| Titel: | Fabrikation der Eosinfarbstoffe; von Dr. Otto Mühlhäuser. | 
| Autor: | Otto Mühlhäuser | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 99 | 
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                        Fabrikation der Eosinfarbstoffe; von Dr. Otto
                              								Mühlhäuser.
                        (Schluſs der Abhandlung S. 49 d. Bd.)
                        Mühlhäuser, über Fabrikation der Eosinfarbstoffe.
                        
                     
                        
                           B) Herstellung der
                                 									Farbstoffe.
                           
                              2) Dibromfluoresceïn.
                              10k Fluoresceïn werden in 80k Weingeist von 96° vertheilt und mit 12k Brom, wie oben beschrieben, behandelt. Das
                                 										Fluoresceïn geht unter Bildung von Dibromid in Lösung. Nach dem Erkalten wird
                                 										das Dibromfluoresceïn mit etwa 100l Wasser
                                 										ausgefällt und der verdünnte Bromirungsalkohol abgehebert. Das als Harz
                                 										ausgeschiedene Dibromfluoresceïn wird nach dem Waschen mit Wasser im Holzfasse
                                 										in 200l Wasser und 20k Lauge von 36° B. gelöst und nach dem
                                 										Erkalten mit 40k Salzsäure ausgefällt. Man
                                 										erhält es dann als pulverigen Niederschlag, der entsäuert, filtrirt und
                                 										getrocknet wird. Die Ausbeute beträgt 15k,4.
                              
                              Eosinorange: Eine im Laboratorium ausgeführte
                                 										Vorprobe ergibt die zum Löslichmachen nöthige Menge Lauge. Man setzt zu dem in
                                 											150l heiſsem destillirtem Wasser
                                 										vertheilten Dibromeosin die nach der Vorprobe berechnete Menge Lauge zu und
                                 										dampft zur teigigen Beschaffenheit ab. Die noch teigige grüne Schmelze trocknet
                                 										man vollständig in der Trockenkammer auf Blechen. Ausbeute = 17k,0.
                              
                                 
                                    Fluores-ceïn
                                    96°Alkohol
                                    Brom
                                    Lauge36°
                                    Salzsäure
                                    Eosinsäure
                                    Lauge36°
                                    Eosin-orange
                                    
                                 
                                    10
                                    80
                                    12
                                    20
                                    40
                                    15,4
                                    8,7
                                    17
                                    
                                 
                              
                           
                              3) Aethyltetrabromfluoresceïn.
                                 									
                              Bromirung: In einen mit Heizmantel versehenen
                                 										emaillirten Druckkessel bringt man 80k
                                 										Spiritus von 96° und dazu 20k Fluoresceïn
                                 										unter Umrühren. Der mit einem aufsteigenden Bleikühler in Verbindung gebrachte
                                 										Kessel, der ein mit Emailüberzug versehenes Rührwerk besitzt wird geschlossen
                                 										und erhitzt. Man läſst so lange Dampf in den äuſseren Mantel einströmen, bis der
                                 										Alkohol siedet. Das Sieden erfährt man dadurch, daſs man das Verbindungsstück
                                 										von Kühler und Kessel befühlt. Erweist sich dasselbe warm, so kocht der
                                 										Alkohol.
                              Inzwischen hat man in einer gläsernen Hahnflasche 13k Brom abgewogen und die Flasche auf das erhöhte Kühlfaſs gestellt.
                                 										Kocht der Alkohol, so öffnet man den Hahn der Glasflasche und läſst das Brom
                                 										durch eine nur wenig in den Alkohol eintauchende Glasröhre in den Apparat
                                 										einflieſsen, der nur durch die Bleischlange mit der Luft in Verbindung steht.
                                 										Man läſst nach einander 4 Flaschen von je 13k
                                 										Brom während 50 Minuten einlaufen. Hat man zu Ende bromirt, so verschlieſst man
                                 										den Kessel so schnell als möglich mittels zweier Hähne, von denen der eine
                                 										vorher der Bromleitungsröhre Eintritt gestattete, deren zweiter aber die im
                                 										Bleikühler verdichteten Alkoholdämpfe eintreten lieſs. Unter fortwährendem
                                 										Umrühren erhitzt man den Apparat auf etwa 1at,5 Ueberdruck, stellt nach Erreichung dieses Druckes den Dampf ab und
                                 										läſst nun die Reactionsmasse 3 Stunden lang unter diesem Drucke, indem man zu
                                 										diesem Behufe von Zeit zu Zeit Dampf in den Heizmantel einströmen läſst. Nach
                                 										vollkommenem Erkalten öffnet man den Kessel durch Heben des Deckels. Der
                                 										Bromirungsalkohol wird abgezogen und der am Boden sitzende Rückstand auf ein
                                 										Asbestfilter gebracht.
                              Das so erhaltene Eosin zeigt in diesem Zustande eine schwarze, grünschwarze oder
                                 										braune Farbe. Bei der heiſsen Bromirung erhält man ein zum gröſsten Theile aus
                                 										Aethyltetrabromfluoresceïn und wenig Tetrabromfluoresceïn bestehendes Gemenge.
                                 										Nebenproduct ist der Aethyl- und Vinylbromid enthaltende Bromirungsalkohol,
                                 										welcher auf Eosin B und 96°-Alkohol verarbeitet wird.
                              Wäsche: Die Eosinsäure wird nach dem Abtropfen auf
                                 										dem Asbestfilter gepreſst und in einem emaillirten Kessel mit 100k Spiritus gewaschen, d.h. mit einem
                                 										Holzrührer im Alkohol vertheilt, absitzen gelassen, filtrirt und gepreſst. Der Filterrückstand
                                 										wird nochmals mit etwa 100l Wasser gewaschen.
                                 										– Das nunmehr braun aussehende feuchte Eosinpulver wird filtrirt, gepreſst und
                                 										auf Rahmen in der Trockenstube getrocknet. Die Ausbeute beträgt 27k Eosinsäure; die Meist- und Mindestausbeute
                                 										im Betriebe ergibt sich aus folgender Tabelle:
                              
                                 
                                    Fluoresceïn
                                    Alkohol
                                    Brom
                                    Ausbeute
                                    
                                 
                                    20
                                    80
                                    52
                                    27,0
                                    
                                 
                                    20
                                    80
                                    52
                                    29,2
                                    
                                 
                                    20
                                    80
                                    52
                                    31,0
                                    
                                 
                              Spriteosin: Um die Eosinsäure einerseits von ihrem
                                 										Begleiter zu trennen, andererseits alkohollöslich zu machen, wird sie aus
                                 										alkoholischer Kalilösung krystallisirt. Das wasserlösliche Eosin bleibt dann in
                                 										der Mutterlauge gelöst, das Spriteosin dagegen krystallisirt aus dem 36
                                 										procentigen Alkohol aus.
                              Vor Allem muſs im Laboratorium diejenige Menge Kalilauge ermittelt werden, welche
                                 										zur Neutralisation der Säure nöthig ist. Zu diesem Zwecke werden 50g Eosinsäure abgewogen, im Glaskolben in einem
                                 										Gemische von 125g Wasser und 75g Alkohol vertheilt und zum Kochen erhitzt.
                                 										Zur kochenden Masse setzt man so lange aus einem gewogenen Tropfglase Lauge zu,
                                 										bis alles rothe Pulver verschwunden ist und man am Boden des Kolbens nur noch
                                 										flimmernde grüne Kryställchen sieht. Aus der Anzahl der verbrauchten Gramm
                                 										Kalilauge (1 Th. KHO und 2 Th. H2O) berechnet
                                 										man die Menge Lauge, welche zur Neutralisation des ganzen Postens nöthig
                                 										ist.
                              Zur Ueberführung der Aethyleosinsäure in das Kalisalz bringt man in einen mit
                                 										Rückfluſskühler versehenen emaillirten Doppelkessel die 2,5 fache Menge Wasser
                                 										und die 1,5 fache Menge Alkohol, berechnet auf das Gewicht der in Verarbeitung
                                 										kommenden Eosinmenge.Im gegebenen Falle also: 27 × 2,5 = 67k,5 Wasser und 27 × 1,5 = 40k,5
                                       												Alkohol. Zu dem kalten 36procentigen Alkohol rührt man das
                                 										Eosin ein, schlieſst den Kessel und erhitzt zum Sieden. Zur kochenden Masse
                                 										läſst man in schwachem Strahle durch die Kühlschlange die berechnete, auf 80°
                                 										erwärmte Menge Kalilauge einflieſsen und zwar unter Umrühren, was man nach
                                 										Zusatz der Lauge noch 15 Minuten fortsetzt. Der erkaltete Apparat wird nach 3
                                 										Tagen geöffnet; man zieht die Mutterlauge von den Krystallen ab, bringt letztere
                                 										aufs Filter, preſst die Mutterlauge vollkommen aus, wäscht mit heiſsem Wasser
                                 										die Kuchen nochmals aus, filtrirt, preſst wieder und trocknet auf emaillirten
                                 										Trockenplatten. Ausbeute 25k,3 Spriteosin:
                              
                                 
                                    Aethyleosinsäure
                                    Alkohol
                                    Wasser
                                    Kalilauge
                                    Spriteosin
                                    
                                 
                                    27,0
                                    40,5
                                    67,5
                                    10,26
                                    25,3
                                    
                                 
                                    29,5
                                    44,0
                                    73,5
                                    11,40
                                    28,0
                                    
                                 
                              Aufarbeitung der Spriteosin-Rückstände: Der
                                 										Bromirungsalkohol wird in einen emaillirten Kessel gegeben und dort mit dem
                                 										gleichen Volumen kalten Wassers versetzt, das man in dünnem Strahle unter
                                 										Umrühren
                              
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 263, S. 102
                                 Heiſse Bromirung; Eosinsäure;
                                    											Bromirungsalkohol; Waschalkohol; Spriteosin; Mutterlauge (destillirt);
                                    											Alkohol; Roheosinkalium; Mit HCl gefällt; Saurer Alkohol; Roheosin; Mit
                                    											Alkohol gewaschen; Mit alkoholischem NaOH krystallisirt; Roheosinnatrium;
                                    											Mit HCl gefällt u. mit alkoholischem NaOH krystallisirt; Mit HCl gefällt und
                                    											mit alkoholischem NaOH krystallisirt; Eosin B; Producte; Waschalkohol 90%;
                                    											Mutterlauge desgl. 85%; Mutterlaugenalkohol 85%
                                 
                              
                              einlaufen läſst. Es scheidet sich Tetrabromfluoresceïn als
                                 										rothes Pulver ab. Man läſst absitzen, filtrirt, wäscht das Eosin mit Wasser
                                 										vollkommen aus, filtrirt, preſst und trocknet. Die weitere Verarbeitung
                                 										geschieht, wie bei den Eosin-A-Rückständen beschrieben wurde, durch Waschen mit
                                 										Alkohol und 2 maligem Umkrystallisiren des Natronsalzes aus Alkohol.
                              Die von den Krystallen getrennte Mutterlauge läſst man etwa 8 Tage stehen; es
                                 										scheiden sich dann noch ungefähr 2k Krystalle
                                 										ab, welche immer mit dem folgenden Posten verarbeitet werden. Die nun zum
                                 										zweiten Male abgezogene Mutterlauge wird im Destillationsapparate vom Alkohol
                                 										getrennt. Aus den im Apparate zurückbleibenden und in Wasser aufgelösten
                                 										Rückständen fällt man mit Salzsäure ziemlich reine freie Eosinsäure aus. Man
                                 										filtrirt, wäscht, preſst und trocknet die Kuchen, welche dann ebenso verarbeitet
                                 										werden wie die Eosin-A-Rückstände. Die Tabelle S. 102 gibt einen Ueberblick über
                                 										die Verarbeitung des Fluoresceïns zu Spriteosin und
                                 										über die Aufarbeitung der dabei erhaltenen
                                    											Rückstände.
                              Die Aufarbeitung der alkalisirten und sauren Alkohole
                                    											durch Destillation richtet sich danach, ob die Alkohole sauer oder
                                 										neutral reagiren. Die ersteren (Bromirungs- und Waschalkohol) werden im
                                 										ausgebleiten Druckkessel mit Kalkmilch neutralisirt, hierauf in den sogen.
                                 										Colonnenapparat gedrückt und rectificirt. Die alkalisch oder neutral reagirenden
                                 										Alkohole, also die Mutterlaugen- und die nur durch Wasser verdünnten Alkohole,
                                 										werden für sich rectificirt und in beiden Fällen auf 96 bis 97°-Sprit
                                 										verarbeitet. Der in der Blase zurückbleibende Rückstand, den man beim
                                 										Aufarbeiten der sauren Alkohole erhält, wird in einen Druckkessel abgelassen und
                                 										nach genügender Verdünnung mit Wasser durch eine Filterpresse gedrückt. Das
                                 										Filtrat wird auf Brom verarbeitet. Den Inhalt der
                                 										Filterpresse sowie die bei Aufarbeitung der alkalischen Alkohole erhaltenen
                                 										unreinen Farbbrühen gibt man verloren.
                              
                           
                              4) Dinitrodibromfluoresceïn.
                                 									
                              Bromirung von Dinitrofluoresceïn in alkoholischer
                                    											Lösung (Nitrobromirung von Fluoresceïn in
                                    											Alkohol): In jeden der 5 emaillirten Kessel bringt man 60k Alkohol von 96° zu 7k feinem Fluoresceïn unter Umrühren. Zu dem
                                 										durch Rühren vertheilt gehaltenen Fluoresceïn gibt man allmählich 7k Salpetersäure von 40° B. und gleich darauf
                                 											7k,25 Brom, das man mittels eines Hebers
                                 										unmittelbar aus den Flaschen abzieht. Es scheidet sich das im Alkohol schwer
                                 										lösliche Dibromdinitrofluoresceïn ab. Die Kessel werden bis zum nächsten Tage
                                 										sich selbst überlassen. Man hebert dann die schwarze Brühe ab und wäscht den
                                 										Niederschlag einmal mit 30k Alkohol. Die aufs
                                 										Filter gebrachten Niederschläge werden nach dem Abtropfen in einer Holzbütte mit
                                 										Wasser aufgekocht, absitzen gelassen, decantirt und diese Behandlung so oft
                                 										wiederholt, bis das Kochwasser anfängt, sich schwach zu färben. Ist letzteres
                                 										der Fall, so ist alle Säure weggewaschen. Der feine Teig wird in dünner Schicht
                                 										auf dem Wasserbade
                                 										in emaillirten Schalen getrocknet. Ausbeute an gesiebter Waare 63k:
                              
                                 
                                    Fluoresceïn
                                    Alkohol
                                    Salpetersäure
                                    Brom
                                    Waschalkohol
                                    Dibromdinitro-fluoresceïn
                                    
                                 
                                    35
                                    300
                                    35
                                    36,25
                                    150
                                    63,0
                                    
                                 
                                    35
                                    300
                                    35
                                    36,25
                                    160
                                    62,2
                                    
                                 
                                    35
                                    300
                                    35
                                    36,25
                                    150
                                    60,5
                                    
                                 
                              Nitrirung in Eisessig: In einen emaillirten, im
                                 										Wasserbade sitzenden Kessel bringt man 30k
                                 										Bromeosin, welches man, je nachdem man ein mehr oder weniger feines Product
                                 										erzielen will, einer alkoholisch bromirten oder einer wasserbromirten Sorte
                                 										entnimmt. Zum Bromeosin bringt man 25k
                                 										Eisessig und rührt nun das Ganze zu einem gleichförmigen Teige an, welchem man
                                 										durch tüchtiges Rühren 4k fein gemahlenen
                                 										Natronsalpeter einverleibt. Der Kessel wird. dann bedeckt und das Wasserbad
                                 										kochend gemacht. Die Reaction beginnt etwa bei 70 bis 80°, indem geringe Mengen
                                 										Salpetrigsäure und etwas Eisessig entweicht. Durch häufiges Umrühren hält man
                                 										eine gleichmäſsige Temperatur aufrecht. Nach etwa 6 bis 8 stündigem Erhitzen ist
                                 										die rothe Masse fleischfarben geworden und die Reaction beendet. Man verfolgt
                                 										den Gang der Arbeit durch Probeziehen und unterbricht denselben, wenn eine in
                                 										Ammoniak gelöste Probe, mit einer Probefarbe verglichen, auf einem Streifen
                                 										Filtrirpapier sofort blauen Farbton hervorbringt.
                              Die erkaltete Masse wird in einer Holzbütte mit 500l Wasser aufgekocht. Nach etwa 10 Minuten langem Kochen läſst man
                                 										absitzen und decantirt die Brühe. Den am Boden sitzenden Rückstand entsäuert man
                                 										in der oben beschriebenen Weise. Den fleischfarbenen feinen Schlamm streicht man
                                 										in dünner Schicht auf emaillirte Schalen und trocknet denselben. Ausbeute 29k,5:
                              
                                 
                                    Bromeosin
                                    Eisessig
                                    Natronsalpeter†
                                    Ausbeute an freier Säure
                                    
                                 
                                    30,0
                                    25
                                    4
                                    29,5
                                    
                                 
                                    29,5
                                    25
                                    4
                                    29,0
                                    
                                 
                                    29,0
                                    25
                                    4
                                    28,0
                                    
                                 
                              † Die Salpetermenge macht man von dem zu
                                 										erzielenden Farbtone abhängig.
                              Nitrirung in wässeriger Lösung: 10k Fluoresceïn werden in 200l Wasser und 13k Lauge von 36° B. im Doppelkessel gelöst. In einem nebenstehenden
                                 										Doppelkessel löst man 12k Brom auf durch
                                 										Einlaufenlassen in eine Mischung von 20k Lauge
                                 										von 36° B. und 50k Wasser. Diese Salzlauge
                                 										wird zur Zersetzung von unterbromigsaurem Natron gekocht. Nach vollständigem
                                 										Erkalten läſst man die Fluoresceïnlösung und die Bromlösung in einen
                                 										emaillirten, in einem Wasserbade sitzenden Kessel ab und versetzt unter Umrühren
                                 										mit 60k Schwefelsäure von 40° B. Es scheidet
                                 										sich gelbes Bromeosin aus. Man läſst nun unter Umrühren aus einer Hahnflasche
                                 											30k Salpetersäure von 40° B. langsam
                                 										einlaufen. Die Eingabe der Säuren geschieht unter Kühlen; sobald aber alles
                                 										beisammen, erhitzt man das Wasserbad zum Kochen. Das Erhitzen der Masse dauert 5
                                 										bis 6 Stunden, indem man zeitweilig umrührt. Das rothgelbe Eosin geht
                                 										dann in das fleischfarbige Nitrobromeosin über. Das in einer Holzbütte
                                 										aufgewässerte und durch mehrmaliges Decantiren von Säure befreite Produkt wird
                                 										schlieſslich filtrirt und in dünner Schicht auf dem Wasserbade getrocknet. Die
                                 										Ausbeute beträgt 19k,5:
                              
                                 
                                    Fluoresceïn
                                    Natron
                                    Brom
                                    Natron36° B.
                                    Schwefels.40° B.
                                    Salpeters.40° B.
                                    Ausbeutean Eosin
                                    
                                 
                                    10
                                    13
                                    12
                                    20
                                    60
                                    30
                                    19,5
                                    
                                 
                                    10
                                    13
                                    12
                                    20
                                    60
                                    30
                                    20,0
                                    
                                 
                                    10
                                    13
                                    12
                                    20
                                    60
                                    30
                                    19,0
                                    
                                 
                              Herstellung der Salze.
                              Das Löslichmachen des Dibromdinitrofluoresceïns geschieht entweder durch
                                 										Ueberleiten von gasförmigem Ammoniak über fein gesiebtes, trockenes
                                 										Dibromdinitrofluoresceïn, wie man es auf dem oben beschriebenen Wege erhält,
                                 										oder durch Zusatz von Natronlauge zu der in heiſsem Wasser vertheilten freien
                                 										Bromnitrosäure, oder aber durch Zugabe von Potaschelösung zu dem mit warmem
                                 										Wasser angerührten Eosinbrei. Erstere Methode führt zum Ammonsalze, die zweite
                                 										zum Natronsalze, die dritte endlich zum Kalisalze. Alle drei Verfahren haben
                                 										ihre kleinen Schwierigkeiten in der Ausführung.
                              Die Herstellung des Ammoniaksalzes des
                                 										Nitrobromfluoresceïns geschieht in derselben Weise wie diejenige des Ammonsalzes
                                 										des Tetrabromfluoresceïns, nämlich durch Ueberleiten von trockenem Ammoniak über
                                 										die freie Säure im Ammoniakkasten. In Verwendung kommen 30k Eosinsäure, wie solche nach einer der beiden
                                 										ersten oben beschriebenen Methoden erhalten wird. Die Ausbeute beträgt 31k,9:
                              
                                 
                                    Eosinsäure
                                    Salmiak
                                    Kalk
                                    Ausbeute
                                    
                                 
                                    30
                                    15
                                    30
                                    31,9
                                    
                                 
                                    30
                                    15
                                    30
                                    31,8
                                    
                                 
                              Da durch die Bromirung in Alkohol oder mit Eisessig sehr reine Producte erzielt
                                 										werden, ist es empfehlenswerth, hier die Ammoniakmethode anzuwenden.
                              Herstellung des Natronsalzes: 30k der nach einem der drei Verfahren erhaltenen
                                 										Eosinsäure werden im emaillirten Doppelkessel in 200l Wasser vertheilt und auf etwa 90° erwärmt. Zu dieser durch Umrühren
                                 										gleichförmig gehaltenen Flüssigkeit setzt man nun Natronlauge, welche in dünnem
                                 										Strahle aus einem Hahngefäſse einläuft. Man hört mit dem Natronzusatze vor der
                                 										vollständigen Neutralisation auf. Diese ungenügende Absättigung bezweckt eine
                                 										Trennung des reinen Eosins von den sich bei der Nitrirung bildenden unreinen
                                 										Farbstoffen, die sich erst zuletzt in Natron unter Salzbildung auflösen würden,
                                 										also bei ungenügendem Natronzusatze ungelöst zurückbleiben.
                              Man beobachtet den Fortgang der Auflösung der freien Säuren mittels eines
                                 										Streifens Filtrirpapier und gibt schlieſslich so lange Natronlauge zu, bis eine
                                 										mit einem Glasstabe hervorgeholte Probe, auf einen schief gehaltenen Streifen
                                 										Filtrirpapier getropft, dort keinen reinen, gleichmäſsigen Flecken gibt,
                                 										sondern an der Auftropffläche eine geringe Menge festen, pulverigen Rückstand
                                 										sehen läſst, einen Schweif erzeugt. Von der Gröſse dieses Schweifes hängt die
                                 										Reinheit des Productes ab. Man kann übrigens mit der Absättigung ziemlich weit
                                 										gehen; doch erfordert die Probe immerhin einige Uebung in der Ausführung.
                              Die tief rothe, wenig Rückstand enthaltende Flüssigkeit wird in einer hohen
                                 										Holzbütte absitzen gelassen, nach etwa 2tägigem Stehen decantirt, filtrirt und
                                 										in einer Trockenpfanne abgedampft. Ausbeuten 29k,5 Scharlach.
                              
                                 
                                    Eosinsäure
                                    Natronlauge 36° B.
                                    Eosinscharlach
                                    
                                 
                                    30
                                    14,5
                                    29,5
                                    
                                 
                                    30
                                    13,5
                                    30,0
                                    
                                 
                              Die Herstellung des Kalisalzes erfolgt mit Kalilauge
                                 										genau wie eben beschrieben; gewöhnlich führt man jedoch die Eosinsäure mit
                                 										Potasche ins Kalisalz über. Hierbei muſs vorsichtig die Potasche zur heiſsen
                                 										Eosinflüssigkeit in kleinen Posten eingegeben werden. Die weitere Ausführung
                                 										sowie das Proben wird wie beim Natronsalz vorgenommen. Die Ausbeute beträgt
                                 											30k.
                              
                           
                              5) Tetrajodfluoresceïn.
                                 									
                              Erythrosin B: Die Jodirung des Fluoresceïns geschieht in ähnlicher Weise wie die
                                 										Bromirung, nur mit dem Unterschiede, daſs man zur Einleitung der Reaction keine
                                 										Mineralsäure, sondern eine organische Säure, die Essigsäure, verwendet, welche
                                 										günstiger Jod abscheidend wirkt und, da sie dasselbe auflösen kann, auch in
                                 										feinerer Vertheilung zur Reaction bringt. In einem emaillirten Doppelkesselchen
                                 										von 100l Inhalt löst man auf: 6k Fluoresceïn in einer heiſsen Mischung von
                                 											8k Natronlauge von 36° B. und 60l Wasser. In einem zweiten gleich groſsen,
                                 										ebenfalls emaillirten Doppelkessel löst man: 24k unsublimirtes Jod in 27 bis 28k
                                 										Natronlauge von 36° B. und 60l Wasser. Die
                                 										erst braun, dann farblos werdende Flüssigkeit wird aufgekocht und dann in eine
                                 										tiefstehende Holzbütte von etwa 600l Inhalt
                                 										abgelassen, ebenso die Fluoresceïnlösung. Nach tüchtigem Durchrühren der
                                 										Mischung läſst man aus einem Steingutgefäſse 25k Eisessig in fingerdickem Strahle unter starkem Umrühren zur
                                 										alkalischen Mischung einlaufen. Fluoresceïn und Jod scheiden sich im Zustande
                                 										feinster Vertheilung ab und es findet Substitution statt. Ist aller Eisessig
                                 										eingelaufen, so kocht man auf und neutralisirt die braune Flüssigkeit mit 17k Lauge und fügt nun zur Lösung ein Gemisch
                                 										von 25l Wasser und 25k Salzsäure innerhalb 3 Minuten zu. Man füllt
                                 										dann das Faſs mit Wasser auf, kocht und läſst absitzen. Die heiſse Jodlösung
                                 										trennt man nach etwa 1 Stunde vom rothen Tetrajodfluoresceïn-Niederschlage durch
                                 										Decantiren in eine untergestellte Bütte. Den Rückstand bringt man auf ein
                                 										Asbestfilter, läſst dort abtropfen, gibt denselben ins Faſs zurück und kocht
                                 										darin nochmals mit etwa 300l Wasser und 10k Salzsäure. Dieses Decantiren und Umkochen wiederholt man
                                 										noch einmal, jedoch ohne Salzsäure. Man setzt nun die freie Jodeosinsäure auf
                                 										ein Filter, läſst vollkommen abtropfen, streicht den ziegelrothen Teig auf die
                                 										im Wasserbade sitzenden emaillirten Trockenschalen in dünner Schicht auf und
                                 										trocknet. Nach dem Trocknen siebt man das rothe Pulver. Man erzielt eine
                                 										Ausbeute von 15k:
                              
                                 
                                    Fluoresceïn
                                    Lauge
                                    Jod
                                    Lauge
                                    Essigsäure
                                    Lauge
                                    Salzsäure I
                                    Salzsäure II
                                    Ausbeute
                                    
                                 
                                    6
                                    8
                                    24
                                    28
                                    25
                                    17
                                    25
                                    10
                                    15,0
                                    
                                 
                                    6
                                    8
                                    24
                                    28
                                    25
                                    17
                                    25
                                    15
                                    14,8
                                    
                                 
                                    6
                                    8
                                    24
                                    28
                                    25
                                    17
                                    25
                                    12
                                    14,5
                                    
                                 
                              Herstellung des Ammonsalzes: Das gesiebte Jodeosin
                                 										wird auf Hürden vertheilt und im Ammoniakkasten der Einwirkung des trockenen
                                 										Ammoniaks ausgesetzt. Wenn eine herausgenommene Probe vollständige Löslichkeit
                                 										zeigt, unterbricht man die Zuführung von Ammoniak. Man erhält als Ausbeute 15k,3 Erythrosin B:
                              
                                 
                                    Tetrajodfluoresceïn
                                    Kalk
                                    Salmiak
                                    Ammonsalz
                                    
                                 
                                    15,0
                                    16
                                    8
                                    15,3
                                    
                                 
                                    14,8
                                    16
                                    8
                                    15,2
                                    
                                 
                                    14,5
                                    16
                                    8
                                    14,7
                                    
                                 
                              
                           
                              6) Bijodfluoresceïn.
                                 									
                              Erythrosin G: Das weniger jodirte, hauptsächlich aus
                                 										Bijodfluoresceïn bestehende Product erhält man, wenn man statt 24k Jod nur 16k in Reaction bringt, sonst aber genau wie oben beschrieben
                                 										verfährt:
                              
                                 
                                    Fluo-resceïn
                                    Lauge
                                    Jod
                                    Lauge
                                    Essig-säure
                                    Lauge
                                    Salz-säure I
                                    Salz-säure II
                                    Aus-beute
                                    Salmiak
                                    CaO
                                    Erythr. G.
                                    
                                 
                                    6
                                    8
                                    16
                                    20
                                    20
                                    17
                                    25
                                    10
                                    12,9
                                    8
                                    16
                                    13,2
                                    
                                 
                                    6
                                    8
                                    16
                                    20
                                    20
                                    17
                                    25
                                    10
                                    12,5
                                    8
                                    16
                                    12,9
                                    
                                 
                              Argenteuil bei Paris, Mai 1885.