| Titel: | Ueber Neuerungen an Kokesöfen. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 376 | 
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                        Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
                        (Patentklasse 10. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								259 S. 550.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									24.
                        Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
                        
                     
                        
                           Die Gewinnung von Destillationsproducten, Heizgasen und Kokes
                                 										aus minderwerthigen Brennstoffen soll nach H. Stier
                              									in Zwickau (* D.
                                 										R. P. Nr. 35120 vom 17. Mai 1885) dadurch geschehen, daſs abwechselnd in
                              									der einen Kammer eines Kokesofens eine Vergasung durch
                              									Heizgaserzeugung oder vollständige Verbrennung, in der anderen Kammer eine Entgasung durch die von der ersten Kammer gelieferte
                              									Hitze stattfindet.
                           Zu diesem Zwecke stehen die Kammern K (Fig. 8 bis 10 Taf. 24) in Vergasung,
                              									wenn in den Kammern K1
                              									entgast wird, und umgekehrt; ganz ebenso verhält es sich bei Anwendung der bekannten
                              									Kokesöfen, welche in der Grundform wie in Fig. 10 an einander
                              									gereiht sind und nur den Unterschied aufweisen, daſs bei der neuen Anordnung die
                              									einzelnen Kammern K, K1
                              									nur je durch eine Scheidewand getrennt, bei den gewöhnlichen Kokesöfen aber Heizzüge
                              									zwischen den einzelnen Kammern eingelagert sind. – Fig. 11 und 12 Taf. 24
                              									zeigen eine andere Anordnung dieser neuen Oefen.
                           Die bei der Vergasung, z.B. in den mit K bezieh. K1 bezeichneten
                              									Kammern, entstehenden Vergasungsproducte gelangen bei Kokesöfen gewöhnlicher
                              									Anordnung (vgl. Fig. 13 und 14 Taf. 24) durch
                              									Oeffnungen o in die Heizzüge, den Inhalt der
                              									benachbarten Kammern K1
                              									bezieh. K entgasend, während das letztere bei den neuen
                              									Oefen (Fig. 8
                              									bis 12)
                              									mittels der durch die die Kammern K, K1 trennenden Scheidewände aus dem jeweiligen
                              									Vergasungsraume abflieſsenden Wärme bewirkt wird. Die Vergasungsproducte werden
                              									entweder auf demselben Wege, welchen in gewöhnlichem Betriebe bei Kokesöfen die
                              									Verbrennungsgase nehmen, abgezogen, oder es sind für diesen Zweck besondere
                              									Vorrichtungen v mit den Kammern verbunden. Die
                              									Entgasungsproducte werden entweder mit den Vergasungsproducten zusammen, oder durch
                              									besondere Vorrichtungen a abgeführt.
                           Reicht die Dauer der z.B. in den Kammern K bezieh. K1 betriebenen
                              									Vergasung bezieh. die Wärme ihrer Producte hin, um mehrere Füllungen in K oder K1 zu entgasen, was besonders bei Kohlen der Fall
                              									ist, so kann man die erst entgasten Füllungen entnehmen, frische einsetzen und damit
                              									fortfahren, bis für die Umstellung der Betriebsweise der Kammern zu einander und
                              									nachfolgenden Vergasung in K oder K1 eine letzt entgaste Füllung
                              									verbleibt, worauf wieder umgekehrt verfahren wird u.s.w.
                           Zur Zuführung der Verbrennungsluft haben Gebrüder
                                    											Röchling in Saarbrücken (* D. R. P. Nr. 35001 vom 17.
                                 										Januar 1885) die in Fig. 5 bis 7 Taf. 24 veranschaulichte
                              									Einrichtung getroffen. Die Gase treten durch das Rohr a
                              									in den Kanal b und aus diesem durch die Spalten c in den Sohlkanal d. Die
                              									Luft tritt durch den Kanal e in die Kanäle f, umspült den Abhitzekanal g und steigt durch die Spalten h in den
                              									Sohlkanal d, wo sie hoch erhitzt mit dem Gase
                              									zusammentrifft und die Verbrennung desselben bewirkt. Die brennenden Gase steigen
                              									durch die Züge i aufwärts, durch die Züge k abwärts in den Abhitzekanal g und von da nach dem gemeinschaftlichen Kamine. Der Zutritt von Gas und
                              									Luft wird durch auf die Spalten c und h gelegte verschiebbare Steinplatten geregelt.
                           Zum selbstthätigen Wenden des Zuges benutzen Gebrüder Röchling (* D. R. P. Nr. 33956 vom 17. Januar
                              									1885) zwei in gleichen Zeitabschnitten sich füllende und entleerende Gefäſse. Wie
                              									aus Fig. 4
                              									Taf. 24 zu entnehmen ist, sitzt auf der wagerechten Achse a ein gleicharmiger Hebel, an dessen Enden die beiden Gefäſse c und c1 aufgehängt sind; jedes der Gefäſse hat am Boden
                              									ein Ventil d bezieh. d1. Ueber den Gefäſsen c
                              									und c1 sind von dem
                              									Wasserzufluſsrohre e zwei mit Ventilen f und f1 versehene Gehäuse angeordnet. Die Achse a trägt ein Kegelrad s,
                              									welches in ein gleich groſses Kegelrad s1 auf der Achse h der
                              									im Zuge drehbaren Klappe p greift. Am hinteren Ende der
                              									Achse a sitzt noch lose der Hebel i (Fig. 3 Taf. 24), der durch
                              									einen Anschlag auf a bewegt wird und ebenfalls zwei
                              									Gefäſse k und k1 trägt, in welche Stutzen des Gasrohres r hineinragen. Diese Stutzen sind durch eine mittlere
                              									Wand zum Zwecke des wechselweisen Gasdurchlasses getheilt, indem bei gesenktem
                              									Gefäſse k und k1 das Gas auf der entsprechenden Seite aus dem Rohre
                              										r entweichen kann, während es sonst durch den
                              									gebildeten Wasserverschluſs abgesperrt ist.
                           Wird also die Klappe p gedreht, so kommt eines der
                              									Gefäſse c oder c1 nach oben; dasselbe stöſst das Ventil f auf, füllt sich und senkt sich wieder, wenn das
                              									Gewicht des eingelaufenen Wassers groſs genug geworden ist. Dabei wird der Zug durch
                              									die Klappe p umgestellt und gleichzeitig durch das
                              									entsprechende Gefäſs k oder k1 der Gasstrom. Unten angekommen, kann
                              									das Wasser aus dem Gefäſse c bezieh. c1 durch Aufstoſsen des
                              									Bodenventiles d bezieh. d1 wieder auslaufen.
                           Die Schieber z und z1 welche durch die Verdrehung der Achse a ebenfalls umgestellt werden, dienen zum abwechselnden
                              									Oeffnen und Schlieſsen der beiden Luftzutrittkanäle.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
