| Titel: | Verfahren und Apparat zur Entfuselung von Rohspiritus. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 39 | 
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                        Verfahren und Apparat zur Entfuselung von
                           								Rohspiritus.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									3.
                        Bang und Ruffin's Entfuselung von Rohspiritus.
                        
                     
                        
                           A. F. Bang und M. Ch.
                                    										Ruffin in Paris (* D. R. P. Kl. 6 Nr. 30902 vom 5. August 1884) wollen Fuselöl und Aldehyd aus 50procentigem Rohspiritus durch
                              									inniges Mischen mit Petroleumäther entfernen, welcher
                              									sich in dem 50procentigen Spiritus nicht lösen, dagegen aus diesem Fuselöl und
                              									Aldehyd herausnehmen soll. Es wird Petroleumäther verwendet, welcher mit
                              									gewöhnlicher und mit rauchender Schwefelsäure gereinigt und angeblich geruchlos
                              									gemacht worden ist. Besonderer Werth wird auf die Wiedergewinnung und Reinigung des
                              									mit Fuselöl beladenen Petroleumäthers gelegt. Der vorgeschlagene Apparat besteht aus
                              									einem zur Mischung des Spiritus mit dem Petroleumäther dienenden Cylinder, über
                              									welchem sich, durch ein Rohr verbunden, ein zweites kleineres Gefäſs zum Absetzen
                              									der gemischten Flüssigkeiten befindet. Aus letzterem Behälter gelangt der auf dem
                              									Spiritus schwimmende Petroleumäther in ein System von vier Cylindern, welche nach
                              									einander mit Wasser, gesättigter Chlorcalciumlösung, concentrirter Schwefelsäure und
                              									Kalk beschickt sind, so daſs der Petroleumäther zuerst gewaschen und von anhängendem
                              									Spiritus gereinigt, dann getrocknet und durch Schwefelsäure vom gelösten Fuselöl und
                              									Aldehyd und zuletzt von mitgerissener Schwefelsäure durch den Kalk befreit wird,
                              									worauf derselbe sofort wieder zum Reinigen neuer Spiritusmengen Verwendung finden
                              									kann. Die Mischung von Spiritus und Petroleumäther wird dadurch bewirkt, daſs man
                              									den letzteren mit Hilfe einer Pumpe durch ein am Boden des Mischcylinders liegendes,
                              									mit vielen feinen Ausfluſsöffnungen versehenes Rohr preist und auf diese Weise den
                              									Petroleumäther von unten nach oben fein vertheilt den zu reinigenden Spiritus
                              									durchstreichen läſst. Der entfuselte Spiritus wird in gewöhnlicher Weise
                              									rectificirt.
                           
                           Nach dem Zusatzpatente * Nr. 37355 vom 2. Februar 1886 haben Bang und Ruffin ihr Verfahren und den Apparat
                              									etwas geändert. Statt Petroleumäther werden jetzt zur Entfuselung des Rohspiritus
                              										die über 100° siedenden Bestandtheile des Erdöles
                              									und an Stelle der zur Reinigung des gebrauchten Petroleumäthers bez. Erdöles
                              									verwendeten Schwefelsäure wird Spiritus von 90° verwendet, welcher dem Erdöle das
                              									gelöste Fuselöl wieder entzieht. Es sollen 4 bis 5 Th. 90grädigen Spiritus auf 1000
                              									Th. Erdöl genügen, um aus letzterem alles Fuselöl wegzunehmen.
                           Der neue Entfuselungsapparat ist in zweierlei Ausführungen in Fig. 15 und
                              										16 Taf. 3
                              									skizzirt. Der erste Apparat (Fig. 15) ist so
                              									eingerichtet, daſs der Rohspiritus in die mit Erdöl gefüllten Gefäſse V geleitet wird, deren Anzahl und Gröſse sich nach dem
                              									Grade der Verunreinigung des zu entfuselnden Rohspiritus richtet. Um die Vertheilung
                              									des Rohspiritus zu begünstigen, kann man Ueberlaufschalen p benutzen, oder auch poröse Stoffe, wie z.B. Schwämme oder Schwammabfälle
                              										q, anwenden. Die Gefäſse V stehen durch Röhren, welche vom Boden des einen nach dem oberen Theile
                              									des folgenden Gefäſses gehen, unter einander in Verbindung, derart, daſs die
                              									Flüssigkeit, wenn sie ein Gefäſs durchlaufen hat, in den oberen Theil des darauf
                              									folgenden Gefäſses eintritt, Nachdem die Gefäſse V mit
                              									Erdöl gefüllt worden sind, setzt man das erste derselben mit dem höher gelegenen
                              									Rohspiritusbehälter A in Verbindung. Der Rohspiritus
                              									tritt in der Nähe der Decke ein und sinkt in Folge seines gröſseren specifischen
                              									Gewichtes zu Boden, indem er durch das Erdöl hindurchgeht. Von dem ersten Gefäſse
                              									flieſst der Rohspiritus nach dem nächsten und so fort bis zu dem letzten Gefäſse V, aus welchem er durch den Hahn E austritt. Da es nothwendig ist, das in den letzten
                              									Gefäſsen enthaltene Erdöl stets vollständig rein zu erhalten, so empfiehlt es sich,
                              									jedes Gefäſs V mit einem Probirhahne zu versehen, um
                              									sich durch Probenahme von der Reinheit des Erdöles überzeugen zu können.
                           Die Erneuerung des Erdöles erfolgt dadurch, daſs man mit Hilfe der
                              									entsprechenden Hähne den Durchfluſs des Rohspiritus unterbricht und den mit dem
                              									Erdölbehälter G verbundenen Hahn F öffnet. Der Durchfluſs des Erdöles erfolgt in der
                              									umgekehrten Richtung des Rohspiritus, wobei das zuflieſsende Erdöl das in den
                              									Gefäſsen enthaltene vor sich herdrängt, welches alsdann durch den Hahn C austritt. Auf diese Weise kann man das Erdöl ganz
                              									oder theilweise erneuern. Zur Reinigung des gebrauchten Erdöles wird entweder
                              									Schwefelsäure, oder Alkohol verwendet,
                           Die zweite Ausführung Fig. 16, welche ihrer
                              									Einfachheit halber den Vorzug verdienen soll, besteht aus einem stehenden Cylinder
                              										X, dessen Gröſsenverhältnisse natürlich je nach
                              									Menge und Beschaffenheit des zu behandelnden Rohspiritus wechseln. Dieser Cylinder
                              									kann mit Ueberlaufschalen oder mit Schwämmen ausgefüllt sein und steht einerseits
                              									durch den Hahn F mit dem Erdölbehälter G, andererseits durch das Rohr L mit dem Rohspiritusbehälter A in
                              									Verbindung. Bei C und E
                              									befinden sich die Ausfluſshähne. K ist ein Glasrohr zur
                              									Beobachtung des Standes der im Cylinder X enthaltenen
                              									Flüssigkeit.
                           Nachdem man vorher den unteren Theil des Cylinders bis zu der Höhe
                              										o mit Wasser gefüllt hat, öffnet man den Hahn F, um das Erdöl zuzulassen und den Cylinder damit zu
                              									füllen. Das zuerst eingefüllte Wasser hat den Zweck, das eintretende Erdöl zu
                              									verhindern, durch das Rohr E auszuflieſsen. Man öffnet
                              									hierauf den Hahn B; der Rohspiritus fällt alsdann in
                              									dem Cylinder X nach unten, treibt das am Boden
                              									befindliche Wasser heraus und geht bei E in vollkommen
                              									gereinigtem Zustande ab.
                           Dieser Apparat soll vor dem im Hauptpatente beschriebenen
                              									Gefäſssysteme den Vortheil besitzen, daſs er weniger Raum einnimmt, die Reinigung
                              									schneller bewirkt und gestattet, daſs das zum Reinigen dienende Erdöl erneuert
                              									werden kann, ohne daſs eine Unterbrechung des Betriebes nothwendig ist. (Vgl. auch
                              									Englisches Patent 1884 Nr. 10870 und 1886 Nr. 783.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
