| Titel: | Chemisch-technische Notizen von Ed. Donath in Leoben. | 
| Autor: | Ed. Donath | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 245 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Chemisch-technische Notizen von Ed. Donath in
                           								Leoben.
                        Donath, chemisch-technische Notizen.
                        
                     
                        
                           Aufschlieſsung des Chromeisensteines.
                           Der Chromit ist bekanntlich eines der am schwierigsten aufschlieſsbaren Minerale. Da
                              									nach Rivot'sVgl. Rammelsberg: Analyse der Mineralien und
                                       												Hüttenproducte. 3. Auflage. S. 162. Angaben, durch
                              									Glühen desselben im Wasserstoffstrome alles vorhandene Eisen zu Metall reducirt
                              									werden soll, das sich nachher durch Säuren ausziehen läſst, haben R. Jeller und ich (vgl. 1886 261 260) versucht, den Chromeisenstein durch Glühen in feinst zerriebenem
                              									Zustande mit Zinkstaub der nachherigen Zersetzung durch Säuren zugänglicher zu
                              									machen, jedoch mit unwesentlichem Erfolge. Es gelang mir nun, in dem Bariumsuperoxyd ein sehr kräftig wirkendes Oxydations-
                              									und Aufschlieſsungsmittel zu finden, mittels welchen sich die Aufschlieſsung des
                              									Chromeisensteines sogar im Porzellantiegel und mit Hilfe des gewöhnlichen
                              									Bunsenbrenners sicher bewerkstelligen läſst. Zu diesem Behufe muſs jedoch nicht nur,
                              									wie selbstverständlich, der Chromeisenstein selbst, sondern auch die Mischung
                              									desselben mit dem 5 fachen Gewichte Bariumsuperoxyd aufs feinste zerrieben werden.
                              									Glüht man diese Mischung im Porzellantiegel über dem Bunsenbrenner durch ½ Stunde,
                              									so erhält man eine stark gesinterte grüngelbe Masse, welche sich in mit Salzsäure
                              									entsprechend angesäuertem Wasser bei gewöhnlicher Temperatur nach einigen Stunden
                              									(über Nacht) vollständig auflöst und in der gelbrothen Lösung alles Chrom als
                              									Chromsäure enthält. Wird das Glühen der Mischung im Platintiegel, also bei höherer
                              									Temperatur vorgenommen, so erhält man eine nahezu geschmolzene Masse von
                              									dunkellauchgrüner Farbe, welche sich in mit Salzsäure hinreichend angesäuertem
                              									Wasser nach einigen Stunden (bei gewöhnlicher Temperatur) zwar ebenfalls vollständig
                              									auflöst, aber in der Lösung nicht sämmtliches Chrom als Chromsäure enthält. Die
                              									Lösungen zeigen in diesem Falle die tief braungelbe Färbung, welche saure
                              									Chromatlösungen auf Zusatz von etwas Chromoxyd salz annehmen.
                           Aus den erhaltenen Lösungen wird zum Zwecke der Gehaltsbestimmung zunächst durch
                              									einen möglichst geringen Ueberschuſs von Schwefelsäure der gelöste Baryt ausgefällt,
                              									das Filtrat von Bariumsulfat mit Natriumcarbonat völlig neutralisirt und nun in eine
                              									heiſse, ebenfalls mit Natriumcarbonat versetzte Chamäleonlösung einflieſsen
                              									gelassen. Hierbei fallen sämmtliche vorhandene Metalloxyde bis auf Chromoxyd aus,
                              									welches sofort in lösliches Chromat überführt wird. Der Ueberschuſs von Chamäleon
                              									wird durch Zusatz einiger Tropfen von Ferro- oder Mangansulfat zu der heiſsen Lösung
                              									zersetzt, die alkalische Chromatlösung abfiltrirt und in derselben die Chromsäure
                              									volumetrisch in bekannter Weise mit Eisendoppelsalz bestimmt.Eine jodometrische Bestimmung der Chromsäure werde ich später
                                    										mittheilen.
                           Der Weg zu einer völligen Analyse des mittels Bariumsuperoxydes aufgeschlossenen
                              									Chromeisensteines bedarf keiner näheren Erörterung. Es sei bei dieser Gelegenheit
                              									erwähnt, daſs sich das Bariumsuperoxyd auch sehr gut zur Aufschlieſsung anderer,
                              									namentlich Chrom haltiger, Silikate eignet, wie mir dies z.B. die gelungenen
                              									Versuche mit Kämmererit dargethan haben.
                           
                        
                           Darstellung von Bariummanganat (Mangangrün).
                           Das Bariummanganat, auch Casseler Grün, Rosenstiehl's
                              										Grün und zweckmäſsig wohl Mangangrün genannt, ist eine der wenigen nicht durch Mischung von blauen und
                              									gelben Farbstoffen bereiteten, auch vom gesundheitlichen Standpunkte zulässigen
                              									grünen Mineralfarben. Die Methoden seiner Darstellung auf nassem Wege haben alle den
                              									Nachtheil, daſs das als Niederschlag gewonnene Präparat gewaschen und rasch
                              									getrocknet werden muſs, wobei schon eine Zersetzung durch die Einwirkung der
                              									Kohlensäure und in Folge dessen unter Umständen sogar Miſsfärbung erfolgen kann.
                              									Auch die Gewinnung auf trockenem Wege, wobei Braunstein mit Aetzbaryt und
                              									Kaliumchlorat oder Braunstein mit salpetersaurem Baryt geschmolzen wird, hat den
                              									Nachtheil, daſs in dem Producte leichtlösliche Verbindungen enthalten sind, und nach
                              										E. Fleischer (vgl. 1874 211 320) soll das nach letzterem Verfahren durch Erhitzen von Braunstein
                              									mit Bariumnitrat gewonnene Product auch weit unbeständiger sein, weil die stets
                              									darin enthaltene salpetrige Säure mit der Zeit reducirend wirkt. Da das
                              									Bariumsuperoxyd sich, wie erwähnt, als ein so kräftig wirkendes Oxydationsmittel
                              									erwies, so habe ich versucht, dasselbe zur Darstellung von Mangangrün zu benutzen.
                              									Mangancarbonat, durch Fällen einer Manganvitriollösung mit Natriumcarbonat und
                              									Trocknen des gewaschenen Niederschlages erzeugt, mit der 2 bis 2½ fachen Menge von
                              									(technischem) Bariumsuperoxyd im Porzellantiegel geglüht, lieferte nach anfänglich
                              									schwachem Verglimmen eine schwach gesinterte smaragdgrüne Masse, die beim Zerreiben
                              									ein Pulver von nur wenig geringerer Farbentiefe gab.Diese durch Erhitzung mit Bariumsuperoxyd leicht erzielbare Ueberführung
                                    											eines Manganoxydes in Manganat veranlaſst mich, auf eine Bemerkung von Prof.
                                    												Walter Hempel aufmerksam zu machen, welche
                                    											er in einer Mittheilung über die Titration der Eisenerze in den Berichten der deutschen chemischen
                                       												Gesellschaft, 1885 Bd. 18 S. 1132 äuſsert. Er empfiehlt, Eisenerze
                                    											durch oxydirendes Glühen mit einem Gemische von Soda und kohlensaurem Kalk
                                    											aufzuschlieſsen, und sagt bezüglich des Mangangehaltes derselben:
                                    												„Gelänge es, alles Mangan mit Sicherheit in mangansaures Natron
                                       												überzuführen, so könnte man mit der Eisentitration die Manganbestimmung
                                       												mit der gröſsten Leichtigkeit verbinden. Man brauchte dann nur die
                                       												Fritte in einem Chlorentwickelungsapparate mit Salzsäure zu
                                       												zersetzen“ u.s.w.Da nun durch Bariumsuperoxyd voraussichtlich sämmtliche Manganoxyde leicht in
                                    											Bariummanganat übergeführt werden dürften, so könnte man auf dieses
                                    											Verhalten vielleicht die von Hempel angeregte
                                    											volumetrische Bestimmung des Mangans in Erzen u.s.w. gründen.
                              									Beim Erhitzen der Mischung im Platintiegel, demnach bei höherer Temperatur, war die
                              									Färbung des Productes noch satter und die an der Tiegel wand liegenden Stücke der
                              									nun stark gesinterten Masse waren blaugrün, nahezu blau gefärbt. Bei heftigerem
                              									Glühen jedoch wurde die Farbe zerstört und es hinterblieb eine dunkelolivengrüne bis
                              									graubraune Masse.
                           Beim Glühen von feinst zerriebenem Braunstein (91 Proc. MnO2 enthaltend) mit der 3 fachen Menge des Bariumsuperoxydes wurde ein
                              									Präparat von noch gröſserer Farbenstärke als wie mit Mangancarbonat erhalten; die
                              									ganze Masse hatte einen Stich ins Blaugrüne. Das Erhitzen von Braunstein mit
                              									Bariumsuperoxyd dürfte sich demnach als zweckmäſsig zur Darstellung des überhaupt nicht wohlfeilen
                              									Bariummanganats in gröſserem Maſsstabe erweisen. E.
                                 										Fleischer hebt a. a. O. die Widerstandskraft der besprochenen Mineralfarbe
                              									hervor; selbst ziemlich starke Schwefelsäure soll bei gewöhnlicher Temperatur
                              									Stunden lang ohne Zerstörung der Farbe einwirken können und auch kochende
                              									Potaschenlösung fast ohne Wirkung sein. Ich fand jedoch diese Angabe keineswegs
                              									bestätigt, sondern im Gegentheile wenigstens für die nach obiger Weise dargestellten
                              									Präparate, daſs dieselben durch die angeführten Reagentien nahezu sofort zerstört
                              									werden. Dagegen hat das Mangangrün allerdings den Vortheil, daſs es einen basischen
                              									Untergrund (Kalk) verträgt und deshalb für sogen. Frescomalerei empfehlenswerth
                              									erscheint.
                           
                        
                           Einige Anwendungen des Braunsteines.
                           Der Braunstein ist das einzige in der Natur vorkommende und dazu in ausreichender
                              									Menge gewonnene Superoxyd und deshalb in erster Linie als Oxydationsmittel für die
                              									verschiedenartigsten Zwecke geeignet. Es dürften daher einige Versuche, welche seine
                              									Anwendbarkeit in dieser Richtung noch erweitern können, der Mittheilung hier werth
                              									sein.
                           Braunstein zersetzt, wie bekannt, Jodkaliumlösung schon bei gewöhnlicher Temperatur
                              									unter Freimachung von Jod, jedoch nicht, wie hier und da angenommen zu werden
                              									scheint, in Folge einer Ozonisation des Luft-Sauerstoffes. Ich habe einen Luftstrom
                              									Stunden lang durch mit Braunsteinstücken gefüllte Röhren hindurchstreichen lassen,
                              									ohne nachher in demselben Ozon nachweisen zu können. Läſst man einen mit
                              									Alkoholdämpfen beladenen Luftstrom mit Braunstein gefüllte U-förmige Röhren
                              									durchströmen, die in kochendes Wasser eintauchen, so bildet sich Aldehyd, wie u.a.
                              									die Reduction vorgelegter ammoniakalischer Silberlösung beweist, und dürfte dieser
                              									Versuch ganz gut zu Vorlesungszwecken benutzt werden können. Beim Durchleiten von
                              									Alkoholdämpfen durch Braunstein, welcher in dem wie üblich zur Sauerstoffdarstellung
                              									verwendeten kupfernen Gefäſse erhitzt wurde, und Auffangen der entweichenden
                              									Producte in Wasser, wurde eine ähnlich dem Holzessig riechende Flüssigkeit erhalten,
                              									welche reichlich Essigsäure nebst Essigäther und anderen nicht näher untersuchten
                              									Körpern enthielt, Die Darstellung von Essigsäure in
                              									gröſserem Maſsstabe durch Oxydation von Alkoholdampf mittels erhitzten Braunsteines
                              									wäre immerhin einiger Versuche werth.
                           Schwefelwasserstoff wird bekanntlich von Braunstein energisch absorbirt; beim Leiten
                              									eines ziemlich raschen Stromes des Gases durch ein meterlanges, mit
                              									Braunsteinstücken gefülltes Verbrennungsrohr war dasselbe beim Austritte weder durch
                              									den Geruch, noch durch Bleipapier erkennbar. Hierbei wird sämmtlicher Sauerstoff des
                              									Braunsteines durch Schwefel ersetzt, der nachher als solcher und als Schwefelmangan
                              									vorhanden ist: denn die nahezu fleischfarbig gewordenen Braunsteinstücke lösten sich
                              									in verdünnter Schwefelsäure unter Rücklassung von Schwefel und reichlicher Entwickelung von
                              									Schwefelwasserstoff vollständig auf. Ich habe mich dieser Eigenschaft des
                              									Braunsteines schon mehrmals mit Vortheil bedient, um bei länger dauernden Arbeiten
                              									mit Schwefelwasserstoff bei Ermangelung eines bequemen
                              									und gut ziehenden Abzuges das überschüssige lästige Gas vollständig zu binden. Die Absorption desselben durch Braunstein ist
                              									zwar schon vor Langem auch zur Entschwefelung des
                              									Leuchtgases vorgeschlagen worden, jedoch, wie es scheint, ohne daſs man dieser
                              									Anregung wesentliche Beachtung geschenkt hätte. Mit Vortheil kann diese energische
                              									Bindung von Schwefelwasserstoff zum Geruchlosmachen in
                              									vielen Fällen benutzt werden, zu welchem Zwecke man die minderhaltigen und sehr
                              									geringwerthigen Braunsteinsorten verwenden kann. Die Wirkung des in dieser Richtung
                              									häufig verwendeten Torfmulls wird wesentlich erhöht, wenn man demselben nebst etwas
                              									Gyps grobes Braunsteinpulver beimischt.
                           Lebhaft oxydirend wirkt der Braunstein auch bei Gegenwart einer kaustischen
                              									Alkalilösung. Kalische Chromoxydlösung wird beim Erhitzen mit Braunsteinpulver rasch
                              									zu Chromat oxydirt, weshalb ich schon früher (vgl. 1883 248 72) den Vorschlag machte, das Chromoxyd,
                              									das aus den bei manchen Fabrikationen abfallenden Chromalaunlösungen, z.B. durch
                              									Magnesit, gefällt werden kann, statt wie üblich auf trockenem Wege, in der
                              									angegebenen Weise wiederzugewinnen. Die Entzinnung von
                              									Weiſsblechabfällen (vgl. 1884 253 206) kann ziemlich
                              									vollständig durch Eindampfen mit Natronlauge und gemahlenem Braunstein
                              									bewerkstelligt werden. Beim Kochen der Lösung von Schwefelalkalien mit Braunstein wurden letztere rasch in
                              									unterschwefligsaure Salze übergeführt, welche Thatsache mitunter zur Entschwefelung
                              									von kaustischen Laugen benutzt werden könnte.