| Titel: | Fabrikation der Eosinfarbstoffe; von Dr. Otto Mühlhäuser. | 
| Autor: | Otto Mühlhäuser | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 49 | 
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                        Fabrikation der Eosinfarbstoffe; von Dr. Otto
                              								Mühlhäuser.
                        Mühlhäuser, über Fabrikation der Eosinfarbstoffe.
                        
                     
                        
                           Das Ausgangsmaterial für die Fabrikation der EosinfarbstoffeVgl. 1871 201 149. 358. 1875 215 449. 217 506. 218 256. 521. 1884 253 48.
                              									bildet das Fluoresceïn, ein Körper, welcher seiner
                              									Constitution nach zur Gruppe des Triphenylmethans
                              									gehört. Das Fluoresceïn selbst wird nicht als Farbstoff angewendet, wohl aber seine
                              									Halogen- und Nitrohalogen-Abkömmlinge, welche sehr geschätzte Farbstoffe sind und
                              									alle anderen künstlichen Farbstoffe an Glanz und Feuer übertreffen.
                           Gegenstand industrieller Herstellung sind folgende unmittelbar aus Fluoresceïn
                              									erhaltbare Farbstoffe: 1) Tetrabrom-, 2) Dibrom-, 3) Aethyltetrabrom-, 4) Dibromdinitro-, 5) Tetrajod–, 6) Dijod-Fluoresceïn, rothe Farbstoffe, welche in Form ihrer leicht löslichen
                              									Kali-, Natron- und Ammonsalze in der Farbstoffindustrie Anwendung finden und einzeln
                              									der mit einander gemischt zur Hervorbringung der verschiedenartigsten rothen Töne
                              									benutzt werden.
                           1) Tetrabromfluoresceïn. Die Natron- oder Ammonsalze des
                              									Tetrabromfluoresceïns kommen unter den Namen: Wasserlösliches Eosin, Eosin B u.s.w. als braunrothe oder rothe Pulver in
                              									den Handel. Man erhält den Farbstoff in der Technik nach zwei Methoden, entweder
                              									durch Bromirung von Fluoresceïn in Alkohol bezieh. durch Bromirung von Fluoresceïn
                              										in Wasser. Beide
                              									Methoden liefern Producte, wie sie vom Färber verlangt werden. Die granatrothen
                              									Krystalle des Tetrabromfluoresceïnnatriums finden als Eosin
                                 										A extra Verwendung in der Seidenfärberei,
                              									während die erstgenannten Eosinmarken hauptsächlich auch zum Färben des Papieres und in der Fabrikation der Lacke benutzt werden.
                           2) Dibromfluoresceïn kommt in Form seines Natronsalzes,
                              									mehr oder weniger mit Tetrabromfluoresceïnnatrium vermischt, als Eosin Orange in den Handel.
                           3) Aethyltetrabromfluoresceïn ist in Form seines
                              									Kalisalzes in rothen Krystallen mit grünem Flächenschimmer Handelswaare und zwar
                              									unter den Namen: Spriteosin, Primrose à l'alcool, Eosin à
                                 										l'alcool, Rose J. B. à l'alcool. Es wird durch Bromirung von Fluoresceïn in
                              									heiſsem Alkohol gewonnen, wobei Alkylirung und Bromirung gleichzeitig stattfindet.
                              									Das Spriteosin hat bedeutende Verwendung in der Seidenfärberei erlangt.
                           4) Dibromdinitrofluoresceïn wird im Groſsen gewonnen
                              									durch Bromirung von Dinitrofluoresceïn in alkoholischer Lösung, oder durch Nitrirung
                              									von Tetrabromfluoresceïn in Eisessig, oder durch Nitrirung von Bibromeosin in
                              									wässeriger Lösung. Im Handel findet man es unter den Namen: Eosinscharlach, Rose des Alpes, Safrosin, Lutécienne, Daphnin in Form
                              									seiner Alkalisalze, von denen das Natron- und Kalisalz ein schwarzbraunes, das
                              									Ammonsalz ein rothes Pulver darstellt. Diese Salze finden nur noch geringe Anwendung
                              									in der Wollfärberei; dagegen sind die gefärbten und
                              									schön aussehenden Salze, wie das rothe Ammonsalz oder das mit einem geeigneten
                              									Verdünnungsmittel versehene und in dünner Schicht abgedampfte neutrale grünglänzende
                              									Natronsalz, bedeutende Ausfuhrartikel nach China geworden.
                           5) Tetrajodfluoresceïn wird durch Jodirung von
                              									Fluoresceïn in wässeriger Lösung erhalten; seine Alkalisalze kommen unter den
                              									folgenden Handelsnamen vor: Erythrosin B, Pyrosin B,
                                 										Jodeosin B, Dianthine B, Rose B à l'eau, Primerose soluble, Eosine
                                 										bleuâtre. Die Natronsalze sind braunroth, das Ammonsalz hellziegelroth.
                              									Diese Salze werden in der Seiden- und Baumwoll-, ferner in der Papierfärberei verwendet.
                           6) Dijodfluoresceïn kommt mit Tetrajodfluoresceïn
                              									gemischt in Form von Alkalisalz als Erythrosin G, Dianthine
                                 										G u.s.w. in den Handel.
                           Die Fabrikation der Fluoresceïnderivate zerfällt in die Herstellung: A) des
                              									Fluoresceïns und B) der Eosine.
                           
                        
                           A) Herstellung des Fluoresceïns.
                           In einen im Fettbade sitzenden emaillirten Kessel bringt man 25k Resorcin und durch Erhitzen des Oelbades auf
                              									etwa 160° gelangt das Resorcin zum Schmelzen. Der Schmelze werden nun 17k,5 Phtalsäureanhydrid unter Umrühren zugesetzt,
                              									welche sich in kurzer Zeit im Resorcin auflösen. Der Kessel wird dann mit einem
                              									hölzernen Abzüge bedeckt, der geringe Mengen sublimirender Phtalsäure und das bei
                              									der Reaction entstehende
                              									Wasser dem Schornsteine zuführt. Die Reaction tritt ein, sobald die Flüssigkeit etwa
                              									1½ Stunden lang auf 180° erhitzt worden ist; sie gibt sich durch heftiges Sieden
                              									kund. Während der Einwirkung, welche ungefähr 40 Minuten dauert, unterläſst man
                              									jedes Rühren, weil sonst der Kessel leicht überschäumen könnte. Die sich verdickende
                              									Masse wird breiig und von nun ab rührt man dieselbe von Zeit zu Zeit mittels eines
                              									Eisenstabes um, bis eben der Teig vollkommen trocken geworden ist, was nach 24- bis
                              									30stündigem Erhitzen auf 200 bis 205° eintreten wird. Man erkennt das Ende der
                              									Reaction am spröden Bruche eines mit dem Hammer zerschlagenen Knollens
                              									Fluoresceïn.
                           Hauptbedingung bei Ausführung der Schmelze ist: Verwendung reiner Materialien und
                              									Einhaltung einer Temperatur von 180° während der Reaction, wodurch solche
                              									gleichmäſsig verläuft. Die Regelung der Temperatur geschieht entweder durch
                              									Herausziehen des Feuers aus dem Ofen, oder auch durch Bedeckung des Kohlenfeuers mit
                              									Asche. Sollte die Masse während der Reaction steigen und ist ein Ueberwallen zu
                              									befürchten, so lindert man die Temperatur der Reactionsmasse durch Einblasen von
                              									Luft mit einem Blasebalg. Die Ausbeute an Rohfluoresceïn beträgt 37k,5.
                           Reinigung: Das rohe Fluoresceïn wird in einer Bütte in
                              										500l Wasser und 50k Natronlauge von 36° B. unter Kochen aufgelöst, das Flüssigkeitsvolumen
                              									auf 1000l gebracht. Nach dem Filtriren in eine
                              									untergestellte Bütte wird das rothgelbe Filtrat mit 90k Salzsäure ausgefällt. Das Fluoresceïn fällt nieder, die fluorescirende
                              									Farbbrühe wird decantirt. Durch nochmaliges Aufkochen des Bodensatzes mit 500l Wasser erhält man eine rothgelbe trübe
                              									Flüssigkeit, aus welcher sich das Fluoresceïn meistens erst bei Zusatz von etwas
                              									Salzsäure vollständig niederschlägt. Man läſst absitzen, decantirt wieder, bringt
                              									alles Fluoresceïn aufs Filter, läſst vollkommen abtropfen und trocknet.
                           Das Trocknen des Fluoresceïnteiges geschieht auf flachen emaillirten Schalen, deren
                              									ebene Bodenfläche etwa 80qc beträgt; 4 solcher
                              									Schalen sitzen auf einem Wasserbade auf, werden also nur einer Temperatur von etwa
                              									98° ausgesetzt. Bei dieser Temperatur trocknet das in ganz dünner, ungefähr 5mm hoher Schicht aufgestrichene feuchte
                              									Fluoresceïn rasch und zerfällt dabei zu einem äuſserst feinen Pulver, welches man
                              									nach dem Trocknen siebt. Die Ausbeute beträgt 36k.
                           Folgende Tabelle weist Zahlen auf, wie sie beim Arbeiten im Groſsen angewendet und
                              									erhalten wurden:
                           
                              
                                 Resorcin
                                 Phtalsäure
                                 Rohfluoresceïn
                                 Natron 36° B.
                                 Salzsäure
                                 Ausbeute
                                 
                              
                                 25
                                 17,5
                                 37,5
                                 50
                                 90
                                 36,0
                                 
                              
                                 25
                                 17,5
                                 37,0
                                 50
                                 90
                                 36,5
                                 
                              
                                 25
                                 17,5
                                 36,9
                                 50
                                 90
                                 36,3
                                 
                              
                           Eine Methode, welche etwas schneller zum Ziele führt, beruht auf der Condensation von
                              									Phtalsäureanhydrid und Resorcin unter Anwendung von pulverigem wasserfreiem
                              									Chlorzink. Hierbei bringt man in einen im Oelbade sitzenden guſseisernen Kessel 25k Resorcin zum Schmelzen, welchem man 17k Phtalsäureanhydrid zugerührt hat.Man wendet hier weniger Anhydrid an, da weniger Zeit zur Verflüchtigung
                                    											geboten wird. Sobald letzteres gelöst und die Temperatur 185°
                              									erreicht ist, gibt man rasch 8k pulveriges
                              									Chlorzink zu und schlieſst den Kessel mit einem Deckel, durch dessen in der Mitte
                              									angebrachtes Loch ein Eisenstab eingeführt wird. Man rührt sogleich nach Schluſs des
                              									Kessels etwa 5 Minuten um, worauf die Reaction eintritt; sie ist in wenigen Minuten
                              									beendet und macht ein weiteres Umrühren unmöglich, da die Masse ganz dick wird. Man
                              									erhitzt auf 190 bis 200° ungefähr 10 Stunden lang und läſst dann erkalten. Der
                              									erkaltete, spröde, an der Oberfläche schwarz aussehende, im Inneren aber schön
                              									braune Kuchen wird herausgeschlagen. Man erhält 45k,8 Rohschmelze.
                           Die Reinigung geschieht durch Auflösen der Schmelze in
                              									verdünnter Lauge, Filtriren, Fällen mit Salzsäure und Entfernen der Mineralsäure
                              									durch mehrmaliges Aufkochen und Decantiren mit Wasser. Die Ausbeute beträgt 36k,5 Fluoresceïn.
                           
                              
                                 Resorcin
                                 Phtalsäure
                                 ZnCl2
                                 Rohschmelze
                                 Lauge 36° B.
                                 Salzsäure
                                 Ausbeute
                                 
                              
                                 25
                                 17
                                 8,0
                                 45,8
                                 60
                                 100
                                 36,4
                                 
                              
                                 25
                                 17
                                 8,0
                                 45,0
                                 60
                                 100
                                 36,5
                                 
                              
                                 25
                                 17
                                 8,0
                                 45,5
                                 60
                                 100
                                 36,6
                                 
                              
                           
                        
                           B) Herstellung der Farbstoffe.
                           
                              1) Tetrabromfluoresceïn.
                                 									
                              Bromirung in wässeriger Lösung: In einem
                                 										guſseisernen Doppelkessel werden 60k
                                 										Natronlauge von 36° B. mit 150l Wasser
                                 										gemischt. Dazu läſst man unter Umrühren der Lauge 32k Brom mittels eines Hebers unmittelbar aus den Flaschen einlaufen. Es
                                 										bildet sich dann ein Gemenge von NaBr, NaBrO3
                                 										und NaBrO; letztere Verbindung wird durch ½stündiges Aufkochen in NaBr
                                 										verwandelt. Diese Zersetzung des unterbromigsauren Natrons ist nöthig, weil
                                 										sonst bei der nachfolgenden Zersetzung mit Salzsäure ein zu gelbes Product
                                 										entsteht.
                              Inzwischen hat man in einem nebenstehenden Doppelkessel 16k Fluoresceïn in 25k Lauge von 36° B. und 150l Wasser durch ½stündiges Kochen gelöst. Beide
                                 										Lösungen werden nach dem Erkalten in einen Bottich abgelassen, tüchtig
                                 										durchgerührt und durch sofortigen Zusatz von 140k roher Salzsäure unter Umrühren ausgefällt. Es scheidet sich gelbes
                                 										Bromeosin aus. Man erhitzt nun zum Sieden mittels direkten Dampfes. Sobald die
                                 										Masse kocht, wird die Bütte mit Wasser aufgefüllt, absitzen gelassen, decantirt,
                                 										der Bodensatz noch 2mal in derselben Weise mit frischem Wasser aufgekocht und
                                 										endlich filtrirt. Die so vollkommen von Mineralsäure befreite Eosinsäure, wird,
                                 										wie beim Fluoresceïn beschrieben wurde, auf Trocken platten getrocknet. Man
                                 										erhält eine Ausbeute von 30k
                                 										Tetrabromeosin:
                              
                              
                                 
                                    Fluoresceïn
                                    Natronlauge36° B.
                                    Brom
                                    Natronlauge36° B.
                                    Salzsäure
                                    Ausbeute
                                    
                                 
                                    16
                                    25
                                    32
                                    60
                                    140
                                    30,0
                                    
                                 
                                    16
                                    25
                                    32
                                    60
                                    140
                                    29,3
                                    
                                 
                                    16
                                    25
                                    32
                                    60
                                    140
                                    28,5
                                    
                                 
                              Zwei solcher Posten, also 60k Eosinsäure,
                                 										werden zur Herstellung von Eosin B mit
                                 										alkoholischem Natron löslich gemacht und aus der Lösung auskrystallisiren
                                 										gelassen.
                              Um die Eosinsäure löslich zu machen, muſs man erst durch eine Probe diejenige
                                 										Menge Natron feststellen, welche zur Bildung des neutralen Eosinsalzes nöthig
                                 										ist. Zu diesem Zwecke nimmt man eine Durchschnittsprobe von 50g Eosinsäure, versetzt dieselbe im Literkolben
                                 										mit 175g 96°-Alkohol und erhitzt zum Kochen.
                                 										Man hat sich inzwischen aus dem Betriebe eine Probe von der zur Verwendung
                                 										kommenden LaugeDie Natronlauge wird bereitet aus 1 Th. Natronhydrat und 2 Th. Wasser,
                                       												hat also beilaufig 40° B. geholt und davon etwa 40g in ein Tropfkölbchen gebracht.
                              Das Kölbchen mit dem Natron wiege 134g,7. Man
                                 										läſst dann zur kochenden alkoholischen Eosinmasse tropfenweise Natronlauge aus
                                 										dem Tropfkölbchen zuflieſsen. Bei Zugabe des Natrons bildet sich zuerst das
                                 										rothe saure Salz des Eosins, welches ausfällt. Dieses schwerlösliche Salz dient
                                 										als Indicator, denn man fährt mit dem tropfenweisen Natronzusatze unter stetem
                                 										mäſsigem Erhitzen und Durchschütteln des Kolbens so lange fort, bis das saure
                                 										Salz sich gelöst hat, d.h. ins neutrale Salz übergegangen ist. Man hört mit dem
                                 										Laugenzusatze auf, sobald das letzte Korn saures Eosionatrium verschwunden ist.
                                 										Die Flüssigkeit erscheint nun gelbroth; hat man aber mehr Natron zugesetzt, als
                                 										nöthig ist, so erscheint sie schwarzroth. Ob man den Sättigungspunkt richtig
                                 										erreicht hat, sieht man nicht nur am Verschwinden des sauren Salzes, sondern
                                 										auch dadurch, daſs man einen Glasstab in die Eosinlösung taucht und an der Luft
                                 										abtrocknen läſst; in destillirtes Wasser gebracht, wird sich das anhängende
                                 										Eosin klar auflösen, wenn genug Natron zugesetzt worden, oder es wird sich rings
                                 										um den Glasstab herum eine Wolke bilden, durch sich abscheidendes saures Salz,
                                 										wenn zu wenig Natron zugesetzt ist.
                              Die richtig gemachte neutrale Probe gibt beim Eintropfen in ein Glas Wasser einen
                                 										gelbgrünen Dichroismus; die mit Alkali übersättigte Lösung dagegen zeigt eine
                                 										schmutzige Grünfärbung mit braungrünem Dichroismus. Die Eosinlösung wird in eine
                                 										Schale gegossen. Der Rand derselben soll gelbroth und nicht braun angefärbt
                                 										erscheinen. Im ersteren Falle ist die Probe richtig, im zweiten dagegen zu viel
                                 										Natron zugesetzt worden. Den Schaleninhalt läſst man über Nacht
                                 										auskrystallisiren. Der von der Brühe getrennte Krystallkuchen darf am Boden kein
                                 										saures Salz zeigen. Beim Zurückwiegen des Kölbchens wog dasselbe 114g,46; mithin wurden 20g,24 Natron verbraucht, um 50g Eosinsäure abzusättigen. Diese Zahl wird nun der Berechnung
                                 										der Natronmenge für den Groſsbetrieb zu Grunde gelegt.
                              Krystallisation: Man bringt 60k Eosinsäure in einen kupfernen, im Wasserbade
                                 										sitzenden Kessel und gibt dazu 210k Alkohol,
                                 										d.h. diejenige Menge Alkohol, welche nach dem Neutralismen der Eosinsäure mit
                                 										Natron nöthig ist, um das gebildete Natronsalz in Lösung zu erhalten. Es ist
                                 										hierzu die 3½fache Menge Alkohol, bezogen auf das Gewicht der freien Eosinsäure,
                                 										nöthig. Zweckmäſsig gibt man erst den Alkohol in den Kupferkessel und rührt dazu
                                 										das Eosin ein, weil dieses sonst leicht am Boden anbackt und schwer im Alkohol
                                 										zu vertheilen ist. Das Wasserbad wird nun kochend gemacht und der Kesselinhalt
                                 										auf 60° angewärmt. Ist diese Temperatur erreicht, so läſst man unter Umrühren
                                 										(20,4 × 60) : 50 = 24k,5 Natronlauge während
                                 										10 Minuten einflieſsen. Es löst sich die freie Säure unter vorheriger Bildung
                                 										des sauren Salzes auf. Die Lösung läſst man nun in drei Holzbütten von je 120l Inhalt einlaufen. Auf die Oberfläche der
                                 										Flüssigkeit bringt man dicke Holzdeckel, läſst dieselben etwa 1 bis 2cm in den Alkohol eintauchen, um der Lösung
                                 										einerseits möglichst viel Fläche zum Ankrystallisiren zu geben, andererseits um
                                 										dadurch die Menge der sich bildenden Bodenkrystalle zu vermindern. Wenn sich die
                                 										Krystalle am Deckel oder an den Wänden ausscheiden, erhält man immer reineres
                                 										und auch besser aussehendes Material wie aus Bodensatz. Die Krystallisation
                                 										findet schon nach wenigen Stunden statt und es setzen sich prachtvolle Krystalle
                                 										an den dargebotenen Flächen an.
                              Nach 2 bis 3tägigem Stehen der Bütten an kühlem Orte ist die Krystallisation
                                 										vollendet. Man hebt die Deckel ab, zieht die Mutterlauge ab und setzt die Deckel
                                 										und Wandkrystalle für sich, die Bodenkrystalle ebenfalls für sich aufs Filter,
                                 										indem man die Krystallkuchen mit einem Messer aus den Bütten herausschneidet
                                 										bezieh. loslöst. Die abgetropften Krystalle werden auf Rahmen in der
                                 										Trockenkammer bei etwa 60° getrocknet, was 3 Tage dauert. Nach dem Trocknen
                                 										werden die gesammelten Krystalle gemahlen. Die Ausbeute beträgt 57k. Das so erhaltene rothbraune Pulver kommt
                                 										als Eosin B in den Handel:
                              
                                 
                                    Eosin
                                    Alkohol
                                    Natron
                                    Eosin B
                                    
                                 
                                    60
                                    210
                                    24,5
                                    57,5
                                    
                                 
                                    59
                                    206
                                    24,0
                                    57,5
                                    
                                 
                                    55
                                    193
                                    22,0
                                    55,0
                                    
                                 
                              Die bei der Krystallisation des Eosin B erhaltene Mutterlauge kommt in die
                                 										Destillation, wo sie ohne Berücksichtigung des in Lösung gehaltenen
                                 										unbrauchbaren Farbstoffes auf 96°-Alkohol verarbeitet wird.
                              Bromirung in alkoholischer Lösung: Die Bromirung des
                                 										Fluoresceïns wird in 3 emaillirten Kesseln vorgenommen. Man beschickt jeden
                                 										Kessel mit 10k Fluoresceïn und 80k Alkohol von 96°. Die Bromirung geschieht,
                                 										indem man 24k Brom in langsamem Strahle und
                                 										unter fortwährendem Umrühren aus einer Hahnflasche, deren Leitungsrohr wenig in den Alkohol
                                 										eintaucht, zuflieſsen läſst. Der Alkohol erhitzt sich hierbei sehr stark; im
                                 										Sommer muſs daher von auſsen gekühlt werden. Die Bromirung dauert etwa 15
                                 										Minuten; ist sie vollendet, so rührt man noch einige Zeit um und deckt die
                                 										Kessel zu. Dieselben bleiben 4 Tage stehen, werden aber täglich 3 mal
                                 										durchgerührt, wodurch vollkommene Ausscheidung der Eosinsäure erreicht wird. Bei
                                 										der Bromirung bemerkt man, daſs, sobald die Hälfte des Bromes zugesetzt ist, die
                                 										zuerst rothbraune Flüssigkeit eine schwarzbraune Farbe angenommen hat; es bildet
                                 										sich nämlich zunächst das Dibromid des Fluoresceïns, welches in Alkohol leicht
                                 										löslich ist. Bei weiterem Zusatze von Brom fällt dann das Tetrabromid als
                                 										ziegelrothe krystallinische Masse aus. Nach 4tägigem Stehen zieht man mittels
                                 										eines Hebers den Alkohol ab und gibt dem rothen Niederschlage 2 Wäschen mit
                                 										Alkohol.
                              Man bringt zu diesem Zwecke in jeden der 3 Kessel 40k Alkohol, rührt gut durch, läſst etwa 1 Tag absitzen und hebert nun
                                 										den Waschalkohol ab. Ein zweites Waschen wird in derselben Weise vorgenommen.
                                 										Der am Boden der Kessel sitzende rothe Niederschlag wird auf Filzfiltern
                                 										gesammelt und nach dem Abtropfen gepreſst, Die zerkleinerten Preſskuchen
                                 										trocknet man in der Trockenstube auf Holzrahmen mit Baumwolltuchboden. Das
                                 										Trocknen der Eosinsäure dauert 2 Tage. Die Ausbeute an Eosinsäure beträgt 50k.
                              Die Ueberführung von Tetrabromfluoresceïn in Eosin A
                                    											extra geschieht durch Krystallisation nach der oben genannten Methode.
                                 										Die Krystalle werden aber nach dem Trocknen nicht gemahlen, sondern die
                                 										gröſseren Brocken der Krystallabscheidungen werden mit einem Holze zu
                                 										nuſsgroſsen Stücken zerdrückt und kommen in dieser Form in den Handel. Die
                                 										Ausbeute beläuft sich auf 50k:
                              
                                 
                                    Fluores-ceïn
                                    Alkohol
                                    Brom
                                    Wasch-alkohol
                                    Ausbeute anEosinsäure
                                    Natron
                                    Alkohol
                                    Eosin Aextra
                                    
                                 
                                    101010
                                    808080
                                    242424
                                    808080
                                    50
                                    20
                                    175
                                    50
                                    
                                 
                              Zur Darstellung von Eosin B mit rothem Aeuſseren werden 30k fein gesiebtes, nach dem Alkohol-Verfahren
                                 										erhaltenes Tetrabromfluoresceïn verarbeitet. Das Löslichmachen des Eosins
                                 										geschieht in einem hölzernen, aufrecht stehenden Kasten, welcher mit einer Thür
                                 										dicht verschlieſsbar ist. In diesen Kasten können 30 Schiebladen ähnlich zu
                                 										handhabende Rahmen von je 3cm Höhe und 0qm,6 Leinwandbodenfläche in Zwischenräumen von
                                 											3cm eingeschoben werden so zwar, daſs ein
                                 										Rahmen immer über den anderen zu stehen kommt. Die im Kasten ausgespannte
                                 										nutzbare Leinwandfläche beträgt also ungefähr 18qm. Auf jeden Rahmen streut man nun etwa 1k Eosinsäure möglichst gleichmäſsig auf und schlieſst nach dem
                                 										Einschieben sämmtlicher Rahmen den Kasten. Der Kasten steht mit einem
                                 										Ammoniakentwickelungsapparate in Verbindung, bestehend aus dem
                                 										Entwickelungskessel und zwei Gastrocknern. In den unteren Theil des Kastens
                                 										eingeleitet, durchströmt das Ammoniak die ganze Eosinschicht von unten nach
                                 										oben, wird aber sehr lebhaft von der freien Eosinsäure absorbirt, gemäſs der
                                 										Gleichung: C20H8Br4O5
                                 										+ 2NH3 = C20H6Br4O5.(NH4)2. In etwa 2 Stunden ist sämmtliche Eosinsäure
                                 										in neutrales Ammonsalz übergeführt. Man erfährt das Ende der Salzbildung durch
                                 										Ziehen von Proben, deren Entnahme mit einem lang gestielten Schäufelchen eine in
                                 										der Mitte der Thür von oben nach unten laufende, mit Zapfen verschlieſsbare
                                 										Lochreihe gestattet. Löst sich eine an verschiedenen Stellen, d.h. von
                                 										verschiedenen Rahmen entnommene Probe klar in destillirtem Wasser auf, so
                                 										unterbricht man den Prozeſs. Den geringen Ueberschuſs von Ammoniak läſst ein
                                 										oben am Kasten angebrachtes Eisenrohr in den Schornstein entweichen. Die
                                 										Ausbeute beläuft sich auf 31k,8 Eosin B:
                              
                                 
                                    Eosinsäure
                                    Salmiak
                                    Kalk
                                    Eosin B
                                    
                                 
                                    30,0
                                    15
                                    30
                                    31,8
                                    
                                 
                                    29,5
                                    15
                                    30
                                    31,4
                                    
                                 
                              
                           
                              Aufarbeitung der Rückstände.
                              Verarbeitung des Bromirungsalkoholes. Der
                                 										Bromirungsalkohol einer Behandlung wird in einen emaillirten Kessel gegossen.
                                 										Die alkoholische Flüssigkeit enthält noch: freie Eosinsäure, Harz,
                                 										Bromwasserstoff und etwas Bromäthyl. Um aus dem Alkohol das Eosin abzuscheiden,
                                 										läſst man in dünnem Strahle unter stetem Umrühren Wasser zuflieſsen, etwa ⅓ vom
                                 										Volumen der alkoholischen Lösung. Gibt man nämlich mehr Wasser zu, so scheidet
                                 										sich auſser Eosin auch Harz ab, was man zu vermeiden sucht. Das freie Eosin
                                 										scheidet sich durch den Wasserzusatz aus und fällt zu Boden. Nach vollkommenem
                                 										Absatze zieht man den wässerigen Alkohol ab. Der aufs Filter gebrachte Rückstand
                                 										wird in einem Fasse 2 mal mit Wasser gewaschen. Wenn bei der zweiten Wäsche das
                                 										Eosin längere Zeit vertheilt bleibt, so ist dies ein Zeichen, daſs alle Säure
                                 										weggewaschen ist, denn in saurem Wasser findet der Absatz rascher und ohne
                                 										Trübung statt. Ist der so entsäuerte und filtrirte Rückstand sandig, so wird er
                                 										nach dem Abtropfen auf dem Filter gepreſst und getrocknet; ist er aber harzig,
                                 										so folgt eine Alkoholwäsche, wodurch das Harz ausgelöst wird. Das so zu
                                 										erhaltende Rückstandseosin sammelt man an, bis davon etwa 60k vorhanden sind. Bei weiterer Aufarbeitung
                                 										dieser aufbewahrten Rückstände wird noch, je nach der Reinheit des Productes, 1
                                 										oder 2 mal mit Alkohol gewaschen. Auf 1k
                                 										Rückstandseosin nimmt man 2k Alkohol. Beim
                                 										Waschen des Eosins muſs letzteres in den Alkohol eingerührt werden. Versäumt man
                                 										ein allmähliches Einrühren und gibt die ganze Masse auf einmal zu, so klumpt sie
                                 										sich und kann dann nicht mehr körnig gewaschen werden.
                              Das so mit Alkohol gewaschene und nun ziemlich reine Eosin wird filtrirt,
                                 										gepreſst und getrocknet. Durch Krystallisation kann man daraus
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 263, S. 57
                                 Bromirung; Eosinsaure; Eosin A
                                    											extra; Mutterlauge (destillirt); Bromirungsalkohol; Waschalkohol; Alkohol
                                    											(90% neutral); Roheosinnatrium; Mit HCl gefällt; Saurer Alkohol; Roheosin;
                                    											Mit Alkohol gewaschen; Waschalkohol (90%); Mit alkoholischem NaOH
                                    											krystallisirt; Waschalkohol; Mutterlauge; Mit HCl gefallt u. mit
                                    											alkoholischem NaOH krystallisirt; Mit HCl gefallt und mit alkoholischem NaOH
                                    											krystallisirt; Mutterlauge (85%); Eosin B; Producte; Alkohol 90%; Saurer
                                    											Alkohol; Waschalkohol 90%; Mutterl.-Alkohol 85%; desgl.;
                                    											Mutterlaugen-Alkohol enthalt 85%
                                 
                              
                              einen schönen, rein färbenden Farbstoff gewinnen. Man
                                 										bestimmt die nöthige Menge Natron zum Lösen und krystallisirt aus Alkohol, wie
                                 										oben beschrieben. Dadurch gehen viele Unreinigkeiten in den Alkohol über. Durch
                                 										Auflösen der so erhaltenen schlecht aussehenden Krystalle in Wasser, Ausfällen
                                 										mit Salzsäure, Filtriren, Trocknen und nochmaliger Kristallisation erhält man
                                 										gewöhnlich ein Product, das in seinen Eigenschaften dem Eosin B gleichkommt.
                              Bei Aufarbeitung der alkoholischen Bromlauge erhält man also Eosin B, verdünnten
                                 										Bromirungsalkohol, Waschalkohol und Mutterlauge von der ersten und zweiten
                                 										Krystallisation. Sämmtliche alkoholischen Flüssigkeiten werden wieder
                                 										destillirt.
                              Verarbeitung der Mutterlauge von „Eosin A
                                       											extra.“ Die bei der Krystallisation erhaltenen Mutterlaugen werden
                                 										für sich im Destillationsapparate von Alkohol getrennt und der Rückstand
                                 										getrocknet. Auch hier läſst man immer etwa 60k
                                 										Rückstand zusammenkommen, löst denselben dann in Wasser auf und fällt das Eosin
                                 										mit Salzsäure aus. Die weitere Behandlung der getrockneten Eosinsäure geschieht
                                 										durch Waschen und Umkrystallisiren mit alkoholischem Natron in der oben
                                 										beschriebenen Weise.
                              Die Tabelle S. 57 faſst die Verarbeitung des Fluoresceïns
                                    											zu Eosin und die Aufarbeitung der dabei
                                 										erhaltenen alkoholischen Rückstände zusammen.
                              
                           
                              (Schluſs folgt.)