| Titel: | H. Leplay's Reinigungsverfahren für Kornzucker u. dgl. | 
| Autor: | St. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 44 | 
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                        H. Leplay's Reinigungsverfahren für Kornzucker u.
                           								dgl.
                        H. Leplay's Reinigungsverfahren für Kornzucker.
                        
                     
                        
                           Die Reinheit der aus den Rohzuckern in besonderen Raffinerien hergestellten Brod-,
                              									Würfel- oder Stückenzucker kann man chemisch durch das Verhältniſs der darin
                              									enthaltenen salzartigen Verbindungen, wie diese durch Schwefelsäure-Veraschung
                              									gefunden werden, ausdrücken, obwohl diese Verunreinigung nur einen sehr geringen, so
                              									zu sagen unmerklichen Einfluſs auf den Süſsigkeitswerth dieser Zucker haben kann.
                              									Unter diesem Gesichtspunkte hat H. Leplay nach der Sucrerie belge, 1886 Bd. 14 * Nr. 11 mehrere
                              									Verbrauchszucker untersucht, von denen Proben aus dem Klein- und Groſshandel
                              									Frankreichs und des Auslandes, ohne Rücksicht auf besondere Marken, entnommen worden
                              									waren. Die gefundenen Zahlen sind in der folgenden Uebersicht zusammengestellt. Der Aschengehalt ist
                              									durch Multiplication der Schwefelsäure-Asche mit 0,9 gefunden:
                           
                              
                                 Nr.
                                 Herkunft
                                 Bezeichnung der äuſseren Gestalt
                                 GewichtderStücke
                                 Asche in 1k
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
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                                 g
                                 
                              
                                   1  2  3
                                 PariserConsum
                                 Brodzucker, erste Wahl         „         fein        
                                    											„         ordinär
                                 –––
                                 0,2500,3000,350
                                 
                              
                                   4
                                 
                                 Zucker in Stücken, gesägt und geschlagen, bester
                                 10,400
                                 0,250
                                 
                              
                                   5  6  7  8  9
                                 PariserConsum
                                       „     „       „            „        „          „            
                                    											„      „     „       „            „        „          „            
                                    											„      „     „       „            „        „          „            
                                    											„      „     „       „            „        „          „            
                                    											„      „     „       „       alle Flächen gesägt
                                 11,600  8,900  7,400  5,00014,150
                                 0,2600,2400,3000,3000,810
                                 
                              
                                 10
                                 Provinz
                                 Brodraffinade, gesägt und geschlagen
                                   6,730
                                 0,630
                                 
                              
                                 11121314
                                 Ausland
                                 Zucker, in regelmäſsigen Würfeln geformt       „                
                                    											„                „           „Geformter und geschlagener Zucker in
                                    											unregel-      mäſsigen StückenDesgleichen
                                   5,047  7,166  5,540  6,065
                                 0,7200,8000,9000,630
                                 
                              
                                 15
                                 Aisne
                                 Rüben Kornzucker, I. Prod., Probe aus 1000 Sack
                                 –
                                 0,800
                                 
                              
                                 16
                                 Soissons
                                               „                    „          „      „     100    
                                    											„
                                 –
                                 0,900
                                 
                              
                                 17
                                 Somme
                                               „                    „          „      „   2000     „
                                 –
                                 0,920
                                 
                              
                                 18
                                 Paris, Kleinhdl.
                                               „                    „
                                 –
                                 0,900
                                 
                              
                                 19
                                     „     Groſshdl
                                               „                    „
                                 –
                                 0,950
                                 
                              
                                 20
                                     „     Extra
                                               „                    „
                                 –
                                 0,880
                                 
                              
                           Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich, daſs alle
                              									französischen Verbrauchszucker, welcher Form sie auch seien, eine gewisse Menge
                              									Schwefelsäure-Asche liefern, die bei den reinsten Broden 0,230 bis 0g,300 auf 1k
                              									beträgt. Fast das Gleiche findet in Paris bei den aus Broden geschnittenen Würfeln
                              									und Stücken statt, während die fremden geformten Würfel und Stücke mehr Asche
                              									liefern. Die Kornzucker I. Productes der Rübenzuckerfabriken, selbst die
                              									allerbesten, ergeben im Allgemeinen 3mal soviel Asche.
                           Leplay hat nun gesucht, eine entsprechende Reinigung
                              									ohne die kostspielige Umschmelzung und Umkochung zu bewirken, und zwar schien dazu
                              									eine Nachahmung des Auswaschens mit reinster Zuckerlösung, wie sie in der Raffinerie
                              									geübt wird, am geeignetsten. Er brachte den Zucker Nr. 17 mit einem Gehalte von
                              									0,092 Proc. Asche in eine Form und darauf eine Schicht Deckklärsel, welche nur nach
                              									und nach in den Zucker eindrang und allmählich aus der unteren Oeffnung der Form
                              									herauslief. Dieser abflieſsende Syrup wurde in einzelnen Theilen aufgefangen und in
                              									diesen die Asche bestimmt, wobei folgende Zahlen erhalten wurden:
                           
                              
                                 Der
                                 angewendete 
                                 Kornzucker
                                 enthielt
                                 Asche
                                 in
                                 100 Th.
                                 0,092 Th.
                                 
                              
                                 Die
                                 „
                                 Deckkläre
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100cc
                                 0,030g
                                 
                              
                                 Der
                                 zuerst ablaufende Decksyrup
                                 enthielt
                                 Asche
                                 in
                                 100
                                 0,405
                                 
                              
                                 „
                                 zweite Decksyrup
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 0,275
                                 
                              
                                 „
                                 dritte        „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 0,250
                                 
                              
                                 „
                                 vierte        „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 0,225
                                 
                              
                                 „
                                 fünfte       „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 0,119
                                 
                              
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Der
                                 sechste
                                 Decksyrup
                                 enthielt
                                 Asche
                                 in
                                 100 Th.
                                 0,090 Th
                                 
                              
                                 „
                                 siebente
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 0,055
                                 
                              
                                 „
                                 achte
                                 „
                                 „
                                 „
                                 „
                                 100
                                 0,040
                                 
                              
                                 Der so gedeckte Kornzucker ergab nun nach dem
                                    											Vermischen    Asche auf 100 Th.
                                 0,030 Th.
                                 
                              
                           Der zuerst ablaufende Syrup enthielt also viel mehr Asche als das gleiche Gewicht des
                              									Zuckers selbst, nämlich fast 5 mal so viel, woraus folgt, daſs die Salze also durch
                              									verhältniſsmäſsig wenig Klärsel entfernt werden können. Noch auffallender aber ist
                              									die Farbe und der Geschmack dieses Klärsels. Obwohl der Kornzucker von allererster
                              									Beschaffenheit und von einer Weiſse und einem Geschmacke war, die nichts zu wünschen
                              									übrig zu lassen schienen, so ergab er dennoch einen etwas gefärbten, trüben
                              									Decksyrup, welcher von weniger angenehmem Geschmacke als der Zucker selbst war. Mit
                              									fortschreitendem Ausdecken nahm diese Erscheinung ab, bis der Syrup endlich farblos,
                              									klar und ohne fremden Geschmack ablief und der Zucker nun nicht mehr Asche gab als
                              									die angewendete Deckkläre. Der so ausgewaschene Zucker ist vollkommen gereinigt und
                              									von einem Glänze, wie diesen kein Kornzucker des Handels zeigt; in gleichen Gläsern
                              									mit dem Extra-Kornzucker verglichen, kann er auch vom Ungeübtesten sofort
                              									unterschieden werden. In diesem Zustande kann er nach Leplay als ebenso rein wie die schönsten Zucker der Raffinerien angesehen
                              									werden.
                           Es wurden noch zahlreiche ähnliche Versuche mit Kornzuckern der verschiedensten Art
                              									und von gröſserer oder kleinerer Kristallbildung angestellt und dazu jedesmal Mengen
                              									zwischen einigen hundert Gramm bis zu 10k
                              									angewendet, das Auswaschen in Trichtern und in Zuckerformen ausgeführt, aber immer
                              									mit gleichem Erfolge. Danach gelangte Leplay zu
                              									folgenden Schlüssen: 1) Das Klärsel durchdringt nach einander die Schichten des
                              									Kornzuckers, nimmt alle Unreinigkeiten auf und flieſst unten ab. 2) Der so
                              									ausgedeckte Zucker hat an Gewicht nichts verloren, ist weiſser und glänzender
                              									geworden und hat den fremden, an Rüben erinnernden Geschmack verloren. 3) Der
                              									ablaufende Syrup ist schwach gefärbt, von weniger angenehmem Geschmacke als der
                              									Zucker, von welchem er stammt, und enthält die an den Zuckerkrystallen haftenden
                              									Salze. 4) Die zuerst ablaufenden Antheile des Syrups zeigen diese Unreinheit und
                              									diesen Salzgehalt in weit höherem Grade als der Zucker selbst; beides nimmt nach und
                              									nach ab. 5) Man kann also die nöthige Menge Deckklärsel dadurch verringern, daſs man
                              									den zuletzt ablaufenden Syrup bei einer folgenden Arbeit zu dem ersten Decken
                              									benutzt. 6) Läſst man die unreinen Decksyrupe über Knochenkohle filtriren, so werden
                              									sie so gereinigt, daſs sie wieder zum Ausdecken benutzt werden können. 7) Der
                              									Decksyrup kann auch unfiltrirt verkocht werden, aber es wird dadurch die Menge des
                              									wieder zu kochenden Klärsels gröſser. 8) Das zum Decken dienende Klärsel muſs aus
                              									schon ausgedecktem Kornzucker und mit dem reinsten, namentlich von Kalksalzen freien
                              									Wasser dargestellt werden. 9) Alle diese Arbeiten (Darstellung der Deckklare, Ausdecken des Zuckers
                              									und Filtration über Knochenkohle) müssen in der Kälte oder bei wenig erhöhter,
                              									namentlich aber gleichmäſsig erhaltener Temperatur ausgeführt werden. 10) Die
                              									erforderliche Menge Deckklärsel ist je nach der Reinheit des Kornzuckers
                              									verschieden; zum durchfeuchten des Zuckers, ohne daſs etwas ausflieſst, gehören etwa
                              										10l auf 100k
                              									Zucker.
                           Das hierauf von Leplay gegründete „wirkliche
                                 										Raffinirverfahren“ zeigt groſse Aehnlichkeit mit dem von Steffen und Racymaeckers
                              									(vgl. * D. R. P. Kl. 89 Nr. 31486 und 33284 vom 1. Juni bezieh. 20. Juli 1884)
                              									angegebenen Vorgang, liefert jedoch als Ablauf Syrup mit den Verunreinigungen des
                              									bearbeiteten Rohzuckers, nicht aber Melasse.
                           
                              
                                 St.