| Titel: | Ueber die mechanische Arbeit der Sprengstoffe; von Prof. Franz v. Rziha. | 
| Autor: | Franz v. Rziha | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 128 | 
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                        Ueber die mechanische Arbeit der Sprengstoffe;
                           								von Prof. Franz v.
                              								Rziha.
                        v. Rziha, über die mechanische Arbeit der Sprengstoffe.
                        
                     
                        
                           I) Die theoretische Arbeit.
                           Die älteren Angaben von Bunsen und SchischkoffPoggendorff's Annalen, 1857 Bd. 12 S. 321 (vgl.
                                    												D. p. J. 1858 147 * 413)., daſs 1k
                              									Schieſspulver eine theoretische Arbeit von 67410mk, von StadlerZeitschrift des Oesterreichischen Ingenieur- und
                                       												Architektenvereins, 1886 S. 41., daſs es eine solche von
                              										88157mk und von BerthelotSur la force de la poudre et des matérières
                                       												explosives. Paris 1871. Deutscher Auszug von R.
                                    											Wagner in Dingler's polytechn. Journal 1872 203 304., daſs es eine theoretische
                              									Arbeit von 161500mk entwickle, sind durch die
                              									Untersuchungen von Roux und SarrauComptes rendus, 1873 Bd. 77 S. 138 und 478, vgl.
                                    												D. p. J. 1873 209 303, 210 21. überholt
                              									worden. Letztere brachten, ähnlich wie es schon Bunsen
                              									und Schischkoff gethan haben, Pulver verschiedener
                              									Sorten und auch andere Sprengstoffe in einem abgewogenen Wasserbade zur
                              									Explosion
                           
                              
                                 Nr.
                                 Es entwickelte 1k
                                 Wärmeeinh.zu 425k
                                 Somit theore-tische Arbeitin k
                                 
                              
                                 1
                                 Sprengpulver (62 % Salpeter, 20 % Schwefel,    18% Kohle)
                                   570,2
                                 242335
                                 
                              
                                 2
                                 Gewehrpulver (74 % Salpeter, 10,5 % Schwefel,    15,5 % Kohle)
                                   730,8
                                 310590
                                 
                              
                                 3
                                 Geschützpulver (75 % Salpeter, 12,5 % Schwefel,    12,5 %
                                    											Kohle)
                                   752,9
                                 319982
                                 
                              
                                 4
                                 Jagdpulver (78 % Salpeter, 10 % Schwefel,    12 % Kohle)
                                   807,3
                                 343102
                                 
                              
                                 5
                                 Schieſsbaumwolle
                                 1056,3
                                 448927
                                 
                              
                                 6
                                 Dynamit (75 % Nitroglycerin, 25 % Kieselguhr)
                                 1290,0
                                 548250
                                 
                              
                           
                           und erhoben die Temperatur desselben vor und nach der
                              									Entzündung, wodurch die entwickelten Wärmeeinheiten, demnach der theoretische
                              									Arbeitswerth, reducirt auf 1k des Schieſs- oder
                              									Sprengstoffes, festgestellt werden konnten. Die Schluſswerthe dieser Untersuchungen
                              									sind in vorstehender Tabelle zusammengestellt. Aus der darin mitgetheilten
                              									Bestimmung des Arbeitswerthes eines 75 procentigen Dynamites läſst sich mit
                              									Rücksicht darauf, daſs erhobenermaſsen 6 Procent des Nitroglycerins zur
                              									Verschlackung der Kieselguhr verwendet werden, die theoretische Arbeit von 1k
                              									Nitroglycerin auf: (548250 × 100) : (75 – 6) =
                              										794565mk berechnen. Wiederum aus diesem Werthe
                              									und aus der theoretischen Leistung der Schieſswolle läſst sich die theoretische
                              									Arbeit einer Sprenggelatine von 92 Proc. Nitroglycerin
                              									und 8 Proc. gelatinirter Schieſswolle auf: [(794565 × 92) + (448927 × 8)] : 100 =
                              										766913mk berechnen. Auf Grund der
                              									Untersuchungen von Roux und Sarrau stellt sich demnach der theoretische Arbeitswerth der heute
                              									gebräuchlichsten drei Sprengstoffe und derjenige des Nitroglycerins für je 1k folgendermaſsen fest:
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    Sprengstoff
                                    
                                 TheoretischeArbeit mk
                                 Werthverhältnisse
                                 
                              
                                 1
                                 Sprengpulver mit 62 % Salpeter
                                 242335
                                 1,00
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 Dynamit mit 75 % Nitroglycerin
                                 548250
                                 2,26
                                 1,00
                                 
                              
                                 3
                                 Gelatine mit 92 % Nitroglycerin
                                 766913
                                 3,16
                                 1,40
                                 
                              
                                 4
                                 Nitroglycerin
                                 794565
                                 3,28
                                 1,45
                                 
                              
                           
                        
                           II) Bestätigung der theoretischen
                                 										Werthverhältnisse durch die Praxis.
                           In den beiden letzten Spalten der vorstehenden Tabelle sind die Verhältniſszahlen der
                              									theoretischen Arbeitsgröſsen der verschiedenen Sprengstoffe ausgedrückt worden.
                              									Annähernd ganz dieselben Verhältniſszahlen wurden aber auch
                                 										durch die Praxis der Sprengarbeit aufgefunden, so daſs die theoretischen
                              									Erhebungen eine sehr wesentliche Bestätigung ihrer Richtigkeit erlangen.
                           1) Die Erfahrung bei der Sprengarbeit hat gelehrt, daſs für 1cbm Gewinnung ein und desselben Gesteines und
                              									unter den gleichen stratigraphischen und sonstigen örtlichen Verhältnissen 2- bis 3
                              									mal mehr Pulver als Dynamit, dem Gewichte nach, verbraucht wird. So fand der
                              									Bergwerksdirektor MakucOesterreichische Zeitschrift für Berg- und
                                       												Hüttenwesen. 1882 S. 227 (vgl. D. p.
                                       												J. 1882 246 186). in Bleiberg
                              									bei sehr ausgedehnten Versuchen das Verhältniſs der Leistungsfähigkeit zwischen Pulver und Dynamit wie 1 :
                              									1,84. Ferner fand Hofrath v. PischofVgl. Trauzl: Dynamit und Schießwolle, (Wien
                                    											1870) S. 147. bei ausgedehnten Versuchen im Eisenbahnbaue,
                              									insbesondere im Buchberger Einschnitte, dieses Verhältniſs:
                           
                              
                                 im mittelharten Syenit wie
                                 1 : 2,40
                                 
                              
                                 im festen Syenit oder Granit wie
                                 1 : 2,57
                                 
                              
                                 in Lagen von Feldspath oder Quarz wie
                                 1 : 3,30
                                 
                              
                           
                           Im arithmetischen Mittel dieser vier Versuche beträgt also das
                              									Verhältniſs 1 : 2,50, während die obige Tabelle 1 : 2,26 angibt.
                           Bei eigenen Versuchen über die Leistungsfähigkeiten zwischen Dynamit und Gelatine wurden folgende
                              									Verhältniſszahlen aufgefunden:
                           
                              
                                 An der St. GotthardbahnTetmajer: Nobel'sche Präparate, (Zürich
                                          													1882) S. 37.
                                 
                                 1 : 1,46
                                 
                              
                                 Im Bergwerke zu ZaukerodaM. Georgi im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreich
                                             														Sachsen für 1882.
                                 
                                 1 : 1,45
                                 
                              
                                 In der Grube von TarnowitzZeitschrift für das Berg-, Hütten- und
                                             														Salinenwesen, 1882 S. 191.
                                 
                                 1 : 1,41
                                 
                              
                                 In den Mannsfelder GrubenDaselbst 1881 S. 246.
                                 
                                 1 : 1,33
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 also im Mittel
                                 1 : 1,41,
                                 
                              
                           während die theoretischen Leistungen sich wie 1 : 1,4
                              									verhalten.
                           Durch die sogen. Aushöhlungsprobe von Trauzl
                              									(vorgenommen in Bleistücken) ergaben sich folgende Werthverhältnisse:
                           Bei einem und demselben Gewichte der Ladung verhalten sich
                              									die Gröſsen der durch die Explosion in den Bleistücken gebildeten Hohlräume
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    Autor
                                    
                                 beiDynamit
                                 beiGelatine
                                 bei Nitro-glycerin
                                 
                              
                                 1234
                                 v. Friese, ComitéberichtWochenschrift des Oesterreichischen
                                             														Ingenieur- und Architektenvereins, 1883 S.
                                          												144.MünchDaselbst 1882 S. 205.TrauzlTrauzl: Ueber neue Sprengstoffe, (Berlin
                                          													1883) S. 24.Dr. KloseZeitschrift für das Berg-, Hütten- und
                                             														Salinenwesen, 1883 S. 91.
                                 1,001,001,001,00
                                 1,261,571,431,50
                                 –1,861,431,80
                                 
                              
                                 
                                 Durchschnitt
                                 1,00
                                 1,44
                                 1,70
                                 
                              
                           Es findet also auch bei diesen Erprobungen eine groſse
                              									Uebereinstimmung mit den theoretischen Leistungswerthen nach Roux und Sarrau statt.
                           
                        
                           III) Nützliche Arbeit.
                           Von den nachgewiesenen theoretischen Arbeitsvermögen der Sprengstoffe kann in der
                              									Praxis nur ein geringer Theil nützlich wirken, weil die Verbrennung der Ladung eine
                              									unvollkommene ist, weil der Besatz eine Zusammenpressung und chemische Umwandlung
                              									erfährt, weil ein sehr groſser Theil der verfügbaren Arbeit zur ErschütterungBergrath Schell: Beobachtungen über
                                       												Gesteinschwingungen in der Grube in der Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen, 1880 S. 340.
                                    											1883 S. 31.  – M. Becker: Allgemeine Baukunde des
                                       												Ingenieurs, 1853 S. 421. – Am Arlbergtunnel wurden die
                                    											Sprengschüsse vor dem Stollendurchschlage schon
                                    											auf mehr als 1000m Entfernung gehört; die dem Ohre nicht wahrnehmbare
                                    											Gesteinschwingung hatte also eine noch gröſsere Ausdehnung.
                              									bezieh. zur ErwärmungNach den Erfahrungen beim Schnellfeuer der Artillerie und Infanterie nimmt
                                    											die Erwärmung der Rohre derart zu, daſs ungefähr 10 bis 15 Procent der
                                    											theoretischen Arbeit der Ladung durch die Erwärmung verzehrt
                                    										werden. des stehengebliebenen Gesteines verwendet wird und weil
                              									endlich ganz bedeutende Gasmengen nutzlos durch den Zündkanal und durch die Sprengrisse
                              									entweichen. Diese Verluste können durch Versuche in unmittelbarer Weise kaum jemals
                              									erhoben werden, weil sich ein Sprengact nicht zur Beobachtung eignet; auch lassen
                              									sie sich zur Zeit noch nicht in der Weise ermitteln, daſs der in anderer Form
                              									gefundene Arbeitsaufwand einer Gesteinszertrümmerung ersetzt wird, weil wir über die
                              									sogen. dynamische Festigkeit der GesteineDie Erhebungen der dynamischen Festigkeit der Gesteine wurden in den
                                    											Münchener Conferenzen über Erprobung der Materialien in den Jahren 1884 und
                                    											1885 bereits angebahnt. noch ganz im Unklaren sind.
                           Wir stehen daher vor einer Aufgabe, welche zur Zeit nur durch die Benutzung eines
                              									technischen Analogons gelöst werden kann und ein solches bietet sich in dem mechanischen Prozesse des Schieſsens aus Geschützen und
                                 										Gewehren dar, wofür die von einer Pulverladung geleistete nützliche Arbeit
                              									bereits mit groſser Schärfe erhoben worden ist. Die Heranziehung dieses technischen
                              									Analogons ist deshalb gestattet, weil man, je nach der Anordnung der Verdammung, mit
                              									einer und derselben Ladung schieſsen oder sprengen, also mit einer und derselben
                              									Kraftquelle Widerstände von zweierlei Form, aber nahezu einerlei Gröſse überwinden
                              									kann; weil ferner die technische Anordnung der Verbrennung der Ladung in beiden
                              									Fällen – ob Schieſsen, ob Sprengen – dieselbe ist; denn jedesmal liegt die Ladung
                              									auf dem Grunde eines durch Geschoſs oder Besatz verspundeten Rohres und jedesmal
                              									wird der Ladungsraum durch den chemischen Aufbau der Gase vergröſsert, indem sich
                              									entweder das Geschoſs im Rohre vorschiebt, oder der Besatz innerhalb des Bohrloches
                              									zusammengepreſst wird; endlich weil die langjährige Praxis die gröſste Nutzwirkung einer Ladung in beiden Fällen – ob
                              									Schieſsen, ob Sprengen – durch die Auffindung bestimmter
                                 										constructiver Verhältnisse zwischen Durchmesser, Länge und Wandstärke des
                              									Rohres (Metall oder Gestein) einerseits und Ladung andererseits, erzielt hat.
                           Die Einwände gegen die Benutzung des in Rede stehenden Analogons können sich nur auf
                              									die beiden Zweifel beziehen, ob der Explosionsact in beiden Fällen der gleichen
                              									Zeiten, also der gleichen Auslösung der Kraftquelle bedarf und ob die
                              									Gasausströmungen in dem einen oder dem anderen Falle verschieden sind; diese Zweifel
                              									sind jedoch, soweit das Beobachtungsvermögen reicht, von keiner überwiegenden Natur
                              									und es ist die Heranziehung des Analogons schon deshalb gestattet, weil es das
                              									einzig vorhandene ist und weil der mit seinem Gebrauche etwa verbundene Fehler
                              									keinesfalls groſs sein kann.
                           Schon der General PonceletTraité de mécanique industrielle, (Paris 1884)
                                    											S. 180. weist darauf hin, daſs eine 12k schwere Kugel, welche durch eine 4k schwere Ladung fortgeschleudert wird, eine
                              									Anfangsgeschwindigkeit von 500m in der Secunde
                              									erlangt, und berechnet hieraus und bei Berücksichtigung der auf den Rückstoſs des Geschützes verwendeten
                              									Arbeit, daſs 1k Schieſspulver eine lebendige Kraft, also eine nützliche Arbeit von 38354mk
                              									entwickelt.
                           CombesTraité de l'exploitation des mines (Paris 1844);
                                    											auch deutsch von C. Hartmann (Weimar 1852) S.
                                    											152., der berühmte Lehrer des Bergbaues, knüpft an die Angaben
                              									von Poncelet an und erwähnt anläſslich der
                              									theoretischen Besprechung der bergmännischen Gewinnungsarbeiten der nützlichen mechanischen Arbeit des Pulvers nach
                              									Maſsgabe der alten französischen Pulverprobe. Nach dieser muſste ein gutes
                              									Schieſspulver bei einem Höhenwinkel des Probemörsers von α = 45° und bei einer Ladung von 92g
                              									eine Kugel von 60 altfranzösischen Pfund = 29k,37
                              									auf eine wagerechte Entfernung von W = 225m schleudern. Aus der dabei entwickelten
                              									Anfangsgeschwindigkeit v=\sqrt{g\,W:sin\,2\,\alpha} und aus der
                              									Gleichung für die lebendige Kraft A = (Qv2 : 2g) stellt sich die von der bezeichneten Ladung
                              									entwickelte nützliche mechanische Arbeit auf A = ½ QW= ½ (29,37 ×
                              									225) = 3304mk, demnach die nützliche Arbeit von 1k Schieſspulver
                              									auf A1 = 3304 : 0,092 =
                              										35913mk.
                           Seit diesen Veröffentlichungen hat nun die artilleristische Wissenschaft einen
                              									ungeahnten Aufschwung genommen und sind sowohl in Bezug der Construction der
                              									Geschütze, wie der Geschosse, als auch in Bezug der Beobachtungen der Gasdrücke
                              									während des Vorlaufes der Geschosse im Rohre und der Beobachtung der
                              									Geschoſsgeschwindigkeiten (letztere namentlich nach der Methode von Boulangé, vgl. 1886 261 *
                              									254) äuſserst umfangreiche und bemerkenswerthe Versuche über die mechanischen
                           Tabelle über die nützliche Arbeitsleistung von 1k Schieſspulver.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Bezeichnungdes beobachteten
                                    											Gewehresoder Geschützes
                                 Ladung L
                                 Geschoſs-gewicht Q
                                 BeobachteteAnfangs-geschwind. v
                                 Arbeit derLadung
                                 Nützliche Arbeitfür 1k
                                    												Pulver\frac{Qv^2}{2\,g\,L}
                                 
                              
                                 
                                 
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                                   1
                                 Oesterr. Infanteriegewehr, Werndl    ältere Construction
                                     0,005
                                     0,024
                                 440,0
                                           232
                                 46464
                                 
                              
                                   2
                                 Desgl. neuere Construction
                                     0,005
                                     0,024
                                 453,0
                                           251
                                 50200
                                 
                              
                                   3
                                 Oesterr. 7cm-Feldgeschütz
                                     0,350
                                     2,900
                                 299,0
                                       13227
                                 37791
                                 
                              
                                   4
                                 Oesterr. 8cm-Feldgeschütz
                                     0,950
                                     4,300
                                 442,0
                                       39069
                                 41125
                                 
                              
                                   5
                                 Oesterr. 9cm-Feldgeschütz
                                     1,500
                                     6,400
                                 448,0
                                       65536
                                 43690
                                 
                              
                                   6
                                 Krupp, älteres Panzergeschütz
                                 205,000
                                   776,700
                                 502,4
                                   9992000
                                 48700
                                 
                              
                                   7
                                 Krupp 40cm-Geschütz (M. 1881)
                                 220,200
                                   779,000
                                 519,4
                                 10716000
                                 48664
                                 
                              
                                   8
                                 Desgl. (Modell 1884)
                                 279,200
                                   741,000
                                 615,2
                                 14300000
                                 51071
                                 
                              
                                   9
                                 Französisches 34cm-Geschütz
                                 164,000
                                   420,000
                                 600,0
                                   7710000
                                 47012
                                 
                              
                                 10
                                 Französisches 37cm-Geschütz
                                 246,500
                                   535,000
                                 600,0
                                   9821000
                                 39842
                                 
                              
                                 11
                                 Woolwich 23cm-Geschütz
                                 149,800
                                   172,500
                                 728,6
                                   5196000
                                 34640
                                 
                              
                                 12
                                 Woolwich 34cm-Geschütz
                                 283,700
                                   567,500
                                 625,2
                                 11310000
                                 39866
                                 
                              
                                 13
                                 Elswick 23cm-Geschütz
                                   90,800
                                   172,500
                                 671,0
                                   3960000
                                 43612
                                 
                              
                                 14
                                 Elswick 41cm-Geschütz.
                                 408,600
                                   817,000
                                 616,1
                                 15810000
                                 38693
                                 
                              
                                 15
                                 Elswick 43cm-Geschütz
                                 350,500
                                 1000,000
                                 558,8
                                 15930000
                                 45448
                                 
                              
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 Mittelwerth
                                 43788
                                 
                              
                           
                           Vorgänge beim Schieſsen vorgenommen worden, so daſs die
                              									Nutzleistungen des Schieſspulvers durch die verschiedenartigsten Beispiele
                              									festgestellt werden können. In der vorstehenden Tabelle sind derlei Beispiele zum
                              									Zwecke der Erlangung eines Durchschnittswerthes, theils aus dem vortrefflichen Handbuche für die österreichischen
                                 											Generalstabs-OfficierePierausgegeben vom k. k. Hauptmann Springer
                                       												(Brünn 1880)., theils aus den Mittheilungen über Gegenstände des Artillerie- und Genie-WesenHerausgegeben von dem k. k. technisch-administrativen Militär-Comité zu
                                    											Wien. zusammengestellt worden.
                           Trotz der jedenfalls vorhandenen Unterschiede der Pulversorten und der Verhältnisse
                              									zwischen Rohrlänge, Rohrdurchmesser, Ladungsgröſse und Geschoſsgewicht und trotz der
                              									krassen Unterschiede der verschiedenen Beispiele in Bezug auf Ladung (5g und 408k,6) und auf Geschoſsgewicht (24g und 1000k) lehrt dennoch die vorstehende Tabelle eine
                              									überraschende Gleichförmigkeit in der Gröſse der nützlichen Arbeit, die gegenwärtig
                              									von den Artillerie-Ingenieuren im groſsen Ganzen zu mindestens 40mt allgemein angenommen wird und welche für die
                              									folgenden Betrachtungen zu 43788mk angesetzt
                              									werden soll.
                           Setzt man nun nach Roux und Sarrau die theoretische Arbeitsleistung von 1k Schieſspulver zu 319982mk an, so
                              									berechnet sich für den Prozeſs des Schieſsens aus Gewehren und Geschützen ein
                              									Nutzeffect μ = (43788 × 100) : 319982 = 13,71 Proc.
                           In Ermangelung anderer Zahlen und Untersuchungen kann also der Nutzeffect einer Sprengladung aus Pulver ebenfalls zu 13,71 Proc.
                              									angesetzt werden. Der gleiche Ansatz ist aber auch für die anderen Sprengstoffe
                              									deshalb zulässig, weil die oben im II. Abschnitte nachgewiesenen Erfahrungen gelehrt
                              									haben, daſs die praktischen Werthe der Sprengstoffe in denselben Verhältnissen wie
                              									ihre theoretischen Werthe stehen. Sonach ergeben sich folgende Gröſsen:
                           Tabelle über die nützliche Arbeit von 1k Sprengstoff.
                           
                              
                                 Nr.
                                 
                                    
                                    Sprengstoff
                                    
                                 Theoreti-sche Arbeit
                                 μ = 13,71gibt
                                    											nütz-liche Arbeit
                                 Die
                                    											Arbeits-wertheverhalten sichwie
                                 
                              
                                 mk
                                 
                              
                                 1
                                 Sprengpulver, 62 % Salpeter
                                 242335
                                   33224
                                 1,0
                                 –
                                 
                              
                                 2
                                 Dynamit, 75 % Nitroglycerin
                                 548250
                                   75165
                                 2,2
                                 1,0
                                 
                              
                                 3
                                 Gelatine, 92 % Nitroglycerin
                                 766913
                                 105144
                                 3,2
                                 1,4
                                 
                              
                                 4
                                 Nitroglycerin
                                 794565
                                 108935
                                 3,3
                                 1,5
                                 
                              
                           
                        
                           IV) Die Einschränkung der
                                 										Wurfarbeit.
                           Die nützliche Arbeit einer Sprengladung besteht aus zwei Theilen, aus der
                              									Zertrümmerung des Gesteines und aus dem Fortschleudern, besser dem Wegrücken, der
                              									zersprengten Massen. Es ist eine bekannte Aufgabe des Ingenieurs, durch geeignete
                              									Ladegröſsen, Bohrlochsabmessungen und Stellungen der Bohrschüsse die Wurfarbeit, welche zur Gänze aus praktischen Gründen nicht entbehrt werden
                              									kann, auf das Mindeste zu bringen und die von den
                              									Arbeitern so beliebte Kanonierarbeit grundsätzlich zu vermeiden. Mit der Auffindung
                              									der zum wenigsten annähernd richtigen Werthe der Nutzleistung einer Sprengladung sind wir aber nunmehr u.a. auch im Stande,
                              									die obige Sprengregel mathematisch anschaulich zu machen.
                           Das gesprengte Volumen berechnet sich nach der Gleichung V =
                                 										k × t3,
                              									worin k als ein Erfahrungscoefficient und t als die Lochtiefe erscheint. Setzen wir, um ein
                              									Beispiel vorzuführen, t = 0m,75 und k = 0,8,Vgl. Rziha: Lehrbuch der Tunnelbaukunst. Bd. 1
                                    											S. 189, 192 und 197. so beträgt v =
                              										0cbm,34. Bei einem specifischen Gewichte des
                              									Gesteines von beispielsweise s = 2,8 wiegt der
                              									Sprengkörper Q = 0,34 × 2,8 × 1000 = 952k.
                           Wird der Einfachheit halber angenommen, daſs der Schuſs unter 45° werfe und daſs das
                              									Gestein von Schwerpunkt zu Schwerpunkt nur 10m
                              									weit geworfen werde, so beträgt die Wurfarbeit schon A=
                              									½ QW = ½ (952 × 10) = 4760mk.
                           Der Sprengschuſs entstamme einem 75cm tiefen und
                              										30mm weiten Bohrloche, welches bis auf 20cm Bohrlochshöhe mit Dynamit von 1,6 sp. G. und 75
                              									Proc. Nitroglyceringehalt geladen wurde. Es wiegt daher diese Ladung L = (7 × 20 × 1,6 × 1000) : 1000000 = 0k,22 und enthält sie also ein nützliches Arbeitsvermögen von a = 75165 × 0,22 = 16536mk. Es hat
                              									dieser Wurf (4760 × 100) : 16536 = 29 Procent von der zur Verfügung gestandenen
                              									nützlichen Arbeit verzehrt, woraus, wie allgemein diese Berechnung auch sein mag,
                              									immerhin entnommen werden kann, daſs der Wurf überhaupt ein Uebel ist und eine nicht
                              									zu unterschätzende Vergeudung des Sprengstoffes vergegenwärtigt, wenn er so gar
                              									groſs und krachend ausfällt; dann ist er aber auch ein schon von fern hörbares
                              									Zeichen einer unwissenschaftlichen Handhabung der
                              									Sprengarbeit.