| Titel: | Neuere Apparate und Verfahren für chemische Laboratorien. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 286 | 
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                        Neuere Apparate und Verfahren für chemische
                           								Laboratorien.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 261 S.
                           								214.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									17.
                        Neuere Apparate und Verfahren für chemische
                           								Laboratorien.
                        
                     
                        
                           Zar Bestimmung des Brennwerthes. Nach Berliner nimmt man bekanntlich die Menge des aus
                              									Bleioxyd reducirten Bleies als Maſsstab des Brennwerthes einer Kohle an. Diese Probe
                              									gibt aber eigentlich keinen Aufschluſs über die bei der Verbrennung zu erwartende
                              									Wärmemenge; denn 1 Aeq. Wasserstoff reducirt bedeutend weniger Blei unter den
                              									Versuchsbedingungen als 1 Aeq. Kohlenstoff, trotzdem daſs Wasserstoff bei der
                              									Verbrennung mehr Wärme liefert als Kohlenstoff. – Lewis
                                 										Thompson hat dann vorgeschlagen, zur Bestimmung des Brennwerthes 1g der zu untersuchenden Kohle mit 22g einer Mischung von 3 Th. chlorsaurem und 1 Th.
                              									salpetersaurem Kalium zu mischen und in einer Kupferröhre mit Hilfe einer Zündschnur
                              									zu entzünden. Die Kupferröhre bringt man in eine weitere, oben geschlossene Röhre,
                              									taucht den ganzen Apparat beim Beginne der Verbrennung in Wasser und berechnet aus
                              									der Temperaturzunahme den Brennwerth der Kohle. Die auf diese Weise erhaltenen
                              									Werthe weichen ziemlich stark von einander ab. Chlorsaures Kali zersetzt sich
                              									nämlich schon für sich allein erhitzt unter bedeutender Wärmeentwickelung, so daſs
                              									bei Anwendung gröſserer Mengen zu hohe Endzahlen erhalten werden. Salpeter hingegen
                              									absorbirt Wärme bei der Dissociation.Vgl. Uebersicht 1879 234 * 390. 1880 236 * 396. 1881 239
                                    											493. 1885 257 * 413. * 517. 258 * 330.
                           Wie nun W. Thomson im Journal of
                                 										the Society of Chemical Industry, 1886 * S. 581 mittheilt, läſst sich der
                              									Brennwerth auf einfache Weise durch Verbrennung im
                                 										Sauerstoffstrome bestimmen (vgl. auch 1879 234
                              									394). Bei seinem Apparate Fig. 15 Taf. 17 befindet
                              									sich auf einem Thonstücke 
                              									B ein Platintiegel A mit
                              									einem Durchmesser von 22mm und einer Höhe von
                              										29mm, welcher zur Aufnahme der zu
                              									untersuchenden Kohlenprobe dient. Das Ganze ruht auf einem am Boden eines 2l fassenden Becherglases befindlichen Gestelle H, welches ebenfalls aus Thon gefertigt ist. Ueber den
                              									Tiegel ist eine oben eng ausgezogene, 152mm lange
                              									und 38mm weite Röhre C gestülpt. In dem oberen verengten Theile derselben ist eine Kupferröhre
                              										E mit einem Kautschukringe L so befestigt, daſs sie mit Leichtigkeit auf oder ab geschoben werden
                              									kann. Diese Kupferröhre trägt oben einen zur Regelung des Sauerstoffzutrittes
                              									dienenden Hahn M und einen aus nicht leitendem
                              									Materiale bestehenden Handgriff F. Um die weite Röhre
                              										C sind vier Ringe aus Drahtgeflecht K angebracht, welche möglichst gut an das Becherglas
                              									anliegen.
                           Beim Beginne eines Versuches wird das Becherglas mit 2l Wasser gefüllt und nach guter Mischung die
                              									Temperatur des Wassers genau abgelesen. Dann bringt man einen mit chlorsaurem Kali
                              									getränkten Docht in die im Tiegel gewogene Kohle und nach Entzündung desselben
                              									stülpt man das Rohr C über den Platintiegel und
                              									befestigt letzteren mit Hilfe der Federn G. Die
                              									Kupferröhre E wird ganz in die Höhe gezogen und oben
                              									durch den Schlauch mit einem Sauerstoffgasometer (Fig. 16) verbunden. Man
                              									senkt nun Tiegel und Röhre langsam in das mit Wasser gefüllte Becherglas und öffnet
                              									zu gleicher Zeit den Hahn M; es tritt Sauerstoff ein
                              									und die Kohle verbrennt ruhig. Die sich entwickelnden Gase treten unten aus der
                              									Röhre aus und steigen durch das Wasser auf, wobei sie durch die Drahtgeflechte
                              									vertheilt werden und alle ihre Wärme an das Wasser abgeben. Nachdem alle flüchtigen
                              									Kohlenwasserstoffe verbrannt sind, senkt man die Kupferröhre bis ganz auf den
                              									Platintiegel, so daſs auch die glühende Koke vollkommen verbrannt wird und nur Asche
                              									in geschmolzenen Körnern im Platintiegel zurück bleibt. Nach der Verbrennung
                              									schlieſst man den Hahn M und entfernt den in Verbindung
                              									mit dem Sauerstoffgasometer stehenden Kautschukschlauch. Nachher öffnet man den Hahn
                              										M wieder, so daſs das Wasser im Becherglase in die
                              									Röhre C dringen kann und bewegt zur völligen
                              									Wärmeabgabe die Röhre C mehrere Male im Wasser auf und
                              									ab. Hierauf entfernt man die Röhre mit dem Tiegel und beobachtet die Temperatur des
                              									Wassers. Um einen Verlust von Wärme zu verhüten, hängt Thomson das Becherglas bei jeder Bestimmung in ein metallenes, mit
                              									seitlichen Glasfenstern versehenes Gefäſs ein.
                           Den Sauerstoff entnimmt Thomson aus
                              									einem besonders gefertigten Gasometer, welcher in Fig. 16 Taf.
                              									17 abgebildet ist. Man füllt denselben zuerst völlig mit Wasser und leitet das
                              									Sauerstoffgas bei A ein. Das verdrängte Wasser tritt
                              									aus dem Schlauche D, welcher bei B befestigt ist, oder auch bei H durch den Schlauch E aus. Die seitliche
                              									Röhre P dient zur Messung des Gasvolumens und die oben
                              									offene Röhre G zeigt den im Gasometer vorhandenen
                              									Druck. Bei Benutzung des Gasometers verbindet man die Röhre D mit der Wasserleitung und öffnet oben den Hahn bei A. Es läſst sich auf diese Weise ein sehr regelmäſsiger
                              									Gasstrom erzeugen.
                           Alle an dem Calorimeter befindlichen Theile von Glas, Kupfer,
                              									Quecksilber, Eisen, Messing müssen gewogen und mit Hilfe ihrer specifischen Wärmen
                              									die denselben entsprechenden Wassermengen berechnet werden. Auch die mit dem
                              									Sauerstoffe entweichende Wärme kann aus dem Volumen desselben bestimmt werden.
                              									Ebenso läſst sich nach der Tabelle von Magnus und Regnault das in Dampf verwandelte Wasser bestimmen.
                              									Beide Berichtigungen sind aber nur klein und für technische Zwecke von wenig
                              									Bedeutung. Die Bestimmung des Wärmeverlustes aus dem Apparate geschieht genügend
                              									genau, wenn man die Temperatur des Wassers möglichst schnell nach Beendigung des
                              									Versuches abliest, dann die Temperaturabnahme nach einer der Versuchsdauer gleichen
                              									Zeit beobachtet und dieselbe zur gefundenen Wassertemperatur addirt.
                           Zur Bestimmung des Glasgewichtes, welches in Berührung mit dem
                              									Wasser ist, gibt Thomson ein einfaches Verfahren an. Man wiegt zuerst
                              									das Becherglas und bestimmt dann, wie viel Wasser es verdrängt. Zu diesem Zwecke
                              									füllt man ein etwas gröſseres Becherglas mit Wasser. Aus demselben füllt man das zu
                              									untersuchende Glas und gieſst den Rest in ein anderes Gefäſs. Hierauf bringt man das
                              									kleinere Glas in das gröſsere und füllt letzteres mit dem Wasserreste, bis das
                              									kleine Glas völlig bedeckt ist und das Wasser gleich hoch steht wie zuerst. Der
                              									bleibende Rest von Wasser entspricht dann dem Volumen des Glases, aus welchem das
                              									Becherglas gefertigt ist. Bei Wiederholung des gleichen Verfahrens, indem man aber
                              									das kleine Glas nur bis 2000cc füllt, erhält man
                              									das Glasvolumen, welches bei Benutzung des Calorimeters in Berührung mit dem Wasser
                              									steht. Daraus und aus dem Gesammtgewichte und dem Gesammtvolumen des Becherglases
                              									läſst sich das Glasgewicht, welches mit Wasser in Berührung steht, berechnen. Das
                              									Gewicht der Quecksilberkugel des Thermometers läſst sich aus dem Wasser, welches die
                              									Kugel verdrängt, annähernd bestimmen. Der Unterschied des Gewichtes des Thermometers
                              									und des Quecksilbers entspricht dann dem Glasgewichte des Thermometers. Der Apparat,
                              									welchen Thomson benutzt hat, zeigte folgende
                              									Werthe:
                           
                              
                                 
                                 Gewicht
                                 SpecifischeWärme
                                 Entsprechendes Ge-wicht Wasser
                                 
                              
                                 Becherglas
                                  221,472g
                                   0,1977
                                      43,784g
                                 
                              
                                 Glasröhre
                                   48,015
                                   0,1977
                                       9,492
                                 
                              
                                 Messing
                                 106,017
                                   0,09391
                                       9,956
                                 
                              
                                 Eisen
                                   12,993
                                   0,11379
                                       1,478
                                 
                              
                                 Platin
                                      7,3496
                                   0,03244
                                       0,238
                                 
                              
                                 Thon
                                  16,875
                                   0,1977
                                       3,336
                                 
                              
                                 Kautschuk
                                    1,184
                                   0,2
                                       0,237
                                 
                              
                                 Quecksilber
                                  27,192
                                   0,0333
                                       0,905
                                 
                              
                                 Thermometerglas
                                    4,161
                                   0,1977
                                       0,822
                                 
                              
                                 Kupferdrahtnetz
                                  27,122
                                   0,09515
                                       2,581
                                 
                              
                                 Wasser
                                 –
                                     –
                                 2000,000
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Alle Bestandtheile
                                    											entsprechen
                                   2072,829g.
                                 
                              
                           Mit dem Apparate sollen nach Thomson's Angabe Bestimmungen sehr schnell vorgenommen werden können, die
                              									erhaltenen Versuchszahlen sehr zuverlässig sein und gut unter sich übereinstimmen.
                              									Die Verbrennung dauert gewöhnlich nur 3 bis 5 Minuten.
                           Nach F. Fischer's früheren Auseinandersetzungen fehlt
                              									aber einer Brennwerthbestimmung ohne Untersuchung der Verbrennungsproducte jede
                              									Beweiskraft, ist also werthlos (vgl. auch Zeitschrift für
                                 										die chemische Industrie, 1887 S. 40).
                           B. H. Thwaite veröffentlicht im Engineering, 1886 Bd. 42 * S. 507 einen vor der British Association, Section Birmingham, abgehaltenen Vortrag über Brennwerthbestimmungen, in welchem die Apparate von Favre und Silbermann (vgl.
                              									1879 234 * 393), Berthelot
                              									(vgl. 1885 257 419) und der obige von W. Thomson, jedoch ohne eigene Prüfungsangaben,
                              									behandelt sind.
                           J. E. Stead (1883 250 * 164)
                              									hat ein einfaches Verfahren zur Bestimmung von Kohlenstoff
                                 										in Eisen angegeben, welches auf Lösung des im Eisen gebundenen
                              									Kohlenstoffes in Natronlauge und auf Beobachtung der
                              									Farbe der Lösung beruht, C. H. Ridsdale hat nach dem
                              										Journal of the Society of Chemical Industry, 1886 *
                              									S. 585 in den North-Eastern Steel Works oft in kurzer
                              									Zeit Stahlsorten mit 0,09 bis 0,02 Proc. Kohlenstoff zu prüfen und wendet daher auch
                              										Stead's Verfahren an. Er findet dasselbe sehr
                              									zuverlässig und so schnell, daſs von dem Entnehmen einer Probe von geschmolzenem Stahl in
                              									der Hütte bis zur Ablieferung des Versuchsergebnisses nie mehr als 1 Stunde vergeht.
                              									Die erhaltenen Zahlen sind ebenso genau als die durch sorgfältig ausgeführte
                              									Verbrennung erreichten, denn noch ein Unterschied von 0,0025 Proc. Kohlenstoff läſst
                              									sich bei Vergleichung der Farbe der Lösungen ganz genau erkennen. Bei Verbrennungen
                              									können überhaupt Irrthümer viel leichter vorkommen als bei einfacher Vergleichung
                              									der Farbentöne.
                           Stead löst bei der Ausführung seiner Probe 1g Eisen oder Stahl in 12cc Salpetersäure von 1,20 sp. G., erhitzt zur
                              									völligen Lösung auf 90 bis 100° während etwa 10 Minuten, fügt 30cc kochendes Wasser und nachher 13cc Aetznatronlösung von 1,27 sp. G. zu, schüttelt
                              									und verdünnt auf 60cc. – Auch Ridsdale verfährt im Ganzen ebenso; er setzt 18cc Aetznatronlösung zu, schüttelt und verdünnt
                              									nach 10 Minuten auf 70cc. Stead schlug vor, die Färbung der Lösungen mit anderen Lösungen von
                              									bekanntem Kohlenstoffgehalte zu vergleichen und so den Kohlenstoff zu bestimmen. Um
                              									dies schnell und genau auszuführen, empfiehlt Ridsdale
                              									den in Fig.
                                 										13 und 14 Taf. 17 ersichtlichen Apparat, dessen Haupttheil aus drei neben
                              									einander in einem Gestelle senkrecht befestigte Röhren a,
                                 										b und c gebildet ist, von denen die mittlere
                              									Röhre a zur Aufnahme der zu untersuchenden Flüssigkeit,
                              									die seitlichen Röhren b und c zur Aufnahme von Vergleichsflüssigkeiten dienen. Die mittlere Röhre a ist unten rund zugeschmolzen und kann leicht aus dem
                              									Gestelle herausgenommen werden. An jeder seitlichen Röhre ist unten eine dünn
                              									ausgezogene Verlängerung r angebracht, welche durch
                              									Kautschukstopfen bis fast auf den Boden einer Flasche E
                              									aus Rubinglas reicht. Durch den Stopfen geht weiter eine bis auf den tiefsten Punkt
                              									der Flasche reichende, oben gebogene und mit Hahn k
                              									versehene Röhre. Zwei andere Röhren, welche gleich unter dem Stopfen abgeschnitten
                              									sind, stehen durch Kautschukschläuche p mit seitlich am
                              									Gestelle angebrachten kleinen Glaspumpen d und e in Verbindung. Ueber den drei Röhren a bis c ist zur
                              									Vergleichung der Farbtöne ein drehbarer Spiegel S
                              									angebracht. An der Seite findet sich am Gestelle ein Maſsstab m zur Messung der Flüssigkeitshöhen und ein an der
                              									Stange t verschiebbarer Zeiger z. Der ganze Apparat ruht auf einem mit Blei beschwerten Untersatze und
                              									ist drehbar, so daſs die Farben im Spiegel von zwei Seiten beobachtet werden
                              									können.
                           Bei der Ausführung einer Kohlenstoffbestimmung füllt man zuerst
                              									die mittlere Röhre a bis auf 20 Theilstriche mit der zu
                              									untersuchenden Flüssigkeit. In die seitlichen Röhren werden Vergleichslösungen von
                              									verschiedenem Gehalte gebracht. Man verfährt beim Füllen so, daſs man zuerst die
                              									Röhre a oben mit einem Pfropfen oder dem Finger
                              									verschlieſst, den am gebogenen Rohre angebrachten Hahn h öffnet und die gebogene Röhre in ein mit der Vergleichsflüssigkeit
                              									gefülltes Gefäſs eintaucht. Durch ein einfaches Heben des Kolbens der zugehörigen
                              									kleinen Pumpe d oder e
                              									flieſst dann die Lösung in die Flasche E. Ebenfalls
                              									durch dieselbe Pumpe wird hierauf die Flüssigkeit im Meſsrohre b oder c so hoch gehoben,
                              									bis der auf dem Spiegel S beobachtete Farbton gleich
                              									dem der zu untersuchenden Flüssigkeit ist. Zur Prüfung dreht man den Apparat und vergleicht den
                              									Farbton noch einmal. Das Product aus der Flüssigkeitshöhe der Vergleichslösung und
                              									dem Procentgehalte dieser Lösung dividirt durch die Flüssigkeitshöhe der zu
                              									untersuchenden Flüssigkeit, zeigt dann den Procentgehalt des Eisens an Kohlenstoff
                              									an.
                           Um die Vergleichsflüssigkeit aus den seitlichen Röhren zu
                              									entleeren, schlieſst man dieselben oben und preſst durch die Pumpen die Lösung durch
                              									die Hähne h aus den Flaschen E.
                           Ridsdale hat gefunden, daſs kleine
                              									Glaspumpen zur längeren Innehaltung einer bestimmten Flüssigkeitshöhe am allerbesten
                              									geeignet sind. Es zeigte sich, daſs das Licht auf die Farbe der
                              									Vergleichsflüssigkeiten selbst an einem einzigen Tage verändernd einwirkt. Man
                              									bewahrt die Lösungen daher am besten in Flaschen aus Rubinglas auf und ist dann
                              									sicher, daſs sie sich 12 Stunden ohne irgendwelche Veränderung halten. Es ist am
                              									vortheilhaftesten, wenn man nach jedem Versuche die Vergleichsflüssigkeiten wieder
                              									aus dem Apparate entfernt; denn sonst werden die Kautschukstopfen so stark von dem
                              									Aetznatron angegriffen, daſs oft der ganze Apparat aus einander genommen werden
                              									muſs.
                           Bei der Analyse von Stahl mit 0,03 bis 0,08 Procent Kohlenstoff
                              									mit einer Vergleichslösung von 0,05 Proc. Kohlenstoff beobachtete Ridsdale, daſs diejenigen Stahlsorten mit 0,08 Proc.
                              									einen zu tiefen Farbton zeigen und daher mit stärkeren Vergleichslösungen untersucht
                              									werden müssen. Namentlich aus diesem Grunde hat er bei seinem Apparate drei
                              									Meſsröhren gewählt. Wenn in beiden seitlichen Röhren gleiche Versuchslösungen
                              									gebraucht werden, ist eine Beobachtung von beiden Seiten, in Folge dessen eine
                              									Drehung des Apparates nicht nothwendig.
                           Ridsdale hat mit diesem Apparate im
                              									Laufe von 2 Jahren mehrere tausend Bestimmungen ausgeführt, ohne daſs je ein Theil
                              									desselben zerbrochen wäre.
                           Apparat zur Essigprüfung:Vgl. Uebersicht bezieh. Hartmann und Hauers 1885
                                    												257 * 74.W. Fresenius hat das Fr.
                                 										Otto'sche Acetometer (vgl. 1857 144 450) etwas
                              									abgeändert und demselben eine für Zwecke der Praxis handlichere Form gegeben. Der
                              									neue Essigprüfer gestattet die Verwendung der von Fresenius empfohlenen Natronlauge, von welcher 1l 50g
                              									Essigsäureanhydrid entspricht; als Indicator wird Phenolphtaleïn benutzt, von
                              									welchem nur 1 Tropfen zu verwenden ist, dessen Volumen beim Füllen des Acetometers
                              									vernachlässigt werden kann. Bei einer Bestimmung nimmt man 5cc des zu untersuchenden Essigs.
                           Der Apparat besteht nach der Zeitschrift
                                 										für analytische Chemie, 1887 Bd. 26 S. 59 aus einer am untern Ende
                              									geschlossenen, 12mm weiten, etwa 17 bis 18cm langen, cylindrischen Glasröhre, welche an dem
                              									Punkte, bis zu welchem sie 5cc faſst, eine Marke
                              									trägt und die von da an aufwärts in Cubikcentimeter bis zu 12 eingetheilt ist; je
                              										1cc ist wieder in Fünftel eingetheilt, so daſs
                              									man 0cc,2 ablesen bezieh. 0cc,1 schätzen kann. Beim Gebrauche füllt man am
                              									besten mit einer 5cc-Pipette (um ein Benetzen des
                              									oberen Theiles des Acetometers zu vermeiden) den zu prüfenden Essig bis zur unteren
                              									Marke ein, setzt einen Tropfen Phenolphtaleïnlösung zu und fügt nun die titrirte
                              									Natronlauge unter stetem Umschütteln, so daſs sich die ganze Flüssigkeit mischt,
                              									allmählich zu, bis eben der Farbenumschlag aus farblos in roth eintritt. Nun liest
                              									man die Anzahl der verbrauchten Cubikcentimeter ab. Die Rechnung wird bei Anwendung
                              									von Normallauge in bekannter Weise ausgeführt; bei Anwendung der Fresenius'schen Natronlauge zur Essigprüfung geben die
                              									verbrauchten Cubikcentimeter unmittelbar Gramm Essigsäureanhydrid in 100cc Essig (also für praktische Zwecke den
                              									Procentgehalt) an. Will man nicht den Gehalt an Essigsäureanhydrid, sondern an
                              									Essigsäurehydrat wissen, so sind die verbrauchten Cubikcentimeter mit 1,176 zu
                              									multipliciren. Wünscht man statt dieser Umrechnung sofort den Procentgehalt an
                              									Essigsäurehydrat abzulesen, so muſs man nur eine Natronlauge anwenden, von welcher
                              										1l 50g
                              									Essigsäurehydrat entspricht; man erhält dieselbe einfach, indem man 1l Normalnatronlauge mit 200cc Wasser versetzt.
                           Zur Bestimmung der Zähflüssigkeit von Schmierölen hat
                              										L. Barbey, Chemiker am Laboratorium der
                              									französischen Ostbahn, nach dem Portefeuille économique des
                                 										Machines, 1886 Bd. 11 * S. 206 einen Apparat
                              									construirt, welcher sich von den bisher gebräuchlichen Apparaten (vgl. Engler 1885 258 * 126. Stahl 1886 259 * 270.
                              									Uebersicht 1886 260 282. 261
                              									313) hauptsächlich dadurch unterscheidet, daſs dem Ausflieſsen des Oeles ein
                              									beträchtlicher Widerstand entgegengesetzt wird. Der Apparat besteht im Wesentlichen,
                              									wie aus Fig. 9
                              									bis 12 Taf.
                              									17 ersichtlich ist, aus einer senkrechten Röhre B von
                              										13mm Durchmesser, an deren oberem Ende sich
                              									ein Trichter F befindet, und einer zweiten senkrechten
                              									Röhre D von 5mm
                              									innerem Durchmesser, welche nahe an ihrem oberen Ende durchbrochen ist und das
                              									Ableitungsrohr G trägt. An ihrem unteren Ende sind
                              									beide Röhren durch das wagerechte Rohr C von 8mm innerem Durchmesser verbunden. In der aus
                              									Messing hergestellten Röhre D ist ein Eisencylinder E von 4mm Durchmesser
                              									mittels der Stopfen N und O (vgl. Fig. 11) befestigt. Die Röhre D und der
                              									Cylinder E sind sehr sorgfältig gearbeitet, so daſs der
                              									zwischen denselben befindliche ringförmige Raum überall die gleiche Gröſse besitzt.
                              									Das Ganze taucht in ein Wasserbad mit Messingwanne A,
                              									welches mittels eines Chancel'schen Wärmereglers auf
                              									gleicher Temperatur erhalten wird. Zur Bestimmung der letzteren dient das
                              									Thermometer J. Das zu untersuchende Oel wird in den mit
                              									einem Abfluſshahne versehenen Behälter L gegeben,
                              									dessen untere Oeffnung sich über dem Trichter F
                              									befindet. Der Oelzufluſs wird so geregelt, daſs der Trichter stets bis an die
                              									Mündung der Rinne B angefüllt ist; das aus R überflieſsende Oel fängt man in dem Becher M auf.
                           Der Apparat wird in folgender Weise gehandhabt: Man entfernt
                              									zuerst die Eisenröhre E und läſst das Oel aus L austreten, bis der Trichter sowie die Röhren B, C und D vollkommen
                              									angefüllt sind. Darauf schlieſst man den Hahn von L,
                              									setzt den Cylinder E wieder ein und erwärmt das
                              									Wasserbad in A auf die gewünschte Temperatur. Wenn die
                              									letztere während 10 Minuten sich gleich geblieben ist, läſst man das Oel von Neuem
                              									flieſsen und überzeugt sich nochmals davon, daſs auch in weiteren 10 Minuten die
                              									Temperatur dieselbe bleibt. Dann erst beginnt man den eigentlichen Versuch, indem
                              									man den mit Eintheilung versehenen Cylinder K unter das
                              									Ableitungsrohr G schiebt und das innerhalb 10 Minuten
                              									ausflieſsende Oel auffängt. Der Cylinder K wird darauf
                              									durch die Oeffnung S (Fig. 9) während 5 Minuten
                              									in das Wasserbad eingesenkt und darauf das Volumen abgelesen. Die Zahl der
                              									Cubikcentimeter des ausgeflossenen Oeles ist unmittelbar ein Maſs für die
                              									Dünnflüssigkeit, wenn man stets die gleiche Versuchsdauer anwendet. Barbey multiplicirt diese Zahl mit 6 und vergleicht
                              									also die während einer Stunde ausflieſsenden Oelmengen.
                           Durch diese Einrichtung des Apparates ist es möglich, das Oel
                              									während der ganzen Versuchszeit bei derselben Temperatur und unter gleichbleibendem
                              									Brücke ausflieſsen zu lassen, und schlieſslich das Volumen bei der
                              									Versuchstemperatur zu messen.
                           
                           Die von Barbey mit seinem Apparate erhaltenen Werthe für
                              									die Dünnflüssigkeit der gebräuchlichsten Oele sind in der folgenden Tabelle
                              									zusammengestellt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 Spec. Gew. bei 15°
                                 Grad der Dünn-flüssigkeit bei + 35°
                                 
                              
                                 Helles, schottisches Schieferöl
                                 0,868
                                 579,0
                                 
                              
                                 Braunes Schieferöl von Autun
                                 0,878
                                 918,0
                                 
                              
                                 Dunkles amerikanisches Mineralöl
                                 0,879
                                   51,0
                                 
                              
                                 Oelsäure
                                 0,903
                                 138,0
                                 
                              
                                 Russisches Mineralöl
                                 0,912
                                   43,2
                                 
                              
                                 Rohes Colzaöl
                                 
                                 0,915
                                   84,0
                                 
                              
                                 Rüböl
                                 
                                 0,916
                                   89,4
                                 
                              
                                 Klauenöl
                                 
                                 0,917
                                   98,4
                                 
                              
                                 Schmieröl
                                 
                                 0,917
                                   97,8
                                 
                              
                                 Grünes Olivenöl
                                 
                                 0,918
                                 105,6
                                 
                              
                                 Rohes Erdnuſsöl
                                 
                                 0,920
                                 104,4
                                 
                              
                                 Elsässisches Mineralöl
                                 0,927
                                   67,2
                                 
                              
                                 Fischöl
                                 
                                 0,927
                                 135,0
                                 
                              
                                 Leinöl von BombayLeinöl aus dem Norden
                                 1. kaltePressung
                                 0,9350,936
                                 143,4141,0
                                 
                              
                                 Ricinusöl
                                 
                                 0,964
                                   13,2
                                 
                              
                                 Harzöl
                                 
                                 0,984
                                   72,0
                                 
                              
                           Auch bei verschiedenen Temperaturen hat Barbey mit seinem Apparate die Dünnflüssigkeit einer
                              									Reihe von Oelen bestimmt:
                           
                              
                                 Bezeichnung
                                 Spec. Gew.bei 15°
                                 Rückstand beider Destillation
                                 Entflammungs-punkt
                                 Erstarrungs-punkt
                                 
                                    
                                    Dünnflüssigkeit
                                    
                                 
                              
                                 bei 0°
                                 20°
                                 35°
                                 50°
                                 75°
                                 100°
                                 
                              
                                 Rohes Colzaöl
                                 0,915
                                 –
                                 –
                                   –  6°
                                  20,4
                                 –
                                   84,0
                                   143,4
                                 286,8
                                   492
                                 
                              
                                 Kaukas. Naphta-Rückstand
                                 0,912
                                    16,5%
                                   132°
                                 –  8
                                    4,8
                                 –
                                   43,2
                                     94,4
                                 247,2
                                   492
                                 
                              
                                        „            „            „
                                 0,907
                                 15,0
                                 117
                                 –  9
                                    6,0
                                   24,0
                                   55,8
                                   126,6
                                 315,0
                                   576
                                 
                              
                                        „            „            „
                                 0,912
                                 16,0
                                 160
                                 –  8
                                    5,4
                                 –
                                   41,5
                                     91,0
                                 246,6
                                   477
                                 
                              
                                        „            „            „
                                 0,907
                                 15,0
                                 102
                                 –  9
                                    4,8
                                   22,8
                                   55,8
                                   105,6
                                 274,5
                                   540
                                 
                              
                                 Rohöl von Pechelbronn    (Schmieröl)
                                 0,917
                                 15,0
                                 120
                                 –  5
                                    1,5
                                 –
                                   67,2
                                   148,8
                                 372,0
                                   678
                                 
                              
                                 Rohöl von Pechelbronn    (zur Gasbereitung)
                                 0,863
                                   7,0
                                   72
                                     0
                                 0
                                 525,0
                                 732,0
                                 1020,0
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Stark Asphalt haltiger Rück-    stand des
                                    											amerikanischen    Erdöles
                                 0,920
                                 23,5
                                 138
                                 –  4
                                 0
                                   15,6
                                   52,2
                                   116,4
                                 280,8
                                   531
                                 
                              
                                 Dunkles amerikanisches Mi-    neralöl
                                 0,885
                                 15,0
                                 160
                                     0
                                 0
                                   22,2
                                   50,4
                                   111,6
                                 262,8
                                   442
                                 
                              
                                 Helles amerikanisches Mi-    neralöl
                                 0,912
                                   3,0
                                 145
                                     0
                                 0
                                   89,4
                                 174,0
                                   330,0
                                 645,0
                                 1068
                                 
                              
                                 Naphta-Rückst. von Kouban
                                 0,965
                                 28,0
                                 126
                                 –  8
                                 0
                                     6,4
                                   18,6
                                     50,4
                                 162,0
                                   378
                                 
                              
                                 Oleonaphta Ragosine Nr. 0
                                 0,912
                                   6,0
                                 170
                                 –  8
                                    3,6
                                   14,2
                                   39,0
                                     89,8
                                 251,5
                                   519
                                 
                              
                                           „              „         „   1
                                 0,907
                                   5,0
                                 165
                                 – 10
                                    6,4
                                   27,0
                                   61,3
                                   129,0
                                 336,0
                                   671
                                 
                              
                                           „              „         „   2
                                 0,899
                                   5,0
                                 152
                                 – 20
                                  21,5
                                   53,9
                                 141,0
                                   257,0
                                 556,0
                                   968
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
