| Titel: | Ueber Neuerungen an Kokesöfen. | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 520 | 
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                        Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
                        (Patentklasse 10. Fortsetzung des Berichtes Bd.
                           								260 S. 376.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									34.
                        Ueber Neuerungen an Kokesöfen.
                        
                     
                        
                           Da es für ein sicheres und schnelles Arbeiten beim Ausdrücken der Kokes aus
                              									wagerechten Kokesöfen sehr wesentlich ist, daſs beide Thüren jeder Kammer von einer
                              									Seite des Ofens aus gleichzeitig geöffnet werden können, so empfiehlt es sich, das
                              									Oeffnen der Thüren gleich mit Hilfe des Motors der Kokesausdrückmaschine vornehmen
                              									zu lassen. Gebrüder Röchling in Saarbrücken (* D. R. P.
                                 									Nr. 35407 vom 2. September 1885) haben nun eine Vorrichtung angegeben, durch welche
                              									das gleichzeitige Heben und Niederlassen beider Thüren
                              									in der angedeuteten Weise besorgt werden soll. Zu diesem Zwecke wird neben dem
                              									Zahnstangentriebe der Kokesausdrückmaschine ein zweiter Trieb befestigt, welcher in
                              									ein lose drehbares Zahnrad greift, das durch Ein- und Ausrückung einer Kuppelung im
                              									Bedarfsfalle in Umdrehung versetzt wird. Neben diesem Zahnrade sitzt eine
                              									Doppelkettenrolle, von welcher die beiden mit Gewichten v und v1
                              										(Fig. 4
                              									Taf. 34) versehenen Ketten x und x1 über die Rollen p und p1 bezieh. die Unterstützungen y nach den Ofenthüren führen. Neben dem
                              									Antriebszahnrade der Kettenrollen sitzt noch ein Getriebe, welches wiederum in ein
                              									Bremsrad greift. Auf dem Gestellbocke A, welcher auf
                              									dem vorderen Theil des Wagens der Kokesausdrückmaschine angebracht ist, ruht der
                              									Balken u mit den Rollen p
                              									und p1; derselbe reicht
                              									bis zur vorderen Kante des Ofens und wird dort durch das fahrbare Gestell n getragen.
                           Sobald nun die Ausdrückmaschine vor dem Ofen aufgefahren ist, wird vom Führerstande
                              									aus die genannte Bremse durch die Kurbel s gelöst und
                              									die Kuppelung eingerückt, worauf, nachdem die Ketten x
                              									und x1 bis zum Oehr der
                              									Ofenthür niedergelassen und dort eingehängt sind, die Thüren in die Höhe gezogen
                              									werden. Die Bremse wird dann festgezogen, damit die Thüren in der Höhe gehalten
                              									werden, und die Kuppelung ausgerückt. Nachdem der Kokeskuchen ausgedrückt ist, wird
                              									die Bremse so weit gelöst, daſs die Thüren durch ihre eigene Schwere sich
                              									senken.
                           Wie aus Fig. 4
                              									zu ersehen ist, erfolgt die Beschickung der Kokesöfen
                              									in der Weise, daſs das zu verkokende Material in besonderen Wagen über die einzelnen
                              									Beschickungsöffnungen gebracht wird, worauf durch Lösen des Bodens der Wageninhalt
                              									abstürzt. Jul. Quaglio in Berlin (* D. R. P. Nr. 36097
                                 									vom 29. August 1885) schlägt nun eine andere Einrichtung zu diesem Zwecke vor. Das
                              									Beschicken der einzelnen Kammern erfolgt bei geöffneten Thüren von der Seite aus und
                              									läuft vor dem Kokesöfen auf einer Bahn ein besonderer Wagen von gleicher Länge wie
                              									die Verkokungskammer. Der Wagen besitzt zwei drehbare Seitenwände a (Fig. 2 und 3 Taf. 34) und eine
                              									bewegliche Bodenplatte b sowie zwei Stirn platten c und c1, so daſs hiermit ein viereckiger Kasten gebildet
                              									wird, dessen Abmessungen nur etwas kleiner sind als die der Kokeskammern, soweit
                              									diese mit Kohlen gefüllt werden sollen. Dieser ganze Kohlenkasten kann mit dem Wagen
                              										d mit Hilfe eines Windwerkes h vor jede einzelne Kokeskammer gebracht werden.
                           Soll nun die Beschickung erfolgen, so wird der Kohlenkasten zunächst nach dem
                              									Füllorte gebracht. Dieser besteht aus einem Gestelle mit Schienen, auf welchen ein
                              									mit Kohlen gefüllter Trichterwagen, über die ganze Länge des Kohlenkastens
                              									hinlaufend, denselben mit einer gleichmäſsig vertheilten Schicht genäſster Kohlen
                              									füllt. Diese wird festgestampft oder festgewalzt, eine zweite Schicht darüber
                              									gefüllt, wieder gestampft oder gewalzt u.s.f., bis die nöthige Höhe des
                              									Kohlenkörpers erreicht ist. Für dieses Feststampfen bringt Quaglio eine Stampfvorrichtung in Vorschlag,
                              									welche aus mehreren Stempeln besteht, die mittels eines an einer Hauptwelle
                              									verschiebbaren Wagens wagerecht über den Kohlenkasten sich hinbewegen und lothrecht
                              									hoch und niedrig eingestellt werden können. Auch kann die Einrichtung derart
                              									getroffen werden, daſs die Stempel auf einem feststehenden Gestelle angebracht sind,
                              									während der Kohlenkasten während des Einstampfens hin und her bewegt wird. In den
                              									Kohlen im Kasten wird in der Mitte eine Eisenstange t
                              									eingelegt, welche mit den Stirnplatten c und c1 verbunden wird.
                              									Nachdem nun der Wagen d mit dem gefüllten Kohlenkasten
                              									vor die Kammer A gebracht, die Seiten wände des Kastens
                              									zur Seite geklappt und die Ausstoſsplatte mittels einer Kette l mit der Bodenplatte b
                              									gekuppelt ist, wird durch Rückwärtsziehen der Ausstoſsplatte die Bodenplatte b mit dem ganzen Kohlenkasten in die Kammer A gezogen. Nun werden nach dem Lösen der Kette l, dem Herausziehen der Stange t und dem Abnehmen der Stirnplatten c und c1 die Thüren B herabgelassen. Auf der Beschickungsseite kann dies nur
                              									bis nahe an den Boden b geschehen; letzterer wird dann
                              									mittels der Winde h und Kette oder Seil i herausgezogen. Die Thüren werden verschmiert und der
                              									Wagen d kann wieder nach dem Füllorte fahren.
                           Fig. 2 Taf. 34
                              									zeigt noch eine Kokesrampe C. Wenn eine solche nicht
                              									vorhanden sein sollte, wendet man, um die glühenden Kokes schnell zu entfernen und
                              									abzulöschen, einen zweiten Kasten von der Gröſse der Kokeskammer an. Dieser Kasten
                              									befindet sich mit dem Stampfkasten, dem Wasser- und Kohlenkasten, dem Dampfkessel
                              									und der Dampfmaschine zusammen auf einem gemeinschaftlichen Wagen. Der Kokeskasten
                              									hat hohle Seiten wände, welche mit Wasser gefüllt werden; die Seitenwände sind durch
                              									Stehbolzen versteift und die Deckplatte ist mit kleinen Löchern versehen, um durch
                              									Aufgieſsen von Wasser den Kokeskuchen schnell ablöschen zu können. Der Boden ist
                              									fallthürartig, die nach dem Ofen zu liegende vordere Stirnwand bildet eine
                              									zweiflügelige Thür und die hintere Stirnwand einen in seitlichen Falzen geführten
                              									Schieber. Als Dampfmaschine wird zweckmäſsig eine kleine Zwillingsmaschine mit
                              									Umsteuerung verwendet.
                           Wenn es an Kaum mangelt, kann man die Ausstoſs- mit der Beschickungsmaschine
                              									vereinigen, wie dies Fig. 1 Taf. 34 veranschaulicht. Die Stirnplatten c sind dann sehr kräftig und durch einen Steg s verbunden. Man wendet nun entweder eine Zahnstange von der Länge des
                              									Ofens, oder eine Gelenkkette e an, welche über die
                              									Rollen f läuft und bei g
                              									mit der einen Platte c gekuppelt ist. Auch kann man
                              									eine im Boden b selbst befindliche Zahnstange anwenden,
                              									wobei dann der Boden entweder aus zwei Theilen besteht, welche an der Zahnstange von
                              									der Seite her befestigt werden, oder auch aus einem einzigen gekröpften Stücke,
                              									welches dann von der Seite und von oben mit der Zahnstange verbunden wird.
                           Quaglio will auch das Einbringen des zusammengepreſsten
                              									Kohlenkörpers dadurch erzielen, daſs derselbe sammt den Seiten- und Stirnwänden über
                              									den Boden b hinweg, also ohne Boden, in die Kokeskammer
                              									gedrückt oder gezogen wird. Für die Beschickung mit Kleinkohle wird noch
                              									vorgeschlagen, dieselbe zunächst zu Kohlenziegeln zu
                              									formen, letztere dann in dem Kasten aufzuschichten und die Beschickung in gleicher
                              									Weise vorzunehmen.
                           Die in Fig. 11
                              									bis 13 Taf.
                              									34 dargestellte Einrichtung eines senkrechten Kokesofens (vgl. auch Lothringer Eisenwerke 1886 259 * 550) von Jos. Collin in Dortmund (* D.
                                 									R. P. Nr. 36518 vom 18. August 1885) bezweckt namentlich, bei möglichst billigem
                              									Betriebe besonders feste Kokes zu erzielen, sowie bei beschränkter Bodenfläche eine
                              									verhältniſsmäſsig groſse Leistung zu ermöglichen. Die Kammern O werden durch die Löcher F gefüllt und geben nach dem Ausziehen der wagerechten Bodenverschlüsse
                              										T die fertigen Kokes zunächst nach den
                              									bogenförmigen Rutschflächen R und dann weiter nach dem Löschplatze
                              									ab. Die Gase ziehen aus O durch die Oeffnungen a, welche behufs Verhinderung des Eindringens von
                              									Kohlen bogenförmig aufwärts gehen, nach dem Kanäle C,
                              									gelangen durch die Verbindungsöffnung V in die unteren
                              									Wandkanäle und ziehen schlangenförmig ansteigend in dem Kanäle W (vgl. Fig. 13) nach der oberen
                              									Verbindungsöffnung v, um endlich durch den senkrechten
                              									hinteren Kanal H und die Füchse H1 nach dem Hauptgaskanale G zu entweichen. Die Verbrennungsluft hingegen zieht
                              									von den parallel zum Gaskanale G angeordneten Kanälen
                              										L durch die Luftzüge Z
                              									gleichfalls nach V, wo sie mit den von C herkommenden Gasen zusammentrifft. Durch diese
                              									Einrichtung werden die äuſseren Ofenwände stark erhitzt und durch die ausstrahlende
                              									Wärme derselben soll daher die Verkokung bedeutend befördert werden.
                           Die beschriebene Einrichtung ermöglicht es, die Oefen sowohl mit, als auch ohne Gewinnung der Nebenproducte zu betreiben. Im ersteren
                              									Falle treten die Gase, welche in beliebiger Höhe an der Vorderseite der Oefen
                              									entnommen werden können, durch die gewöhnlichen Gasaustrittsöffnungen aus den
                              									Kammern in den Kanal C, dessen Verbindung mit den
                              									Wandkanälen W nunmehr unterhalb der unteren Reihe der
                              									Gasaustrittsöffnungen unterbrochen wird. Von hier aus werden die Gase durch in C einmündende Rohre nach der Condensationsvorrichtung
                              									geleitet. Nach Abgabe der Nebenproducte treten die Gase bei V oder auch höher in die Seitenkanäle W mit
                              									der vorgewärmten Luft wieder ein.
                           Um den Zeitpunkt der Entleerung beobachten zu können, ist unten an jedem Ofen ein
                              									Stück Gasrohr g angebracht, welches bis in den Kanal
                              										C führt.
                           J. Quaglio in Berlin (* D. R. P. Nr. 36357 vom 6.
                                 									November 1885) hat ein Wasserverschluſsventil für Kokesöfen
                                 										mit Gewinnung der Nebenproducte angegeben. Ueber dem Gasabführungsrohre B (Fig. 7 und 8 Taf. 34) ist ein
                              									Stulprohr C angebracht; dieses besitzt in dem unteren
                              									Wasserkasten A und dem oberen Wasserkasten E einen doppelten Wasserverschluſs. Das Stulprohr C geht offen bis nach auſsen und ist oben durch einen
                              									Deckel D verschlossen, der durch eine an dem Stulprohre
                              										C1 angebrachte Oese
                              										a (vgl. Fig. 6 Taf. 34) und einen
                              									Haken mit dem ersteren verbunden ist. Durch Hochziehen eines Stulprohres C läſst sich das Gasabströmungsrohr öffnen und durch
                              									Herablassen desselben jeder Verkokungsraum vollständig abschlieſsen. In dieser
                              									Stellung kann man also jedes einzelne Rohr nach Entfernung des oberen
                              									Verschluſsdeckels ohne Betriebsstörung und ohne Abstellung des Saugers reinigen.
                           Bei Gasleitungen, in denen sich dickflüssige Stoffe absetzen, wie z.B. bei Kokesöfen
                              									mit Theer- und Ammoniakgewinnung, pflegen die bis jetzt gebräuchlichen
                              									Gasabsperrschieber und Ventile wegen des dem Schieber und Gehäuse anhaftenden
                              									Theeres, Ruſses, Peches u.s.w. in der Regel keinen dichten Verschluſs zu bilden. Da
                              									dies für Saugleitungen gefährlich ist, so führt Joh. Schmalz in Witkowitz,
                                 									Mähren (* D. R. P. Nr. 37182 vom 14. April 1886), eine neue Gasabsperrvorrichtung aus, welche am Ende der Kokesöfen unmittelbar hinter
                              									der Vorlage angebracht wird. Bei A (Fig. 9 und 10 Taf. 34) ist die
                              									Gaseinströmung, B führt zum Condensator, die Wand a bis b ist abgerundet,
                              									damit dieselbe mittels eines langen Meiſsels durch eine mit Schraube verschlossene
                              									Oeffnung im Deckel C von dem aus A hinabrinnenden Peche gereinigt und letzteres zugleich
                              									gegen den Schnabel d hingeschoben werden kann, aus
                              									welchem man das Pech mittels Kratze entfernt. Nach auſsen ist der Gasraum durch die
                              									Wand e und das aus der Vorlage zurinnende Wasser stets
                              									geschlossen. Das überflüssige Wasser flieſst durch den Stutzen f, auf dem ein kleiner, leicht zugänglicher Absperrhahn
                              									sitzt, ab. Sobald dieser geschlossen wird, steigt das von der Vorlage her
                              									zuflieſsende Wasser bis zur Höhe des Schnabels d,
                              									wodurch das Rohr B vollständig abgeschlossen wird.
                           Acht solcher Apparate sollen nach gef. Mittheilung bereits seit einem Jahre in
                              									Thätigkeit sein und sich gut bewähren.
                           Ein groſser Uebelstand wird in der Kokerei häufig dadurch herbeigeführt, daſs die
                              									Ofenkammerwände Fugen und Risse bekommen. Hierdurch treten nicht nur Verluste an
                              									Nebenproducten und Betriebsstörungen ein. sondern die Ofenkammern werden auch
                              									unverhältniſsmäſsig; rasch zerstört, wenn nicht sorgfältig darauf Bedacht genommen
                              									wird, daſs jene Fugen gleich bei der Bildung wieder beseitigt werden. M. Kleist und E. Zedler in
                              									Ober-Lagiewnik, O.-S. (* D. R. P. Nr. 36545 vom 6. Februar 1886) empfehlen das in
                              										Fig. 5
                              									Taf. 34 dargestellte Werkzeug, mit welchem das Ausfugen undicht gewordener Kokesofenkammern während
                              									des Betriebes vorgenommen werden soll. Es besteht aus einem von schmiedbarem Gusse
                              									hergestellten Cylinder a mit dem Mundstücke b, dem Kolben c, der
                              									Kolbenstange d mit entsprechendem Handgriff, dem Stiele
                              										f und der Hülse g. Zum
                              									Ausfugen wird der Cylinder a von der Hülse g abgenommen, mit breiartigem Thonmörtel gefüllt, mit
                              									dem Cylinderdeckel g wieder aufgesetzt, mit dem
                              									Mundstücke b in oder an die Fuge geführt und der
                              									Thonmörtel mittels des Kolbens c in die Fuge
                              									eingepreſst.
                           
                        
                     
                  
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