| Titel: | Ueber Neuerungen bei der Herstellung von Holzstoff auf mechanischem Wege. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 303 | 
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                        Ueber Neuerungen bei der Herstellung von
                           								Holzstoff auf mechanischem Wege.
                        (Patentkl. 55. Fortsetzung der Berichte Bd. 247 S.
                           								407 und Bd. 251 S. 528.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									20 und 23.
                        Herstellung von Holzstoff auf mechanischem Wege.
                        
                     
                        
                           Obwohl es in der Holzschleiferei nicht an Vorschlägen gefehlt hat, das ursprüngliche
                              									Verfahren: das Holz an die Umfangsfläche des wagerecht gelagerten, sich drehenden
                              									Schleifsteines anzupressen, einerseits durch einen anderen Angriff des Steines,
                              									andererseits durch Aufgabe der Pressung zu beseitigen, so hat doch kaum einer dieser
                              									Vorschläge bisher eine weitergehende Anwendung gefunden. Für deutsche Verhältnisse
                              									besitzen Holzschleifapparate mit senkrechtem Schleifsteine und gemeinschaftlich
                              									durch eine Kette von einem Schaltwerke aus bewegten Pressen die gröſste Verbreitung
                              									und liegen auch von deutschen Constructeuren ausgehende Abänderungs- oder
                              									Verbesserungsvorschläge in Bezug auf die Anordnung, wie auf besondere Einrichtungen
                              									derselben zur Besprechung nicht vor; man baut nur in Deutschland in neuerer Zeit
                              									auch mehr kleinere solche Schleifapparate mit 2 bis 4 auf dem ganzen oberen
                              									Halbkreise des Steines vertheilten Pressen. Ein gröſseres Augenmerk wird dagegen
                              									einer gründlichen Sortirung des von den Schleifapparaten gelieferten Stoffes
                              									geschenkt und damit nicht nur eine Entlastung der Feinmühlen, sondern auch
                              									gleichmäſsiger Stoff in verschiedenen Gütegraden erzielt, dessen Verwerthung den
                              									verschiedenen Verwendungszwecken besser angepaſst ist. Ob die liegende Anordnung der
                              									vorher gekennzeichneten Schleifapparatconstruction, wo an einem wagerechten, um
                              									seine senkrechte Achse umlaufenden Stein die Pressen am ganzen Umfange gleichmäſsig
                              									vertheilt werden, sich eine gröſsere Verbreitung erringen wird, scheint noch
                              									fraglich. Der Vortheil der allseitigen Ausnutzung des Steinumfanges und die damit
                              									verbundene Lagerentlastung wird doch durch manche Unbequemlichkeiten beim
                              									Stoffauffangen, beim Antriebe u.s.w. aufgehoben.
                           
                        
                           I) Holzschleifapparate.
                           Während von deutschen Constructeuren seit dem letzten Berichte keine Neuerungen an
                              									Holzschleifapparaten angegeben wurden, zeigt sich, wie aus Nachstehendem erhellt, in
                              									Nordamerika für diese Maschinen noch eine erheblichere Erfindungsthätigkeit. In
                              									erster Linie sind weitere Vorschläge in Bezug auf das Andrücken des Holzes unter Benutzung von Preſswasser, Dampf, Preſsluft u.
                              									dgl. (vgl. Brokaw u.a. 1884 251 * 60) gemacht worden. Diese Einrichtung kann eine allgemeinere
                              									Anwendung finden; denn nicht nur, daſs damit ein für alle Pressen gleichmäſsiger,
                              									leicht zu regelnder Druck zu erzielen ist, die Bedienung der Apparate wird auch
                              									erleichtert, indem das Zurückziehen der Preſsstempel von der Preſsflüssigkeit
                              									schnell und einfach durch Umstellen von Hähnen, ja sogar selbstthätig besorgt wird.
                              									Umfassende Vorschläge hierzu hat W. Curtis in Corinth,
                              									N.-Y. (Nordamerikanisches Patent Nr. 342073 bis 342075) gemacht. Eine Einrichtung
                              									zum Bewegen der Preſsköpfe veranschaulicht Fig. 9 Taf. 20. Der
                              									Preſsstempel O ist unmittelbar mit dem im Cylinder B beweglichen Kolben A
                              									verbunden, dessen kräftige Stange C oben und unten in
                              									den Cylinderdeckeln durch Stopfbüchsen geführt wird. Oben trägt die Stange C einen Stift K, welcher
                              									bei der tiefsten zulässigen Stellung des Stempels O
                              									gegen das Ende eines Hebels G trifft, wodurch der damit
                              									verbundene Muschelschieber E umgestellt wird, so daſs
                              									die Preſsflüssigkeit unter den Kolben A gelangt und den
                              									Stempel O hebt. Wenn nach Aufgabe frischen Holzes in
                              									den Preſskasten das Anpressen beginnen soll, ist der Schieber E von Hand umzustellen; sonst bleibt der Stempel O in gehobener Stellung stehen.
                           Bei einer zweiten weniger einfachen Anordnung ist die Kolbenstange C nur einseitig nach unten geführt, jedoch hohl, um
                              									einen Kolben verschiebbar aufzunehmen, welcher durch eine schwache, nach oben durch den Cylinderdeckel
                              									reichende Stange mit einem Hebel verbunden ist. Am Ende des Stempelniederganges wird
                              									der kleine Kolben von der hohlen Kolbenstange mitgenommen und durch den Hebel eine
                              									Falle ausgelöst, so daſs eine damit gespannt gehaltene Feder den
                              									Vertheilungsschieber umstellen kann. Ein Vorzug dieser Einrichtung gegen die erstere
                              									besteht nur in der für die Druckausnutzung günstigeren gröſseren oberen
                              									Kolbenfläche; dieselbe läſst sich auch in Fig. 9 erreichen, wenn die
                              									obere Kolbenstange so schwach als zulässig ausgeführt wird.
                           Fig. 8 Taf. 20
                              									veranschaulicht einen Schleifapparat mit 6 solchen auf dem oberen Halbkreise des
                              									Steines gleichmäſsig vertheilten Pressen. Die Cylinder E sind alle durch die aus den Rohren C und
                              										H gespeisten bezieh. abgezweigten Bogenrohre J und K für die Zu- und
                              									Ableitung der Preſsflüssigkeit verbunden. In die Zweige dieser Leitungen nach den
                              									Schieberkasten der Cylinder sind Abschluſsventile eingeschaltet. Das dritte
                              									Bogenrohr I, von welchem aus die Schläuche M zwischen die einzelnen Pressen führen, sendet das
                              									Wasser zum Abspülen des Holzschliffes vom Steine. Die ganze Haube T mit allen Pressen ist zum Freilegen des Steines um
                              									ein Gelenk L aufklappbar.
                           Diese Schleifapparate werden reihenweise aufgestellt, so daſs immer eine Reihe durch
                              									die darüber hingezogenen Rohre C und H mit der Druckpumpe oder dem Accumulator für die ganze
                              									Anlage in Verbindung stehen. Jeder Rohrstrang C zur
                              									Zuleitung der Preſsflüssigkeit für eine Apparatreihe erhält einen Druckregler. Curtis gibt noch an, von der Preſspumpe auſser dem
                              									Wasser auch Luft mit ansaugen zu lassen; die letztere soll sich dann in Windkesseln,
                              									von denen jede Leitung C einen erhält, ansammeln und so
                              									einen elastischen Gegendruck für die Pressen der zugehörigen Schleifapparatreihe
                              									abgeben.
                           Eine andere Einrichtung zum Andrücken des Holzes an den
                              									Schleifstein mit Hilfe einer gepreſsten Flüssigkeit hat
                              										T. H. Savery in Welmington (Nordamerikanisches
                              									Patent Nr. 341172) angegeben; bei denselben hat jedoch der äuſsere Luftdruck die Preſsstempel zurück zu treiben. In den Cylindern E (Fig. 10 Taf. 20) spielen
                              									Tauchkolben F, welche unten gleich zum Preſsstempel H ausgebildet sind. Jeder Cylinder E steht durch ein an die Oeffnung e sich anschlieſsendes Rohr mit einem Zuleitungsrohre
                              									für Preſswasser, Dampf o. dgl. in Verbindung; ein zweites bei e1 ausgehendes Rohr
                              									stellt eine Verbindung mit einer Luftpumpe her. In die beiden genannten Rohre sind
                              									Abschluſsventile eingeschaltet. Ist der Stempel also in seiner tiefsten zulässigen
                              									Stellung angekommen, so werden diese Ventile vom Arbeiter umgestellt und dadurch die
                              									Preſsflüssigkeit aus dem Cylinder abgesaugt, so daſs der äuſsere Luftdruck den
                              									Kolben F zurücktreibt. Der Kolben wird dann bis zur
                              									Umstellung der Ventile in gehobener Stellung erhalten. Da bei dieser nicht
                              									selbstthätigen Steuerung auch eine äuſsere Begrenzung des Kolbenniederganges
                              									stattfinden muſs, so sind an den Stempel H zwei Stangen
                              										angeschlossen,
                              									welche in entsprechender Entfernung feste Kugeln i
                              									tragen, so daſs durch Aufsetzen derselben auf die Führungsöffnungen der Stangen ein
                              									weiteres Niederdrücken des Stempels aufgehalten wird.
                           E. Punderson Ely in South-Wallingford (* D. R. P. Nr.
                                 									30989 vom 16. September 1884) bringt wieder einen Holzschleifapparat mit in einer wagerechten Ebene kreisender Schleiffläche in Vorschlag; es ist kein wirklicher
                              									Schleifstein, sondern eine um ihre senkrechte Achse umlaufende Scheibe F (Fig. 7 Taf. 20)
                              									angewendet, welche am Rande auf der oberen Seite den in einer Schwalbenschwanznuth
                              									gehaltenen Schmirgelring G trägt. Oberhalb desselben
                              									sind auf einem Sterne J im Kreise liegend 7 Pressen O angeordnet, deren Stempelt durch Schrauben S bewegt werden. Die Schaltung der Schrauben S erfolgt für alle Pressen gemeinschaftlich von einem
                              									auf der Achse A sitzenden Excenter E. An den Ring desselben sind Stangen T angehängt, welche Klinkenhebel H in Schwingungen versetzen; die Klinken der letzteren
                              									greifen in Räder R, welche gleichzeitig die Muttern für
                              									die Schrauben S abgeben. Der Stoff soll in einer
                              									runden, die Scheibe E einhüllenden Rinne L aufgefangen werden; diese Einrichtung zum Stofffangen
                              									wird aber bei der offenen Lage des ganzen Apparates kaum ihren Zweck erfüllen
                              									können. Die Herstellung eines haltbaren Schleifringes wird allerdings noch vor der
                              									Brauchbarkeit des Apparates in Frage kommen.
                           Um aus Holzabfällen, Sägespänen u. dgl. Holzstoff
                                 										herzustellen, wollen G. H. Pond in Glens Falls
                              									und E. A. Morse in Rutland (* D. R. P. Nr. 30273 vom
                                 									16. April 1884) diese Stoffe einem gleichzeitig mit der
                                 										mechanischen Bearbeitung stattfindenden Kochprozesse unterwerfen (vgl. Hesse 1886 261 * 382. Cobley und Tidcombe 1884
                              										253 * 23). Der angegebene, in Fig. 6 Taf. 20
                              									dargestellte Apparat besteht aus einem cylindrischen, mit Ablaſsschieber B und Fülltrichter versehenen und dampfdicht
                              									geschlossenen Kessel A, in welchen durch das Rohr T Dampf von wenigstens 3at,5 eingeblasen wird. In dem Cylinder A
                              									laufen einige kleine, paarweise auf Achsen P sitzende
                              									Walzensteine K um; die Achsen sind in den Armkreuzen
                              										I verschiebbar gelagert und werden durch stellbare
                              									Federn nach auſsen gedrückt. Der dadurch vermittelte Andruck der Steine an die
                              									Cylinderwandung wird bei Drehung der Achse H durch die
                              									auftretende Centrifugalkraft noch verstärkt. Es findet also ein Zerquetschen der im Cylinder A befindlichen, durch den zugeführten Dampf kochend erhaltenen
                              									Holzabfallmasse statt. Um die Steine K verschieden
                              									schnell umlaufen zu lassen, ist die Welle W mit einer
                              									kleinen und einer groſsen Antriebsriemenscheibe ausgerüstet. Das Verfahren, welches
                              									für eine Kesselbeschickung 4 Stunden dauern soll, kann jedenfalls nur für Erzeugung
                              									minderwerthigen Stoffes verwendet werden, da auch die Farbe desselben durch das
                              									Dämpfen braun wird.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
