| Titel: | G. Booth's Kesselbohrmaschine. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 13 | 
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                        G. Booth's Kesselbohrmaschine.
                        Mit Abbildungen.
                        G. Booth's Kesselbohrmaschine.
                        
                     
                        
                           Bei allen Vorzügen, welche die gebräuchlichen Radialbohrmaschinen (vgl. Booth 1885 258 * 491) für
                              									allgemeine Bohrarbeiten besitzen, ist doch deren Anwendung für das Bohren der
                              									Nietlöcher an Dampfkesseltheilen u. dgl. zu kostspielig und bei groſsen Kesseln die
                              									Bedienung umständlich. Es kann meist bloſs ein Bohrwerkzeug auf dem Auslader der
                              									Radialbohrmaschinen angebracht werden und nur, wenn dasselbe zum Schraubenschneiden
                              									eingerichtet ist, wie dies zum Einschneiden des Gewindes für die Stehbolzen an
                              									Locomotivkesseln nothwendig, kann das Eigengewicht der Bohrspindel unterstützend
                              									auftreten. Deshalb ist man in neuerer Zeit zu Maschinen mit wagerecht liegenden Bohrwerkzeugen übergegangen (vgl. Campbells und Hunter 1885 257 91), schon aus dem Grunde, weil man die erforderlichen
                              									Winkelstellungen der Bohrer einfacher erreichen, zwei Bohrapparate anbringen und
                              									dieselben bequemer bedienen kann. Der Kesselschuſs oder die Feuerbüchse wird alsdann
                              									auf einer leicht zu den Bohrern einzustellenden drehbaren Tischplatte stehend
                              									aufgespannt.
                           Der erwähnten Campbells und Hunter'schen Anordnung
                              									ähnlich ist eine von G. Booth und Comp. in Halifax
                              									gebaute Kesselbohrmaschine, deren Beschreibung Engineering, 1885 Bd. 40 *
                                 										S. 419 mit Schaubild wiedergibt. Näher ist die Einrichtung dieser
                              									Maschine in Fig. 1 bis 4 S. 14 veranschaulicht. Das Bett der Maschine besteht aus zwei auf
                              									einander senkrechten Wangen, welche im Grundrisse ein ⊣ bilden. Auf der Hauptwange
                              									gleitet ein Schlitten mit der drehbaren Planscheibe, auf welcher der zu bohrende
                              									Kesseltheil entweder unmittelbar, oder auf Verlängerungsschuhen aufgestellt ist.
                           Die Bohrständer stehen auf der Querwange auf selbstständigen Schlitten und sind um
                              									ihre senkrechte Hauptspindel drehbar eingerichtet. An jedem Bohrständer ist eine
                              									wagerecht ausragende Bohrvorrichtung senkrecht verschiebbar angebracht, so daſs
                              									dadurch die Bohrerachse in jeder Weite und Höhe radial zur Planscheibenachse
                              									beliebig eingestellt werden kann. Obwohl die Planscheibe bloſs 2m Durchmesser hat, so ist die Bettung genügend groſs, so daſs auf dieser
                              									Maschine noch Kesseltheile von 3m,6 Durchmesser
                              									bearbeitet werden können.
                           Die Antriebswelle liegt in der Querwange und in einer Ebene mit den von derselben
                              									abgezweigten stehenden Wellen der Bohrstander.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 262, S. 14
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 262, S. 14
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 262, S. 14
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 262, S. 14
                              
                           Die Uebertragung der Bewegung auf jede dieser Wellen erfolgt
                              									durch drei Winkelräder (vgl. Fig. 3) mit
                              									zwischenliegender Zahnkuppelung, welche Bewegungsumkehrung und Abstellung des
                              									Bohrers in jedem Ständer in unabhängiger Weibe ermöglicht. Am Fuſse jedes
                              									Bohrständers ist ein
                              									Schneckenrad angebracht, dessen zugehörige Schnecke im zugehörigen Schlitten der
                              									Querwange gelagert ist, so daſs der Ständer gedreht werden kann. Zwei Schrauben,
                              									deren Köpfe in einer Ringnuth laufen, dienen dabei zur Feststellung.
                           Von der senkrechten Welle jedes Bohrständers wird mittels Winkelräder eine kurze
                              									Spindel getrieben, welche einen langen Federkeil besitzt, durch den die
                              									verschiebbare Bohrerhülse zur Drehung gezwungen wird. Die Bohrerhülse ist in einem
                              									kleinen Schlitten gelagert, welcher sich mittels Zahnstangengetriebes auf dem
                              									stellbaren Winkel des Bohrständers verschieben läſst (vgl. Fig. 2 und 3), womit die eigentliche
                              									Schaltbewegung des Bohrers hergestellt ist. Diese Schaltbewegung wird von der
                              									stehenden Welle des Bohrständers mittels Stirnräder auf eine hängende Nuth welle
                              									abgeleitet, welche wie die Uebersetzungsräder an der oberen Kopffläche des Ständers
                              									gelagert ist. Diese Nuthwelle geht durch eine kleine Schnecke, welche ein
                              									Schneckenrad treibt, das sich auf der Achse des Zahnstangengetriebes lose dreht.
                              									Durch eine kleine Reibungsmutter findet die Kuppelung statt. Die ganze
                              									Bohrvorrichtung ist durch Gewichte entlastet, so daſs die einseitige hängende
                              									Nuthwelle keiner schädlichen Biegung ausgesetzt ist.
                           Die Planscheibe erhält sowohl ununterbrochene Drehbewegung mittels Quer- und
                              									Langwelle auf ein groſses Schraubenrad, oder bei Ausrückung der Uebersetzungsräder
                              									auch Drehung durch ein Handrad, behufs Einstellung der Kesseltheile. Ein kleiner
                              									Drehstahlsupport ermöglicht das Abdrehen der Ränder und Kesselflanschen, so daſs
                              									diese Maschine in jeder Beziehung als zweckmäſsig und verwendbar bezeichnet werden
                              									kann.