| Titel: | Kupferschmelzprozesse, erläutert durch die Besprechung der Zugutemachungsmethode von Mitterberger Kupfererzen; von C. A. Hering. | 
| Autor: | C. A. Hering | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 319 | 
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                        Kupferschmelzprozesse, erläutert durch die
                           								Besprechung der Zugutemachungsmethode von Mitterberger Kupfererzen; von C. A. Hering.
                        Hering, über Kupferschmelzprozesse.
                        
                     
                        
                           Der Preisrückgang des Kupfers in den letzten Jahren ist theils begründet in dem
                              									Steigen der Production in Nordamerika und Spanien, theils aber auch in den
                              									Währungsverhältnissen. Es erhalten z.B. die Chilenen heute etwa 40 Pfund Sterling
                              									für 1t Kupfer (Chilibars), welcher Preis zum Kurse
                              									von 23½ Pence ihnen denselben Werth in Papier einbringt als etwa im J. 1883, wo sie
                              									die Barren für 65½ Pfund Sterling verkauften und zum Kurse von 37 Pence rechneten.
                              									Den Ausfall durch die gesunkenen Preise decken groſse und kapitalskräftige Werke zum
                              									Theile durch gesteigerte Erzeugung und es bringen Rio Tinto, wie die amerikanischen
                              									Gruben Calumet, Hecla, Quincy u.s.w. auch jetzt noch schöne Dividenden.
                           Die günstigen auswärtigen Verhältnisse in der Kupfererzeugung fehlen in Deutschland
                              									und in Oesterreich und ganz besonders ist Deutschland ungemein benachtheiligt, da
                              									die Kupferbergwerke keineswegs günstige natürliche Verhältnisse haben, sondern den
                              									höchsten Grad eines technisch vollkommenen Betriebes erfordern, um überhaupt
                              									lebensfähig zu sein. Heutigen Tages bei einem Preise von etwa 90 M. für 100k Kupfer dürften nur sehr wenige Kupferwerke, die
                              									auf eigenen Bergbau begründet sind, selbst bei einem technisch vollkommenen Betriebe noch
                              									gewinnbringend sein.
                           Die österreichischen Werke haben gegenüber den deutschen Werken den Vortheil, daſs
                              									das Kupfer im Werthe mit dem Agio steigt, da das Kupfer wegen der auſserordentlich
                              									hohen Einfuhr in Gold bezahlt wird – ein Vortheil, der jedoch sehr schwankend, also
                              									unzuverlässig ist. Eines der bedeutendsten und aussichtsvollsten Kupferwerke in
                              									Oesterreich ist das der Mitterberger Gewerkschaft.
                              									Dasselbe liegt in den Salzburger Alpen in der Nähe von Bischofshofen. Der Bergbau
                              									beruht auf einem sehr mächtigen Gange, welcher Kupferkies, Schwefelkies, Eisenspath
                              									und Quarz führt. Die Aufbereitung ist zwar leider sehr zersplittert in einzelne
                              									terrassenartig unter einander liegende und meist von einander entfernt liegende
                              									Gebäude, aber sonst systematisch gut durchgeführt. Die groſse Menge von Eisenspath
                              									erschwert die Anreicherung des Kupfergehaltes ungemein und führt zu sehr starken
                              									Kupferverlusten, welche wesentlich zu verringern noch eine zu lösende Aufgabe
                              									ist.
                           Die Verhüttung der Mitterberger Kupfererze wurde früher auf der gewerkschaftlichen
                              									Hütte in Mühlbach vorgenommen. Diese Hütte liegt etwa 10km von der Eisenbahnstation Bischofshofen im Salzburgischen entfernt und
                              									etwa 300m höher als Bischofshofen. Der von der
                              									Gewerkschaft erbaute Weg von Bischofshofen zur Hütte ist an und für sich sehr gut,
                              									aber beständig ansteigend; daher ist auch die Fracht nach Mühlbach sehr theuer und
                              									zwar um so mehr, weil man es für unmöglich hält, mehr als einmal täglich befrachtet
                              									diesen Weg zu machen.
                           Als nun verschiedene Verhältnisse, zumal das massige bedeutend aufgeschlossene
                              									Erzvorkommen im Mitterberg, wovon man bis jetzt sozusagen noch das Ausgehende
                              									abbaut, zu einer Vermehrung der Kupfergewinnung aufforderten, kam die allerdings
                              									schon längst erörterte Frage der Erbauung einer neuen Hütte im Hauptthale in
                              									möglichster Nähe der Eisenbahn zu näherer Erwägung und es wurde mir seitens der
                              									gewerkschaftlichen Direktion der Auftrag ertheilt, einen Entwurf für eine neue Hütte
                              									auszuarbeiten, welchen denn auch am 19. Juni 1882 der Gewerketag genehmigte.
                           Bezüglich der anzuwendenden Verhüttungsmethode war man allseitig der Ansicht, die
                              									veraltete und ungünstig arbeitende Mühlbacher Krummofenarbeit für die Concentration
                              									des Rohsteins und für das Schwarzmachen ganz aufzugeben und durch andere bessere
                              									Methoden zu ersetzen, sowie bei dem Rohschmelzen und Raffiniren die besten
                              									Neuerungen anzuwenden. Es sollte nicht nur allein erstrebt werden, billiger zu
                              									arbeiten, sondern auch ein reineres und höherwerthiges Kupfer zu erzeugen. Das
                              									seither in Mühlbach dargestellte Raffinad hat für Verarbeitung zu den feinsten
                              									Blechen, besonders Kesseln, Drähten u. dgl., die vorzüglichsten Eigenschaften und
                              									besitzt groſse Feuerbeständigkeit, wie kaum ein anderes Kupfer; aber es soll sich
                              									nicht eignen für feine Legirungen und ist auch für elektrotechnische Zwecke, wenn eine hohe
                              									Leitungsfähigkeit erfordert wird, nicht gut verwendbar.
                           Der Ort, wo die neue Hütte errichtet werden sollte, war, wie es schien, in jeder
                              									Beziehung günstig; er ist isolirt und doch in der Nähe der Bahn. Eine sehr
                              									bedeutende Wasserkraft von mindestens 1000 Pferd steht zur Verfügung, so daſs sich
                              									hier sozusagen alles Wünschenswerthe vereinigte.
                           Meine ersten Ideen für eine Zugutemachungsmethode der Kupfererze gingen dahin, den
                              									durch Rohschmelzen der Erze erzielten Rohstein entweder elektrolytisch zu
                              									verarbeiten, oder denselben durch Bessemerprozeſs auf Rohkupfer zu verblasen und
                              									dieses elektrolytisch zu raffiniren. Die leitenden Organe der Gewerkschaft hielten
                              									jedoch diese neueren Prozesse für noch zu jung, obwohl ich besonders für das
                              									Bessemern einen Versuch mit befriedigendem Erfolge auf der Mühlbacher Hütte
                              									durchgeführt hatte.Vgl. C. A. Hering: Bessemern und Elektrolyse für
                                       												Kupfer, Nickel und Bleisteine. (Freiberg i. S.
                                    									1886.)
                           Ich empfahl nun folgende Methode: 1) Verschmelzen der zum kleineren Theile gerösteten
                              									Erze unter Zuschlag der an Kupfer reichen Concentrations- und Rohkupferschlacken im
                              									Rundschachtofen. 2) Rösten des granulirten Rohsteins im Flammenofen mittels
                              									abgehender Hitze von den Schmelzflammenöfen. 8) Concentriren des gerösteten
                              									Rohsteines im Gasflammofen. 4) Rösten des Concentrationssteines wie unter 2. 5)
                              									Verschmelzen des gerösteten Concentrationssteines auf Rohkupfer nach der Formel:
                              									2CuO + Cu2S = 4Cu + SO2. 6) Raffiniren des Rohkupfers im Gasflammofen. 7) Gekrätzarbeit
                              									(Nebenarbeit).
                           Dagegen war in Mühlbach bisher folgende Verhüttungsmethode in Anwendung: 1)
                              									Verschmelzen der rohen Erze im Rundschachtofen. 2) Rösten des Rohsteins in groſsen
                              									freien Haufen. 3) Concentriren im Krummofen. 4) Rösten des Concentrationssteins im
                              									Flammofen. 5) Schwarzkupfern im Krummofen. 6) Raffiniren im Gasflammofen. 7)
                              									Gekrätzarbeit.
                           Bevor ich nun diese beiden Schmelzmethoden gegen einander abwäge, diene zum besseren
                              									Verständnisse noch Folgendes: Die durchschnittliche Zusammensetzung aller von der
                              									Aufbereitung zur Hütte gelieferten Erzsorten ist jetzt:
                           
                              
                                 12,5
                                 Proc.
                                 Kupfer
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 33,0
                                 „
                                 Eisen
                                 
                                 37,0
                                 Proc.
                                 Kupferkies
                                 
                              
                                 18,5
                                 „
                                 Schwefel
                                 
                                 9,5
                                 „
                                 Schwefelkies
                                 
                              
                                 0,3
                                 „
                                 Nickel
                                 d. i.
                                 36,0
                                 „
                                 Spatheisenstein
                                 
                              
                                 0,4
                                 „
                                 Arsen
                                 ungefähr
                                 1,0
                                 „
                                 Nickelglanz
                                 
                              
                                 12,0
                                 „
                                 Kieselsäure
                                 
                                 12,0
                                 „
                                 Quarz.
                                 
                              
                                 1,0
                                 „
                                 Kalk
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Das in Mühlbach erzeugte Raffinad enthält an wesentlich schädlichen Bestandtheilen
                              									etwa 0,15 Proc. Arsen und 0,05 Proc. Antimon.
                           
                           Diese Menge genügt, besonders da noch etwa 0,4 Proc. Nickel vorhanden ist (welches
                              									zwar an sich weniger, aber im Zusammensein mit Arsen und Antimon schädlich wirkt),
                              									daſs das Kupfer für viele Verwendungen untauglich wird. Aus diesem Grunde strebte
                              									ich dahin, die Prozesse von vornherein so zu führen, daſs diese schädlichen Stoffe
                              									möglichst ganz entfernt würden.
                           Vergleichen wir nunmehr die beiden oben angeführten Verhüttungsmethoden, so finden
                              									wir Folgendes:
                           1) Das Erzschmelzen nach meinem Vorschlage liefert einen
                              									an Kupfer reicheren und in Folge theilweiser Röstung der Erze auch reineren
                              									Rohstein, welcher, da er auch in geringerer Menge fällt, billiger weiter zu
                              									verarbeiten ist. Da die feinen Schlammschliege geröstet und angebatzt dem
                              									Erzschmelzen zugetheilt werden sollen, so ist klar, daſs dadurch der Ofengang ein in
                              									jeder Beziehung vortheilhafterer sein muſs. Bei der Mühlbacher Erzschmelzung ergeben
                              									die groſsen Massen feiner Schliege sehr häufig Rohgang, Verstopfungen des Ofens,
                              									Hängenbleiben der Schmelzmasse, groſsen Brennstoffverbrauch und besonders lästig
                              									einen gewaltigen Flugstaubfall, der in Mühlbach einen groſsen Kupferverlust
                              									verursachte, da es dort an einer entsprechend groſsen Flugstaubkammer fehlte.
                           2) Das Rösten des Rohsteins erfolgt in Mühlbach in
                              									groſsen freien Haufen, welche 3 bis 4 Wochen lang brennen und einen bedeutenden
                              									Rückgang durch Röstsauen geben. Hierbei wird Arsen und Antimon fast gar nicht
                              									verflüchtigt, da es an der kalten Oberfläche sich niederschlägt. Uebrigens erfordert
                              									diese Röstung wegen der groſsen Vorräthe an Kupferstein ein bedeutendes
                              									Betriebskapital. Nach meinem Vorschlage werden die Rohsteingranalien dagegen in
                              									einem Flamm-Röstofen behandelt, welcher durch die abgehende Hitze der
                              									Schmelzflammöfen geheizt wird. Die Röstung geht, je nachdem man die Anlage macht,
                              									rasch von statten; man hat den Grad der Röstung vollständig in der Gewalt und kann
                              									die noch glühende Röstmasse unmittelbar in den Schmelzofen bringen, so daſs auch
                              									hierdurch eine Ersparniſs an Brennstoff stattfindet. Daſs diese Arbeit auf die
                              									Entfernung von Arsen und Antimon günstig wirkt, ist bekannt.
                           3) Die Concentration des gerösteten Rohsteins, welcher
                              									nach meinem Verfahren etwa 30 Proc. Kupfer enthält, sollte nunmehr in einem
                              									Gasflammofen auf Concentrationsstein von etwa 70 Proc. und darüber verschmolzen
                              									werden. Da nun beim Einschmelzen im Flammofen, wie überhaupt während der ganzen
                              									Schmelzzeit im Flammofen, eine oxydirende Wirkung auf die Schmelzmasse ausgeübt
                              									wird, so tritt hier eine weitere Röstung und Verflüchtigung von Schwefel, Arsen und
                              									Antimon ein, welche sehr bedeutend ist. Es ist diese Wirkung also zweckbefördernd.
                              									Das Gegentheil findet statt bei der Concentration des Rohsteins im Krummofen. Hier
                              									ist die Schmelzmasse in unmittelbarer Berührung mit dem Brennstoffe, so daſs also da während des
                              									Schmelzens eine reducirende Wirkung stattfindet, welche in jeder Hinsicht schädlich
                              									wirkt. Die gebildeten arsensauren und antimonsauren Salze werden reducirt, also
                              									Arsen und Antimon, statt entfernt, wieder in das Product zurück gebracht; ebenso
                              									reduciren sich schwefelsaure Salze zu Schwefelmetallen; während also diese Salze im
                              									Flammofen zu weiterer Oxydation beitragen, verbrauchen diese da nur Brennstoff und
                              									Wärme und verunreinigen das Product. Auſserdem fällt bei der Krummofenarbeit ein
                              									hoher Procentsatz an sogen. Hartwerk, d. i. eine metallische Ausscheidung von
                              									groſser Unreinheit. Dasselbe wurde in Mühlbach im Flammofen geröstet und dann dem
                              									Schwarzkupfer zugetheilt. Ich würde, da es gewissermaſsen ein „Selekten“ ist,
                              									dieses Hartwerk für sich auf eine gewöhnliche Sorte Walzraffinad behandeln, während
                              									das aus dem Stein erzeugte Kupfer ein wesentlich höherwerthiges Product sein
                              									würde.
                           4) Das Rösten des Concentrationssteins würde bei meinem
                              									Verfahren nur so weit stattzufinden haben, als die Schmelzung nach der Formel: 2CuO
                              									+ Cu2S = 4Cu + SO2
                              									erfordert, also eine verhältniſsmäſsig geringe und billige sein. Dagegen erfordert
                              									die Schwarzkupferarbeit über dem Krummofen ein vollständiges Todtrösten, was
                              									selbstredend sehr theuer ist, wie es ja auch in Mühlbach sich ergeben hat.
                           5) Die Rohkupferarbeit im Flammofen und die Schwarzkupfer arbeit im Krummofen verhalten sich zu
                              									einander wie die Concentrationsarbeiten im Flammofen zu denen im Krummofen; daſs man
                              									das Product der Flammofenarbeit Rohkupfer nennt, während das der Krummofenarbeit
                              									Schwarzkupfer heiſst, ist in der That sehr treffend bezeichnet. Das letztere ist in
                              									der Regel so unrein, daſs dasselbe auf dem Bruche mehr oder weniger schwarz oder
                              									grau aussieht, während das Rohkupfer durch weit gröſsere Reinheit ein schon
                              									kupferfarbenes Aussehen hat.
                           Sehr wesentlich und wichtig aber ist beim Vergleiche der Verhüttungsmethoden über dem
                              									Krummofen und der über dem Flammofen der Kupferverlust, welcher namentlich durch die
                              									Verschlackung stattfindet und worüber meine Tabelle III „Schlackenabschluſs“
                              									Aufklärung gibt. Bei den Flammofenprozessen fallen allerdings an Kupfer reichere
                              									Schlacken als bei der Krummofenarbeit; aber es fallen dieselben in so geringer
                              									Menge, daſsderen Wiederverarbeitung gar keine besonderen Kosten verursacht, im
                              									Gegentheile beim Erzschmelzen höchst günstig in jeder Beziehung wirkt. Dagegen
                              									fallen bei der Krummofenarbeit sehr groſse Schlackenmengen und zwar so viel, daſs
                              									man bei der Erzarbeit kaum die Hälfte davon verbrauchen kann, und doch ist der
                              									Kupfergehalt so hoch, daſs man diese Schlacken mit gutem Gewissen nicht absetzen
                              									kann.
                           6) Die Raffination findet in Mühlbach mit dem aus dem
                              									Concentrationsstein und Hartwerk gemeinschaftlich erzeugten Schwarzkupfer
                           
                           Tabelle I. Neue Hütte der Mitterberger Gewerkschaft.
                           Vergleichung der vorgeschlagenen Verarbeitungsmethoden für 50000
                              									MC. Kupfererze mit 6250 MC. Kupfergehalt. (1 MC. = 100k.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 260, S. 324
                              I. Methode (C. A. Hering); II.
                                 										Methode (C. A. Hering); Vorlaufen überhaupt; Erze zu; Erzrösten (nur die
                                 										Schliege); Fällt weg; Erzschmelzen. Vorlaufen; Concentr.-Schl. zu;
                                 										Concentrations- und Rohkupferschl. zu; Rohkupferschl.; gerösteter Kupferstein
                                 										zu; Summe des Cu-Vorlaufens; Ausbringen; Kupferstein zu; Rohstein zu; arme
                                 										Erzschl. zu; reiche; Mechan. Verlust; Rösten des Rohsteins (Kupferst.);
                                 										Vorlaufen gleich dem Ausbringen; Durchstechen des Rohsteins; Vorlaufen; Dieser
                                 										Zwischenprozeſs fällt weg; Rösten des Durchstechsteins; Fällt hier weg;
                                 										Concentriren. Vorlaufen; reiche Erzschl. zu; unreine Erzschl. zu;
                                 										Concentrationsstein zu; Schlacke zu; mechan. Verlust; Rösten des
                                 										Concentrationssteins; Vorlaufen gleich dem Ausbringen;
                                 										Roh-(Schwarz-)Kupfer-Arbeit; Rohkupfer zu; Raffiniren. bezieh. bei IV
                                 										Elektrolyse; Raffinadkupfer; Gekrätz zu; Gekrätzarbeit; Nickelkupfer; Verlust;
                                 										Gesammtes Ausbringen; Gesammter Kupferverlust; Ursprüngliches Kupfervorlaufe;
                                 										III Methode (Verwaltung); IV. Methode (C. A. Hering); Durchstechschl. zu;
                                 										Bessemerschl. zu; Concentr.-Schl. zu; eigene Schlacke zu; Schwarzkupf.-Schlacke;
                                 										Mechanischer Verlust; angenommen; Fällt hier ganz weg; reiche Erzschlacke; arme;
                                 										Durchstechl. zu; Vorlaufen gleich d. Ausbringenangen.; Concentr.-Stein zu;
                                 										Rohschl. zu; Schwarzkupfer zu; Rohkupfer zu; Elektrolyt. Kupfer
                              
                           Alle Gewichtszahlen sind in 100k = 1 MC.
                              									ausgedrückt.
                           
                           statt. Da dasselbe, wie aus Vorstehendem hervorgeht, bei
                              									weitem unreiner ist als ein mittels Flammofen-Prozeſs erzeugtes Rohkupfer, so ist
                              									wohl erklärlich, daſs das Raffiniren eines reineren Rohkupfers billiger ist und
                              									bessere Raffinade liefert als ein schlechteres Schwarzkupfer, was auſserdem noch die
                              									nachfolgende Gekrätzarbeit vermehrt.
                           Die gewerkschaftliche Verwaltung glaubte, daſs sich der Einführung des von mir
                              									empfohlenen Verfahrens I mancherlei praktische Schwierigkeiten entgegenstellen
                              									könnten und hielt die Methode III für vortheilhafter; dieselbe besteht in folgenden
                              									Arbeiten: 1) Verschmelzen aller Erze in rohem Zustande auf einen kupferarmen
                              									Rohstein. 2) Rösten des Rohsteins in Stadeln. 3) Durchstechen des gerösteten
                              									Rohsteins im Schachtofen. 4) Rösten des Durchstechsteins in Stadeln. 5) Concentriren
                              									dieses gerösteten Durchstechsteins im Flammofen oder Krummofen. 6) Mahlen und Rösten
                              									des Concentrationssteins im Flammofen. 7) Schwarzkupfern im Krummofen. 8) Raffiniren
                              										im Flammofen.
                           Tabelle II. Neue Hütte der Mitterberger Gewerkschaft.
                           Vergleichung der Hüttenkosten bei den vorgeschlagenen
                              									Verarbeitungsmethoden für 50000 MC. Erze mit 6250 MC. Kupfergehalt. (1 MC. = 100k.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 260, S. 326
                              I. Methode (C. A. Hering); II.
                                 										Methode (C. A. Hering); Erzrösten u. Anbatzen d. Schliege; zu ; kr.; fl.; Fällt
                                 										weg; Erzschmelzen; Kokes zu; Ofenlöhne, Erz 7 kr.; Rösten des Rohsteins;
                                 										Durchstechen d. geröst. Rohsteins; Fällt hier weg; Rösten des Durchstechsteins;
                                 										Mirösch. Kohle zu; Concentriren; Mahlen und Rösten des Concentrationssteines;
                                 										Rohkupferarbeit; Raffiniren bezieh. Elektrolyse IV; Raffinad zu 1 fl.; Summe der
                                 										besonderen Schmelzkosten; Allgemeine Hüttenkosten mit Gekrätzarbeit; Summe aller
                                 										Hüttenkosten; Hüttenkosten für 1 MC. ausgebrachtes Raffinad- und Nickel-Kupfer;
                                 										Sollausbringen an Kupfer; Istausbringen; Verlust an Kupfer; Unterschied des
                                 										Kupferverlustes; Zuschlag; Unterschied der Betriebskosten; Summe der
                                 										Unterschiede; Methode I gegenüber; Methode II gegenüber III; Ergebniſs bei
                                 										Anwendung; Methode III; Mehrgewinn; III. Methode (Verwaltung); IV. Methode (C.
                                 										A. Hering); Erze zu; Erze; Kupferstein zu; Quarz zu; Ofenlöhne zu; Mahlen und
                                 										Todrösten zu; Kokes zu; Concentr.-Stein; Raffinad zu; Rohkupfer zu;
                                 										Produktengesammterl.; Zuschlag; Gegen Meth. III; Mehr; Methode III gegenüber I;
                                 										Gegen Methode I; Einbusse; Methode II; Mit Erlös für 5800k Nickel.
                              
                           Die Preise sind angenommen, wie solche im Sommer 1885 bezahlt wurden; augenblicklich
                              									würde also der Kupferpreis von 65 fl. für 100k
                              									nicht der Wirklichkeit entsprechen, sondern um über 10 fl. niedriger sein. Alle
                              									Gewichtszahlen sind in 100k = 1 MC.
                              									ausgedrückt.
                           
                           9) Gekrätzarbeit. – Dieses Verfahren wurde nun auch auf der
                              									neuen Hütte eingeführt. Das Durchstechen des Rohsteins wird in einem
                              									Rundschachtofen, nach Mansfelder Modell als Spurofen zugestellt, ausgeführt. Das
                              									Schwarzmachen im Krummofen nimmt man jüngsterzeit nur noch mit dem
                              									Concentrationsstein vor, welcher unter 75 Proc. Kupfer enthält, während der über 75
                              									Proc. Kupfer enthaltende und todt geröstete Concentrationsstein unmittelbar im
                              									Raffinirofen reducirt und das erzeugte Kupfer raffinirt wird. Dieses Verfahren – in
                              									England schon 1854, im Mansfeldischen seit mehreren Jahren durchgehends in Anwendung – besteht darin,
                              									daſs der todt geröstete Concentrationsstein mit etwa 10 Proc. Kohlenklein vermischt
                              									in den Raffinirofen aufgegeben wird. Die Kohle reducirt das Kupferoxyd zu Metall,
                              									welches demnach sogleich raffinirt wird. Einen besonderen Vortheil bietet dieses
                              									Verfahren noch dadurch, daſs das Kupfer weit ärmer an Nickel ausfällt als bei dem
                              									Schwarzkupfer im Krummofen, weil hier das Nickel weniger reducirt wird.
                           Die Anwendung dieses Arbeitsverfahrens ist im Mansfeldischen durch die Umstände
                              									geboten; in Mitterberg aber liegen die Verhältnisse ganz anders und daher würde es
                              									weit vortheilhafter sein, die Reduction des Concentrationssteins zu Kupfer nach der
                              									Reactionsgleichung: Cu2S + 2CuO = 4Cu + SO2 vorzunehmen, was also dadurch erfolgt, daſs man
                              									gerösteten und rohen Concentrationsstein in äquivalenter Mischung zusammen
                              									verschmilzt, was selbstredend bei hochhaltigem Stein ebenfalls im Raffinirofen
                              									ausgeführt wird. Die lerdurch erzielte Ersparniſs würde mindestens 7000 fl. bei der
                              									angenommenen Production betragen und die Güte fällt, wie die Erfahrung hierin
                              									bereits gelehrt hat, noch besser aus als bei voriger Art der Reduction.
                           Wie ich nun eingangs erwähnte, war es meine ursprüngliche Absicht, auf er neuen
                              									Mitterberger Hütte auch die neuesten Prozesse, Bessemern und Elektrolyse,
                              									einzuführen. Im J. 1882 war darüber allerdings noch wenig bekannt, so
                           
                           Tabelle III. Schlacken-Abschluſs.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 260, S. 328
                              Vorlaufen; Ausbringen; MC.;
                                 										Kupfergeh.; Zu Prozeſs I (C. A. Hering); Erzschmelzen; Concentrations- und
                                 										Schwarzkupferschlacke, durchschnittlich; arme Erzschlacke zu; reiche;
                                 										Concentriren; reiche Erzschlacke zu; Concentrationsschl. zu; Rohkupferarbeit;
                                 										Rohkupferschlacke zu; Gekrätzarbeit; Gekrätzschlacke zu; Verschiedene Schlacken
                                 										zusammen mit; Mithin Kupferverlust durch abgesetzte Schlacken mit; Zu Prozeſs II
                                 										(C. A. Hering); Erzarbeit; Concentrations- und Rohkupferschlacke, durchschn.;
                                 										Concentration; Verschiedene Schlacken mit; Zu Prozeſs III (Verwaltung);
                                 										Schwarzkupferschl. zu; Durchstechschlacke zu; Durchstecharbeit; Schwarzkupfern;
                                 										Nach dem Schmelzausweise der Mühlbacher alten Hütte vom J. 1883 läſst sich,
                                 										berechnet auf eine Erzmenge von 50000 MC. folgender Schlacken-Abschluſs
                                 										aufstellen; Zusammen vorgelaufene Schlacken mit; Verschiedene Schlacken mit;
                                 										abgesetzte Schlacken, ergebend einen Kupferverlust von
                              
                           Alle Gewichtszahlen sind in 100k = 1 MC.
                              									ausgedrückt.
                           
                           daſs es mir erklärlich erschien, wenn die gewerkschaftliche
                              									Verwaltung vorsichtig war. Heutigen Tages aber ist man so weit klar über diese
                              									Prozesse, um darüber entscheiden zu können, unter welchen Verhältnissen dieselben
                              									anwendbar sind und wie hoch sich der Gewinn durch deren Anwendung gegenüber älteren
                              									Verfahren stellt. In meiner oben erwähnten Schrift: Bessemern und Elektrolyse habe ich bereits über die Anwendbarkeit dieses
                              									Verfahrens gesprochen und kann hiernach als meine positive Ueberzeugung hinstellen,
                              									daſs kein Werk passender für die Anwendung dieser neueren Prozesse ist als gerade
                              									das der Mitterberger Gewerkschaft, da der Hauptfaktor für die Anwendbarkeit, eine
                              									billige Wasserkraft, im Uebermaſse vorhanden ist, wogegen Brennstoff theuer
                              									kommt.
                           Zunächst will ich noch etwas näher die von mir als beste Zugutemachungsmethode für
                              									die Mitterberger Erze skizziren (Methode IV der Tabelle I). Der Verlauf der Arbeiten
                              									ist folgender:
                           1) Rösten der Erze. Die feineren Erze, namentlich alle
                              									Schliege, werden geröstet und hiernach zu faustgroſsen Stücken angebatzt. Es dürften
                              									ungefähr 30 Procent der gesammten Erze zu rösten sein. Da es sich hier nicht um
                              									Verwerthung der Schwefligsäure handelt, so kann dieses Rösten in entsprechenden
                              									Oefen jedenfalls weit billiger ausgeführt werden, als ich in Tabelle II angegeben
                              									habe. Dieses Erzrösten empfehle ich auch deshalb, weil die festen angebatzten
                              									Erzstücke weit billiger sich verschmelzen lassen als pulverförmige Erze und weil
                              									besonders die Schliege die an Schwefel reichsten Erze sind und daher die weiter zu
                              									verarbeitende Kupfersteinmenge in entsprechend dem Grade der Röstung geringerem
                              									Gewichte fällt, also die nochfolgenden Prozesse ebenfalls billiger macht. Eine
                              									Einwendung, daſs der Kupferverlust höher sei, wenn man die Erze vorher röste, könnte
                              									wohl gemacht werden, wenn man nicht gerade hierfür besonders geeignete
                              									Ofenconstructionen hätte, sowie Vorrichtungen, durch welche sich die ausflieſsenden
                              									Schlacken von Kupferstein gut reinigen. Ist in den Schlacken viel Kupfer wirklich
                              									verschlackt, so ist dies immer ein Zeichen, daſs die Ofenconstruction oder auch die
                              									Ofenführung keine richtige ist.
                           2) Erzschmelzen. Die Gattirung würde alle Erze im
                              									proportionalen Verhältnisse, wie sie von der Grube geliefert werden, jedoch zum
                              									Theile geröstet, mit den Schlacken der nachfolgenden Prozesse und den unreinen
                              									Schlacken von der Erzarbeit selbst gemischt enthalten. Das Ergebniſs der Schmelzung
                              									würde ein Kupferstein von wesentlich über 30 Proc. Kupfergehalt sein, je nach dem
                              									Grade der erfolgten Abröstung der Erze.
                           3) Bessemern des Kupfersteins. Der einige 30 Proc.
                              									Kupfer enthaltende Stein wird in bekannter Weise Verblasen, zunächst auf ein
                              									Product, welches einige 70 Proc. Kupfer enthält, und dieses in einer nachfolgenden
                              									Behandlung auf Rohkupfer von 98 bis 99 Proc. Kupfer.
                           
                           4) Raffination des Rohkupfers. Das Rohkupfer wird
                              									entweder wie gewöhnlich im Flammofen raffinirt, oder besser durch Elektrolyse
                              									verarbeitet. Wird das Kupfer im Flammofen raffinirt, so concentrirt sich der
                              									Nickelgehalt in den Schlacken. Diese Raffinirschlacken werden am besten für sich
                              									verarbeitet auf ein an Nickel reiches Kupfer, aus welchem man mittels Elektrolyse
                              									den gröſsten Theil des Kupfers auszieht und den Rest sowie die abzusetzenden Laugen
                              									auf Nickelmetall verarbeitet.
                           Die örtlichen Verhältnisse bei der neuen Mitterberger Hütte, wo man eine so ungemein
                              									groſse und billige Wasserkraft hat, sind für diesen Arbeitsgang so günstig, wie kaum
                              									anderwärts, wogegen – wie schon oben erwähnt – der Brennstoff theuer ist. Der
                              									gröſste Theil des Brennstoffes, welcher sonst nöthig ist, wird bei diesem neueren
                              									Prozesse erspart und dafür tritt ein höherer Kraftbedarf ein, welcher eben hier
                              									leicht und billig geliefert wird. Wie groſs die Unterschiede in den Gestehungskosten
                              									bei den einzelnen Verfahren sind, geht aus der Tabelle II hervor und zwar betragen
                              									die Hüttenkosten für 100k fertiges Kupfer:
                           
                              
                                 1)
                                 bei
                                 Schmelzmethode
                                 III (Tabelle I und II)
                                 fl.
                                 17,59
                                 
                              
                                 2)
                                 „
                                 „
                                 III, wie solche jetzt auf der
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 neuen Mitterberger Hütte in Anwendung steht
                                 
                                 16,70
                                 
                              
                                 3)
                                 bei
                                 Schmelzmethode
                                 II (Tabelle I und II)
                                 
                                 14,30
                                 
                              
                                 4)
                                 „
                                 „
                                 I        „          „
                                 
                                 14,14
                                 
                              
                                 5a)
                                 „
                                 „
                                 IV mittels Bessemern undElektrolyse (Tabelle I und
                                    											II)
                                 
                                 10,58
                                 
                              
                                 b)
                                 bei Schmelzmethode IV unter Annahme
                                    											voll-kommenster Einrichtungen und einer jährlichenErzeugung von
                                    											mindestens 1200t Feinkupfer
                                 
                                    8,50.
                                 
                              
                           Bei Anwendung der Methode 5a würde die Mitterberger
                              									Gewerkschaft bei der Verarbeitung von 50000 Metercentner (zu 100k) Erzen 5800 Metercentner Kupfer und 58
                              									Metercentner Nickel gewinnen. Gegenüber dem Verfahren 2 würde man einen höheren
                              									Productenerlös von 49870 fl. und 36500 fl. an Hüttenbetriebskosten ersparen, also
                              									zusammen 86370 fl. mehr gewinnen, ungeachtet daſs die auf elektrolytischem Wege
                              									hergestellten Producte an sich höherwerthig sind und auſserdem noch der geringe
                              									Gehalt an Gold und Silber gewonnen wird, der immerhin so bedeutend ist, das er die
                              									ganzen Betriebsspesen der Elektrolyse voll decken dürfte. Wenn die Gewerkschaft ihre
                              									Erzeugung bei Anwendung der Methode 5b auf 12000 Metercentner Kupfer erhöht, was bei
                              									den ausgezeichneten Gruben Verhältnissen sehr leicht möglich ist, so würde sich ein
                              									Reingewinn von weit über 200000 fl. ergeben, selbst wenn der Preis der Chilibars nur
                              									auf 40 Pfund Sterling steht.
                           Hiernach dürfte ersichtlich sein, welch ungemein wichtige Rolle das Bessemern und die
                              									Elektrolyse für den Kupferhüttenprozeſs spielen und welchen groſsen Gewinn sie zumal
                              									solchen Werken bringen, denen bedeutende Wasserkraft zur Verfügung steht, hingegen
                              									Brennstoff theuer kommt.
                              									Es verdienen diese neuen Prozesse in der That die höchste Beachtung aller
                              									Kupferbergbau Treibenden, da ihre Anwendung einen solchen Bergbau noch nutzbringend
                              									machen kann, der sonst als verlusttragend aufgelassen werden muſs.