| Titel: | Rudolf Ritter v. Walcher-Uysdal's Kohlenbrechapparat. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 227 | 
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                        Rudolf Ritter v. Walcher-Uysdal's Kohlenbrechapparat.
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									13.
                        Walcher-Uysdal's Kohlenbrechapparat.
                        
                     
                        
                           Ein von Rudolf Ritter v. Walcher-Uysdal in Teschen (vgl.
                              									* D. R. P. Kl. 5 Nr. 37715 vom 8. Januar 1886) angegebener Kohlenbrechapparat,
                              									welchen Bergdirector E. v. Wurzian in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1886 * S. 283 beschreibt, verdient als ein neuer Versuch, die
                              									Schieſsarbeit in Steinkohlengruben zu ersetzen, Beachtung. Der Apparat erinnert in
                              									seiner äuſseren Form sowohl, wie auch in der Anordnung der Haupttheile an den Levet'schen Keil (vgl. 1882 246 * 18). Wegen des verhältniſsmäſsig geringen Gewichtes von 92k kann der neue Apparat bequem von zwei Mann
                              									gehandhabt werden und überall an Stelle der Schieſsarbeit zur Verwendung gelangen,
                              									vor welcher er auſser der gänzlichen Ungefährlichkeit Schlagwettern und Kohlenstaub
                              									gegenüber noch den Vortheil eines reichlicheren Stückkohlenfalles bietet. Die
                              									Bohrlöcher für die Einführung des Kohlenbrechers werden in der Kohle 1m tief und 117mm
                              									weit mittels eines verstärkten Lisbeth'schen
                              									Schneckenbohrers mit einfachem Bohrständer in etwa 10 Minuten hergestellt.
                           Der in Fig. 10
                              									bis 13 Taf.
                              									13 gezeichnete Kohlenbrechapparat besteht, wie aus dem Längsschnitte Fig. 10 ersichtlich ist,
                              									aus den in passender Form vereinigten drei Haupttheilen, dem eigentlichen Brecher
                              									il, der in das Bohrloch eingeführt wird, dem Preſscylinder und der Druckpumpe B. Letztere ist am zweckmäſsigsten mit Glycerin zu
                              									füllen und so eingerichtet, daſs mit derselben ein Druck von 500at ausgeübt werden kann. Der Brecher hat, wie aus
                              									den Schnitten Fig.
                                 										12 und 13 hervorgeht, vorn einen kreisrunden, im hinteren Theile einen
                              									ellipsenförmigen Querschnitt und besteht aus den beiden Backen b und dem Mittelstücke a.
                              									Die Brechbacken b werden an ihrem vorderen Theile durch
                              									die Spiralfeder g, hinten durch die Federn c zusammengehalten. Diese Theile sind zur Aufnahme von
                              									sechs Stelzen, welche in der Ruhelage mit der Achse des Apparates einen Winkel von
                              									45° einschlieſsen, entsprechend ausgefräst und aus Guſsstahl hergestellt.
                              									Preſscylinder und Druckpumpe sind aus bester Bronze gefertigt. Der Kolben h der Druckpumpe wird in üblicher Weise durch den Hebel
                              										i auf- und niederbewegt, drückt das Glycerin vor
                              									den Preſskolben C und zieht dadurch das Mittelstück a zurück, wodurch die Stelzen allmählich bis zu einem
                              									Winkel von 85° aufgerichtet werden. Hierdurch wird mittels der Brechbacken b ein sich stetig steigernder Druck auf die
                              									Bohrlochwände ausgeübt, welcher gleich dem wagerechten Zuge des Stückes a mal der Tangente des Winkels ist, den die Stelzen mit
                              									der Kolbenachse einschlieſsen. Der Preſskolben macht hierbei einen Weg von 32mm und die Brechbacken b öffnen sich um 30mm. Die
                              									Reibungswiderstände bei dieser Arbeit sind sehr geringe. Die Kolbenstange d ist rückwärts durch die Stopfbüchse p verlängert, wodurch der Stand des Preſskolbens C und der Stelzen ersichtlich wird. Sollte jedoch durch
                              									Unachtsamkeit eines Arbeiters trotzdem nach vollendetem Kolbenwege weitergepumpt
                              									werden, so trifft der Verbindungsmuff D auf einen losen
                              									Ring r, durch welchen mittels der Führungsstange t das Ventil u gehoben und
                              									dadurch der Druck vom Kolben C fortgenommen wird. Falls
                              									hierauf die Stelzen nicht selbstthätig niederfallen, kann der Preſskolben C mit Hilfe des Hebels X
                              									vorgeschoben werden. Endlich ist auch noch eine Preſsschraube q (Fig. 11) vorhanden,
                              									welche dazu dient, um zu irgend welcher Zeit den Preſskolben vom Drucke zu
                              									entlasten.
                           Zahlreiche mit dem beschriebenen Apparate auf der Gabrielen-Zeche in Karwin,
                              									Oestr.-Schlesien, ausgeführte Versuche sollen seine Brauchbarkeit bewiesen haben.
                              									Diese Versuche wurden mit gleich gutem Erfolge beim Ortsbetriebe und beim
                              									Pfeilerabbaue zum Abbänken unterschrämter, z. Th. noch auſserdem an einem Stoſse
                              									geschlitzter Kohle durchgeführt. Auch in mehreren Gruben des rheinisch-westfälischen
                              									Kohlenbezirkes sind mit dem Walcher'schen Kohlenbrecher
                              									Versuche gemacht worden, über welche Bergrath Schrader
                              									im Glückauf, 1886 Nr. 67 Näheres mittheilt; hiernach
                              									soll der Apparat zum Abbaue in Flötzen mit guten Schrambänken wohl geeignet sein,
                              									dagegen nicht bei fester Kohle und besonders bei fehlendem Schräm. Für Deutschland
                              									hat die Ausführung des Apparates die Märkische
                                 										Maschinenbauanstalt vormals Kamp und Comp. in Wetter a. d. Ruhr
                              									übernommen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
