| Titel: | G. Vortmann's Nachweis geringer Mengen von Blausäure. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 330 | 
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                        G. Vortmann's Nachweis geringer Mengen von
                           								Blausäure.
                        Vortmann's Nachweis geringer Mengen von Blausäure.
                        
                     
                        
                           G. Vortmann (Monatshefte für Chemie, 1886 Bd. 7 S. 416)
                              									hat ein Verfahren zur Nachweisung geringer Blausäuremengen aufgefunden, welches
                              									bezüglich seiner Empfindlichkeit und Verlässigkeit der Berlinerblau- und
                              									Rhodan-Reaction an die Seite gestellt werden kann. Dem Verfahren liegt die zuerst
                              									von Playfair beobachtete Bildung von
                              									Nitroprussidnatrium in saurer Lösung durch Einwirkung von Natriumnitrit auf
                              									Cyankalium bei Gegenwart eines Eisenoxydsalzes zu Grunde. Die Möglichkeit mit
                              									Nitroprussiden Schwefelalkalien, selbst wenn diese nur spurenweise vorhanden sind,
                              									aufzufinden, lieſs es wahrscheinlich erscheinen, daſs auch umgekehrt Nitroprusside
                              									und dadurch mittelbar Blausäure in sehr geringer Menge nachweisbar sein würden.
                           Vortmann führt die neue Reaction in folgender Weise aus:
                              									Die auf Blausäure zu prüfende Flüssigkeit wird mit einigen Tropfen einer
                              									Kaliumnitritlösung, 2 bis 4 Tropfen Eisenvitriollösung und soviel verdünnter
                              									Schwefelsäure versetzt, daſs die gelbbraune Farbe des zuerst gebildeten basischen
                              									Eisenoxydsalzes eben in eine hellgelbe übergeht. Man erhitzt nun bis zum beginnenden
                              									Kochen, kühlt ab, versetzt zur Fällung des überschüssigen Eisens mit einigen Tropfen
                              									Ammoniak, filtrirt ab und prüft das Filtrat mit 1 bis 2 Tropfen eines stark
                              									verdünnten farblosen Schwefelammoniums. War in der ursprünglichen Flüssigkeit
                              									Blausäure vorhanden, so nimmt die Lösung sofort eine schön violette Färbung an, die
                              									nach einigen Minuten in Blau, dann in Grün und schlieſslich in Gelb übergeht. Bei
                              									sehr geringen Mengen von Blausäure entsteht nur eine bläulichgrüne Färbung, welche
                              									bald in eine grünlichgelbe umschlägt.
                           Zu den Probeversuchen wurde eine Cyankaliumlösung benutzt, deren
                              									Cyanwasserstoffgehalt auf gewichtsanalytischem Wege ermittelt wurde und von welcher
                              										10cc 0g,00032 CNH enthielten. Lösungen, welche in 10cc 0g,00016, 0g,000064 bezieh. 0g,00004 Blausäure enthielten, gaben, mit Kaliumnitrit und Eisenchlorid
                              									behandelt, mit Schwefelammonium eine sehr deutliche Reaction; letztere wurde
                              									ziemlich schwach, aber noch immer deutlich, als 10cc der verdünnten Lösung auf 100cc
                              									verdünnt und davon 10cc = 0g,000032 HCN zum Versuche genommen wurden; in
                              									diesem Falle betrug die Verdünnung 1 : 312500 und kann diese als Grenze der Reaction
                              									angenommen werden.
                           Bei stärkerer Verdünnung wird die Reaction weniger sicher, da nur
                              									die Entstehung zum Mindesten der bläulich grünen Färbung für ein untrügliches
                              									Kennzeichen der Anwesenheit von Blausäure gehalten werden darf.
                           Nach Link und Möckel, welche vergleichende Untersuchungen über die Empfindlichkeit der
                              									Blausäure-Reactionen angestellt haben (vgl. 1878 230
                              									368), liegt die Grenze für die Berlinerblau-Reaction bei einer Verdünnung von 1 :
                              									50000, für die Rhodan-Reaction bei 1 : 4000000.
                           Bezüglich der Empfindlichkeit steht das neue Verfahren also in der
                              									Mitte zwischen den beiden älteren.