| Titel: | K. Pollak und G. v. Nawrocki's sog. Regenerativ-Element und dessen Verwendung in einer elektrischen Nachtlampe. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 187 | 
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                        K. Pollak und G. v. Nawrocki's sog.
                           								Regenerativ-Element und dessen Verwendung in einer elektrischen Nachtlampe.
                        Mit Abbildungen.
                        K. Pollak und G. v. Nawrocki's Regenerativ-Element.
                        
                     
                        
                           Die in diesem Elemente (vgl. auch 1886 260 143. 382. 261 314), welches keiner Aufsicht bedarf, verwendeten
                              									Stoffe sind auſserordentlich wohlfeil. Von anderen unterscheidet sich das
                              									vorliegende, in Textfig. 1 und 2 in zwei Ausführungen veranschaulichte Element
                              									vorzugsweise dadurch, daſs es in ausgedehntestem Maſse die atmosphärische Luft
                              									selbst zur depolarisirenden Wasserstoffvernichtung heranzieht.
                           Fig. 1, Bd. 263, S. 186Fig. 2, Bd. 263, S. 186 Das Element besteht aus einem Glase C, auf
                              									dessen Boden sich ein Zinkcylinder B von 30mm Höhe und 75mm
                              									Durchmesser befindet, welcher die eine Elektrode bildet. Die andere Elektrode
                              									besteht aus einer cylindrischen Kohle A von 80mm Höhe und 95mm
                              									Durchmesser, welche bei groſser Porosität ein vorzügliches Leitungsvermögen besitzt
                              									und auf deren unterem Ende Kupfer elektrolytisch niedergeschlagen ist. Nachdem man
                              									beide Elektroden in das Glas C eingesetzt hat, schüttet
                              									man Salmiak oder Kochsalz hinein und füllt das Glas C
                              									mit Wasser, welches 3 bis 4cm über dem unteren
                              									Rande der Kohle A stehen soll. Die in Fig. 2 abgebildete Form ist für Arbeitsstrom bestimmt;
                              									hier ist die Kohle nicht verkupfert, sondern mit leicht oxydirenden Salzen
                              									getränkt.
                           Es entstehen zuerst lokale Ströme zwischen dem auf der Kohle niedergeschlagenen
                              									Kupfer und der Kohle, welche das angewendete Salz zersetzen und Kupferverbindungen
                              									bilden. Benuzt man z.B. Salmiak, so bildet sich Kupferchlorid, wodurch die dem
                              									Kupfer nahe liegende Flüssigkeit blau gefärbt wird. Diese örtliche Wirkung nennt man
                              									die Ladung des Elementes. Der entstehende Wasserstoff, welcher sich auf dem Kupfer
                              									abscheidet, zersetzt die Kupferverbindungen, welche wieder aufs Neue durch die
                              									Einwirkung der Kohle gebildet werden, d.h. das Element ladet sich immer selbst
                              									wieder, es regenerirt sich.
                           Ein solches Element hat alle Eigenschaften eines mit leicht
                              									zersetzbaren Depolarisationsstoffen versehenen Elementes und somit auch die
                              									Haupteigenschaft solcher Elemente, d. i. Constanz, welche u.a. durch Versuche im
                              									elektrotechnischen Laboratorium der Berliner technischen Hochschule bei Schlieſsung
                              									des Elementes durch einen auſseren Widerstand von 10 Ohm nachgewiesen worden ist. Bei diesen Versuchen
                              									wurde nach der elektrotechnischen Zeitschrift. 1886 *
                              									S. 183 das Element bis zu 30 Proc. Abfall des ursprünglichen Nutzeffectes gemessen,
                              									d. i. eine Dauer von 670 Stunden. Man erhielt während dieser Zeit folgende mittlere
                              									Werthe: Elektromotorische Kraft = 0,932 Volt, Stromstärke = 0,0846 Ampère, innerer
                              									Widerstand = 1,016 Ohm, Gesammtarbeit = 0,079 Voltampère, nützliche Arbeit = 0,072
                              									Voltampère. Die Menge der erzeugten Elektricität betrug: 670 × 60 × 60 × 0,0846 =
                              									204055 Coulomb und, da 1 Coulomb 0g,0003376 Zink
                              									verbraucht, so würde der theoretische Zinkverbrauch 204055 × 0,0003376 = 68g,889 betragen; der wirkliche Verbrauch war aber
                              										86g.
                           Bei diesem Elemente spielt die Gravitation der Flüssigkeit eine
                              									wichtige Rolle, weshalb dasselbe ruhig stehen muſs. Dadurch, daſs die oberen
                              									Schichten der Flüssigkeit nie gesättigte Lösungen enthalten, wird das lästige
                              									Auskrystallisiren vermieden.
                           Weitere Versuche mit diesen Regenerativ-Elementen haben erwiesen,
                              									daſs dieselben nicht nur für Telegraphier sondern auch
                              									für Beleuchtungszwecke sehr wohl geeignet sind. Unter
                              									Abänderung der Form- und Gröſsenverhältnisse liefern diese Elemente eine constante
                              									Stromstärke von 0,5 bis 0,75 Ampère, also genügend, um Glühlampen von hoher Spannung speisen zu können. 6 Elemente, in Kasten
                              									form von 37cm Länge, 23cm Breite und 10cm Höhe, sind im Stande, eine 2 Kerzen starke Glühlampe von 6 Volt
                              									Spannung täglich 10 Stunden lang zu speisen. In den übrigen 14 Stunden erholen sich
                              									nach dem Regenerativprinzipe die Elemente, um am nächsten Tage wieder 10 Stunden
                              									arbeiten zu können, und so fort bis zum vollständigen Verbrauche der Füllung.
                           Auf Grund dieser Versuche wurde zunächst eine elektrische
                                 										Nachtlampe construirt. Dieselbe besitzt eine 6-elementige Batterie, welche
                              									gewöhnlich in einem kleinen Schranke untergebracht ist und von der aus ein
                              									Doppelleitungsdraht nach einem besonders construirten Ausschalter und der Glühlampe,
                              									die sich in der Mitte einer mattirten Glaskugel befindet und von einem zierlichen
                              									Wandarme getragen wird, geht. Die verwendeten Elemente sind Arbeitsstromelemente und
                              									zeigen anfangs eine viel höhere Spannung als die normale, für die Lampen berechnete.
                              									Um diese „Ueberspannung,“ welche für die Lampe sehr nachtheilig sein würde,
                              									zu beseitigen, ist der Umschalter so eingerichtet, daſs vor dem Einschalten der
                              									Lampe die Batterie selbstthätig kurz geschlossen wird und dadurch diese
                              									Ueberspannung verliert. Man darf den Umschalter nicht zu schnell drehen, aber auch
                              									nicht unterwegs, d. i. auf dem „Kurzschluſs,“ stehen lassen. Eine solche
                              									Nachtlampe kann Monate lang täglich 8 bis 10 Stunden Dienste leisten, ehe man die
                              									Elemente frisch füllen oder überhaupt sich um dieselben bekümmern muſs. Beim
                              									praktischen Gebrauche hat sich herausgestellt, daſs man auſser diesem kleinen
                              									Lichte, obwohl für kurze Zeit, gelegentlich auch ein helleres Licht gebraucht.Zu diesem Zwecke liefert die Firma G. Wehr in
                                    											Berlin (Alte Jakobstraſse Nr. 35) auſser der oben beschriebenen Nachtlampe
                                    											noch eine Verbindung des Nachtlichtes mit einer gröſseren Glühlampe (vgl.
                                    												Centralblatt für Elektrotechnik, 1886 * S.
                                    											459). Die Anzahl der hinter einander geschalteten Elemente richtet sich in
                                    											diesem Falle nach der verlangten Lichtstärke.