| Titel: | Die Sicherheitslampe und deren Verbesserungen; von L. Jarolimek. | 
| Autor: | L. Jarolimek | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 409 | 
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                        Die Sicherheitslampe und deren Verbesserungen;
                           								von L. Jarolimek.
                        (Schluſs des Berichtes S. 308 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									21.
                        L. Jarolimek, über die Sicherheitslampe und deren
                           								Verbesserungen.
                        
                     
                        
                           Bezüglich der Lampe selbst und deren Leuchtvermögen ist
                              									zunächst die geregelte Luftzu- und Abführung durch den schon wiederholt erwähnten
                              									blechernen Schornstein der Lampe von Müseler (Fig. 15 Taf.
                              									21) zu erörtern. Zweck ist Trennung der Verbrennungsgase von der eintretenden
                              									frischen Luft, ein Prinzip übrigens, welches von der preuſsischen
                              									Schlagwetter-Commission nicht für ganz richtig gehalten wird, da nach deren
                              									Ausspruch die ungetheilten Verbrennungsgase für die Sicherheit der Glascylinderlampe nöthig sind.
                              									Die Trennung vollzieht sich selbstverständlich um so vollkommener, je tiefer der
                              									Blechkegel unter das Diaphragma niederreicht.
                           Auſser der in erster Linie bezweckten höheren Leuchtkraft ergibt sich durch den Kegel
                              									aber noch ein selbstthätiges Erlöschen der Lampe sowohl bei starkem
                              									Grubengasgehalte, als auch bei gröſserer Lampenneigung. Es ist nämlich im ersteren
                              									Falle zu beachten, daſs der Raum im Glascylinder unter der Flamme mit schweren
                              									Verbrennungsproducten, dagegen der Blechkegel und ein Theil des oberen Drahtkorbes
                              									mit leichteren Verbrennungsgasen erfüllt sein wird. Beide bilden elastische
                              									Luftpolster, welche den für brennend gewordene Gase verfügbar bleibenden Raum
                              									verringern, die Explosionsheftigkeit mindern und, insofern sie den Kegel erfüllen,
                              									auch die Fortpflanzung der inneren Explosion durch den Schornstein hinauf in den
                              									Korb behindern, zu welchem Zwecke die Schornsteinverengung (von unten 30mm auf 10mm)
                              									eben gleichfalls dienen soll. Die Dochtflamme wird daher in starken Schlagwettern
                              									von Verbrennungsproducten ganz umhüllt, demnach bei innerer Explosion um so sicherer
                              									nach einer Reihe von kleinen Verpuffungen ausgeschlagen. Im zweiten Falle, bei
                              									Lampenneigung, gelangt hingegen die Flamme bald auſser den Bereich des Kegels, der
                              									Luftzug wie die Abfuhr der Verbrennungsproducte hört auf, die im Glascylinder
                              									angesammelte Kohlensäure ergieſst sich ihrer Schwere wegen bei der schrägen Stellung
                              									der Lampe über die Flamme, sie erlöschend. Das selbstthätige Erlöschen im ersteren
                              									Falle nun gilt als ein Vortheil der Müseler'schen Lampe
                              										(Fig.
                                 									15), dem gegenüber das bei schräger Lampenstellung eintretende
                              									Lampenverlöschen, also der Nachtheil der empfindlichen Lampenhandhabung, ebenso
                              									wenig in die Wagschale fällt wie der weitere Uebelstand, daſs durch einen tief
                              									niedergehenden Kegel die Leuchtkraft zum Theile wieder verringert wird. Bei einer
                              									gröſseren Niederragung unter das Diaphragma, selbst bis 27mm, wie sie etwa bei den belgischen Müseler-Lampen
                              									vorkommt, erübrigt nämlich ein unbedeckter Flammentheil von nur 22mm Höhe, welcher überdies das Prüfen der durch den
                              									Kegel verdeckten Lampenaureole erschwert.
                           Im Allgemeinen ist der mit der Trennung der Luftströme zunächst erzielte Zweck des
                              									besseren Leuchtvermögens aber als erreicht anzusehen; denn die belgische
                              									Müseler-Normallampe (Fig. 15) hat die hohe
                              									Leuchtkraft von 69 Procent der englischen Normalkerze bei 45mm Flammenhöhe (Davy's Lampe ergibt hierbei nur 19 Proc. Leuchtkraft, die gewöhnliche offene
                              									Grubenlampenflamme 140 Proc). Auch im Uebrigen gilt die Lampe als verläſslich, weil
                              									nach neueren Versuchen bei ruhigem Gasgemenge nur 1,3 Procent der probirten Lampen
                              									die Explosion nach auſsen fortpflanzten; ja bei der Müseler-Normallampe ergab sich
                              									nach den Versuchen der preuſsischen Schlagwetter-Commission im ruhigen Gemenge nie
                              									ein Flammendurchschlagen.
                           
                           Die Prinzipien der Müseler-Lampe finden sich deshalb des Weiteren ausgeführt in der
                              									Anordnung Arnould und Godin (Fig. 8), deren Lampe einen Kamin aus Glas bis zum Oelbehälter
                              									herabreichend zeigt, wobei die Luftzuführung über den unteren Rand des dem
                              									Oelbehälter mittels dreier kleinen Stützen aufsitzenden Schornsteines erfolgt; die
                              									Einströmung ist mit wagerechtem Diaphragma verwahrt. Die Anordnung sichert gröſsere
                              									Leuchtkraft und erschwert das Erlöschen bei Neigung. Bei der Lampe von Rosenkranz (Fig. 16 Taf. 21) schränkt
                              									der den Schornstein tragende, nach oben abschlieſsende Fuſsring ein seitliches
                              									Ausschlagen der Flamme bei schräger Lampenstellung möglichst ein – die
                              									Einströmungsöffnungen sind ganz am äuſseren Rande des Fuſsringes angeordnet –,
                              									während der gleich dem Cylinder einer Erdöllampe verengte Schornstein, wie bei Müseler, den Vortheil des Erlöschens in stärkeren
                              									Gasgemengen verbürgt.
                           Der oben erörterte, besonders betonte Vortheil des selbstthätigen Erlöschens bei
                              									gröſserem Grubengasgehalte, also im Gefahrsfalle, ist jedoch nur für ruhiges
                              									Gasgemenge und geringen Luftzug unter 3m in der
                              									Secunde gesichert, da hierbei die Verbrennungsgase nicht rasch genug abströmen
                              									können, auf die Flamme herabflieſsen und sie verlöschen. Anders verhält es sich bei
                              									gröſseren Luftstromgeschwindigkeiten, bei welchen das Gas unter dem Diaphragma Müseler's im Glase fortbrennt (indem die Flamme hinter
                              									den nach und nach eintretenden Gasen fortläuft), weil die Verbrennungsproducte bei
                              									der oberen Kaminmündung rasch abgesaugt werden. Das wagerechte Netz wird dann
                              									glühend, die Flammen gelangen in den ganzen äuſseren ringförmigen Raum zwischen Esse
                              									und Korb und es ist nur eine Frage der Zeit, wann auch das Durchblasen des äuſseren
                              									Korbes eintritt. Wie leicht aber das Glühend werden des Diaphragma erfolgt, beweisen
                              									Versuche, welchen zu Folge selbst bei ruhigem Gasgemenge 20 Procent der geprüften
                              									Lampen ein Durchschlagen des wagerechten inneren Netzes erfolgen lieſsen. Ein
                              									verstärkter Luftzug erhebt weiters noch leichter die Flamme durch die Esse hinauf,
                              									nach oben und auſsen zündend, namentlich bei weiten Schornsteinen und bei deren
                              									geringem Niederragen (Müseler-Lampen englischer Anordnung, auch Ostrauer-Lampen), wo
                              									dann Schlagwetter selbst unmittelbar in die Esse gelangen, am leichtesten bei
                              									verminderten Flammen. Für Essen gröſseren Durchmessers, welche ja ebenfalls
                              									anzustreben wären, da eine zu groſse Verengung wegen geringerer Abfuhr der
                              									Verbrennungsproducte mindere Leuchtkraft und häufigeres Lampenerlöschen ergibt,
                              									schützt beispielsweise in der Commissions-Lampe, Modell B (Fig. 14) die Einrichtung
                              									des den Drahtnetzdeckel des Kamins überragenden äuſseren Blechcylinders und das
                              									äuſsere Dach. An derselben ist gegen Müseler's Lampe
                              									und ähnliche die weitere Verbesserung angebracht, daſs der untere Korbtheil,
                              									woselbst durch den ringförmigen Raum zwischen äuſserem Blechcylinder und innerem
                              									Schornsteine mittels
                              									eigener fensterartigen Oeffnungen im ersteren die Luftzuströmung erfolgt, von dem
                              									oberen für die Abfuhr bestimmten durch einen Zwischenboden zwischen Blechcylinder
                              									und Schornstein gänzlich abgetrennt erscheint; die Lampe brennt heller und erlischt
                              									schwieriger.
                           Das Ziel, die Luftströme bei der Luftzufuhr von oben behufs Leuchtkrafterhöhung noch
                              									vollkommener zu trennen, als bei Müseler's und
                              									ähnlichen Lampen, etwa wie bei der Commissions-Lampe, Modell B, erreichen die
                              									Lampen, welche die frischen Wetter durch eigene senkrechte Luftkanäle bis ins Innere
                              									des Lampenkörpers herabtreten lassen. Bei der Lampe von Eckardt und Lauten (Fig. 9) beispielsweise
                              									gelangt die Luft auſserhalb des inneren gläsernen Schornsteines herab und mittels
                              									der Luftkanäle im Oelbehälter in das Innere des Schornsteines und zur Abfuhr. Bei
                              										Morison's Lampe (Fig. 7) geschieht die
                              									Luftzufuhr zwischen den zwei concentrisch in einander angeordneten Glascylindern
                              									abwärts. Es kann die Bemerkung nicht unterlassen werden, daſs derartige Lampen eine
                              									einfache Construction, leichte Besichtigung und Instandhaltung und die Einhaltung
                              									des Davy'schen Prinzipes vermissen lassen.
                           Am weitesten erscheint die naturgemäſse Lampen Ventilation verfolgt in den sogen.
                              									Lampen mit Luftzuführung von unten, welche die Luft durch eine Reihe feiner,
                              									allerdings leicht verstopf barer Bohrungen am Verschluſsringe des Oelgefäſses als
                              									ein System enger Röhrchen eintreten lassen (Lampe von Upton und Roberts,
                              									Fig. 13, Morison,
                              									Fig. 7, Wolf,
                              									Fig. 11),
                              									oder anstatt der schwieriger herzustellenden Bohrungen durch einen durchlochten
                              									Messingblechring zwischen Oelgefäſs und Cylinder (Siebring) einführen; letztere
                              									Anordnungen ergeben nach den Versuchen der preuſsischen Schlagwetter-Commission
                              									jedoch immer ein Durchschlagen (bei den üblichen 140 Löchern von 0mm,95 Weite).
                           Häufig wird die Luft von den Einströmkanälen weg durch einen den Boden des
                              									Oelgefäſses deckenden, die Luft zusammenhaltenden Metallkegel zu der Dochtflamme
                              									gelenkt (Lampe von Upton und Roberts,
                              									Fig. 13, Wolf,
                              									Fig. 10 und
                              										11 Taf.
                              									21). Da dieser Deckel convexer Gestalt und blanker Oberfläche ist (sogen.
                              									Reflector), so erreicht man durch Zurückstrahlen des Lichtes auch eine
                              									Leuchtkrafterhöhung.
                           Für die beschriebene Luftzuführung von unten spricht sich hauptsächlich die
                              									sächsische Schlagwetter-Commission vom J. 1884 aus, welche auf Grund der
                              									Betrachtungen, die sich bei Vergleich der als Lampe sowohl mit oberer, wie mit
                              									unterer Luftzuführung construirten Wolf'schen Lampe
                              									ergeben, etwa Folgendes sagt: „Bei der Luftzuführung von unten tritt die Luft
                                 										frisch und kühl zu und wird erwärmt; die Verbrennungsgase steigen ohne
                                 										wesentliche Richtungsänderung empor; die Flamme bleibt in Schlagwetter freier
                                 										Luft straff und ruhig, bei Grubengasanwesenheit zeigt die Lampe empfindlich an,
                                 										erlischt früh und verläſslich im stärkeren Schlagwettergemische ohne Bildung
                                 										bleibender Aureolen. Auch gestatten derlei Lampen gröſseres Neigen ohne
                                 										Erlöschen.“
                              									Die bei der Luftzufuhr
                              									von unten zunächst erzielte Erhöhung der Leuchtkraft ist von der sächsischen
                              									Schlagwetter-Commission durch folgende Ziffern gekennzeichnet: Eine Lampe mit unterer Luftzuführung ergibt bei 25mm Flammenhöhe 55 Proc. Leuchtkraft der deutschen
                              									Vereinskerze, dagegen die Lampe mit oberer
                              									Luftzuführung nur 43 Proc.; die untere Luftzuführung bedeutet hiernach eine um etwa
                              									28 Proc. gröſsere Leuchtkraft als die obere Luftzuführung. Die ferner als möglich
                              									bezeichnete genauere Wetteranzeige bei der Lampe mit unterer Luftzuführung wird
                              									daraus gefolgert, daſs diese bei 2, 3 und 4 Proc. Grubengasgehalt und bei kleiner
                              									Flamme die Höhen der Aureolen mit 10, 20 und 45mm
                              									ergibt, anstatt 9, 18 und 39mm bei oberer
                              									Luftzuführung. Für den gleichfalls betonten Umstand des Fortdauerns der Aureolen
                              									beruft sich die sächsische Commission darauf, daſs, während bei der oberen
                              									Luftzuführung der Korb noch bei 7, 8 und 9 Proc. Grubengas von der Aureole erfüllt
                              									ist, in der Lampe mit unterer Luftzuführung bei höherem Grubengasgehalte als 6 Proc.
                              									die Aureole erlischt. Ob übrigens der Luftzufuhr von unten diese Bedeutung
                              									berechtigterweise zufällt, hiergegen werden durch den Ausspruch der preuſsischen
                              									Schlagwetter-Commission Zweifel erregt, wonach insofern der Luftzufuhr von oben eine
                              									freie Durchgangsfläche von 30 bis 100qc zur
                              									Verfügung steht, ihr gegenüber die untere Luftzuführung mit nur 1qc Zufuhrfläche bedeutungslos ist.
                           Das Prinzip, die Lampe im Falle der Gefahr selbstthätig erlöschen zu machen, wie es
                              									für Müseler's Lampe besprochen und als richtig
                              									anerkannt wurde, findet sich auch bei anderen Lampeneinrichtungen vor. Bei der Lampe
                              									von Reuland beispielsweise ist oberhalb der Flamme ein
                              									Metallhütchen an einem Drahte von leichtschmelzbarer Legirung aufgehängt. Noch bevor
                              									das Glühendwerden des Netzes eintritt, schmilzt der Draht ab und wird die Flamme
                              									durch das niederfallende Hütchen ausgeschlagen. Allerdings muſs einschränkend
                              									beigefügt werden, daſs ein leichtes Erlöschen bei geringen Grubengasgehalten kein
                              									Vortheil ist, da dann die Verlockung zum Wiederanzünden der Lampe um so häufiger
                              									eintritt. Anstatt der das selbstthätige Lampenverlöschen einleitenden, empfindlichen
                              									und eben deswegen leicht unverläſslich werdenden Anordnungen hat man häufiger
                              									solche, die es im Gefahrfalle dem Arbeiter überlassen, aber es ihm auch
                              									ungefährlicher als durch Ausblasen ermöglichen, selbst die Lampe auszulöschen. Durch
                              									Drehen eines mit Einschnitten versehenen, über den Einströmungsöffnungen
                              									angebrachten Blechmantels vermag beispielsweise die Lampe von Birckel sofort ausgelöscht zu werden. Die mehrgerühmte
                              									Lampe von Marsaut (Fig. 12) hemmt mit ihrem
                              									Schutzmantel das Abströmen der Gase und bewirkt wohl auch ein selbstthätiges
                              									Erlöschen bei höheren Grubengasgehalten; doch genügt zum Zwecke des Erlöschenmachens
                              									der Lampe das meist ausreichende Zuhalten der im oberen Theile des Schutzmantels
                              									vorhandenen Schlitze. Da aber die Bildung der Aureole mit der Mahnung an die Gefahr leicht übersehen
                              									werden kann, so wurden selbst Einrichtungen mit Schnarrwerken versucht, welche im
                              									Gefahrsfalle durch ihr Ertönen den Arbeiter aufmerksam machen sollen.
                           Auf einem anderen Wege, als dem einer geregelten Luftzu- und Abführung wird die
                              									Leuchtkrafterhöhung und genügende Wetteranzeige erzielt durch die Beseitigung der Uebelstände bezüglich der Rübölverwendung
                                 										und der Dochtstellung. Anfangs wurde weder auf den Gebrauch von Erdöl,
                              									wegen dessen groſser Entzündlichkeit und leichter Verlöschbarkeit der Flamme, noch
                              									auf die Anwendung des Benzins als Leuchtkraft geachtet; auf letzteres hauptsächlich
                              									deshalb nicht, weil bekanntlich Benzindampf mit Luft ein leicht entzündliches,
                              									explosibles Gemenge bildet und weil man hierdurch Anlaſs zu neuen Gefahren gegeben
                              									glaubte. Diese Befürchtungen haben sich, wenigstens beim Benzin, in neuerer Zeit als
                              									grundlos erwiesen und bietet Benzin vielmehr einen ganz vortheilhaft verwendbaren
                              									Leuchtstoff für die Sicherheitslampe. Dasselbe wurde mit Erfolg bei der Lampe von
                              										C. Wolf (Fig. 10 und 11) in
                              									Verwendung genommen.
                           Der Benzinbrand empfiehlt sich zunächst wegen der hohen Leuchtkraft und der
                              									gleichbleibenden Stärke des Lichtes. Nach den Versuchen der sächsischen
                              									Schlagwetter-Commission ist ermittelt, daſs bei Glascylinderlampen, mit unterer
                              									Luftzuführung und 25mm Flammenhöhe, die
                              									Leuchtkraft für Benzin 55, dagegen für Rüböl 41 Procent der Vereinskerze beträgt.
                              									Bei 45mm Flammenhöhe ergibt Wolf's Benzinlampe, wenn die eben erwähnten
                              									Voraussetzungen erfüllt sind, 97 Procent der englischen Normalkerze, demnach
                              									gegenüber einer der leuchtkräftigsten Rüböllampen (von Müseler) eine um 41 Proc. gröſsere Leuchtkraft (die Leuchtkraft einer
                              									Vereinskerze gleich gehalten jener von 0,977 englischen Normalkerzen). Beizufügen
                              									ist hier, daſs die preuſsische Schlagwetter-Commission 60 Proc. Leuchtkraft der
                              									englischen Normalkerze als genügend erachtet. Vergleicht man die Kosten der
                              									Beleuchtung für die Lampe mit unterer Luftzuführung und Benzinbrand mit denen einer
                              									gleich starken Beleuchtung unter Rübölverwendung, so betragen die letzteren mehr als
                              									das 3 fache. Benzinbrand bei unterer Luftzuführung bietet eben die billigste
                              									Beleuchtung. Die Benzinverwendung schlieſst selbstverständlich das Verruſsen aus und
                              									tritt eine Verkohlung oder Rispenbildung nicht ein, so daſs selbst die
                              									Dochteinstellung auf das kleinste Maſs der verkleinerten Flamme möglich ist und
                              									verschiedenartige Flammenlängen bis 50mm erreicht
                              									werden können. Es entfällt daher das häufige Reinigen des Korbes und das Putzen mit
                              									dem Haken. Eine bessere als die früher übliche Dochtstellung und Dochtregulirung
                              									bietet die Einrichtung, wonach man eine Schraube meist vom Boden des Oelgefäſses aus
                              									innerhalb bestimmter Grenzen leicht und sicher verschieben, hiermit aber sowohl den
                              									Docht, als auch die Leuchtkraft regeln kann. All den eben erwähnten, namentlich für
                              									die Leuchtkraft und die
                              									Wetteranzeige wichtigen Rücksichten hat Wolf's Lampe
                              									weitgehendst Rechnung getragen.
                           Anlangend die Wetteranzeige durch die Sicherheitslampe
                              									ist zunächst gleichfalls der Benzinlampe Wolf's mit
                              									unterer Luftzuführung (Fig. 11) zu gedenken. Die
                              									mit ihr schon bei 1 Proc. Grubengasgehalt vortheilhaft ermöglichte Wetteranzeige
                              									ist, was Empfindlichkeit betrifft, neuerer Zeit allerdings noch überboten durch eine
                              									Lampe, welche Spiritus als Leuchtmaterial verwendet, wobei die wenig leuchtende
                              									Alkoholflamme von einem Hohlkegel eingeschlossen ist, um dem Auge das Erkennen der
                              									blauen Schlagwetterflamme zu erleichtern. Es ist hier die Lampe Pieler's gemeint, welche im Uebrigen sich nur als eine
                              									Abänderung der Lampe Davy's mit hohem und vollem
                              									Drahtkorbe darstellt, aber nur zum Wetterabprobiren dient.Vgl. Garforth und Lechien 1886 261 * 476.
                              									Indem diese Lampe schon 0,25 Proc. Grubengas anzeigt und bei 0,5 Proc. eine deutlich
                              									erkennbare Aureole ergibt, welche bei 1 Proc. auf 10cm Länge heranwächst, gilt sie als das dermalen genaueste
                              									Wetteranzeigemittel. Hiermit ist ein wesentlicher Fortschritt bekundet; denn die
                              									Wetteranzeige ist nicht nur, wie bemerkt, bei Müseler's
                              									Lampe, sondern auch bei den neueren Lampen mit Blechhülsen (beispielsweise jener Marsaut's) schwerer
                              									geworden.
                           Schlieſslich ist noch die Verbindung zwischen Korb und
                                 										Oelbehälter, also die Methode des Verschlusses der Sicherheitslampe zu
                              									erörtern. Es sind in dieser Hinsicht an Verbesserungen gegenüber Davy's Lampe und an Neuerungen zu erwähnen: Der auch
                              									gegenwärtig noch häufige Verschluſs mit Schraubenstift, welcher von unten durch das
                              									Oelgefäſs in den Korbring eingreift; von 75000 in Preuſsen gezählten Landen waren
                              									18000 derart verschlossen; das unbefugte Oeffnen durch Nachschlüssel und
                              									Schraubenschlüssel ist hierbei jedoch oft nachgewiesen worden. Der Verschluſs durch
                              									Vernietung und Bleisiegelung des Korbringes mit dem Oelbehälter, wobei die Lösung
                              									nur durch Zerstörung der verbindenden Theile unter Anzeige des Lampeninhabers, also
                              									auch des unberufen Oeffnenden zu erreichen istVgl. die Dinant'sche Lampe der Compagnie d'Anzin 1879 231 * 497.; dies ist der gegenwärtig häufigste
                              									Verschluſs und kam derselbe bei 32000 von obigen 75000 Lampen vor. Der Verschluſs
                              									durch Eingieſsen leichtflüssiger Legirungen um den Verschluſsschraubenbolzen, dessen
                              									Lösung durch Einsetzen des Oelbehälters in heiſses Wasser geschieht. Die
                              									Schluſsvorrichtungen, bei welchen das Lampenöffnen unvermeidlich ein Auslöschen
                              									bewirkt, weil die Verschluſsvorrichtung mit der Dochtstellschraube im Zusammenhange
                              									steht, sind einerseits umständlich, andererseits verhindern sie nur das Oeffnen der
                              									brennenden, aber nicht das nachherige Anzünden der offenen Lampe.
                           Als die vollkommensten sind solche Verschlüsse zu bezeichnen, die nur durch Mittel zu
                              									lösen sind, welche der Arbeiter nicht bei sich führen oder nicht leicht erlangen
                              									kann. Hierher gehört der pneumatische und der magnetische Verschluſs, welch letzterer bei 10000
                              									Lampen von obigen 75000 in Anwendung stand. Beim magnetischen Verschlüsse wird die
                              									Kraft eines Magnetes gebraucht, um den im Oelgefäſse seitlich oder unten liegenden
                              									Riegel aus einer gewissen, durch die Feder bestimmten Lage zu bringen und dadurch
                              									die Möglichkeit zu geben, die Verschraubung zu öffnen (vgl. Bidder 1877 223 * 382). Um überhaupt die
                              									Verlockung des unberufenen Oeffnens und Selbstanzündens auszuschlieſsen, empfiehlt
                              									sich die Einrichtung, welche mit der Lampe eine Stoſszündvorrichtung verbindet, um
                              									die Lampe auch im geschlossenen Zustande anzünden zu können. Magnetischer Verschluſs
                              									und Zündvorrichtung findet sich in sehr vortheilhafter Anordnung bei Wolf's mehrerwähnter Benzinlampe.
                           Gegen die Möglichkeit von Wetterundichtigkeiten an den
                              									Verbindungsstellen der Lampentheile sichern Einlagringe aus Asbest, Leder oder
                              									Kupferblech.
                           Ueberblickt man das Gesagte, so kommt man zum Schlüsse, daſs weder die Lampe von Davy, noch die beste neuere Lampe das wirklich ist, was
                              									ihr Name besagt: eine „Sicherheitslampe“. Vermag doch keine die Aufgabe zu
                              									erfüllen, die Gefahren immer zu beseitigen und unbedingte Sicherheit zu gewähren.
                              									Völlige Gefahrlosigkeit vermöchte ja nur die Verdünnung des Grubengases mit frischer
                              									Luft bis zu einem nichtexplosiblen Gemenge zu bieten. Die so genannte
                              									Sicherheitslampe ist auch gegenwärtig noch mehr Warnungs- als Schutzmittel und hat
                              									ihre Hauptschuldigkeit gethan, wenn sie die Gefahren anzeigt und im Gefahrsfalle
                              									erlischt. Unübertroffenes leistet sie nach dem gegenwärtigen Stande aber zweifellos
                              									als leicht beweglicher, nicht festgebannter Wetteranzeiger, als Maſsstab für die
                              									Lüftungsbedürftigkeit der Schlagwettergrube. Wenn nun auch die Sicherheitslampe
                              									trotz ihres hohen Alters in ihren Grundzügen noch als dieselbe sich erweist, so
                              									haben doch die besprochenen Neuerungen ihre berechtigte Bedeutung, da sie jene
                              									Grundlagen weiter verfolgten und ausführten und mithalfen, die erste
                              									Sicherheitslampe auch gegenüber auſserordentlichen Vorkommnissen: plötzlichen
                              									Gasausbrüchen, heftigen Luftströmungen, unerwarteten Luftwirbelungen, thunlichst
                              									verläſslicher und hiernach praktisch verwendbarer zu gestalten.
                           
                        
                     
                  
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