| Titel: | H. Leplay's Oefen zur Herstellung von Barium- oder Strontiumhydroxyd bez. Strontiumoxyd. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 221 | 
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                        H. Leplay's Oefen zur Herstellung von Barium-
                           								oder Strontiumhydroxyd bez. Strontiumoxyd.
                        Patentklasse 75. Mit Abbildungen auf Tafel 15.
                        Leplay's Herstellung von Barium- oder
                           								Strontiumhydroxyd.
                        
                     
                        
                           H. Leplay in Paris hat ein Verfahren angegeben, nach
                              									welchem Strontium- bezieh. Bariumhydroxyd durch Einwirkung
                                 										von überhitztem Wasserdampf auf die betreffenden Carbonate in geschmolzenem
                              									Zustande erhalten
                              									werden. In dem hierzu benutzten Ofen (vgl. 1884 254 *
                              									436) wird der überhitzte Wasserdampf für sich zu dem Carbonate geleitet und der
                              									dieses enthaltende Raum äuſserlich erhitzt. Da nun, ohne die Wirkung des überhitzten
                              									Wasserdampfes zu beeinträchtigen, das Carbonat auch unmittelbar erhitzt werden kann,
                              									hat Leplay einen zweiten Ofen (vgl. 1885 256 * 169) construirt, in welchem die Erhitzung des
                              									Carbonates durch Wasserdampf gemischt mit den Heizgasen erfolgt.
                           An dem ursprünglichen Ofen hat nun Leplay (* D. R. P.
                              									Zusatz Nr. 36716 vom 13. Januar 1886) eine Verbesserung insbesondere für seine
                              									Anwendung bei Bariumcarbonat vorgeschlagen, welche dahin geht, daſs das Carbonat,
                              									anstatt durch Gase, welche äuſserlich um den Beschickungsraum strömen, durch
                              									unmittelbares Bestreichen von den Flammen in Mischung mit überhitztem Wasserdampfe
                              									erhitzt wird. Eine Abänderung des Ofens soll ferner gestatten, die Einwirkung des
                              									überhitzten Wasserdampfes auf die geschmolzene, aber vorerst nur zum Theile
                              									zersetzte Masse zu verlängern, indem man die Schmelze dem Gemische von Heizgasen und
                              									überhitztem Wasserdampfe entgegenflieſsen läſst, wodurch die Berührungsflächen
                              									beider vermehrt, sowie beständig erneuert werden und damit eine vollständigere
                              									Zersetzung des Carbonates erreicht wird. (Vgl. auch das neueste Patent Nr. 37716 vom
                              									13. Januar 1886.)
                           Hierzu stellt der Raum B (Fig. 7 Taf. 15), in
                              									welchen das niedergeschmolzene und nur erst zum Theile zersetzte Carbonat aus A überflieſst, nicht mehr wie früher eine einfache
                              									Abtheilung zum Aufsammeln der Schmelze dar; die Kammer B ist vielmehr geräumiger angeordnet, um in derselben die durch F zuflieſsende und sich in dünner Schicht ausbreitende
                              									Schmelze weiter zu zersetzen, indem diese unter fortwährender Erneuerung ihrer
                              									Oberfläche in Folge der Fortbewegung beständig der Einwirkung des überhitzten
                              									Wasserdampfes ausgesetzt bleibt. Die zersetzte Schmelze flieſst ununterbrochen durch
                              									den Abstich K ab, der hinreichend weit von dem Punkte
                              									abliegt, wo die Masse in Fluſs geräth.
                           Der zweite zur unmittelbaren Erhitzung des
                                 										Strontiumcarbonates dienende Ofen (vgl. 1885 256
                              									* 169) für die Gewinnung von Strontiumoxyd soll den
                              									Nachtheil haben, daſs entweder durch Unregelmäſsigkeiten im Ueberhitzen des zum
                              									Zersetzen des Carbonates dienenden Wasserdampfes oder durch mangelhafte Erhitzung
                              									der Vorwärmeretorten (wodurch alsdann ein Theil der im überhitzten Wasserdampfe
                              									enthaltenen Wärme dazu dienen muſs, die eingeführten Formstücke des Carbonates auf
                              									die erforderliche Temperatur zu bringen), die Temperatur in dem Zersetzungsofen so
                              									weit sinkt, daſs die Umwandlung nicht stattfindet.
                           Um diesem Miſsstande zu begegnen, hat Leplay (* D. R. P.
                              									Zusatz Nr. 37077 vom 6. August 1885) die in Fig. 8 bis 11 Taf. 15 dargestellte
                              									Einrichtung des Ofens getroffen, bei welcher ein in verschiedenen Höhen des Ofens
                              									eingeführtes Gemenge von Luft und Generatorgas dazu dient, die Temperatur im Ofen durch
                              									unmittelbare Feuerung stets auf der richtigen Höhe zu halten, ohne daſs es nöthig
                              									ist, die Zuleitung des überhitzten Dampfes zu unterbrechen. Bei dieser Anordnung
                              									fallen ferner die früheren Vorwärmeretorten weg; an deren Stelle tritt eine mit dem
                              									Zersetzungsofen unmittelbar verbundene Retorte, in welche die heiſsen Gase des Ofens
                              									eintreten, um die dort aufgeschichteten feuchten Formstücke des Carbonates zu
                              									trocknen, während der Ofen selbst oben mit einer Wölbung schlieſst, welche für sich
                              									eine Art Erhitzungsofen bildet, dessen Sohle das bereits in Behandlung befindliche
                              									hochroth glühende Carbonat bildet, während die Wölbung selbst durch das in den Ofen
                              									eingeleitete Gas- und Luftgemenge so heiſs gehalten werden kann, daſs das in der
                              									Seitenretorte getrocknete Carbonat sofort, nachdem es durch Beschickungsöffnungen in
                              									der Decke des Ofens eingeführt worden ist, auf die für die Zersetzung nöthige Glut
                              									gebracht und so heiſs gebrannt wird, daſs es nicht zerbröckelt.
                           Der Zersetzungs-Schachtofen A ist unten rechts und links
                              									mit den Seitenöfen B (Fig. 8 und 11) versehen, in welchen
                              									die Dampfüberhitzungsretorten C sich befinden. Oben
                              									steht der Schacht A in Verbindung mit der Seitenretorte
                              										I (Fig. 10), in welcher die
                              									Formstücke des Carbonates getrocknet werden. Der Schacht A ist oben bei N abgewölbt und wird immer nur
                              									so weit gefüllt, daſs zwischen der Carbonatschicht und der Wölbung ein freier Raum
                              									bleibt, welcher stets auf einer so hohen Temperatur gehalten wird, daſs die in I vorgetrockneten Formstücke, wenn sie durch die
                              									Beschickungsöffnungen O eingeführt sind, sofort auf
                              									Rothglut gebracht und so hart gebacken werden, daſs sie ihre Form behalten und nicht
                              									zerfallen.
                           Der in den Retorten C überhitzte Dampf tritt an der
                              									Sohle des Schachtes A ein und durchstreicht das darin
                              									aufgeschichtete Carbonat zum Zwecke der Zersetzung desselben. Die Heizung der
                              									Retorten C erfolgt ebenso, wie die innere Heizung des
                              									Schachtes A durch Luft und Generatorgas, welche,
                              									nachdem sie vorher in einem Wärmespeicher vorgewärmt worden, an den vier Ecken a bis d des Schachtes A in Kanälen B1 und B2 eingeleitet werden. Die an den Ecken a und b gelegenen Kanäle
                              										B1, B2, welche einen
                              									gröſseren Querschnitt haben wie die an den beiden anderen Ecken gelegenen, führen
                              									die Luft und das Generatorgas einerseits durch die Kanäle c1, c2 nach den Dampfüberhitzungsöfen B, andererseits durch die Kanäle E, E1 nach den
                              									unmittelbar in den Schacht A führenden Düsen e, e1. Aus den Oefen
                              										B treten die Verbrennungsproducte durch die Kanäle
                              										H (Fig. 8) in den unteren
                              									Theil des Schachtes A ein. Zwischen den Kanälen H und den Düsen e, e1 liegen die Düsen f,
                                 										f1 welche durch die an den Ecken c und d des Ofens
                              									befindlichen Kanäle B1,
                              										B2 und die mit
                              									diesen verbundenen Kanäle F, F1 gespeist werden. Die Seitenretorte I wird durch die mit dem Schraubenbügel M verschlieſsbare Thür S
                              									mit dem feuchten Carbonat beschickt und auch durch dieselbe Thür wieder entleert. Die Gase
                              									entweichen entweder durch den Schornstein K, oder, wenn
                              									man die Kohlensäure für weiteren Gebrauch auffangen will, durch das mit einer
                              									Saugpumpe verbundene Rohr L.
                           Dieser Ofen kann auch wie der vorhergehende für die Darstellung von Strontiumhydroxyd dienen. In diesem Falle werden die in
                              									der Seitenretorte I vorgewärmten Formstücke unmittelbar
                              									in den Schacht A hineingestoſsen. Natürlich fällt
                              									alsdann die halbe Scheidewand J, welche die
                              									Seitenretorte I von A
                              									trennt, weg, so daſs der Boden der Retorte I in den
                              									Zersetzungsofen mündet. In diesem Falle bedarf es nur einer Beschickungsöffnung O, wie in Fig. 11 dargestellt. Da
                              									aber das geschmolzene Hydroxyd immer noch Spuren von Carbonat mit sich führt, so
                              									wird dasselbe, bevor es aus der Retorte tritt, durch eine Filterschicht von
                              									durchlöcherten basischen Steinen geleitet, welche sich dem Hydroxyde gegenüber
                              									wirkungslos verhalten und dazu dienen, die geschmolzene Masse noch einmal in
                              									vertheiltem Zustande mit dem am Boden der Retorte eintretenden überhitzten
                              									Wasserdampfe in innige Berührung zu bringen und auf diese Weise das noch unzersetzt
                              									gebliebene Carbonat ebenfalls in Hydroxyd umzuwandeln. Leplay wendet zu diesem Zwecke hauptsächlich Steine mit Thonerde oder Magnesia an.
                           Die mit Löchern versehenen Steine g (vgl. Fig. 9 und 11) werden in
                              									verschiedenen Schichten versetzt über einander gestellt, derart, daſs die Steine der
                              									höheren Schicht über die Zwischenräume der darunter liegenden Steinschicht zu stehen
                              									kommen. Das geschmolzene Hydroxyd endlich flieſst durch die Rinnen R aus dem Schachte A
                              									aus.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
