froude bis zu 2000 Umläufen und Parsons' Dampfturbine (vgl. * S. 294 d. Bd.).
                              									Neuerdings regulirt man die Dampfzuströmung bei denselben mittels des von der
                              									getriebenen Dynamomaschine erzeugten Stromes (vgl. Willans 1886 259 * 74. Neville und Richardson * S. 119 d. Bd.).
                           Von den Dynamomaschinen eignen sich am besten die
                              									Nebenschluſsmaschinen. Die Stromstärke muſs in einem gewissen Verhältnisse zur
                              									Oberfläche der Accumulatorplatten stehen und die Spannung gröſser sein als die der
                              									hinter einander geschalteten Zellen. Deshalb wird man meist besondere
                              									Dynamomaschinen mit der rechten Stromstärke und Spannung bauen. Die Elektromotoren
                              									zur Fortbewegung von Fahrzeugen aller Art müssen vor allen Dingen möglichst wenig
                              									Gewicht haben und für den in sie geleiteten Strom so viel als möglich mechanische
                              									Kraft ausgeben, damit die fortzubewegende eigene Last möglichst gering sei. Für die
                              									Güte eines Elektromotors ist daher hauptsächlich die Anzahl Meterkilogramm Arbeit,
                              									welche er für das Kilogramm Gewicht ausgibt, maſsgebend und nicht allein sein
                              									Nutzeffect. Während die Dynamomaschinen groſse, schwere Eisenkerne und Polschuhe
                              									erfordern, um das Schwanken des Magnetismus zu verhindern und einen stetigen Strom
                              									zu sichern, ist dies bei den Elektromotoren, welche den stetigen Strom aus
                              									Accumulatoren oder gleichmäſsig laufenden Dynamomaschinen empfangen, gerade
                              									umgekehrt; ihre Eisenmasse muſs man so weit vermindern, als es ohne Beeinträchtigung
                              									der Wirksamkeit des Motors geschehen kann. Die nöthige Stärke des magnetischen
                              									Feldes erreicht man durch Sättigung der Eisenkerne; der Sättigungsgrad bestimmt bei
                              									gegebener Wirkungsfähigkeit die Grenze des Eisengewichtes. Weiches Schmiedeisen, das
                              									in möglichst viele Stücke getheilt ist, ohne die Festigkeit des ganzen Systemes zu
                              									gefährden, erfüllt diesen Zweck am besten. Die Magnete dürfen sich nicht in Folge
                              									der Wirkung des Magnetismus biegen und der kreisende Drahtkörper (die Armatur) muſs
                              									der Centrifugalkraft genügend widerstehen.
                           Nach diesen Grundsätzen ist Reckenzaun's Motor
                              									construirt; ein im Elektrotechnischen Vereine vorgezeigtes kleines Modell desselben
                              									wiegt etwa 10k,5 und gibt bei 3 Ampère und 60 Volt
                              									etwa 0,125 Pferd. Ein gröſserer Reckenzaun'scher Motor
                              									von 57k Eigengewicht liefert bei 1550 Umläufen
                              									61,5 Volt und 31 Ampère 1,37 Pferd; sein Coefficient ist 113, d.h. er gibt für 1k Eigengewicht 113mk in der Minute.Eine Siemens'sche Dynamomaschine vom Typus D2 erzeugt dagegen bei Aufwand von 9
                                    											elektrischen Pferd nur 7 Pferd auf der Welle und wiegt 299k; das Güteverhältniſs ist demnach 78
                                    											Proc. Der Coefficient ist 107, d.h. die Maschine erzeugt für je 1k ihres Gewichtes als Motor 107mk in der Minute aufder Welle. Mehr
                                    											Kraft kann man ohne Gefahr für die Haltbarkeit des Systemes nicht
                                    											entnehmen.Zur Berechnung seiner Motoren hat Reckenzaun ein
                                    											elektrisches Pferdekraft-Diagramm construirt, wie es in der Zeitschrift für Elektrotechnik, 1886 S. 129
                                    											näher angegeben ist, woselbst auch auf S. 130 die Kapp'schen Curven für Kraft- und Nutzleistung abgebildet sind.Nicht nur Land-, sondern auch Wasserfahrzeuge kann man für den elektrischen
                                    											Betrieb einrichten. So besteht seit Februar 1885 in London die Electric Navigation Company Limited mit einem
                                    											vorläufigen Kapitale von 12000 Pfund Sterling. Die Vortheile des
                                    											elektrischen Betriebes von Booten gegenüber dem Dampfbetriebe sind folgende:
                                    											1) Die Herstellungskosten kleiner elektrischer Boote sind nicht höher,
                                    											vielmehr eher geringer als die der Dampfboote. 2) Der Betrieb ist nicht so
                                    											kostspielig als bei Dampfbooten. 3) In letzteren nimmt Kessel und Maschine
                                    											oft die Hälfte des nutzbaren und besten Raumes ein, während der Elektromotor
                                    											und die Batterie bei Personenbooten unter den Sitzen Platz finden, also gar
                                    											keinen nutzbaren Raum beanspruchen. 4) Die elektrischen Boote sind frei von
                                    											Schmutz, Rauch und Geräusch. 5) Explosionen oder Feuersgefahr wie bei
                                    											Dampfschiffen sind völlig ausgeschlossen. 6) Dampfmaschine und Kessel
                                    											beanspruchen zwei erfahrene Leute, während mit dem Elektromotor ein Jeder
                                    											arbeiten kann und zwar ohne besondere Kenntniſs oder Kraftanstrengung. 7)
                                    											Sobald die Zellen geladen sind, ist ein elektrisches Boot zur Abfahrt stets
                                    											bereit 5 Kraftverlust während des Anhaltens findet auch nicht statt. 8) Die
                                    											ganze Handhabung des elektrischen Bootes, das Rückwärtsfahren u.s.w. ist
                                    											schneller und leichter als beim Dampfboote zu bewirken.Zur Fortbewegung von Schiffen ist die Schraube das beste Mittel, wenn groſse
                                    											Umdrehungsgeschwindigkeit derselben erreicht werden kann. Da nun den
                                    											Elektromotoren groſse Umlaufszahl eigenthümlich ist, so eignet sich beides
                                    											ganz besonders für Fortbewegung von Schiffen. Die von Yarrow und Comp. in London gefertigten
                                    											Schrauben haben eine solche Steigung, daſs sie das Wasser hauptsächlich in
                                    											der Kielrichtung forttreiben, wodurch bei hoher Geschwindigkeit bis 95 Proc.
                                    											Nutzeffect erzielt wird.In Folge dessen hat Reckenzaun nicht allein
                                    											schon eine Anzahl Personenboote gebaut, sondern auch ein kleines Torpedoboot fertig gestellt und ist nun im
                                    											Begriffe, für die italienische Regierung ein groſses Torpedoboot für
                                    											elektrischen Betrieb einzurichten.Die Anwendung des elektrischen Betriebes mit Accumulatoren für Landfahrzeuge wird sich naturgemäſs
                                    											hauptsächlich auf Nebenbahnen und Straſsenbahnen erstrecken. Auf kürzere
                                    											Entfernungen und auf freien Straſsen kann man durch die Fahrschienen oder
                                    											besondere Leitungen den Strom einer stehenden Dynamomaschine dem
                                    											Elektromotor des Fahrzeuges zuführen.Als Vortheile des Accumulatorbetriebes für Straſsenbahnen sind folgende zu
                                    											betrachten: 1) Die Betriebskosten stellen sich nach vorläufigen Versuchen
                                    											und Berechnungen auf die Hälfte des Pferdebetriebes. 2) Der elektrische
                                    											Wagen gleicht im Aussehen den bekannten Pferdebahn wagen; letztere können
                                    											für den elektrischen Betrieb umgebaut werden. 3) Die Maschine, welche den
                                    											Wagen treibt, ist viel einfacher als eine Dampfmaschine. 4) Das Mehrgewicht
                                    											für den elektrischen Straſsenbahnwagen gegen den gewöhnlichen
                                    											Pferdebahnwagen beträgtbei einem Zweispänner für 32 Personen 1t,75, welche Last sich auf 8 Räder
                                    											vertheilt, wogegen man bei einem Dampfwagen von 10 Pferd schon einer
                                    											besonderen schweren Locomotive bedarf. Der Druck der Räder auf die Schienen
                                    											ist mithin beim elektrischen Wagen noch kleiner als bei einem
                                    											Pferdebahnwagen gleicher Gröſse, welcher ja nur 4 Räder besitzt. Die
                                    											Schienenabnutzung ist mithin geringer. 5) Die Maschine ist nicht sichtbar,
                                    											geräuschlos und sauber, auch völlig sicher. 6) Ein Mann, welcher durchaus
                                    											nicht besonders geschickt zu sein braucht, genügt als Wagenführer. 7) Die
                                    											Beleuchtung des Wagens bei Nacht kann zugleich durch 4 Glühlampen bewirkt
                                    											werden. Bei vier 20kerzigen Lampen sind hierzu von 150 Ampère-Stunden,
                                    											welche die Zellen enthalten, nur 3 Ampère-Stunden erforderlich, so daſs
                                    											gegen die bisher übliche Ungenügende und unreinliche Oelbeleuchtung die
                                    											Kosten kaum in Betracht kommen. 8) Die Kosten für Unterhaltung des Pflasters
                                    											sind bei Pferdebetrieb sehr hoch, während bei elektrischem Betriebe dasselbe
                                    											überhaupt nicht abgenutzt wird. 9) Der für eine Station zum Laden der
                                    											Accumulatoren erforderliche Raum ist kleiner als der für Pferdeställe,
                                    											welche die gleiche Leistung darstellen. 10) Die Ladestation kann auch
                                    											zugleich zur Erzeugung von elektrischem Lichte für die eigenen Gebäude und
                                    											für die Nachbarschaft benutzt werden. 11) Die für den öffentlichen Verkehr
                                    											geltenden Vorschriften sind für Dampf oder Preſsluft schwer, für
                                    											elektrischen Betrieb leicht zu erfüllen.
                           
                           Was die Anforderungen an die Motoren für Straſsenbahnwagen betrifft, so braucht
                              									letzterer in Steigungen und Curven, besonders aber beim Anfahren, das 2- bis 3 fache
                              									der Kraft, welche genügt, denselben in der Ebene fortzubewegen. Die
                              									Verkehrssicherheit in den Straſsen verlangt, daſs der Wagen sich mit sehr
                              									verschiedener Geschwindigkeit bewegen kann; der Wagenführer muſs schnell halten und
                              									ebenso schnell wieder anfahren können. Alle Versuche, Gasmotoren für diese Zwecke dienstbar zu machen, sind als miſslungen zu
                              									betrachten. Spiel in Halle a. S. läſst jetzt in der Halle'schen Maschinenfabrik einen Straſsenbahnwagen mit seinem Erdölmotor
                              									(vgl. * D. R. P. Kl. 46 Nr. 35794 vom 3. März 1885) versehen; doch dürfte es auch
                              									damit kaum gelingen, befriedigende Erfolge zu erzielen. Selbst wenn der Motor beim
                              									Halten des Wagens fortläuft, ist die veränderliche Geschwindigkeit kaum zu
                              									erreichen. Dampfmaschinen, Motoren mit Druckluft und die Honigmann'sche Locomotive (vgl. 1885 256 * 1),
                              									wie auch Locomotiven mit Gasbetrieb (vgl. Uebersicht 1884 254 * 445) konnten bis vor Kurzem für Straſsenbahnen nur in Betracht
                              									kommen. Eine Dampfmaschine oder ein Druckluftmotor (vgl. Mekarski u.a. 1883 247 * 107) wiegt jedoch 8
                              									bis 10t; es muſs also ⅔ ihrer Kraft zur
                              									Fortbewegung des Eigengewichtes aufgewendet werden und die Arbeit ist nicht
                              									geräuschlos. Der elektrische Straſsenbahnbetrieb mit
                                 										Accumulatoren erscheint hiernach allen diesen Betrieben weit überlegen.
                           Die im Nachstehenden aufgeführten Angaben über Reckenzaun's elektrischen Straſsenbahnwagen rühren meistens vom Erfinder
                              									selbst her und sind in LondonBei den zwei in London laufenden, elektrisch betriebenen Wagen von Rechenzaun wird durch Zahnrad und Schraube ohne
                                    											Ende eine Welle des Wagens angetrieben. Der Wagen für etwa 56 Personen
                                    											enthält 60 Accumulatoren, deren Ladung auf 4 stündige Fahrt berechnet ist.
                                    											Das Innere ist mit 4 Swanlampen erleuchtet: Maschinenführer und Wagenführer
                                    											sowie die Fahrgäste können elektrische Signale zum Halten bezieh. Anfahren
                                    											von allen Theilen des Wagens aus geben. Die Probefahrten mit diesem Wagen
                                    											fanden zunächst in der Fabrik der Storage
                                       												Company zu Millwall statt (vgl. 1885 256
                                    											94), später vom Tramway-Schuppen aus in Queens Road Battersea den
                                    											Victoria-Road entlang. Diese Strecke enthält starke Steigungen und Gefälle
                                    											sowie scharfe Curven und zahlreiche Weichen. Die Direction der Tramway- Company stellte Reckenzaun die schwierigsten Aufgaben, welche
                                    											er jedoch alle mit seinem Wagen zu allgemeiner Zufriedenheit mit
                                    											Leichtigkeit gelöst haben soll. Bei den Probefahrten stellte sich nur ein
                                    											einziger Uebelstand heraus, darin bestehend, daſs beim Einschalten einer
                                    											gröſseren Anzahl Accumulatoren die Leuchtkraft der Swanlampen bedeutend
                                    											abnahm; im Uebrigen erwies sich die Einrichtung so gut, daſs mittlerweile
                                    											ein regelmäſsiger Betrieb eingerichtet worden ist., BrüsselDie Compagnie Belge et Hollandaise d'Electricité
                                    											wendet einen Elektromotoran, welcher mit
                                    											Riemen oder Darmsaiten ein Triebwerk in Umdrehung setzt, von dem durch eine
                                    											Kette eine Welle des Wagens bewegt wird. Ein Wagen dieser Art fährt in
                                    											Brüssel in der „Rue de la loi“ Steigungen von 1 : 25 mit etwa 5km Geschwindigkeit in der Stunde hinauf,
                                    											während derselbe in der Ebene 12km mit
                                    											Leichtigkeit zurücklegt. Den Strom liefern 48 Doppelzellen. und
                              									Berlin gewonnen; einige Mittheilungen sind auch verschiedenen Vorträgen aus englischen und
                              									amerikanischen Zeitschriften entnommen oder sind Angaben der Storage Company, sowie von L. Epstein. Die
                              									Literatur des Auslandes über elektrisch betriebene Fahrzeuge ist schon ziemlich
                              									groſs, während man in Deutschland bisher dem Gegenstande weniger Beachtung
                              									schenkt.
                           Um zu erfahren, welche Kraft zwei Pferde ausüben, welche einen Straſsenbahnwagen von
                              										4t,5 Gewicht einschlieſslich Personen
                              									fortbewegen hat Reckenzaun genaue Versuche angestellt,
                              									deren Ergebniſs in der Electrical Review, 1885 Bd. 17
                              									S. 2 mitgetheilt sind. Die Zugkraft für 1t Last
                              									beträgt 13k,6:
                           
                              
                                 Geschwindigkeitstündl.
                                 Steigung
                                 AusgeübtePferdestärke
                                 
                              
                                 km
                                 Meilen
                                 
                              
                                  11,2
                                 7
                                 eben
                                   2,52
                                 
                              
                                    9,6
                                 6
                                 eben
                                   2,16
                                 
                              
                                    9,6
                                 6
                                 1 : 75
                                   4,32
                                 
                              
                                 8
                                 5
                                 1 : 37
                                 5,4
                                 
                              
                                    6,4
                                 4
                                 1 : 37
                                   4,32
                                 
                              
                                    4,8
                                 3
                                 1 : 25
                                   4,32
                                 
                              
                                    6,4
                                 4
                                 1 : 25
                                   5,76
                                 
                              
                                 8
                                 5
                                 1 : 25
                                 7,2
                                 
                              
                                    4,8
                                 3
                                 1 : 18
                                 5,4
                                 
                              
                           Die in Curven erforderliche Zugkraft lieſs sich nicht mit der gleichen Genauigkeit
                              									ermitteln, da sie vom Radius der Curve, dem Spielraume der Wagenachsen in den
                              									Zapfenlagern und der Höhe der Radflanschen abhängig ist. Gerade die für den
                              									elektrischen Wagen ausgesuchte Strecke vom Ausstellungsparke zum Brandenburger Thor
                              									in Berlin ist für die Probefahrten möglichst ungünstig. Gleich bei der Ladestelle
                              									ist eine Curve von etwa 11m Radius, welche
                              									sogleich in eine Steigung und Gegencurve führt; es folgt dann ein bedeutendes
                              									Gefälle von über 200m Länge, sowie zahlreiche
                              									Weichen und andere Curven von 15 bis 30m Radius.
                              									Die nur etwa 1km,5 lange Strecke enthält jedoch 8
                              									Haltestellen, so daſs man ungünstigere Verhältnisse innerhalb der Stadt Berlin kaum
                              									wird finden können. Weitere Versuche haben ergeben, daſs für das Anfahren 4mal so
                              									viel Kraft nöthig ist, als der Wagen braucht, wenn er in Bewegung ist. Hieraus
                              									erhellt die groſse Leistung der Pferde bei Pferdebahnen und die kurze
                              									Verwendungsdauer der Pferde für den Betrieb solcher Bahnen.
                           Der Wagen, welcher in Berlin im Betriebe war und dessen
                              									Einrichtung in Fig.
                                 										1 und 2 Taf. 21 veranschaulicht ist, hat folgendes Gewicht: Wagen
                              									einschlieſslich Motoren, Triebwerk, Accumulatoren sowie 8 Räder mit zwei Achsen
                              									u.s.w. = 3t,75, 32 Fahrgäste, Führer und Schaffner
                              										2t,25, zusammen 6t. Rechnet man für 1t 12k Zugkraft bei 12km Fahrt in der Stunde, so hat man für die Secunde etwa 3 Pferdestärken;
                              									nimmt man hierzu noch 2 Pferd für Reibungsverluste an, so sind zur Fortbewegung
                              									eines voll belasteten elektrischen Straſsenbahnwagens in der Ebene mindestens 5
                              									Pferd erforderlich.
                           Die Ausrüstung des Wagens besteht aus der Batterie, den Elektromotoren, der Steuerung
                              									und dem Triebwerke, Einrichtung zur Veränderung der Geschwindigkeit, sowie den
                              									Bremsen.
                           Die Batterie besteht aus 60 Zellen von der zuvor schon
                              									angegebenen Gröſse und Beschaffenheit. Unter den Sitzen des Wagens sind kleine
                              									Rollen angebracht, auf welchen sich entsprechende Bretter befinden, um die Zellen
                              									vom Ende des Wagens aus hinaus- oder hineinzuschieben. Unter jeder Sitzreihe
                              									befinden sich je 30 Zellen in zwei Reihen zu 15 Stück. Alle Zellen sind hinter
                              									einander geschaltet und haben somit 120 bis 110 Volt Klemmenspannung. Das
                              									Auswechseln der entladenen Zellen gegen neu geladene geschieht alle 2 bis 4 Stunden
                              									je nach Länge der Fahrzeit in etwa 3 Minuten und dauert nicht länger als das
                              									Auswechseln von einem Paar Pferden.
                           Die Elektromotoren sind nach dem Reckenzaun'schen Patente (vgl. * D. R. P. Nr. 28083 vom 1. December 1883.
                              									Englisches Patent Nr. 5031 vom 23. Oktober 1883) erbaut; sie wiegen 190k,5 und können 4 bis 9 Pferd leisten. Bei 120 Volt
                              									gibt ein solcher Motor an der Welle 75 Procent der demselben zugeführten
                              									elektrischen Energie wieder. Bei gewöhnlicher Geschwindigkeit der Elektromotorachse
                              									von 1000 Umdrehungen in der Minute macht der Wagen 11km,2 in der Stunde; man kann jedoch auch die Geschwindigkeit bis auf 16km in der Stunde steigern.
                           Nach den umfassenden Versuchen Reckenzaun's über die
                              									Leistung seiner Motoren hat sich ergeben, daſs ein Motor von 56k,2 bei 1600 Umdrehungen mit 110 Volt und 19,24
                              									Ampère ungefähr 1,5 Pferd leistete; dieselbe Leistung findet statt mit 1950
                              									Umdrehungen bei 122 Volt und 16 Ampère, desgleichen bei 2078 Umdrehungen mit 133
                              									Volt und 16 Ampère. Zu beachten sind, wenn auch für die Praxis ohne besonderen
                              									Werth, die Zahlen, welche die Wirkung des Motors bei gleichbleibendem Gewichte auf
                              									der Bremse mit gleichbleibender Stromstärke bei verschiedener Spannung ausdrücken.
                              									Ausführlicher sind die Ergebnisse dieser Versuche in Tabellenform in der Elektrotechnischen Zeitschrift, 1886 S. 10 und in der
                              										Zeitschrift für Elektrotechnik, 1886 S. 114
                              									mitgetheilt.
                           Der Anker des Elektromotors bildet eine hohle Trommel A
                              										(Fig. 3
                              									Taf. 21) von vieleckigem Querschnitte, deren Eisenkern aus eigenthümlich geformten
                              									Kettenstäben F (vgl. Fig. 4) mit vorspringenden
                              									Nasen gebildet wird und so zusammengefügt ist, daſs zahlreiche Luftkanäle vorhanden
                              									sind. Jede Vieleckseite ist mit Draht bewickelt, so daſs die Anzahl der Drahtspulen
                              									der Anzahl der Vieleckseiten entspricht. Die Schaltung und Wickelung der Drähte ist ähnlich dem Gramme'schen Ringe. Der so gebaute Drahtkörper ist von
                              									flachen Eisenstäben umgeben, welche nach Art eines Parallelepipedes gebogen sind.
                              									Die Elektromagnete sind ähnlich wie bei dem alten Siemens'schen Modelle (vgl. 1880 236 * 386)
                              									gebaut.
                           Die Steuerung, womit man den Wagen in beiden Richtungen
                              									bewegen kann, besteht, wie bei allen elektrischen Wagen, in zwei Paar Bürsten am
                              									Stromsammler der Motoren, welche nach der Fahrtrichtung wechselnd zum Contacte
                              									gebracht werden. Zur Umsteuerung dient ein Hebel, ähnlich wie bei den
                              									Dampflocomotiven. Die Ausbildung dieses Mechanismus verursachte jedoch hier
                              									besondere Schwierigkeiten, weil der Oberbau des Wagens auf Lenkschemeln ruht. Wollte
                              									man gewöhnliche Straſsenbahnwagen mit nur zwei Achsen durch Motoren treiben, so
                              									würden die Räder in Curven leicht entgleisen, weil keine Pferde vorhanden sind,
                              									welche den Wagen ein wenig nach der Innenseite der Curve hinüberziehen können.
                              									Deshalb nahm man 4 Achsen, welche gleichsam zwei getrennte Fuhrwerke bilden. Jedes
                              									System von 2 Achsen enthält, wie aus Fig. 1 und 2 zu ersehen, einen Motor
                              									und ist um einen Bolzen drehbar, so daſs der Wagen Curven bis zu 10m Halbmesser durchlaufen kann.
                           Das Triebwerk zur Uebertragung der Kraft von der Welle der Motoren auf die
                              									Wagenachsen besteht in einer Schraube an der Welle des Motors, welche in ein
                              									entsprechendes Zahnrad auf der Wagenachse eingreift.Nothomb in Brüssel u.a. behaupteten, eine solche
                                    											Uebertragung der Kraft wäre zu verwerfen, weil eine Schraube an 50 Proc.
                                    											Kraftverlust mit sich bringen müſste und weil im Gefälle, sobald der Wagen
                                    											ohne Antrieb laufen solle, das Zahnrad die Schraube nicht drehen könne.
                                    											Beide Bedenken sind nicht zutreffend; von Rechenzaun ist angeblich die Aufgabe in befriedigender Weise
                                    											gelöst worden. Praktische Versuche haben ergeben, daſs, wenn man den Wagen
                                    											aufhebt, so daſs die Räder frei laufen, ohne die Schienen zu berühren, und
                                    											am Motor sowohl, als auch an der Wagenachse durch je eine Bremse die Kraft
                                    											gemessen wird, ein Kraftverlust von nur 15 Proc. stattfindet; daſs ferner
                                    											der Wagen im Gefälle frei ohne Antrieb läuft, daſs die Zahnräder also die
                                    											Motoren drehen, war schon bei den Probefahrten, welche die Berliner Behörden
                                    											für das öffentliche Fuhrwesen unternahmen, zu beobachten. Um dies zu
                                    											ermöglichen, war nicht allein die Steigung der Schraubengänge ganz besonders
                                    											zu wählen, sondern auch für eine vorzügliche Schmierung zu
                                    										sorgen.
                           Die Veränderung der Geschwindigkeit geschieht nicht wie
                              									bei dem Brüsseler Wagen durch Veränderung der Stromspannung bezieh. der Zellenzahl,
                              									sondern durch Wechsel der Verbindung der Batterie mit den beiden Motoren. Die
                              									Zellenzahl der Batterie und somit die Kraft zu verändern, wäre zwar ein nahe
                              									liegendes Mittel, welches jedoch auf die Lebensdauer der positiven Platten höchst
                              									verderblich einwirken müſste. Die Zellen würden nämlich bei ungleicher Beanspruchung
                              									ungleich entladen werden. Nun ist es bekannt, daſs eine Zelle nicht mehr
                              									elektrischen Strom aufnimmt, als der Plattengröſse und dem Elektrodenmateriale entspricht. Sobald also
                              									ungleich entladene Zellen von Neuem geladen werden, sind die weniger entladenen
                              									einer frühzeitigen Zerstörung durch Zersetzung und starke Sulfatbildung ausgesetzt.
                              									Es können nun alle Zellen mit einem Motor, alle Zellen mit zwei Motoren hinter
                              									einander geschaltet, oder die ganze Batterie auf zwei Motoren parallel geschaltet
                              									werden. Diese drei Schaltungen genügen, um den Wagen dem Schritt, Trab und scharfen
                              									Trab der Pferde entsprechend fortzutreiben. Der Umschalter ist in seiner jetzigen
                              									Gestalt einfach und praktisch; seine Construction hat jedoch nächst der Steuerung
                              									beinahe die gröſsten Schwierigkeiten gemacht; der schon 1882 gebaute erste Wagen
                              									lieſs sich durchaus nicht nach Bedarf bewegen.
                           Die Bremsen des Wagens sind theils mechanische, ähnlich
                              									wie bei den Pferdebahnwagen, theils elektrische. Sobald
                              									nämlich der Strom zu den Motoren am Umschalter abgestellt wird, tritt selbstthätig
                              									die elektrische Bremse in Thätigkeit. Die Motoren sowohl, als auch die Bremsklötze
                              									zwischen den Räderpaaren sind hierzu benutzt worden. Sobald der Wagen ohne
                              									elektrische Kraft, nur von seinem Momente getrieben, läuft, werden die Motoren von
                              									den Wagenachsen gedreht und laufen dann als Dynamomaschinen, erzeugen also
                              									ihrerseits Strom, welcher entweder zur Magnetisirung der Bremsklötze, also zur
                              									Vergröſserung der Reibung, oder zu elektrodynamischer Hemmung der sich drehenden
                              									Anker dienen kann.
                           Was die Kosten der Triebkraft anlangt, so wird a. a. O.
                              									ausgerechnet, daſs – für Londoner Verhältnisse – die zur Ladung der Accumulatoren
                              									nöthige Feuerung des Kessels für den Betrieb der Dampfmaschinen für den Wagen und
                              									das Kilometer nicht ganz 5,1 Pf. kostet.
                           Ein sehr sparsamer Dampfstraſsenbahnwagen braucht 2k,2 bis 3k,3
                              									Kohlen für 1km, also ungefähr ebenso viel wie der
                              									elektrische Wagen. Dieser hohe Kohlenverbrauch erklärt sich daraus, daſs die
                              									Dampflocomotive etwa 4mal so viel wiegt als der elektrische Wagen und daſs die
                              									Maschine derselben nicht so sparsam arbeiten kann als eine feststehende
                              									Dampfmaschine.
                           Ein Pferd macht gewöhnlich in 1 Tag 26460m oder 150m in
                              									der Minute; es ist also im Tage etwa 3 Stunden in Bewegung. Zu dieser Zeit kommt
                              									noch ⅓ bis ¼ für die Haltestellen, das Pferd ist daher etwa 4 Stunden an einem Tage
                              									im Strange. Der längste Betrieb findet von 5 Uhr Morgens bis 1 Uhr Nachts, d. s. 20
                              									Stunden lang statt.
                           Legt man diese Zahlen zu Grunde, so berechnen sich für Berliner
                              									Verhältnisse die Kosten bei 60 Wagen, wie folgt:
                           Anlagekosten für
                                 									Pferdebetrieb.
                           5 Paar Pferde einschlieſslich 10 Proc. Ersatz gibt für 60
                              									Wagen 660 Pferde.
                           
                              
                                 Anschaffungskosten (1 Pferd zu 864
                                    											M.)
                                 570240 M.
                                 
                              
                                 Geschirre, Decken u.s.w.
                                   55000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 625240 M.
                                 
                              
                           Anlagekosten für elektrischen
                                 										Betrieb.
                           
                              
                                 Dampfmaschinen von 750e einschl. Ergänzung
                                 150000 M.
                                 
                              
                                 Kessel
                                   80000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Uebertrag
                                 230000 M.
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Uebertrag
                                 230000 M.
                                 
                              
                                 8 Dynamomaschinen (2 davon in Vorrath),
                                    											jede zu    400 Ampère und 150 Volt
                                   56000
                                 
                              
                                 140 Batterien zu je 1800 M.
                                 252000
                                 
                              
                                 Kabel u.s.w.
                                   22000
                                 
                              
                                 Elektromotoren für die Wagen u.s.w.
                                 120000
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 680000 M.
                                 
                              
                           Betriebskosten mit Pferden.
                           
                              
                                 Abnutzung für 1 Tag und 1 Pferd
                                  0,4840 M.
                                 
                              
                                 Futter für 1 Tag und 1 Pferd
                                  1,5720
                                 
                              
                                 Hufbeschlag und Pflege für 1 Tag und 1
                                    											Pferd
                                  0,1613
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                  2,2173 M.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 also für 660 Pferde in 365 Tagen
                                 534140 M.
                                 
                              
                                 Geschirrerneuerung und
                                    											Instandhaltung
                                   14454
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 548594 M.
                                 
                              
                           Kosten des elektrischen
                                 										Betriebes.
                           Bei 24 Stunden Ladung sind 18000 Pferdestärke-Stunden oder für 1
                              									Jahr 6570000 Pferdestärke-Stunden nöthig.
                           
                              
                                 Kohle für Pferd und Stunde 2k,5 = 2 Pf., ergibt jähr-    liche
                                    											Feuerung
                                 131400 M.
                                 
                              
                                 Abschreibung und Erneuerung der
                                    											Accumulatoren    bezieh. der positiven Platten 20 Proc.
                                   50400
                                 
                              
                                 Abschreibung auf Elektromotoren 20
                                    											Proc.
                                   24000
                                 
                              
                                 Abschreibung auf Dampfmaschinen, Kessel
                                    											und Dy-    namomaschinen 10 Proc.
                                   28600
                                 
                              
                                 Ausbesserungen, Schmiere, Säure, Löhne und
                                    											Gehälter
                                   23600
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 258000 M.
                                 
                              
                           Der Unterschied zu Gunsten des elektrischen Betriebes beträgt
                              									mithin unter vorstehenden Annahmen 290594 M. für 1 Jahr. Rechnet man hierzu noch die
                              									Ersparniſs an Pflasterkosten, an Vorspannpferden in Steigungen nebst den nöthigen
                              									Vorspannkutschern, so erscheint es – nach Reckenzaun –
                              									wohl sehr lohnend, ernstlich der Beseitigung des Pferdebetriebes näher zu
                              									treten.
                           Die vorstehenden Angaben werden ergänzt durch die im Iron, 1886 Bd. 27 S. 317 mitgetheilten Ergebnisse von Versuchen, welche in
                              									der Woche vom 1. bis 6. März 1886 in den Trafalgar
                                 										Collieries zu Drybrook, Gloucestershire, mit einem in diesen Kohlengruben
                              									zur Bewegung der Hunde z. Th. auf starken Steigungen benutzten Reckenzaun'schen Elektromotor angestellt worden sind.
                              									Dieser Motor hat 4 Pferd nominell; der Widerstand des Ankers und der Elektromagnete
                              									ist von Rechenzaun zu 0,2 und 0,16 Ohm angegeben; das
                              									Gewicht beträgt 182k,5. Die Elektricität lieferte
                              									eine Anzahl Accumulatoren der Electric Power Storage
                                 										Company, die Leistung wurde mittels Prony'schen Zaumes gemessen, die elektromotorische Kraft und die Stromstärke
                              									mit Instrumenten von Ayrton und Perry mit unmittelbarer
                              									Ablesung. Die Zahlen der folgenden Tabelle können als gute Mittelwerthe gelten, da
                              									jeder Versuch mindestens 4 mal wiederholt wurde. Dieser Motor zeigte eine
                              									bemerkenswerthe Gleichmäſsigkeit der Leistung innerhalb der Grenzen von 5,05 bis
                              									12,49 Pferd; derselbe hat nur zwei Bürsten, welche so gestellt sind, daſs durch
                              									bloſse Aenderung der Stromrichtung die Umlaufsrichtung
                           
                           Versuche mit Reckenzaun's Motor am
                              									5. März 1886.
                           
                              
                                 Nr.des Versuches
                                 Umdrehungenin derMinute
                                 Elektrische Messungen
                                 Prony's Zaum
                                 ElektrischeEnergie
                                 MechanischeArbeitgemessen
                                 ElektrischeNutzleistung
                                 BeobachteteTemperatur
                                 
                              
                                 Volt
                                 Strom-stärke inAmpère
                                 Hebellänge
                                 Gewichtauf derSchale
                                 
                              
                                 ab-gelesen
                                 be-richtigt
                                 
                              
                                   1
                                 1020
                                 104,00
                                 105,00
                                 35,50
                                 m0,800
                                 k3,18
                                 Pferd  5,05
                                 Pferd3,62
                                 71,65
                                 15,6
                                 
                              
                                   2
                                 1030
                                 106,50
                                 107,00
                                 40,00
                                 „
                                 3,63
                                   5,81
                                 4,08
                                 70,50
                                 14,4
                                 
                              
                                   3
                                   982
                                 103,75
                                 104,75
                                 39,50
                                 „
                                 3,63
                                   5,63
                                 3,98
                                 70,8
                                 15,6
                                 
                              
                                   4
                                   860
                                   94,75
                                   95,50
                                 43,25
                                 „
                                 4,08
                                   5,61
                                 3,92
                                 70,0
                                 15,0
                                 
                              
                                   5
                                   970
                                 105,50
                                 106,50
                                 43,00
                                 „
                                 4,08
                                   6,23
                                 4,44
                                 71,4
                                 15,6
                                 
                              
                                   6
                                   900
                                 101,00
                                 101,78
                                 46,75
                                 „
                                 4,54
                                   6,47
                                 4,56
                                 70,5
                                 15,0
                                 
                              
                                   7
                                 1022
                                 112,50
                                 113,60
                                 47,00
                                 „
                                 4,54
                                   7,25
                                 5,18
                                 71,4
                                 16,1
                                 
                              
                                   8
                                 1048
                                 114,00
                                 114,88
                                 47,75
                                 „
                                 4,54
                                   7,45
                                 5,31
                                 71,3
                                 15,0
                                 
                              
                                   9
                                 1047
                                 120,50
                                 121,88
                                 53,00
                                 „
                                 5,45
                                   8,78
                                 6,37
                                 72,5
                                 15,3
                                 
                              
                                 10
                                 1070
                                 121,25
                                 122,64
                                 54,00
                                 „
                                 5,45
                                   8,99
                                 6,51
                                 72,3
                                 15,3
                                 
                              
                                 11
                                   950
                                 113,00
                                 113,87
                                 62,00
                                 „
                                 6,35
                                   9,59
                                 6,74
                                 70,3
                                 15,0
                                 
                              
                                 12
                                 1040
                                 127,00
                                 127,70
                                 72,00
                                 „
                                 7,72
                                 12,49
                                 8,97
                                 71,8
                                 14,4
                                 
                              
                           des Ankers umgekehrt werden kann. Ein ungebührliches
                              									Funkensprühen war nicht zu bemerken.
                           Im Anschlusse hieran sind nachstehend nach dem Scientific
                                 										American, 1885 Bd. 53 * S. 319 einige weitere Mittheilungen über die elektrisch betriebenen Hochbahnen in New-York und in
                              									Baltimore (vgl. 1885 258 238) wiedergegeben.
                           Die in Fig. 5
                              									und 6 Taf. 21
                              									dargestellte elektrische Locomotive „Ben Franklin“ hat Triebräder von 1m,219, Hinterräder von 0m,914 Durchmesser; die Gesammtlänge beträgt 4m,419, der Radstand 1m,676; der Durchmesser des Ankers der Dynamomaschine miſst 0m,635 und wiegt mit der Welle 385k. Das Gesammtgewicht des Motors beläuft sich auf
                              										8t,75. Die Umlaufszahl und die
                              									Umfangsgeschwindigkeit des Ankers sind 5,5- bezieh. 2,8 mal so groſs als die der
                              									Triebräder. Der die Geschwindigkeit regulirende Umschalter besteht aus einer
                              									verschiebbaren Platte, auf deren Oberfläche Metallcontacte so angeordnet sind, daſs
                              									mittels einer Anzahl von Contactfedern der innere Widerstand der Maschine geändert
                              									werden kann, also eine Regelung der Geschwindigkeit ohne Anwendung irgend eines
                              									nutzlosen Widerstandes möglich ist und die höchste Nutzleistung bei groſser und
                              									kleiner Belastung erzielt wird. Die elektrischen Bremsen sind von dem zuerst im J.
                              									1883 bei dem McGregor'schen Motor angewendeten
                              									Pendel-Typus; sie wirken durch Aenderung des inneren Widerstandes. Die mechanischen
                              									Bremsen bilden ein Hebelsystem, das mittels einer Schraubenspindel durch eine Mutter
                              									mit Handgriff bewegt wird. Das Phosphorbronzerädchen, welches dem Motor auf der
                              									Locomotive den Strom von der Mittelschiene zuführt, läſst sich mit seinem Rahmen
                              									mittels eines Hebels leicht heben und senken, wie aus dem Aufrisse Fig. 5 leicht zu erkennen
                              									ist. Die Dynamomaschine ist an dem einen Ende in zwei federnden Lagern gelagert, an dem anderen Ende an
                              									einer aufrecht stehenden Schraubenspindel befestigt, damit die Gröſse der Reibung in
                              									den an beiden Enden der Ankerachse angebrachten Reibungsscheiben nach Bedarf
                              									geändert werden kann und beim Heben der Maschine die Auswechselung des Ankers leicht
                              									ausführbar wird. Um Beschädigungen von den die Bewegung übertragenden und sonstigen
                              									Theilen der Dynamomaschine durch Stöſse fern zu halten, wird die ganze Maschine in
                              									einem stets nahezu gleich federnden Zustande erhalten – anstatt gewöhnlicher
                              									Stahlfedern – durch unter den Lagern angebrachte abwechselnde Lagen von Eisen- und
                              									Kautschukscheiben, wodurch die Locomotive befähigt wird, ohne zu beträchtliche
                              									Erschütterungen und daher ohne merkliche Unordnung und Beschädigung der Theile auf
                              									sehr rauhen Wegen zu laufen. Im Führerstande ist ein Voltmeter angebracht, welches
                              									dem Führer die Potentialdifferenz auf der Bahn anzeigt.
                           Die Schienen sind die gewöhnlichen Stahlschienen, isolirt auf Daft's Isolatoren, welche aus einer Guſseisenglocke bestehen, auf deren
                              									Scheitel die Grundfläche der Schiene leicht mittels zweier Kopfschrauben und
                              									Unterlagscheiben befestigt werden kann. Die derzeit bei den Hochbahnen benutzten
                              									Ständer bestehen einfach aus getrocknetem, mit Asphalt getränktem hartem Holze,
                              									welches eine ausreichende Isolation gibt, da sich der Stromverlust auf 6km,5 Strecke als unbeträchtlich herausgestellt
                              									hat. Die Verbindungen werden hergestellt, indem man Löcher in den Steg der Schienen
                              									bohrt und Kupferstreifen aufnietet; dies hat sich in New-York und in Baltimore als
                              									vollständig genügend herausgestellt. In den Weichen läſst man die Mittelschiene weg,
                              									weil die Bahn auch von Dampflocomotiven befahren wird; der Zug durchfährt dabei die
                              									Weichen bloſs durch seine Beharrung. Die höchste Steigung beträgt in New-York nahezu
                              										20m auf 1km
                              									und wird leicht überwunden, selbst bei Geschwindigkeiten von 32km in der Stunde.
                           Die den Strom liefernden Dynamomaschinen sind, in etwa 280m Entfernung vom Geleise, nahe an dem einen Ende
                              									der Bahn aufgestellt worden, damit man die Verminderung der Potentialdifferenz durch
                              									den Einfluſs der Entfernung beobachten konnte; ein Energieverlust ist bei dieser
                              										3km,2 langen Bahn kaum zu erkennen. Auſser den
                              									3 Daft'schen Dynamomaschinen Nr. 5 ist noch eine
                              									Bogenlicht-Dynamomaschine von Daft zur Erleuchtung der
                              									Haltestelle und des Kesselhauses vorhanden. Die Maschinen lassen sich in einem
                              									Umschalter parallel und hinter einander schalten. Wenn auf der Strecke ein kurzer
                              									Schluſs eintritt, so gelangt ein selbstthätiger Ausschalter in Wirksamkeit,
                              									unterbricht die Leitung und benachrichtigt den Wärter durch ein Lärmsignal.
                           Die Bahn in Baltimore hat eine Krümmung von nahezu 23m auf einer Steigung von 107m. Die
                              									Versuche in Baltimore waren so befriedigend, daſs noch 2 Motoren bestellt worden
                              									sind.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
