| Titel: | E. H. Amagat's Apparat zur Messung der Zusammendrückbarkeit von Flüssigkeiten. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 364 | 
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                        E. H. Amagat's Apparat zur Messung der
                           								Zusammendrückbarkeit von Flüssigkeiten.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									24.
                        Amagat's Messung der Zusammendrückbarkeit von
                           								Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           Nach der Revue industrielle, 1886 * S. 325 bezieh. den
                              										Comptes rendus, 1886 Bd. 103 S. 429 setzt sich der
                              									von E. H. Amagat angegebene Apparat zur Messung der
                              									Zusammendrückbarkeit von FlüssigkeitenVgl. Amagat's Apparat zur Messung der
                                    											Zusammendrückbarkeit verdünnter Gase * S. 115 d. Bd. aus zwei
                              									Theilen zusammen, der Einrichtung zum Pressen der zu untersuchenden Flüssigkeit und
                              									jener zum Ablesen des angewendeten Druckes.
                           Der Preſsapparat besteht aus einem guſsstählernen, 1m,20 langen Hohlcylinder B (Fig.
                                 										11 Taf. 24) von 8cm Wanddicke und 3cm lichtem Durchmesser. Dieser Cylinder ist mit
                              									einem starken Eisenmantel A umgeben und wird senkrecht
                              									in einem groſsen kupfernen Behälter befestigt, eine Anordnung, welche die Versuche
                              									in schmelzendem Eise oder in einem Wasserstrome von gleichbleibender Temperatur
                              									vorzunehmen gestattet. In die Ausbohrung des Cylinders B wird der eigentliche Druckapparat (sogen. Piëzometer), in welchem die zu
                              									untersuchende Flüssigkeit eingeschlossen ist, geschoben. Beim Beginne des Versuches
                              									bedient man sich einer Druckpumpe, welche durch das Rohr F des Ansatzes D Glycerin in den Apparat
                              									drückt. Hat der Druck 200, 300 oder 600at, je nach
                              									Umständen, erreicht, so schraubt man den Einlaſskanal in D zu und setzt die Pressung unter Handhabung der mit langen Kreuzarmen
                              									versehenen Centralschraube E fort; letztere wirkt auf
                              									einen Stahlcylinder, welcher, unter sanfter Reibung nachgebend, ein in Kapselform
                              									gedrücktes Leder vor sich her schiebt. Da die untere Mündung des Druckapparates in
                              									Quecksilber taucht, so steigt dieses in der Preſsröhre in die Höhe, zum Zeichen,
                              									daſs sich der Rauminhalt der zu untersuchenden Flüssigkeit in Folge des gewaltigen
                              									Druckes vermindert.
                           Die Messung des Rauminhaltes während dieses Vorganges geschieht nach dem von Prof. Tait in Edinburg mitgetheilten Verfahren. In die
                              									Preſsröhre ist nämlich eine Reihe von Platindrähten eingeschmolzen, welche durch
                              									eine Spirale mit einander verbunden sind. Diese Spirale, deren Verlängerung unter
                              									sorgfältiger Isolirung durch die Wand des Stahlcylinders B geführt ist, stellt von Draht zu Draht einen Widerstand von 2 Ohm dar.
                              									Da nun der Strom einer galvanischen Batterie seinen Weg durch den Stahlcylinder und
                              									das Quecksilber nimmt, in welches die Preſsröhre taucht, so erkennt man mittels des
                              									Galvanometers genau den Augenblick, wo das in Folge der Zusammendrückung der
                              									Flüssigkeit in die Röhre steigende Quecksilber einen Platindraht nach dem anderen
                              									erreicht, und ist somit in den Stand gesetzt, die dem jeweiligen Drucke
                              									entsprechenden Rauminhalte der Flüssigkeit oder auch des Gases, wenn dieses der
                              									Gegenstand der Untersuchung sein sollte, zu messen.
                           Der in Fig. 12
                              									Taf. 24 abgebildete Druckmesser, welcher durch ein an
                              									die Hülse I (Fig. 11) sich
                              									anschlieſsendes starkes Stahlrohr G mit dem
                              									Presfapparate in Verbindung steht, ist mit zwei Differentialkolben ohne jede
                              									Liderung ausgestattet. Der kleinere Kolben p, welcher
                              									die hohen Pressungen aufnimmt, wird dadurch gedichtet, daſs man denselben gleich am
                              									Anfange gut einölt und dann in o ein wenig Melasse
                              									gieſst. Auf diese Weise bewahrt der Kolben p unter
                              									luftdichtem Schlüsse seine volle Beweglichkeit, ein Erfolg, welcher mit Wasser oder
                              									Glycerin nicht zu erzielen wäre. In die Mitte des groſsen Kolbens P ist ein Kopf f von
                              									gehärtetem Stahl geschraubt, auf welchem der kleine Kolben p ruht. Zur Erleichterung der Schmierung ist der Kolben P mit Einkehlungen u
                              									versehen und liegt derselbe auf einer Schicht Ricinusöl. Die folgende
                              									Flüssigkeitsschicht besteht aus einer Mischung von Wasser und Glycerin, unter
                              									welcher Quecksilber sich befindet. Der Kolben P hat
                              									einen nach Maſsgabe des Verhältnisses der Kolbenquerschnitte von p und P verminderten Druck
                              									auszuhalten, welcher durch die Höhe der Quecksilbersäule im Glasrohre T gemessen wird. Ein ruckweises Steigen der letzteren
                              									wird aber dadurch verhütet, daſs man mit Hilfe des zwischen zwei Zapfen c gesteckten Hebels m
                              									beiden Kolben gleichzeitig eine Drehung ertheilt. Die Preſspumpe R dient zur Regulirung der Flüssigkeitsmenge, welche
                              									erforderlich ist, um den groſsen Kolben P innerhalb der
                              									gewünschten Grenze seines Hubes zu erhalten. Die durch eine Schraube verschlieſsbare
                              									Oeffnung bei d hat den Zweck, die Luft unter dem Kolben
                              										P entweichen zu lassen. Das Verhältniſs der
                              									Kolbenquerschnitte ist ein solches, daſs das Quecksilber in T bei einem Drucke von 1500at auf 2m steigt. In Amagat's
                              									Laboratorium beträgt diese Steighöhe 5m und
                              									gestattet die Ablesung eines Druckes von mehr als 3000at. Unter diesem Drucke erwärmt sich die Flüssigkeit im Preſsapparate Fig. 11 und
                              									das den Druck übertragende Glycerin beträchtlich, ein Umstand, welcher die Versuche
                              									sehr langwierig macht; denn es dauert ziemlich lange, bis die Temperatur der
                              									Flüssigkeit, welche ein geringes Wärmeleitungsvermögen besitzt, sich mit der Umgebung
                              									wieder ins Gleichgewicht gesetzt hat.
                           Amagat's Untersuchungen, welche sich zunächst auf Wasser
                              									und Aether erstreckten, geben insbesondere näheren Aufschluſs über die Verminderung
                              									des Coefficienten der Zusammendrückbarkeit mit zunehmendem Drucke, wie folgende
                              									Ziffern zeigen:
                           
                              
                                 Wasser von
                                    											17,6°
                                 
                              
                                 Druck zwischen
                                 1
                                 und
                                   262at
                                 0,0000429
                                 
                              
                                 
                                 262
                                 „
                                   805
                                 0,0000379
                                 
                              
                                 
                                 805
                                 „
                                 1334
                                 0,0000332
                                 
                              
                                 
                                 1334
                                 „
                                 1784
                                 0,0000302
                                 
                              
                                 
                                 1784
                                 „
                                 2202
                                 0,0000276
                                 
                              
                                 
                                 2202
                                 „
                                 2590
                                 0,0000257
                                 
                              
                                 
                                 2590
                                 „
                                 2981
                                 0,0000238
                                 
                              
                                 Aether
                                       												von 17,6°
                                 
                              
                                 Druck zwischen
                                 1
                                 und
                                   154at
                                 0,000156
                                 
                              
                                 
                                 154
                                 „
                                   487
                                 0,000107
                                 
                              
                                 
                                 487
                                 „
                                   870
                                 0,000083
                                 
                              
                                 
                                 870
                                 „
                                 1243
                                 0,000063
                                 
                              
                                 
                                 1243
                                 „
                                 1623
                                 0,000051
                                 
                              
                                 
                                 1623
                                 „
                                 2002
                                 0,000045
                                 
                              
                           Bei 3000at zeigt sich der
                              									Rauminhalt des Wassers um 0,1 und der Coefficient für Zusammendrückbarkeit um die
                              									Hälfte vermindert.
                           Der beschriebene Apparat hat nicht nur einen wissenschaftlichen Werth, sondern
                              									derselbe läſst sich auch in der Praxis zur Messung hoher Drücke vielfach
                              									verwenden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
