| Titel: | Ueber Lastenhebmaschinen; von Prof. H. Gollner in Prag. | 
| Autor: | H. Gollner | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 401 | 
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                        Ueber Lastenhebmaschinen; von Prof. H. Gollner in
                           								Prag.
                        (Patentklasse 35. Fortsetzung des Berichtes S. 309
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									12, 18 und 24.
                        H. Gollner, über Lastenhebmaschinen.
                        
                     
                        
                           Zu der besprochenen Reihe von Aufzuganlagen mit Preſswasserbetrieb theils in
                              									mittelbarer, theils in unmittelbarer Wirkung sei noch ein Aufzug mit Handbetrieb beschrieben, welcher geeignet ist, unter
                              									Voraussetzung zutreffender Verhältnisse gute Dienste zu leisten. Dieser von Duquesnay entworfene Handaufzug soll sich nach dem Portefeuille des Machines, 1885 * S. 117 zur Anwendung
                              									empfehlen, wenn aus verschiedenen Stockwerken eines Gebäudes Lasten zu fördern sind
                              									und wenn insbesondere der Dienst zwischen den einzelnen Stockwerken in kleinen
                              									Zwischenräumen, also ziemlich häufig gewechselt werden soll. Der Aufzug ist doppeltwirkend, d.h. derselbe besitzt zwei Förderkörbe,
                              									von denen einer steigt, während sich der andere senkt, und ist zugleich von mittelbarer Wirkung, nachdem zur Lastenforderung
                              									zunächst Seile, ferner Leit- und Kraftrollen zur Anwendung kommen müssen.
                           Die grundlegende Idee des Aufzuges ist aus Fig. 3 Taf. 24 zu ersehen.
                              									In dieser bedeuten M und M1 Kraftrollen, welche gleichzeitig
                              									mittels eines Seiles mit einem Hilfshaspel A in
                              									Verbindung stehen; bei Bethätigung dieses Hilfshaspels können diese Kraftrollen
                              									gehoben und gesenkt bezieh. in eine gewisse Höhenlage gebracht werden, die von dem
                              									Stockwerke im Gebäude abhängt, in welches oder aus welchem Lasten gefördert werden
                              									sollen. Nur der Deutlichkeit halber sind M und M1 in Fig. 3 aus einander
                              									gelegt; in Wirklichkeit sind diese Kraftrollen in eine bewegliche zweirollige Flasche eines Seilflaschenzuges vereinigt. E und E1 sowie F und F1 sind Leitrollen,
                              									welche über der höchsten Stelle der Gesammtförderhöhe angeordnet sind und jene Seile
                              									aufzunehmen haben, welche endlich mit den zu fördernden Lasten P und P1 verbunden sind. Diese Lasten haben demnach eine
                              									gleichzeitige aber entgegengesetzte Bewegung.
                           Eine Hebung oder Senkung der Kraftrollen M und M1 um die Strecke l bedingt die Senkung oder Hebung der Lasten P und P1 um die Strecke 2l.
                              									Werden die beiden Kraftrollen M und M1, wie schon
                              									angedeutet, in eine Flasche vereinigt, so bilden dieselben mit den beiden Leitrollen
                              									Fund F1 einen
                              									gewöhnlichen vierrolligen Seilflaschenzug, durch dessen Anordnung für eine
                              									Verschiebung der beweglichen Flasche M, M1 um die Strecke l eine
                              									gegenseitige Verschiebung der Lasten P und P1 um 4l erreicht sein muſs.
                           Sind h1 und h2 die
                              									Höhenunterschiede zwischen dem ersten und zweiten bezieh. dem zweiten und dritten
                              									Stockwerke im Gebäude und war der Aufzug augenblicklich für die Förderung von Lasten
                              									aus dem Erdgeschosse in das erste Stockwerk eingestellt, so müssen die Förderkörbe
                              									behufs Einstellung des Aufzuges für die Förderung von Lasten in das zweite Stockwerk vom
                              									Erdgeschosse aus um h1,
                              									also die bewegliche Flasche um ¼h1 gegenseitig verstellt werden; für die Förderung in
                              									das dritte Stockwerk ist weiters eine Senkung derselben Flasche um ¼h2 nothwendig. Durch
                              									eine Hebung der Flasche wird im umgekehrten Wege die Förderung der Lasten aus
                              									tieferen Stockwerken vermittelt.
                           Die Ausführung dieses Aufzuges, wie dieselbe in der staatlichen Tabak-Niederlage in
                              									Saint Marcellin errichtet ist, veranschaulichen Fig. 1 und 2 Taf. 24. 4 Holzsäulen
                              										S erheben sich in der ganzen Höhe des Gebäudes; sie
                              									erhalten Gleitschienen zur Führung der Förderkörbe P
                              									und P1 und nehmen
                              									zugleich den Haspel A, die Stellvorrichtung V (Hilfshaspel) sowie die Lager für die oberen
                              									Leitrollen F und F1 auf. Die Haspeltrommel ist durch eine Seilrolle
                              										A ersetzt, welche durch die Kurbeln h mit Stirnradübersetzung bethätigt wird. Das um die
                              									Rolle A geschlungene Seil wird weiters um die
                              									Leitrollen E, E1
                              									gelegt, welche die Seilstränge an die lose zweirollige Flasche M abgeben, um deren Rollen das Seil gelegt wird, worauf
                              									die beiden freien Enden um die oberen Leitrollen F und
                              										F1 an die
                              									Förderkörbe P und P1 abgeleitet und an letztere befestigt werden. Der
                              									schon Eingangs erwähnte Hilfshaspel V besteht aus einer
                              									Seilrolle, deren Welle mittels des Schneckenradvorgeleges W und des Handrädchens v bethätigt wird.
                              									Marken m, welche auf eine leicht ersichtliche Weise an
                              									den Holzsäulen S angebracht sind, bezeichnen jene
                              									Stellungen der beweglichen Flasche M, welche der
                              									Förderung der Lasten in die einzelnen Stockwerke entsprechen.
                           Das Geschwindigkeitsverhältniſs für die Last- und Kraftbewegung beträgt 4,6; die
                              									mittlere Förderlast erreicht 80k, welche von zwei
                              									Arbeitern, die an den Kurbeln k thätig sind, überwunden
                              									wird. Die Förderhöhen für die einzelnen Stockwerke sind bezieh. 5m,0, 8m,8 und
                              										12m,6. Bei entsprechend eingerichtetem Dienste
                              									können 50 bis 55 Ladungen, welche in den einzelnen Stockwerken vertheilt sind und
                              									eine Gesammtlast von mehr als 4000k ergeben, in
                              									der Stunde gefördert werden.
                           Die angegebene Vorrichtung behufs Verstellung der beweglichen Flasche könnte
                              									schlieſslich auch bei anderen Aufzügen für Förderungen aus gleichen Höhen angewendet
                              									werden, um den Einfluſs der Seillängung auszugleichen und genau eine bestimmte
                              									Förderhöhe zu erreichen.
                           Die Gruppe von Hebmaschinen, welche durch die Anordnung und Verwerthung eines sogen.
                              										Auslegers gekennzeichnet sind, ist in die
                              									Maschinen- wie Baupraxis unter dem gemeinsamen Namen „Krahne“ eingeführt. Werden die Krahne mit den bisher behandelten
                              									Hebmaschinen hinsichtlich Förderhöhe, Gröſse der Förderlast, bezüglich der
                              									Fördergeschwindigkeit und Richtung der Lastenhebung in Vergleich gesetzt, so ergibt
                              									sich die Kennzeichnung der Krahne als Lastenfördermaschinen nach folgenden
                              									Richtungen: Die mit Ausleger ausgerüsteten Hebmaschinen dienen zur Förderung von
                              									sehr verschiedenen Lastgröſsen auf verhältniſsmäſsig geringe Höhen mit geringer
                              									Fördergeschwindigkeit in wagerechter wie senkrechter Richtung und zwar derart, daſs
                              									durch die Sondereinrichtungen dieser Hebmaschinen eine gewisse, nach Umständen sehr
                              									entwickelte Arbeitsfläche bezieh. ein bestimmter Arbeitsraum durch Verbindung der
                              									früher bezeichneten Förderrichtungen für Förderzwecke beherrscht werden kann,
                              									wodurch die so hervorragende Verwendungsfähigkeit dieser Gruppe der Groſs-Hebezeuge
                              									für Massenförderungen oder für ungewöhnliche Groſs-Lasten gesichert ist. Diese
                              									Arbeitsfläche, welche für feststehende Ausführungen der Krahne nur eine
                              									verhältniſsmäſsig geringe Entwickelung zuläſst, kann für die beweglichen Krahntypen
                              									nach einer Hauptrichtung sozusagen unbegrenzt angenommen werden, in welchem Umstände
                              									ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal gegenüber den übrigen Hauptformen der
                              									Hebmaschinen gelegen ist.
                           Durch den Ausleger ist nicht allein die erwähnte Arbeitsfläche gegeben; derselbe
                              									vermittelt weiters noch die Möglichkeit, die Krahne an beliebigen Verwendungsstellen
                              									zu verwerthen, für welche andere Hebmaschinen unter sonst gleichen äuſseren
                              									Umständen nicht mehr zulässig sind. Aus diesen Gründen muſs eben der Ausleger als
                              									kennzeichnender Bestandtheil dieser Gruppe von Hebmaschinen erkannt werden.
                           Das über Krahne vorliegende, zu besprechende neuere Material ist sehr umfangreich;
                              									dieser Umstand sowie die zahlreichen Constructions- und Verwendungsformen und die
                              									nicht weniger wechselnden Aufstellungs- wie Betriebsweisen dieser Arbeitsmaschinen
                              									begründen eine besondere Gruppirung derselben. Hierbei können die Verwendungsstellen
                              									oder die Betriebsmethoden, die Art und Weise der Bethätigung der Krahne, als
                              									maſsgebend angenommen werden. Mit Rücksicht auf den erstgenannten Umstand können: a)
                              									Lagerhäuser- und Werkstätten-Krahne, b) Krahne für Werks- und Schiffsplätze, ferner
                              									für Docks, Hafen, c) Schiffskrahne unterschieden werden. Für den Zweck des
                              									vorliegenden Berichtes erscheint es zweckmäſsiger, die Krahne nach der Art und Weise
                              									ihres Antriebes zu gliedern und daher hervorzuheben: a)
                              									Handkrahne, b) Dampfkrahne, c) Preſswasser-Preſsluftkrahne, d) Krahne mit
                              									Seilbetrieb. Die bezeichneten Antriebsweisen werden für feststehende und bewegliche
                              									Krahne derselben Gruppe angewendet; dieselben bedingen wenigstens in gewissen
                              									Richtungen den Constructionstypus dieser Arbeitsmaschinen, welcher weiters auch von
                              									dem Zwecke und der Verwendungsstelle derselben bei gegebenen Kraftmitteln
                              									beeinfluſst wird, sowie umgekehrt bei in vorhinein gegebener Verwendungsstelle
                              									derselben Maschinen und freier Wahl der Kraftmittel sowohl die Betriebsmethode, als
                              									auch der Constructionstypus der Maschine bestimmt erscheint.
                           Es muſs sofort hervorgehoben werden, daſs die Handkrahne, obschon für einfache Verhältnisse vollberechtigt und als
                              									billige wie sparsame Hebmaschinen zu verwerthen, verhältniſsmäſsig selten unter den
                              									neueren Krahnen von bemerkenswerther Einrichtung und Verwendung vorkommen, welche Thatsache
                              									jedenfalls in der im Allgemeinen nur geringen Leistungsfähigkeit derselben sowie in
                              									den hohen Betriebskosten für groſse Förderlasten begründet erscheint. Die Förderung
                              									von Groſs-Lasten mit Hand ist eine Ausnahme und
                              									bestimmt durch Sonder Verhältnisse bedingt.
                           Eine sehr zweckmäſsige und nicht unerwähnt bleiben sollende Vervollständigung der
                              									Krahnhaspel für Handbetrieb ist durch die Ausbildung und Einführung der Sperr- oder SicherheitskurbelnVgl. Stauffer-Mégy 1876 222 * 532. Stegmeyer 1879 233 * 298. Becker
                                    											bez. Actiengesellschaft Weser 1880 235 * 13. * 100. Zobel 1880 237 * 276. Wiesche 1881 239 *
                                    											100. Henkel 1881 240
                                    											* 424. Uebersicht, Weidtmann bez. Duisburger Maschinenfabrik 1882 243 * 22. * 272. * 363. Bourgougnon 1882 246 * 450. Meinecke 1883 247 *
                                    											114. Burgdorf 1883 248 * 442. Mohr 1884 253 * 266. 1885 256 *
                                    											101. * 154. Zobel 1884 253 * 447. Dahlhaus 1885 258 * 108. Bagge
                                    											1886 259 * 442. Uebersicht 1886 261 * 154. und Bremsen gewonnen worden, welche für Hand-Drehkrahne wie für Laufkrahne
                              									eine bemerkenswerthe Anwendung finden und den für Handkrahne bestehenden Vortheil
                              									des sofortigen Antriebes und der Möglichkeit des sofortigen Abstellens mit Rücksicht
                              									auf die erreichbare wesentlich gröſsere Betriebssicherheit erhöhten.
                           Die Handkrahne kommen je nach Umständen als Dreh- oder Laufkrahne zur Verwendung und
                              									die Verbindung beider Krahntypen gewährt weiters in manchen Fällen groſse praktische
                              									Vortheile, wenn nämlich die Aufstellung der bezeichneten Erahne so getroffen wird,
                              									daſs der eine Krahn zur Uebernahme der Förderlast vom Nachbarkrahne zum
                              									Weiterschaffen derselben ausgenutzt werden kann. Aus diesem Grunde wird nach
                              									Umständen ein System von Hebe- und Transportkrahnen mit Berücksichtigung obiger
                              									Bedingungen bei Durchführung eines einheitlichen Constructionstypus oder bei
                              									Verbindung der Dreh- und Laufkrahn-Systeme angeordnet.
                           Nachstehend sind Ausführungen von Handkrahnen
                              									besprochen, zunächst zwei Laufkrahne für Lasten, welche nach ihrer Groſse, 3t und 150t,
                              									gleichsam als Grenzlasten bezeichnet werden könnten. Die Gegenüberstellung dieser
                              									Grenzfälle erscheint daher beachtenswerth.
                           Der 3t-Laufkrahn wurde als Werkstättenkrahn für eine Spannweite von 7m,76 von der Werkzeug- und Maschinenfabrik
                                 										Oerlikon bei Zürich ausgeführt. Die Gesammtanlage wie die Einzelanordnung
                              									zeichnet sich durch Einfachheit und Zweckmäſsigkeit aus. Zur Unterstützung der
                              									Laufschienen für die Träger T (Fig. 12 Taf. 24) sind I-Träger L angeordnet,
                              									welche sich einerseits auf Wandlager W stützen,
                              									andererseits mit Winkeln W1 verbunden sind, welche an die Tragsäulen S
                              									des Werkraumes gekuppelt sind. Zum Fortbewegen des Krahnes sind an beiden Enden der
                              									Träger T Laufwerke vorgesehen, welche durch
                              									Stirnrädergetriebe bei s in Drehung versetzt werden.
                              									Für die beiden Getriebe dient die gemeinsame Welle v,
                              									die mittels Seiltriebes S1 bethätigt wird. Dieser Antrieb gestattet die Längsbewegung des ganzen Laufkrahnes von der
                              									Sohle des Werkraumes aus in ebenso sicherer wie bequemer Weise. Zum Heben der Last
                              									dient eine Laschenkette, welche von der Kettenscheibe k
                              										(Fig. 11)
                              									der Laufkatze K aufgenommen wird, die wieder mittels
                              									des vorgelegten Seiltriebes S2 von unten bethätigt werden kann. Für die Querbewegung der Katze ist
                              									keine besondere Einrichtung getroffen, welcher Umstand bei der Kleinheit der zu
                              									fördernden Lastgröſse weniger ins Gewicht fällt.
                           Der Laufkrahn mit Handbetrieb für die Höchstlast von
                                 										150t ist für das russische Stahlwerk in
                              									Abouchoff bei St. Petersburg nach Engineer, 1884 Bd. 58
                              									* S. 332 von Easton und Anderson in Ipswich ausgeführt
                              									worden.
                           Das Stahlwerk zu Abouchoff war gezwungen, seine Einrichtungen für
                              									die Geschütz-Erzeugung bedeutend zu vergröſsern, nachdem die Länge und das Gewicht
                              									der Geschütze in den letzten 15 Jahren erstaunlich zunahm. Der verantwortliche
                              									Leiter des Werkes, Admiral Kolokoltzoff, verstand es,
                              									die Leistungsfähigkeit desselben auf der Höhe der Zeit zu erhalten und die
                              									Leistungen des Woolwicher Arsenales und jenes zu Elswick in der Erzeugung von
                              									Hinterlader-Stahlgeschützen bis zu 400mm Kaliber
                              									und 80t Gewicht zu übertreffen. Die Errichtung
                              									tragfähiger Laufkrahne bildete aber eine Hauptschwierigkeit, weil die lichte Höhe
                              									der Werkstätten ungenügend, sowie die Anbringung der Laufschienen an den bestehenden
                              									Mauerwerken umständlich war. Easton und Anderson
                              									führten für die Drehereien Krahne mit Drahtseilbetrieb für 60t Tragfähigkeit aus. Es muſste endlich nach
                              									weiterer Vergröſserung der Gewichte der Geschütze zur Kuppelung zweier Krahne für 120t mit
                              									Benutzung eines Traghebels geschritten werden und zwar derart, daſs je einer der
                              									beiden Theilkrahne ein Ende des Hebels zu tragen hatte, in dessen Mitte sich der
                              									Lasthaken befand. Auf diese Weise beschaffte man sich für gewöhnliche Lastgröſsen
                              									sehr handliche Krahne und erhielt für die eigentlichen Groſslasten (150t) einen Zwillingkrahn von entsprechender Leistungsfähigkeit.
                           Zum Zwecke der Verschiffung von Geschützen, deren Gewicht mehr als
                              										60t betrug, muſsten Sondereinrichtungen
                              									geschaffen werden, nachdem die von Easton und Anderson
                              									ausgeführten Quaikrahne für 60t Lastgewicht nicht
                              									mehr ausreichten. Als es sich darum handelte, die neuen schweren Geschütze in Barken
                              									zu laden, beschloſs Kolokoltzoff ein mit der Newa in
                              									Verbindung stehendes Dock herzustellen und für dasselbe einen aus zwei 75t-Krahnen bestehenden Zwillingskrahn von 150t Tragfähigkeit zu
                              									beschaffen, wobei der als ausreichend befundene, früher erwähnte Traghebel der 60t-Krahne in Verwendung kam. Quer über das Dock
                              									wurde auf 4 Säulen die Laufbahn des Krahnes gelegt, auf welcher zwei durch den
                              									Traghebel gekuppelte Laufwägen verkehrten. Die schweren Geschützrohre wurden mittels
                              									Eisenbahn dem Krahne zugefahren, von dem Eisenbahnwagen abgehoben, wagerecht auf der
                              									Laufbahn bis zu dem Dock gefahren und endlich in die Barken niedergelassen.
                           Jeder Laufwagen ruht auf vier Achsen, die in einem Drehschemel
                              									untergebracht sind, und der Traghebel ist an den Wagen so aufgehängt, daſs die Last
                              									eines Laufwagens auf dessen Laufachsen möglichst vortheilhaft vertheilt wird. Der
                              									Traghebel ist aus Blech und Winkeleisen zusammengenietet, besitzt kastenförmigen
                              									Querschnitt und eine Spannweite von 4m,88. Der
                              									eigentliche Krahnhaspel für je einen Laufwagen enthält eine achteckige Trommel zur
                              									Aufnahme der 41m,5 langen Lastkette von 54mm Eisen stärke. Das freie Ende der Kette fällt in
                              									einen Kasten, während das tragende Ende derselben von einem zweirolligen
                              									Flaschenzuge aufgenommen wird. Die Senkrecht-Förderung erfolgt unter Ausnutzung von
                              									drei Stirnradvorgelegen mittels Handkurbeln. Die zweite Vorgelegewelle ist mit einer
                              									Bandbremse und mit Differential-Sperrklinken versehen, welche erstere durch Schraube
                              									bethätigt werden kann; hierbei kann die Lösung der Bremse wie das Senken der Last
                              									ohne die Auslösung der
                              									Sperrklinken erfolgen. Die Bewegung der beiden mächtigen Lautwägen erfolgt unter
                              									Anwendung von drei Stirnrad- und zwei Kegelrad-Vorgelegen ebenfalls mittels
                              									Handkurbeln. Die Träger für die Laufwägen sind von kastenförmigem Querschnitte aus
                              									Stahlblechen gefertigt und ruhen auf Stahlsäulen.
                           Ein freistehender Drehkrahn mit Handbetrieb für 61 Tragfähigkeit nach der Anordnung von Dujour und Blanchi findet
                              									sich in Armengaud's Publication
                                 										industrielle, 1885 Bd. 29 * S. 337 beschrieben. Dieses Krahnsystem ist
                              									durch die Anwendung einer einzigen Welle im Krahnhaspel
                              									mit veränderlicher Geschwindigkeit, sowie durch die selbstthätige Begrenzung der Gröſse der Förderlast ausgezeichnet. Da das
                              									Krahngerüst als solches nichts wesentlich Neues hinsichtlich seiner Gestaltung und
                              									Construction bietet, so sollen im Folgenden nur die Sondereinrichtungen, wie der
                              									Haspel und die Vorrichtung zum Begrenzen der Förderlastgröſse, erläutert werden.
                           Bei der Beschreibung des von der Compagnie des Fonderies et
                                 										Forges de L'Horme ausgeführten Krahnes werden einleitend die Grundsätze
                              									entwickelt, nach welchen die Haspel der Erahne überhaupt entworfen werden sollen.
                              									Dieselben beziehen sich ganz richtig auf die nothwendig groſse Einfachheit, d. i.
                              									kleinste Anzahl der Bestandtheile des Haspels, ferner auf die Beschränkung der
                              									Berührungspunkte des Haspels mit dem Krahngerüste, endlich auf den Bedarf von
                              									Sondereinrichtungen, durch welche eine gefährliche Ueberlastung des Krahnes, ein
                              									Bruch seiner wesentlichen Bestandtheile hintangehalten und die Sicherheit der beim
                              									Erahne beschäftigten Personen gewährleistet ist. Die gewählte Haspelconstruction
                              									entspricht wohl nur einigen der erwähnten Bedingungen vollkommen. Der Haspel besitzt
                              									nur eine Welle, nimmt einen sehr beschränkten Raum ein und besitzt selbstthätige
                              									Aus- und Einrückvorrichtungen, durch welche bei der Senkung der Last die Drehung der
                              									Handkurbeln verhindert wird. Der Haspel ist ferner mit einer stets thätigen Bremse
                              									versehen, welche im Stande ist, die Förderlast sofort aufzuhalten, wenn während der
                              									Hebung derselben die Handkurbeln frei werden oder wenn während der Senkung derselben
                              									der Bremshebel nicht bethätigt wird. Der Haspel gestattet ferner zwei
                              									Geschwindigkeitsumsetzungen, welche ohne Störung der Förderung ausgenutzt werden
                              									können, und ist endlich mit einer Einrichtung versehen, welche die Kurbelwelle
                              									selbstthätig ausrückt, wenn eine Förderlast gehoben werden soll, welche die
                              									Tragfähigkeit des Krahnes überschreitet.
                           Fig. 4, 9 und 10 Taf. 24
                              									lassen die Einrichtung des Haspels erkennen. Derselbe liegt zwischen den beiden
                              									Trägern A (Fig. 4) des
                              									Erahnauslegers, welche an dieser Stelle entsprechend durch Verbindungen a abgesteift sind. Die einzige Welle e bewegt sich im Inneren eines Kegels E, welcher dem mit dem einen Haspelschilde verbundenen
                              									Träger E2 angehört. Die
                              									Welle e nimmt an den Enden zwei Handkurbeln, in der
                              									Mitte ein aufgekeiltes Stirnrad f, zwei Scheiben F und G,
                              									eine Kettenscheibe h für die Gelenkkette, welche zur Förderung verwendet
                              									wird, und noch eine verschiebbare Kuppelungshülse K
                              									auf, welche gegen den Reibungskegel E1 einwirken kann. Wird für die Hebung der Last die
                              									Welle e gedreht, so wird die Hülse K den Reibungskegel E1 wegen den angeordneten Schraubenflächen an den
                              									Kuppelungszähnen mitzunehmen suchen; für den entgegengesetzten Drehsinn der Welle
                              										e wird E1 gegen das Innere von E gedrängt und durch die Reibung zwischen E1 und E die
                              									Bewegung der Welle e gehemmt. Die Scheibe G trägt zwei Achsen g, an
                              									deren Enden die Stirnräder f1 und g1
                              									aufgekeilt sind. Die Getriebe f1 greifen in das Rad f
                              									auf der Welle e und in das Hohlrad F1 der Scheibe F, die Getriebe g1 in das Hohlrad H1 der Scheibe H
                              									ein.
                           Wird die Scheibe F durch Bremsung festgehalten, hingegen
                              									die Scheibe G frei gelassen, so wird bei Bethätigung
                              									der Handkurbeln Folgendes erreicht: Dreh- und Umlaufbewegung von f1 und g1, Drehbewegung von
                              										H sowie e und zwar mit
                              									einer Geschwindigkeit, welche von dem Unterschiede der Durchmesser der Getriebe f1 und g1 abhängig ist. Wird
                              									die Scheibe G festgehalten und die Scheibe F drehbar gemacht, so müssen die Getriebe g1 unmittelbar die
                              									Drehbewegung der Scheibe H hervorrufen und zwar in
                              									demselben Sinne wie früher, wenn der Durchmesser von g1 gröſser als jener von f1 ist; im Gegenfalle
                              									würde der entgegengesetzte Drehsinn für H erreicht
                              									werden. Nach den thatsächlich ausgeführten Umsetzungen ist für den Stillstand von
                              										G die Geschwindigkeit der Drehbewegung von e im Verhältnisse von 5,35 : 1 zu jener, welche durch
                              									den Stillstand von F erreicht werden kann.
                           Behufs Feststellung der Scheiben F und G sind dieselben mit den Bremsbändern f2 und g2 versehen, deren
                              									Enden mit den Hebeln f3
                              									und g3 (Fig. 9 und 10) verzapft sind. Diese
                              									Hebel stehen einander gegenüber und sind auf der Achse m festgekeilt, welche durch den Handhebel M
                              									bethätigt werden kann, derart, daſs nach Bedarf das Bremsband f2 oder g2 angezogen wird. Die
                              									Achse m trägt eine drehbare Hülse h1 mit Hebeln zur Aufnahme der Enden des dritten
                              									Bremsbandes h2, welches
                              									um die Scheibe H geschlungen ist; die Hülse h1 hat einen besonderen
                              									Arm, der die Zugstange h3 aufnimmt, welche mit dem um K drehbaren
                              									Handhebel I1 verbunden
                              									ist. Bei Erhebung von I1 wird das Bremsband h2 angezogen, das Gegengewicht L gesenkt, die Scheibe F
                              									festgehalten und die Scheibe G frei gemacht; bei
                              									Erhebung des Gegengewichtes L wird dagegen die Scheibe
                              										G durch das zugehörige Bremsband g2 festgehalten. Die
                              									Bewegung des Handhebels I1 hat aber in Folge Anordnung des Gestänges r2 mit dem Hebel r am äuſseren Ende des Auslegers (Fig. 6 und 7 Taf. 24) einen Einfluſs
                              									auf die Lage eines Kolbens in dem Cylinder P, dem
                              									Hauptbestandtheile der Einrichtung zur Begrenzung der Gröſse der Förderlast.
                           Die Lastkette ist bei j am Ausleger A befestigt, umfaſst das bewegliche Gegengewicht I (vgl. auch Fig. 5), welches eine
                              									entsprechende Führung zwischen den Trägern des Auslegers A findet, umläuft die feste Leitrolle J, gibt
                              									einen Strang nach abwärts zum Haspel, umfaſst die Kettenscheibe h (Fig. 4), entwickelt sich
                              									weiter längs des Auslegers nach auſsen, läuft dann um die Leitrolle N (Fig. 6) am Ende des
                              									Auslegers, fällt nach abwärts zur Kraftrolle, deren Haken die Förderlast aufnimmt,
                              									und gibt endlich den letzten Strang S nach aufwärts zur
                              									Verbindung mit dem Hebel r und der Kolbenstange des
                              									Cylinders P ab. Der Cylinder P ist um Zapfen drehbar angeordnet und dessen Kolben mittels Brahma'scher Liderung gedichtet, welche mit Rücksicht
                              									auf die Natur und Pressung der in dem Cylinder eingebrachten Flüssigkeit zulässig
                              									ist. Der Kolben ist noch mit den Kanälen p1 (Fig. 8 Taf. 24) und dem
                              									Lederklappenventile p2
                              									versehen, welche für den Aufwärtsgang des Kolbens die über dem Kolben befindliche
                              									Flüssigkeit in den Raum p unter den Kolben treten
                              									lassen. Weiter ist der Cylinder P mit dem Umlaufskanale
                              										o versehen, welcher in die angefügte Federbüchse
                              										Q führt und die gepreſste Flüssigkeit (verdünnter
                              									Alkohol oder säurefreies Glycerin, destillirtes Wasser, sogen. Vulkanöl u.s.w.) bei
                              									Eröffnung des Verbindungsventiles q aus dem Raume p unter dem Preſskolben in jenen über demselben treten
                              									läſst. Es ergibt sich, daſs die Abwärtsbewegung des Preſskolbens, d.h. der mit
                              									demselben verbundene Kettenstrang S nur bei
                              									entsprechender Eröffnung des Ventiles q möglich ist,
                              									welches wieder durch die Druckkraft der belastenden Spiralfeder gegen seinen Sitz
                              									gepreſst wird, daſs also die einstellbare Federbelastung des Ventiles eigentlich
                              									derjenige Theil der Einrichtung ist, welcher die gewünschte Begrenzung der
                              									Förderlast nach oben hin vermittelt.
                           Das Spiel der ganzen Einrichtung ist demnach folgendes: Für Förderlasten bis zur
                              									Grenzlast bleibt der Preſskolben in seiner oberen Stellung. Bei Erreichung der
                              									Grenzlast wird durch die Pressung der Flüssigkeit in P
                              									das Ventil q geöffnet und sinkt der Preſskolben sammt
                              									dem Kettenstrange S, wodurch die Erhebung der
                              									Förderlast verhindert wird. Gleichzeitig wird auch der Winkelhebel r gedreht, das Gestänge r2 gehoben und, wie schon früher erwähnt,
                              									die Bremse h2
                              									angezogen, also der Haspel abgestellt.
                           Ueberblickt man die beschriebenen Einrichtungen, so ist anzuerkennen, daſs der
                              									Lastbegrenzer zweckmäſsig ist, aber gewiſs noch durch eine Bufferfeder
                              									vervollständigt werden sollte, um die gegen harte Stöſse bekanntlich sehr
                              									empfindliche Laschenkette gegen den gefährlichen Einfluſs der Stöſse zu schützen.
                              									Der Haspel ist allerdings nur hinsichtlich der Zahl seiner Wellen gegen die
                              									gewöhnlichen Handhaspel sehr vereinfacht; das eigentliche Zwischengetriebe sowie die
                              									drei Bandbremsen stören hingegen die gewünschte Einfachheit der Construction in
                              									entschiedener Weise.
                           
                        
                     
                  
               

