| Titel: | Ueber Neuerungen im Hüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 378 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        (Patentklasse 40. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								258 S. 163.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									24.
                        Ueber Neuerungen im Hüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Eine „Ferro-Neusilber“ genannte Legirung stellt
                              									die Société
                                    											anonyme Le-Ferro-Nickel in Paris (D. R. P. Nr.
                                 										33099 vom 20. Januar 1885) in verschiedenen Zusammensetzungen her. Diese
                              									Legirungen, welche hauptsächlich aus Eisen, Nickel und Kupfer bezieh. auch Zink
                              									bestehen und wobei das Eisen selbst bei verhältniſsmäſsig gröſster Beimengung die
                              									Eigenschaften des Neusilbers nicht nachtheilig ändern soll, zeichnen sich angeblich
                              									sowohl durch Gleichmäſsigkeit, Schmiedbarkeit, Dehnbarkeit und Zähigkeit aus.
                              									Nachstehend sind einige Zusammensetzungen solcher Legirungen angegeben:
                           
                              
                                 Zusammensetzung
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 
                              
                                 NickelEisen
                                 Rohnickel
                                 20,30  8,70
                                 20,2520,25
                                 20,3024,70
                                 17,85  7,65
                                 18,6818,68
                                 18,6822,83
                                 
                              
                                 Keines Nickel
                                 –
                                 –
                                 –
                                   0,82
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Weicheisen
                                 16,00
                                   4,50
                                 –
                                 15,18
                                   4,15
                                 –
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 55,00
                                 55,00
                                 55,00
                                 53,00
                                 53,00
                                 53,00
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                   0,92
                                 –
                                   0,92
                                   0,92
                                 –
                                   0,92
                                 
                              
                                 Kaliumeisencyanür
                                   0,45
                                 –
                                   0,45
                                 –
                                 –
                                   0,45
                                 
                              
                                 Aluminium
                                   0,04
                                 –
                                   0,04
                                   0,04
                                 –
                                   0,04
                                 
                              
                                 Zink
                                 –
                                 –
                                 –
                                   5,50
                                   5,50
                                   5,50
                                 
                              
                                 Eisencyanür
                                 –
                                 –
                                 –
                                   0,45
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Das Manganoxyd wird dabei zuvor mit dem
                              									Kaliumeisencyanür gemischt und dann mit den übrigen Metallen in den Schmelztiegel
                              									gebracht, während das Aluminium gegen Ende hinzugesetzt wird, wozu der Tiegel eine
                              									Ueberhitzung zu erfahren hat. (Vgl. 1885 255 174.)
                           E. und A.
                                    											Cowles in Cleveland,
                                 										Nordamerika (* D. R. P. Nr. 33672 und Zusatz *
                                 										Nr. 34730 vom 10. Juni 1885) machen weitere Vorschläge zum Schmelzen von Erzen mittels Elektricität (vgl. 1885 258 165). Die zur Herstellung von Zink bestimmte cylindrische Retorte A (Fig. 18 Taf.
                              									24) aus Thon oder anderem nicht leitendem Materiale ist in schlechte Wärmeleiter B eingepackt und hinten durch eine Kohlenplatte C geschlossen, welche mit dem positiven Drahte der
                              									Stromleitung leitend verbunden ist. In das andere Ende der Retorte ist ein
                              									geschlossener Graphittiegel D eingesetzt, welcher mit
                              									dem Inneren der Retorte durch eine Oeffnung d in
                              									Verbindung steht und als Elektrode dient.
                           Das zu verarbeitende Erz, welches mit schlecht leitenden Stoffen von hohem
                              									Widerstände, am besten mit zur elektrischen Beleuchtung verwendeter Kohle, gemengt
                              									und von demselben völlig eingeschlossen ist, wird beim Schlieſsen des Stromes durch
                              									das Glühen der Kohlen geschmolzen bezieh. verdampft. Die Zinkdämpfe gelangen durch
                              									die Oeffnung d in den Tiegel D und verdichten sich dort, wobei das Rohr E
                              									die Verbindung mit der Atmosphäre herstellt.
                           Zur Gewinnung nicht flüchtiger Metalle soll, wie in Fig. 17 Taf. 24
                              									veranschaulicht ist, ein rechteckiger, aus feuerfesten Steinen aufgebauter Ofen verwendet werden.
                              									Die mit der Leitung m verbundenen Kohlenelektroden e sind kleiner als der Querschnitt des Ofens. Der
                              									Deckel ist mit Luftlöchern n versehen. Das Gemenge v aus Erz und Kohle wird so zwischen die Pole gebracht,
                              									daſs es völlig von Holzkohlenstaub a umschlossen
                              									ist.
                           Nach ferneren Angaben im American Journal of Science,
                              									1885 Bd. 30 S. 308 soll die Vorrichtung namentlich zur Herstellung von Aluminium, Aluminiumbronze und Siliciumbronze verwendet werden. Auch soll damit Bor haltiges Kupfer hergestellt werden, welches sich durch groſse
                              									Festigkeit auszeichnet. – Daſs auf diese Weise Zink billiger gewonnen werden kann
                              									als durch die bisherige Destillation, muſs bezweifelt werden. Auch die vortheilhafte
                              									Gewinnung von Aluminium erscheint noch fraglich.
                           H. de
                                    											Grousilliers in Springe (* D. R. P. Nr. 34407 vom 16. Mai 1885) hat einen Apparat
                              									angegeben, mittels welchen zur Herstellung von
                                 										Aluminium Chloraluminium in geschlossenen Gefäſsen unter Druck
                              									elektrolytisch zerlegt werden soll. – An eine praktische Verwendung dieses Apparates
                              									ist nicht zu denken. Zu bemerken ist, daſs die Patentschrift eine Menge falscher
                              									Behauptungen enthält.
                           Zur Gewinnung von Blei will Ch.
                                    										Havemann in Paris
                              										(D. R. P. Nr. 34727 vom 30. Mai 1885) einen Kippofen
                              									(Birne) mit Schwefel haltigen Bleierzen beschicken und dann geschmolzenes Eisen
                              									einflieſsen lassen. Es soll vortheilhaft sein, das Erz vorher zu rösten. Sobald das
                              									Erz durch das Eisen flüssig wird, verbindet sich der Schwefel mit dem Eisen zu
                              									Schwefeleisen, während das frei werdende metallische Blei in der Birne zu Boden
                              									fällt. Der Ofen kann so eingerichtet sein, daſs entweder nur das Blei, oder zuerst
                              									das geschmolzene Eisen und dann das Blei abflieſsen kann. Hierbei kann eine
                              									gewöhnliche Gieſspfanne als Birne dienen- letzterer gibt man auch die Gestalt einer
                              									groſsen Gieſsform, welche in der ganzen Länge mit Erz belegt und worauf flüssiges
                              									Eisen gegossen wird. Läſst man alsdann das Eisen etwas erkalten und hebt die Form an
                              									dem einen Ende etwas auf, so wird das Blei am anderen Ende herausflieſsen.
                           Schlieſslich wird der Birne auch die Form einer geneigten Rinne gegeben, in welche
                              									das Erz eingelegt wird. Das geschmolzene Eisen wird am oberen Ende in die Rinne
                              									gegossen; beim Niederflieſsen kommt es mit den Bleierzen in Berührung, schmilzt
                              									diese, veranlaſst durch Aufnahme des Schwefels das Freiwerden des Bleies und gelangt
                              									mit diesem zusammen in einen am unteren Ende der Rinne angeordneten Behälter, auf
                              									dessen Boden sich das Blei sammelt.
                           Bei dem Verfahren zum Reinigen und Entsilbern von Blei
                              									von Gerhard
                                    											Lomer in London (D. R. P. Nr. 35113 vom 11. September
                                 										1885) wird das Blei in einem Eisenbade geschmolzen und nach dem
                              									Niedersinken unter das flüssige Eisen schichtenweise abgezogen. Das Blei wird dabei
                              									durch die innige Berührung mit dem geschmolzenen Eisen gereinigt; zugleich bildet das
                              									Eisen in Folge seines höheren Schmelzpunktes und geringeren specifischen Gewichtes
                              									eine Decke über dem flüssigen Bleie und verhindert dessen Oxydation. Das Eisen hält
                              									sich längere Zeit in seinem hohen Hitzegrade und wird darin noch durch Ueberstreuen
                              									mit Asche, Sand o. dgl. erhalten. Während des dann folgenden langsamen Erkaltens,
                              									welches am Boden des Gefäſses beginnt, steigt das Silber aus dem Bleie nach oben.
                              									Ehe die obere Schicht jedoch erstarrt, wird die Eisendecke aufgebrochen und zu
                              									weiterer Verwendung zurückgelegt. Die obere, an Silber reiche Schicht wird darauf
                              									entfernt und das untere, vollkommen entsilberte Metall abgezapft und in Formen
                              									gegossen, während die mittlere Schicht, in welcher sich noch Spuren von Silber
                              									finden, einer neuen Behandlung unterworfen wird.
                           E.
                                    											Deligny in Paris (D. R. P. Nr. 33968 vom 27. Juni
                                 										1885) empfiehlt zum Reinigen von
                                 										Kupferniederschlägen aus Cementwässern u. dgl. dieselben mit einer
                              									Alkalinitratlösung, dann mit Alkalilaugen zu erhitzen, um Arsen und Antimon
                              									abzuscheiden.
                           Zum Abblasen des Gichtstaubes, welcher sich beim Heizen
                              									von steinernen Winderhitzern mit Zink haltigen
                                 										Hochofengasen ablagert, bringt Carl Boehm in
                              										Laurahütte (* D. R. P. Nr. 33105 vom 3. April 1885) an den Winderhitzern ins Freie
                              									oder hierfür bestimmte Räume mündende, mit Klappen versehene Oeffnungen an. Zum
                              									Abblasen wird nach Verschluſs des Ventiles A (Fig. 19 Taf.
                              									24) in der Gasableitung nach dem Kamine und des Ventiles B in der Ableitung des Windes nach dem Hochofen, sowie der Gaszuführung
                              										D der Hauptwindschieber E geöffnet und der Wind mit voller Pressung einige Zeit, je nach
                              									Bedürfniſs, durch einen oder mehrere mit Drosselklappe versehene Stutzen F ausgeblasen, wodurch die staubartigen Ablagerungen
                              									fortgerissen werden sollen. Hierauf wird die Klappe bei F geschlossen, das nach dem Ofen führende Ventil B geöffnet; der Wind strömt sodann, ohne Verunreinigungen beim Durchgänge
                              									des Apparates aufzunehmen, nach dem Hochofen.
                           A. F.
                                    											Gontard in Mockau bei Leipzig (*
                              										D. R. P. Nr. 34324 vom 9. Juni 1885) will die bei
                              									Abdampfapparaten mit Vortheil benutzten stetig benetzten
                                 										Drehscheiben (vgl. 1885 258 * 498) auch zum Auffangen von Flugstaub, sowie zur Absorption von Gasen
                              									der von Hüttenöfen abziehenden Verbrennungsproducte o. dgl. verwenden. In den
                              									Ofenabzugskanal wird, wie aus Fig. 15 und 16 Taf. 24 zu
                              									entnehmen ist, ein Behälter B eingebaut, welcher mit
                              									Wasser oder einer zum Abfangen der Gase geeigneten Flüssigkeit gefüllt erhalten
                              									wird. In diese Flüssigkeit tauchen die mit engen Zwischenräumen auf Achsen
                              									befestigten Drehscheiben S, welche eben oder zur
                              									Vergröſserung der Oberfläche auch gewellt sein können. Die durch die Zwischenräume
                              									zwischen den Scheiben hindurchstreichenden Heizgase werden noch mittels eingesetzter
                              									Wände F gezwungen, mit den benetzten Oberflächen in
                              									innige Berührung zu treten, wodurch ein Zurückhalten von Staub u. dgl. erfolgt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
