| Titel: | Darstellung eines gelben Farbstoffes aus Gallussäure. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 205 | 
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                        Darstellung eines gelben Farbstoffes aus
                           								Gallussäure.
                        Darstellung eines gelben Farbstoffes aus Gallussäure.
                        
                     
                        
                           Die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh. (D. R. P. Kl. 22 Nr. 37 934 vom 20. April 1886) hat sich ein Verfahren zur
                              									Herstellung eines gelben Farbstoffes aus Gallussäure schützen lassen, welcher sich in ähnlicher Weise
                              									auf gebeizter Faser fixiren läſst wie die Alizarinfarbstoffe. Dieser bisher
                              									unbekannt gebliebene Farbstoff, welchem der Name Galloflavin beigelegt wird, entsteht bei der Einwirkung von Luft oder
                              									Sauerstoff auf alkalische Lösungen der Gallussäure. Die hierbei stattfindenden
                              									Oxydationsvorgänge werden wesentlich von der Menge des zur Lösung verwendeten Kali-
                              									oder Natronhydrates beeinfluſst. Reicht dieses zur Sättigung sämmtlicher Hydroxyle
                              									der Gallussäure aus, oder ist es im Ueberschusse vorhanden, so stellt sich an der
                              									Luft sofort die bekannte braungelbe Färbung der alkalischen Gallussäurelösung ein
                              									und es entstehen hauptsächlich die bereits näher erforschten Oxydationsproducte. Ist
                              									dagegen die Menge des Alkalis eine geringere oder verwendet man Alkalicarbonate, so nehmen die Lösungen bei Berührung
                              									mit Luft eine charakteristische olivengrüne Färbung an
                              									und bei vorsichtiger Leitung und rechtzeitiger Unterbrechung der Oxydation läſst
                              									sich aus den entstandenen Producten der neue Farbstoff in reichlicher Menge und in
                              									reinem Zustande abscheiden. Die besten Ergebnisse sind, mit einem durch niedrige
                              									Temperatur verlangsamten Arbeitsgang und Anwendung von 2 bis 3 Mol. Kali- oder
                              									Natronhydrat auf 1 Mol. Gallussäure in verdünnter Alkohol haltiger Lösung erhalten
                              									worden. Die Farbstoffbildung ist weniger reichlich bei Verwendung der
                              									Alkalicarbonate.
                           Zur Darstellung des Farbstoffes werden 5 Th. Gallussäure in 80 Th.
                              									Alkohol von 96° Tr. und 100 Th. Wasser gelöst. Die auf 5 bis 10° abgekühlte Lösung
                              									wird dann mit 17 Th. Kalilauge von 30° B. langsam und unter gutem Umrühren vermischt
                              									und bei einer 10° nicht übersteigenden Temperatur der Einwirkung der atmosphärischen
                              									Luft ausgesetzt. Zu diesem Zwecke leitet man entweder einen kräftigen Luftstrom
                              									durch die alkalische Lösung, oder man setzt dieselbe in dünnen Schichten der Luft
                              									aus, indem man durch Anwendung passend construirter Apparate oder Rührvorrichtungen
                              									für stetige Erneuerung der Oberfläche sorgt. Das Fortschreiten der Oxydation gibt
                              									sich durch die zunehmende oliven- bis grünbraune Färbung der Lösung und durch die
                              									allmählich erfolgende Abscheidung eines krystallinischen Niederschlages, des
                              									Kaliumsalzes der neuen Farbstoffsäure, zu erkennen.
                           Zur Beurtheilung der fortschreitenden Einwirkung nimmt man von
                              									Zeit zu Zeit eine Probe, filtrirt dieselbe, schüttelt das Filtrat mit Luft und
                              									beobachtet, ob sich nach einiger Zeit noch ein in verdünnter Salzsäure unlöslicher
                              									Niederschlag des Kaliumsalzes ausscheidet. Findet keine fernere Krystallabscheidung
                              									mehr statt, so unterbricht man die Arbeit, um eine weitergehende Oxydation und
                              									Zerstörung des entstandenen Farbstoffes zu vermeiden.
                           Der Krystallbrei wird dann schnell filtrirt, abgepreſst und zum
                              									Zwecke fernerer Reinigung in warmem Wasser gelöst. Die Lösung wird bei etwa 50° mit
                              									Salzsäure oder Schwefelsäure schwach übersättigt und aufgekocht, bis die
                              									ausgeschiedene Farbstoffsäure sich in ein Haufwerk flimmernder, hellgrüngelber
                              									Krystallblättchen umgesetzt hat, welche von der rothbraunen Lösung durch Filtriren
                              									getrennt werden. Nach Auswaschen mit lauwarmem Wasser ist der Farbstoff zum Färben
                              									und Drucken unmittelbar zu verwenden.
                           Anstatt das Kaliumsalz von seiner alkalisch-alkoholischen
                              									Mutterlauge zu trennen, kann man indessen auch das gesammte Oxydationsproduct unter
                              									Luftabschluſs erhitzen und daraus mit einer Mineral- oder organischen Säure die
                              									freie Farbstoffsäure abscheiden.
                           Der vorstehend angegebene Zusatz von Alkohol zu der alkalischen
                              									Gallussäurelösung ist für die Bildung des Farbstoffes nicht unbedingt erforderlich;
                              									dagegen bewirkt er eine vollständigere Abscheidung des in verdünntem Alkohol schwer
                              									löslichen Kaliumsalzes und entzieht letzteres dadurch der weiteren Oxydationswirkung. Auch
                              									ermöglicht diese mit dem Fortschreiten der Oxydation sichtlich zunehmende
                              									Abscheidung des Farbstoffes die Beurtheilung des Verlaufes, welche sonst durch die
                              									Löslichkeit des Kaliumsalzes in Alkohol freiem Wasser wesentlich erschwert
                              									würde.
                           Galloflavin ist am nächsten mit der Ellagsäure (vgl.
                              									1881 241 472) verwandt, unterscheidet sich aber von
                              									dieser durch seinen ausgesprochenen Farbstoffcharakter, sowie dadurch, daſs es mit
                              									Salpetrigsäure haltiger Salpetersäure die für die Ellagsäure charakteristische
                              									Rothfärbung nicht zeigt. Auf mit Thonerde gebeizter Baumwolle färbt der Farbstoff
                              									grünstichige gelbe Töne, welche durch Zinnsalz-Behandlung rein gelb werden. Der
                              									gelbe Chromlack des Galloflavins zeichnet sich durch besondere Beständigkeit gegen
                              									Seife, Luft und Licht aus.