| Titel: | Ueber Neuerungen bei der Herstellung von Doppelsammt; von G. Rohn. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 446 | 
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                        Ueber Neuerungen bei der Herstellung von
                           								Doppelsammt; von G. Rohn.
                        Patentklasse 86.
                        Mit Abbildungen im Texte sowie auf Tafel 29 und 33.
                        G. Rohn, über Herstellung von Doppelsammt.
                        
                     
                        
                           Das Bestreben, den Sammt- und Plüschgeweben durch billigere Herstellung bezieh.
                              									niedrige Preise jene vielseitigere Benutzung zu erhalten, welche der Geschmack der
                              									letzten Jahre diesen Geweben zu Theil werden lieſs, hat hauptsächlich dazu
                              									beigetragen, daſs durch zahlreiche Verbesserungen die gleichzeitige Herstellung
                              									zweier SammtgewebeVgl. hierüber Mittheilungen von Tränkle im Gewerbeblatt aus Württemberg, 1862 * S. 248 und
                                    											im Polytechnischen Centralblatt, 1862 * S.
                                    											1417, von Zeman im Officiellen Ausstellungsbericht der Wiener Weltausstellung, 1873
                                    											Gruppe Webereimaschinen * S. 27, ferner in Karmarsch-Hartig: Handbuch der mechanischen Technologie, (Hannover
                                    											1876) S. 1010., auch mit gleichzeitiger Eintragung zweier
                              									Schuſsfäden, auf mechanischen Webstühlen ermöglicht wurde. Es werden auch thatsächlichthatächlich heute alle Gewebe, die sonst nur auf Doppelsammtstühlen mit Hand- und
                              									Fuſsbetrieb hergestellt wurden, auf Kraftstühlen mit fast erhöhter Gleichmäſsigkeit
                              									und gröſserer Leistung hergestellt, so daſs sogen. Handwaare von der Maschinenwaare
                              									kaum zu unterscheiden ist. Ja es werden auf mechanischen Doppelsammtstühlen
                              									gemusterte Gewebe erzeugtVgl. Marcus 1881 240
                                    											* 110., welche sonst nur auf einfachen Handstühlen hergestellt
                              									wurden, so daſs die Handweberei bei Sammt nur noch auf feinere und namentlich
                              									zusammengesetzt gemusterte Gewebe angewiesen ist, welche allerdings kein so groſses
                              									Absatzgebiet haben.
                           Nichtsdestoweniger erfordert der mechanische Doppelsammtwebstuhl stuhl von dem bedienenden
                              									Arbeiter eine erhöhtere Aufmerksamkeit, da die einzelnen Mechanismen noch nicht ganz
                              									die gewünschte Einfachheit und sichere Wirkungsweise besitzen, und deshalb zeigt
                              									sich in Bezug auf die Doppelsammtweberei noch eine rege Erfindungsthätigkeit, welche
                              									in der nachfolgenden Uebersicht gekennzeichnet werden soll.
                           Die Doppelsammtgewebe setzen sich aus zwei einfachen Geweben zusammen, welche durch
                              									die die Haardecke des Sammtes bildenden Fäden unter einander verbunden sind. Werden
                              									im fertigen Gewebe diese Verbindungsfäden in der Mitte zwischen den beiden einfachen
                              									Geweben zerschnitten, so werden die letzteren jedes für sich mit gegen einander zu
                              									liegenden Haardecken erhalten. Die Verbindungsfäden, die sogen. Polfäden, werden
                              									gewöhnlich von einer besonderen dritten Kette gebildet; jedoch finden sich auch
                              									Vorschläge, die Haardecke oder den sogen. Flor bei Doppelsammtgeweben durch
                              									Schuſsfäden zu bilden. Für die Polfäden hat man nun bei Doppelkettensammt entweder
                              									eine Kette, oder zwei Ketten; die beiden so erhaltenen Gewebearten veranschaulichen
                              									im Durchschnitte die Textfig. 1 und 2. Die einfachen wie die Doppel-Polfäden können dann
                              									je nach der gewünschten Flordichte einfädig, drei- und mehrfädig kreuzend oder
                              									bindend mit den Schuſsfäden der Grundgewebe verwebt werden, wie ebenfalls
                              									ersichtlich gemacht ist. Die Grundgewebe für sich werden in einfacher Leinwand- oder
                              									Köperbindung hergestellt.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 262, S. 446
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 262, S. 446
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 262, S. 446
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 262, S. 446
                              
                           Während bei der Herstellung der gewöhnlichen Doppelsammtgewebe die Polfäden zwischen
                              									den beiden Grundgeweben liegen und dadurch der Abstand zwischen letzteren beim Weben
                              									die Florhöhe des Sammtes bestimmt wird, wobei auch eingelegte Nadeln mithelfen
                              									können, will J. Keller in M.-Gladbach (* Erl. D. R. P.
                              									Nr. 26350 vom 17. Juni 1883) ein Doppelsammtgewebe mit
                                 										einseitig freiliegenden Polfäden herstellen. Die letzteren bilden wie bei
                              									der einfachen Sammtweberei Maschen über eingelegten Schneidnadeln und nach dem
                              									Aufschneiden der Maschen lassen sich die beiden Gewebe in der durch Textfig. 3 angedeuteten Weise trennen, wobei sich also
                              									die Polfäden des unteren Gewebes durch das oben liegende Gewebe durchziehen müssen.
                              									Abgesehen davon, daſs hierbei verschiedene Florhöhen der beiden Sammtgewebe
                              									entstehen, begibt man sich auch des groſsen Vortheiles der leichten Trennung der auf die gewöhnliche
                              									Weise hergestellten Doppelsammtgewebe sowie des sonst zulässigen Wegfalles von
                              									Einlegnadeln.
                           In derselben Quelle gibt Keller noch ein Verfahren zur
                              										gleichzeitigen Herstellung von vier Sammtgeweben
                              									an. Wie aus Textfig. 4 zu entnehmen, ist das
                              									vorbeschriebene Verfahren zur Herstellung eines Doppelgewebes benutzt. Die Polfäden
                              									können dabei entweder zwischen den beiden äuſseren und den beiden mittleren Ketten,
                              									oder auch zwischen je einer äuſseren und mittleren Kette binden. Man erhält jedesmal
                              									Gewebe mit zwei verschiedenen Florhöhen und die Polfäden der äuſseren Gewebe müssen
                              									sich bei der Trennung durch die inneren Gewebe ziehen.
                           Bei den mechanischen Webstühlen zur Herstellung gewöhnlicher Doppelsammtgewebe, wie
                              									solche u.a. von Felix Tonnar bezieh. von Gebrüder Burtscheidt in Dülken bei Crefeld bis zu 1m,5 Webbreite, von G.
                                 										Bernhardt's Söhne in Gaudenzdorf bei Wien gebaut werden, ist in erster
                              									Linie zu unterscheiden, ob die Schuſsfäden der beiden Grundgewebe nach einander oder
                              									gleichzeitig eingetragen werden. Da bei der letzteren Art eine gröſsere Leistung
                              									(fast die doppelte) gegenüber der ersteren besteht, so erscheint es begreiflich,
                              									daſs man zuerst für solche Webstühle Laden mit doppelter
                                 										Schützenbahn herzustellen suchte. Diese Laden ermöglichen, die Webfächer
                              									für beide Gewebe gleichzeitig in einem Hube der Schaft- oder Jacquardmaschine zu
                              									bilden, während beim Eintragen der gegenüber liegenden Schuſsfäden in den
                              									Grundgeweben nach einander auch zweimal nach einander Fach gebildet werden muſs,
                              									wobei die Fäden der Polkette durch den Auflauf der Schütze immer mehr angegriffen
                              									werden.
                           J. Keller bringt daher zur Herstellung einer zweiten
                              									Schützenbahn einen im Winkel gebogenen Nadelkamm K
                              										(Fig. 1
                              									und 2 Taf. 29)
                              									in Vorschlagderselbe ist am Ladendeckel L drehbar
                              									befestigt und wird beim Ladenausschlage selbstthätig niedergedreht und dann beim
                              									Schützenschlag gehoben.
                           Eine ähnliche Einrichtung hatten früher schon Ch.
                                 										Coupland und J. Tingue in Seymour, Nordamerika
                                 									(* D. R. P. Nr. 16408 vom 22. Februar 1881) angegeben; der Nadelkamm war aber nicht
                              									so dicht und, wie aus Fig. 5 Taf. 29 ersichtlich
                              									ist, fest am Ladendeckel L. Daneben wurde eine Einrichtung beschrieben, wobei die einzelnen
                              									Flachdrähte des Weberblattes ⊣-förmige Nasen besitzen, an welchen die zweite Schütze
                              									geführt wurde. Dieses Mittel benutzt Ch. Coupland (* D.
                              									R. P. Nr. 29881 vom 11. März 1884) wieder, nur wird die Schützenführung an
                              									besondere, am Ladendeckel L befestigte Zinken k (Fig. 3 und 4 Taf. 29) verlegt. Diese
                              									Zinken, welche zum leichteren Eintritte in das Webfach mit gerundeten Spitzen
                              									versehen sind, besitzen Aussparungen, in welchen sich entsprechende Rippen an der
                              									Schütze S führen. Die Zinken k werden mit einer Leiste verschraubt: die letztere ist mittels Schrauben
                              										s in der Lothrechten genau einzustellen und damit
                              									auch der Schützenlauf in der Fachhöhe zu regeln.
                           
                           Bei schmäleren Waarenbreiten läſst sich auch mittels sogen. Steckschützen (vgl. H. Woodman 1881 240 * 355) ein gleichzeitiges Eintragen zweier oder auch
                              									mehrerer Schuſsfäden erzielen; eine Ladenbahn wird dabei nicht gefordert. J. Geiger in Lobberich (* Erl. D. R. P. Nr. 30718 vom
                              									27. Juli 1884) hat eine solche Einrichtung angegeben. Auf dem Balken a (Fig. 12 und 13 Taf. 29)
                              									der Weblade sind in den Führungen b die Steckschieber
                              										d wagerecht verschiebbar geführt. Die Schieber d sind an ihren nach innen zu gekehrten Enden gegabelt
                              									und tragen an den beiden Zinken Blechkästen e, in
                              									welche die Schützen S hineinpassen. Die letzteren
                              									werden in den Kästen e durch federnde Haken g gehalten, welche durch Löcher in den Schützenkästen
                              									in entsprechende Vertiefungen h an den Schützen
                              									greifen:, der sichere Eingriff wird dabei durch Führungen c vermittelt. Die beiden Schieber d werden
                              									nun durch Schnüre n bewegt, welche mit einem Ende an
                              									verstellbaren Stücken d1 der Schieber d und mit dem anderen Ende an
                              									Tritthebeln o. dgl. befestigt sind, so daſs, wenn die über die Rollen o gelegten Schnüre n
                              									angezogen werden, sich beide Schieber d gleichzeitig
                              									nach der Mitte der Lade zu bewegen und dadurch die in einem Schieber d sitzenden Schützen durch das vorher gebildete
                              									Doppelfach gesteckt werden. Hat dann die Uebergabe der Schützen an den anderen
                              									Schieber d stattgefunden, so ziehen die Federn t durch die Schnüre s und
                              										q unter Vermittelung der Doppelrollen r die Schieber d
                              									gleichzeitig wieder zurück. Die Auslösung der Haken g
                              									bei der Schützenübergabe erfolgt durch eine drehbare Schiene i, deren umgebogene Enden die Haken g
                              									umfassen und welche abwechselnd von den Schnüren m auf
                              									verschiedenen Seiten angezogen wird.
                           Unter Vermeidung von Schnüren und Federn, welche die Webegeschwindigkeit
                              									beeinträchtigen und wenig dauerhaft sind, hat J. Isler
                              									in M.-Gladbach (* D. R. P. Nr. 36862 vom 18. März 1886) den Bewegungsmechanismus
                              									einer Weblade mit Steckschützen aus lauter starren Theilen zusammengesetzt. Die
                              									Schützen S werden dabei in Röhren r (Fig. 9 bis 11 Taf. 29) gefaſst und
                              									in denselben durch Federn f (vgl. Fig. 11), welche in an
                              									den Schützen vorgesehene Vertiefungen schnappen, festgehalten. Bei der Uebergabe der
                              									Schütze aus dem einen in das gegenüber stehende Rohr muſs dieselbe aus dem
                              									festhaltenden Rohre aus und in das leere Rohr hinein gestoſsen werden, wozu in den
                              									Röhren Treiber t vorgesehen sind. Die gleichzeitige
                              									Bewegung der Röhren r erfolgt von der Ladenkurbelwelle
                              										a aus durch zwei excentrische Scheiben e, welche auf Hebel f1 wirken und diese dadurch in Schwingungen
                              									versetzen. Die Endpunkte der Hebel f1 übertragen ihre Bewegung durch Gelenkstangen auf
                              									Winkelhebel h, welche dadurch Gleitstücke c in Schlitzen an beiden Enden der Lade verschieben. An
                              									diesen Gleitstücken c sitzen auf Zapfen drehbar kleine
                              									Räder z, welche gleichzeitig in feste Zahnstangen Z an dem Schlitzrahmen und in die Zähne der oberen Röhren
                              										r greifen, so daſs bei der Verschiebung der Räder
                              										z die oberen Röhren um den doppelten Hub der Räder
                              									oder der Gleitstücke c gegen einander zu bewegt werden.
                              									Die unteren Röhren r sind mit den oberen auſserhalb der
                              									Lade durch Brillenstücke b verbunden. An diesen sitzen
                              									auch drehbar die Hebel k, welche durch Bewegen ihres
                              									unteren Armes von den Enden der Stange l durch den
                              									oberen Arm die Treiber t in den Röhren r ausschlagen, so daſs die Schützen S in den Röhren ausgetauscht werden. Der wechselnde
                              									Anschlag der Hebel k wird durch abwechselnde
                              									Verschiebung der Schiene l nach beiden Richtungen vom
                              									Mechanismus des Webstuhles aus bewirkt.
                           J. Isler (* Erl. D. R. P. Nr. 30878 vom 6. September
                              									1884) hat auch noch die gleichzeitige Bewegung zweier
                                 										Schützen mit Hilfe des elektrischen Stromes in Vorschlag gebracht, wie dies
                              									bei Versuchsstühlen zum Rundweben bereits früher geschehen. Es treten hierbei
                              									keinerlei Betriebstheile in oder zwischen die Webfächer, wie bei den vorher
                              									beschriebenen Doppelladen, sondern auſserhalb der Webfächer werden zwei kräftige Elektromagnete quer über die Webketten geführt, welche
                              									die eisernen Schützen schwebend durch die Fächer tragen. Die Elektromagnete sind
                              									nach Fig. 6
                              									und 7 Taf. 29
                              									auf kleinen Rollwagen E angeordnet und die Strom
                              									Zuleitung findet durch an denselben vorgesehene messingene Contactschienen c (vgl. Fig. 8) statt. Jeder
                              									Elektromagnetwagen E wird in der Lade durch Gleitbahnen
                              									geführt, welche an den Seitenwänden Nuthen besitzen, in die je ein mit der
                              									Stromquelle verbundener Messingstab d eingeschoben
                              									ist.
                           Für solche mechanische Doppelsammtwebstühle, bei welchen immer abwechselnd ein Schuſs in der oberen und dann in der
                              									unteren Grundkette eingetragen wird, haben S. C. Lister
                              									und J. Reixach in Manningham, England (* D. R. P. Nr.
                                 									24165 vom 10. August 1882) eine Lade mit in der Höhe
                                 										verstellbarer Bahn angegeben. Durch dieselbe soll der Schütze beim Weben im
                              									unteren Fache eine bessere Unterstützung während ihres Laufes gegeben werden, weil
                              									die Schütze im oberen Fache durch die Unter- und die Polkette genügend unterstützt
                              									erscheint. Fig.
                                 										16 Taf. 29 veranschaulicht die ganze Einrichtung eines mechanischen
                              									Webstuhles zur Herstellung gemusterter Doppelsammtgewebe. Jeder Polkettenfaden P ist durch eine Litze der Jacquardmaschine J gezogen und auf eine Spule s gewickelt, so daſs die Spannung jedes Fadens einzeln geregelt werden
                              									muſs. Die Bindung der Grundketten G wird durch Schäfte
                              										H hergestellt, welche mittels Excenter bewegt
                              									werden. Die Lade C wird mittels der Lenkstangen D von einer Kurbelwelle B
                              									aus bewegt. Auf der Welle d, welche von der Welle B getrieben wird, sitzt ein Excenter z, welches abwechselnd einen durch sein Eigengewicht
                              									aufliegenden Hebel b hebt und damit durch eine aus Fig. 16
                              									ersichtliche Hebelverbindung die Ladenbahn S hebt und
                              									senkt. Diese Bewegung erfolgt so, daſs auch beim Weben der unteren Kette die Bahn S nach dem Eintragen des Schusses schnell abfällt, um
                              									beim Vorwärtsgange der Lade der sogen. Florlehre i
                              									auszuweichen. Die Florhöhe wird nämlich nicht durch eingelegte Nadeln, sondern durch
                              									zwei gegen einander stellbare Schienen (vgl. Fig. 17 Taf. 29)
                              									bestimmt. Diese Doppelschiene i muſs beim oberen und
                              									unteren Weben verschiedene Lage einnehmen können, weshalb dieselbe drehbar ist, und
                              									die erhaltene Schwingung wird gleich benutzt, um die Aufwindebäume A in langsame Drehung zu versetzen.
                           In Bezug auf die Kettenzuführung bei
                              									Doppelsammtwebstühlen erfordert hauptsächlich die Polkette eine besondere Aufmerksamkeit. Es ist leicht einzusehen, daſs von
                              									der Regelmäſsigkeit der Zuführung und Spannung der Polkette zumeist die
                              									Gleichmäſsigkeit des Gewebes abhängt, und es finden sich hierzu ganz verschiedene
                              									Vorschläge.
                           F. Charcot in Paterson, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 25
                                 									711 vom 11. Mai 1883) will die Polkette durch Klemmwalzen
                                 										und Klemmbacken abwechselnd zuführen und festhalten. Die Polkettenfäden
                              									laufen in gerader wagerechter Richtung genau zwischen die beiden Grundketten und
                              									dabei durch ein Paar flacher Backen b (Fig. 14 Taf. 29) und ein
                              									Paar Walzen w, welche beide gegen einander bewegt
                              									werden können, so daſs dann die Fäden geklemmt sind; hierzu sind die Oberflächen der
                              									Walzen und die Innenflächen der Backen noch mit einem besonderen rauhen Ueberzuge
                              									versehen. Die Hebel h1
                              									und h2, welche das
                              									Festklemmen der Fäden bewirken, sind durch Schnüre s1 und s2 mit der Schaftmaschine des Webstuhles in
                              									Verbindung und ebenso der Hebel h, welcher an seinem
                              									Drehzapfen zu einem Zahnrade r ausgebildet ist;
                              									letzteres setzt dann gleichzeitig das Walzenpaar w in
                              									Umdrehung und schiebt das in Führungen des Gestelles verschiebbare Backenpaar b vor und zurück. Es wird also, wenn alle drei Schnüre
                              										s, s1 und s2 gezogen werden,
                              									Kette zugeführt und dieselbe beim Ziehen der beiden Schnüre s1 und s2 nur festgehalten.
                           Bei der von P. Schönherr in Chemnitz (* D. R. P. Nr.
                                 									33432 vom 16. December 1884) angegebenen Kettenzuführung oder sogen. Walkeinrichtung wird die von dem Baume A (Fig. 19 Taf. 29) kommende
                              									Polkette P vierfach getheilt und jeder Theil zweimal im
                              									rechten Winkel zur Erhöhung der Spannung über die kleinen Walzen b und c geführt. Die
                              									Polkette P wird, wenn dieselbe vom unteren Grundgewebe
                              									in das obere tritt oder umgekehrt vom Baume A dadurch
                              									gleichmäſsig abgezogen und den Webschäften zugeführt, daſs alle vier Walzen b gleichzeitig in der Richtung des angedeuteten Pfeiles
                              									zurückgehen. Dies wird dadurch erreicht, daſs die Walzen b in Winkelhebeln h lagern, welche durch
                              									Schnüre s mit den Hebeln t
                              									von seitlich am Webstuhle absetzend umlaufenden Hubscheiben H (vgl. Fig. 20 Taf. 29) in Verbindung stehen. Die Polkette bleibt in Folge
                              									dessen schlaff bis zur Schuſseintragung nach dem Uebergange der Polfäden von einem
                              									in das andere Grundgewebe, worauf sogleich durch Zurückgehen der Walzen b die Polkette in entsprechender Weise wieder gespannt
                              									wird.
                           Ch. Pearson in Philadelphia (Nordamerikanisches Patent
                              									Nr. 343648) bringt einen Schneckentrieb für die
                                 										Zuführwalzen der Polketten in Vorschlag. Wie aus Fig. 18 Taf. 29 zu
                              									ersehen, sind die von den beiden Bäumen P sich
                              									abwickelnden Ketten über die kleine Walze w geführt,
                              									dann um die groſsen Walzen C geschlungen, von welchen
                              									die Fäden über eine Leitwalze l zu den Spannstäben t und den Litzen der Webschäfte laufen. Die Spannstäbe
                              										t sind an Federn f
                              									aufgehängt und die Walzen C werden von der Kurbelwelle
                              										D des Webstuhles aus mittels Kegelräder und
                              									Schneckengetriebe F gleichzeitig zur Zuführung der
                              									Kette gedreht.
                           Zur Erzielung einer selbstthätigen Regelung und
                                 										Vergleichmäſsigung der Polkettenspannung an Doppelsammtwebstühlen hat Ch. Coupland in Seymour (* D. R. P. Nr. 32524 vom 3.
                                 									März 1885) die in Fig. 15 Taf. 29 dargestellte Einrichtung entworfen. Die von den Bäumen
                              										A sich abwickelnden Kettenfäden P werden zwischen kleinen Leitwalzen l über die Spannwalzen S
                              									und dann über Stäbe t zum Harnisch geführt. Die
                              									Spannwalzen S hängen an beschwerten Hebeln H, welche um feste Zapfen am Webstuhlgestelle drehbar
                              									sind und von denen die am Drehpunkte und einem mittleren Armpunkte festgemachten
                              									Seile s über die Bäume A
                              									gelegt sind. Bei einer Zunahme der Fadenspannung in den Ketten P werden die Walzen S
                              									zufolge Verkürzung der Fadenschleifen, in welchen sie liegen, gehoben und damit die
                              									Seilreibung an den Kettenbäumen A durch Schlaffmachen
                              									der Seile s vermindert. Bei Nachlassen der Ketten P tritt natürlich die entgegengesetzte Wirkung ein.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               
