| Titel: | Extractionsapparat für wässerige Flüssigkeiten; von E. Grauer. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 475 | 
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                        Extractionsapparat für wässerige Flüssigkeiten;
                           								von E. Grauer.
                        Mit Abbildungen.
                        Grauer's Extractionsapparat für wässerige
                           								Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           Der vorliegende Apparat dient dazu, in einer Flüssigkeit gelöste oder fein vertheilte
                              									Stoffe mittels einer anderen specifisch leichteren oder schwereren Flüssigkeit
                              									auszuziehen. Vorausschicken will ich, daſs dieser Apparat mit Vortheil nur für gröſsere Mengen, also für Fabrikbetrieb geeignet ist und daſs ein ganz besonderer Vortheil nicht
                              									nur in der selbstthätigen, vollständigen und raschen Extraction, sondern auch darin
                              									besteht, schleimige, beim Bewegen zum Schäumen oder Emulsiren geneigte Flüssigkeiten
                              									ohne solche Miſsstände verarbeiten zu lassen, da alles Rühren, Schütteln u.s.w.
                              									vermieden wird.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 262, S. 475
                              
                           Fig. 1 stellt eine Anordnung des Apparates dar, wie
                              									dieselbe zur Extraction von wässerigen Flüssigkeiten durch
                                 										specifisch schwerere Flüssigkeiten, z.B. Schwefelkohlenstoff, dient. Der
                              									Schwefelkohlenstoff befindet sich im Behälter A, die
                              									wässerige Flüssigkeit im etwas höher stehenden Behälter B. Man läſst zuerst Schwefelkohlenstoff in den Apparat C bei d einflieſsen und
                              									öffnet, wenn dieser bis zur Höhe des Rohres a gefüllt
                              									ist, den Hahn b und läſst wässerige Flüssigkeit
                              									einströmen. Der Schwefelkohlenstoff sinkt vermöge seines gröſseren specifischen
                              									Gewichtes in der Rohrspirale von C abwärts und strömt
                              									dabei gegen bezieh. durch die wässerige Flüssigkeit, welche die Spirale von unten
                              									nach oben durchläuft. Auf dem ganzen Wege, welcher sich nach Bedarf beliebig
                              									verlängern läſst, berühren sich die beiden Flüssigkeiten ununterbrochen und wechseln
                              										dabei stets die
                              									Oberfläche, wodurch eine gründliche Extraction stattfindet. Der Schwefelkohlenstoff
                              									flieſst bei a nach D ab,
                              									gesättigt mit dem auszuziehenden Körper und kann alsdann in passenden
                              									Destillationsgefäſsen abdestillirt, am besten gleich wieder nach A geführt werden, um zur sofortigen Wiederverwendung zu
                              									dienen. Die extrahirte wässerige Flüssigkeit läuft oben im Rohre c nach E ab.
                           Der Apparat Fig. 2 ist für die Extraction von wässerigen Lösungen durch specifisch leichtere Flüssigkeiten,
                                 										z.B. Aether, Benzol u.s.w., bestimmt. Hier flieſst die wässerige
                              									Flüssigkeit aus A1 oben
                              									bei d1 in den Apparat,
                              									während der Aether bei b1 eintritt.
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 262, S. 476
                              
                           Selbstverständlich läuft in diesem Falle der gesättigte Aether oben bei c1 und die ausgezogene
                              									wässerige Flüssigkeit bei a1 ab. Bei beiden Apparaten muſs die unten abflieſsende schwerere
                              									Flüssigkeit (in Fig. 1 also der Schwefelkohlenstoff,
                              									bei Fig. 2 die wässerige ausgebrauchte Flüssigkeit)
                              									in dem Steigrohre a bezieh. a1 wieder genau so weit aufwärts geleitet
                              									werden, daſs das Gleichgewicht zwischen dieser Säule und der Flüssigkeitssäule in
                              										C bezieh. C1 dem specifischen Gewichte entsprechend geregelt
                              									ist. Erkennbar ist die richtige Höhe des Steigrohres daran, daſs in den Standrohren
                              										e bezieh. e1 die zwei Schichten
                              									während der Arbeit sichtbar sind. Es muſs nämlich zur Beruhigung und vollständigen
                              									Trennung der Flüssigkeiten oben und unten eine kleine sogen. todte Schicht, oben aus der leichteren, unten aus der schwereren
                              									Flüssigkeit bestehend, vorhanden sein. Sodann ist es nöthig, daſs die Behälter für
                              									die specifisch leichteren Flüssigkeiten B bezieh. B1 so hoch stehen, daſs
                              									der natürliche Druck hinreicht, den im Gefäſse C
                              									bezieh. C1 befindlichen
                              									Gegendruck zu überwinden.
                           Wie angegeben, werden die zu gewinnenden Körper durch Abdestilliren des
                              									Extractionsmittels erhalten. Sind jedoch diese Körper ausgesprochen saurer oder
                              									basischer Natur, so lassen sie sich unter Anwendung eines ähnlichen Apparates D bezieh. D1 sehr leicht und sicher dem Extractionsmittel durch
                              									Einschaltung von geeigneten, gelösten Basen oder Säuren entziehen, wodurch man bis
                              									zur höchsten Concentration gelangen kann; nebenbei erhält man so das Product frei
                              									von allenfalls mit aufgenommenen indifferenten Extractivstoffen. Je nach der allmählichen Verunreinigung
                              									des Schwefelkohlenstoffes, Aethers u.s.w. müssen dieselben natürlich durch
                              									Destillation zeitweilig wieder gereinigt werden. Verwendet man als Extractionsmittel
                              									solche Stoffe, wie z.B. Chloroform, Aether, welche in kleinerer oder gröſserer Menge
                              									sich in Wasser lösen und deshalb in dem Abwasser theilweise fortlaufen würden, so
                              									lasse ich letzteres nach seinem Austritte bei c bezieh.
                              										q noch ein gleich construirtes Gefäſs E bezieh. E1 durchlaufen; dasselbe enthält irgend eine in
                              									Wasser unlösliche Flüssigkeit von möglichst groſsem Lösungs- bezieh.
                              									Mischungsvermögen für das Extractionsmittel, z.B. hochsiedende Kohlenwasserstoffe,
                              									Paraffinöle u.s.w., welche der durchströmenden wässerigen Flüssigkeit sowohl das
                              									gelöste, wie vertheilte Chloroform, den Aether u.s.w. vollständig entzieht. Bei
                              									hinreichendem Unterschiede im Siedepunkte ist dann die Trennung des erhaltenen
                              									Gemisches mittels Destillation leicht zu bewirken, wodurch beide Flüssigkeiten
                              									wieder aufs Neue verwendbar sind.
                           Die lichte Weite der Rohrschlangen von C und C1 muſs mindestens
                              									doppelt so groſs sein als diejenige beider Einströmungsröhren zusammen; die Steigung
                              									ist am zweckmäſsigsten 20 bis 25°. Verengungen und Einsackungen der Röhre sind ganz
                              									zu vermeiden. Das eingeschaltete Glasrohr f bezieh. f1 oder ein dort
                              									angebrachter Probirhahn gestattet, die durchlaufende Flüssigkeit jederzeit auf ihre
                              									Klarheit, Färbung u.s.w. zu prüfen. Zur Vorsicht befinden sich auch auf den
                              									Apparaten Sicherheitsröhren g und g1. Das Röhrchen h hat den Zweck, Heberwirkung in dem Rohre i zu verhindern. Je gröſser das Lösungsvermögen des
                              									Schwefelkohlenstoffes, Aethers u.s.w. gegenüber demjenigen des Wassers für den in
                              									Frage kommenden Körper ist, desto kleiner braucht selbstverständlich die zu gleicher
                              									Zeit mit der wässerigen Flüssigkeit den Apparat durchströmende Menge der ersteren zu
                              									sein, im umgekehrten Falle desto gröſser; übrigens wird man immer einen Ueberschuſs
                              									verwenden. In Wasser nur vertheilte, sehr schwer lösliche Stoffe werden weit
                              									langsamer ausgezogen als gelöste oder wenigstens ziemlich lösliche.
                           Zum Schlüsse noch die Bemerkung, daſs bei allen oben beschriebenen Behandlungen der
                              									Grundsatz maſsgebend ist, daſs beim Zusammenbringen zweier nicht mischbarer
                              									Flüssigkeiten die darin gelösten Stoffe sich auf beide Flüssigkeiten genau im
                              									Verhältnisse ihrer Löslichkeit in jeder einzelnen Flüssigkeit vertheilen, und muſs
                              									dies bei der Construction des Apparates, den Abmessungen u.s.w. berücksichtigt
                              									werden. Als schlagender Beleg für den ausgesprochenen Satz erscheint mir u.a. die
                              									Beobachtung, daſs sogar eine sehr verdünnte Essigsäure beim Schütteln mit Benzol an
                              									dieses erhebliche Mengen Essigsäure abgab.
                           Chemische Fabrik Rüppurr bei
                              									Karlsruhe, Oktober 1886.