| Titel: | W. A. Martin's saugendes Flügelgebläse für künstlichen Zug. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 222 | 
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                        W. A. Martin's saugendes Flügelgebläse für
                           								künstlichen Zug.
                        Mit Abbildung.
                        W. A. Martin's saugendes Flügelgebläse für künstlichen
                           								Zug.
                        
                     
                        
                           Schon seit längerer Zeit ist bei Schiffskesseln, namentlich bei denen der Torpedoboote (vgl. Schichau 1886 261 544), künstlicher Luftzug in
                              									der Art eingeführt, daſs der Heizraum geschlossen und ein Gebläse angewendet wird;
                              									über diese bei der französischen und englischen Marine gemachten Versuche ist schon
                              									früher (vgl. 1878 227 * 124. 1883 250 93. 1884 253 * 222) ausführlich berichtet
                              									worden. Wenn durch diese Methode auch unzweifelhaft eine wesentlich höhere
                              									Dampferzeugung des Kessels erzielt wird, so ist dieselbe doch mit mancherlei
                              									Uebelständen verknüpft; namentlich für die Röhren und Rohrwände scheint die
                              									verstärkte Hitze und raschere Verbrennung von sehr wenig vortheilhaftem Einflüsse zu
                              									sein. Die gesammten Unbequemlichkeiten, welche aus der Verwendung höheren
                              									Luftdruckes im Heizraume und der Notwendigkeit geschlossener Feuerthüren
                              									hervorgehen, wollen W. A. Martin und Comp. in London
                              									nach Iron, 1885 Bd. 26 * S. 410 und 1886 Bd. 27 * S. 40
                              									in sehr einfacher Weise durch Anwendung eines Saugers am Ende der Feuerzüge
                              									vermeiden. Diese an und für sich einfach scheinende Einrichtung bot für ihre
                              									Ausführung allerdings insofern groſse Schwierigkeiten, als es sich darum handelte,
                              									groſse Mengen von heiſsen Verbrennungsgasen zu bewegen, ohne daſs dabei die bewegten
                              									Theile eine für den Betrieb nachtheilige Hitze annehmen dürfen.
                           Die Art und Weise wie die Genannten diese Aufgabe gelöst haben, ist aus der Abbildung
                              									ersichtlich, welche einen senkrechten Achsendurchschnitt des Gebläses zeigt. Hierin
                              									bezeichnet A den Zugkanal, welcher oben nach Belieben
                              									durch eine Klappe C abgeschlossen werden kann; öffnet man letztere, so
                              									gehen die Gase unmittelbar in den oberhalb anschlieſsenden Schornstein, ohne durch
                              									das Gebläse gehen zu müssen. Man kann also auch leicht mit natürlichem Zuge
                              									arbeiten. An den beiden Seiten sind die Wandungen des Kanales A kreisförmig ausgeschnitten, um die Heizgase nach den
                              									zwei Flügelgebläsen B übertreten zu lassen, welche sich
                              									von links und rechts an den Zugkanal anlegen. Diese Gebläse bestehen aus je einer
                              									flach kegelförmigen Blechscheibe mit angenieteten gekrümmten Flügeln. Um allzu
                              									groſse Erhitzung der Achse zu vermeiden und namentlich die Lager kühl zu erhalten,
                              									ist zunächst die Achse noch mit einem weiten Rohre umgeben, welches sich an die
                              									beiden Gebläsescheiben anschlieſst, und weiterhin sind in die Achse zwei hohle
                              									guſseiserne Kuppelungen D eingeschaltet, deren
                              									Querschnitt rechts in der Figur ersichtlich ist. Diese Kuppelungen, deren groſse
                              									Oberflächen durch die von den Seitenöffnungen eingesaugte und am Umfange wieder
                              									ausströmende Luft sehr wirksam gekühlt werden, lassen keine erhebliche Fortpflanzung
                              									der Hitze von den Gebläsen nach den Zapfen zu, so daſs für die Lager nichts zu
                              									fürchten scheint.
                           Textabbildung Bd. 263, S. 223 Ein solches Gebläse, das in den Werkstätten von Martin und Comp. im Gange war, besaſs Flügelscheiben von 610mm Durchmesser, welche ungefähr 900 Umdrehungen in
                              									der Minute machten. Die Oeffnung für den Luftzutritt hatte 610mm im Quadrat; mit Hilfe eines in diese Oeffnung
                              									eingesetzten Holzkolbens wurde der ganze Zug des Gebläses bestimmt. Dabei vermochte
                              									der Kolben ein Gewicht von 24k,9 zu heben.
                              									Bedeckte man den Ausgang der Blaseöffnung, so ergab sich, daſs der Luftdruck 20k,86 zu heben im Stande war. Die Menge der
                              									angesaugten Luft betrug bis zu 22cbm,6 in der
                              									Minute.
                           Nach diesen Versuchen scheint es, als ob das Martin'sche
                              									Sauggebläse durchaus dasselbe zu leisten im Stande sein würde wie ältere
                              									Einrichtungen zu diesem Zwecke; bei den letzteren betrug der Luftdruck von 12 bis
                              										50mm Wassersäule, während das vorstehende
                              									Ergebniſs sogar bis zu 67mm Wassersäule geht. Es
                              									wird sich freilich fragen, ob nicht die schädlichen Wirkungen des gesteigerten Zuges
                              									auf die Kessel auch dann eintreten, wenn diese Steigerung durch Sauger, statt durch
                              									Bläser bewirkt wird. Im Uebrigen werden jedenfalls viele Unbequemlichkeiten der
                              									Kesselbedienung wegfallen, wenn man statt der Bläser Sauger anwendet.