| Titel: | Neuere Eismaschinen für Kleinbetrieb. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 173 | 
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                        Neuere Eismaschinen für Kleinbetrieb.
                        Patentklasse 17. Mit Abbildungen auf Tafel 12.
                        Neuere Eismaschinen für Kleinbetrieb.
                        
                     
                        
                           Der allgemeine Aufschwung, welchen der Bau von Eismaschinen im letzten Jahrzehnte
                              									genommen hat, erweckte auch das Verlangen nach Maschinen, welche gestatten, geringe Mengen Eis, wie sie für Haushaltungszwecke nöthig sind, womöglich mit
                                 										Handbetrieb zu erzeugen. Der erste Schritt in dieser Richtung scheint von
                              										E. Carré vor etwa 10 Jahren gemacht worden zu sein
                              									mit einer kleinen Schwefelsäuremaschine (vgl. 1875 217 146), welche auf dem später von Windhausen in seiner Vacuummaschine angewendeten
                              									Verfahren beruht, Wasserdämpfe von Schwefelsäure absorbiren zu lassen.
                           Ein neuerer Apparat von A. Schulze in Halle a. d. Saale	(* D. R. P. Nr. 35826 vom 14. November 1885) benutzt das System der Ammoniakabsorption und liegt demselben der Gedanke
                              									zu Grunde, alle Hähne, Ventile und sonstige bewegliche Theile, als die Hauptursachen
                              									von Betriebsstörungen bei kleinen Maschinen, zu vermeiden. Es ist dies, wie aus Fig. 1 und 2 Taf. 12
                              									ersichtlich, auf folgende Weise erreicht: In einem Kesselt (Fig. 1) befindet sich der
                              									Salmiakgeist, aus welchem durch Erhitzen in einem Wasser- oder Salzwasserbade das
                              									Ammoniak ausgetrieben werden soll. Letzteres geht durch den Absorptionskessel B, welcher ebenfalls im Heizbade steht, nach dem
                              									Eiserzeuger C und wird dort durch Abkühlung als
                              									Flüssigkeit niedergeschlagen. Ist die Destillation beendet, so bringt man den
                              									Apparat in die Stellung Fig. 2, wodurch die
                              									erschöpfte Lösung aus dem Kessel A in das
                              									Absorptionsgefäſs B flieſst. Wird hierauf der Apparat
                              									wieder in die ursprüngliche Lage gebracht, aber der Absorptionskessel B in kaltes Wasser gestellt, während der Eiserzeuger
                              										C in das in Eis zu verwandelnde Wasser getaucht
                              									wird, so verdampft das im Eiserzeuger angesammelte flüssige Ammoniak, wobei es dem
                              									Eisbildner Wärme entzieht. Nach beendeter Eisbildung bringt man den Apparat in die
                              									umgekehrte Lage, wie in Fig. 2 angedeutet, so daſs
                              									die gesättigte Salmiaklösung wieder in den Kessel A
                              									zurückflieſsen kann, und die Maschine ist zu erneuter Wirkung bereit.
                           Handlicher im Betriebe erscheint die von dem Internationalen
                                    										Vacuum-Eismaschinen-Verein in Berlin (* D. R. P. Nr. 36055 vom 17. Oktober
                                 									1885) angegebene, in Fig. 3 bis 5 Taf. 12 dargestellte
                              									kleine Vacuum-Kältemaschine; dieselbe ist im
                              									Wesentlichen der Windhausen'schen Vacuummaschine (vgl.
                              									1884 252 * 369. 1886 259 *
                              									262) nachgebildet, nur in möglichst gedrängter, für den Handbetrieb geeigneter
                              									Anordnung.
                           Der Eisbildner besteht aus einem an den Endflächen gerade geschliffenen, zwischen
                              									Gummiringen eingepreſsten Glascylinder A, der unten
                              									durch einen stellbaren Boden geschlossen ist und dessen Deckel durch ein Rohr a mit dem Absorptionsgefäſse b in Verbindung steht. Letzteres wird gebildet von einem Cylinder aus
                              									Guſseisen oder Hartblei, der theilweise mit Schwefelsäure gefüllt ist und in welchem
                              									mittels Rührwerken die Wasserdämpfe in möglichst innige Berührung mit der Säure
                              									gebracht und absorbirt werden. Die Kühlung der durch die Absorption sich erwärmenden
                              									Säure erfolgt durch Wärmeabgabe an die Luft, zu welchem Zwecke der Mantel
                              									wellenförmig gestaltet ist, und kann auſserdem durch Ueberrieselung mit kaltem
                              									Wasser unterstützt werden. Zur erstmaligen Herstellung der Luftverdünnung und zur
                              									Entfernung der im Wasser enthaltenen Luft dienen die Pumpen c und d. Erstere saugt die Luft an und
                              									befördert dieselbe nach der kleineren Pumpe d, von
                              									welcher die Luft ausgeworfen und auf atmosphärische Spannung gebracht wird. Ist in
                              									dem Glascylinder A die erforderliche Luftleere
                              									hergestellt, so läſst man durch den Hahn e langsam
                              									Wasser zuflieſsen; ein Theil desselben verdampft alsdann und der Rest setzt sich als
                              									Eis fest. Nach beendigter Eisbildung hat man nur das Ventil f zu schlieſsen und durch den Hahn e Luft
                              									eintreten zu lassen, worauf der Eisblock durch Niederschrauben des Bodens entfernt
                              									werden kann. Zum Eindampfen der verdünnten Säure dient ein kleiner Kochkessel g (Fig. 5) aus Hartblei,
                              									welcher in einen etwas gröſseren kupfernen Kessel eingehängt ist; der Hohlraum
                              									zwischen beiden Kesseln ist mit einer schwer siedenden Flüssigkeit gefüllt; diese
                              									wird geheizt und überträgt die Wärme auf die Säure. Es ist diese Einrichtung
                              									getroffen, um eine unnöthig starke Erhitzung der Säure zu vermeiden. Die Temperatur
                              									der Heizflüssigkeit wird dadurch auf gleicher Höhe erhalten, daſs die bei zu starker
                              									Erwärmung sich bildenden Dämpfe in einem kleinen Oberflächencondensator h gekühlt werden. Es soll mit dieser Maschine nach der
                              									Versicherung der Erbauer möglich sein, in einem Zeiträume von etwa 15 Minuten 3 bis
                              										4k Eis herzustellen, wobei natürlich
                              									vorausgesetzt wird, daſs der Absorptionskessel mit concentrirter Säure beschickt
                              									ist. Was dieser Art von Maschinen besonders zu statten kommt, ist der Umstand, daſs
                              									dieselbe nur eine geringe mechanische Kraft zum Betriebe erfordert. Die an der Pumpe
                              									zu leistende Arbeit beschränkt sich auf das erstmalige Herstellen der Luftleere und
                              									die Entfernung der im Wasser enthaltenen Luft; der gröſste Theil der in Kälte
                              									umgewandelten Arbeit wird geleistet von der Anziehungskraft zwischen der Säure und
                              									dem Wasserdampfe bezieh. von der zur Eindampfung der Säure dienenden Gas- oder
                              									Erdölfeuerung.
                           Von E. Fixary in Paris wird in neuerer Zeit eine auf dem
                              									Prinzipe der Ammoniakcompression beruhende kleine
                              									Eismaschine in Handel gebracht, welche stündlich nur 5k Eis erzeugt. Die Maschine besteht nach der dem Génie civil, 1886 Bd. 9 * S. 282 entnommenen Abbildung Fig. 6 Taf. 12 aus einem
                              									mit dem Grundgestelle zusammengegossenen Behälter Z,
                              									welcher als Condensator dient und in dessen unterstem Theile sich ein kleines
                              									geschlossenes Gefäſs Y für das flüssige Ammoniak
                              									befindet. Den oberen Theil des Gestelles bildet der Gefrierkasten X, in dessen Schlangenrohr das flüssige Ammoniak
                              									verdampft, und daran angeschraubt die Compressionspumpe W. Der
                              									Gefrierkasten ist mit Salzlösung gefüllt und trägt eine in Fig. 6 nicht sichtbare
                              									Erweiterung, in welcher die mit Gefrierwasser gefüllten Zellen eingehängt sind. Die
                              									Wirkungsweise der Maschine ist sehr einfach. Nachdem der Behälter Y mit der nöthigen Menge, etwa 2k, flüssigen Ammoniaks gefüllt worden, öffnet man
                              									langsam das Regulirventil V und setzt gleichzeitig die
                              									Pumpe W in Thätigkeit; hierdurch werden die in der
                              									Spirale des Gefrierkastens entstehenden Dämpfe angesaugt und nach den Spiralen des
                              									Condensators gedrückt, wo sie sich unter der Einwirkung des Kühlwassers verflüssigen
                              									und wieder in den Behälter Y zurückflieſsen. Besondere
                              									Sorgfalt ist auf eine ausreichende Schmierung des Kolbens und der Stopfbüchsen
                              									verwendet. Zu diesem Zwecke ist neben dem Cylinder eine Kammer U angeordnet, welche mit Schmieröl gefüllt erhalten
                              									wird. Der einfach wirkend angeordnete Kolben taucht mit seinem unteren Theile
                              									vollständig in Oel und, da die Kammer U mit dem
                              									Saugventile in Verbindung steht, so wird alles durch den Kolben entweichende
                              									Ammoniak von der Pumpe wieder angesaugt. Das mitgerissene, in die
                              									Condensatorspiralen gelangende Oel setzt sich schlieſslich im Behälter Y ab, wo es sich von dem specifisch leichteren Ammoniak
                              									trennt, um von Zeit zu Zeit wieder nach der Schmierkammer U befördert zu werden. Die Maschine ist für Motorbetrieb eingerichtet, da
                              									sie für Handbetrieb zu viel Kraft verbraucht. Es dürfte überhaupt schwer sein, die
                              									Compressionsmaschinen, bei welchen die gesammte Kälteleistung nur durch mechanische
                              									Arbeit zu erzielen ist, für Handbetrieb tauglich zu machen, da nicht nur die
                              									schädlichen Widerstände im Verhältnisse zur Compressionsarbeit, sondern auch die
                              									Ammoniakverluste durch die Stopfbüchse mit der Kleinheit der Maschine wachsen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
