| Titel: | Zur Bestimmung des Mangans auf gewichts- und massanalytischem Wege. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 136 | 
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                        Zur Bestimmung des Mangans auf gewichts- und
                           								maſsanalytischem Wege.
                        Zur Bestimmung des Mangans in Erzen.
                        
                     
                        
                           Im Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 S.
                                 										365 macht R. W. Atkinson die Mittheilung, daſs
                              									nach seinen Erfahrungen die Bestimmung des Mangans auf maſsanalytischem Wege nach
                              									dem Verfahren von Pattinson (1879 234 160) nur dann die gleichen Werthe liefert wie die gewichtsanalytische
                              									Methode, wenn der Mangangehalt des Erzes nicht über 5 Proc. beträgt. Bei höherem
                              									Gehalte weichen die nach beiden Methoden erhaltenen Werthe um durchschnittlich 0,4
                              									Proc. von einander ab und zwar liefert die Maſsanalyse die niedrigeren Angaben.
                           Das von Atkinson bei seinen Versuchen angewendete
                              									gewichtsanalytische Verfahren ist das gewöhnliche: Man löst das Erz in Salzsäure und
                              									versetzt die Lösung mit Schwefelsäure zur Abscheidung des Bariums, verdampft zur
                              									Trockne, nimmt wieder mit Salzsäure auf und filtrirt. Im Filtrate wird das Eisen
                              									durch Zusatz von Ammoniak, Ammoniumcarbonat und Ammoniumacetat als basisch
                              									essigsaures Eisenoxyd abgeschieden. Der Eisenniederschlag enthält jedoch auch einen
                              									Theil des vorhandenen Mangans; er wird deshalb nochmals in Salzsäure gelöst und die
                              									Fällung wiederholt. Beide so erhaltenen Filtrate werden vereinigt, mit Bromwasser
                              									zur Ueberführung des Manganoxydulsalzes in Manganoxydsalz versetzt und darauf durch
                              									einen starken Ueberschuſs von Ammoniak das Manganhydroxyd gefällt; das letztere
                              									enthält jedoch noch beachtenswerthe Mengen von Kalk und Zink, welche bei der Fällung
                              									theilweise mit niedergeschlagen werden. Zur Trennung hiervon wird der Niederschlag
                              									nochmals in Salzsäure aufgenommen, die Oxydation mit Brom wiederholt und darauf das
                              									Mangan durch Ammoniak gefällt und als Mn3O4 gewogen.
                           Atkinson macht besonders auf die Schwierigkeiten, das
                              									Manganhydroxyd frei von fremden Beimengungen zu erhalten, aufmerksam und beschreibt
                              									eingehend das Fällen und Wiederauflösen der Niederschläge.
                           Das Pattinson'sche Verfahren der maſsanalytischen Manganbestimmung gründet sich auf die Thatsache, daſs,
                              									wenn man eine Manganchlorürlösung, welche eine genügende Menge Eisenchlorid enthält,
                              									mit Chlorkalklösung oder Bromwasser erhitzt und mit einem Ueberschusse von
                              									kohlensaurem Kalk versetzt, alles Mangan als Hyperoxyd niedergeschlagen wird. Bleibt
                              									die Flüssigkeit durch Uebermangansäure röthlich gefärbt, so reducirt man diese durch
                              									Zusatz einiger Tropfen Alkohol. Die Bestimmung des Manganhyperoxydes geschieht durch
                              									Behandeln des Niederschlages mit einer bekannten Menge Eisenvitriol in saurer Lösung
                              									und durch Zurückmessen des nicht oxydirten Eisenvitriols mit saurem chromsaurem
                              									Kali.
                           Nachdem von Atkinson bei einer groſsen Zahl von
                              									Erzanalysen beobachtet worden war, daſs beide Methoden keine genau übereinstimmenden
                              										Werthe lieferten,
                              									ging derselbe von reinem, gut krystallisirtem schwefelsaurem Manganoxydul aus und
                              									stellte damit vergleichende Manganbestimmungen an. Der Mangangehalt wurde auſser
                              									nach obigen Methoden auch noch durch Fällung mit kohlensaurem Natron festgestellt,
                              									wobei Atkinson ausdrücklich hervorhebt, daſs er jede
                              									Vorsicht beobachtete, um die Beimengung von Alkali zum Niederschlage zu verhindern.
                              									Die Zusammensetzung des angewendeten Mangansalzes war folgende:
                           
                              
                                 Mn
                                 23,61
                                 
                              
                                 SO4
                                 41,04
                                 
                              
                                 Wasser
                                 35,35
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00.
                                 
                              
                           Die Bestimmung des Mangans nach den 3 Methoden ergab folgende
                              									Gehalte:
                           
                              
                                 Durch
                                 Fällung
                                 mit
                                 kohlensaurem Natron
                                 23,61 % Mn
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Bromwasser und Ammoniak
                                 23,52
                                 
                              
                                 Auf maſsanalytischem Wege
                                 23,10
                                 
                              
                           Hiernach geben die beiden Fällungsmethoden
                              									übereinstimmende Zahlen, was, mit den von Atkinson.
                              									beobachteten Vorsichtsmaſsregeln zusammengehalten, für die Richtigkeit der erzielten
                              									Werthe spricht, so daſs die erhaltenen Abweichungen in einer Ungenauigkeit der maſsanalytischen Bestimmungsweise zu suchen sind. Atkinson sucht dies durch die Annahme zu erklären, daſs
                              									das Mangan auch bei Gegenwart von Eisensalzen nicht vollständig durch Bromwasser zu
                              									Hyperoxyd oxydirt und daſs ein anderer in Uebermangansäure übergeführter Theil durch
                              									den Zusatz von Alkohol zu weit reducirt wird.
                           Um den etwaigen Einfluſs des in den Manganerzen gewöhnlich enthaltenen Zinkes festzustellen, fügte Atkinson zu einer neuen Lösung des oben untersuchten Mangansalzes 2 Proc.
                              									Zink in der Form von Chlorzink hinzu und wiederholte die Untersuchung. Es wurden
                              									gefunden:
                           
                              
                                 Durch Fällung mit Brom und Ammoniak
                                 23,64 % Mn
                                 
                              
                                 Auf maſsanalytischem Wege
                                 23,23
                                 
                              
                           Die maſsanalytische Methode liefert also in diesem Falle ein
                              									etwas höheres Ergebniſs als vorher, was vielleicht darauf zurückzuführen ist, daſs
                              									das anwesende Zinksalz einen günstigen Einfluſs auf die vollständigere Oxydation des
                              									Mangans zu Hyperoxyd ausübt.
                           Atkinson gibt zum Schlüsse folgende Zusammenstellung der
                              									nach beiden Methoden bestimmten Mangangehalte bei der Untersuchung von 5
                              									Manganerzen:
                           
                              
                                 Versuch
                                 Durchdoppelte Führung
                                 Aus maſsanalytischenWege
                                 Unterschied
                                 
                              
                                 1
                                   4,82
                                   4,85
                                 + 0,03
                                 
                              
                                 2
                                 14,51
                                 14,14
                                 – 0,37
                                 
                              
                                 3
                                 15,75
                                 15,35
                                 – 0,40
                                 
                              
                                 4
                                 16,72
                                 16,40
                                 – 0,32
                                 
                              
                                 5
                                 18,39
                                 18,00
                                 – 0,39
                                 
                              
                                 6
                                 23,65
                                 22,79
                                 – 0,86
                                 
                              
                                 7
                                 36,67
                                 36,20
                                 – 0,47
                                 
                              
                                 8
                                 43,80
                                 43,04
                                 – 0,76
                                 
                              
                           
                           Pattinson (daselbst S. 422) theilt indeſs die
                              									Anschauungen von Atkinson nicht; er hält vielmehr die
                              									Genauigkeit seines maſsanalytischen Verfahrens aufrecht und führt zu seinen Gunsten
                              									die Untersuchungen von Wright und Menke (Journal of the Chemical Society, 1880 Bd. 37 S.
                              									22 und 49) bezieh. von Ledebur (Chemikerzeitung, 1884
                              									S. 910, 927 und 963) an. Ferner hat Pattinson sein
                              									Verfahren auf die Angaben von Atkinson hin nochmals
                              									durch 2 Analysen von reinem Mn3O4 geprüft. Der gefundene Mangangehalt betrug 99,96
                              									bezieh. 100,07 Procent von dem wirklich vorhandenen. In seiner Kritik der Angaben
                              										Atkinson's bemerkt Pattinson, daſs der Beweis der vollkommenen Reinheit des angewendeten
                              									schwefelsauren Manganoxyduls nicht völlig erbracht sei und daſs bei einem geringen
                              									Gehalte desselben an Thonerde, Kalk oder anderen Basen, wie derselbe nach seiner
                              									eigenen Erfahrung häufig in wohlkrystallisirtem schwefelsaurem Mangan vorkomme,
                              									durch die Fällungsanalyse ein zu hoher Mangangehalt gefunden werden müsse;
                              									andererseits sei die Anwendung von Bromwasser bei dem maſsanalytischen Verfahren zu
                              									verwerfen und dasselbe durch Chlorkalklösung zu ersetzen, weil im letzteren Falle,
                              									wo die Gelbfärbung der Flüssigkeit durch Brom vermieden werde, leichter die Bildung
                              									von Uebermangansäure beobachtet werden könne. Pattinson
                              									gibt zu, daſs durch die Bildung von gröſseren Mengen Uebermangansäure der
                              									Mangangehalt zu niedrig gefunden werde, weil die Uebermangansäure durch Alkohol
                              									nicht zu Hyperoxyd, sondern zu einer niedereren Oxydationsstufe reducirt werde, und
                              									verlangt in diesem Falle die Wiederholung der Analyse mit geringeren Mengen von
                              									Chlorkalklösung. Andererseits soll nach seiner Angabe die Bildung des Permanganates
                              									dadurch völlig vermieden werden können, daſs man ein lösliches Zinksalz zu der
                              									Manganlösung hinzufügt.
                           Auf diese Einwürfe von Pattinson erwiedert Atkinson a. a. O. S. 467, daſs er das von ihm
                              									angewendete schwefelsaure Manganoxydul auf Reinheit geprüft und die Abwesenheit von
                              									Thonerde, Kalk und anderen Körpern, welche mit dem Mangan bei der
                              									gewichtsanalytischen Bestimmung niedergeschlagen werden könnten, festgestellt habe.
                              									Was den Einfluſs des Zinksalzes auf die Bildung von Permanganat betrifft, so ist Atkinson noch nicht zu einem abschlieſsenden Urtheile
                              									gelangt, da er zur Zeit noch mit Versuchen hierüber beschäftigt ist; doch haben die
                              									letzteren schon jetzt gezeigt, daſs es bei dieser Abänderung des Verfahrens groſse
                              									Schwierigkeiten macht, den Manganniederschlag durch Auswaschen vollkommen vom
                              									Chlorkalk zu befreien. Atkinson hält zum Schlüsse seine
                              									Behauptung aufrecht, daſs das maſsanalytische Verfahren in der bisher allgemein üblichen Ausführungsweise zu niedrige
                              									Werthe liefert. (Vgl. Uebersicht 1886 261 260.)