| Titel: | Ueber Neuerungen an Filterpressen. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 69 | 
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                        Ueber Neuerungen an Filterpressen.
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 6.
                        Ueber Neuerungen an Filterpressen.
                        
                     
                        
                           In dem Bestreben, die Reinigung von Zuckersäften in Filterpressen ohne Knochenkohle
                              									vorzunehmen (vgl. 1886 259 323. 326), sucht man
                              									namentlich in Frankreich die Wirkung von Filterpressen dadurch zu erhöhen, daſs der in denselben
                              									behandelte Saft gezwungen wird, mehrere Filterschichten von
                                 										gleicher oder zunehmender Dichte zu durchstreichen. Eine solche
                              									Filterpresse mit mehrfacher Filtration von J. Puvrez de
                                    										Groulart in St. Quentin (* D. R. P. Kl. 58 Nr. 35 235 vom 4. September
                                 									1885) veranschaulicht Fig. 14 Taf. 6.
                           Das bewegliche Kopfstück B ist unten in der Mitte mit
                              									einem Stutzen h versehen, auf welchen ein Schlauch j aus starkem Kautschuk geschoben werden kann, das die
                              									Presse mit der Saftzuführung K verbindet. Auf diese
                              									Weise ist die Bewegung des Kopfstückes B ohne Aufhebung
                              									der Verbindung mit dem Saftzuflusse ermöglicht. Das feste Kopfstück A ist dagegen oben in der Mitte mit einem zum
                              									Saftabflusse dienenden Stutzen h1 versehen. In der Presse werden vier verschiedene
                              									Arten guſseiserne Rahmen angewendet: leere Rahmen, Siebrahmen, Filterrahmen und
                              									sogen. Scheiderahmen. Alle diese Rahmen besitzen oben und unten in der Mitte
                              									Oeffnungen H1 und H und werden zweckmäſsig 800mm hoch, 700mm
                              									breit bei 30mm Dicke ausgeführt.
                           Bei den leeren Rahmen steht der innere Hohlraum durch einen Kanal mit der unteren
                              									Oeffnung H in Verbindung. Bei den in Fig. 12 Taf. 6
                              									dargestellten Siebrahmen steht der Hohlraum mit der oberen Oeffnung H1 in Verbindung. Die
                              									Siebplatten dieser Rahmen werden an deren Leisten durch viereckige Gummiunterlagen
                              									abgedichtet und durch Stehbolzen x aus einander
                              									gehalten. Die Siebplatten werden nicht wie gewöhnlich mit Filtertuch belegt, sondern
                              									dieselben dienen unmittelbar zur Filtrirung. Einen Filterrahmen veranschaulicht Fig. 13 Taf.
                              									6. Derselbe hat für seinen Hohlraum ebenfalls die Verbindung nach oben hin in die
                              									Oeffnung H1 und wird in
                              									bekannter Weise mit Filtertuch belegt. Zur besseren Verbindung der Oeffnungen H und H1 mit den gleichen Oeffnungen in den leeren Rahmen
                              									erhalten die Filterrahmen dort Ansätze t, welche in die
                              									entsprechend gröſser ausgeführten Oeffnungen H und H1 der leeren Rahmen
                              									treten. In Fig.
                                 										10 und 11 Taf. 6 ist ein sogen. Scheiderahmen dargestellt. Derselbe erhält ein
                              									Rohr H2, welches oben
                              									und unten mit den Oeffnungen H und H1 in Verbindung steht;
                              									diese Oeffnungen gehen jedoch nicht ganz durch die Leisten des Rahmens, sondern von
                              									verschiedenen Seiten bis zu dem mittleren senkrechten Kanale H2. Der Scheiderahmen dient dazu, die
                              									Presse in Abtheilungen zu zerlegen. Bei der in Fig. 14 dargestellten
                              									Presse ist z.B. ein solcher Scheiderahmen benutzt, welcher in der Presse zwei
                              									verschieden groſse Abtheilungen I und II der Preſsrahmen herstellt; die erste I wird nur aus leeren und den Siebrahmen, die zweite
                              										II nur aus leeren und den Filterrahmen
                              									zusammengesetzt. Der von den unteren Oeffnungen H der
                              									Rahmen der ersten Abtheilung I gebildete Kanal steht
                              									dann mit der Saftzuführung, der von den oberen Oeffnungen H1 der Abtheilung II gebildete Kanal mit dem Saftabzuge in Verbindung. Der im Rohre N zutretende Saft in Verbindung mit durch Rohr O zugeführtem heiſsem Wasser, welche Verbindung durch
                              									die Stellung des Dreiwegehahnes M geregelt wird,
                              									gelangt von unten in die Siebrahmen der Abtheilung I,
                              									sammelt sich im oberen Kanäle aus den Leerrahmen und tritt dann durch den
                              									senkrechten Kanal H2
                              									des Scheiderahmens in die zweite Abtheilung II und zwar
                              									hier von unten in die Filterrahmen, um oben aus den Leerrahmen abgezogen zu
                              									werden.
                           In der Presse vollziehen sich also zwei verschiedene
                              									Vorgänge: zuerst ein Durchtreiben des Saftes oder vorbereitendes Filtriren und dann
                              									die eigentliche Filtrirung. Man kann diese Vorgänge nach Belieben vervielfachen und
                              									so zwei oder mehr Filtrirungen von zunehmender Feinheit stattfinden lassen, indem
                              									man in der Vorrichtung durch Einschaltung von Scheiderahmen die entsprechende Anzahl
                              									von Abtheilungen herstellt und in diesen mit immer dichteren Filtertüchern
                              									arbeitet.
                           In etwas abweichender Weise suchen Loze und Hélaers in Filterpressen eine mehrfache Filtration zu
                              									erreichen. In Frankreich führen nach der Revue
                                 										industrielle, 1886 * S. 313 Filterpressen mit dieser Einrichtung Bureau und Comp. aus und hatte A. Hélaers in Brüssel eine derselben auf der Ausstellung in Antwerpen 1885
                              									vorgezeigt. Die Rahmen der in Fig. 15 und 16 Taf. 6
                              									dargestellten Filterpresse sind alle einfach gitterförmig, um den dazwischen
                              									gelegten Filtertüchern Stütze zu geben. Die Rahmen besitzen alle oben eine den
                              									Safteintrittskanal F bildende Oeffnung; doch haben nur
                              									einige Rahmen in ihrem Hohlräume durch senkrechte Kanäle E Verbindung mit dem Kanäle F. 3 Rahmen
                              									bilden jedesmal ein System; einer derselben ist für den Eintritt bestimmt, der
                              									zweite dient als Zwischenglied und der dritte für den Austritt der Säfte. Die Säfte
                              									gelangen in die erste Abtheilung durch die Kanäle E. In
                              									dem zweiten Rahmen befindet sich keine nach auſsen führende Oeffnung. Der dritte
                              									Rahmen dagegen kann je nach dem Zwecke, welchen man verfolgt, auf verschiedene Art
                              									für den Abfluſs der Säfte eingerichtet sein. Der Saft kann entweder durch einen Hahn
                              										K austreten, welcher auſsen an der unteren Seite
                              									des Rahmens angebracht ist und in die Sammelrinne H
                              									führt, oder man kann, ähnlich dem oben durch alle Rahmen gehenden Zuführungskanale,
                              									unten einen gemeinschaftlichen Ablaufkanal durch sämmtliche Rahmen leiten, welcher
                              									dann mit dem Inneren der Ausfluſsrahmen durch senkrechte Kanäle in Verbindung steht
                              									und die Säfte einem gemeinschaftlichen Abfluſsrohre zuführt. Bei letzterer Anordnung
                              									fallen die Hähne K und die Rinne H weg.
                           Der Gang der Filtration ist folgender: Der Zuckersaft gelangt in die 1. Abtheilung
                              									eines Rahmensystemes, durchstreicht das zwischen den Abtheilungen befindliche
                              									Filtertuch in die zweite und aus dieser in die 3. Abtheilung, von wo der Saft
                              									ausflieſst. Denselben Weg macht der Saft von der 5. Abtheilung aus, indem derselbe
                              									durch die vierte geht und ebenfalls in der dritten austritt. Aehnlich ist der
                              									Vorgang in Abtheilung 6, 7 u.s.w. Man kann den Saft aber nach Verschluſs der 3. Abtheilung u.s.w. auch
                              									nach Belieben 4, 5, 6 und mehr Filter durchziehen lassen, wozu in Fig. 16 auch die ersten
                              									Rahmen jedes Systemes Saftabfluſshähne G erhalten
                              									haben.
                           Die Société Carion-Delmotte in Anzin bringt Filterpressen von gewöhnlicher Einrichtung nach dem
                              									Entwürfe von J. Cizek in Kwassitz (Mähren) zur
                              									Ausführung. Diese Filterpressen zeichnen sich durch eine hübsche Anordnung und hohe
                              									Leistungsfähigkeit aus; so ist in Textfig. 1 bis 4 nach Armengaud's Publication
                                 										industrielle, 1886 Bd. 30 * S. 519 eine solche Presse mit Angabe aller
                              									hauptsächlichsten Abmessungen veranschaulicht, welche in 24 Stunden den Saft von
                              										100t Rüben zu filtriren vermag und dabei
                              									Preſskuchen von 650mm Höhe, 530mm Breite und 20mm Dicke liefert.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 262, S. 72
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 262, S. 72
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 262, S. 72
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 262, S. 72
                              
                           Die Presse hat 29 Rahmen A,
                              									ergibt also auf einmal 30
                              									Preſskuchen. Jeder Rahmen A hat in der Mitte eine
                              									groſse runde Oeffnung b von 70mm Weite für den Eintritt des Saftes und seitlich
                              									rechts und links oben die Kanäle e und f zur Waschwassereinführung und zur Entlüftung. Das
                              									Innere der auf beiden Seiten mit Siebblech von 5mm
                              									Lochweite belegten Rahmen steht abwechselnd mit diesen Kanälen in Verbindung; ebenso
                              									wechseln die Saftablaufhähne r ab, unter denen sich die
                              									am Gestelle D der Presse befestigten Sammelrinnen F befinden; aus diesen wird der Saft durch einen
                              									gemeinschaftlichen Hahn R abgelassen. Den Löchern b der Rahmen entspricht der Rohrstutzen b1 an der festen
                              									Kopfplatte B, an welchen sich das geneigt angeordnete
                              									Ventil I für die Saftzuleitung und ein zweites Ventil
                              										J ansetzt. Das letztere Ventil dient zum Einlassen
                              									von Dampf, um damit die Löcher b zu reinigen, und ist
                              									hierzu ein Ausblasehahn an der beweglichen Kopfplatte B1 angebracht. An die Kanäle e schlieſst sich das verzweigte, mit Absperrventil
                              									versehene Rohr K an, welches mit einer Wasserleitung in
                              									Verbindung gebracht wird, und auf die Mündungen der Kanäle f in den Kopfplatten B und B1 sind
                              									Entluftungshähne s gesetzt. Das über die Rahmen
                              									geschlagene Filtertuch c (vgl. Fig. 3) ist an den Stellen der centralen Löcher b gleich diesen ausgeschnitten. An den Stellen der Kanäle e und f ist der Ausschnitt
                              									entsprechend groſs gemacht, um die bereits früher erwähnten Cizek'schen Kanalabdichtungen (vgl. 1886 260 * 560) aufzunehmen. Der Verschluſs der Filterpresse
                              									erfolgt mittels Schrauben C, welche gleichzeitig die
                              									Auflager für die Rahmen A bilden, und mittels der
                              									Brille H. Die Muttern G
                              									werden mit Hilfe von einzusetzenden Stangen gedreht.
                           Der Betrieb dieser Filterpresse ist der gewöhnliche. Die Kuchenbildung erfolgt in
                              									etwa 25 Minuten; sowie der Saft an den Hähnen r
                              									spärlich zu flieſsen beginnt, wird das Auswaschen der Kuchen vorgenommen. Das
                              									Waschwasser soll kalt unter einer etwas gröſseren Pressung als der Saftbrei in die
                              									Presse getrieben werden. 2hl Wasser sollen für
                              									eine Waschung genügen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
