| Titel: | Neuerungen an zwangläufigen und auslösenden Ventilsteuerungen. | 
| Fundstelle: | Band 260, Jahrgang 1886, S. 539 | 
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                        Neuerungen an zwangläufigen und auslösenden
                           								Ventilsteuerungen.
                        (Patentklasse 14. Fortsetzung der Berichte Bd. 245
                           								S. 49 und 439.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									33.
                        Neuerungen an Ventilsteuerungen.
                        
                     
                        
                           Zwangläufige VentilsteuerungenVgl. auch C. Sondermann 1885 258 * 294.: Um bei veränderlicher
                              									Füllung eine gleiche Voreilung und nahezu gleichen Ventilhub zu erreichen, hat E. A.
                                    											Höffner in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 23642 vom 14. Januar
                                 										1883 und Zusatz * Nr. 30377 vom 20. Mai 1884) die in Fig. 1 Taf. 33
                              									veranschaulichte Anordnung getroffen.
                           Die Excenterstange a wird in einem mittleren Punkte
                              									mittels eines stellbaren Hebels b um einen festen Punkt
                              									geführt und beschreibt mit ihrem Endzapfen eine eiförmige, punktirt angegebene
                              									Curve, welche gegen einen im Ventilbocke gelagerten Cylinder c eine solche Lage besitzt, daſs sie bei jeder Stellung des Cylinders
                              									stets durch dessen Mittelpunkt geht. Der Cylinder c hat
                              									einen Einschnitt, in welchem sich ein Hebel d und das
                              									Verbindungsglied e mit der Stange a bewegen. Beim Gange der Maschine gelangt der Hebel
                              										d zur Anlage an einen um einen festen Punkt des
                              									Ventilbockes drehbaren und concentrisch den Cylinder c
                              									umgebenden Hebel f, welcher die erhaltene Bewegung auf
                              									die Ventilstange und das Ventil in gewöhnlicher Weise weiter überträgt.
                           Wird nun der Cylinder c und mit diesem der Drehpunkt des
                              									Hebels d und der Angriffspunkt des letzteren durch den
                              									Regulator mittels der Stange m verstellt, so wird die
                              									Excenterstange je nach der Drehrichtung den Hebel f und
                              									somit auch das Dampfeinlaſsventil während eines längeren oder kürzeren Theiles des
                              									Kolbenhubes heben und somit eine gröſsere oder kleinere Füllung im Dampfcylinder
                              									bewirken. Die Hebel d und f sind so angeordnet, daſs bei kleinem Ausschlage des ersteren eine
                              									gröſsere Bewegung durch kürzeren Angriff am Hebel f und
                              									bei gröſserem Ausschlage des Hebels d eine kleinere
                              									Bewegung durch längeren Angriff am Hebel f stattfindet.
                              									Es findet somit zwischen den einzelnen Bewegungen ein Ausgleich statt, in Folge dessen
                              									der Hub des Einlaſsventiles annähernd gleich wird.
                           Die Hebel d und f liegen
                              									bei jeder beliebigen Stellung des Cylinders c an
                              									einander, sobald das Excenterstangenende durch den Mittelpunkt des Cylinders c geht, und heben bei Weiterbewegung das Ventil so
                              									lange, bis das Excenterstangenende in dem zweiten Schnittpunkte anlangt, welchen die
                              									Kreisbogenbahn des Verbindungsgliedes e mit der von dem
                              									Excenterstangenende beschriebenen Curve ergibt. Der erste Schnittpunkt bleibt bei
                              									allen Stellungen des Cylinders c derselbe, nämlich der
                              									Mittelpunkt des Cylinders c; es ist daher auch die
                              									Winkelvoreilung bei verschiedener Füllung stets dieselbe. Auf beide
                              									Einlaſsventilstangen drückt eine gemeinschaftliche Blattfeder k, damit die Ventile der Bewegung des Steuermechanismus
                              									folgen.
                           Fig. 2 und
                              										3 Taf. 33
                              									veranschaulichen zwei Abänderungen der Höffner'schen
                              									Steuerung, wobei die Theile d und e durch eine Kurbelschleife d (Fig.
                                 										2) ersetzt und die Theile c, d und e an die Steuerwelle verlegt sind (vgl. Fig. 3), wobei in
                              									letzterem Falle das Glied e mit einer auf der
                              									Steuerwelle sitzenden Kurbel a verbunden ist. Durch das
                              									Zusatzpatent * Nr. 30377 wird die Anwendung einer Kurbel c (Fig.
                                 										4 Taf. 33) an Stelle des Cylinders c (Fig. 1)
                              									geschützt.
                           Die Steuerung ist von der Sächsischen Maschinenfabrik
                              										(vormals Hartmann) in Chemnitz verschiedentlich an
                              									Dampfmaschinen ausgeführt und zeichnet sich namentlich durch ruhigen und sicheren
                              									Gang der Steuerungsmechanismen aus.
                           Die von Heinr. Widmann in München (* D. R. P. Nr. 24142 vom 18. März 1883
                                 										und Zusatz * Nr. 25981 vom 1. Juli 1883) angegebene Steuerung soll eine
                              										Entlastung des Regulators sichern. Die
                              									veränderliche Füllung wird dabei aus der Zusammensetzung zweier Bewegungen erreicht,
                              									von welchen die erste, den Hub des Ventiles bewirkende, gleichbleibend, die zweite,
                              									den Schluſs des Ventiles ausführende, veränderlich ist. Bei der älteren Anordnung
                              										(Fig. 12
                              									Taf. 33) wird die das Einlaſsventil bethätigende Excenterstange A durch eine im Punkte b
                              									drehbar gelagerte Bogenführung B gehalten; das obere
                              									Ende der Stange A trägt auf einem Zapfen das in der
                              									geraden Schlitzführung D verschiebbare Gleitstück C. Die Schlitzführung D
                              									wird von dem einen Ende des Ventilhebels d und bei e von einer Stange F
                              									gehalten, an welcher sich am anderen Ende ein in der Bogenführung B verschiebbares Gleitstück G befindet- letzteres wird mittels Winkelhebel und dem Gliede h vom Regulator aus verstellt. Der Mittelpunkt des
                              									Kreisbogens B liegt bei e
                              									und zwar in derjenigen Lage der Schlitzführung D,
                              									welche dem Beginne der Oeffnung des Einlaſsventiles entspricht. Von diesem
                              									Augenblicke an wird das Gleitstück C mit der
                              									Schlitzführung D nach einwärts bewegt und dadurch das
                              									Ventil gehoben, gleichzeitig aber auch das Gleitstück C
                              									in der Schlitzführung verschoben. Eine zweite Bewegung erhält die Schlitzführung D durch die schwingende Bogenführung B, welche Bewegung der ersteren entgegengesetzt
                              									gerichtet ist und demnach den Schluſs des Ventiles veranlagst. Die letztere Bewegung
                              									hängt von der jedesmaligen Stellung, welche der Regulator dem Gleitstücke G anweist, ab und ist somit veränderlich.Der Mechanismus erlaubt, die Stange F und also
                                    											auch den Regulator bei Beginn des Ventilhubes vollständig zu entlasten. Von
                                    											der im Endpunkte der Stange A auftretenden
                                    											Kraft kommt hier nur die Componente senkrecht zur Gleitfläche von D in Betracht. Geht dieselbe nicht durch den
                                    											Angriffspunkt der Ventilstange d an der
                                    											Schlitzführung D, sondern in einer kleinen
                                    											Entfernung unterhalb vorbei, so entsteht ein linksdrehendes Moment um diesen
                                    											Tunkt. Die durch dieselbe Componente auf der Gleitfläche erzeugte Reibung
                                    											bringt dagegen ein rechtsdrehendes Moment hervor. Beide heben sich auf, wenn
                                    											ihre Hebelarme in einem Verhältnisse zu einander stehen, welches gleich dem
                                    											Reibungscoefficienten ist, so daſs also auf den Zapfen e und die Stange F
                                    											keine Kraft entfällt. Bei der ferneren Bewegung wird nun das erste Moment
                                    											überwiegen und von der Stange F aufzunehmen
                                    											sein; aber dann ist auch das Ventil von seinem Sitze abgehoben und vom
                                    											Dampfdrucke entlastet, also nur noch aas Ventil- und Belastungsgewicht sowie
                                    											die Stopfbüchsenreibung zu überwinden. Die Beeinflussung des Regulators wird
                                    											auch deshalb eine geringe, sein weil das Gleitstück in der Bogenführung B bei jeder Stellung, welche der Regulator
                                    											bedingt, nur Kreislinien beschreibt, denen auch das Verbindungsglied h folgen kann, ohne den Regulator wesentlich zu
                                    											beeinflussen.
                           Bei der im Zusatzpatente angegebenen Abänderung (Fig. 13 und 14 Taf. 33)
                              									dieser Steuerung ist die Drehrichtung des Excenters, demnach auch die Bewegung des
                              									als Hohlcylinder ausgeführten Gleitstückes C, welches
                              									auf einer runden Stange D gleitet, die umgekehrte;
                              									ferner liegt der Angriffspunkt der an das Excenter angeschraubten oder mit dem
                              									Excenter aus einem Stücke bestehenden gegabelten Excenterstange A auf derselben Seite der Gleitstange D wie der Aufhängepunkt c
                              									derselben an den Ventilhebel d. Die Gleitstange D bildet mit der die Gelenkzapfen c und e tragenden Platte
                              									ein Ganzes; in der Bogenführung B, welche U-förmigen
                              									Querschnitt erhalten hat und um den Zapfen b schwingt,
                              									bewegt sich, vom Regulator bethätigt, das Gleitstück G,
                              									an welches das untere Ende der Stange F angeschlossen
                              									ist.
                           Bei einer ferneren Abänderung ist die Gleitstange mit dem Gleitstücke derart
                              									vertauscht, daſs erstere von der Excenterstange und letzteres vom Ventilhebel
                              									getragen wird, wodurch die Verstellungsstücke in der Bogenführung bei ihrer
                              									äuſsersten Lage links, umgekehrt als bei der früheren Anordnung, der gröſsten, bei
                              									ihrer äuſsersten Lage rechts der kleinsten Füllung entsprechen.
                           Auslösende Ventilsteuerungen: M. Jahr in Gera (* D. R. P. Nr.
                                 										13255 vom 15. September 1880) hat zur Vermeidung von Stopfbüchsen bei den
                              									aus den Dampfkammern tretenden Ventilstangen, welche den sicheren Dampfabschluſs
                              									durch die Ventile in Folge der Reibung der Ventilstangen in den Stopfbüchsen mehr
                              									oder weniger beeinflussen, zur Bewegung der Ventile
                                 										Hebedaumen angeordnet und die bei dieser Steuerung den Ventilschluſs
                              									bewirkenden Federn im Inneren des Ventilgehäuses
                              									untergebracht (vgl. Fig. 5 und 6 Taf. 33). Die
                              									Hebedaumen sitzen auf Wellen, welche durch Schraubenräder von der Regulatorwelle aus
                              									bewegt werden; bei Geschwindigkeitsänderungen verschiebt der Regulator mittels Hebel
                              									die Daumenwelle, so daſs die Ventile nur den für den gleichmäſsigen Gang der
                              									Maschine nöthigen Dampf einlassen.
                           Eine im Zusatzpatente * Nr. 23783 vom 12. Januar 1883 angegebene Abänderung besteht
                              									in einem vortheilhafteren Antriebe durch die in beliebigem Abstande von der
                              									Ventilspindel erfolgende seitliche Lagerung der Daumenwelle. Wie aus Fig. 5 Taf. 33 zu
                              									entnehmen, ist ein Hebel e zwischen Daumenwelle a und Ventilspindel l
                              									eingeschaltet, welcher um den Zapfen s an der Innenwand
                              									des Ventilgehäuses schwingt; der Hebel e greift durch
                              									einen Ausschnitt der Ventilspindel l. Die Daumenwelle
                              									bewegt sich in einem Lager und in einer Stopfbüchse.
                           Wenn der Steuerungsmechanismus auſserhalb des Ventilgehäuses liegt (Fig. 6 Taf. 33), so kann
                              									die Uebertragung der Bewegung von auſsen auf das Ventil durch eine besondere Welle
                              									und Hebel bewirkt werden. Die Achse s ist im Dampfraume
                              									gelagert und wird nach auſsen durch Stopfbüchsen geführt. Auſsen sitzt auf derselben
                              									der Hebel w, innen im Dampfraume der Hebel e.
                           Bei der Steuerung von H. Brockmann in Stuttgart (* D. R. P.
                                 										Nr. 25732 vom 15. Juni 1883) ist die Excenterstange a jedes Einlaſsventiles durch eine Gelenkstange b unmittelbar oder unter Einschaltung eines Hebels mit
                              									der Ventilstange verbunden und die ziemlich rasche Erhebung des Ventiles erfolgt
                              									dadurch, daſs eine an der Excenterstange a befindliche
                              									Nase c kürzere oder längere Zeit auf einer
                              									verstellbaren Bahn d geführt wird, welche die bei
                              									geschlossenem Ventile von der Nase beschriebene eiförmige Curve schneidet. Während
                              									die Spitze der Nase c die punktirt angedeutete Bahn
                              									beschreibt, schwingt der Zapfen e, ohne Einfluſs auf
                              									das Ventil auszuüben, um den oberen Gelenkzapfen f.
                              									Sobald indeſs unter die Nase c ein Stück d geschoben wird, kann dieselbe die bisherige eiförmige
                              									Curve nicht mehr ganz beschreiben, sondern gleitet nun auf d und legt nur einen Theil dieser Bahn zurück; dadurch ist der Zapfen e gezwungen, den angedeuteten Bogen zu durchlaufen, und
                              									es erfolgt ein Oeffnen des Ventiles. Sobald die Spitze der Nase c über den Absatz des Stückes d schnappt, erfolgt durch die Feder h der
                              									Schluſs des Ventiles. Es läſst sich auf diese Weise bei Verschiebung des keilförmig
                              									gestalteten Stückes d ein längeres oder kürzeres
                              									Oeffnen des Ventiles leicht erreichen.
                           Die auslösende Steuerung von Rud. Affeltranger in Zürich (* D. R. P. Nr.
                                 										29251 vom 18. März 1884) bezweckt eine rasche Bewegung der Ventile ohne
                              									Schädigung der Sitzflächen dadurch, daſs die unter Dampfdruck befindlichen Einlaſsventile beim Oeffnen entlastet und beim Schlieſsen wieder belastet werden, wobei auch auf
                              									möglichst leichte Herstellung sämmtlicher Theile besonders Rücksicht genommen ist.
                              									Der Füllungsgrad  kann
                              									vom Regulator abhängig bis auf 0,8 des Kolbenweges ausgedehnt werden, während das
                              									Oeffnen der Ventile unverändert auf beiden Todtpunkten der Kurbel bei jeder
                              									Regulatorstellung vor sich geht. Die Einlaſs- und Auslaſsventile a und b (Fig. 10 Taf. 33) sitzen
                              									in einem besonderen Kegel e. Der Raum unter dem Ventile
                              										a ist in Verbindung mit dem Dampfmantel des
                              									Cylinders, während der Kanal unter dem Ventile b den
                              									verbrauchten Dampf ableitet. Der Durchmesser des oberen Sitzes vom Einlaſsventile
                              										a ist gröſser als der vom unteren Sitze, so daſs
                              									der Dampfdruck, von unten auf den Unterschied der beiden Ringflächen wirkend, das
                              									Ventil a hebt. Der Raum unter dem Ventile a ist durch einen Kanal f,
                              									die Ausschnitte x und v
                              									des Drehschiebers d bezieh. Kegels d1 (vgl. Fig. 7 bis 9) und einen
                              									Kanal f1 mit dem Raume
                              									oberhalb des Cylinders g verbunden; in Folge dessen
                              									drückt auch der Dampf auf die obere Fläche des Cylinders g an der Ventilstange so lange, bis der Schieber d die Verbindung unterbricht und den im Raume über g wirkenden Dampf durch Aussparungen w und
                              										e1 in den Kanal e entweichen läſst. Die Dauer der Entlastung oder
                              									Oeffnung des Einlaſsventiles wird durch die vom Regulator bethätigte Drehscheibe r, in welche sich ein Gleitstück am Ende des Hebels p führt, bestimmt. Ist der Druckausgleich zwischen den
                              									Räumen unter dem Ventile a und über dem Cylinder g wieder hergestellt, so fällt das Ventil durch sein
                              									Gewicht und Federdruck auf seinen Sitz zurück.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
