| Titel: | J. Serve's innen gerippte Heizrohre für Dampfkessel. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 246 | 
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                        J. Serve's innen gerippte Heizrohre für
                           								Dampfkessel.
                        Mit Abbildung.
                        Serve's innen gerippte Heizrohre für Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Für Dampfkessel hat J. Serve mit inneren Längsrippen versehene Heizrohre in Vorschlag gebracht, welche
                              									gegenüber den gebräuchlichen glatten Rohren eine wesentlich gröſsere
                              									Verdampfungsfähigkeit besitzen sollen, und hierüber der französischen Akademie nach
                              										Armengaud's Publication industrielle, Bd. 30 S. 382
                              									folgende Mittheilungen gemacht.
                           Textabbildung Bd. 262, S. 246Die neuen Heizröhren sind, wie nebenstehend gezeigt, an der Innenseite mit
                              									10 Längsrippen versehen, deren Höhe etwa ⅕ des Rohrdurchmessers betragen kann,
                              									während ihre Dicke 3 bis 4mm ist. Indem diese
                              									Rippen den Heizgasen eine groſse Oberfläche darbieten, welche in jene Theile der
                              									Gasströme reicht, die sonst nicht unmittelbar mit der Innenwandung der Röhren in
                              									Berührung kommen, nehmen sie eine nicht unbeträchtliche, sonst der Verdampfung nicht
                              									zu Gute kommende Wärmemenge auf und übertragen sie durch Leitung auf den Umfang und
                              									das Kesselwasser.
                           Nach Versuchen von J. Bonnardel in Lyon mit einem
                              									kleinen Schiffsdampfkessel betrug dessen Verdampfungsfähigkeit mit neuen, glatten
                              									Kupferröhren 6k,932 Wasser für 1k Steinkohle (Briquettes von Blanzy). Nach Ersatz
                              									der glatten durch gerippte Heizröhren verdampfte der Kessel mit demselben
                              									Brennmateriale 9k,338 Wasser für 1k Kohle. Es betrug also der Gewinn 35 Proc.; dabei
                              									ist aber zu bemerken, daſs die Heizfläche der Röhren nur etwa 3 mal so groſs war wie
                              									die der Feuerbüchse, während sie bei den Locomotiven oft das 8-, 10-, ja bis 12
                              									fache der Feuerbüchsfläche ausmacht. Bei dem Betriebe des erwähnten Kessels war es
                              									leicht, die Wirkung der Röhren auch äuſserlich deutlich kennbar zu machen. So lange
                              									man in dem Kessel die glatten Röhren hatte, wurde Papier, an den Fuſs des
                              									Blechschornsteines gelegt, verkohlt, während es unverändert blieb, als die gerippten
                              									Röhren angebracht worden waren; das Dampfboot ist seit jener Zeit in regelmäſsigem
                              									Dienste mit durchaus zufriedenstellendem Erfolge.
                           Um die Ueberlegenheit der gerippten Rohre recht augenfällig zu zeigen, hat Serve einen Vergleichsapparat hergestellt; derselbe
                              									besteht aus zwei cylindrischen Gefäſsen von je 10l
                              									Inhalt, deren jedes von einem Heizrohre durchzogen ist und zwar das eine von einem
                              									glatten, das andere von einem gerippten Rohre von je 50mm Durchmesser und gleicher Wandstärke. Die Dicke dieser Röhren ist gleich
                              									der allgemein für Locomotiven verwendeten. Unter jeder dieser Röhren befindet sich
                              										ein Gasbrenner, mit
                              									Gaszähler versehen. Um nun die Wirksamkeit der Wärmeübertragung durch die Rippen
                              									recht auffällig zu beweisen, ist das Rippenrohr in der Art angeordnet, daſs die
                              									Wärme überhaupt nicht auf die Innenfläche zwischen den Rippen einwirkt. Zu diesem
                              									Zwecke ist zwischen je 2 Rippen ein enges Rohr von elliptischer Querschnittsform
                              									eingeführt, welches von oben bis unten durchgeht und möglichst dicht flach an dem
                              									Umfange des Heizrohres anliegt; alle diese Rohre sind unten durch einen Sammler
                              									vereinigt. Während des ganzen Versuches wurde mittels eines Gebläses ein kräftiger
                              									Luftzug in den genannten elliptischen Röhren unterhalten. Dabei strömte die Luft mit
                              									ungefähr 35° oben aus den Röhren. Unter diesen Verhältnissen waren die Zwischenräume
                              									der Rippen – die Theile des Röhrenumfanges – so vollständig wie möglich von der
                              									Wärme abgeschlossen, welche fast nur durch die Rippen auf das Wasser übertragen
                              									werden konnte.
                           Bei einem minutlichen Gas verbrauche von 0cbm,3 in
                              									jedem der beiden Brenner bringt der Apparat mit dem gerippten Rohre das Wasser in 1
                              									Stunde 17 Minuten zum Kochen und verdampft in der Stunde 110l Wasser, während das Wasser in dem Apparate mit
                              									dem glatten Rohre erst in 2 Stunden 2 Minuten zum Sieden kam und in der Stunde nur
                              										40l Wasser verdampft wurden. Beim Austritte
                              									aus den glatten Röhren sind die Verbrennungsgase noch so heiſs, um Papier entzünden
                              									zu können, während bei dem gerippten Rohre Papier keine Veränderung erfährt.
                           Da die Wärmemenge, welche ein sich abkühlender Körper abgibt, immer proportional dem
                              									Ueberschusse seiner Temperatur über jene der Umgebung ist, so erklärt sich leicht,
                              									warum das Maſs der Verdampfung sich in den Röhrenkesseln so schnell ändert, derart,
                              									daſs die ersten Längstheile der Rohre sehr viel, die letzten aber fast keinen Dampf
                              									mehr erzeugen. Nur eine bedeutende Vergröſserung der Heizfläche wird im Stande sein,
                              									auch noch bei niedrigen Temperaturen den Heizgasen erhebliche Wärme zu entziehen.
                              									Aus den nachstehenden Ziffern ergibt sich, daſs die gerippten Heizröhren im Stande
                              									sind, ohne Abänderung der sonstigen Verhältnisse der Dampfkessel eine solche
                              									Vergröſserung der Heizflächen zu gewähren. Angenommen, es enthalte ein
                              									Locomotivkessel Rohre von 4m Länge und 2mm Wandstärke, so ergeben sich folgende
                              									Verhältnisse für glatte Röhren:
                           
                              
                                 Rohrdurchmesser
                                 Anzahlder Röhren
                                 Heizfläche (aufden
                                    											äuſserenDurchmesser bezogen)
                                 LichterGesammt-querschnitt
                                 
                              
                                 auſsen
                                 innen
                                 
                              
                                      50mm
                                     46mm
                                 180
                                    113qm
                                    0,2989qm
                                 
                              
                                 40
                                 36
                                 245
                                 123
                                 0,2491
                                 
                              
                                 30
                                 26
                                 353
                                 133
                                 0,1870
                                 
                              
                                 bei gerippten Röhren (mit 10 Rippen
                                    											von 8mm Höhe und 2mm,5 Dicke):
                                 
                              
                                     50mm
                                     46mm
                                 180
                                    228qm
                                    0,2629qm
                                 
                              
                           
                           Man erkennt aus diesen Zahlen, daſs man selbst in dem Falle, daſs man 180 Röhren von
                              										50mm Durchmesser mit solchen von 30mm Durchmesser vertauschen wollte, von welchen 353
                              									in dem gleichen Räume untergebracht werden könnten, nur 20qm Heizfläche gewinnen könnte, während sich der
                              									Durchgangsraum für die Gase um 0qm,11 d.h. um mehr
                              									als ⅓, verringern würde; vertauscht man aber die glatten Röhren einfach mit
                              									gerippten, so verdoppelt sich die Heizfläche, während nur 0qm,036 Durchgangsraum, d.h. 12 Proc. verloren
                              									gehen.