| Titel: | Ueber Neuerungen an Lüftungseinrichtungen. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 324 | 
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                        Ueber Neuerungen an
                           								Lüftungseinrichtungen.
                        (Patentklasse 27 und 37. Fortsetzung des Berichtes
                           								Bd. 261 S. 412).
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									19.
                        Ueber Neuerungen an Lüftungseinrichtungen.
                        
                     
                        
                           Um zu verhindern, daſs bei Abzugsschloten für verdorbene Luft
                                 										oder Rauch kalte Auſsenluft in den Schlot eindringt und den Zug desselben
                              									hemmt, setzt Fr. Pelzer in Dortmund (* D. R. P. Kl. 27
                                 									Nr. 30948 vom 21. August 1884) auf das obere Kaminende eine nach oben geschlossene
                              										Kappe, deren Seiten wände bis unter den oberen Rand
                              									der Kaminmündung herabgreifen. Hierdurch würde die Auſsenluft von der letzteren fern
                              									gehalten, so lange Windstille herrscht; um das Gleiche auch bei bewegter Luft zu
                              									erreichen, will Pelzer an den genannten Seitenwänden
                              									leichte Klappen anbringen, welche den Zwischenraum zwischen dem Schlote und der
                              									Klappe selbstthätig schlieſsen, sobald ein Windstoſs gegen dieselben trifft. Da
                              									solche Klappen jedoch in Folge Verschmutzung der Gelenke nicht lange wirksam sind,
                              									so war dies wahrscheinlich der Grund, daſs Pelzer (* D.
                              									R. P. Nr. 33502 vom 28. März 1885) eine andere Bekrönung von Abluft- oder Rauchschloten angab, welche, wie Fig. 14 Taf.
                              									19 zeigt, aus einem aus Streifen zusammengesetzten Dache besteht, wobei die Streifen
                              									in der Form eines liegenden „S“ oder ähnlich gebildet sind und derart in
                              									einander greifen, daſs die Kanten b stets höher als die
                              									Kanten a liegen. Die Streifen bilden eckige Rahmen,
                              									stützen sich in der Mitte auf Winkeleisen w und sind
                              									nach beiden Seiten zu Rinnen geneigt, welche das sich in den Wellen sammelnde Wasser
                              									ableiten. Zum Schütze der unteren seitlichen Oeffnungen des Schlothutes gegen die
                              									Windstöſse sind bei j noch Klappen angebracht, welche
                              									bei kleineren Kaminen auch für sich in Anwendung kommen können, wobei dann das
                              									eigentliche Dach geschlossen wird.
                           John Eberhart in Laporte City hat einen feststehenden Kaminaufsatz angegeben, bei welchem das
                              									die Rauchgase einer Feuerungsanlage abführende Rohr innerhalb eines zweiten Rohres
                              									hochgeführt ist; letzteres soll die verdorbene Luft aus einem zu lüftenden Raume
                              									ableiten und ist hierzu an seinem unteren geschlossenen Ende mit Löchern zum
                              									Eintritte der Abluft, an seinem oberen Ende mit seitlichen Löchern zum Austritte der
                              									Luft versehen. Diese Benutzung der Wärme der Rauchgase zur Absaugung von verdorbener
                              									Luft ist bekannt und die von Eberhart im 
                              									Scientific American, 1886 Bd. 54 * S. 306 mitgetheilte
                              									Form erscheint wenig zweckmäſsig, da ein Eindringen von kalter Luft in den
                              									Abfluſsschlot und damit in den zu lüftenden Raum nicht verhindert ist.
                           Robert Boyle in London hat seinen zur Absaugung
                              									verdorbener Luft angegebenen Schlotaufsatz (vgl. 1883
                              										247 * 27. 1884 254 * 189.
                              									1885 255 400. 257 489. 258 334) für den Fall abgeändert, daſs ein solcher über
                              									das Dach herausstehend aus architektonischen Gründen nicht angeordnet werden kann,
                              									jedoch spitz zusammenlaufende Dachflächen zur Verfügung stehen. Boyle läſst dann nach Iron, 1886 Bd. 28 * S. 478 den Abluftkanal im Dachfirst derart münden,
                              									daſs die bewegte Auſsenluft quer durch den First strömen und die Abluft ansaugen
                              									kann. – Bei einer anderen von Boyle (daselbst 1887 Bd.
                              									29 * S. 115) mitgetheilten Form seines Schlotaufsatzes wird der Wind gezwungen,
                              									schräg von oben nach unten und auswärts durch einen Ringkanal zu strömen, wodurch
                              									das Ansaugen der Abluft bewirkt wird.
                           Einen drehbaren, sich nach der Windrichtung einstellenden
                                 										Schlotaufsatz hat Haltaufderheide in Kassel
                              									entworfen. Nach dem Centralblatt der Bauverwaltung,
                              									1886 * S. 405 besteht derselbe aus einer guſseisernen Kappe K (Fig.
                                 										11 Taf. 19), welche auf das Kaminende gesetzt wird und oben in einen dem
                              									Querschnitte des Schlotes entsprechenden runden Hals R
                              									übergeht, und aus dem Wetterdache D, welches von drei
                              									an R angenieteten Stäben getragen wird und sich nach
                              									oben leicht abnehmen läſst; ferner ist ein drehbarer Cylinder M angeordnet, der mittels eines angenieteten Bügels B, in dessen Mitte ein kurzes Rohrstück mit Pfanne
                              									sitzt, auf den Zapfen Z des Daches D gehängt ist. Mit dem Bügel B ist noch eine Windfahne F fest verbunden,
                              									welche den Cylinder M so dreht, daſs stets dessen
                              									Ausfluſsöffnung O von der Windrichtung abgewendet
                              									liegt. Bei Schornsteinen niedriger Gebäude, welche nahe an höheren liegen, empfiehlt
                              									es sich, zwei Oeffnungen seitwärts der Fahne in den Mantel anzubringen, damit der
                              									gestaute Wind den Abzug der Luft oder des Rauches nicht hindern kann. Die Aufhängung
                              									von M über dem Dache verhütet das Festruſsen; ebenso
                              									verhindert die Anordnung des Bügels mit dem Rohrlager nach abwärts das Eindringen
                              									des Regens. Der Wind wird den Abzug nicht hemmen, sondern befördern, da er die
                              									Ausströmungsöffnung nur streifend treffen kann. Ein weiterer Vortheil besteht darin,
                              									daſs der Schlot inwendig bis zum Wetterdache frei ist, also leicht von unten oder
                              									vom Dache aus gereinigt werden kann. Der beschriebene Aufsatz wird von Eduard Schmitt in Düsseldorf angefertigt.
                           Die Absaugung verdorbener Luft mit Hilfe der bewegten
                                 										Auſsenluft zu bewirken, ist auch der Zweck des von Friedrich Kuntze in Leipzig (* D. R. P, Kl. 27 Nr. 35519 vom 18. September
                              									1885) angegebenen sog. Wirbelstrahlapparates, dessen
                              									Einrichtung Fig.
                                 										12 Taf. 19 zeigt. Dieser Saugkopf stellt sich in die Windrichtung ein; die
                              									leichte Beweglichkeit ist durch eine Rollenlagerung erzielt, bei welcher zwischen
                              									die beweglichen Laufkränze n am Saugkopfe und den feststehenden, am
                              									Rohre S angegossenen Kranz u Rollen r angeordnet sind. Die bewegte
                              									Auſsenluft strömt durch die Düse W und wird von den
                              									schraubenförmigen Leitschaufeln s genöthigt, eine
                              									kreisende Bewegung anzunehmen und damit in Form eines Hohlkegels durch den Trichter
                              										A zu strömen, wodurch ein Ansaugen der Abluft aus
                              									dem Saugrohre S erfolgt. Das Rollenlager ist zum
                              									Schütze gegen Staub und Regen mit einem Gehäuse H
                              									umgeben, an welchem ein Gegengewicht q angebracht ist,
                              									das den Schwerpunkt des Saugkopfes in die Drehachse bringt.
                           T. W. Wilcox in Durham (Englisches Patent 1885 Nr. 8559)
                              									hat eine ähnliche Einrichtung getroffen, jedoch ein Rollenlager zur leichteren
                              									Drehung des Aufsatzes zur Einstellung in die Windrichtung nicht vorgesehen. Die
                              									bewegte Luft tritt in den Trichter T (Fig. 10 Taf. 19) und wird
                              									durch die Form desselben nach abwärts geleitet, um bei C die im Schlote S aufsteigende Abluft
                              									anzusaugen und mitzureiſsen und nach hinten wagerecht auszublasen.
                           Zur Lüftung von Fabrikgebäuden, Hallen, Baracken u. dgl.
                              									erscheint die von C. Scharowsky in Berlin (* D. R. P.
                                 									Nr. 36310 vom 19. Januar 1886) angegebene Firstlüftung
                              									geeignet. Die Einrichtung besteht in der Anordnung eines Schlitzes am First des
                              									Daches und aus einer beweglichen Kappe. Bei Eisendächern z.B. kann der Schlitz S in der durch Fig. 13 Taf. 19
                              									verdeutlichten Weise durch Bleche a gebildet werden, an
                              									welche die Winkeleisen v und w genietet sind. Der Schlitz und die aus Blech gebildete Kappe k haben die Länge des Firstes. Die Kappe wird durch
                              									einige parallele Hebel H gestützt und durch Flach- und
                              									Winkeleisen abgesteift. Der an der Giebelwand liegende Hebel ist mit einem zweiten
                              									Arme versehen, der in lothrechter Richtung durch eine Stange, welche unten in einer
                              									durch Handrad zu drehenden Schraubenspindel endigt, bewegt wird. Hierdurch kann die
                              									Kappe k gehoben oder gesenkt werden, indem die Hebel
                              										H eine Parallelbewegung der Kappe bedingen. Durch
                              									die Verstellung der Kappe ist eine Regelung des Luftabzuges möglich. Bei Regen,
                              									Schnee oder wenn nicht gelüftet zu werden braucht, wird die Kappe so gesenkt, daſs
                              									sie sich auf das Winkeleisen w aufsetzt und damit den
                              									Schlitz abschlieſst. Die mittels Winkeleisen befestigten Schienen d sind mit Schlitzen versehen, in welchen sich die
                              									Hebel B seitlich führen.
                           Für Flügelgebläse, welche zur Eintreibung frischer oder
                              									Absaugung schlechter Luft benutzt werden sollen, sind neuerdings keine besonderen
                              									Verbesserungen angegeben worden. Der Zimmerventilator
                              									von August Meichsner in Schneeberg (* D. R. P. Nr.
                                 									35581 vom 17. November 1885) besteht aus zwei Flügelrädern: das eine ist mit schräg
                              									zur Achse stehenden ebenen Schaufeln versehen und soll die Luft als Schraubensauger
                              									in das Gehäuse fördern, welches beide auf gleicher Welle sitzende Räder
                              									gemeinschaftlich umschlieſst; das andere Rad hat ebene radiale Schaufeln und soll die eingesaugte Luft
                              									als Schleuderbläser forttreiben. Zweck dieser umständlichen Anordnung ist, bei einem
                              									Schleudergebläse eine Saugöffnung am Gehäuse anbringen zu können, die nahezu so
                              									groſs wie die Fläche des Rades ist. – In viel besserer Weise erzielt das Gleiche Fr. Pelzer in Dortmund bei seinem Schleudergebläse
                              									(vgl. 1885 258 107).
                           Das von Smith in Detroit vorgeschlagene, im Engineering and Mining Journal, 1886 Bd. 42 * S. 131
                              									beschriebene Schraubengebläse zeigt nichts Besonderes;
                              									es sind ebene, schräg zur Achse stehende Schaufeln angeordnet, welche nicht ganz bis
                              									zur Achse gehen, sondern an einer auf dieser befestigten Scheibe sitzen, so daſs das
                              									leicht eintretende Zurückströmen von Luft an der Achse verhindert ist.
                           Als eine unzweckmäſsige Abänderung des altbekannten Henschel'schen Paternostergebläses ist das von Eugen Hellbardt in Halle a. S. (* D. R. P. Nr. 35905 vom 13. December
                                 									1885) angegebene Gebläse zu betrachten. Ein lothrecht
                              									aufgestellter Rohrstrang von der Form eines langgestreckten „O“ ist oben mit
                              									einem Stutzen zur Zuleitung der abzusaugenden Luft, unten mit einem zweiten zur
                              									Abführung derselben versehen. In dem Rohrstrange befinden sich mehrere leichte
                              									Hohlkörper, die sich leicht verschieben lassen und gegen die Rohrwandung dicht
                              									abschlieſsen. In einen der lothrechten Rohrzweige wird Wasser eingeleitet, welches
                              									sich auf einem der Scheidekörper sammelt und diesen durch sein Gewicht niederdrückt;
                              									der nächstfolgende Körper schlieſst dann eine gewisse Menge Luft zwischen sich und
                              									dem Wasser ab und wird selbst durch das stetig demselben zuflieſsende, sich
                              									sammelnde Wasser bewegt. So bilden sich in dem einen Rohrstrange einzelne
                              									Abtheilungen von Luft und Wasser, wobei erstere einen gewissen Druck erfährt, mit
                              									welchem sie unten in das Druckrohr abströmt. Im zweiten lothrechten Rohrstrange
                              									bewegen sich die Scheidekörper aufwärts. Der Nutzeffect ist natürlich gering.
                           Noch sind zwei Neuerungen an Lüftungsfenstern (vgl. 1886
                              										261 * 412) zu erwähnen: Ernst
                                    										Weinhold in Dresden (* D. R. P. Kl. 37 Nr. 35987 vom 18. December 1885)
                              									will, um eine Lüftung durch Fenster zu gestatten, ohne dieselben öffnen zu müssen,
                              									im oberen und unteren Theile des Rahmenholzes Oeffnungen anbringen, welche durch
                              									Klappen mittels geeigneter Zugvorrichtungen mehr oder weniger geschlossen werden
                              									können. – Jacob Munk in Wien (* D. R. P. Kl. 37 Nr.
                                 									36260 vom 23. Oktober 1885) bildet ein Fenster mit sich selbstthätig öffnenden
                              									Klappenscheiben dadurch, daſs letztere mit Gegengewichten versehen sind, welche die
                              									einzelnen Klappen stets in geöffneter Lage zu halten suchen. Durch Anziehen einer
                              									Schnur kann eine lothrecht aufgehängte Leiste gegen die Klappen bewegt, diese
                              									beliebig geschlossen werden.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
