| Titel: | Ueber Neuerungen bei der Herstellung von Doppelsammt; von G. Rohn. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 508 | 
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                        Ueber Neuerungen bei der Herstellung von
                           								Doppelsammt; von G. Rohn.
                        (Patentklasse 86. Schluſs des Berichtes S. 445 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 29 und 33.
                        G. Rohn, über Herstellung von Doppelsammt.
                        
                     
                        
                           Die Gleichmäſsigkeit der Doppelsammtgewebe ist nicht bloſs von der gleichmäſsigen
                              									Zuführung und Spannung der Polketten, sondern auch von jener der Grundketten mit abhängig. Für die letzteren werden
                              									gewöhnlich die bekannten Mittel zum Abwinden und zur Vergleichmäſsigung der Spannung
                              									benutzt. Etwas abweichend hiervon bringen S. C. Lister
                              									und J. Reixach in Bradford (* D. R. P. Nr. 30709 vom
                                 									28. December 1883) einen besonderen Kettenbaumregulator
                              									in Vorschlag, durch welchen ein plötzliches Nachlassen der Grundkettenspannung
                              									verhindert und folglich ein ungleichmäſsiges Anziehen der Grundgewebe durch die
                              									Polketten, da ohne
                              									Einlegen von Nadeln gearbeitet wird, vermieden werden soll. Gleichzeitig ist die
                              									Regulirung der Pollkettenspannung mit den Webschäften für dieselbe in Verbindung
                              									gebracht.
                           Fig. 1 Taf. 33
                              									veranschaulicht die ganze Anordnung eines Webstuhles für Doppelsammt mit diesen
                              									Einrichtungen und Fig. 2 eine Seitenansicht des Kettenbaumregulators. Die Führung der
                              									Polkette ist ähnlich wie bei Pearson (vgl. Fig. 18 Taf.
                              									29); von den Bäumen P kommend werden die einfachen
                              									Ketten unter Vermittelung einer Zwischenwalze l um die
                              									Zuführungswalzen C geschlungen, welche wieder eine
                              									langsame Drehung von der Kurbelwelle des Webstuhles aus erhalten. Von der zweiten
                              									Walze C weg wird die zusammengenommene Polkette in vier
                              									Theile getheilt, welche einzeln über die Spannstäbe t
                              									gelegt sind und dann in die Schäfte H zu ihrer Bewegung
                              									bei der Fachbildung laufen. Die Stäbe t sind wieder
                              									durch Schnüre mit Federn f verbunden, welch letztere
                              									jedoch an die einen Arme von Hebeln o angehängt sind,
                              									deren andere Arme mit den Hebeln I zur Bewegung der
                              									Schäfte H verbunden sind. In die Schäfte H sind, wie bereits erwähnt, die Polkettenfäden
                              									eingezogen und somit werden auch, wenn diese durch Bewegung der Schäfte ins Ober-
                              									oder ins Unterfach kommen, die gleichen Spannstäbe t
                              									gehoben oder gesenkt, so daſs die Polkettenfäden keiner gröſseren Anspannung bei der
                              									wechselnden Fachbildung unterliegen.
                           Die beiden Grundketten G kommen von einem
                              									gemeinschaftlichen Baume F und sind von demselben weg
                              									gemeinschaftlich über die Leitwalzen F1 und F2 geführt, nach welchen die Ketten durch die zur
                              									Bestimmung der Florhöhe verstellbar gemachten Walzen L
                              									getrennt werden. Die Walze F2 liegt an den Enden von zweiarmigen Hebeln h, an deren andere Enden die Scheibengewichte g angehängt sind; die Hebel h sitzen fest auf
                              									der Walze F1, so daſs
                              									jede durch Spannungsverminderung oder -Vermehrung herbeigeführte Auf- und
                              									Abwärtsbewegung der Walze F2 eine Drehung der Walze F1 im Gefolge hat. Der Lagerzapfen der Walze F1 auf der einen Seite
                              									trägt noch den einarmigen Hebel J (vgl. Fig. 2), an welchen ein
                              									auf der Rolle J1
                              									befestigter Riemen angehängt ist; von einer Rolle neben der Rolle J1 , welche mit
                              									letzterer fest verbunden ist, führt ein gleicher Riemen nach dem wagerecht drehbaren
                              									Hebel K, welcher auf der senkrechten Achse K1 lose sitzt und eine
                              									in das Schaltrad S eingreifende Klinke k trägt. Die auf diese Weise bei Schwingung des Hebels
                              										K der Achse K1 ertheilte Drehung wird durch ein Schneckengetriebe
                              									auf den Kettenbaum F übertragen. Die Schwingung wird
                              									dem Hebel K durch den einen Arm eines Winkelhebels W ertheilt, dessen anderer Arm durch eine Lenkstange
                              									mit der kleinen Kurbel L1 verbunden ist. Die Kurbel L1 wird von der Kurbelwelle B der Ladenbewegung aus unter Vermittelung zweier Stirnräderpaare R1 und R3 und eines
                              									Schneckenräderpaares R2
                              									in Umdrehung versetzt. Das Ende des aufrecht stehenden Armes vom Winkelhebel W ist jedoch nicht zwangläufig mit dem Hebel K verbunden, sondern legt sich nur frei an diesen an,
                              									wobei diese freie Anlage durch eine auf den Hebel K
                              									wirkende Feder gesichert wird.
                           Wird nun zuviel Kette vom Baume F abgelassen, so hebt
                              									sich F2 unter Wirkung
                              									der Gewichte g, der Hebel K wird durch die Riemenverbindung aus dem Schwingungsbereiche des Hebels
                              										W gezogen und eine weitere Abwickelung des Baumes
                              										F hört auf. Vergröſsert sich dann die
                              									Kettenspannung, so senkt sich die Walze F2 und damit der Hebel J, die Riemen lassen den Hebel K durch die
                              									Wirkung seiner Feder wieder gegen den aufrechten Winkelarm W ziehen und der letztere drückt gegen Ende seiner Schwingung den Hebel
                              										K zur Seite, wodurch Kette nachgelassen wird. Da
                              									die Kurbel L1 während
                              									zweier Drehungen von B einmal umläuft, so wird nach
                              									jedem zweiten Schusse der Hebel W schwingen und
                              									folglich die Grundkettenspannung geregelt.
                           Doppelsammt bedarf beim Weben wegen der starken Kreuzung der Polfäden, welche der
                              									eingetragene Schuſsfaden anzuziehen hat, eines kräftigen
                                 										Ladenschlages. Zu diesem Zwecke trennt J.
                                 										Durand in Lyon (Erl. * D. R. P. Nr. 24383 vom 25. April 1883) in den Laden von mechanischen Webstühlen für Doppelsammt das
                              										Blatt von der Schützenbahn und bewegt beide beim
                              									Zuschlagen der Lade besonders. Die Lade wird in gewöhnlicher Weise durch die
                              									Kurbelwelle G (Fig. 7 Taf. 33) bewegt;
                              									doch ist die Lade in zwei Theile A und B zerlegt, die jeder für sich an Armen befestigt sind
                              									und um die feste Achse H schwingen. Der hintere Theil
                              										B, das Weberblatt, wird, so lange dessen am
                              									Schwingungsarme C befestigter Arm E nicht von dem umlaufenden Daumen D beeinfluſst ist, durch eine stellbare Feder F gegen den vorderen Theil A der Lade, die Schützenbahn, gezogen. Der Doppeldaumen D sitzt auf einer Welle, welche von der Kurbelwelle G aus durch Zahnräder halb so schnell wie diese gedreht
                              									wird, und dadurch folgt beim Ausschlage der Lade das Blatt der Bahn; beim Zuschlagen
                              									der Lade wird dagegen deren hinterer Theil B von dem
                              									Daumen D zurückgehalten, bis die Laufrolle am Ende des
                              									Armes E von diesem abschnappt und nun die vorher
                              									gespannte Feder F zur Wirkung kommen kann.
                           Während sonst die Nadeln oder Ruthen, welche mitunter im Gebrauche sind, um einen
                              									gleichbleibenden Abstand der Grundgewebe und somit eine stets gleiche Polhöhe zu
                              									bestimmen und zu sichern, in der Schuſsrichtung nach einer Anzahl Schuſs eingelegt
                              									werden, will Ch. Devillaine in Lyon (* D. R. P. Nr.
                                 									27066 vom 9. Mai 1883) solche Ruthen in der
                                 										Kettenrichtung beim Weben feststehend
                              									benutzen. Hinter dem Harnisch wird zwischen den Grundketten eine feste Schiene
                              									angeordnet, an welcher durch den Harnisch und das Blatt bis in das Gewebe reichende
                              									flache Nadeln angehängt sind. Beim Weben mittels Doppellade, wo also zwei Webfächer
                              									immer gleichzeitig gebildet werden, können die Nadeln auch ganz fest zwischen diesen
                              									angeordnet sein.
                           
                           Die bisher betrachteten Einrichtungen an Webstühlen zur Herstellung von Doppelsammt
                              									beziehen sich auf Gewebe, bei welchen der Flor von Kettenfäden gebildet wird; es
                              									handelte sich also bisher um das Weben von sogen. Doppelkettensammt. Der Flor des
                              									Sammtes kann nun aber auch von Schuſsfäden gebildet
                              									werden und, wie man einfachen Schuſssammt herstellt, so läſst sich auf ähnliche
                              									Weise auch Doppelschuſssammt erzeugen. Einen mechanischen Webstuhl hierzu haben H. L. Morel und J. B.
                                    										Poncet in Lyon (* D. R. P. Nr. 26657 vom 9. Januar 1883) angegeben. Der Pol
                              									schuſsfäden wird dabei mittels einer Rohrnadel, welche
                              									diesen Faden in ihrem Inneren aufnimmt, in das von der oberen und unteren Grundkette
                              									gebildete Fach in der durch Textfig. 1
                              									veranschaulichten Bindung eingetragen. Diese Rohrnadel hat eine der Breite des
                              									herzustellenden Gewebes entsprechende Länge und eine Stärke, in der Höhe bemessen,
                              									gleich der doppelten Florhöhe, so daſs die Nadel selbst den Abstand der beiden
                              									Grundgewebe bestimmt. Hierzu bleibt auch die in das Fach eingeschobene Nadel während
                              									der Eintragung des nächstfolgenden Grundschuſsfadens im Gewebe stehen. Dabei wurde
                              									das äuſsere aus der Nadel heraushängende Fadenende gebunden und die Nadel kann nun
                              									aus dem Gewebe gezogen werden, so daſs der ganze Polschuſsfaden nun auch innerhalb
                              									desselben gebunden wird. Wenn dann die Rohrnadel bei dem Austreten aus dem Gewebe
                              									eine neue Fadenlänge aufgenommen hat, wird der Polschuſsfaden zwischen dem
                              									Geweberande und der Nadelspitze durchschnitten.
                           Fig. 1., Bd. 262, S. 511Um den Polschuſsfaden in so reichlichem und spannungslosem Zustande der
                              									Rohrnadel zuzuführen, daſs derselbe bloſs durch seine Rauhheit in der Nadel hängen
                              									bleibt und von dieser mitgenommen wird, ist dieser Faden, wie aus Fig. 6 Taf. 33 zu
                              									entnehmen, auf einer oberhalb der Kette gelagerten groſsen Spule S aufgewickelt und geht von dieser aus durch Oesen s, welche am Webstuhlobertheile befestigt sind, und
                              									über eine an der Seite des Webstuhles angebrachte Drahtöse t zur Rohrnadel N. Zwischen den Oesen s wird der Polschuſsfaden P von Gabeln f erfaſst, welche nach einander
                              									auf und nieder gehen und dabei den Faden P von der
                              									Spule S abziehen. Die Gabeln f sind auf senkrechten hängenden Bolzen verschiebbar und wird deren
                              									Bewegung von Curvenscheiben vermittelt, welche auf Hebel wirken, an denen die Gabeln
                              										f gelenkig angeschlossen sind. Den von diesem
                              									sogen. Schuſsspender gelieferten Faden P zieht die Rohrnadel N
                              									an, welche zum besseren Fassen des Fadens an ihrer Spitze etwas zusammengezogen ist
                              									und dadurch den Faden klemmt, ohne ihn jedoch zu durchschneiden oder zu beschädigen.
                              									Die Nadel N ist an einem Gleitstücke x befestigt, welches auf einer besonderen an der Lade
                              									befestigten Bahn u hin und her geführt wird. Diese
                              									Bewegung erfolgt mittels des Gelenkstückes a und des
                              									Armes b, welch letzterer an der schwingenden Scheibe A befestigt ist Auf der anderen Seite der Lade wird in
                              									gleicher Weise durch die Scheibe B und Gelenkverbindung
                              										cd ein Gleitstück y
                              									verschoben, welches eine Ruthe Q trägt, die beim
                              									Einführen der Nadel N das Fach aus einander zu halten
                              									hat. Die schwingenden Scheiben A und B erhalten ihre Bewegung von Excentern auf der
                              									Hauptwelle des Webstuhles, welche auf Hebel h wirken,
                              									deren Arme durch Ketten mit den Umfangen der Scheiben A
                              									und B verbunden sind. Die zwischen diesen angeordnete
                              									dritte Scheibe C dient zur Bewegung des Messers zum
                              									Zerschneiden des Doppelgewebes.
                           Ist die Nadel N aus dem Gewebe gezogen, so klemmt sie
                              									den abgelassenen Faden während kurzer Zeit fest, um dem Schuſsspender die Förderung
                              									einer neuen Schuſslänge zu gestatten. Darauf wird der Faden von einem festen Messer,
                              									gegen welches die Lade schlägt, neben der Gewebekante durchschnitten, so daſs die
                              									Einführung eines neuen Fadens durch die Nadel N
                              									erfolgen kann.
                           Der auf diese Weise hergestellte sogen. Doppelschuſssammt wird aber in Bezug auf
                              									Regelmäſsigkeit und Gleichheit kaum mit Doppelkettensammt in Wettbewerb treten
                              									können und thatsächlich auch nur in geringerem Gütegrade ausgeführt.
                           Die Doppelsammtgewebe müssen nun, um den einfachen Sammt mit Flordecke zu erhalten,
                              									zertrennt, die verbindenden Polfäden der beiden Grundgewebe zerschnitten werden. Von
                              									der guten Ausführung dieser Arbeit ist besonders das gute Aussehen des Sammtes
                              									abhängig und daher dem Zerschneiden des Doppelgewebes eine groſse Aufmerksamkeit zu
                              									schenken. Die zahlreichen hierzu vorgeschlagenen Ausführungsarten lassen sich in
                              									zwei Richtungen unterscheiden. Das Doppelgewebe wird entweder unmittelbar im
                              									Verlaufe seiner Herstellung auf dem Webstuhle selbst oder auf besonderen
                              										ApparatenVgl. Farran 1882 243
                                    											* 305. im fertigen Stück auf einmal zerschnitten. Beide Verfahren
                              									finden sich in der Praxis angewendet und dürfte dem zweiten der Vortheil
                              									zuzuschreiben sein, daſs dabei der Weber für die Beaufsichtigung des Webstuhles
                              									etwas entlastet wird und dem Zerschneiden selbst eine eingehendere Beobachtung
                              									geschenkt werden kann; allerdings ist dabei wieder ein Apparat mehr nöthig und das
                              									Doppelgewebe kommt vor dem Zerschneiden auſser Spannung, welche, in gleichmäſsiger
                              									Weise wieder zu erreichen, eine entsprechende Anordnung des besonderen
                              									Schneidapparates bedingt.
                           Fig. 2., Bd. 262, S. 512Abweichend von diesen beiden Verfahren will O.
                                    										Hallensleben in Chemnitz (* D. R. P. Nr. 32463 vom 22. Februar 1885) das
                              										Zerschneiden des Doppelsammtgewebes mit Hilfe der
                                 										Einlegeruthen bewirken. Die Ruthen erhalten, wie in Textfig. 2 veranschaulicht ist, an dem einen Ende ein
                              									Messer, welches beim Ausziehen der Ruthen die Polfäden bis zur nächsten Ruthe
                              									zerschneidet. Um die Polfäden dabei besser zusammen zu drängen, erhalten die Ruthen
                              									einen linsenförmigen Querschnitt, was sich allerdings wegen möglicher Ungleichheiten
                              									der zerschnittenen Gewebe, wie das ganze Verfahren überhaupt, wenig empfehlen
                              									dürfte.
                           Die Schneidapparate für Doppelsammtgewebe, welche unmittelbar an den Webstühlen angebracht werden,
                              									arbeiten meistens mit einem in der Breite des Gewebes zwischen den aus einander
                              									geführten einfachen Sammtgeweben hin und her bewegten Messer; das letztere ist
                              									entweder ein Flachmesser, oder eine umlaufende Messerscheibe. Es werden nun zunächst die
                              									Mittel betrachtet werden müssen, welche zur Erzielung der hin und her gehenden Bewegung des Messers angewendet werden.
                           Bei dem Doppelsammt-Webstuhle von C. Gronert in Berlin
                              									(Erl. * D. R. P. Nr. 24209 vom 13. Februar 1883) ist die aus Fig. 3 und 4 Taf. 33 ersichtliche
                              									Anordnung getroffen. Von der Ladenkurbelwelle A wird
                              									durch ein Stirnräderpaar auf der einen Seite mit halber Geschwindigkeit eine Welle
                              										B und auf der anderen Seite durch ein Rad C das groſse Rad H
                              									getrieben, dessen Geschwindigkeit sich nach der Art der damit verbundenen Excenter
                              										E zur Schaftbewegung richtet. Auf der Welle B sitzt mit Nuth verschiebbar eine Doppelscheibe J, zwischen welche ein Kegel K der senkrecht zu B gelagerten Achse F tritt. Je nach der Anlage des rechten oder linken
                              									Kranzes der Doppelscheibe J an K wird die Achse F also rechts oder links
                              									umgedreht; die Mitnahme kann dabei durch Reibung oder Verzahnung erfolgen. Auf der
                              									Achse F sitzt vorn am Webstuhle die Scheibe S, auf welcher eine endlose Schnur befestigt ist. In
                              									diese über die Rollen r geführte Schnur ist der in
                              									einer Schwalbenschwanznuth geführte Messerträger M
                              									eingeschaltet und derselbe wird also durch die wechselnde Drehung der Scheibe S in der Gewebebreite hin und her verschoben. Diese
                              									Bewegung wird von dem Rade H beeinfluſst, welches einen
                              									seitlichen, mit einer Erhöhung und daneben befindlicher Vertiefung versehenen
                              									Laufkranz besitzt. Gegen diesen wird durch eine Feder O
                              									die Stange eines Hebels L, an welchen die Doppelscheibe
                              										J anläuft, gedrückt. Auf diese Weise macht das
                              									Messer durch entsprechende Verschiebung von J, also
                              									während einer Umdrehung von H, immer kurz hinter
                              									einander eine Hin- und eine Herbewegung; je nach dem Uebersetzungsverhältnisse
                              									zwischen C und H wird also
                              									alle 4., 6. u. f. Schuſs das Messer einmal schneiden.
                           Aus Fig. 4 und
                              										5 Taf. 33
                              									ist auch gleichzeitig ein Aufwinderegulator für die
                              									zerschnittenen einfachen Gewebe ersichtlich. Statt der sonstigen mehrfachen
                              									Stirnräderübersetzung ist hier nur ein Schneckengetriebe s vorhanden, welches von einem Schaltrade e
                              									aus gesteuert wird; das letztere erhält seine absetzende Drehung von dem
                              									Klinkenhebel d, dessen freies Ende in einer am
                              									Ladenschwengel angebrachten Schlitzführung u gleitet.
                              									Um die Aufwindung zu regeln, wird diese Führung u mehr
                              									oder weniger schräg eingestellt, Das Schneckenrad a
                              									sitzt unmittelbar auf
                              									dem unteren Waarenbaume und treibt mittels eines gleichen Rades b gleichzeitig den oberen Baum.
                           Zur Bewegung des Schneidmessers hat F. A. y Parellada in Barcelona (* D. R. P. Nr. 25254
                                 									vom 7. März 1883) die in Fig. 9 Taf. 33
                              									dargestellte Einrichtung getroffen. Das Messer s,
                              									welches in einer Schiene v geführt wird, ist in eine
                              									Schnur S eingeschaltet, deren beide Theile über
                              									Spannrollen r nach dem oben im Webstuhle angeordneten
                              									Winkelhebel h geleitet und dort befestigt sind. Der
                              									Winkelhebel h wird durch Vermittelung des
                              									Zwischenhebels b und der an eine Kurbel angeschlossenen
                              									Lenkstange a in Schwingungen versetzt.
                           Eine gleichbleibende Schärfe des Schneidmessers ist nun zur Erzielung eines glatten
                              									Schnittes und damit eines guten Aussehens des Flores Bedingung und bedarf daher das
                              									Messer eines öfteren Schärfens. Um nun dieses Schärfen
                              									selbstthätig beim Arbeiten des Messers auszuführen, sind die Doppelsammtwebstühle
                              									noch mit besonderen Vorrichtungen hierzu auszurüsten.
                              									Dieselben bestehen meistens in an den Seiten des Webstuhles angebrachten
                              									Schleifklötzchen oder Schleifwälzchen, welche das Messer am Ende jedes Hin- und
                              									Herganges berührt.
                           Die von M. Leach, J. Heaton und J. Bentley in Bradford (* D. R. P. Nr. 31119 vom 30. Mai 1884) angegebene
                              									Einrichtung zum Schärfen des Schneidmessers setzt ein flaches Messer voraus. An den Seitengestellwänden des Webstuhles sind lose
                              									auf verstellbaren Bolzen drehbar die Schmirgelrollen R
                              										(Fig. 8
                              									Taf. 33) angebracht; dieselben sind vorn etwas zugespitzt und werden von einer
                              									schnell laufenden Welle des Webstuhles aus jede für sich mittels Schnur angetrieben.
                              									Das in die hin und her bewegte Schnur S eingeschaltete,
                              									in dem Böckchen M verstellbare Messer s tritt immer am Ende seines Hubes einmal unter die
                              									linke, dann unter die rechte Schleifrolle R, so daſs
                              									abwechselnd die obere und die untere Messerseite angeschliffen wird. Die Tragbolzen
                              									für die Schleifrollen R sitzen an den mittels
                              									Schraubenspindeln in der Höhe einstellbaren Böckchen Q
                              									für den Führungsträger P des Messerböckchens M, so daſs bei der Stellung des Messerlaufes auch die
                              									Schleifrollen folgen.
                           Ganz ähnlich ist der Schärfapparat von E. Greaves in
                              									Bradford (Englisches Patent 1885 Nr. 4003), nur daſs bei demselben ein umlaufendes
                              										Scheibenmesser vorausgesetzt wird. Diesem
                              									entsprechend sind zum Anschleifen der beiden Flächen zwei Paare von Kegelwalzen A (Fig. 14 Taf. 33)
                              									angeordnet, welche unter dem Schneidwinkel des Messers s zu einander stehen.
                           Die verschiedenen getrennt vom Webstuhle arbeitenden Schneidapparate für Doppelsammtgewebe unterscheiden
                              									sich nur durch die Anordnung des Messers; die übrige Einrichtung ist stets die
                              									gleiche: Das von dem gebremsten Wickel kommende oder über eine Bremswalze geführte
                              									Doppelgewebe wird in einen Spalt geleitet, bei dessen Austritt dasselbe von dem Schneidmesser zertrennt
                              									wird. Die beiden erhaltenen einfachen Gewebe werden dann nahezu in einem rechten
                              									Winkel zur Richtung des Spaltes über dessen vordere abgerundete Kanten durch mit
                              									Nadeln besetzte Walzen abgezogen. Hiervon unterscheidet sich nur der Farran'sche Schneidapparat (vgl. 1882 243 * 305), bei welchem statt der festen kantigen
                              									Schienen Walzen zur Bildung des Schnittspaltes benutzt sind.
                           Bei dem Schneidapparate von Th. Diéderichs in Burgoïn,
                                 									Frankreich (* D. R. P. Nr. 24144 vom 13. April 1883) wird ein doppeltes Zinkenmesser s (vgl. Fig. 13 Taf. 33) benutzt.
                              									Das eine Messer ist feststehend, während das zweite Messer an dem ersten von einer
                              									Kurbel mittels der Lenkstange a bewegt hin- und
                              									hergleitet und so die zwischen die Zinken getretenen Fäden von den Zinken beider
                              									Messer scherenartig zerschnitten werden. Die Einrichtung des Apparates
                              									veranschaulicht in einem Schnitte Fig. 12 Taf. 33. Das
                              									Doppelgewebe wird in die mittlere Abtheilung des Kastens K gelegt, steigt aus derselben zwischen den Walzen B und C, von welchen die letztere durch ein
                              									umschlungenes, beliebig zu beschwerendes Seil S
                              									gebremst wird, zwischen die Schienen A, worauf die
                              									einfachen Gewebe, von den Walzen D abgezogen, in die
                              									Seitenabtheilungen des Kastens K zurückfallen.
                           Der von Wilh. Vogel in Chemnitz und der Sächsischen Stickmaschinenfabrik in Kappel bei Chemnitz	(* D. R. P. Nr. 30766 vom 4. Juli 1884) angegebene Apparat besitzt mehrere an einem
                              									biegsamen, endlos umlaufenden Bande befestigte
                                 										Flachmesser, so daſs in gewissem Sinne eine liegende Bandsäge besteht. Das
                              									endlose Stahlband S (Fig. 10 und 11 Taf. 33),
                              									an welchem die Messer s in der Höhe stellbar befestigt
                              									sind, wird über zwei an den Seiten des Apparates wagerecht gelagerte Scheiben A gelegt, von welchen die eine gegen die andere
                              									verstellbar ist und die andere mittels eines halbgeschränkten Riemens angetrieben
                              									wird. Unter dem Schnittspalte wird das sonst frei laufende Band von Rollen r unterstützt und die Messer s durch zwei stellbare Schienen t seitlich
                              									geführt. Das Schleifen der Messer findet beim Rücklaufe durch Schmirgelrollen statt,
                              									gegen welche die Messer durch in Gewichtshebeln ruhende, an die glatte Bandseite
                              									sich anlegende Wälzchen gedrückt werden.
                           O. E. Drown in Savlesville (Nordamerikanisches Patent
                              									Nr. 350726 vom 13. August 1884) bringt eine umlaufende
                                 										Messerkette in Vorschlag. Wie aus Fig. 15 und 16 Taf. 33 zu
                              									ersehen ist, sind an den einzelnen Gliedern einer Gelenkkette g, welche zwischen zwei Schienen D geführt wird, flache Messer s befestigt, welche gleichzeitig zwischen den Schienen D gerade gehalten werden. Ueber die Schneidkante der
                              									Messer ragen auf beiden Seiten ein wenig die Zinken von stellbaren Stahlkämmen m vor. Die letzteren haben den Zweck, die zwischen die
                              									Zinken eingetretenen Florfäden des Doppelsammtgewebes an den Schneidstellen gegen eine seitliche
                              									Mitnahme von den Messern s zu schützen und so zu einer
                              									gröſseren Gleichmäſsigkeit des Flores der einfachen Gewebe beizutragen. Fig. 17 Taf.
                              									33 veranschaulicht die ganze Anordnung des Schneidapparates. Das Doppelgewebe wird
                              									vor der Einführung in den Schneidspalt über zwei entgegengesetzt laufende Walzen B geleitet, so daſs an diesen je eine Gewebeseite zur
                              									Anlage kommt. Die Walzen B erhalten am Umfange
                              									schraubengangförmig von der Mitte aus eingedrehte Rillen, so daſs die Umfangsflächen
                              									als Breithalter wirken und so beide Grundgewebe vor dem Zerschneiden erst seitlich
                              									ausgezogen werden. Die endlose Gelenkkette g ist über
                              									Zahnscheiben gelegt und wird durch dieselben bewegt. Auf ihrem Rückgange im unteren
                              									Theile des Apparates werden die Messer durch Schmirgelscheiben S beständig scharf erhalten.
                           Der Schneidapparat von Ch. Coupland in Seymour (* D. R.
                                 									P. Nr. 27184 vom 3. Mai 1883) besitzt eine Reihe umlaufender
                                 										Kreisscheibenmesser, welche Messerreihe kurz hin
                                 										und her bewegt wird, wobei gleichzeitig abwechselnd von beiden Seiten ein
                              									Schleifen der Messer durch federnde Schleifstücke stattfindet. In Fig. 18 Taf. 33 ist diese
                              									Schneidvorrichtung dargestellt. Die den Schneidspalt bildenden Träger A sind hier in Rippenguſs ausgeführt und gegen einander
                              									entsprechend der wechselnden Polhöhe des Doppelgewebes senkrecht zu verstellen. Die
                              									getrennten einfachen Gewebe werden durch die mit Kratzenbeschlag umwickelten Walzen
                              										B abgezogen. Die Spindeln I der Scheibenmesser D sitzen in
                              									zweitheiligen Lagerbüchsen J, die in dem Träger G befestigt werden; letzterer erhält durch eine Kurbel
                              									und Lenkstange eine langsam hin und her gehende Bewegung. Vor den Messern D sind ober- und unterhalb zwei Achsen K angeordnet, welche langsame Umdrehung erhalten, so
                              									daſs bei derselben die Schleifstücke L an denselben
                              									immer auf eine kurze Zeit mit den Messern D in
                              									Berührung kommen.
                           Trotz der hohen Umlaufszahl (4500 in der Minute bei einer Schnittgeschwindigkeit von
                              									etwa 4500m) sind für den Antrieb der
                              									Scheibenmesser D die doch stets sicher wirkenden
                              									Zahnräder gewählt. Am unteren Ende jeder Messerspindel I sitzt ein Kegelrad n (vgl. Fig. 19 Taf. 33), in
                              									welche Räder gröſsere, auf einer wagerechten Welle sitzende Kegelräder eingreifen.
                              									Diese Welle ist in Armen des Trägers G gelagert, sie
                              									macht also dessen Verschiebungen mit und wird dabei durch einen Riemen angetrieben.
                              									Zu betonen ist die gute Lagerung der Messerspindeln. Die Lagerstelle ist länger als
                              									der Durchmesser der Messer D und die Spindel I auf beiden Seiten kegelförmig angedreht, oben etwas
                              									sanfter, um beim Klapprig werden durch Abdrehen der Flansche der oberen
                              									Lagerbüchshälfte sofort wieder einen dichten Sitz zu erhalten. Die untere Hälfte der
                              									Lagerbüchse wird in dem Träger G durch einen Stift r gehalten, an dessen Stelle dieselbe flach angefeilt
                              									ist. Jedes Messer kann also schnell und leicht herausgenommen werden. Die Messerspindel I ist in der Mitte etwas ausgekehlt, um das in dem
                              									Röhrchen l zugegossene Schmieröl besser zu halten; das
                              									letztere wird durch eine in der Spindel I eingedrehte
                              									Schraubennuth auch an die obere Lagerstelle befördert. Damit kein Oelverlust
                              									stattfindet, erhält die Lagerbüchse J unten eine
                              									Stopfbüchse m und am oberen Ende der Lagerbüchse ist
                              									auf die Spindel I ein Filzring gesetzt, der von einer
                              									Schutzhülse d überdeckt wird. Damit wird gleichzeitig
                              									der Zutritt von Staub und Schmutz in das Lager verhindert. Die Messer D werden auf der Spindel I
                              									zwischen zwei Mutterscheiben s gefaſst und sind somit
                              									lothrecht auf der Spindel I verstellbar.
                           Die Einrichtung der Schleifachsen K ist aus Fig. 20 und
                              										21 Taf.
                              									33 zu entnehmen. Die Achsen K sind für die Aufnahme der
                              									Schleifstücke L eingeschnitten. Diese Bogenstücke L sind aus Holz und mit Röthel o. dgl. belegt;
                              									dieselben sitzen auf viereckig gebogenen Federn f,
                              									welche an der unteren Seite der Klötzchen b befestigt
                              									sind. Diese Klötzchen b sind mittels der Schrauben i radial zur Achse K zu
                              									verstellen und werden alle Schrauben i gemeinschaftlich
                              									durch eine mittels der Schrauben h zu befestigende
                              									Schiene v vor dem Herausfallen aus den Achsen K geschützt.
                           Bei dem Zerschneiden der Doppelsammtgewebe liegt es sehr nahe, durch eine
                              									gegenseitige Verschiebung von Messer und Gewebe an der Schneidstelle eine in
                              									beliebiger Form verlaufende Schnittlinie des Doppelgewebes und folglich einfache Sammtgewebe mit ungleichförmiger, gemusterter Haardecke (vgl. Fig. 23 Taf. 33)
                              									herzustellen. Solche Stoffe haben sich namentlich für Besatzzwecke gut eingeführt
                              									und sollen daher zum Schlüsse dieses vorliegenden Berichtes noch die zwei
                              									angegebenen Verfahren zu deren Herstellung besprochen werden.
                           F. Tonnar in Dülken bei Crefeld (* D. R. P. Nr. 30621
                                 									vom 31. Juli 1884) ordnet den am Webstuhle angebrachten Schneidapparat für diesen Zweck um. Wie aus Fig. 22 Taf. 33 zu
                              									entnehmen ist, bleibt die Führungsschiene M für das
                              									verschiebbare Flachmesser s fest stehen. Dagegen wird
                              									das Doppelgewebe an der Schneidstelle zwischen zwei unter einander verbundenen
                              									Leisten l gefaſst, welche durch die auf dem Excenter
                              										e ruhenden Führungsstifte f in langsame, auf und nieder gehende Bewegung versetzt werden. Das
                              									Excenter e ist durch Aufschieben eines excentrischen
                              									Ringes auf ein Excenter in seiner Hubhöhe stellbar und wird von dem unteren
                              									Abzugsbaume B angetrieben. Die hierbei erhaltenen
                              									einfachen Sammtgewebe zeigen eine wellenförmig verlaufende Flordecke, weshalb
                              									solcher Sammt auch kurz Wellensammt genannt wird. Statt
                              									des Excenters e kann auch eine Musterkette mit
                              									verschieden hohen Gliedern in Anwendung kommen, so daſs die Schnittfläche sehr
                              									mannigfaltig erhalten werden kann. Weiter läſst sich auch zu gleichem Zwecke, wie in
                              										Fig. 22
                              									punktirt angedeutet ist, statt des Gewebes die Führungsschiene M des Schneidmessers in kurze schwingende Bewegungen
                              									versetzen.
                           
                           F. Colombet und Comp. in St. Etienne (* D. R. P. Nr.
                                 									28125 vom 30. Januar 1884) lassen die Führungen für das
                              									Messer und das Doppelgewebe ruhig stehen, geben dagegen der Führung die gewünschte Form. Das Doppelgewebe liegt dabei, wie in
                              										Fig. 24
                              									Taf. 33 veranschaulicht ist, an der Schneidstelle in Wellenform und der gerade
                              									Schnitt bringt also zwei Wellensammte (vgl. Fig. 23) hervor. Bei
                              									diesen verlaufen jedoch die Wellen in der Schuſsrichtung, während bei dem Tonnar'schen Verfahren dies in der Kettenrichtung
                              									erfolgt. Statt der festen Führungsformleisten kann man auch Formwalzen (vgl. Fig. 25 Taf. 3331) anwenden.
                           
                        
                     
                  
               
