| Titel: | Ueber die Destillation und elektrolytische Verarbeitung des Zinkschaumes; von B. Rösing. | 
| Autor: | B. Rösing | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 88 | 
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                        Ueber die Destillation und elektrolytische
                           								Verarbeitung des Zinkschaumes; von B. Rösing.Auszugsweise nach der Zeitschrift für Berg-, Hütten- und
                                    											Salinenwesen, 1886 Bd. 34 * S. 91 ff. Vgl. auch Berg- und Hüttenmännische Zeitung, 1886 * S. 421.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									6.
                        Rösing, über die Verarbeitung des Zinkschaumes.
                        
                     
                        
                           Bei der Werkbleientsilberung durch Zink, welche zuerst 1841 von
                              										Karsten (vgl. auch 1852 126 366) bei Versuchen über die Legirungen des Zinkes und Bleies zufällig
                              									entdeckt, später aber von Alex. Parkes (vgl. 1850 118 153. 1851 119 466. 1852
                              										123 310) von Neuem vorgeschlagen und in England
                              									patentirt wurde, fällt nach dem ersten und zweiten Zinkzusatze ein an Silber reicher
                              									Zinkschaum, welcher durch Saigerung eines Theiles seines Bleigehaltes beraubt und
                              									dann Reichschaum, concentrirter oder gesaigerter Zinkschaum oder Zinkstaub genannt
                              									wird.
                           Der gesaigerte Schaum, dessen Menge je nach dem Grade der
                              									Saigerung 1,5 (auf der Hütte Mechernich), 6 (Lautenthal), 7 (Omaha) oder höchstens
                              									bis 10 Procent des verarbeiteten Werkbleies beträgt, enthält im Allgemeinen 8 bis 25
                              									Proc. Zink, ausnahmsweise bis 45 Proc. (Mechernich) sowie 45 bis 90 Proc. Blei und
                              									meist 0,5 bis 2,5 Proc. Silber. Da Blei höchstens 1,5 Proc. Zink in sich aufnehmen
                              									kann., so betrachtet Schnabel (vgl. 1881 240 149) den Zinkschaum nicht als eine Legirung, sondern
                              									als ein Gemenge von Blei und einer Legirung, wohingegen Rösing denselben als ein Gemenge von zwei Legirungen, nämlich von Silber
                              									und Zink haltigem Blei und von Silber und Blei haltigem Zink, aufgefaſst haben
                              									will.
                           
                        
                           
                           I) Destillation des
                                 									Zinkschaumes.
                           Bei der Verarbeitung des Zinkschaumes ist die Destillation als die
                              									älteste und am weitesten verbreitete Methode anzusehen. Parkes benutzte anfänglich stehende Röhren nach Art der englischen
                              									Zinkgewinnungsmethode, später in England und zu Bleiberg einen belgischen Ofen,
                              									wobei sich bald hinsichtlich der Dauerhaftigkeit der Röhren und der Verarbeitung der
                              									Rückstände Schwierigkeiten zeigten. Karsten destillirte
                              									den Schaum zu Friedrichshütte aus Muffeln. Teichmann
                              									und Gerhard benutzten mit Kohle haltigem Futter
                              									ausgekleidete Muffeln. Darauf wurde 1870 zu Friedrichshütte ein Gasdoppelofen
                              									(Unterwind-Ofen) mit 48 ausgefütterten Muffeln errichtet. Weil jedoch viel Reichblei
                              									durch die Muffeln hindurchging und sich in den groſsen Mauermassen ansammelte, so
                              									wurde im J. 1875 der Betrieb eingestellt. E. Balbach zu
                              									Newark (vgl. 1871 200 * 213) verwendete sodann kleine,
                              									meist mit Kokes befeuerte Oefen mit nur einer Retorte, welche behufs leichterer
                              									Entfernung des Bleies und der Rückstände aus den Retorten von Faber du Faur kippbar gemacht wurden und dann bessere
                              									Erfolge lieferten. Fast auf allen deutschen Werken wird destillirt und haben Herrmann, Landsberg u.a. durch Einführung von Gasöfen
                              									und gefütterten Destillirgefäſsen wesentliche Fortschritte herbeigeführt. Die auf
                              									englischen, spanischen und französischen Werken angewendeten Graphittiegel zum
                              									Destilliren (vgl. 1877 225 67) sind auch in neuester Zeit
                              									zu Freiberg i. S. versucht worden.
                           Um nun auf eine nähere Betrachtung der beim Destilliren des an
                              									Silber reichen Zinkschaumes gegenwärtig benutzten Apparate einzugehen, so ist
                              									zunächst zu bemerken, daſs dieselben die Erzeugung einer möglichst hohen Temperatur
                              									und die vollständige Auffangung des durch etwaiges Zerbrechen des Destillirgefäſses
                              									austretenden Metalles gestatten müssen. Je höher die Temperatur, um so schneller und
                              									besser verläuft der Prozeſs. So lange Zink vorhanden, ist eine bedeutende
                              									Silberverflüchtigung nicht zu befürchten. Sobald die Zinkausströmung schwächer wird,
                              									sticht man das Reichblei ab und dieser Zeitpunkt tritt um so früher ein, das Blei
                              									wird um so ärmer an Zink und das Zinkausbringen um so höher, je stärker die Hitze.
                              									Man unterscheidet Kipp- und feststehende Oefen, letztere in Gestalt von Muffel-, Tiegel-, Retorten- und Röhrenöfen.
                              									Kipp- und Tiegelöfen werden meist mit Kokes, Röhrenöfen fast immer mit Gas geheizt,
                              									selten mit Kohle.
                           Kippöfen (vgl. Balbach 1871
                              										200 * 213) sind auf amerikanischen Werken (Aurora,
                              									Illinois, Newark, New Jersey, Omaha, Nebraska, Chicago, Pittsburg), ferner in
                              									Italien, in Deutschland nur noch zu Mechernich in Anwendung, nachdem Versuche auf
                              									Altenau ungünstig ausgefallen. Die Retorte ruht entweder auf einem Gewölbe (Aurora,
                              									Omaha) oder auf eisernen, feuerfest übermauerten Trägern (Newark). Der Fuchs liegt
                              									oben seitlich (Mechernich) oder, wobei derselbe dichter an die Esse anschlieſst, in
                              									der Rückwand (Newark, Aurora) oder im Gewölbe (Omaha). Der Ofen wird um Zapfen in
                              									einem Gestelle entweder mittels einer Schnecke (Aurora) oder eines Hebels
                              									(Mechernich, Newark, Omaha) gedreht. Die Retorten von Flaschen- oder Birnengestalt
                              									bestehen aus Graphit mit 50 bis 60, auch wohl bis 90 Proc. Thon (Mechernich).
                           Zur Condensation der Zinkdämpfe liegt in Mechernich vor der Retorte eine kurze
                              									thönerne Vorlage, aus welcher das Zink in eine untergestellte eiserne Schüssel
                              									tröpfelt. Diese ist mit einem Handgriffe versehen und ruht auf einem eisernen,
                              									während des Entleerens und Füllens der Retorte zur Seite gestellten Dreifuſse. Aus
                              									der Vorlage treten die Dämpfe erst in eine guſseiserne Röhre (sogen. Tute), dann in
                              									eine Reihe schmiedeiserner, über einander gesteckter, durch einen Bock gestützter
                              									Ansatzröhren (sogen.
                              									Allongen oder Ballons). Auf amerikanischen Werken ruht die Vorlage manchmal auf
                              									einem Wagen, welcher auch die Mulden für das abgestochene Zink trägt und bei
                              									beginnender Destillation vorgefahren wird.
                           Soll das Zink als Oxyd aufgefangen werden (wie dies z.B. in Newark geschieht), so
                              									lutirt man ein thönernes Rohr in die Retorte, dessen einer Schenkel, an dessen Ende
                              									das Zink verbrennt, in eine darüber hängende Eisenblechröhre ragt, aus welcher ein
                              									Sauger das aufgezogene Oxyd durch einen Zickzackröhrenstrang in 60
                              									Condensationssäcke von je 3m,96 Länge und 74cm Durchmesser wirft. In Berührung mit der
                              									Kokesasche haftet dieselbe oft fest an den Retorten, welche dann beim Losbrechen der
                              									Schlacke leicht beschädigt werden können. Die Retorten werden entweder durch die
                              									Brust, oder nach Herausnahme der Roststäbe von unten eingesetzt und bis zur hellen
                              									Rothglut gebracht, bevor sie beschickt werden.
                           Der Faber du Faur'sche Kippofen (vgl. 1876 219 * 60) hat eine groſse elliptische Retorte mit Gas-
                              									oder seitlicher Treppenrostfeuerung, 1t Ladung
                              									fassend; über seine Ausführung ist nichts bekannt geworden.
                           Feststehende Oefen mit Muffeln, Tiegeln oder Röhren. Muffelöfen, wie sie früher zu Friedrichshütte versucht
                              									wurden, besitzen nur noch geschichtliches Interesse. Tiegelöfen, auf englischen und französischen Hütten gebräuchlich (vgl.
                              									1877 225 67), nehmen einen Graphittiegel von etwa 50cm Höhe und 30cm
                              									Weite mit Haube und eiserner Vorlage auf. Man wendet Posten von 300k bei Kokesfeuerung an, nach deren Abdestillation
                              									die Haube abgenommen und das Reichblei ausgekellt wird.
                           Retortenöfen, für Kokes- und Flammenfeuerung festliegend
                              									eingerichtet, enthalten flaschen- oder birnenförmige Destillirgefäſse und sind meist
                              									von anderen Constructionen verdrängt.
                           Hierher gehört u.a. der Ofen von Brodie (vgl. Fig. 7 Taf. 6),
                              									früher im Betriebe auf den Montgomery-Werken zu Bloomfield (New-Jersey) und auf den
                              										Tatham'schen Delaware Lead
                                 										Works zu Philadelphia; derselbe enthält 6 Graphitretorten R mit je 225 bis 250k
                              									Fassungsraum und Heiſsluftröhren i (Fig. 7 Taf. 6) und das
                              									erhaltene Reichblei wird durch ein Stichloch im Boden abgelassen. Die feststehenden
                              									Retortenöfen mit Kokesfeuerung (vgl. Fig. 8 Taf. 6) weichen von
                              									den Kippöfen nur darin ab, daſs die Retorte R auf einer
                              									auf der Hüttensohle ruhenden gemauerten Säule a
                              									seitlich aufliegt.
                           Röhrenöfen, der Thum'schen
                              									Construction eines Zinkofens für die Verhüttung Blei und Zink haltiger Erze (vgl.
                              									1875 216 284) nachgebildet, enthalten bei Gasfeuerung ohne (Münsterbusch, Ems, Braubach) oder mit
                              									Unterwind geneigte Röhren R (vgl. Fig. 2, 4 und 6 Taf. 6), deren oberes Ende mit einer Vorlage v zur Aufnahme der Zinkdämpfe in Verbindung steht, während durch eine
                              									kleine Oeffnung u am unteren Ende das Reichblei
                              									abgestochen wird. Die Gase treten durch den Kanal K
                              										(Fig. 1,
                              										4 und 5 Taf. 6) in
                              									den Ofen, mischen sich bei l mit der Verbrennungsluft,
                              									welche sich beim Durchströmen der Kanäle L stark
                              									vorgewärmt hat; die Flamme geht durch den Fuchs F ab,
                              									umspült den Temperraum T (Fig. 1 und 4) und entweicht dann in
                              									eine niedrige Esse. Eine Hilfsfeuerung S (Fig. 1) dient
                              									zum Trocknen und Anwärmen des Ofens.
                           Die auf feuerfesten Stützen s ruhenden Röhren R bestehen entweder ganz aus Graphitmasse
                              									(Binsfeldhammer, früher Braubach), oder sind nach Landsberg's Verfahren (vgl. 1881 242 431) mit
                              									Graphit gefüttert (Münsterbusch, Ems, Braubach, Friedrichshütte). Das Landsberg'sche (3cm
                              									starke) Futter enthält etwa 37 Proc. Kohlenstoff in Form besten Ceylon-Graphites.
                              									Die Röhren zu Binsfeldhammer (Fig. 5 und 6) sind von elliptischem
                              									Querschnitte, von 60cm Höhe, 70cm Breite und 1t
                              									Fassungsraum; sie sind gröſser als die den Landsberg'schen ähnlichen Friedrichshütter Röhren und werden, während letztere
                              									stehend, liegend geformt.
                           Zur Erhöhung der Dauer der Destillirgefäſse dreht man dieselben wohl von Zeit zu Zeit
                              									etwas um ihre Achse und sucht eine Bleioxydbildung darin zu vermeiden durch eine
                              									stark reducirende Atmosphäre, nöthigenfalls durch eingeworfenes Holz.
                           Auf den Stolberger Hütten wird das Zink aus den bauchigen Vorlagen v (Fig. 6) ausgekeilt, auf
                              									Friedrichshütte aus den annähernd cylindrischen (Fig. 3) abgestochen. An
                              									die Vorlagen werden Ansatzröhren (Allongen) mit wagerechter Theilung in der
                              									Längsrichtung gesteckt. Zu Ems und Braubach haben die geneigten Vorlagen v eine verschlieſsbare Beschickungsöffnung mit
                              									Thonrohr, aus welchem das Zink stetig heraustropft. Entweichende Zinkdämpfe steigen
                              									durch die schmiedeiserne Ansatzröhre in eine durch Schieber abschlieſsbare
                              									Condensationskammer.
                           Das Ofengesäſs besteht auf Friedrichshütte aus Magnesiasteinen. Aus schadhaft
                              									gewordenen Röhren aussickerndes Blei flieſst auf in die Sohle gelegten Eisenplatten
                              									aus dem Ofeninneren ab, oder dasselbe gelangt in unter jeder Röhre liegende
                              									guſseiserne geneigte Kästen x (Fig. 3), welche durch
                              									passend angeordnete Hohlräume so mit dem Ofeninneren und der äuſseren, mit einem
                              									Thonpfropfen abgeschlossenen Luft in Verbindung stehen, daſs das Reichblei schnell
                              									und vollständig abflieſsen kann. Der Vorherd zur Aufnahme des Reichbleies ist
                              									entweder festliegend (wie H in Fig. 6) oder wie zu
                              									Friedrichshütte auf einem Wagen angeordnet und durch Kippen mittels abnehmbarer
                              									Handhabe um seine Zapfen zu entleeren. Der Preis für einen Ofen ohne Windleitung,
                              									Generator und Gasleitung ist annähernd 2000 M.
                           Arbeitsmethoden. Zur Erzielung eines möglichst reinen
                              									Zinkschaumes muſs je nach der Beschaffenheit des Werkbleies ein Raffiniren desselben
                              									stattfinden (z.B. zu Friedrichshütte bloſs durch Einleiten von Dampf während 10
                              									Minuten in das nur etwas Schwefel enthaltende, von Abstrich befreite Blei). Zur
                              									Abscheidung von möglichst viel Reichblei aus dem an Silber reichen Zinkschaume vor
                              									der Destillation wird derselbe einer Saigerung in guſseisernen Pfannen (Binsfeldhammer),
                              									oder besser in einem Kessel (Mechernich) unterworfen. In Braubach wird die Saigerung
                              									in einem Entsilberungskessel begonnen und in dem eigentlichen Saigerkessel in Form
                              									einer sogen. Calotte ohne Abzapfloch bei schärferem Feuer beendigt. Ohne die
                              									Vorlagen (bei Röhrenöfen) zu entfernen, was bei anderen Oefen meist geschehen muſs,
                              									wirft man zunächst 1 bis 3 Proc. Holzkohle, dann die passend geformten Schaumstücke
                              									in die Röhren, schmilzt in etwa ½ Stunde ein, setzt nach und führt die Destillation
                              									bei hoher Temperatur so lange fort, bis nur noch geringe Mengen von Zinkdampf
                              									ausströmen. Zeigt sich das Reichblei in dem Destillirgefäſse nicht mehr muſsig –
                              									sonst muſs noch unter Zusatz von etwas Holzkohle ½ bis 1 Stunde erhitzt werden
                              									(Amerika) –, so wird dasselbe bei Kippöfen durch Neigung derselben entfernt, bei
                              									Röhren- und Brodie-Oefen durch Abstechen, sonst durch Ausschöpfen mit Kellen oder
                              									nach Steitz's Verfahren, was aber sehr umständlich ist,
                              									durch Aushebern mit eisernem Heber.
                           Das Reichblei läſst man entweder gleich in die Formen, oder in einen festen oder
                              									fahrbaren Herd, oder in eine mit Lehm überzogene Gieſskelle, kratzt die Rückstände (Blei, Kohle, Bleioxyd u.s.w.) sorgfältig
                              									heraus und verschmilzt sie entweder in kleinen Schachtöfen, oder tränkt sie beim
                              									Abtreiben (Ems) oder Werkbleiraffmiren ein (Aurora). Das Zink erfolgt theils metallisch und wird dann
                              									wieder zur Werkbleientsilberung benutzt, theils staubförmig (Zinkstaub) in den Ansetzröhren, theils mehr zusammenhängend und mit
                              									Bleioxyd zusammengefrittet (als Schmelz) in den
                              									Vorlagen. Man führt diese von Silber freien Oxyde entweder in den Prozeſs zurück,
                              									oder setzt den Zinkstaub bei der Zinkgewinnung zu und den Schmelz bei der Zink- oder
                              									Schachtofenarbeit. Man verarbeitet in Kippöfen Posten von 150 bis 315k in 6 bis 12 Stunden, in Röhrenöfen solche von
                              									250 bis 1000k in 8 bis 24 Stunden. Das Abstechen
                              									des Werkbleies und das Ausräumen der Rückstände dauert bezieh. 20 Minuten und 1½
                              									Stunden bei 3 Röhren. Ein Arbeiter besorgt 2 bis 5 Kippöfen, einen Gasofen mit 3
                              									Röhren und einen Brodie-Ofen mit 6 Retorten.
                           Betriebsergebnisse. Obgleich bei diesem Verfahren
                              									Metallverluste mittelbar durch die weiter zu verarbeitenden Rückstände veranlaſst
                              									werden, so ist doch das Ausbringen im Vergleiche zu
                              									anderen Methoden der Zinkschaumverarbeitung ein sehr gutes, da bei hinreichender
                              									Reinheit des Zinkschaumes die Menge der Rückstände keine sehr groſse ist. Man erhält
                              									vom Zinkschaume 65 bis 85 Proc. treibwürdiges Reichblei mit 0,75 bis 1,5 Proc. Zink
                              									und 1 bis 4, selten bis 8 Proc. Silber, 10 bis 24 Proc. von Silber freies und etwa 1
                              									Proc. Blei enthaltendes Zink, 2 bis 23 Proc. Rückstände, zu Friedrichshütte mit 50
                              									Proc. Blei und 0,5 Proc. Silber, endlich 0,5 bis 5 Proc. Zinkstaub mit etwa 4 Proc.
                              									Blei. Der Brennstoffverbrauch beträgt bei Kippöfen 64
                              									Procent des Einsatzes (Omaha) bis 70 Proc. (Aurora), bei Brodie-Oefen 100 bis 114 Proc. (Philadelphia),
                              									bei Gasöfen 40 Proc. (Friedrichshütte), 45 Proc. (Binsfeldhammer), 60 Proc. (Ems),
                              									100 bis 170 Proc. (Braubach). Die Retorten der Kippöfen halten durchschnittlich 30,
                              									ausnahmsweise 70 Posten aus, in Mechernich 3 bis 4 Wochen, in festen Retortenöfen 30
                              									bis 40 Posten und in Gasöfen etwa 30 Tage. In Bezug auf die Destillationskosten lassen sich genaue Zahlen von allgemeiner Bedeutung
                              									nicht geben. Friedrichshütter Verhältnisse vorausgesetzt, würden die Kosten für
                              									Arbeitslöhne, Brennstoff, Destillirgefäſse und Metallverlust bei Kipp- und Gasöfen
                              									für 1000t Reichschaum bezieh. 37148 und 25902 M.
                              									betragen. Eine ausschlaggebende Rolle spielen bei sämmtlichen Methoden: der Preis
                              									des Brennstoffes, welcher, wenn hoch, Gasöfen empfehlenswerth macht, die Gröſse und
                              									Regelmäſsigkeit des Betriebes, indem bei sehr bedeutender und nicht schnell
                              									wechselnder Menge Reichschaum Gasöfen, entgegengesetzten Falles Kippöfen am Platze
                              									sein würden. Beispielsweise setzt jeder der 5 Kippöfen in Mechernich Posten von 150
                              									bis 200k in 10 bis 12 Stunden durch, ein Gasofen
                              									zu Friedrichshütte mit 3 Röhren jede 250k Post in
                              									8 Stunden bei einem Ausbringen von 70 bis 80 Proc. Reichblei, 13 Proc. Rückständen
                              									und bis 10 Proc. Zink.
                           Vergleich des Destillirens mit anderen Methoden. Das Flansche Schachtofenschmelzen (vgl. 1877 225 67) – nur noch auf kleineren Werken, wie Call in der
                              									Eifel, in Anwendung – sowie das Eintränken der reichen Oxyde veranlassen nicht nur
                              									annähernd ebenso hohe Kosten wie die Destillation, sondern auch erhebliche
                              									Silberverluste ohne Wiedergewinnung des Zinkes und entfernen nicht das schädliche
                              									Zink aus dem Hüttenbetriebe. Bei einem Vergleiche mit dem Schnabel'schen combinirten Wasserdampf- und Ammoniakverfahren (vgl. 1878
                              										228 186. 1881 240 149)
                              									ergibt sich, daſs gegen dasselbe bei der Destillation ein Minderausbringen von
                              									höchstens 12 Proc. Zink stattfindet, dafür aber die Destillation den groſsen
                              									Vortheil hat, daſs man dabei nach Belieben das Zink als Metall oder, wenn die Markt-
                              									und sonstigen Verhältnisse es wünschenswerth erscheinen lassen, als Oxyd gewinnen
                              									kann, welches als Farbe an Güte die aus der ammoniakalischen Zinklösung erhaltene
                              									wesentlich übertrifft. Leidet zwar die Destillation auch an Unvollkommenheiten
                              									(geringe Wärmeausnutzung, mangelhafte Haltbarkeit der Gefäſse u.s.w.), so ist sie
                              									doch der nur in Lautenthal eingeführten Ammoniaklaugerei überlegen und es erscheint
                              									deshalb vollkommen begreiflich, daſs jeder Techniker, unter dessen Verantwortung die
                              									Zinkschaumverarbeitung eingeführt oder neu gestaltet werden soll, das allgemein
                              									erprobte und weniger Anlagekosten erfordernde Destillirverfahren vorzieht.
                           
                        
                           II) Elektrolytische
                                 										Zinkschaumverarbeitung.
                           Da die vorstehend beschriebene Verarbeitung des Zinkschaumes noch
                              									immer schwerwiegende Nachtheile besitzt, so ist versucht worden, auf dem Wege der
                              									Elektrolyse eine zweckmäſsigere Methode zur Verarbeitung des Schaumes einzuführen.
                              										In der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1886 S. 463
                              									berichtet B. Rösing ausführlicher über die
                              									elektrolytische Entzinkung des Reichschaumes zu Friedrichshütte nach dem Verfahren
                              									des Kgl. Hüttenamtes daselbst (vgl. 1886 259 291). Auch am Harz zu Lautenthal von Carl Schnabel und zu Oker von Bräuning sind früher Versuche gemacht worden, den Zinkschaum
                              									elektrolytisch zu verarbeiten. Indessen sollen die Erfolge weder in
                              									wirthschaftlicher Beziehung, noch in Bezug auf die Güte des Productes besonders
                              									günstig ausgefallen sein. Bei der elektrolytischen Verarbeitung des Reichschaumes zu
                              									Friedrichshütte wird dieser bekanntlich als Anode in eine als Elektrolyt dienende
                              									Zinklösung geführt. Beim Durchleiten des Stromes schlägt sich auf der Kathode aus
                              									der Zinklösung Zink nieder, während der frei gewordene elektro-negative Bestandtheil
                              									des Zinksalzes einen entsprechenden Theil Zink von der Anode in Lösung bringt.Nach der zur 100jährigen Jubelfeier der kgl. Friedrichshütte bei Tarnowitz
                                    											herausgegebenen Festschrift (Verlag von Ernst und
                                       												Korn in Berlin) ist dieses patentirte elektrolytische Verfahren mit Rücksicht auf die höheren
                                    											Anlagekosten gegenüber dem Destillationsverfahren wieder aufgegeben.Red.
                           Diese elektrolytische Zinkschaumverarbeitung unterscheidet sich
                              									von anderen elektrometallurgischen Prozessen, wie z.B. der Raffination des Kupfers
                              									(vgl. 1886 262 275), der Keith'schen Werkbleientsilberung (vgl. 1878 229
                              									* 534. 230 75. 328) und dem Herrmann'schen Verfahren der Reinigung von Handelszink (vgl. 1885 258 165), besonders dadurch, daſs das aus dem zu
                              									verarbeitenden Material elektrolytisch zu entfernende Metall bei allen diesen
                              									Verfahren der weitaus überwiegende Bestandtheil ist, während hier das Zink oft nur
                              									den zehnten Theil der ganzen Masse ausmacht. Sobald daher das im Schaume vorhandene
                              									Zink, welches von dem Elektrolyten berührt wurde, in Lösung gegangen ist, hat sich
                              									eine Oberfläche gebildet, welche aus Blei und Silber, den fast unlöslichen Theilen
                              									des Schaumes, besteht. In diesem Augenblicke kann der elektrische Strom unterbrochen
                              									werden, da je nach der Spannung desselben entweder bald nur Wasserstoffentwickelung
                              									eintreten, oder der Strom bei den unlöslichen Anoden von selbst aufhören würde.
                           Es ist einleuchtend, daſs die Entzinkung des Schaumes um so
                              									vollständiger ist, je gröſser die Berührungsfläche des Schaumes und des Elektrolytes
                              									ist. Aus diesem Grunde wird der Schaum, da wegen seiner Sprödigkeit dünne Platten
                              									sich aus demselben nicht herstellen lassen, in pulverisirtem Zustande angewendet.
                              									Dies hat zur Folge, daſs die Elektroden eine wagerechte Lage erhalten müssen. In
                              									runden hölzernen Elektrolysirbottichen liegt auf dem Boden eine mit Zinkschaum
                              									bedeckte Bleiplatte, welche als Anode dient; ihr gegenüber ruht auf isolirenden
                              									Stützen die Kathode in Gestalt eines Zinkbleches. Um eine Strömung der Flüssigkeit
                              									(des Elektrolyten) zu unterhalten, werden mehrere Bottiche oder Wannen derart über
                              									einander gestellt, daſs die Flüssigkeit, welche der obersten Wanne von einem höher
                              									liegenden Behälter zugeführt wird, durch einen in jeder Wanne angebrachten Abfluſs
                              									von Wanne zu Wanne flieſst; aus der untersten Wanne flieſst sie dann in einen
                              									Behälter, um von Neuem verwendet zu werden. Die Masse an der Anode besteht, nachdem
                              									der elektrische Strom eine Zeitlang gewirkt hat, aus einer von Zink freien Rinde und
                              									einem unveränderten Kern, welchen man durch Saigern von jener trennt und von Neuem
                              									elektrolytisch verarbeitet. Auf diese Weise wechseln Entzinkung durch Elektrolyse
                              									und Entbleiung durch Saigerung fortwährend mit einander ab. Das bei ersterer
                              									entstehende Zink wird, damit geringe Mengen darin enthaltenen Silbers und Bleies
                              									nicht verloren gehen, wiederum zur Ent-silberung von Werkblei benutzt; das bei der
                              									Saigerung fallende Reichblei andererseits wird durch den Treibprozeſs auf Silber zu
                              									gute gemacht. Die bei dieser Arbeit erzeugte Glätte wird zu Blei reducirt.
                           Rösing hat auch Versuche theils mit gekörntem, theils
                              									mit plattenförmigem Zinkschaum behufs Ermittelung des zweckmäſsigsten Elektrolytes
                              									angestellt und dabei folgende Beobachtungen gemacht: 1) Bei Anwendung von verdünnter
                              									Kalilauge von 1,26 sp. G. enthielt der schwammige Niederschlag viel (0,223 Proc.) Silber, etwas
                              									Blei und Kupfer. 2) Ammoniak ergab genau denselben Erfolg wie Kalilauge. Genauere
                              									Ermittelungen mit gemessenen Strömen wurden dadurch von vorn herein überflüssig. 3)
                              									Salmiaklösung als Elektrolyt lieferte einen Niederschlag mit 77 Proc. Blei und etwas
                              									Silber. 4) Ein Zusatz von Alkohol zu den vorstehend genannten Elektrolyten
                              									verminderte zwar die Löslichkeit des Bleies, beeinträchtigte aber auch die Lösung
                              									des Zinkes und der Alkohol wurde schnell oxydirt. 5) Auch bei der Anwendung einer
                              									mit Ammoniak versetzten Lösung von schwefelsaurem Ammonium wurde der Niederschlag
                              									nicht unerheblich Silber haltig und enthielt auch ein wenig Blei. 6) Versetzt man
                              									eine Lösung von schwefelsaurem Zink mit schwefelsaurem Ammonium, so wird der
                              									Niederschlag sehr dicht und glänzend, aber er ist wiederum reich an Silber. Bei
                              									einem der Versuche enthielt der Schaum vor dem Versuche 14,68 Zink und 1,93 Silber,
                              									nach beendigter Elektrolyse 11,55 Zink und 1,24 Silber; es hatte sich somit der
                              									Zinkgehalt um 3,13 Proc. vermindert, aber es waren auch 0,69 Proc. Silber in Lösung
                              									gegangen. 7) Auch ein Zusatz von schwefelsaurem Natrium zu der Zinksulfatlösung
                              									ergab einen Niederschlag, welcher neben etwas Blei Silber enthielt. 8) Die
                              									günstigsten Ergebnisse in Bezug auf die Reinheit des Zinkniederschlages lieferte
                              									eine reine Zinksulfatlösung. Bei Versuchen in kleinerem Maſsstabe, bei welchen die
                              									Elektroden eine Gröſse von 400qc hatten, war der
                              									Niederschlag völlig frei von Silber und enthielt auch nur wenig Blei; bei gröſseren
                              									Versuchen war es allerdings nicht immer zu vermeiden, daſs die möglichst schnell
                              									umströmende Lauge feine Theilchen des pulverisirten Zinkschaumes mechanisch in den
                              									Niederschlag führte, welcher dadurch manchmal ein wenig Silber haltig wurde.
                           Das vorstehend beschriebene Verfahren, welches sich als die zweckmäſsigste unter den
                              									bisher bekannten Methoden herausgestellt hat, ist also wesentlich gekennzeichnet
                              									durch die abwechselnde Analyse und Saigerung, sowie durch die Anwendung feinkörnigen
                              									Materials auf wagerecht angeordneten Bleiplatten, von denen der Strom in die
                              									Zinkschaumanoden geführt wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
