| Titel: | Ueber Neuerungen an Kochapparaten für Speisen und Getränke. | 
| Autor: | G. R. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 366 | 
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                        Ueber Neuerungen an Kochapparaten für Speisen und
                           								Getränke.
                        Patentklasse 34 und 36. Mit Abbildungen auf Tafel 24.
                        Neuerungen an Kochapparaten für Speisen und Getränke.
                        
                     
                        
                           In dem nachfolgenden Berichte handelt es sich um Einrichtungen für Küchen von
                              									Anstalten, wie Kasernen, Krankenhäuser, Gefängnisse u. dgl., in welchen also der
                              									Speisenbedarf für eine gröſsere Anzahl von Personen zu decken ist. Ein
                              									Unterscheidungsmerkmal für solche Kochapparate besteht in der Heizung; dieselbe
                              									erfolgt entweder durch Unterfeuerung unmittelbar, oder unter Vermittelung eines
                              									Wasser- oder DampfbadesVgl. Lentz 1882 246 *
                                    											374., oder auch durch Dampf von einem besonderen
                              										Dampfkessel.Vgl. Becker 1883 248
                                    											460. 250 * 209. Grove 1883 250 * 209. Tietgé bez. Bechern 1885 255 * 514.
                           In kleineren Anstalten, wo durch das Erforderniſs eines geschulteren Heizers die
                              									Anlage eines Dampfentwicklers oft auf Schwierigkeiten stöſst, kommen meist noch
                              									Kochapparate mit Unterfeuerung zur Aufstellung, obwohl dieselben nicht minder eine
                              									aufmerksame Beobachtung des Feuers verlangen. Für solche Anstalten erscheinen die in
                              									der Kaserne der „Rue
                                 										de Chaligny“ in Paris von Malen und Déglise
                              									aufgestellten Kochapparate beachtenswerth. Dieselben
                              									sind freistehend, besitzen keinerlei die Wärme beim Anheizen zu stark aufnehmendes
                              									Mauerwerk und vereinigen in geschickter Weise zwei Speisekessel, einen Warmwasserbehälter, einen besonderen Kaffeekochtopf und einen Bratraum in sich und
                              									können dadurch auch Ansprüchen auf gleichzeitige Herstellung verschiedener Speisen
                              									genügen, wie sie namentlich in Krankenhäusern gestellt werden. Fig. 1 und 2 Taf. 24 veranschaulichen
                              									nach dem Génie civil, 1886 Bd. 8 * S. 375 die
                              									Einrichtung eines solchen Kochapparates. Die Heizgase der Feuerung I bespülen unten und seitlich die zwei
                              									halbkegelförmigen Speisekessel A, welche besonders
                              									eingehängt werden, und einen diesen umschlieſsenden ringförmigen Behälter B von 1m,11 äuſseren
                              									Durchmesser zur Erzeugung heiſsen Wassers. In den Behälter B, welcher durch den Deckel E gefüllt wird,
                              									ist ein Theil C durch Zwischenwände abgetrennt; hier
                              									wird das am Boden mit einem Siebe versehene Gefäſs D
                              									mit gemahlenen Kaffeebohnen eingehängt und in dasselbe warmes Wasser aus B geschüttet, so daſs in C
                              									der durch die Feuerung warm gehaltene Kaffee aufgefangen wird. Beide Kesselräume B und C sind mit
                              									Ablaſshähnen G und F
                              									versehen. Die die Feuerstelle I umhüllende Kammer H dient als Bratraum; bei J ist der Rauchabzug.
                           Bei dem Dampfkochapparate von S.
                                    										Schatzky in Moskau (* D. R. P. Kl. 36 Nr. 32 791 vom 14. März 1885) erfolgt
                              									die Heizung des einen Speisegefäſses durch ein Dampfbad, welches in dem letzteres einhüllenden Gefäſse
                              									durch unmittelbare Unterfeuerung erzeugt wird. Dabei
                              									ist eine Einrichtung getroffen, daſs für das verdampfende Wasser ein
                              									gleichbleibender Stand erzielt wird. Das in Fig. 3 Taf. 24 von den
                              									Heizgasen der Feuerung c vollkommen umspülte und das
                              									Speisegefäſs b aufnehmende Gefäſs a besitzt einen durch die Wand t abgetrennten Verdampfungsraum u, aus
                              									welchem der Dampf durch das theilweise im Schornsteine f liegende Ueberhitzerrohr p zu dem Gefäſse
                              										b gelangt; letzteres erhält einen Hohlmantel x, in welchen der Dampf durch einen nahe der Wand t mündenden Trichter r
                              									eintritt, um bei o abzuziehen. Das Dampfwasser flieſst
                              									durch einen Rohrstutzen s nach u zurück. Die Füllung des Raumes u erfolgt
                              									durch einen Trichter d, welcher mit zwei Hähnen k und l versehen ist.
                              									Einen zu hohen Wasserstand in u verhindert das
                              									Ueberlaufrohr m; der auf diese Weise zulässige höchste
                              									Wasserstand schneidet mit der höchsten Stelle der Mündung des Trichters d in u ab. Ist dieser
                              									Wasserstand durch Eingieſsen in d erreicht, so wird der
                              									Hahn k geschlossen, während l offen bleibt. Sinkt also durch Verdampfung der Wasserspiegel in u, so wird die Mündung von d frei und die entsprechende Menge Wasser wird aus d zugelassen.
                           Für solche Kochgefäſse, welche mit einem theilweise mit
                              									Wasser gefüllten Mantel umgeben sind und in eine Feuerung eingehängt werden, so daſs das Wasser im Mantel in Dampf verwandelt wird, hat R. Kempfe in Magdeburg (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 35304 vom
                                 									22. November 1885) eine Einrichtung angegeben, die ohne Sicherheits- und Luftventil
                              									ein zu hohes Steigen der Dampfspannung selbst bei
                              									stärkster Feuerung verhindern soll. Wie aus Fig. 4 Taf. 24
                              									zu entnehmen ist, wird über den mit Wasser durch das verschlieſsbare Loch f theilweise gefüllten Hohlraum c noch ein ringförmiger, höher liegender Hohlraum e angeordnet und stehen diese beiden Räume durch ein beiderseits nahe am
                              									Boden mündendes Röhrchen d in Verbindung. Beim Heizen
                              									des Kochgefäſses wird durch den sich entwickelnden Dampf das Wasser aus c nach e gedrückt, so
                              									daſs, wenn alles Wasser herüber befördert ist, in c
                              									keine Dampfentwickelung mehr stattfindet, sondern der Dampf überhitzt wird. Mit der
                              									Zunahme der Spannung des Dampfes tritt aber ein Theil desselben durch d nach e, wo sich derselbe
                              									oben niederschlägt. Versuche sollen ergeben haben, daſs die Dampfspannung in c einen Ueberdruck von 0at,2 nicht überstiegen hat. Diese gleichmäſsige Wärme des Dampfbades ist
                              									es, welche angestrebt wird, da bei diesen anhaltenden niedrigeren Temperaturen
                              									hauptsächlich die Schmackhaftigkeit der Fleischspeisen erhalten bleibt (vgl. auch
                              									1883 250 211).
                           Zur Herstellung gröſserer Kaffeemengen hat v. Bockelberg in Oldenburg (* D. R. P. Kl. 34 Nr. 30
                                 									599 vom 4. Juni 1884) einen sogen. Kaffeeaufguſsapparat
                              									zur Ausführung gebracht, welcher namentlich eine billige Herstellung von gutem
                              									Kaffeegetränk für Fabriken, Speisehäuser u. dgl.
                              									ermöglicht. Der in Fig. 7 Taf. 24 veranschaulichte Apparat bedarf der Zuführung heiſsen
                              									Wassers, welches von einem einfachen cylindrischen Wasserheizkessel geliefert wird,
                              									in welchem durch Schwimmerventile ein gleichbleibender Wasserstand erreicht ist. Der
                              									Aufguſsapparat wird etwa 2m,25 hoch ausgeführt und
                              									setzt sich aus zwei Behältern B und A von 0m,94 bezieh.
                              										0m,56 Durchmesser und 0m,7 bezieh. 0m,4
                              									Höhe zusammen, welche durch ein 1m,15 langes und
                              										0m,21 weites Rohr C verbunden sind. Der durch das Rohr a
                              									erfolgende Zufluſs von heiſsem Wasser nach A wird durch
                              									ein Schwimmerventil v selbstthätig geregelt. In das
                              									Rohr C wird der oben umgebördelte und mit unterlegtem
                              									Gummiringe versehene, unten geschlossene und dort und in einem Theile der Höhe
                              									gelochte Cylinder S eingehängt und mittels aufgelegten
                              									Kreuzes und Druckbügels b befestigt. Der Cylinder S wird mit etwa 5k
                              									gemahlenen Kaffee beschickt und dann in denselben ein wieder im unteren Theile
                              									gelochtes Trichterrohr r eingesetzt; das letztere wird
                              									oben und kurz über dem Kaffee durch Siebringe bei e und
                              										c gehalten. Das heiſse Wasser sinkt nun im Cylinder
                              										S und Rohre r nieder,
                              									durchdringt das Kaffeepulver, zieht dasselbe aus und sammelt sich im Behälter B, worin das fertige Getränk noch durch eine von dem
                              									Wasserheizkessel gespeiste Dampfspirale d warm gehalten
                              									werden kann. Ein Rührlöffel R in diesem Behälter dient
                              									zur Mischung des nach und nach dünner aus S abflieſsenden
                              									Kaffees. Ein Standrohr z läſst die Menge des
                              									vorhandenen Getränkes erkennen, welches durch den Hahn h abgelassen wird; l ist ein Entlüftungshahn
                              									für B. Bei diesem Apparate befördert hauptsächlich die
                              									über dem Kaffeepulver stehende, 1m hohe
                              									Wassersäule ein gutes Ausziehen des Kaffees, welches durch die radial aus dem Rohre
                              										r gerichteten Flüssigkeitsstrahlen unterstützt
                              									wird. Eine Cylinderfüllung von 5k ungebrannt
                              									gewogenen Kaffees soll je nach der verlangten Güte in 1½ bis 2 Stunden 200 bis
                              										500l Kaffeegetränk ergeben. Um einen
                              									ununterbrochenen Betrieb zu ermöglichen, werden gewöhnlich zwei der beschriebenen
                              									Apparate, welche von einem Wasserheizkessel gleichzeitig bedient werden, angewendet.
                              									Eine solche Anlage kostet 1000 M.
                           Nach der Zeitschrift des Ingenieur- und Architekten-Vereins
                                 										für Hannover, 1886 S. 186 ergibt sich bei einer solchen Anlage zur
                              									täglichen Lieferung von 600l besseren Kaffees aus
                              										15k ungebrannten Bohnen folgende
                              									Kostenberechnung:
                           
                              
                                 15k Kaffeebohnen, 1k zu 1,40 M
                                 21,00 M.
                                 
                              
                                 50k Steinkohlen und Torf
                                    											zum Brennen des Kaffees und    zur Heiſswasserbereitung
                                   1,50
                                 
                              
                                 Verzinsung und Tilgung, sowie Ausbesserungskosten,    zu
                                    											36 % jährlich vom Anlagekapitale, rund
                                   1,00
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 Zusammen
                                 23,50 M.
                                 
                              
                           oder 24 M., so daſs 1l
                              									Kaffee auf 2400 : 600 = 4 Pf. zu stehen kommt; schwächerer Kaffee, z.B. 1500l aus demselben Bohnengewichte, stellt sich für
                              										1l auf nur 1,6 Pf.
                           In gröſseren Anstalten wird man zur Speiseversorgung immer zur Anlage von
                              									Dampfkochapparaten greifen, wo also alle Gefäſse durch
                              									einem gemeinschaftlichen Dampfkessel entnommenen Dampf
                                 										geheizt werden. Es ist hierfür namentlich die dabei in leichtester und
                              									schnellster Weise zu bewirkende Regelung der Wärmezufuhr, die ermöglichte groſse
                              									Reinlichkeit des Küchenraumes und die leichte Bedienung der Apparate maſsgebend. Je
                              									nach der Art der Anstalt ist die Aufstellung weniger Gefäſse von gröſserem Inhalte
                              									oder mehrerer kleinerer Gefäſse nothwendig. Die letztere Rücksicht ist bei
                              									Krankenhäusern zu nehmen, da in denselben stets eine gröſsere Anzahl von Speisen auf
                              									einmal zuzubereiten ist, welche auch eine sehr verschiedene Temperatur zu ihrer
                              									Herstellung benöthigen.
                           Während die Kochgefäſse vorwiegend aus innen verzinntem
                              									Kupferblech hergestellt werden, fertigt dieselben das Eisenhütten-Emaillirwerk in Neusalz a. W. nach dem Praktischen Maschinen-Constructeur, 1884 * S. 305 aus Guſseisen. Dafür soll die fast unbeschränkte Dauerhaftigkeit und die
                              									geringe Abnutzung durch das Reinigen maſsgebend sein. Die Herstellungskosten sind
                              									allerdings gegenüber Kupferkesseln nicht geringer; es können also dafür bloſs die
                              									genannten Gründe und die gröſsere Standfestigkeit gegen Anstoſs harter Gegenstände,
                              									wobei das Kupferblech leicht Beulen erhält, sprechen. In Fig. 8 Taf. 24 ist die
                              									Anlage solcher guſseiserner Kochkessel, wie dieselbe in der Strafanstalt zu Jauer in
                              									Schlesien getroffen wurde, dargestellt. Die Kessel haben nicht die gebräuchlichere
                              									Halbkugelform, sondern sind etwas tiefer und innen und auſsen blank abgedreht; roh
                              									sind nur die Innenflächen des Dampfmantels, welcher durch die Verschraubung des
                              									Kessels a mit der Bodenschale b gebildet wird, auf deren vier kurzen Füſsen der ganze Kochapparat ruht.
                              									Die Kochkessel (6 an der Zahl mit 500, 250 und 60l
                              									Inhalt) sind in einer Reihe aufgestellt und entsprechend liegen zur Seite dieser
                              									Reihe in einem abgedeckten Bodenkanale die Röhren q und
                              										p bezieh. r für Dampf-
                              									und Kaltwasserzuleitung bezieh. für die Dampfwasserableitung. Die Zu- und
                              									Ableitungen sind durch Ventile von k aus zu regeln. Die
                              									Deckel d der Kessel sind dreitheilig, so daſs zwei
                              									aufklappbare Theile erhalten werden, während der mittlere Theil ein Dunstabzugsrohr
                              										c trägt; letzteres dürfte sich jedoch der
                              									Schmackhafthaltung der Speisen wegen nicht immer empfehlen.
                           Eine von dieser Anlage etwas abweichende Einrichtung der Kochküche haben O. Schimmel und Comp. in
                              									Chemnitz in letzterer Zeit in den Universitätskliniken zu Budapest ausgeführt. Die
                              									Kochkessel sind dabei in zwei parallelen Reihen angeordnet, wie sich diese Anordnung
                              									auch im Barackenlazareth in Moabit-Berlin u.a. O. findet, und in Halbkugelform in
                              									innen stark verzinntem Kupferbleche ausgeführt. Es sind 8 Kochkessel von 600 bis
                              									herab zu 100l Inhalt vorhanden, entsprechend einer
                              									Speisung von etwa 300 Personen. Die Kessel ruhen, wie in Fig. 5 und 6 ersichtlich gemacht ist,
                              									frei in dreibeinigen Gestellen, so daſs alle Zuleitungs- und Ableitungsrohre
                              									sichtbar sind und Undichtheiten gleich bemerkt werden. Oberhalb der Kochkessel ruht
                              									auf 4 innerhalb des Kesselkranzes stehenden Säulen ein Wellblechdach, welches den
                              									aufsteigenden Dunst zu fangen und durch ein Rohr nach einem Abzugsschlote abzuleiten
                              									hat. Das Dachgestelle trägt gleichzeitig die Rollen für die Gegengewichtketten der
                              									aufklappbaren Kesseldeckel und auch die Leitungsrohre q,
                                 										p und l für Dampf, Wasser und Leuchtgas. Das
                              									Wasserrohr p hat für je 2 Kessel einen drehbaren
                              									Ausfluſsarm. Die Ableitungen r für das Dampfwasser
                              									führen in ein gemeinschaftliches Abfluſsrohr, welches in einer Grube innerhalb der
                              									Kessel liegt. Neben den Kochkesseln ist der für ein Krankenhaus kaum entbehrliche,
                              									mit gewöhnlicher Feuerung zu heizende Bratofen B
                              									aufgestellt; derselbe enthält auch eine Kammer zur Anwärmung von Speisegeschirr,
                              									welche durch mit Dampf gespeiste Rippenheizkörper erwärmt wird.
                           
                              
                                 G. R.
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
