| Titel: | Ueber Neuerungen an Apparaten zum Färben und Bleichen von Gespinnstfasern. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 273 | 
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                        Ueber Neuerungen an Apparaten zum Färben und
                           								Bleichen von Gespinnstfasern.
                        (Patentklasse 8. Fortsetzung des Berichtes Bd. 257
                           								S. 319.)Vgl. auch Obermaier's Schleuderapparat 1886 259 * 18. Mather's
                                 										Beuchkessel 1886 261 119. 262 * 221.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									16.
                        Neuerungen an Apparaten zum Färben und Bleichen.
                        
                     
                        
                           Die nachfolgend zur Besprechung gelangenden Apparate dienen zur Behandlung von
                              									Gespinnstfasern im Allgemeinen; es ist also bei denselben gleichgültige ob die letzteren
                              									in loser Form als Vorgespinnst, als Garn in Strähnen oder als GewebeIn Bezug auf Farbe- und Bleichapparate für Strahngarn und Gewebe sei auf die
                                    											Berichte 1886 259 * 78 bezieh. 261 * 119 verwiesen. zu färben, zu
                              									bleichen oder auszuwaschen sind. Der hierbei schon so verschiedentlich benutzte Kreislauf der Färbe- und Bleichflüssigkeit bei
                              									festliegendem Faserstoff welche Einrichtungen sich bewährt haben und in neuerer Zeit
                              									allgemeinere Anwendung erfahren, findet sich auch wieder bei einigen neueren
                              									Apparaten vor.
                           Schulze und Comp. in Schmölln, Sachsen-Altenburg (* D.
                                 									R. P. Nr. 36981 vom 9. März 1886) benutzen zur Aufnahme der Faserstoffe hängende, unten durch einen
                                 										Siebboden geschlossene Gefäſse, durch welche von oben die Färbeflüssigkeit
                              									mit Hilfe einer Druckpumpe getrieben wird. Die hängende
                              									Anordnung der Gefäſse ist zur leichteren Bedienung einer ganzen Reihe derselben
                              									getroffen. Die einzelnen Gefäſse A hängen, wie aus Fig. 19 und
                              										20 Taf.
                              									16 zu ersehen ist, an Rohrkrümmern, die an einem Träger B befestigt und mit einem Rohre O verbunden
                              									sind, in welches das Druckrohr N einer Kapsel werkpumpe
                              									mündet. Die wagerechten Seiten der Rohrkrümmer K (Fig. 21 Taf.
                              									16) sind kegelförmig und so eingerichtet, daſs bei dem Hochheben eines Gefäſses in
                              									wagerechte Lage, wie in Fig. 20 punktirt
                              									angedeutet ist, ein Abschluſs des Einlaufstutzens des Gefäſses erfolgt, also der
                              									weitere Eintritt von Färbeflüssigkeit in dasselbe aufgehoben wird. In der
                              									wagerechten Lage ist das Gefäſs dann auch nach Abnahme des bloſs mittels
                              									Bajonettverschluſs befestigten Siebbodens C leicht zu
                              									entleeren und mit Faserstoffen zu verpacken, weshalb die Gefäſse in dieser Lage
                              									durch Einhängen des Auges g an Ketten S festgehalten werden können. Die von oben in die
                              									Gefäſse A eingedrückte Flüssigkeit wird durch die
                              									zwischen der Siebeinlage D und dem Siebboden B befindlichen Faserstoffe gepreſst und von einer Rinne
                              										P aufgefangen, welche die Flüssigkeit nach einem
                              									Behälter leitet, woraus die das Rohr O speisende Pumpe
                              									saugt.
                           Man kann während des Flüssigkeitsumlaufes jedes Gefäſs unabhängig von den anderen
                              									beschicken und entleeren. Damit bei Ausschaltung mehrerer Gefäſse der
                              									Flüssigkeitsdruck nicht zu hoch steigt, ist in dem Rohre O ein Sicherheitsventil V mit einer
                              									besonderen Leitung l nach dem Flüssigkeitsbehälter
                              									angeordnet. Das Rohr O selbst reicht bis in den
                              									letzteren Behälter, um bei sämmtlich ausgeschalteten Gefäſsen nach Oeffnung des
                              									Ventiles V den Flüssigkeitsstrom dorthin zu leiten.
                           Niquet und Detré bewirken
                              									nach ihrem französischen Patente einen Kreislauf der Flüssigkeit durch die zu
                              									behandelnden Faserstoffe bei zusammengepreſster Lage derselben., indem zu Anfang die Luft aus dem Faserballen abgesaugt wird, die äuſsere Luft also die Flüssigkeit
                              									in den Ballen drückt. Um dann eine beständige Strömung
                              									zu erhalten, wird die
                              									aus dem Inneren des Ballens durch ein Rohr ablaufende Flüssigkeit abgekühlt, so daſs durch den Wärmeunterschied ein Nachfolgen
                              									der wärmeren Flüssigkeit stattfindet.
                           Die zu färbenden Faserstoffe werden in dem Bottiche A (Fig. 17 Taf. 16) zwischen
                              									den beiden Tellern T zusammengepreſst erhalten. Der
                              									untere feste Teller steht durch einen kurzen Rohransatz mit der
                              									Flüssigkeitsfangschale P in Verbindung und der obere in
                              									einem Rahmen niederer zu stellende Teller besitzt eine mittlere Einsatzöffnung, an
                              									welche sich das zu einer Luftpumpe führende Rohr l
                              									anschlieſst. Nach dem Einbringen der Faserstoffe wird die Färbeflüssigkeit in den
                              									Bottich A gelassen und darin durch Dampfröhren d auf einer bestimmten Temperatur erhalten. Oeffnet man
                              									nun das Rohr l, während die Luftpumpe arbeitet, so wird
                              									die Flüssigkeit von allen Seiten durch den Faserballen nach der Mitte zu gedrückt;
                              									dort soll sich dieselbe in der Schale P sammeln und
                              									nach dem Röhrenkühler K ablaufen. Die Luftpumpe ist
                              									hierbei abgestellt und es soll nun ein beständiges Durchdringen des Ballens mit der
                              									Flüssigkeit stattfinden; letztere wird aus dem Kühler K
                              									durch einen Dampfstrahlapparat im Rohre R wieder in den
                              									Bottich A zurück befördert.
                           Die durch Wärmeunterschiede in einer Flüssigkeitsleitung
                              									hervorgebrachte Strömung in derselben benutzt S. Smithson in Ravensthorpe, England (* D. R. P. Nr.
                                 									38225 vom 27. Mai 1886), um die Sättigung der
                                 										Färbeflüssigkeit stets gleich zu erhalten. Die
                              									in dem Bottiche A (Fig. 23 Taf. 16)
                              									befindliche Flüssigkeit gibt an die Faserstoffe Farbe ab und wird dadurch an
                              									Farbstoff ärmer. Aus dem Bottiche A führt ein Rohr C nach dem Röhrenvorwärmer B, und indem die Färbeflüssigkeit in diesen gelangt, erwärmt sie sich,
                              									steigt empor, um dann oben durch das Ventil D
                              									abzulaufen und durch das Rohr E von unten in den
                              									Behälter H einzutreten. In diesem befinden sich
                              									zwischen Sieben eingebettet Farbholzspäne F, welche die
                              									Flüssigkeit von unten nach oben durchstreichen muſs; dabei sättigt sich dieselbe
                              									wieder mit Farbstoff und diese gelangt hierauf durch das Ueberlaufrohr I zu neuer Farbstoffabgabe in den Bottich A zurück.
                           Gewöhnlich werden zwei Farbholzbehälter H angeordnet, um
                              									immer den einen zu benutzen, während der andere entleert, gereinigt und frisch
                              									beschickt wird. Entsprechend erhält dann auch das Ablaufrohr des Vorwärmers zwei
                              									Ventile D mit Rohren E.
                           Für Beuchkessel mit sogen. Ueberguſsapparat haben R. Ainsworth und E. Manby in Bolton (Englisches Patent
                              									1885 Nr. 19) eine Anordnung des Ueberguſsrohres mit centraler Dampf Zuführung zur Hervorbringung des Flüssigkeitsumlaufes
                              									getroffen. In Fig.
                                 										22 Taf. 16 ist dieser neue Theil des Beuchkessels für sich gezeichnet. Der
                              									falsche Siebboden E desselben wird in der Mitte des
                              									Kessels von einem Kasten D gestützt, dessen Wände unten
                              									Einlauföffnungen H für die Flüssigkeit haben. Auf
                              									diesem Kasten D ist die Flansche C des Ueberguſsrohres B
                              									befestigt und unter diesem ein zweiter Kasten F, der
                              									von unten durch ein nach innen sich öffnendes Ventil G
                              									für die Flüssigkeit zugänglich ist. Die Bewegung des Ventiles G wird durch einen Schraubenkopf s begrenzt. Innerhalb des Rohres B steckt das Dampfzuführungsrohr I, über dessen unteres Ende die Kapsel P greift, welche gleichzeitig zum Verschlüsse des
                              									Ringraumes zwischen den Rohren B und I dient und mittels des Handrades S von auſsen stellbar ist. Bei Oeffnung des Ventiles
                              										P und bei Dampfzuleitung im Rohre I steigt der Dampf in dem Rohre B empor und reiſst die in den Kasten F
                              									eingetretene Flüssigkeit mit, welche oben an den Schirm R trifft und dadurch als Sprühregen sich über die im Kessel liegenden
                              									Faserstoffe ergieſst. Die Flüssigkeit sickert durch dieselben und tritt dann von
                              									Neuem in den Kasten F. Wird die Kapsel P so weit niedergeschraubt, daſs dieselbe das Ventil
                              										G geschlossen hält, so kann Flüssigkeit nicht mehr
                              									übergegossen werden und die Faserstoffe werden dann nur der Dampfwirkung
                              									ausgesetzt.
                           Zur Vorbereitung von Baumwolle für das Bleichen benutzen
                              										Leblois, Piceni und Comp. in St.
                                 									Aubin-Jouxte-Bulleng, Frankreich (* D. R. P. Nr. 36962 vom 8. December 1885) den in
                              										Fig. 16
                              									Taf. 16 dargestellten Apparat. Die vorher gekrempelte Baumwolle wird in loser Form
                              									oder als Band in Gitterkasten D gelegt und diese durch
                              									Holzrahmen von einander getrennt in den Bottich C
                              									gestellt. Der Hahn A desselben dient zum Lufteinlasse,
                              									der Hahn B zur Verbindung mit einem Luftsauger; a, a sind Ablaſshähne. Der gefüllte Bottich wird mit
                              									einer Flüssigkeit, am besten destillirtem Wasser mit einem Zusätze von 1k Panamaseifenrinde (Quillaja saponaria) und 0k,5 Oxalsäure
                              									auf 100l Wasser, beschickt, worauf der Bottich
                              									luftdicht verschlossen und durch Luftabsaugung ein vollkommenes Durchtränken der
                              									Fasern erzielt wird.
                           Die beim Bleichen benutzten sogen. Vacuumapparate,
                              									welche des Angriffes der Säuren wegen aus innen verbleitem Guſseisen hergestellt
                              									werden, leiden auch an dem Uebelstande der geringen Haltbarkeit des Bleiüberzuges;
                              									deshalb schlagen L. Keſsler und Sohn in Bernburg a. S.
                                 									(* D. R. P. Nr. 37413 vom 2. März 1886) die Anwendung ganz
                                 										aus Blei hergestellter Kessel vor.Für Sulfitstoffkocher hat Routledge (vgl. 1885
                                    												258 318) bereits einen solchen Vorschlag
                                    											gemacht.
                              									Fig. 18 Taf.
                              									16 veranschaulicht einen solchen Apparat; der Boden und Mantel desselben sind stark
                              									aus Blei gegossen und der letztere zur Verstärkung mit Rippen a versehen. An dem Mantel ist auch gleich das unten
                              									gelochte Rohr r zur Einführung und zum Uebergieſsen der
                              									Flüssigkeit angegossen. Für den Guſs des Bleimantels wird für dieses Rohr ein mit
                              									Kochsalz festgestampfter Kern aus dünnem Zinkblech in die Form eingelegt und dieser
                              									Kern nach dem Gusse durch warmes Wasser ausgelaugt.
                           G. Rohn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
