| Titel: | Ueber Oberflächencondensation zur Gewinnung von Süsswasser auf Schiffen. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 443 | 
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                        Ueber Oberflächencondensation zur Gewinnung von
                           								Süſswasser auf Schiffen.
                        Kirkaldy's Condensator zur Gewinnung von Süſswasser auf
                           								Schiffen.
                        
                     
                        
                           Im Engineer, 1885 Bd. 60 * S. 333, berichtet J. Kirkaldy über die Versuche mit
                              									Oberflächencondensation besonders mit Rücksicht auf die Herstellung von Trinkwasser
                              									mittels geeigneter Condensationsapparate (vgl. Hocking
                              									1886 261 * 147). Versuche dieser Art waren zur Zeit, als
                              									man groſse Mengen von Trinkwasser für die Truppen im Sudan bedurfte, auf dem
                              									Dampfschiffe Calabria mit einer Gruppe von 10 kleinen
                              										Kirkaldy'schen Condensationsapparaten (vgl. 1883
                              										250 * 292) angestellt worden, welche von J. Kirkaldy in London gebaut waren.
                           Diese Apparate waren mit gefurchten Röhren versehen, wodurch ihre
                              									Oberfläche um etwa 10 Proc. gegen diejenige glatter Röhren vergröſsert wurde; doch
                              									wurde dieser Vergröſserung bei Berechnung der Leistung nicht Rechnung getragen,
                              									sondern nur der glatte Umfang der Röhren berücksichtigt. Jeder dieser Condensatoren
                              									war im Stande, zum Mindesten 27216k Dampf in 24
                              									Stunden zu verdichten, d.h. 1134k in der Stunde;
                              									dies gibt also für die ganze Gruppe 272cbm
                              									täglich. Auf die Einheit der Oberfläche bezogen verdichteten diese Condensatoren
                              										58k,2 Dampf stündlich auf 1qm Oberfläche, wobei der Dampf eine Spannung von
                              										3at,3 besaſs. Die Temperatur des Kühlwassers
                              									betrug 4,4° und das
                              									abgehende Condensationswasser zeigte 21°. Würde man die Leistung auf die wirkliche
                              									Oberfläche beziehen, so ergäbe sich für je 1qm
                              									eine Verdichtung von 52k Dampf in der Stunde. Dies
                              									entspricht der Uebertragung von 373065c in der
                              									Stunde auf 1qm oder, wenn man den mittleren
                              									Temperaturunterschied zwischen der Innen- und Auſsenseite der Röhren zu 79° annimmt,
                              									einer Wärmeübertragung von 4716° für 1qm und
                              									Stunde.
                           Diese an Bord der Calabria unter
                              									Aufsicht eines Regierungsbeamten gemachten Beobachtungen veranlaſsten Kirkaldy, weitere Versuche mit ähnlichen Condensatoren,
                              									sowohl mit glatten, wie gefurchten Röhren vorzunehmen, sowie auch mit einem
                              									besonderen Versuchscondensator von abweichenden Verhältnissen. Insbesondere wurden
                              									vergleichende Versuche angestellt mit zwei Condensatoren, deren einer zwei Spiralen
                              									von 10m,34 Länge aus gefurchtem Rohre enthielt,
                              									beide in einander gesteckt und die eine aus Rohr von 12mm,7, die andere aus Rohr von 9mm,5
                              									Weite; die Oberfläche der beiden Kühlschlangen betrug 0qm,393. Der andere Condensator war von gleicher Form, aber mit 21 geraden
                              									Röhren von 19mm,1 lichter Weite versehen, welche
                              										0qm,734 Oberfläche darboten. Es wurde der
                              									Abdampf einer kleinen Maschine benutzt und das Kühlwasser der Wasserleitung
                              									entnommen. Das Ergebniſs dieser Versuche läſst sich, kurz gesagt, dahin ausdrücken,
                              									daſs die gefurchten gewundenen Rohre fast genau doppelt so viel Dampf verdichteten
                              									als die glatten Rohre, daſs also die sogen. Compactum-Condensatoren ungefähr die
                              									doppelte Leistungsfähigkeit gewöhnlichen Oberflächencondensatoren mit geraden
                              									glatten Röhren gegenüber besitzen. Die Anwendung gefurchter gerader Rohre scheint
                              									nur wenig Vortheil zu bringen; dieselben müssen, wie dies von Kirkaldy angegeben wurde, gewunden werden, um viel
                              									leisten zu können, wobei gleichzeitig die Elasticität derselben die vollste Freiheit
                              									zur Ausdehnung und Zusammenziehung sichert, was wieder die Ansammlung von
                              									Niederschlägen verhütet.
                           Der vorhin erwähnte Versuchscondensator war zu dem Zwecke
                              									hergestellt worden, um die Mindestmenge Kühlwasser zu ermitteln, mit welcher sich
                              									noch eine bestimmte Dampfmenge verdichten lieſse. Der Condensator bestand aus einem
                              									guſseisernen Rohre von 1m,82 Länge und 152mm Weite, in welchem sich zwei gleich lange
                              									Schlangen von zusammen 43m,56 Länge befanden,
                              									deren jede zusammengesetzt war aus 9m,14 glattem
                              									Rohre von 9mm,5, 6m,4 gefurchtem Rohre von 12mm, 3m,66 gefurchtem Rohre von 15mm,9 und 2m,13
                              									gefurchtem Rohre von 19mm,1 Weite. Die gesammte
                              									Kühlfläche betrug 1qm,806. Der Versuch, wobei die
                              									Menge des Kühlwassers gleich der des condensirten Wassers war, zeigte ziemlich
                              									merkwürdige Ergebnisse; die Wirkung des Condensators als solchen war sehr
                              									unvortheilhaft, während derselbe sich als trefflicher Vorwärmer erwies.
                           Beim Eintritte in den Condensator betrug der Dampfdruck 4at,08. Die Menge des condensirten Wassers betrug
                              										340k,5 in der Stunde und seine Temperatur
                              									35,5°. Das Kühlwasser besaſs beim Eintritte 16,7° und ging als Dampf mit 107,2° weg;
                              									der Dampf gab also 107,2° Wärme ab, was, zu der latenten Wärme addirt, 184062c entspricht. Dies gibt auf 1qm Oberfläche 101917c.
                           Diese Ergebnisse wurden durch zahlreiche Versuche als richtig
                              									erwiesen. Es ist also dargethan, daſs die Kühlfläche so wirksam war, um mit 1l Kühlwasser 1l
                              									destillirtes Wasser aus Dampf von 4at Spannung
                              									herzustellen. Die praktische Bedeutung dieses Erfolges läſst sich dahin aussprechen,
                              									daſs das Speisewasser einer Dampfmaschine nahezu oder ganz im Stande sein sollte,
                              									den gesammten Dampf derselben zu verdichten. Dazu wären die sogen.
                              									Compactum-Condensatoren, wie es scheint, wohl im Stande; aber die
                              									Betriebsverhältnisse werden nur selten dazu veranlassen. Es dürfte nicht oft
                              									vorkommen, daſs man nicht wenigstens doppelt so viel Kühlwasser wie Speisewasser zur
                              									Verfügung hätte. Als Vorwärmer für das Speisewasser hatte der Versuchscondensator
                              									bemerkenswerth guten Erfolg; die Condensation einer bestimmten Dampfmenge reichte
                              									hin zur Erwärmung und Verdampfung einer gleich groſsen Menge von Kühlwasser. Als
                              									Mittel aus einer groſsen Menge von Versuchen ergab sich: Dampfdruck 4at, Temperatur des Kühlwassers 21°, Temperatur des
                              									condensirten Wassers 40°. 1l Kühlwasser in 55
                              									Secunden strömend lieferte 1l Condensationswasser
                              									in 57 Secunden.
                           
                           Wenn unter solchen Verhältnissen der Apparat besser als Vorwärmer wie als Condensator wirkt, so
                              									ändert sich dies doch sehr, sobald ein gröſserer Unterschied der Temperatur aufrecht
                              									erhalten wird. Bei den Versuchen trat der Dampf an dem Ende in die Röhren ein, wo
                              									sie von Dampf mit geringerer Temperatur umgeben waren. Wären dieselben von Wasser
                              									umgeben gewesen, so würde die Leistung natürlich eine viel höhere gewesen sein, wie
                              									dies in den Condensatoren der Calabria und in den
                              									sogen. Compactum-Condensatoren überhaupt der Fall ist. So verdichtet z.B. ein
                              									solcher Apparat, welcher auſsen nur 140mm × 140mm bei 737mm
                              									Hohe miſst, in der Stunde nicht weniger als 284l
                              									Wasser, so daſs man in der That damit eine unglaublich groſse Leistung für die
                              									Einheit der Oberfläche erhält, wenn genügend Kühlwasser zur Verfügung steht. Bei dem
                              									Versuchscondensator, welcher als Condensator und Vorwärmer zugleich thätig war,
                              									genügte die Oberfläche zur Verdichtung des gesammten Abdampfes einer Maschine von
                              									ungefähr 30 Pferd, welche für das Indicator-Pferd annähernd 9k,06 Dampf verbrauchte; dabei genügte also eine
                              									Fläche von 0qm,062 für 1 Pferd. Mit genügendem
                              									Kühlwasser hätte aber eine bei weitem kleinere Fläche schon ausgereicht. Die
                              									Versuche auf der Calabria zeigen, daſs hier schon eine
                              									Fläche von 0qm,0155 diese Leistung
                              									verrichtete.
                           Die Condensatoren der Calabria messen
                              									auſsen 305mm × 305mm bei 585mm Höhe. Unterhalb derselben
                              									liegen Filter von 445mm × 318mm. Das Gewicht jedes Condensators beträgt 164k,6.