| Titel: | Ueber Neuerungen an Göpeln (Rosswerken). | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 446 | 
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                        Ueber Neuerungen an Göpeln
                           								(Roſswerken).
                        Patentklasse 45 und 46. Mit Abbildungen auf Tafel 28.
                        Ueber Neuerungen an Göpeln.
                        
                     
                        
                           Von den beiden verschiedenen Klassen der Göpel, den Zuggöpeln und Tretgöpeln, hat
                              									sich nur die erstere in Deutschland eingebürgert, während die Tretgöpel trotz ihrer
                              									vielfachen Vorzüge – sie nehmen ungleich weniger Raum ein als die Zuggöpel und
                              									gestatten eine erhebliche Ausnutzung des arbeitenden Thieres, da dieses ohne Wendung
                              									zu fortwährender Arbeit in gleichbleibender Richtung gezwungen wird – nur in
                              									Nordamerika eine einigermaſsen groſse Verbreitung haben sollen. Von den Zuggöpeln
                              									werden wiederum die leicht fortschaffbaren und mit geringen Umständen überall
                              									aufstellbaren liegenden Ausführungen den stehenden
                              									Anordnungen, den sogen. Gebäudegöpeln, vorgezogen.
                              									Letztere finden ausschlieſslich wohl dort Verwendung, wo ein genügender gedeckter
                              									Raum zur ständigen Verfügung für den Göpel steht.
                           Von den liegenden Zuggöpeln haben sich die mit
                              									Zahnradübersetzung am meisten verbreitet, während die Seil- und Kettengöpel, bei
                              									denen das Zahnradgetriebe durch ein Seil-, Ketten- oder Riementriebwerk ersetzt
                              									wird, sowie die Schraubengöpel, bei welchen ein von den Zugthieren umgetriebenes
                              									liegendes Schraubenrad auf eine auf die Betriebswelle aufgesteckte Schraube
                              									einwirkt, in wesentlich geringerer Anwendung stehen.
                           Liegende Zuggöpel.Vgl. W. Bergner 1876 221 * 14. J. Hallstroem 1880 238 352. Der in Fig. 1 Taf. 28
                              									dargestellte Göpel von E. Vogt in
                              										Ottmachau (* D. R. P. Nr. 31135 vom
                                 										10. Oktober 1884) besitzt Einrichtungen zur Verhinderung des Abbrechens der Zugbaumhülse und zur schnellen Bremsung der Antriebswelle. Der das Gestell bildende
                              									Schutzcylinder a ist mit innerer Verzahnung versehen,
                              									an welcher das mit dem Zugbaumarme b verbundene, um den
                              									Bolzen d drehbare Zahnrad e abrollt, um seine Bewegung mittels des Rades f auf das Triebrad g der Hauptachse h zu übertragen. Letztere ist in dem cylindrischen
                              									Mittelstücke i des Gestelles a gelagert und treibt mittels seines Kegelrades k das entsprechende Kegelrad l der nach
                              									beiden Seiten des Gestelles a heraustretenden Welle in. Der Zugbaumhalter läuft zum Schütze gegen das
                              									Abbrechen mit der an seinem Stützarme n vorgesehenen
                              									Rolle o auf dem inneren vorspringenden Rande p des Gestelles; ein zweiter Rand q verhindert auch das Abheben des Zugbaumhalters.
                           Zur möglichst schnellen Bremsung des Triebwerkes sitzt auf der Betriebswelle m ein Bremsrad r, gegen
                              									dessen Umfang der Bremsbacken s durch den Hebel t gedrückt werden kann. Diese Bremse wird vom Führer
                              									der Zugthiere aus durch Verschiebung der Zugstange v
                              									bethätigt, deren Keil w dann unter den Kopf der in der
                              									hohlen Achse h geführten Stange x hervorgezogen wird und dadurch den niederfallenden Gewichtshebel t zwingt, die Bremse anzuziehen, d.h. den Keil s gegen das Bremsrad zu drücken. Die Lüftung der Bremse erfolgt,
                              									wenn der Führer durch Vorschiebung des Keiles w unter
                              									den Stangenkopf x den Gewichtshebel t wieder hebt.
                           Bei dem Göpel von R. und T. Elworthy in Elisabethgrod,
                              									Ruſsland (* Erl. D. R. P. Nr. 9374 vom 30. August 1879) wird das Triebwerk aus drei Kegelrädergetrieben gebildet. Das
                              									Hauptrad a (Fig. 6 Taf. 28), an
                              									welches die Deichselschuhe angegossen sind, wird ohne besondere Lagerung auf die in
                              									gleichen Abständen vertheilten Kegelräder c gelegt und
                              									gegen Abhebung durch die in Böcken gelagerten Druckrollen d gehindert. Ein an der Innenseite des Zahnkranzes von a vorspringender Rand r
                              									rollt auf ähnlichen, an den Kegelrädern c vorgesehenen
                              									Rändern s. Da die Berührungsflächen der Ränder r und s mit den
                              									Theilkreisen der Zahnräder a und c zusammenfallen, so soll bei der Bewegung der Räder
                              									nur eine rollende Reibung erzeugt werden.
                           Die Wellen e und f (Fig. 7 Taf. 28)
                              									der Kegelräder c treffen mit ihren geometrischen Achsen
                              									in dem Mittelpunkte des Hauptrades a zusammen. Die
                              									Bewegung der Wellen e und f wird mittels Kegelräder auf die Kuppelungswelle l übertragen. Zu diesem Zwecke greifen die auf den Wellen sitzenden
                              									Kegelräder g unmittelbar in das Getriebe k der Kuppelungswelle l,
                              									während die Welle e durch ihr Kegelrad m die Kegelräder n
                              									betreibt, welche mit den Rädern g aus einem Stücke
                              									gegossen sind.
                           Ein Dreiräder-Wendegetriebe benutzt C. Beermann in Berlin (* Erl. D. R. P. Nr. 7207 vom 9.
                              									April 1879), damit bei gleichbleibender Drehungsrichtung der Zugthiere die
                              									Kuppelungswelle zur Arbeitsmaschine sowohl rechts, wie links laufen kann. Auf die
                              									Kuppelungswelle a (Fig. 9 Taf. 28) sind zwei
                              									Kegelräder b und b1 lose aufgesetzt, deren jedes durch die
                              									Zahnkuppelungen c und c1 beliebig eingerückt werden kann, je nach der
                              									gewünschten Umdrehungsrichtung für die Welle a.
                           Mit der von H. Edelmann in Perleberg (* D. R. P. Nr. 31603 vom 24. Juni 1884) angegebenen
                              									Einrichtung wird bezweckt, vom Göpel drei verschiedene
                                 										Geschwindigkeiten zum Betriebe der Arbeitsmaschinen ableiten zu können. Es
                              									sind hierzu zwei Rädervorgelege angeordnet, deren Wellen an jedem Ende zum Aufsetzen
                              									eines Universalgelenkes eingerichtet sind. Bei den in Fig. 10 Taf. 28
                              									angenommenen Uebersetzungen zwischen den Rädern g, h
                              									und k, l würde man 20, 40 und 100 Umdrehungen für die
                              									getriebenen Wellen erzielen. Bezüglich der Anordnung der Räder erscheint es
                              									wesentlich, daſs keines derselben unter die Unterkante des Göpels reicht, daſs also
                              									die Fortschaffung und Aufstellung durch hervorstehende Räder nicht erschwert
                              									ist.
                           Sämmtliche beweglichen Theile des Göpels sind an einer Grundplatte gelagert; dieselbe
                              									ist mit den vier Lagern der beiden wagerechten Wellen i
                              									und d und der Hülse für das Fuſslager der stehenden
                              									Welle b des groſsen Kegeltriebrades a aus einem Stücke gegossen. Das Rad a
                              									überträgt seine Bewegung
                              									durch das Kegelrad e auf die Welle d. Das ebenfalls auf die Welle d gekeilte Stirnrad g treibt mit dem Rade h die Vorgelegewelle i,
                              									deren Stirnrad l in das lose auf der Welle d laufende Triebrad k
                              									greift, welches gleichzeitig mit einer Kuppelungsklaue ausgerüstet ist. Je nachdem
                              									man die zu treibende Welle mit dieser Klaue oder mit einer der an den Enden der
                              									Welle i zu befestigenden Klauen, oder mit einer Klaue
                              									an dem Ende der Welle d, welche der Mitte des Göpels zu
                              									liegt, verbindet, wird man drei verschiedene Geschwindigkeiten für die zu treibende
                              									Welle erzielen. Beim Linksgange der Zugthiere kann das Getriebe k dahin ausweichen, von woher das Getriebe e seinen Druck empfängt; hierdurch wird das dazwischen
                              									befindliche Lager vom Seitendrucke entlastet.
                           Für das Getriebe k ist ein Selbstöler vorgesehen. Auf
                              									einer Verlängerung des Getriebes ist die mit einer messingenen Verschluſsschraube
                              									versehene Schmierkammer n aufgegossen und in den Boden
                              									dieser Kammer, unter der Füllöffnung, ein enges Metallrohr eingesetzt; neben diesem
                              									Rohre befinden sich im Boden der Schmierkammer zwei Luftlöcher. Das Oel, welches
                              									sich in der Schmierkammer n befindet, wird bei der
                              									schnellen Umdrehung des Getriebes k nach auſsen
                              									geschleudert und drängt durch die feine Oeffnung des Rohres rückwärts zur Welle, um
                              									dieselbe mit dem erforderlichen Schmiermaterial zu versehen. Löcher im Boden der
                              									Schmierkammer sind für das Eintreten der Luft bestimmt, da sonst kein Oel
                              									ausflieſsen würde; das eine Loch dient für den Rechtsgang, das andere für den
                              									Linksgang des Getriebes.
                           Eine Vergröſserung der abzuleitenden
                                 										Umdrehungsgeschwindigkeit sucht J. Ph. Roemmelt in
                              										Würzburg (* D. R. P. Nr. 33090 vom 23. Januar 1885) dadurch herbeizuführen, daſs,
                              									wie aus Fig.
                                 										14 Taf. 28 zu entnehmen ist, auf dem nach unten verlängerten senkrechten
                              									Hauptzapfen a des Göpels ein Kegelräderpaar b eingeschaltet wird. Das Göpelwerk besitzt demnach
                              									drei Räderpaare mit zwei senkrechten Achsen und einer wagerechten Betriebswelle,
                              									aber einem gemeinschaftlichen Lagerbock für die Wellen. Ein auf den hölzernen
                              									Göpelschwellen befestigter Winkeleisenring r, auf
                              									welchem die Göpelzugbäume auf Rollen gleiten, dient zur Entlastung des groſsen
                              									Zugrades c und dessen senkrechter Achse a vom einseitigen Drucke.
                           Um eine leichte Nachstellung der Zähne von zusammen
                              									arbeitenden Getrieben bei Göpeln zu erreichen, hat A.
                                 										Brocksch in Dramburg (* Erl. D. R. P. Nr. 4159 vom 28. März 1878) das
                              									voraussichtlich einer Nachstellung am meisten bedürftige kleine, vom Hauptkegelrade
                              									getriebene Rad auf einen Zapfen gesetzt, dessen Lagertheil excentrisch zur
                              									Befestigungsstelle ist. Werden die Befestigungsschrauben dieses excentrischen
                              									Zapfens gelöst, so ist eine Nachstellung des Triebes gegen das zugehörige Rad durch
                              									Verdrehung des Zapfens um dessen Achse leicht auszuführen.
                           
                           Eine andere Nachstellvorrichtung von M. und H. S. Rembold in
                              									M.-Gladbach (* Erl. D. R. P. Nr. 10630 vom 12. December 1879) bewirkt die
                              									Nachstellung durch Verschieben des Lagers gegen die Achse des zugehörigen Rades.
                              									Schraubenspindeln mit Gegenmuttern sichern die Entfernung des beweglichen vom
                              									feststehenden Lager bezieh. den gewünschten Eingriff der Zahnräder. Die parallele
                              									gegenseitige Lage der Achsen wird bei beiden Einrichtungen nicht gestört.
                           Die Scheunen, vor deren Tennen die Göpel zur Verwendung kommen, sind häufig derart
                              									angelegt, daſs mehrere derselben in einem Kreisbogen liegen. Man ist dann genöthigt,
                              									um einen Göpel vor den verschiedenen Tennen arbeiten zu lassen, denselben
                              									fortwährend hin- und herzurücken, was zeitraubend und schwierig ist. Dieser
                              									Uebelstand soll durch die Anordnung eines im, Kreise
                                 										verstellbaren Vorgeleges nach dem in Fig. 13 Taf. 28
                              									veranschaulichten Vorschlage von J. S. Kern in
                              										Schwiebus (* D. R. P. Nr. 24094 vom
                                 										27. Januar 1883) vermieden werden.
                           Auf der Grundplatte A ist die das Vorgelege tragende
                              									Platte B beweglich angeordnet; ihren Drehpunkt hat die
                              									Platte B in dem Zapfen D
                              									und ihre Führung und Feststellung auf den gewünschten Punkt findet durch die
                              									Sicherungsbahn C statt, welche zwei Drittel eines
                              									Kreises beschreibt. Diese Bahn C ist auf der oberen
                              									Fläche mit einer Nuth f versehen, in welcher sich eine
                              									an der unteren Fläche der Vorgelegeplatte B befindliche
                              									Nase bewegt. Diese Nase dient zur Feststellung der Vorgelegeplatte. Je nach der
                              									Stellung, welche die Vorgelegeplatte B erhalten hat,
                              									drücken zwei oder drei der an dem äuſseren Umfange des Führungsschlittens C angebrachten Schrauben s
                              									auf die Nase und klemmen dieselbe unverrückbar in der Nuth f fest. Der Zapfen D, um welchen die
                              									Vorgelegewelle sich dreht, dient zugleich als Achse für das in das groſse Triebrad
                              									eingreifende Zahnrad G und für das Kegelrad H.
                           Wenn das Hauptrad sich um einen feststehenden Zapfen dreht, so wurde dieser Zapfen
                              									entweder mit der Grundplatte aus einem Stücke gegossen, oder besonders aus
                              									Schmiedeisen eingesetzt. Der schmiedeiserne Zapfen wird, wenn er von genügender
                              									Stärke gemacht wird, zu theuer; der guſseiserne Zapfen, welcher die genügend groſse
                              									Oberfläche darbietet, um die hohle Radnabe sicher auf demselben laufen zu lassen,
                              									kann, wenn trotz seiner groſsen Oberfläche endlich doch die einseitige Abnutzung
                              									eintritt, nicht ausgewechselt werden und dann ist die ganze Grundplatte unbrauchbar.
                              										Th.
                                    											Flöther in Gassen i. L. (* D. R. P. Nr. 21130 vom 16. August 1882) wendet deshalb
                              									gemäſs Fig. 8
                              									Taf. 28 für das Hauptrad R einen leicht zu verstellenden
                                 										guſseisernen Hohlzapfen z an, welcher unten eine breite Flansche f für die Auflage auf der Grundplatte besitzt. Mittels
                              									des Splintbolzens b wird der Zapfen z, der überdies mit einem Ansätze in die Grundplatte
                              									eingreift, sodann mit der letzteren verbunden. Diese Verbindung ist mittels einiger
                              									Hammerschläge zu lösen und wieder herzustellen: dadurch ist die Möglichkeit geboten, den Zapfen z vor einseitiger Abnutzung zu bewahren, indem man
                              									denselben von Zeit zu Zeit etwas dreht.
                           Das Gewicht des Hauptrades R wird durch eine Stahlplatte
                              										s aufgenommen, welche in einer Ausfalzung des
                              									hohlen Zapfens ruht. Die Flansche f hat eine ringsum
                              									laufende Nuth, welche als Oelbehälter dient.
                           Wird ein Göpel zur Schachtförderung benutzt
                              									(Schachtgöpel), so kann bei einem Seil- oder Kettenbruche in Folge des
                              									Zurückschlagens des Göpels leicht eine Beschädigung des Zugthieres herbeigeführt
                              									werden. Zur Abwendung dieser Gefahr bringt C. Loesch in
                              									Oppeln (* Erl. D. R. P. Nr. 18203 vom 21. September 1881) eine selbstthätige Hemmvorrichtung an. Der Göpel wird mit
                              									einem auf dem Bodengestelle fest verbundenen Zahnkranze versehen, in welchen an
                              									beiden Seiten des Zugbaumes je eine Sperrklinke eingreift. Diese Klinken sitzen an
                              									je einer Stange, welche an beiden Seiten des Zugbaumes hinlaufen und an dessen Ende
                              									mit je einem Hebel versehen sind. Die Hebel werden durch den Haken beim Anziehen des
                              									Zugthieres so bewegt, daſs die in der Zugrichtung liegende Sperrklinke ausgehoben
                              									wird, während die andere Sperrklinke regelmäſsig hinter jedem Zahne des Zahnrades
                              									einfällt und so beim etwaigen Rücklaufe sofort hemmt.
                           
                              (Schluſs folgt.)
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
