| Titel: | Ueber neuere Erdöllampen; von J. Biel. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 293 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Ueber neuere Erdöllampen; von J.
                              								Biel.
                        J. Biel, über neuere Erdöllampen.
                        
                     
                        
                           Im St. Petersburger Polytechnischen Vereine berichtete J.
                                 										BielVom Verfasser gef. eingesendeter Abzug des Sitzungsprotocolles vom 27. März
                                    											1886. (Vgl. auch Biel 1884 254 119.) über neuere Erdöllampen.
                           Zunächst sind die Uebelstände, welche sich beim Gebrauche der alten Brenner, z.B. der
                              									Kosmosbrenner, gezeigt haben, hervorgehoben. Da der Docht nicht rund gewebt sein
                              									kann, sondern ein Flachdocht durch ein auf zwei Seiten der Dochthülse eingreifendes
                              									Getriebepaar allmählich zusammengeführt wird, so schieben sich die beiden
                              									Dochtseiten oft ungleichmäſsig vor, so daſs ein nachträgliches Zuschneiden des
                              									Dochtes erforderlich wird. Ferner lagern sich in dem Inneren des Brenners leicht
                              									Dochtreste und andere Unreinigkeiten ab, welche einerseits durch die Erhitzung des
                              									Brenners in Brand gerathen und dadurch zu Explosionen Veranlassung geben können,
                              									andererseits den Luftzug beschränken. Endlich ist man bei den Kosmosbrennern
                              									auſserordentlich abhängig von der richtigen Form des Cylinders. Bekanntlich wird
                              									durch die Einschnürung des Lampenglases der äuſsere Luftstrom stärker in die Flamme
                              									hineingedrängt, während der innere Luftstrom unverändert bleibt. Dadurch wird die
                              									Flamme sehr bedeutend in die Länge gezogen und ihre Lichtentwickelung ist durchaus
                              									abhängig von dem Punkte, wo der äuſsere Luftstrom in die Flamme hineingetrieben
                              									wird. Dieser Punkt liegt bei russischem Erdöl etwas niedriger als beim
                              									amerikanischen und man müſste daher im Handel zwei Sorten von Cylindern führen. Bei
                              									den im J. 1886 neu in den Handel gekommenen Rundbrennern – von Stobwasser für eine Lampe mit gleichbleibendem
                              									Oelspiegel (vgl. auch Witting 1886 262 * 76), von Henkle für
                              									die Rochesterlampe (vgl. 1886 262 * 75) bezieh. von Schuster und Baer für
                              									die deutsche Reichslampe (vgl. 1886 260 * 178) – ist das Bestreben erkenntlich, diese
                              									angeführten Uebelstände zu vermeiden; hier ist der todte Raum im Inneren vermieden,
                              									indem der Luft zuführende innere Cylinder durch den Oelbehälter hindurch geführt
                              									ist; die herabfallende Dochtkohle sammelt sich in Folge dessen unter dem
                              									Oelbehälter., wo sie hinlänglich weit von der Flamme entfernt ist, um nicht durch
                              									die Hitze in Brand gerathen zu können. Da nun dieses innere Rohr oben und unten
                              									denselben Durchmesser hat, so ist auch wieder der rundgewebte Docht in Anwendung
                              									gekommen, zum Theile in der zuerst von R. Ditmar in
                              									Wien angewendeten Form, welcher den Docht nach dem zu erfüllenden Zwecke in zwei
                              									Theile zerlegte: einen unteren grob gewebten Saugdocht und einen oberen feiner
                              									gewebten Brenndocht (vgl. auch 1885 257 * 511), von denen
                              									nur der letztere erneuert zu werden braucht. Ein ungleichmäſsiges Emporschieben der
                              									Dochtseiten kann also bei den genannten Lampen nicht vorkommen. Von Rundbrennern,
                              									welche keine Einschnürung am Cylinder bedürfen, sind die sogen. Solarbrenner mit Brennscheibe bekannt und zu dieser
                              									Lampenart gehören auch die Rochester- und die deutsche Reichslampe. Diese Lampen
                              									haben das Eigenthümliche, daſs ein Brenner als solcher eigentlich nicht vorhanden
                              									ist, sondern nur einzelne, nicht zusammengelöthete Theile. Indem nämlich das innere,
                              									Luft zuführende Rohr fest mit dem Oelbehälter verbunden ist, bleibt nur die äuſsere
                              									Dochthülse lose und zwischen beiden befindet sich der Docht.
                           Die mit diesen Lampen vorgenommenen photometrischen
                              									Messungen führten zu folgenden, in der Tabelle zusammengestellten Ergebnissen. Die
                              									Versuche mit jeder Lampe dauerten je 6 Stunden und wurden mit amerikanischem Erdöle
                              									(sogen. Astralöl) bezieh. mit russischem Erdöle (sogen. Specialöl) vorgenommen. Die
                              									Ziffern für die Lichtstärke in Normalkerzen sind Mittel aus mehreren (gewöhnlich 3)
                              									Versuchsreihen; der Oelverbrauch ist in Gramm angegeben:
                           
                              
                                 
                                 Deutsche Reichslampe16''' Docht
                                 Deutsche Reichslampe20''' Docht
                                 
                              
                                 Astralöl
                                 Specialöl
                                 Astralöl
                                 Specialöl
                                 
                              
                                 Stündlicher Oelbedarf
                                 g
                                   89,0
                                   92,5
                                   86,6
                                   90,4
                                 131,4
                                 122,4
                                 126,0
                                 129,2
                                 
                              
                                 Gefundene Lichtstärke
                                 NK
                                     29,05
                                     30,24
                                   28,4
                                     29,62
                                   36,0
                                     33,36
                                     31,03
                                   35,0
                                 
                              
                                 100 Lichtst. verbrauchen
                                 g
                                 306,9
                                 305,8
                                 305,3
                                 305,2
                                 365,0
                                 366,9
                                 370,2
                                 369,2
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Rochesterlampe
                                 Stobwasser-Lampe
                                 
                              
                                 Stündlicher Oelbedarf
                                 g
                                 109,4
                                 108,4
                                   104,33
                                 113,3
                                   32,0
                                   34,8
                                   32,6
                                   34,4
                                 
                              
                                 Gefundene Lichtstärke
                                 NK
                                     29,47
                                     29,27
                                     28,29
                                     30,63
                                   10,3
                                     11,25
                                   10,5
                                   11,1
                                 
                              
                                 100 Lichtst. verbrauchen
                                 g
                                 371,2
                                 370,1
                                 369,0
                                 369,9
                                 310,7
                                 309,0
                                 310,5
                                 310,0
                                 
                              
                           Zwei andere Lampen mit Flachdochtbrennern, von Hitchcock
                              									bezieh. von Kumberg, beruhen beide auf dem Prinzipe,
                              									unter Vermeidung jeglichen Lampencylinders der Flamme von unten die nöthige Luft
                              									zuzuführen. Hitchcock bewirkt dies durch einen
                              									Federmotor nebst Luftturbine, Kumberg dadurch, daſs er
                              									über der Flamme eine Glocke aufhängt, welche die durch die Flamme erwärmte und in
                              									schnellere Bewegung versetzte Luft auffängt und dieselbe durch ein zweckmäſsig
                              									gebogenes Rohr von ziemlicher Weite von unten in die Flamme einführt.
                           Die photometrischen Versuchsergebnisse sind bei Hitchcock's Lampen sehr wechselnd, je nachdem man die Federkraft des
                              									Motors von Anfang bis zu Ende des Versuches in gleicher Spannung erhält, oder erst
                              									nach Verlauf von mindestens 6 Stunden wieder von Neuem aufzieht. In letzterem Falle
                              									muſs man die anfangs bis zur höchsten Lichtwirkung aufgeschraubte Flamme wieder nach
                              									und nach niedriger schrauben, weil sie sonst zu rauchen beginnt. Bei der Messung der
                              									Lichtstärke ist es nothwendig, zwei Versuchsreihen zu gleicher Zeit vorzunehmen,
                              									eine von der Breitseite und eine von der schmalen Seite der Flamme. (Vgl. A. van Eyndhoven 1878 229
                              									449.)
                           Versuche mit stündlich frisch (I) bezieh. nach 4stündigem Brennen
                              									(II), ferner mit anfangs stündlich, dann 3 Stunden nicht weiter (III) angespanntem
                              									Motor (die ersten zwei Versuchsreihen mit Specialöl, die 3. Reihe mit Astralöl)
                              									ergaben:
                           
                           
                              
                                 
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 
                              
                                 Lichtstärke
                                 NK
                                 14,5 bez. 8,0
                                 14,7 bez. 7,7 (Anf.)11,85  „    7,4 (Ende)
                                 15,56 bez. 9,0 (stündl.)13,04   „     8,0
                                    											(Ende)
                                 
                              
                                 Durchschn. Lichtst.
                                 „
                                     11,52
                                              10,4
                                                11,86
                                 
                              
                                 Stündl. Verbrauch.
                                 g
                                   36,5
                                              38,0
                                                41,1
                                 
                              
                                 100 Lichtst. verbr.
                                 g
                                 324,4
                                            365,0
                                              346,2
                                 
                              
                           Zwei andere Versuche mit amerikanischem sogen. Astralöle
                              									ergaben:
                           
                              
                                 Lichtstärke
                                 NK
                                 10,9 bez. 7,1
                                 10,02 bez. 7,57
                                 
                              
                                 Durchschnittl. Lichtstärke
                                 „
                                   9
                                       8,76
                                 
                              
                                 Stündlicher Verbrauch
                                 g
                                 30
                                   33,3
                                 
                              
                                 100 Lichtstärken verbrauchen
                                 g
                                  333,3
                                 380,0
                                 
                              
                           Der Versuch hat also mit russischem Erdöle (sogen. Specialöl) im Durchschnitte einen
                              									Verbrauch von 344g,7 und mit amerikanischem Erdöle
                              									(sogen. Astralöl) 353g,1 auf 100 Lichtstärken
                              									ergeben.
                           Eine vorläufige Untersuchung der Lampe von Kumberg ergab
                              									11 Lichtstärken bei 40g oder 100 Lichtstärken bei
                              										363g,6 Verbrauch.
                           Schlieſslich theilt Biel noch vergleichende Versuche an
                              									verschiedenen Constructionen von sogen. 14'''-Brennern mit, nachdem dieselben für
                              									den Gebrauch des russischen Kerosins abgeändert waren:
                           
                              
                                 Art des 14'''-Brenners
                                 Durchschn. Licht-stärke während6
                                    											Stunden
                                 Stündlich ver-braucht bei6 stünd.
                                    											Versuch
                                 100 Lichtstärkenverbrauchenstündlich
                                 
                              
                                 Kumberg's Patent
                                        10,0 NK
                                  31,3g
                                  313g
                                 
                              
                                 Stobwasser's Solarbrenner
                                 10,3
                                 37,0
                                 360
                                 
                              
                                 Victoriabrenner
                                 10,4
                                 33,5
                                    322,4
                                 
                              
                                 Stobwasser's Kosmosbrenner
                                 10,4
                                 33,7
                                    324,3
                                 
                              
                                 Kobosew's Kreuzbrenner
                                   10,75
                                 44,0
                                    409,3
                                 
                              
                                 Kumberg's Pyronaphtbrenner
                                 12,2
                                 39,3
                                    322,0
                                 
                              
                                 Will und Wessel's Solarbrenner
                                 13,1
                                 46,6
                                    355,0
                                 
                              
                                 Mitrailleusenbrenner
                                 13,6
                                 46,0
                                    338,0
                                 
                              
                                 Kordig's Heliosbrenner
                                   13,75
                                 40,4
                                    294,0
                                 
                              
                                 Schuster und Baer's Solarbrenner
                                   13,85
                                 40,5
                                    292,5
                                 
                              
                           Biel macht noch darauf aufmerksam, daſs man die mit
                              									Brennscheiben versehenen Brenner auch ohne solche benutzen kann, wenn man die Lampe
                              									mit einem eingeschnürten Glase von geeigneter Länge versieht.