| Titel: | Frager und Brocq's selbststeuernder Bohrkopf. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 441 | 
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                        Frager und Brocq's selbststeuernder
                           								Bohrkopf.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									28.
                        Frager und Brocq's selbststeuernder Bohrkopf.
                        
                     
                        
                           Soll ein Hohlcylinder auf der Drehbank ausgebohrt werden, so wird derselbe auf den
                              									Werkzeugträgerschlitten gespannt, zwischen die Spitzen der Drehbank eine Bohrstange
                              									eingesetzt, in deren Mitte ein Messerkopf befestigt ist, gegen welchen nun der
                              									Schlitten mit dem Werkstück mit Hilfe der Leitspindel der Drehbank vorgeschoben
                              									wird, so daſs bei der Drehung des Messerkopfes die Bearbeitung erfolgt. Diese an
                              									sich einfache Anordnung setzt aber eine Leitspindeldrehbank und eine Spitzenweite
                              									voraus, welche mindestens doppelt so groſs als die Länge des Werkstückes ist. – Wird
                              									aber das Werkstück unbeweglich auf die Wange festgespannt, so muſs der Messerkopf
                              									die Schaltbewegung ausführen, wie dies bei den gewöhnlichen Cylinderbohrmaschinen
                              									der Fall ist, oder es wird der ganzen Bohrstange achsiale Verschiebung ertheilt.
                           Der in Fig. 10
                              									bis 14 Taf.
                              									28 nach dem Portefeuille des Machines, 1886 * S. 150
                              									dargestellte und für die vorstehend beschriebenen Arbeiten bestimmte Bohrkopf von
                              										Frager und Brocq ist
                              									selbststeuernd und bedarf keiner Schaltung des Werkstückes; derselbe erscheint in
                              									seiner Anordnung bemerkenswerth, weil bei demselben die Schaltung abhängig vom Schnittwiderstande gemacht wird. Die zwischen
                              									Spitzen sich drehende flachgängige Schraubenspindel A
                              									besitzt eine Längsnuth B von dreieckigem Querschnitte,
                              									in welche sich eine Falle D einlegt, die in einer
                              									Erweiterung der Messerscheibe C liegt (vgl. Fig. 10) und
                              									durch eine Blattfeder E in die Nuth B gedrückt wird. Sobald sich die Spindel A rechts dreht, wird durch die eingelegte Falle D die Drehung der Messerscheibe bewirkt; bei
                              									Linksdrehung wird dagegen die Falle D aus der Nuth
                              									gedrückt und durch eine Feder F, welche sich in einen
                              									Einschnitt G von D einlegt
                              									(vgl. Fig. 13
                              									und 14), in
                              									der ausgehobenen Stellung zurückgehalten und somit eine Drehung der Messerscheibe
                              										C durch die Spindel A
                              									verhindert. Das an die Messerscheibe C angeschraubte
                              									Rad K mit innerer Verzahnung (Fig. 11) faſst den Rand
                              									der büchsenförmigen Spindelmutter I und kuppelt dadurch
                              									dieselbe selbstständig drehbar an die Messerscheibe C.
                              									Auf der Spindelmutter I ist eine Mittelscheibe L lose aufgesteckt; in dieser sind zwei radial
                              									stehende, verstellbare Schieber P (Fig. 12) eingelassen, an
                              									deren Gabelenden kleine Rollen O sitzen, welche sich an
                              									der ausgedrehten Cylinderfläche führen. In die Mittelscheibe L ist auſserdem ein Bolzen drehbar eingesetzt, welcher seitlich je ein Getriebe N von gleicher Gröſse trägt. Das eine Getriebe greift
                              									in den Zahnkranz K, das andere in den Zahnkranz M, welcher auf der Spindelmutter I aufgekeilt ist.
                           Der Zahnkranz K hat 51, M
                              									dagegen 50 Zähne, während die Getriebe N je 11 Zähne
                              									besitzen. Wird nun während des Betriebes bei eingelegter Falle D die Mittelscheibe L
                              									durch die Reibung der Rollen O an der Cylinderwandung
                              									verhindert, sich mit der Messerscheibe C zu drehen,
                              									d.h. wird L zurückgehalten, so entsteht dadurch eine
                              									Verdrehung der Mutter I gegen die Messerscheibe C von 1/50 Umdrehung, demnach ein Vorschub der Mutter in der
                              									Achsrichtung von 1/50 Steigung ihres Gewindes. Dreht sich hingegen die Mittelscheibe L gleichmäſsig mit der Messerscheibe, so wird auch die
                              									Mutter dieselben Umdrehungen wie die Spindel machen, der Vorschub ist alsdann
                              									Null.
                           Tritt demnach bei eingelegten Rollschiebern OP in Folge
                              									gröſseren Schnitt- oder sonstigen Spanwiderstandes ein Gleiten derselben, also ein
                              									Mitnehmen der Scheibe L ein, so verringert sich
                              									entsprechend die Gröſse der Schaltbewegung. Wird dagegen bei fest eingelegten
                              									Rollenschiebern die Drehung der Schraubenspindel A
                              									umgekehrt, so rückt die Falle D aus, welche durch die
                              									Feder F in der ausgehobenen Lage verbleibt, und wird
                              									dadurch die Messerscheibe C frei. Durch die Reibung der
                              									Schneidstähle wird die Drehung der Messerscheibe C
                              									verhindert und, weil die Mittelscheibe L sich ebenfalls
                              									nicht dreht, das Getriebepaar N gesperrt sowie die
                              									Spindelmutter I gegen Verdrehung festgehalten. Dadurch
                              									entsteht ein rascher Rücklauf des Werkzeuges, dessen Geschwindigkeit der vollen
                              									Spindelsteigung entspricht. Aus Fig. 12 sind noch jene
                              									Theile ersichtlich, welche zum Anstellen der Rollen O
                              									an die innere Cylinderwandung dienen, behufs Festhaltens der Mittelscheibe L.
                           
                        
                     
                  
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