| Titel: | Ueber Erdöl und seine Producte; von R. Redwood. | 
| Autor: | R. Redwood | 
| Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 531 | 
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                        Ueber Erdöl und seine Producte; von R.
                              								Redwood.
                        (Schluſs des Berichtes S. 462 d. Bd.)
                        B. Redwood, über Erdöl und seine Producte.
                        
                     
                        
                           2) Raffination des Rohöles, Darstellung
                                 										der Naphta, des Brennöles, Schmieröles und Paraffins sowie Prüfung derselben.
                                 										Verwendung der aus Erdöl gewonnenen Producte.
                           Das Rohöl wird in den meisten Fällen zur Erzeugung der verschiedenen Producte, als
                              									Naphta, Brennöl, Schmieröl und Paraffin, einer fractionirten Destillation
                              									unterworfen. Manche der schwereren Rohöle werden jedoch unmittelbar als Schmieröle
                              									verwendet, oder man befreit sie durch verhältniſsmäſsig nur gelindes Erwärmen von
                              									den allerflüchtigsten Bestandtheilen. Diese Natural
                                 										Oils oder Reduced Oils genannten Oele sollen
                              									einen gröſseren Werth als Schmiermittel besitzen wie die destillirten Oele derselben
                              									Dichtigkeit; sie werden zur Reinigung gewöhnlich durch
                              									Thierkohle filtrirt. Ein ebenso dargestelltes, specifisch leichteres Oel, welches
                              									als Neutral Oil bezeichnet wird, benutzt man zum
                              									Schmelzen von Wolle und zuweilen als Spindelöl in Feinspinnereien, wo ein besonders
                              									feines Oel erforderlich ist. Die ersten Versuche in Nordamerika, das Rohöl im
                              									Groſsen zu raffiniren, wurden 1854 durch Errichtung einer Destillationsblase von
                              										770l Fassungsvermögen zu Pittsburg
                              									gemacht.
                           Die von Redwood näher beschriebenen Methoden der
                              									Reinigung dürfen als bekannt übergangen werden.
                           Die Ausbeute an Brennöl aus einem Rohöle von gegebener
                              									Beschaffenheit ist in den letzten Jahren durch Anwendung des mit Cracking bezeichneten Verfahrens erheblich gesteigert
                              									worden. Dasselbe gründet sich auf die von Thorpe und
                              										Young beobachtete Thatsache, daſs die
                              									Kohlenwasserstoffe der Paraffinreihe beim Erhitzen über ihren Siedepunkt sich unter
                              									Abscheidung von Kohlenstoff in gasförmige Producte und in Kohlenwasserstoffe der
                              									Olefinreihe zersetzen. Man nimmt diese Behandlung mit denjenigen Fractionen vor,
                              									welche wegen ihres hohen specifischen Gewichtes in gewöhnlichen Lampen nicht
                              									gebrannt werden können und andererseits auch in Folge ihrer geringen Zähflüssigkeit
                              									für die Verwendung als Schmieröle untauglich sind. Zu diesem Zwecke wird die
                              									Destillation so langsam geleitet, daſs die weniger flüchtigen Kohlenwasserstoffe im
                              									oberen Theile der Blase wieder verdichtet werden, in das heiſse Oel zurückfallen und
                              									hierdurch die gewünschte Zersetzung erleiden. Die dabei entweichenden gasförmigen
                              									Producte werden in die Kesselfeuerung geleitet.
                           Dieses Verfahren hat von manchen Seiten eine abfällige Beurtheilung erfahren, indem
                              									hervorgehoben wurde, daſs bei der Raffination dieser Oele vermöge der Fähigkeit der
                              									Olefine, mit Schwefelsäure Verbindungen einzugehen, eine Verunreinigung des
                              									Leuchtöles mit Schwefel haltigen Bestandtheilen nicht zu vermeiden sei. Die
                              									Richtigkeit dieses theoretisch vollkommen stichhaltigen Einwurfes ist von Redwood auch durch die Beobachtung erwiesen, daſs ein
                              									gewöhnliches amerikanisches Handelserdöl, welches beim Schütteln mit einer
                              									Chlorbariumlösung durchaus keine Reaction auf Schwefligsäure gab, doch bei der
                              									Destillation Schwefelsäure entwickelte. Wenn man jedoch bedenkt, daſs im Allgemeinen
                              									die Leuchtöle nur verhältniſsmäſsig geringe Mengen dieser so gewonnenen
                              									Kohlenwasserstoffe enthalten, wird man wohl kaum die Anwendung dieses Verfahrens
                              									verwerfen wollen, welches doch immerhin zu einer Erniedrigung des Preises des
                              									Leuchtöles beiträgt.
                           Ein beträchtlicher Theil des Roherdöles wird von Nordamerika nach Frankreich
                              									eingeführt, um dort raffinirt zu werden, indem der französische Zoll auf raffinirtes
                              									Erdöl die einheimische Industrie concurrenzfähig macht. Rohnaphta und Rückstand
                              									werden ebenfalls, allerdings nur in kleinen Mengen, ausgeführt.
                           Die Beförderung des Leuchtöles auf der Eisenbahn geschieht in Amerika zu einem
                              									groſsen Theile in Cisternenwagen. Auch bei der Ueberführung desselben in die Läden
                              									der Verkäufer werden Cisternenwagen angewendet; theilweise fahren dieselben sogar
                              									bis vor die Thüren der Verbraucher und geben dort die verlangte Menge ab. Im
                              									Gegensatze hierzu geschah bis vor Kurzem die Ausfuhr des Brennöles nur in Fässern
                              									und wurde erst in allerneuester Zeit mit den beiden Schiffen Crusader und Andromeda (vgl.* S. 317 d. Bd.)
                              									der Anfang zur Beförderung in Behältern gemacht.
                           Die Art der Raffination des Brennöles in Canada unterscheidet sich von der in den
                              									Vereinigten Staaten gebräuchlichen nur durch die Anwendung einer Lösung von
                              									Bleiglätte in kaustischer Soda, mit welcher die Destillate nach der Reinigung mit
                              									Schwefelsäure behandelt werden, um die letzten Spuren derselben fortzunehmen. Der
                              									Zweck wird jedoch nach zwei von Redwood angestellten
                              									Untersuchungen von canadischem Brennöl hierdurch nicht erreicht. Im J. 1876 wurde
                              									ihm ein solches Oel, welches einen bläulich-schwarzen Anflug im Lampencylinder
                              									verursachte, zur Prüfung übergeben; er konnte im Cylinder Tröpfchen einer sauer
                              									reagirenden Flüssigkeit beobachten, welche, mit Wasser herausgespült, eine deutliche
                              									Reaction auf Schwefelsäure zeigten. Bei der quantitativen Wiederholung des Versuches
                              									ergab sich ein Schwefelgehalt von 1g,65 auf 1l und in einem zweiten Falle wurden 1g,69 auf 1l
                              										nachgewiesen.Ueber die Raffination des russischen Erdöles ist schon von C. Engler (1886 260
                                    											* 433) ausführlich berichtet worden.
                           Bei einem Vergleiche der Eigenschaften des russischen
                              									und des amerikanischen Erdöles zeigte sich nach Versuchen von Redwood, daſs in Bezug auf die Steigkraft das erstere
                              									die günstigeren Werthe liefert, trotz seines im Allgemeinen höheren specifischen
                              									Gewichtes. Bei hierüber angestellten vergleichenden Versuchen wurden gewöhnliche,
                              									vorher getrocknete
                              									Lampendochte verwendet und die Oelmengen bestimmt, welche in gleichen Zeiten
                              									aufgesaugt wurden:
                           
                              
                                 
                                 Bester Docht
                                 Mittlerer Docht
                                 
                              
                                 Amerikanisches Oel (water
                                       											white)
                                   13,3g
                                       6,7g
                                 
                              
                                 Russisches Oel
                                 13,2
                                      6,1
                                 
                              
                                 Amerikanisches Oel (gewöhnliches)
                                   9,5
                                 bis 4,5.
                                 
                              
                           Durch eine groſse Anzahl vergleichender photometrischer Untersuchungen in den letzten
                              									2 bis 3 Jahren kommt Redwood zu dem Ergebnisse, daſs
                              									russisches Erdöl im Allgemeinen weniger hell brennt als gutes amerikanisches, daſs
                              									jedoch die Helligkeit bei ersterem während längerem Brennen sich ziemlich gleich
                              									bleibt, während sie bei amerikanischem mit dem Sinken der Oeloberfläche in stärkerem
                              									Maſse abnimmt (vgl. Engler und Levin 1886 261 78). Diese Erscheinung findet
                              									ihre Erklärung in der besseren Steigkraft des russischen Brennöles.
                           Die folgende Tabelle gibt eine Uebersicht über die Ausbeute einiger Rohöle an Naphta, Brennöl und Schmieröl:
                           
                              
                                 Abstammung
                                 Spec. G.
                                 Naphta
                                 Brennöl
                                 Schmieröl
                                 
                              
                                 Persien
                                 0,777
                                   1,4
                                 87,5
                                 Spec. Gew.
                                 –
                                 
                              
                                 Ost-Indien
                                 0,821
                                   3,6
                                 62,5
                                 0,800
                                 32,0
                                 
                              
                                 Kyuk Phyou, Birma
                                 0,818
                                 –
                                 55,7
                                 0,800
                                 31,3
                                 
                              
                                 Minbyin, Birma
                                 0,866
                                 –
                                 15,1
                                 0,810
                                 65,9
                                 
                              
                                 West-Barangah, Birma
                                 0,888
                                 –
                                   7,2
                                 0,815
                                 89,3
                                 
                              
                                 „                  „
                                 0,835
                                   2,5
                                 66,1
                                 0,810
                                 27,3
                                 
                              
                                 Assana
                                 0,933
                                 –
                                 –
                                 –
                                 94,2
                                 
                              
                                 Indien
                                 0,935
                                 –
                                 20,0
                                 0,805
                                 60,0
                                 
                              
                                 Ruſsland
                                 0,836
                                 20,0
                                 40,0
                                 –
                                 37,5
                                 
                              
                                       „
                                 0,942
                                 –
                                 –
                                 –
                                 90,0
                                 
                              
                                 Hannover
                                 0,843
                                 10,0
                                 60,0
                                 0,812
                                 27,5
                                 
                              
                                 Südamerika
                                 0,852
                                 –
                                 50,0
                                 0,808
                                 45,0
                                 
                              
                                       „
                                 0,900
                                 –
                                 –
                                 –
                                 91,5
                                 
                              
                                 Neuseeland
                                 0,828
                                 –
                                 60,0
                                 0,808
                                 38,0
                                 
                              
                                 Italien
                                 0,787
                                 45,0
                                 45,0
                                 0,806
                                   5,0
                                 
                              
                                 Nordamerika, Wyoming
                                 0,911
                                   2,5
                                 27,5
                                 –
                                 57,5
                                 
                              
                                 „                 „
                                 0,945
                                 –
                                 10,0
                                 –
                                 72,5
                                 
                              
                           Zur Verarbeitung der Oelschiefer übergehend, so haben
                              									dieselben durchschnittlich einen Aschengehalt von 73 bis 80 Proc. Nach den Angaben
                              									von Henderson (Broxburn Oil Company) erhält man von dem
                              									Broxburn-Schiefer folgende Ausbeuten:
                           
                              
                                 Rohöl
                                 12,5
                                 
                              
                                 Wasser
                                 8,5
                                 
                              
                                 Gas
                                 3,0
                                 
                              
                                 Asche
                                 67,0
                                 
                              
                                 Kohlenstoff im verarbeiteten Schiefer
                                 9,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           In den ersten Zeiten dieser Industrie waren zwei Destillationsniethoden in Gebrauch,
                              									eine absatzweise und eine ununterbrochene. Bei der ersteren wurden die gehörig
                              									zerkleinerten Schiefer in guſseifernen Retorten, ähnlich den in Gaswerken
                              									gebräuchlichen, bis zur völligen Abtreibung aller flüchtigen Producte erhitzt und
                              									darauf nach Entfernung der Schieferrückstände eine neue Ladung eingegeben. Das ununterbrochene
                              									Verfahren wurde in cylindrischen oder ovalen guſseisernen Retorten von 0m,6 Durchmesser und 2,4 bis 3m Länge vorgenommen. Die vorher mittels Maschinen
                              									zerbrochenen Schiefer wurden während 12 bis 20 Stunden einer dunklen Rothglut
                              									ausgesetzt und während der Arbeit am Boden der Retorte ein Dampfstrom eingeführt, um
                              									die Destillationsproducte fortzuleiten und ihre Ueberhitzung zu vermeiden. Der Ofen
                              									war so construirt, daſs der untere Theil der Retorten am stärksten erhitzt wurde.
                              									Von Zeit zu Zeit entfernte man die erschöpften unteren Lagen der Schiefer und gab
                              									von oben die entsprechende Menge neuen Materials zu. Man gewann auf diese Weise
                              										150l Rohöl und 360l Ammoniakwasser auf jede Tonne; das letztere war jedoch wegen des bei der
                              									Destillation verwendeten Wasserdampfes sehr verdünnt.
                           Die von Henderson angegebene Destillationsmethode
                              									unterscheidet sich von den vorigen dadurch, daſs die Retorten lothrecht gestellt
                              									sind und daſs man die erschöpften Schiefer, welche oft 12 bis 14 Proc. Kohlenstoff
                              									enthalten, als Brennstoff verwendet. Die Retorten, welche sich zu vier in einer
                              									Kammer über dem eigentlichen Ofen befinden, besitzen eine Länge von 4m,5 und können 910k Schiefer fassen. Der Boden der Retorten läſst sich öffnen, so daſs man
                              									die erschöpften Schiefer auf den Herd fallen lassen kann, wo sie gleichzeitig mit
                              									den gasförmigen Producten der Destillation verbrannt werden. Bei diesem Systeme wird
                              									der obere Theil der Retorten am stärksten erhitzt; die Destillationsproducte treibt
                              									man ebenfalls durch Einleiten von überhitztem Dampf ab.
                           Die von Will. Young und Georg
                                 										BeilbyVgl. auch 1884 254 * 342. 1886 259 191. 523. 260
                                    											47. erfundene Retorte besteht aus 2 Theilen, einem oberen
                              									eisernen und einem unteren aus feuerfesten Steinen. Bei dieser Anordnung werden die
                              									Schiefer, so lange sie sich im eisernen Theile befinden, nur einer verhältniſsmäſsig
                              									niederen Temperatur ausgesetzt, so daſs keine Ueberhitzung zu befürchten ist.
                              									Allmählich rücken sie, da die unteren Schieferlager von Zeit zu Zeit herausgekrückt
                              									werden, in den unteren Theil vor und werden hier auf eine Temperatur erhitzt, bei
                              									welcher die Bildung des Ammoniaks erfolgen kann. Durch diese Destillationsweise wird
                              									die Ausbeute an Paraffin bedeutend erhöht.
                           Das rohe Schieferöl ist von dunkelgrüner Farbe und besitzt ein specifisches Gewicht
                              									von 0,865 und darüber. Die Raffination des Rohöles ist sehr umständlich. Man beginnt
                              									mit einer vollständigen Destillation des Oeles, darauf folgt die Reinigung mit
                              									Schwefelsäure und Alkali, worauf fractionirt destillirt wird. Die einzelnen
                              									Fractionen werden zu wiederholten Malen abwechselnd mit Säure und Alkali gewaschen
                              									und wieder destillirt. Die schwarzen Schmieröle werden in gleicher Weise wie das
                              									Erdöl auf Paraffin verarbeitet. Aus den gasförmigen Producten, welche nicht im
                              									Condensator verdichtet werden, gewinnt man das rohe Gasolin. Im Folgenden stehen die
                              									durchschnittlichen Ausbeuten, wie sie auf zwei der gröſsten Werke erhalten
                              									werden:
                           
                              Young's Paraffin, Light and Oil Company.
                              
                           
                              
                                 Gasolin
                                 0,25
                                 
                              
                                 Naphta von 0,700 bis 0,760 sp. G.
                                 5,75
                                 
                              
                                 Brennöle:
                                 
                                 
                              
                                     Nr. I, sp. G. = 0,802 bis 804, Entflammungspunkt
                                    											43,3°    Nr. II, sp. G. = 0,810 bis 0,812, Entflammungspunkt
                                    											37,8°    Crystall (No. I chemisch gereinigt)    Leuchtthurmöl, sp.
                                    											G. 0,810 bis 0,820, Entflammungsp. 60°
                                 38,00
                                 
                              
                                 Schmieröle von verschiedenem Eigengewicht
                                 14,50
                                 
                              
                                 Festes Paraffin
                                 11,00
                                 
                              
                                 Verlust
                                 30,50
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           
                              Broxburn Werke.
                              
                           
                              
                                 Naphta von 0,730 sp. G.
                                 5,00
                                 
                              
                                 Brennöle:
                                 
                                 
                              
                                     Petroline, sp. G. = 0,800 bis 0,802    No. I Oel sp.
                                    											G. = 0,808 bis 0,810    Leuchtthurmöl sp. G. = 0,810
                                 37,28
                                 
                              
                                 Schmieröle
                                 17,40
                                 
                              
                                 Festes Paraffin
                                 12,52
                                 
                              
                                 Verlust
                                 27,80
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Nach A. H. Allen enthält das Brennöl aus Schiefer
                              									ungefähr 36 Vol.-Proc. Paraffine und 64 Vol.-Proc. Olefine oder andere von
                              									rauchender Salpetersäure angreifbare Kohlenwasserstoffe.
                           Galletly hat bei dem aus Bogheadkohle erhaltenen
                              									Paraffin die Beobachtung gemacht, daſs der Schmelzpunkt desselben mit dem
                              									specifischen Gewichte zunimmt, wie die folgenden Ziffern zeigen:
                           
                              
                                 Sp. G.
                                 Schmelzpunkt
                                 Sp. G.
                                 Schmelzpunkt
                                 
                              
                                 0,8236
                                   32°
                                 0,9110
                                      53,3°
                                 
                              
                                 0,8480
                                 39
                                 0,9243
                                 58
                                 
                              
                                 0,8520
                                    40,5
                                 0,9248
                                 59
                                 
                              
                                 0,9090
                                    53,3
                                 0,9400
                                 80
                                 
                              
                           Die von Redwood besprochene Reinigung des Ozokerits darf als bekannt vorausgesetzt werden.
                           Es erübrigt noch einen kurzen Blick auf die in Irland betriebene trockene Destillation von Torf zu werfen, welche
                              									Industrie jedoch nur von untergeordneter Bedeutung ist- sie wurde von B. Reece und R. Kane
                              									begründet. Nach Edmund J. Miller liefert der Torf 3 bis
                              									6 Proc. Theer mit ungefähr 0,954 sp. G. Der Gehalt des Theeres an Brennöl (sp. G.
                              									0,820) beträgt nach Vohl im Mittel 20 Proc. an
                              									Schmieröl 22 Proc. Der Paraffingehalt scheint sehr wechselnd zu sein; er wird von
                              									den verschiedenen Untersuchern zu 0,1 bis 3,4 Proc. angegeben.
                           Von Interesse sind die von Redwood gegebenen Zahlen über
                              									die Production von Leuchtöl. Die Gesammterzeugung aller Raffinerien in den
                              									Vereinigten Staaten Nordamerikas betrug im J. 1885 14365698 Barrels oder 20111977
                              									MC; davon wurden in Amerika selbst annähernd 4973825 Barrels oder 6963355 MC
                              									verbraucht, während 5381099 Barrels und 17254611 Büchsen ausgeführt wurden. In Baku wurden in
                              									demselben Jahre 27 Mill. Pud oder 4422600 MC Brennöl dargestellt. Der Verbrauch in
                              									Ruſsland belief sich auf 17 Mill. Pud oder 2784466 MC, während 5 Mill. Pud oder
                              									819000 MC Brennöl ins Ausland gingen.
                           Redwood bespricht nun die Untersuchung des Brennöles und
                              									Schmieröles, welche Ref. als bekannt übergehen kann. Die Prüfung des Paraffins bezweckt gewöhnlich die Bestimmung des anhängenden
                              									Oeles oder auch des Wassergehaltes. Die Menge des Oeles bestimmt man dadurch, daſs
                              									man eine gewogene Menge Paraffin einem bestimmten Drucke während einer gewissen Zeit
                              									bei gleichbleibender Temperatur aussetzt. Aenderung der Temperatur ist hierbei, wie
                              									auch vorauszusehen, nach Redwood's Untersuchungen von
                              									groſserem Einflüsse auf das Versuchsergebniſs als Unterschiede in dem angewendeten
                              									Drucke und in der Zeitdauer des Pressens. Redwood führt
                              									diese Untersuchungen bei 15,5° aus, unter Anwendung von 32g,4 Substanz bei einem Drucke von 9k,14 auf die ganze Oberfläche des Preſskuchens,
                              									welcher 143mm im Durchmesser hält. Die Zeitdauer
                              									des Pressens beträgt 5 Minuten; das abgepreſste Oel wird von Flieſspapier
                              									aufgesaugt. Die folgende Tabelle zeigt die von Redwood
                              									mit verschiedenen Paraffinproben erhaltenen Werthe bei Anwendung von verschiedenem
                              									Druck unter sonst gleichen Bedingungen:
                           
                              
                                 
                                 Druck
                                   9k,14
                                 13k,5
                                 20k,3
                                 
                              
                                 A
                                 
                                   2,9%
                                    3,1%
                                 –
                                 
                              
                                 B
                                 
                                 14,8
                                 14,4 †
                                 –
                                 
                              
                                 C
                                 
                                   2,5
                                 –
                                 2,9 %
                                 
                              
                                 D
                                 
                                   5,5
                                 –
                                 6,1
                                 
                              
                           † Temperatur etwas gesunken.
                           Als Schmelzpunkt (richtiger Erstarrungspunkt) des Paraffins wird in Amerika und
                              									England gewöhnlich der Temperaturgrad bezeichnet, bei welchem eine geschmolzene
                              									Probe zu erstarren beginnt. Bei der amerikanischen Prüfungsart füllt man ein
                              									halbkugeliges Schälchen von 95mm Durchmesser zu ¾
                              									mit der geschmolzenen Probe, senkt ein Thermometer mit rundem Quecksilbergefäſs ein,
                              									so daſs die Kugel zu ¾ eintaucht und beobachtet die Temperatur, bei welcher das
                              									Erstarren, von den Wandungen der Schale nach der Thermometerkugel fortschreitend,
                              									sich zu zeigen beginnt. In England schmilzt man eine Probe in einer Röhre von 19mm Durchmesser und rührt während des Erkaltens mit
                              									dem Thermometer um, bis die durch die Krystallisation der Masse entwickelte Wärme
                              									groſs genug ist, um für einige Zeit weiteres Abkühlen zu verhindern und die
                              									Temperatur auf gleicher Höhe zu erhalten. Die letztere Methode liefert Resultate,
                              									welche gewöhnlich 1,4 bis 1,7° niedriger sind als die mit der ersteren
                              									erhaltenen.
                           Die bei weitem wichtigste Anwendung des Erdöles ist die
                              									zur Beleuchtung, sei es in der Form von Paraffinkerzen, oder als Brennöl, oder
                              									endlich als natürliches Gas. Ueber die Herstellung der Paraffinkerzen ist nur wenig
                              									zu bemerken. Die aus Paraffin allein bestehenden Kerzen besitzen die üble Eigenschaft,
                              									in warmen Räumen sich leicht zu verbiegen. Man hat dies bis zu einem gewissen Grade
                              									durch einen geringen Zusatz von Palmitin- oder Stearinsäure beseitigt, wodurch
                              									zugleich bewirkt wird, daſs die Flamme weniger leicht Ruſs abscheidet. Die
                              									Ozokeritkerzen besitzen einen höheren Schmelzpunkt als Paraffinkerzen und sind aus
                              									diesem Grunde besonders zum Gebrauche in wärmeren Räumen geeignet.
                           Die Verwendung des Erdöles als Brennöl hat eine groſsartige Industrie zur Herstellung
                              									von geeigneten Lampenconstructionen hervorgerufen, auf
                              									welche Redwood in seinem Vortrage ausführlich
                              									einging.
                           Von nicht zu unterschätzendem Einflüsse auf die Güte des Lichtes ist, abgesehen von
                              									der Construction der Lampe, auch die Beschaffenheit des Brenndochtes, welcher vor allen Dingen frei von Feuchtigkeit sein soll.
                              									Angestellte Versuche ergaben die folgenden Zahlen, welche die in gleichen Zeiten von
                              									gleich breiten Dochten aufgesaugten relativen Oelmengen angeben:
                           
                              
                                 Docht
                                 von
                                 bester
                                 Beschaffenheit
                                 198
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 mittlerer
                                 „
                                 100
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 schlechter 
                                 „
                                 76.
                                 
                              
                           Ganz entsprechende Werthe wurden bei photometrischen Messungen
                              									unter Anwendung von verschiedenen Dochten erhalten.
                           Es wäre sehr zu wünschen, daſs von den Lampenfabrikanten feststehende Gröſsen für die
                              									Dochthülsen eingeführt würden. Gegenwärtig muſs eine unnöthig groſse Anzahl von
                              									Dochten hergestellt und auf Lager gehalten werden. Die Breite der in England
                              									gebräuchlichen Dochte wechselt von 6 bis 127mm (¼
                              									bis 5 Zoll) und der Unterschied zwischen den einzelnen Nummern beträgt in vielen
                              									Fällen nur 1mm,6. Dazu kommt noch, daſs die
                              									verschiedenen Brenner auch Dochte von abweichender Dicke erfordern. Die
                              									Unzuträglichkeiten, welche hieraus entstehen, sind einleuchtend, wenn man bedenkt,
                              									daſs die höchste Lichtwirkung nur mit einer Lampe erzielt werden kann, deren Docht
                              									genau die für den Brenner erforderlichen Gröſsenverhältnisse in Dicke und Breite
                              									besitzt.
                           Zur Verhütung von Lampenexplosionen, welche durch
                              									Zurückschlagen, der Flamme in den Oelbehälter hervorgerufen werden, empfiehlt Redwood (vgl. S. 416 d. Bd.) den Einschluſs der Dochte
                              									in einen Cylinder von Drahtgewebe, ähnlich dem bei der Davy'schen Sicherheitslampe gebrauchten. Diese Vorrichtung ist neuerdings
                              									bei der sogen. Duplex-Lampe angebracht worden und Versuche haben ergeben, daſs wenn
                              									die geringe Menge des im Cylinder enthaltenen brennbaren Gasgemisches zur Explosion
                              									gebracht wird, die Flamme sich nicht dem gleich zusammengesetzten Gemenge in den
                              									übrigen Theil des Oelbehälters mittheilt. Bei der Defries-Lampe erfüllt die lange
                              									Dochtröhre, welche jederzeit vom Oele verschlossen wird, denselben Zweck wie der
                              									Drahtcylinder.
                           
                           Auſser zur Beleuchtung wird das Erdöl in neuerer Zeit auch vielfach zur Heizung von Wohnräumen und zum Kochen verwendet. Die in
                              									den hierzu construirten Oefen angewendeten Brenner unterscheiden sich von den
                              									gewöhnlichen Lampenbrennern hauptsächlich durch ihren Metallcylinder und dadurch,
                              									daſs besondere Aufmerksamkeit darauf verwendet ist, die Hitze gehörig auszunutzen
                              									und zweckmäſsig zu vertheilen. In manchen Oefen wird das Erdöl vorher verdampft und
                              									als Gas gebrannt.
                           Für die Benutzung des Erdöles als Beleuchtungsmittel von Schiffen und Eisenbahnen sind besondere
                              									Brennerconstructionen erforderlich mit Rücksicht darauf, daſs die Lampen oft starken
                              									Bewegungen ausgesetzt sind und die Flamme genügend gegen die Einwirkung von Regen
                              									und Wind geschützt sein muſs.
                           Die Verwendung der Mineralöle bei Leuchtthürmen hat sich
                              									bis jetzt sehr wenig eingebürgert. Ein Hauptnachtheil desselben gegenüber dem bisher
                              									gebräuchlichen Colzaöle besteht in der Verminderung der
                              									Lichtstärke bei sehr langer Brennzeit, so daſs nur sehr sorgfältig gereinigte Oele
                              									befriedigende Ergebnisse liefern. Das einzige Mineralöl, welches bis jetzt allen
                              									Anforderungen genügte, ist ein eigens für diesen Zweck hergestelltes Schieferöl.
                           In den Vereinigten Staaten Nordamerikas werden jetzt vielfach zur Beleuchtung von
                              									Wohnhäusern die Luftgasmaschinen benuzt, deren Wirkung auf. der Sättigung der
                              									atmosphärischen Luft mit Gasolindämpfen beruht (vgl. Giraudon * S. 321 d. Bd.). Eine ausgedehnte Anwendung findet ferner das
                              									durch Ueberhitzung von Mineralölen erhaltene Gas, welches theilweise unmittelbar
                              									gebrannt wird, wie z.B. auf Eisenbahnen und in kleineren Leuchtthürmen, theilweise
                              									zur Carburirung von Steinkohlengas Benutzung findet.
                           Von sehr groſser Wichtigkeit ist die Anwendung des Erdöles als Brennstoff. Um eine
                              									möglichst vollständige Verbrennung zu erzielen, ist eine groſse Anzahl von
                              									Vorrichtungen vorgeschlagen worden (vgl. Engler 1886
                              										260 * 440), bei welchen zumeist eine möglichst feine
                              									Zerstäubung des Oeles mittels eines Dampfstromes beabsichtigt wird. Nach Rankine beruhen die in dieser Richtung erhaltenen
                              									günstigen Ergebnisse nicht allein auf der mechanischen Wirkung des Dampfstromes,
                              									wodurch eine innige Mischung des Brennstoffes mit der zur Verbrennung nöthigen Luft
                              									herbeigeführt wird, sondern es ist auſserdem eine chemische Einwirkung des Wassers
                              									auf die Kohlenwasserstoffe anzunehmen, welche in der Bildung von freiem Wasserstoff
                              									einerseits und Sauerstoffverbindungen des Kohlenstoffes andererseits besteht,
                              									wodurch besonders die Abscheidung von unverbranntem Kohlenstoff verhindert wird.
                              									Noch bessere Erfolge werden mit dem von Ludwig Nobel
                              									construirten Trogbrenner erhalten. Vergleichende Versuche, welche auf den Nobel'schen Werken mit diesem Apparate, einer
                              									Zerstäubungsvorrichtung und mit Kohlenheizung angestellt wurden, ergaben folgende
                              									Zahlen:
                           
                           
                              
                                 
                                 Menge des durch 1k
                                    											Brenn-stoff verdampften Wassers.
                                 
                              
                                 Kohle
                                 7 bis 8k
                                 
                              
                                 Erdölrückstände,
                                 zerstäubt
                                 12
                                 
                              
                                 „
                                 im Trogbrenner
                                   14,5
                                 
                              
                           Vergleichende Versuche, welche bekanntlich von Th.
                                 										Urquhart ausgeführt wurden (vgl. 1885 258 420),
                              									ergaben, daſs die Verwendung von Erdölrückständen als Brennstoff gegenüber dem
                              									Anthracit eine Ersparniſs an Brennstoff von 41 Gew.-Proc. oder 0,55 der Kosten,
                              									gegenüber bituminösen Kohlen von 49 Gew.-Proc. oder 0,61 der Kosten ergibt. Mit Holz
                              									verglichen, stellt sich das Erdöl um 50 Proc. billiger.
                           Die Verwendung des natürlichen Gases bei Pittsburg ist
                              									eine sehr bedeutende. Nach Carnegie bestanden im Januar
                              									1885 schon vier verschiedene Rohrleitungen; davon zwei mit Röhren von 203mm Durchmesser, welche das Gas zu den Fabriken in
                              									Pittsburg führten; eine fünfte leitete es zu den etwa 16km entfernten Stahlwerken. Eine sechste 254mm Weite Rohrleitung war in der Herstellung begriffen. Nach Ashburner wurden Ende letzten Jahres in Pittsburg
                              									allein 1500 Wohnungen, 66 Glashütten, 34 Walzwerke und 45 andere Fabriken mit Gas
                              									versehen.
                           Für die Beurtheilung eines Oeles auf seine Schmierfähigkeit gibt die Bestimmung der Zähflüssigkeit (Viscosität) die
                              									sichersten Anhaltspunkte. Die von Ingram und Stapfer, Thurston, Woodbury u.a. construirten
                              										ApparateVgl. 1884 * 252 12. 254
                                    											* 12. 1885 256 * 176., welche eine
                              									unmittelbare Feststellung der Schmierfähigkeit durch praktische Versuche bezwecken,
                              									erfüllen ihren Zweck nur sehr unvollkommen und geben oft ganz falsche Werthe, da es
                              									einerseits sehr schwer ist, die Bedingungen zu ermitteln, denen ein Schmieröl bei
                              									seinem thatsächlichen Gebrauche unterworfen ist, andererseits sich der Einhaltung
                              									dieser Bedingungen bei der Prüfung des Oeles auf dem Prüfungsapparate noch gröſsere
                              									Schwierigkeiten entgegenstellen. Von manchen Forschern wird der Bestimmung des
                              									Gewichtsverlustes, welchen das Oel beim Erwärmen auf eine höhere Temperatur während
                              									längerer Zeit erleidet, groſse Wichtigkeit beigemessen, indem selbst Oele mit hohem
                              									Entflammungspunkte oft eine beträchtliche Abnahme zeigen. Nach Ordway soll ein Spindelöl nicht mehr als 5 Proc. an
                              									Gewicht verlieren, wenn man ein kreisrundes Stück Filtrirpapier von ungefähr ⅔ des
                              									Durchmessers eines gewöhnlichen Uhrglases damit tränkt und es während 12 Stunden
                              									einer Temperatur von 60° aussetzt.
                           Das halbfeste Gemenge von Kohlenwasserstoffen des Erdöles, das Vaselin, in der Britischen Pharmakopöe als Paraffinum molle bezeichnet, findet eine ausgedehnte
                              									Verwendung in der Pharmacie zur Herstellung von Salben und ähnlichen Mitteln. Es
                              									wurde zuerst von der Chesebrough Manufacturing Company
                              									gewonnen, welche ein Patent auf ihre Herstellungsweise nahm und auch jetzt noch das
                              									Vaselin in seiner vollkommensten Form liefert. Diese Gesellschaft gibt an, daſs es von der gröſsten
                              									Wichtigkeit ist, bei der Auswahl des Rohöles die gründlichste Sorgfalt zu
                              									beobachten, und daſs bei der Verjagung der flüchtigen Kohlenwasserstoffe jede
                              									Zersetzung vermieden werden muſs. Die Reinigung darf nur mittels Filtration durch
                              									Thierkohle geschehen und jede Anwendung von Säure oder anderen chemischen Stoffen
                              									verbietet sich, weil dadurch ein Mittel erhalten würde, welches reizend auf die Haut
                              									wirkt. Es ist bis jetzt schon eine groſse Anzahl Untersuchungen über Weichparaffin
                              									veröffentlicht worden; trotzdem würde es nach Ansicht Redwood's von weitgehender Wichtigkeit sein, eine möglichst umfassende
                              									Reihe von systematischen vergleichenden Versuchen unter den verschiedensten
                              									Bedingungen und während einer längeren Zeitdauer auszuführen, indem man hierdurch
                              									möglicherweise zu genaueren und sichereren Erkennungsmitteln für das Paraffinum molle gelangen würde, als wie sie jetzt in
                              									der englischen Pharmakopöe ausgeführt werden.
                           
                        
                           3) Bemerkungen zu vorstehender
                                 										Abhandlung; von C. Engler.
                           Zu den Mittheilungen, welche in den inhaltsreichen und lesenswerthen, vorstehend im
                              									Auszuge wiedergegebenen Vorträgen Redwood's enthalten
                              									sind, möchte ich mir erlauben, auf Grund des hauptsächlich in unserer deutschen
                              									Literatur sehr reichhaltigen Materials über denselben Gegenstand einige ergänzende
                              									Bemerkungen zu machen.
                           Zur Geschichte des Erdöles und seiner Bestandtheile mag
                              									daran erinnert werden, daſs nach einer Notiz von A.
                                 										BuchnerWagner's Jahresbericht. 1869 S. 709.
                              									J. N. Fuchs der Erste war, welcher, schon im J. 1809,
                              									das Paraffin als Bestandtheil des Erdöles von Tegernsee erkannte, und daſs Buchner selbst dasselbe 1819 daraus darstellte und
                              									unter der Bezeichnung „Bergfett“ beschrieb. Erst nach diesen fanden Gregory und Christison das
                              									Paraffin im Rangoon-Oele auf.
                           Ferner gebührt das Verdienst, als Erster auf die Verwendbarkeit der aus den
                              									verschiedenen Schweeltheeren darstellbaren flüssigen Kohlenwasserstoffe hingewiesen
                              									zu haben, ohne Zweifel Reichenbach, welcher schon im J.
                              									1831 gelegenlich der Versuche mit seinem „Eupion“ bemerktJournal für Chemie und Physik von
                                       												Schweigger-Seidel, 1831 Bd. 62 S. 160.: „Wenn es
                                 										einmal gelingen wird, die Abscheidung des Eupions aus den Theeren wohlfeil genug
                                 										zu vollbringen, so ist es sehr wahrscheinlich, daſs diese Substanz in den Kreis
                                 										der wirthschaftlich nutzbaren Materialien wird gezogen werden können. Denn da
                                 										sie hell, klar, ruſsfrei und mit Docht brennt, so eignet sie sich zu einem
                                 										Leuchtmaterial, das dem feinsten Oele nichts nachgibt, nicht schmiert, den Docht
                                 										nicht verdickt, an der Luft nicht verharzt, in der Kälte nicht erstarrt
                                 										u.s.w.“
                              									„Eupion“ war aber seiner ganzen Bereitungsweise und seiner Eigenschaften nach
                              									nichts anderes als eine Art von Solaröl. Der Scharfblick Reichenbach's hat
                              									sich auch – wie bezüglich des von ihm entdeckten Paraffins – in diesem Punkte
                              									bewährt. Erst nach ihm hat Laurent auf den Schiefer von
                              									Autun als ein Rohmaterial zur Darstellung von Leuchtöl durch trockene Destillation
                              									hingewiesen und dadurch den unmittelbaren Anstoſs zur Begründung der Selligue'schen Schiefer-Schweelerei dortselbst
                              									gegeben.
                           Wenig oder gar nicht mehr bekannt scheint es auch zu sein, daſs schon zu Anfang der
                              									40er Jahre Prof. Runge in Oranienburg bei Berlin durch
                              									trockene Destillation von Torf Paraffinkerzen erzeugte.Amtlicher Bericht über die Pariser Ausstellung,
                                    											1855 S. 256.
                           Endlich mag in Bezug auf die Geschichte der Mineralölindustrie in Deutschland noch
                              									darauf hingewiesen werden, daſs die erste Fabrikation von mineralischem Leuchtöl
                              									nicht erst 1850 am Rhein, sondern schon 1847 bei Hamburg (auf der Insel
                              									Wilhelmsburg) durch Noblée eingerichtet wurde.Daselbst S. 252. Man stellte dortselbst sogen.
                              										„Hydrocarbür“ durch trockene Destillation von schottischer Kohle her. Im
                              									J. 1849 folgte die Firma Wiesmann und Comp. (Direktor
                              										Wagemann) zu Beuel bei Bonn, woselbst eine
                              									Blätterkohle verarbeitet wurde. Fast gleichzeitig ging eine französische
                              									Gesellschaft in Köln (Direktor Vohl) mit Versuchen der
                              									Verwerthung desselben Materials auf Leuchtöl vor. Die Versuche der Firma Göhler und Comp. in Aschersleben der Darstellung von
                              									Leuchtöl aus dortiger Brennkohle gehen bis auf das J. 1846 zurück; sie waren zwar
                              									bis 1855 nicht von Erfolg gekrönt, müssen aber trotzdem als der erste Anfang unserer
                              									jetzt sehr ausgedehnten sächsisch-thüringischen Mineralöl- und Paraffinindustrie
                              									betrachtet werden. Vom J. 1855 ab stammen dann die Versuche und Unternehmungen in
                              									und bei Weiſsenfels, dem Centrum der sächsischen Industrie, durch Mahler, Gruhl, Schliephacke, Grotowsky, Hübner, Riebeck
                              									u.a.
                           Bezüglich des Vorkommens und der Ausbeutung des Erdöles in
                                 										Deutschland muſs bemerkt werden, daſs nicht Oelheim, sondern das Elsaſs mit
                              									Pechelbronn, Biblisheim und Ohlungen in erster Reihe steht. Oelheim hat zur Zeit
                              									eine Rohölgewinnung von etwa 50 Faſs im Tag, während im Elsaſs 140 bis 150 Faſs
                              									gewonnen werden, davon mindestens 90 Proc. von Le Bel
                              									in Pechelbronn, woselbst in neuester Zeit auch mehrfach kräftige Springquellen
                              									erbohrt worden sind.
                           Bei der Zusammenstellung über den Gehalt der verschiedenen
                                 										rohen Erdöle und Leuchtöle fallen mir die niedrigen Zahlen für das
                              									nordamerikanische Erdöl, mit nur 27 und 10 Proc. die hohen Procentziffern dagegen
                              									für den Gehalt des russischen (40 Proc.) und des hannoverschen (60 Proc.) an
                              									Leuchtöl auf. Ergeben auch erfahrungsgemäſs die beim Destilliren eingehaltenen
                              									Methoden sehr abweichende Werthe, weshalb es unerläſslich erscheint, bei derartigen
                              									Mittheilungen immer auch das Destillations verfahren anzugeben, so scheinen mir doch
                              									besagte Gehaltsangaben über die Grenzen solcher Versuchsunterschiede hinauszugehen und jedenfalls stehen
                              									sie mit den im Groſsbetriebe sich ergebenden Ausbeuten in Widerspruch (vgl. 1886 261 32). Ich fand bei Prüfung zweier pennsylvanischer
                              									Rohöle 36 und 38 zwischen 150 und 300° siedender Theile (Brennöl), nach gleicher
                              									Destillationsmethode bei Balakhani-Oel (russisch) 37,5 Proc. bei hannoverschem 27
                              									Proc. Berücksichtigt man, daſs man in Amerika wegen des niedrigeren specifischen
                              									Gewichtes noch erhebliche Mengen der über 300° siedenden Theile zu dem Leuchtöle
                              									nehmen kann, auch noch erhebliche Mengen der unter 150° siedenden Oele zu demselben
                              									nimmt, daſs hingegen bei dem russischen und hannoverschen Erdöle wegen seines hohen
                              									specifischen Gewichtes ein erheblicher Theil der unter 300° siedenden Oele aus dem
                              									Leuchtöle fortgelassen werden muſs, so ergibt sich doch wenigstens einigermaſsen
                              									Uebereinstimmung mit den im Groſsbetriebe erzielten Ausbeuten (in Ruſsland aus
                              									Balakhani-Oel 25 bis 35 Proc. in Oelheim-Peine 15 bis 22 Proc. in Amerika nach Redwood 75 Proc). Ich kann mir nichts anderes denken,
                              									als daſs den Redwood'schen Angaben über den
                              									Leuchtölgehalt einzelner Rohöle theilweise wenigstens Erdöle von ungewöhnlicher
                              									Zusammensetzung zu Grunde liegen.