| Titel: | Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 471 | 
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                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        (Patentklasse 18. Fortsetzung des Berichtes S. 430
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 26.
                        Ueber Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Unmittelbare Erzeugung des Eisens aus den Erzen.
                           Nach dem von Friedr. Siemens in Dresden (D. R. P. Nr.
                                 									32309 vom 28. November 1884) angegebenen Verfahren zur
                                 										unmittelbaren Erzeugung von Eisen und Stahl aus den Erzen (vgl. auch Wilson 1885 255 * 29) wird
                              									die Temperatur im Flammofen derart gesteigert, daſs der ganze Einsatz
                              									einschlieſslich der Schlacke und des reducirten Metalles in einen dünnflüssigen
                              									Zustand kommt; dabei schwimmt die Schlacke auf dem Metalle und kann für sich allein
                              									abgezogen oder abgestochen werden. Das zurückbleibende reine Metall ist dann für die
                              									unmittelbare Verwendung fertig, ohne eine nochmalige Bearbeitung zu erfordern, wie
                              									sie die nach dem gewöhnlichen Verfahren erzeugte schwammige Masse bezieh. Luppe
                              									unumgänglich nöthig macht.
                           Wenn ein stahlartiges, mehr oder weniger Kohlenstoff haltiges Product gewünscht wird,
                              									so muſs das Verfahren in folgender Weise durchgeführt werden: Guſseisen oder
                              									Guſsstahl, oder auch eine Mischung beider, wird mit Abfällen von Schmiedeisen oder
                              									Stahl auf dem Herde eingeschmolzen und auf diese Weise ein Metallbad gebildet. In
                              									dieses wird eine innige Mischung von Eisenerz mit Kohlenstoff haltigen Materialien
                              									und Schmelzmitteln eingebracht. Da diese Mischung pulverförmig ist, muſs sie vor dem
                              									Einbringen in das Bad unter Zusatz von Bindemitteln in Ballen oder Blöcken geformt
                              									werden; auch gibt man dieselbe in Pulverform mittels eines eisernen Schiffchens auf,
                              									das bei dem Einbringen in den Ofen umgekippt wird, derart, daſs sein Inhalt sich in
                              									das Bad entleert; auch kann das ganze Gefäſs mit seinem Inhalte im Bade belassen
                              									werden, um gleichzeitig mit diesen darin zu schmelzen. Da die Hitze im Ofen sehr
                              									hoch erhalten wird, soll das Erz reducirt werden, das so gebildete Metall mit dem
                              									Metallbade sich mischen und ein neues metallisches Product von gröſserem oder
                              									geringerem Kohlenstoffgehalte, also ein Stahl von gröſserer oder geringerer
                              									Weichheit entstehen, dessen weichste Sorten von Schmiedeisen nicht zu unterscheiden
                              									sind.
                           In Folge des dünnflüssigen Zustandes der ganzen Masse findet eine vollständige
                              									Trennung der Schlacke vom Metalle statt, welch letzterem noch durch Erzzusatz
                              									Kohlenstoff entzogen werden kann. Auch können Manganeisen oder andere in der
                              									Stahlbereitung verwendete Zusätze erfolgen. In einigen Fällen werden auch Zusätze
                              									von Legirungen, Erzen oder Verbindungen von Mangan, Chrom o. dgl., welche in die zur
                              									Beschickung bestimmte Erzmischung vor deren Ueberführung in den Ofen eingetragen
                              									werden, angewendet.
                           Der Patentanspruch dieses bemerkenswerthen Patentes lautet wörtlich: „Die
                                 										Herstellung von Fluſseisen durch direktes Einschmelzen eines
                           
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 263, S. 472
                              Fig. 1. 
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 263, S. 472
                              Fig. 2. 
                              
                           
                              
                              Fig. 3., Bd. 263, S. 472
                              Fig. 3. 
                              
                           
                              
                              Fig. 4., Bd. 263, S. 472
                              Fig. 4. 
                              
                           
                           
                              fein pulverisirten Gemenges von Eisenerz, Kohle und
                                 										Zuschlägen in einem Flammofen mit Wärmespeichern unter Einwirkung einer so hohen
                                 										Temperatur, daſs die Reduction des Erzes, die Abscheidung von der Schlacke und
                                 										die Ansammlung des gebildeten flüssigen schmiedbaren Eisens nach dem
                                 										specifischen Gewichte vor sich gehen kann.“
                              
                           Der zur Ausführung dieses Verfahrens bestimmte Ofen besitzt nach
                              									dem Patente * Nr. 37105 vom 12. März 1886 die in Textfig.
                                 										1 bis 4 veranschaulichte Einrichtung (vgl.
                              									1885 258 * 448); es ist ein sogen. Regenerativgasofen mit freier Flammentfaltung (vgl.
                              									1885 257 * 154), dessen Schmelzkammer im Grundrisse (Fig. 3) ein
                              									Reckteck bildet; der Boden der Schmelzkammer bildet einen Sumpf s zur Ansammlung des flüssigen Metalles, die eine Seite
                              									einen geneigten Herd f, auf welchen sich das zu
                              									schmelzende Gemisch von Erz, Kohle und Zuschlägen herunterbewegt. Zur bequemen
                              									Einbringung dieses Gemenges ist oben an dem geneigten Herde im Gewölbe ein Schlitz
                              										o freigelassen und darüber ein Raum abgegrenzt,
                              									worin eine gröſsere Menge des Gemisches angesammelt werden kann, um durch den
                              									Schlitz allmählich in dem Maſse nachzusinken, wie die bereits auf dem geneigten
                              									Herde und im Ofen befindliche Beschickung fortschmilzt.
                           Der Sumpf s ist mit drei in
                              									verschiedenen Höhenlagen angebrachten Zapflöchern Z,
                                 										Z1 und Z2 versehen, von welchen das oberste Loch Z dauernd geöffnet ist und zur stetigen Abführung der
                              									Schlacke dient. Z1 ist
                              									das eigentliche Zapfloch für die zeitweisen Abstiche des angesammelten Fluſseisens,
                              									während das unterste Zapf loch Z2 nur dann gebraucht wird, wenn der Ofen vollständig
                              									entleert werden soll. Es bleibt also für gewöhnlich immer ein Theil des Eisenbades
                              									im Ofen zurück, so daſs die Schlacke den Boden des Sumpfes nie berühren und das in
                              									Form von feinen Kügelchen fortwährend sich bildende Eisen in die gröſsere flüssige
                              									Metallmasse auf dem Herde herabsinken kann. Das Gemenge wird bei seinem Eintritte in
                              									den Ofen sofort der höchsten Hitze ausgesetzt, schmilzt und schützt auf diese Weise
                              									die Kohlentheilchen vor Verbrennung. Die Reduction geht dann im flüssigen Zustande
                              									vor sich: es bilden sich dabei zuerst sehr feine Eisentheilchen, welche bald zu
                              									kleinen Kügelchen zusammenlaufen; diese sinken in Folge ihres groſsen specifischen
                              									Gewichtes allmählich nieder, erreichen entweder auf dem geneigten Herde den Boden,
                              									um sich dann weiter in dem Bade vorwärts zu bewegen, oder vereinigen sich
                              									unmittelbar mit diesem. Die zurückbleibende leichte Schlacke hat ihren Weg durch die
                              									volle Länge der Ofenkammer zu nehmen, um stetig durch das Schlackenloch
                              									abzuflieſsen. Das Ausflieſsen wird nur unterbrochen, während Eisen abgezapft wird,
                              									sowie unmittelbar nach dem Ablassen so lange, bis sich der Ofen wieder hinreichend
                              									gefüllt hat. Wenn es unter Umständen einmal vorkommen sollte, daſs mit der Schlacke
                              									noch ein Theil des fein vertheilten Eisens abflieſst, so kann man sich dadurch
                              									helfen, daſs man den Schlackenabfluſs nach dem Zapfen kurze Zeit verschlieſst;
                              									dieser Fall kann nur dann eintreten, wenn die Verhältnisse des geneigten Herdes zum
                              									Sumpf oder die Höhe der Abstichlöcher nicht richtig gewählt sind, wenn die
                              									Temperatur in der Ofenkammer zu niedrig ist, oder auch, wenn die Schlacke zu
                              									strengflüssig ist.
                           Um die Schlacke entsprechend dünnflüssig zu erhalten sowie auch um
                              									die Unreinigkeiten, wie Schwefel, Phosphor u.s.w., aus dem Eisen in die Schlacke zu
                              									bringen, auch um die im Einsatze enthaltene Kohle vor dem Verbrennen zu schützen,
                              									fügt man dem Gemenge in Form von Zuschlägen Kalk, Kali- oder Natronsalze, namentlich
                              									Kochsalz und Abraumsalze zu, oder auch andere bekannte Materalien, welche vor der
                              									Verbrennung schützen, reinigen oder die Schlacke flüssig machen. Dieser Zusatz muſs
                              									nicht unbedingt dem Erzgemenge beigemischt, sondern kann unter Umständen auch im
                              									Ofen auf die bereits gebildete Schlacke gebracht werden. Der Zusatz von Kali- oder
                              									Natronsalzen hat namentlich den Vortheil, daſs die abgezogene Schlacke in Folge ihres Gehaltes an Alkalien zur Glasfabrikation verwendbar ist, was im anderen
                              									Falle nur in sehr beschränktem Maſse möglich sein würde.
                           
                           Da in Folge des geneigten Herdes die Ofenkammer an einem Ende sehr
                              									hoch ist, so empfiehlt es sich, die zwei Paar Gas- und Luftfüchse an diesem hohen
                              									Ende anzubringen und anstatt neben einander, wie bei der hufeisenförmigen
                              									Flammenführung, über einander zu setzen. Die Flamme wird also abwechselnd durch das
                              									obere oder untere Fuchspaar eintreten, die ganze Ofenkammer der Länge nach bis zum
                              									oberen Theile des geneigten Herdes durchstreichen, dort um- und zurückkehren, um
                              									abwechselnd aus dem unteren oder oberen Fuchspaare zu entweichen. Man erhält dadurch
                              									die Möglichkeit, die Flamme zu gewissen Zeiten des Prozesses, welche von der
                              									Abstichzeit abhängen, oben oder unten entsprechend dem Füllungsgrade des Sumpfes
                              									eintreten zu lassen. Man kann aber auch die Füchse wie bei hufeisenförmiger
                              									Flammenführung neben einander anstatt über einander anordnen, in welchem Falle das
                              									Gewölbe entsprechend dem geneigten Herde nach dem Sumpf und den Füchsen hin abfallen
                              									könnte, um dadurch den sonst unnöthig hohen Raum über dem Sumpfe zu verringern.
                           Um bei der unmittelbaren Eisenerzeugung im Flammofen das
                              									Gemisch von Erz und Kohle in das im Herde befindliche Eisenbad bringen zu können,
                              										ohne daſs die Kohle schon vor dem Eintritte in das Bad
                                 										verbrennt, setzt Robert Ebert in
                              									Dresden-Pieschen (D. R. P. Nr. 35893 vom 29. September 1885) der Mischung einen
                              									Stoff zu, welcher die Kohle einige Zeit vor dem Verbrennen schützt. Die Mischung
                              									oder die Kohle allein vor der Vermengung mit dem Erze wird mit einem feuersicheren
                              									Körper, z.B. Wasserglas, angemacht. Bringt man dann die so vorbereitete Beschickung
                              									auf einer Schaufel in den Flammofen, so ist die Kohle so lange vor der Einwirkung
                              									der Hitze bezieh. der Flammen geschützt, bis das Erz in das Bad gelangt und in den
                              									glühenden Zustand übergegangen ist. In diesem Zustande findet die Reduction statt
                              									und das austropfende Kohlenstoff haltige Eisen soll sich in flüssigem Zustande von
                              									der Schlacke abscheiden. Die Mischung gestattet in Folge des schweren Verbrennens
                              									der Kohle, daſs man sie vorher in einem besonderen Ofen anwärmen und somit warm
                              									aufgeben kann. Bei diesem Anwärmen, sei es in einem besonderen Ofen, sei es auf der
                              									Schaufel, die man auch unmittelbar einige Zeit in den Flammofen selbst halten kann,
                              									bildet sich durch die theilweise Reduction eine backende oder gebrannte Masse, die
                              									vermöge ihrer Zähigkeit von dem Zuge nicht so leicht mitgenommen werden kann, wie
                              									dies geschehen würde, wenn man Erz und Kohle lose in den Flammofen aufgeben
                              									wollte.
                           Ch. J. Eames in New-York (* D. R. P. Nr. 35205 vom 27.
                                 									Mai 1885) schlägt als reducirendes und kohlendes Mittel bei
                                 										der unmittelbaren Eisenerzeugung im Flammofen Graphit vor; derselbe wird in
                              									Klumpenform angewendet und richtet sich dessen Menge nach dem Eisengehalte des
                              									Erzes. Der Graphit ist nicht rein, sondern enthält in der, von Farnes angewendeten
                              									Beschaffenheit beträchtliche Mengen erdiger Stoffe, Eisen u.s.w., wird in Crauston,
                              									im Staate Rhode Island (Nordamerika), als sogen. Graphitic
                                 										carbon gegraben und ist bedeutend billiger (Preis 22 bis 25 M. für 1t) als der in Deutschland gewonnene Graphit.
                           Der Prozeſs wird in einem Flammofen ausgeführt und letzterer je nach der Natur des
                              									Erzes auf 800 bis 1400° erhalten. Innerhalb 5 bis 7 Stunden soll die Reduction des
                              									Erzes im kälteren Ofenraume bei 800 bis 1100° stattfinden. Das reducirte Erz,
                              									welches hierbei noch Klumpenform hat, gelangt dann in einen heiſseren Theil des
                              									Ofens (1100 bis 1400°) und sintert hier zusammen, ohne aber zu schmelzen. Nach 1 bis
                              									2 Stunden werden Luppen geformt und diese in bekannter Weise bearbeitet. Behufs
                              									Herstellung von Stahl bezieh. Feinkorneisen muſs man das Erz 6 bis 7 Stunden in dem
                              									heiſseren Ofentheile lassen.
                           Fig. 12 Taf.
                              									26 stellt den Ofen zur Ausführung des Eames'schen
                              									Verfahrens dar. A sind gemauerte Bogen, welche die
                              									Herdplatte B tragen. An dem einen Ende des Ofens
                              									befindet sich der gewöhnliche Fenerrauma, der mit Aschenfall b und Aschenfallthür c versehen ist. In den
                              									Aschenfall b mündet ein Windrohr d. Hinter der Feuerbrücke e und parallel mit derselben ist die quer liegende Brücke f angeordnet, welche die Kammer in einen Schweiſsherd
                              										C, der in unmittelbarer Nähe des Feuerraumes, da,
                              									wo die gröſste Hitze herrscht, liegt, und in eine Kammer D für die Reduction und Kohlung theilt. Der Schweiſsherd C ist mit einem Sandboden versehen, der Herd D dagegen in einer Tiefe von 10 bis 15cm mit einem bröckeligen Graphitboden oder mit
                              									Graphitklumpen bedeckt, a1, c1 und d1 sind Arbeitsthüren
                              									für den Feuerraum und die Herde. Am hinteren Ofenende befindet sich ein senkrechter
                              									Beschickungs- und Trockenschacht E aus feuerfesten
                              									Ziegeln von 3 bis 4m Höhe und 0,35 bis 0m,60 Durchmesser, welcher unten mit einer
                              									Auslaſsöffnung e1
                              									versehen ist, durch welche der Herd D beschickt wird.
                              									Dieser Schacht E ist an seinem Fuſse von dem Zug w umgeben, durch welchen die abgehenden Gase in einen
                              									Kamin oder unter einen Dampfkessel entweichen. In w
                              									sind Schieber angeordnet, welche benutzt werden, wenn es beim Betriebe des Ofens
                              									nothwendig erscheint, den Zug von der einen Seite nach der anderen Seite des Herdes
                              										D zu lenken.
                           Das in Klumpenform mit dem ebenfalls klumpenformigen Graphit
                              									gemischte Erz wird in Schichten von 10 bis 20cm
                              									Höhe in den Trockenschacht E gebracht und in demselben
                              									Maſse nachgefüllt, als unten durch die Oeffnung e1 Masse auf den Herd D
                              									gezogen wird, so daſs der Betrieb des Ofens ein ununterbrochener wird. Die aus E gezogene Masse wird auf dem Herde D in einer Schicht von 15 bis 20cm Höhe ausgebreitet und dann 2,5 bis 5cm hoch mit Graphitklumpen bedeckt.
                           Eames stellt den Herd aus Klumpen
                              									Graphit von am besten Wallnuſs- oder Eigroſse her, da Stücke von dieser Gröſse fest
                              									zusammengepackt und bequem geebnet werden können und dabei doch zahlreiche Winkel
                              									und Oberflächen darbieten, von denen sich die feinen Kohlenstoff haltigen Theile
                              									leicht abtrennen. Diese Klumpen werden auf den Herd des Ofens gebracht, so daſs sie
                              									denselben in einer Tiefe von 15 bis 30cm bedecken,
                              									und dann ausgebreitet, so daſs sie die Herdbrücke, die Feuerbrücke und die Seiten
                              									Wandungen schützen und eine Mulde zur Aufnahme des zu erhitzenden Erzes bilden.
                           Als Ofenfutter kann man auch eine Mischung von 60 Th. Graphit und
                              									40 Th. pulverisirter Ofenziegel mit Theer oder Melasse anwenden. Als Zuschlag beim
                              									Reduciren und Kohlen soll man die bei dem Verfahren fallende Schlacke verwerthen;
                              									dieselbe schmilzt bei der Ofentemperatur und schützt den unter der Graphitdecke
                              									befindlichen Eisenschwamm vor erneuter Oxydation.
                           Ueber dieses Verfahren bringt noch das Engineering and Mining
                                 										Journal, 1886 Bd. 41 S. 186 folgende Mittheilung: Eames mischt das Erz mit 15 bis 20 Proc. unreinem Graphit und unterwirft
                              									das Gemenge in einem Flammofen einer Hitze, welche genügt, um Eisen zu erweichen und
                              									zum Zusammenballen zu bringen, die aber auch hinreicht, um die Gangarten in eine
                              									vollkommen flüssige Schlacke zu verwandeln, ohne indessen den Phosphor und das
                              									Silicium aus derselben zu reduciren. Nach 2 bis 2½stündiger Hitze wird der gebildete Eisenschwamm
                              									zusammengeballt und in einer Luppenmühle von der Schlacke befreit. Die Luppe wird
                              									dann zerschroten, um in Tiegeln oder in einem Siemens'schen Herdofen umgeschmolzen zu werden.
                           Der Prozeſs ist in den Fort Pitt Iron and Steel Works
                              									von Graff, Bennet und Comp. in Pittsburg versucht
                              									worden. Es wurden mit einer groſsen Anzahl von Erzen ungefähr 100t Eisen dargestellt, welches zum Theile zu gutem
                              									Stahl verarbeitet worden ist. Auf Grund dieser Ergebnisse sollen demnächst 20 Oefen
                              									mit einem Kostenaufwande von etwa 5000 M. für den Ofen errichtet werden, um in 1
                              									Hitze von 2 bis 2½ Stunden 2t Beschickung in
                              									Luppen umzuwandeln, was ein Ausbringen von 150 bis 175t für 20 Oefen und 1 Tag ausmacht.
                           Der benutzte, in Crauston gewonnene Graphit enthält von 1 bis 16 Proc. Eisen. Als
                              									Brennmaterial wird in Pittsburg natürliches Gas verwendet. Von den verhütteten Erzen
                              									enthielt das Old-Bed-Erz vom Champlain-See 68 Proc. Eisen. Der Abbrand betrug 3,125
                              									Proc. Zu beachten ist aber hierbei, daſs zu dem Eisen des Erzes noch das Eisen des
                              									Graphites kommt, welches bei der Berechnung des Abbrandes nicht in Betracht gezogen
                              									ist. Berücksichtigt man dies, so erhält man einen Abbrand von 10 Proc. Ein ebenso
                              									groſser Abbrand ergibt sich beim Umschmelzen der Luppen in Tiegeln oder Herdöfen.
                              									Eine Luppe enthielt 98,58 Proc. Eisen, 0,017 Proc. Phosphor, keinen Schwefel, eine
                              									Spur Mangan und 0,08 Proc. Kohlenstoff. Das verhüttete Old-Bed-Erz enthielt 68,18
                              									Proc. Eisen, 1,94 Proc. Kieselsäure und 1,07 Proc. Phosphor. Bemerkenswerth ist die
                              									geringe Phosphorreduction.
                           Witherbee in Port Henry fand bei der Untersuchung der
                              									Luppen folgendes: Reines New-Bed-Erz vom Champlain-See hatte 68,240 Proc. Eisen,
                              									4,032 Proc. Kieselsäure und 0,038 Proc. Phosphor. Aus dem daraus erzeugten
                              									Eisenschwamm wurden 90,11 Proc. Eisen mittels eines Magnetes gezogen; dieses
                              									enthielt 0,498 Proc. Silicium und 0,002 Proc. Schwefel. Die Schlacke enthielt 34,05
                              									Proc. Eisen, 1,57 Proc. Kohlenstoff, 32,95 Proc. Kieselsäure, 19,65 Proc. Thonerde
                              									und 0,75 Proc. Kalk. 2 Proben Eisen hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Mn
                                 0,077 Proc.
                                   –
                                 
                              
                                 Si
                                 0,149
                                 0,223 Proc.
                                 
                              
                                 S
                                   –
                                   –
                                 
                              
                                 P
                                 0,03
                                 0,03
                                 
                              
                                 C
                                 0,94
                                 1,12
                                 
                              
                           Die erste Probe war aus Vermilion-See-Erz hergestellt, welches
                              									68,8 Proc. Eisen, 2,36 Proc. Kieselsäure und 0,039 Proc. Phosphor enthielt. Die
                              									zweite Probe war aus New-Bed-Erz erschmolzen.
                           Witherbee schreibt die geringe Phosphoraufnahme des
                              									Eisens dem geringen Kieselsäuregehalte der Beschickung und der Schlacke zu. Die
                              									Erzeugungskosten betrugen:
                           
                           
                              
                                 2t Erz zu je 25,20
                                    											M.
                                 50,40
                                 M.
                                 
                              
                                 0t,5 Graphit zu je 16,80
                                    											M.
                                 8,40
                                 
                                 
                              
                                 Arbeitslohn, Ausbesserungen u.s.w.
                                 20,00
                                 
                                 
                              
                                 Brennmaterial (Erdgas)
                                 4,20
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                  
                                 83,00
                                 M.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Umschmelzen
                                 18,90
                                 
                                 
                              
                                 Tiegel
                                 35,70
                                 
                                 
                              
                                 Arbeitslohn, Ausbesserungen u.s.w.
                                 16,80
                                 
                                 
                              
                                 Brennmaterial (Erdgas)
                                 2,10
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                  
                                 73,50
                                 M.
                                 
                              
                                 Verarbeitung bis zum fertigen Product
                                 71,40
                                 
                                 
                              
                                  
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Kosten von 1t
                                    											Tiegelguſsstahl
                                 231,00
                                 M.
                                 
                              
                           Hierbei hätten sich aber noch bedeutende Ersparnisse vornehmen
                              									lassen.
                           Nach Ch. Husgafoel in Picksämäki, Finnland (* D. R. P.
                                 									Nr. 37178 vom 8. December 1885) sollen die Erze in der
                              									Weise auf schmiedbares Eisen verarbeitet werden, daſs
                              									erstere unter Beimischung von Fluſsmitteln mit einer geringeren Menge Kohlen, als
                              									wie bei der Roheisenerzeugung gebräuchlich ist, in einen Schachtofen aufgegeben und
                              									bei künstlich hergestelltem kaltem Gange etwas oberhalb
                              									der Formen reducirt werden. Das so erhaltene Eisen sinkt dann, ohne gröſsere Mengen
                              									Kohlenstoff aufnehmen zu können, an den Formen vorbei und soll auf den Herd
                              									angelangt, in der leichtflüssigen Schlacke zu einer Luppe zusammen schweiſsen,
                              									welche sofort einer weiteren Verarbeitung unterzogen werden kann.
                           Wie aus Fig. 13 und 14 Taf. 26 zu
                              									ersehen, besteht der Ofen aus dem von einem hohlen Mantel A gebildeten Schacht, einer Rast B und einem
                              									Gestell H. Der Mantel, welcher aus Eisenblech
                              									hergestellt ist, ruht auf Säulen G; an seinem unteren
                              									mit feuerfestem Materiale ausgefüttertem Theile wird unmittelbar die aus einem
                              									kegelförmigen guſseisernen Ringe bestehende Rast B
                              									befestigt, deren untere Oeffnung das Gestell H
                              									schlieſst. Der Raum zwischen den beiden Mänteln ist durch wagerechte Scheidewände,
                              									welche durch Röhren mit einander verbunden sind, in Kammern getheilt, oder letztere
                              									bilden, wie in Fig.
                                 										14, einen Schraubengang, so daſs durch denselben oder die Kammern
                              									gepreſster Wind mittels eines Rohres C geblasen werden
                              									kann, um einen kalten Gang durch Abkühlung der Ofenwände zu erzielen. Dieser kann
                              									leicht geregelt werden, da das Rohr C an mehreren
                              									Stellen bei D1 u.s.w.
                              									mit dem Mantel A verbunden ist, so daſs man mittels der
                              									hier angebrachten Klappen den Wind an höheren oder niederen Punkten einzuleiten
                              									vermag, je nachdem die Beschickung einer gröſseren oder geringeren Abkühlung bedarf.
                              									Von dem untersten Gewindegange des Mantels A wird der
                              									Wind mittels eines Rohres E durch die hohlen Wandungen
                              									der Rast B geführt, um schlieſslich vorgewärmt durch
                              									die Düsen F (vgl. Fig. 15 und 17) in die
                              									Formen zu gelangen. Von letzteren können mehrere und zwar in verschiedener Höhe in
                              									dem untersten Theile des Ofens angeordnet werden. In Fig. 14 sind die Formen
                              									in drei Höhenlagen angebracht, mittels welcher der vorgewärmte Wind theils in das
                              									Gestell, theils in die Rast geblasen wird. Das Gestell H besteht aus einem mit zwei Zapfen v
                              									versehenen Kasten. In der vorderen Wand desselben sind mehrere über einander
                              									liegende Schlackenlöcher I angebracht, während in den
                              									Seiten wänden Oeffnungen für die Formen sich befinden (vgl. Fig. 15).
                           Ueber dem untersten Blechboden ist ein loser Boden L angeordnet; zwischen beide Böden wird eine die Wärme
                              									nicht leitende Masse gebracht, um je nach der Dicke der letzteren den Boden L erhöhen oder herunterlassen zu können. Das Gestell
                              									ruht auf Rädern und kann mittels dieser auf einem Schienengeleise M nach dem Ofen hin- und von demselben wieder
                              									fortgeschoben werden. Unterhalb des letzteren ist das Geleise unterbrochen und befindet sich hier eine
                              									Vorrichtung, um das Gestell entweder fest unter die Rast zu pressen oder von dieser
                              									zu entfernen. Die an dem Ofen angebrachten Wasserformen (Fig. 17) sind Theile
                              									einer Hohlkugel und ruhen in Kugellagern, so daſs jene mittels der Kühlrohre nach
                              									Bedarf in die für den Betrieb nöthige Richtung gedreht werden können.
                           Nach einer Abänderung ist nur die Rast in der dargestellten Weise
                              									gekühlt, während der Schacht aus feuerfestem Materiale mit einem Mantel aus
                              									Rauhgemäuer in bekannter Weise auf Säulen ruht.
                           Soll der Ofen in Betrieb gesetzt werden, so gibt man das Erz mit
                              									einem geringeren Zusätze von Kohlen, als wie bei der Roheisenerzeugung gebräuchlich
                              									ist, auf; Fluſsmittel werden zugesetzt, um eine leicht flüssige und basische
                              									Schlacke zu erhalten und so den gröſsten Theil des im Erze befindlichen Phosphors zu
                              									binden. Nun leitet man den Wind durch den hohlen Mantel; die dadurch erzielte
                              									Abkühlung des Mantels bewirkt, daſs das Erz nicht eher reducirt wird, als bis es
                              									etwas oberhalb der Formen angelangt ist. Das so reducirte Erz sinkt dann unter die
                              									im Herde befindliche Schlacke und schweiſst hier zu einer Luppe zusammen. Je nachdem
                              									die Menge der Schlacke zunimmt, werden die Düsen in die höher liegenden Formen
                              									gesteckt und die so frei werdenden Formen geschlossen. Die überschüssige Schlacke
                              									dagegen wird von Zeit zu Zeit durch das jeweilig oberhalb der Luppe liegende
                              									Schlackenloch abgelassen. Nachdem die Luppe eine genügende Gröſse erlangt hat, wird
                              									das Gestell von der Rast entfernt und durch ein anderes mit glühender Kohle
                              									gefülltes Gestell ersetzt; das erstere wird nun auf dem Schienengeleise M unter der Rast fortgerollt, mittels der Zapfen v umgekippt und dann die Luppe herausgenommen. Durch
                              									Veränderung der aufgegebenen Mengen von Eisen und Kohlen sowie der Windmenge und der
                              									Mantelkühlung soll man im Stande sein, den Kohlenstoff des zu erzielenden Eisens im
                              									Voraus zu bestimmen, so daſs man ebenso wohl Schmiedeisen wie Stahl oder Roheisen in
                              									demselben Ofen herstellen kann. Die Selbstkosten des so hergestellten Schmiedeisens
                              									oder Stahles sollen nicht höher sein als diejenigen des in einem Hochofen erzeugten
                              									Roheisens.
                           Fig. 5., Bd. 263, S. 478Ad. Fritschi in Paris (* D. R. P. Nr. 35903 vom 8.
                                 									December 1885) glaubt, das pulverförmige Eisenerz durch
                                 										heiſses Kohlenoxyd reduciren zu können, und benutzt hierzu den in Textfig. 5 abgebildeten Schachtofen. Derselbe hat die Form einer langen senkrecht stehenden Röhre,
                              									welche innen mit feuerfestem Materiale ausgefüttert ist. Am oberen Ende ist ein
                              									Aufgebetrichter angeordnet, dem das pulverförmige Eisenerz mittels einer Eimerkette
                              									ununterbrochen zugeführt wird. Unterhalb des Trichters münden in den Schacht 2
                              									Abzugsrohre für das verbrannte Kohlenoxyd. Der untere Theil des Schachtes ist etwas
                              									zusammengezogen und mündet in einen seitlich liegenden Sammelraum, an dessen Boden
                              									der Abstich mit Gieſsrinne angeordnet ist. In zwei gegenüber liegenden Seiten der
                              									Rast sind zwei Düsen a angebracht, durch welche ein bis
                              									auf 1000° erhitztes Gemisch von Kohlenoxydgas und atmosphärischer Luft eingeblasen
                              									wird. Durch die Verbrennung des Gemisches zu Kohlensäure wird die zur Reduction des
                              									durch den Schacht frei herunterfallenden Erzpulvers nöthige Hitze erzeugt. Das
                              									Gasgemenge ist ein derartiges, daſs in den Verbrennungsgasen noch freier Sauerstoff
                              									enthalten ist, so daſs sich das durch die Düsen b
                              									eingeblasene, ebenfalls bis auf 1000° erhitzte reine Kohlenoxyd an der Flamme der
                              									Düse a entzünden und zu Kohlensäure verbrennen kann. In
                              									dem Raume zwischen b und o
                              									steht also reines Kohlenoxydgas, bei a findet die
                              									Verbrennung des durch a eingeblasenen und des von b aufsteigenden Kohlenoxydgases mit der ebenfalls bei
                              										a eintretenden Luft zu Kohlensäure statt, während
                              									etwas über a reine Kohlensäure steht. Das Gebläse c wird wie die Düsen a mit
                              									Luft und Kohlenoxyd gespeist und dient dazu, den unteren Theil des Ofens bei der
                              									Inbetriebsetzung anzuwärmen, d ist das Schlackenloch.
                              									Es soll nun das in dem Schachte frei herunterfallende pulverförmige Erz durch den
                              									über a vorhandenen sehr heiſsen Kohlensäurestrom hoch
                              									erhitzt werden, bis es bei den Düsen a vorbeifallend
                              									auf Weiſsglut gebracht und in diesem Zustande in das Kohlenoxydgas unterhalb a gelangt. In diesem soll eine Reduction des Erzes,
                              									eine Kohlung und Schmelzung des Eisens durch das Kohlenoxydgas stattfinden, so daſs
                              									sich im unteren Theile des Ofens und im Sammelraume ein geschmolzenes Product,
                              									bestehend aus Eisen und Schlacken, ansammelt, welche sich nach dem specifischen
                              									Gewichte trennen und durch d bei e abgestochen werden können.
                           Der Erfolg dieses Verfahrens muſs sehr bezweifelt werden, weil die Zeit, welche das
                              									Erz in den heiſsen Gasen zubringt, zu kurz sein wird, um eine Reduction, Kohlung und
                              									Schmelzung möglich erscheinen zu lassen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
