| Titel: | Ueber die chemische Natur des Vaselins; von C. Engler und M. Böhm. | 
| Autor: | C. Engler, M. Böhm | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 468 | 
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                        Ueber die chemische Natur des Vaselins; von C.
                              								Engler und M. Böhm.
                        Engler und M. Böhm, über Vaselin.
                        
                     
                        
                           Ueber die chemische Natur des Vaselins liegen bis jetzt nur sehr spärliche
                              									Untersuchungen vor. Rud. Wagner (1877 223 515) bezeichnet dasselbe als ein Gemisch von
                              										„Heptan“ mit Paraffinen, MoſsJahresbericht für reine Chemie, 1876 S.
                                    											1171. als ein solches von verschiedenen sehr leicht schmelzenden
                              									Paraffinen, MillerDeutsche Industriezeitung, 1875 S.
                                    										18. das Vaselin und das „Cosmolin“, ein höher schmelzendes
                              									Vaselin, als Gemische von Paraffin mit flüchtigen Oelen, H.
                                 										NaylorMoniteur scientifique, 1880 Bd. 10 S.
                                    										579. endlich weist nach, daſs das Cosmolin 98,59 Proc.
                              									Kohlenwasserstoffe enthält und daſs man durch fractionirte Abkühlung aus ätherischer
                              									Lösung Theile von verschiedenen Schmelzpunkten ausscheiden kann. Des Weiteren
                              									beziehen sich dann die meisten Untersuchungen auf mehr äuſsere Eigenschaften
                              									(Löslichkeit, Widerstandsfähigkeit gegen Säuerung und gegen chemische Agentien,
                              									Gehalt an Schwefelsäure, Sulfonsäuren o. dgl.) und es findet gerade in Bezug auf
                              									diese bei der praktischen Verwendung in Betracht kommenden Eigenschaften des
                              									Vaselins bis in die neueste Zeit ein lebhafter Streit darüber statt, ob dem aus
                              									Erdölrückständen gewonnenen Mittel, welches wir fernerhin als „natürliches Vaselin“ bezieh.
                              									auf Grund historischer Berechtigung kurzweg als „Vaselin“ bezeichnen werden,
                              									oder der Mischung aus schwerem Mineralöl (Paraffinum
                                 										liquidum) mit Ceresin (Paraffinum solidum),
                              									welches wir „künstliches Vaselin“ nennen wollen, der Vorzug zu geben sei.
                           Daſs man das Vaselin sowohl aus pennsylvanischen Erdölrückständen, woraus es zuerst
                              									gewonnen wurde, als auch aus solchen des galizischen und des elsäſsischen Erdöles
                              									gewinnen kann, ist schon lange bekanntVgl. Chemisches Centralblatt, 1882 S.
                                    										319.; ebenso haben MendelejeffJahresbericht für reine Chemie, 1882 S.
                                    											1458. und BielDaselbst 1882 S. 1466. schon vor Jahren nachgewiesen, daſs man
                              									auch aus kaukasischem Erdöle ein Vaselin von den Eigenschaften des amerikanischen
                              									herstellen kann. In den Schmelzpunkten und den Dichten zeigen die natürlichen
                              									Vaseline nach GerstenbergerChemiker-Zeitung, 1885 S. 1398. je
                              									nach ihrer Herkunft – selbstverständlich auch nach ihrer Bereitungsweise – einige
                              									Verschiedenheiten, bezüglich ihrer wesentlichen Eigenschaften weichen sie jedoch
                              									nicht in nennenswerther Weise von einander ab. Dagegen sind erhebliche Unterschiede
                              									zwischen natürlichem und künstlichem Vaselin nachgewiesen worden, Verschiedenheiten,
                              									welche bei Anwendung dieses Stoffes nicht auſser Acht gelassen werden sollten. Wir
                              									kommen am Schlüsse unserer Mittheilung nochmals auf diesen Punkt zurück.
                           Unsere Untersuchungen haben hauptsächlich nur das natürliche
                                 										Vaselin zum Gegenstande.
                           Dieses ausgezeichnete Salbenmaterial kann man aus den Erdölrückständen gewinnen durch
                              									bloſses Entfärben des Erdöles bezieh. seiner Rückstände mit Knochenkohle und,
                              									ersteren Falles, Abtreiben der leichten Theile mit überhitztem Wasserdampf, oder
                              									aber durch „Bleichen“ der Rückstände mit concentrirter Schwefelsäure,
                              									manchmal auch noch mit Kaliumbichromatlösung, und dann durch Behandlung mit
                              									Knochenkohle, oder endlich durch Destillation der gebleichten oder ungebleichten
                              									Rückstände.
                           Da es uns darauf ankam, Aufschluſs zu erlangen über die Constitution des reinen
                              									natürlichen Vaselins, bedienten wir uns zu seiner Darstellung lediglich der
                              									Reinigung und Entfärbung mit Knochenkohle; denn bei Behandlung mit Schwefelsäure
                              									werden gewisse Kohlenwasserstoffreihen (CnH2n, aromatische u.a.) herausgenommen bezieh.
                              									verändert und auch durch Destillation gehen, wie unsere Untersuchung zeigen wird,
                              									Veränderungen vor sich, welche in das Wesen der Vaselinsubstanz tiefer
                              									eingreifen.
                           Bereitung des Vaselins. Als Rohmaterial benutzten wir
                              									zwei für unseren Zweck sehr geeignete rohe Erdöle, welche uns durch freundliche
                              									Vermittlung des Hrn. Dr. Fedorowicz aus Ropa in
                              									Galizien zugesendet gesendet worden waren. Beide Erdölsorten waren stark dichroitisch, im auffallenden
                              									Lichte grün, im durchfallenden gelb- bis braunroth gefärbt und zeigten im Uebrigen
                              									das folgende Verhalten:
                           
                              
                                 
                                 Sp. G.
                                 Fract. unter 150°
                                 150 bis 290°
                                 290 bis 340°
                                 Ueber 340°
                                 
                              
                                 
                                 bei 15°
                                 Vol. %
                                 Gew. %
                                 Vol. %
                                 Gew. %
                                 Vol. %
                                 Gew. %
                                 Vol. %
                                 Gew. %
                                 
                              
                                 Erdöl  I
                                 0,812
                                 30,2
                                 26,7
                                 35,9
                                 35,5
                                 5,3
                                 6,5
                                 27,7
                                 31,1
                                 
                              
                                 Erdöl II
                                 0,820
                                 21,8
                                 20,0
                                 51,7
                                 51,2
                                 8,8
                                 9,4
                                 17,0
                                 18,9
                                 
                              
                           Aus diesen Erdölen wurde das Vaselin nach zweierlei Art hergestellt: 1) durch Lösen
                              									der Rückstände in Petroleumäther, Bleichen dieser Lösung mit Thierkohle und
                              									Verdampfen des Lösungsmittels, 2) durch Bleichen des Erdöles selbst und Verdampfen
                              									des gebleichten Oeles bis zur Vaselinconsistenz.
                           Darstellung aus den Rückständen. Da die Rückstände, aus
                              									welchen der bis 340° siedende Theil abdestillirt war, noch Syrupdicke zeigen, wurde
                              									noch weiter etwa ⅓ übergetrieben, so daſs die Masse Butterconsistenz annahm. 1 Theil
                              									davon wurde in 7 Th. Petroleumäther von 0,66 sp. G. gelöst und mit dem 1 ½ fachen
                              									Gewichte gepulverter Knochenkohle jeweils 1 bis 2 Stunden lang behandelt. Erst nach
                              									17 maliger Behandlung war die prachtvoll fluorescirende Lösung vollkommen
                              									wasserhell. Nach Verjagen des Petroläthers mit Wasserdampf hinterblieb das Vaselin
                              									zunächst als geruchloses, geschmackloses und farbloses Oel von stark blauer
                              									Fluorescenz, welches dann aber zu einer weiſsen, stark durchscheinenden
                              									salbenartigen Masse erstarrte. Seiner chemischen Zusammensetzung nach besteht es,
                              									wie untenstehende Analysen beweisen, lediglich aus Kohlenwasserstoffen. Der
                              									Schmelzpunkt lag bei 32°. Es zeigte auch bei Abkühlung keinerlei krystallinische
                              									Structur und ebenso wenig lieſsen sich durch Lösen in heiſsen Alkohol und
                              									Wiederausscheiden durch Abkühlung Niederschläge herstellen, welche, wie H. Naylor (a. a. O.) angibt, krystallinische
                              									Beschaffenheit besitzen. Dagegen scheiden sich aus dem von den Rückständen behufs
                              									ihrer Verdickung abdestillirten Theile reichlich Paraffinschuppen aus, worauf im
                              									Hinblicke auf weiter unten mitgetheilte Versuche schon jetzt aufmerksam gemacht sein
                              									mag.
                           Darstellung aus gebleichtem Erdöl. Das hierzu gebrauchte
                              									Erdöl wurde, um das sehr umständliche wiederholte Kochen mit Kohle und Filtriren zu
                              									umgehen, durch Hindurchpressen durch eine nach Art der Knochenkohlenfilter in
                              									Zuckerfabriken eingerichtete kleine Filterbatterie gebleicht. Die einzelnen Filter
                              									waren 75cm hoch, 5cm weit, mit Dampfmantel zum Erwärmen versehen und faſsten 0,8 bis 1k Knochenkohle. Gewöhnlich war das Erdöl, nachdem
                              									es durch sechs solcher Filter – und zwar wegen der eintretenden Verringerung seiner
                              									Dichte von unten nach oben – durchgegangen war, farblos und hatte dann immer
                              									tiefblaue Fluorescenz. Das specifische Gewicht war erheblich heruntergegangen, bei
                              									Erdöl I auf 0,795 (von 0,812), bei Erdöl II auf 0,782 (von 0,820).
                           Zur Gewinnung des Vaselins aus den gebleichten Erdölen wurden diese einer
                              									Destillation im Vacuum (10 bis 15mm
                              									Quecksilbersäule) bis auf 250° unterworfen, wobei wir uns zur Erhitzung des bis in die Mitte des Halses
                              									eingesetzten Destillirkolbens eines Luftbades nach Lothar
                                 										Meyer bedienten. Ausbeute, specifisches Gewicht (bei 20°) und Schmelzpunkt
                              									der aus den gebleichten Oelen erhaltenen, völlig geruchlosen und farblosen, stark
                              									durchscheinenden Vaseline betrugen:
                           
                              
                                 
                                 Ausbeute
                                 Spec. Gew.
                                 Schmelzpunkt
                                 
                              
                                 Erdöl  I
                                 13,8
                                 0,8809
                                 30 bis 31°
                                 
                              
                                 Erdöl II
                                 13,2
                                 0,8785
                                 30 bis 31°
                                 
                              
                           Es empfiehlt sich, den Schmelzpunkt der Vaseline nach der Methode von WimmelZeitschrift für analytische Chemie, 1868 S.
                                    											267. zu bestimmen, weil sie schon ziemlich lange unterhalb der
                              									Schmelztemperatur von dem an und für sich stark durchscheinenden in den völlig
                              									durchsichtigen Zustand übergehen, ohne aber dabei schon wirklich flüssig zu
                              									sein.
                           Die Zusammensetzung dieser Vaseline, zugleich mit derjenigen des aus den Rückständen
                              									unmittelbar dargestellten ergibt sich aus den folgenden elementaranalytischen
                              									Werthen. Aus den Mittelwerthen berechnen
                           
                              
                                 
                                 Aus Rückständen
                                 Aus Erdöl I
                                 Aus Erdöl II
                                 
                              
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 VII
                                 
                              
                                 C
                                 86,99
                                 86,67
                                 86,30
                                 86,54
                                 86,55
                                 86,14
                                 86,17
                                 
                              
                                 H
                                 13,14
                                 13,15
                                 13,99
                                 13,73
                                 13,74
                                 13,50
                                 13,72
                                 
                              
                           sich die atomistischen Verhältniſszahlen: für das Vaselin aus
                              									Rückständen = 7,23 C : 13,14 H, aus Erdöl I = 7,20 C : 13,82 H, aus Erdöl II = 7,18
                              									C : 13,61 H und auſserdem zeigen die obigen Zahlen, daſs man es in den Vaselinen mit
                              									reinen Kohlenwasserstoffen zu thun hat.
                           Auch die überdestillirten flüssigen Theile des gebleichten Erdöles bestanden nach
                              									unseren Analysen (bei Erdöl I: C = 85,30 und 85,10, H = 14,82 und 14,84; bei Erdöl
                              									II: C = 85,06 und 85,30, H = 14,79 und 14,72; atomistische Verhältniſszahlen bei I =
                              									7,10 C: 14,83 H, bei II = 7,09 C: 14,75 H) lediglich aus reinen Kohlenwasserstoffen,
                              									woraus zu schlieſsen, daſs auch das gesammte gebleichte Oel nur Kohlenwasserstoffe,
                              									also weder Sauerstoff, noch Schwefel enthält. Ein Vergleich der atomistischen
                              									Verhältniſszahlen ergibt, daſs die überdestillirten Oele reicher an Wasserstoff und
                              									ärmer an Kohlenstoff sind als die dabei erhaltenen Vaselinrückstände.
                           Ueber die Natur der durch die Thierkohle aufgenommenen
                                 										Substanz gaben uns die folgenden Versuche Aufschluſs. Die rohen Erdöle I
                              									und II wurden ganz derselben Destillation im Vacuum unterworfen wie vorher die
                              									gebleichten Oele, wobei Rückstände von untenstehender Menge und nebenverzeichneten
                              									Eigenschaften und Zusammensetzung entstanden:
                           
                              
                                 
                                 AusbeuteGew. %
                                 Sp. Gew.bei 20°
                                 Schmelzpunkt
                                 Kohlenstoff
                                 Wasserstoff
                                 
                              
                                 Aus Erdöl  I
                                 20,3
                                 0,9676
                                 30 bis 31°
                                 86,64 bis 86,34
                                 12,94 bis 13,17
                                 
                              
                                 Aus Erdöl II
                                 17,6
                                 0,9193
                                 20 bis 22°
                                 85,65 bis 85,91
                                 12,90 bis 12,97
                                 
                              
                           
                           Da eine genaue Prüfung ergab, daſs auch die ungereinigten Rückstände frei sind von
                              									Stickstoff und daſs sie nur unbestimmbare Spuren von Schwefel enthalten, so ergibt
                              									sich der mittlere Sauerstoffgehalt aus dem Unterschiede gegen 100 für Erdöl I zu
                              									0,46 Proc. für Erdöl II zu 1,29 Proc. Es sind also durch die Behandlung mit
                              									Thierkohle in erster Reihe die Sauerstoff haltigen Bestandtheile aus den Oelen
                              									entfernt worden. Auſserdem aber hat die Thierkohle jedenfalls auch, wie sich aus dem
                              									verhältniſsmäſsig höheren Wasserstoffgehalte der gebleichten Rückstände gegenüber
                              									den ungebleichten ergibt, Wasserstoff ärmere Kohlenwasserstoffe zurückgehalten und
                              									es ist also durch den Bleichprozeſs eine Anreicherung an gesättigten
                              									Kohlenwasserstoffen eingetreten.
                           Erscheinungen bei der Destillation des Vaselins. Um
                              									zunächst festzustellen, inwieweit der Schmelzpunkt des Vaselins durch Abdestilliren
                              									eines Theiles erhöht werden kann, dann aber auch, um uns davon zu überzeugen, ob die
                              									chemische Natur desselben bei der Destillation erhalten bleibt, wurden Proben der
                              									beiden aus gebleichtem Rohöle erhaltenen Sorten im Vacuum bis auf wenige Tropfen
                              									Rückstand fractionsweise abdestillirt; dabei zeigte sich, daſs der Schmelzpunkt der
                              										Destillate mit steigender Temperatur im Allgemeinen
                              									in die Höhe (bei Vaselin aus Erdöl I: von 22 bis 23° bei Fraction 250/270° auf 27°
                              									bei Fraction 290/330°, aus Erdöl II: von 24° bei Fraction 250/270° auf 28° bei
                              									Fraction 290/310°) geht, während der Schmelzpunkt der Destillationsrückstände nur
                              									bei Abnahme der ersten Fraction steigt (von 30,5° auf 32 bis 33°), von da ab aber
                              									stetig sinkt (bei vorhin genannten Temperaturabsätzen bei Vaselin aus Erdöl I von
                              									32,5 auf 29°, aus Erdöl II von 31,5 auf 27°). Es folgt daraus, daſs man durch
                              									Abdestilliren oder Verdampfen eines Theiles des Vaselins im Vacuum den Schmelzpunkt
                              									desselben höchstens noch um 2 bis 3° erhöhen kann, daſs aber bei weiterer
                              									Destillation der Schmelzpunkt zurückgeht, wahrscheinlich als Folge geringer
                              									Zersetzung.
                           Als besonders auffallend trat bei diesen Destillationsversuchen die Erscheinung
                              									hervor, daſs die Destillate insgesammt stark krystallinische Structur zeigten,
                              									während die Rückstände bis zuletzt die dem Vaselin eigentümliche amorphe
                              									salbenartige Beschaffenheit bewahrten.
                           Da das ganze Aussehen der Destillate darauf hinwies, daſs darin ein Gemisch von
                              									festem Paraffin mit flüchtigen Oelen vorlag, so wurde, um letzteres von ersterem zu
                              									unterscheiden und die Natur beider Theile kennen zu lernen, eine Trennung derselben
                              									vorgenommen. Bei der Weichheit des Paraffins und der Dickflüssigkeit des Oeles,
                              									sowie auch wegen der geringen Mengen der Einzelfractionen, die zur Verfügung
                              									standen, war eine Trennung durch Abfiltriren, Absaugen oder Abpressen nicht möglich
                              									und wir bedienten uns deshalb einer auf der leichteren Fällbarkeit des Paraffins
                              									gegenüber den Oelen aus ätherischer Lösung mit Alkohol beruhenden Methode, die ein
                              									Arbeiten mit geringen Mengen gestattet und dabei doch eine schärfere Trennung des
                              									Paraffins von den Oelen
                              									ermöglicht. Man löst die zu scheidenden Gemische von Paraffin und Oel in möglichst
                              									wenig Aether in der Kälte auf und versetzt die erhaltene Lösung unter starkem
                              									Umrühren so lange mit absolutem Alkohol, bis sie von Paraffinflocken gänzlich
                              									durchsetzt ist, filtrirt rasch ab, wäscht mit möglichst wenig absolutem Alkohol
                              									nach, läſst abtropfen und verjagt den noch anhaftenden Alkohol auf dem Wasserbade.
                              									Das Filtrat wird weiter mit Alkohol versetzt, der erhaltene Niederschlag in gleicher
                              									Weise getrennt und mit dem bei dieser zweiten Fällung erhaltenen Filträte das Fällen
                              									mit Alkohol so oft wiederholt, bis keine Paraffinflocken mehr, sondern Oeltröpfchen
                              									niedergeschlagen werden. Aus der von den abgeschiedenen Flocken abfiltrirten
                              									Flüssigkeit wurden Aether und Alkohol abdestillirt, der Rückstand in möglichst wenig
                              									Aether gelöst, in einer Kältemischung mit möglichst wenig kaltem Alkohol gefällt,
                              									durch gekühlten Trichter filtrirt und wie oben verfahren, bis sich auch hierbei
                              									Tröpfchen abzuscheiden begannen. Zur vollständigeren Trennung empfiehlt es sich, das
                              									erstmals ausgefällte Paraffin einer zweiten Behandlung (Lösen in Aether und Fällen
                              									mit Alkohol) zu unterziehen.
                           Um die Methode auf ihre Brauchbarkeit zu prüfen, haben wir 40g einer Mischung von Paraffin mit Paraffinöl durch
                              									Zusammenschmelzen von 30 Th. Paraffinum liquidum und 10
                              									Th. Paraffin vom Schmelzpunkt 56° bereitet, nach der Aether-Alkohol-Methode auf
                              									Paraffingehalt geprüft. Es wurden bei nur einmaliger Ausscheidung 16g,1, nach zweimaliger Fällung aber 9g,3 festes Paraffin erhalten. Sonach gestattet die
                              									Methode eine annähernde Feststellung des Paraffingehaltes und bietet in ihrer
                              									Durchführung jedenfalls die Gewähr, daſs keine Veränderung mit den zu trennenden
                              									Stoffen vor sich geht. Inwieweit sie unter Anwendung von ganz weichen Paraffinen und
                              									sehr dicken Oelen, überhaupt unter gänzlich anderen Versuchsbedingungen ebenfalls
                              									genügend genaue Werthe gibt, muſs einstweilen noch dahingestellt bleiben; wir sind
                              									mit dahin gehenden Versuchen beschäftigt.
                           Die durch Destillation erhaltenen Einzelfractionen (I
                              									bis IV) des Vaselins aus Erdöl I ergeben dabei Fällungen (1 bis 4), deren
                              									Schmelzpunkte in folgender Zusammenstellung neben einander gestellt sind:
                           
                              
                                 Fraction
                                 Schmelz-punkt
                                 Schmelzpunkt der Fällungen
                                 Rest
                                 
                              
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4in Kältemischg.
                                 
                              
                                    I 250/270°
                                 22 bis 23°
                                 50 bis 51°
                                 41 bis 42°
                                 35 bis 36°
                                 35,5 bis 36,5°
                                 flüssig
                                 
                              
                                   II 270/290°
                                 28 bis 29°
                                 41 bis 42°
                                 41 bis 42°
                                 23 bis 24°
                                 43 bis 44°
                                 flüssig
                                 
                              
                                  III 290/330°
                                 27°
                                 
                                    Zu geringe Menge
                                    
                                 
                                 
                              
                                 IV etwa dieHälfte über 33°
                                 30 bis 31°
                                 55 bis 56°
                                 48 bis 49°
                                 35 bis 36°
                                 45 bis 46°
                                 flüssig
                                 
                              
                           Bemerkenswerth bei diesen Versuchsergebnissen ist die
                              									Wahrnehmung, daſs das in der Kältemischung ausgeschiedene Paraffin (4) immer einen
                              									höheren Schmelzpunkt aufweist als das bei Zimmertemperatur zuletzt gefällte (3).
                           
                           Dasselbe Vaselin in undestillirtem Zustande ergab bei
                              									entsprechender fractionirter Fällung:
                           
                              
                                 
                                 1
                                 2
                                 3
                                 4
                                 5
                                 
                              
                                 Schmelzpunkt derFällungen
                                 51°
                                 49°
                                 40 bis 41°
                                 29 bis 30°
                                 (Kältemischung)35 bis
                                    											36°
                                 
                              
                           Keine dieser letzteren Ausscheidungen zeigte irgend
                              									krystallinisches Gefüge oder nahm ein solches nach dem Umschmelzen an, während die
                              									entsprechenden Fällungen der oben aufgeführten Fraktionen von stark krystallinischer
                              									Beschaffenheit sind.
                           Ganz ähnliche Ergebnisse wurden auch mit dem aus Erdöl II dargestellten Vaselin und
                              									dessen Destillaten gewonnen.
                           Scheidung des Vaselins in einen festen und einen flüssigen
                                 										Theil. Bei diesen Versuchen wurde ohne Rücksicht auf den Schmelzpunkt der
                              									ausgeschiedenen Vaselinfällungen lediglich danach getrachtet, eine möglichst
                              									vollständige Scheidung des festen Theiles von dem flüssigen zu bewerkstelligen. Die
                              									Trennungsmethode war dabei dieselbe wie die oben beschriebene durch fractionirte
                              									Fällung bis zur Ausscheidung flüssiger Theilchen; nur wurde, um die Fällung nicht zu
                              									oft wiederholen zu müssen, der Alkoholzusatz zu Anfang etwas reichlicher bemessen,
                              									so daſs die ätherische Lösung durch die ausgeschiedenen Flocken in einen dünnen Brei
                              									verwandelt wurde. Aus dem erhaltenen Filtrate wurden Alkohol und Aether verjagt und
                              									nur, falls dasselbe noch nicht völlig flüssig war, löste man es wieder in Aether
                              									auf, um die Fällung mit Alkohol so lange zu wiederholen, bis der gelöste Rest völlig
                              									flüssig erschien. Auch hier wurde schlieſslich mit Kältemischung gearbeitet. Die
                              									sämmtlichen festen Ausscheidungen wurden vereinigt einer nochmaligen fractionirten
                              									Fällung aus ätherischer Lösung unterworfen.
                           Bei solcher Behandlung erhielten wir aus 100g
                              									Vaselin aus Erdöl II mit 30/31° Schmelzpunkt 40g,8
                              									feste Ausscheidungen, welche wir zum Unterschiede von eigentlichem Paraffin mit
                              											„festem Vaselin“ bezeichnen wollen und
                              									die bei einem specifischen Gewichte von 0,8836 (bei 20°) den Schmelzpunkt 40°
                              									zeigten. Der Rest muſs als „flüssiges Vaselin“
                              									angesprochen werden und in der That war auch die beim Verdampfen der letzten
                              									Aether-Alkohol-Filtrate zurückbleibende Masse völlig flüssig, hatte 0,8809 sp. G.
                              									und begann erst bei – 10° fest zu werden. Die auffallende Erscheinung, daſs das
                              									Vaselin (sp. G. 0,8785) selbst ein geringeres specifisches Gewicht besitzt als seine
                              									beiden Componenten, ist nicht ohne Vorgang, da nach Grotowsky'sZeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen,
                                    											1876 Bd. 24 S. 42. Untersuchungen auch gewisse technische
                              									Paraffinöle (Gemische von Paraffin und Oel) leichter sind als die daraus
                              									abgeschiedenen Paraffine und Oele.
                           Die Analyse beider Theile des Vaselins ergab die folgende Procentzusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 Festes Vaselin
                                 Flüssiges Vaselin
                                 
                              
                                 C
                                 86,17
                                 86,34
                                 86,47
                                 
                              
                                 H
                                 13,85
                                 13,73
                                 13,60
                                 
                              
                           
                           Beide müssen sonach als vollkommen gleich zusammengesetzt betrachtet werden, womit
                              									übereinstimmt, daſs sich die beiden Theile auch bezüglich ihres Siedepunktes wenig
                              									oder gar nicht von einander zu unterscheiden scheinen; denn anderenfalls müſste es
                              									möglich sein, durch Abdestilliren des flüssigen Antheiles oder doch einer gewissen
                              									Menge desselben den Schmelzpunkt des Rückstandes erheblich zu steigern.
                           
                              
                                 (Schluſs folgt.)