| Titel: | Ueber Neuerungen an Luftpumpen. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 453 | 
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                        Ueber Neuerungen an Luftpumpen.Vgl. Bericht über ausgeführte Luftverdichtungspumpen 1886 262 * 385.
                           							
                        Patentklasse 27. Mit Abbildungen auf Tafel 27.
                        Neuerungen an Luftpumpen.
                        
                     
                        
                           Bei Luftverdichtungs- und Luftverdünnungspumpen kann der den volumetrischen und
                              									dynamischen Wirkungsgrad sehr vermindernde Einfluſs des schädlichen Raumes dadurch
                              									nahezu aufgehoben werden, daſs am Schlusse jedes Kolbenhubes die beiden
                              									Cylinderseiten auf kurze Zeit mit einander verbunden werden. Prof. Wellner hat bekanntlich hierzu vorgeschlagen, an den
                              									Enden des Cylinders in dessen Wandung Kanäle auszusparen, welche dieses Ueberströmen
                              									bewirken. Burckhardt und Weiſs (vgl. 1883 250 * 496) verwenden für den
                              									gleichen Zweck gesteuerte Schieber, in welche ein enger Kanal eingegossen ist. In
                              									einer Abhandlung von F. J. Weiſs in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1885 * S.
                              									929 wird diese Anordnung ausführlich beschrieben und ihr Nutzen durch Diagramme und
                              									Berechnungen festgestellt.
                           Wegelin und Hübner in Halle a. S. bauen
                              									Luftverdichtungs- und Luftverdünnungspumpen, bei welchen zur Erzielung des
                              									Druckausgleiches ein besonderer von E. Hühner (* D. R.
                              									P. Nr. 37746 vom 14. Oktober 1884) angegebener Ausgleichsschieber B (Fig. 11 bis 13 Taf. 27)
                              									angeordnet ist, welcher in der Todtpunktstellung des Kolbens die beiden vom
                              									Schieberspiegel nach den Cylinderenden führenden Kanäle d auf kurze Zeit mit einander in Verbindung setzt, so daſs die im
                              									schädlichen Raume der einen Cylinderseite befindliche verdichtete Luft durch diese
                              									Kanäle auf die andere Cylinderseite strömen kann. Die Bewegung des
                              									Ausgleichsschiebers B erfolgt in Fig. 12 und 13 von der
                              									Stange S des Steuerschiebers A aus durch die feste Verbindung b, in Fig. 11 durch
                              									ein auf der Antriebwelle besonders aufgekeiltes Excenter E (vgl. * Oesterreichisch-Ungarisches Patent vom 25. Juli 1885).
                           Um den Druckausgleich, also die Verbindung beider Cylinderseiten gerade in dem
                              									Augenblicke zu erhalten, in welchem die Kurbel im Todtpunkte steht, oder etwas vor-
                              									oder nachher, wird das Excenter verstellbar auf der Welle eingerichtet (vgl. Fig. 10),
                              									wofür auch die in Fig. 9 Taf. 27 dargestellte Anordnung gewählt werden kann. Auf der Welle
                              										W ist ein Arm z
                              									festgekeilt, in welchem mittels Zapfen eine Mutter n drehbar gelagert ist; an der
                              									lose auf der Welle W sitzenden Excenterscheibe E ist gleichfalls drehbar eine Mutter r gelagert, welche Rechtsgewinde besitzt, während die
                              									Mutter n mit Linksgewinde versehen ist. Durch beide
                              									Muttern geht eine Schraube, deren Drehung somit eine Verstellung des Excenters auf
                              									der Welle W nach der einen oder anderen Richtung
                              									erzeugt, wobei dann ohne weiteres die neue Lage festgestellt ist. Der
                              									Ausgleichschieber B liegt vollkommen frei und wird an
                              									seine Gleitfläche durch eine Blattfeder f
                              									angedrückt.
                           
                           Die erwähnte Wellner'sche Anordnung zur Druckausgleichung ist von Fritz
                                    										Walkhoff in Magdeburg (* D. R. P. Nr. 31379 vom 29. Juli 1884) dadurch
                              									etwas abgeändert worden, daſs in die Cylinderwandung auf
                                 										jeder Seite ein enger Kanal eingegossen wird, welcher mit seinen Enden
                              									einerseits im schädlichen Raume, andererseits dicht hinter dem Kolben mündet, wenn
                              									derselbe an seinem Hubende angekommen ist. Der Uebelstand der Wellner'schen Construction, daſs nicht im Todtpunkte,
                              									sondern schon etwas vorher die Verbindung der Cylinderseiten stattfindet, was
                              									Luft-und Arbeitsverluste zur Folge hat, ist natürlich bei der vorbeschriebenen
                              									Anordnung im gleichen Maſse vorhanden.
                           In anderer Weise will C. Reich in Linden-Hannover (* D.
                                 									R. P. Nr. 31366 vom 1. Oktober 1884) den Druckausgleich
                              									erhalten. Hierbei sind, wie Fig. 8 Taf. 27 zeigt, in
                              									dem Kolben B einige Doppelsitzventile v, v1 angeordnet
                              									derart, daſs die Sitze in den Kolbenflächen liegen und die Ventile auf der einen
                              									Seite schlieſsen, wenn sie von den Sitzen der anderen sich etwas abheben. Bewegt
                              									sich nun der Kolben in der angegebenen Pfeilrichtung, so werden die vorderen
                              									Ventilteller v sich auf ihre Sitze legen, die hinteren
                              									Teller v1 sich also
                              									etwas abheben. Nahe am Hubende treten dann Kanäle, welche im Cylinder ausgespart
                              									sind, mit den Kanälen c im Kolben in Verbindung und es
                              									findet der Uebertritt der verdichteten Luft nach dem Saugraume statt. Sobald sich
                              									dann der Kolben rückwärts bewegt, schlieſsen sich die Ventile v1 auf der anderen
                              									Seite. Die Construction wird den Nachtheil haben, daſs sie nicht einstellbar ist und
                              									daher ihre genaue Wirkung schwer erreicht werden kann.
                           Die bisher mitgetheilten Anordnungen gelten für doppeltwirkende Luftpumpen- für einfachwirkende Luftpumpen haben Selwig und Lange in Braunschweig (* D. R. P. Nr. 33138
                                 									vom 3. März 1885) zur Druckausgleichung folgende
                              									Construction angegeben: Mit dem Cylinder ist durch einen Rohrstutzen ein Windkessel in Verbindung gebracht, welcher nun nach
                              									Beendigung sowohl der Saug-, wie der Druckbewegung auf kurze Zeit in Verbindung mit
                              									dem Cylinder gebracht wird. Hierzu ist in den erwähnten Verbindungsstutzen ein Hahn
                              									oder Schieber eingeschaltet, welcher von der Welle der Pumpe aus entsprechend bewegt
                              									wird. Sowohl bei Luftverdichtungs-, wie bei Luftverdünnungspumpen wird in Folge
                              									dieser Einrichtung die Spannung der Luft im schädlichen Raume bei Beginn der
                              									Saugbewegung des Kolbens sich verringern, während die im Windkessel herrschende
                              									Spannung sich erhöht, und umgekehrt wird die Spannung in letzterem bei Beginn der
                              									Druckbewegung des Kolbens sich vermindern, während die Spannung im Cylinder sich
                              									erhöhen wird. Die hierdurch erreichbare Druckausgleichung kann um so besser werden,
                              									je gröſser der Windkessel gewählt wird. Für doppeltwirkende Luftpumpen müſste die
                              									beschriebene Einrichtung an beiden Cylinderseiten angebracht werden.
                           
                           Bei Luftpumpen mit Schiebersteuerung bringt man zwischen
                              									der Schiebergleitfläche und dem Druckraume, nach welchem die Pumpe die Luft
                              									ausstöſst, ein Rückschlagventil an, damit beim
                              									Schieberwechsel, wenn die Luftein- und Austrittskanäle sich wieder öffnen, die
                              									verdichtete Luft aus dem Druckraume nicht wieder durch den Austrittskanal zurück in
                              									den Cylinder treten kann. Für dieses Rückschlagventil haben A. Burckhardt und F. J. Weiſs in Basel (* D.
                                 									R. P. Nr. 37134 vom 2. Februar 1886) die in Fig. 14 Taf. 27
                              									verdeutlichte Einrichtung angegeben. Die Luftpumpe ist mit dem den Genannten
                              									patentirten Schieber S (vgl. 1883 250 * 496) versehen, auf dessen Rücken Klappen A angeordnet sind, deren Hub durch federnde Anschläge B begrenzt wird. Bewegt sich nun der Kolben P in der Pfeilrichtung, so wird bei seiner in Fig. 14
                              									angegebenen Stellung der Schieber S in der gezeichneten
                              									Lage sein. Die vom Kolben verdichtete Luft hat die Klappe A rechts gehoben und strömt nach dem Druckraume. Der Schieber bewegt sich
                              									nun noch etwas weiter nach rechts, schlieſst den rechtsseitigen Kanal und geht dann
                              									wieder zurück, wobei der Kolben bereits auf dem Rückwege ist und hinter demselben
                              									also die Saugspannung herrscht. Es muſs sich nun die Rückschlagklappe A links bereits geschlossen haben, ehe beim
                              									Schieberrückgange die Kante K den Kanal E wieder öffnet, da sonst die Klappe in Folge der
                              									hierbei unter ihr eintretenden Saugspannung durch die Druckluft heftig zugeschlagen
                              									und so bald zerstört werden würde. Das Schlieſsen der Klappe darf jedoch auch nicht
                              									zu früh erfolgen, sondern muſs in der Zeit geschehen, in welcher die Schieberkante
                              										K über die Kanalkante E nach rechts sich noch etwas hinausbewegt, da während dieser Zeit der
                              									Kanal E ohnehin geschlossen ist und daher die
                              									zugehörige Klappe A nicht mehr geöffnet zu sein
                              									braucht. Das rechtzeitige Schlieſsen der Rückschlagklappe wird somit am einfachsten
                              									in der äuſsersten Schieberstellung erfolgen können, wozu nur ein Anschlag B, gegen welchen die Klappe stöſst, nothwendig ist.
                              									Statt der Klappen können auch Ventile angewendet werden; es ist hierbei nur noch
                              									dafür zu sorgen, daſs die Klappen und Ventile in ihrer Gewichtswirkung ausgeglichen
                              									werden, damit sie weder das Bestreben haben, sich selbst zu öffnen, noch sich selbst
                              									zu schlieſsen.
                           Um bei Luftverdichtungsanlagen zu verhüten, daſs die Spannung im Luftbehälter ein
                              									gewisses Maſs überschreitet, werden Druckregler
                              									zwischen die Luftverdichtungspumpe und den Behälter eingeschaltet. Einen solchen
                              									Apparat hat James Clayton in Brooklyn im Scientific American, 1886 Bd. 55 * S. 35 angegeben,
                              									welcher ein Entlastungsventil enthält, das durch einen belasteten Kolben mittels
                              									Hebelübersetzung gehoben wird, sobald der Druck im Luftsammler das gewünschte Maſs
                              									überschreitet. Hierzu steht der Cylinderraum unter dem Kolben in steter Verbindung
                              									mit dem Luftbehälter; steigt der Druck in diesem über die Grenze, so hebt sich der
                              									Kolben, öffnet das Ventil und Luft bläst so lange durch dasselbe ab, bis der Ueberdruck aufhört; dann
                              									schlieſst sich das Ventil wieder, das also nichts weiter wie ein Sicherheitsventil
                              									ist. Zweckmäſsiger sind solche Druckregler, welche auf die treibende Kraftmaschine
                              									wirken und dies auch dann thun, wenn der Druck im Luftsammler unter ein gewünschtes Maſs sinkt. (Vgl. Westinghouse 1884 252 * 488.
                              										Clayton bezieh. Blake
                              									1886 262 386.)
                           Es seien zum Schlusse noch die Untersuchungen erwähnt,
                              									welche Duncan Gilchrist in Ishpeming, Mich.,
                              									Nordamerika, an Luftverdichtungspumpen mit Oberflächen- und
                                 										Einspritzkühlung angestellt hat und die auszugsweise im Engineering and Mining Journal, 1886 Bd. 42 S. 223
                              									mit-getheilt sind. Die besondere Construction der Maschinen, die Mengen des
                              									Kühlwassers, die Art der Einspritzung u.s.w. sind nicht angegeben, weshalb die
                              									mitgetheilten Zahlen wenig Werth haben; sie lassen im Allgemeinen nur erkennen, daſs
                              									die Oberflächenkühlung etwas besser wirkte als die Einspritzkühlung, welchem
                              									Ergebnisse das anderer Versuche jedoch gegenüber steht, so daſs diese Mittheilung
                              									mit Vorsicht aufzunehmen ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
