| Titel: | Neuere Apparate und Verfahren für chemische Laboratorien. | 
| Fundstelle: | Band 263, Jahrgang 1887, S. 479 | 
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                        Neuere Apparate und Verfahren für chemische
                           								Laboratorien.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 286 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 29.
                        Neuere Apparate und Verfahren für chemische
                           								Laboratorien.
                        
                     
                        
                           Die von Fr. Lux in Ludwigshafen a. Rh. zum Zwecke der
                              									selbstthätigen Bestimmung des specifischen Gewichtes von
                                 										Gasen construirte sogen. Gaswage (vgl. 1886
                              										261 * 214) hat, wie der Genannte in der Zeitschrift für analytische Chemie, 1887 Bd. 27 * S. 38
                              									mittheilt, einige wesentliche Verbesserungen erfahren, welche durch Fig. 8 und 9 Taf. 29 veranschaulicht
                              									werden.
                           Der Ständer A der Wage, welcher auf einer kräftigen
                              									Platte B befestigt ist, theilt sich oben in zwei eine
                              									Art Gabel bildende Enden, die mit kegelförmig vertieften Stahlnäpfchen n versehen sind (vgl. Fig. 8), in welchen der
                              									Wagebalken mittels Stahlspitzen s lagert. Der
                              									Wagebalken besteht aus einem Mittelstück K, an dessen
                              									einer Seite die Glas-
                              									oder Metallkugel G und an dessen anderer Seite der
                              									Zeiger Z mit dem verstellbaren Gegengewichte g sich befinden. An dem oberen Theile des Körpers K gehen rechtwinkelig zur Schwingungsebene zwei
                              									Röhrchen r ab, deren eines in das Rohr R führt, welches innerhalb der Kugel G gewissermaſsen die Verlängerung des Wagebalkens
                              									bildet; das andere Röhrchen mündet durch eine Bohrung und eine ringförmige Oeffnung
                              									des Körpers K unmittelbar in die Kugel G. Die beiden Röhrchen r
                              									sind an ihren äuſseren Enden rechtwinkelig nach unten gebogen und tauchen in
                              									Schälchen ein, welche, mit Quecksilber gefüllt, einen gasdichten Abschluſs bilden.
                              									Um eine Einwirkung des Quecksilbers auf das Metall zu verhüten, sind die Enden der
                              									Röhrchen sowie die Näpfchen aus Elfenbein hergestellt. Durch das Quecksilber
                              									hindurch mündet von unten her in jedem Schälchen ein enges Röhrchen, welches zu
                              									einem Schlauchansatze führt. Das durch den einen Schlauch S eingeführte Gas strömt also durch das eine Näpfchen, das eine Röhrchen
                              										r in die Kugel G,
                              									füllt dieselbe vollständig an und verläſst sie durch das am anderen Ende im Inneren
                              									der Kugel mündende Rohr R, indem es durch die zweite
                              									Bohrung, das zweite Winkelröhrchen, Quecksilbernäpfchen und den anderen Schlauch S1 weiterströmt. Durch
                              									die beiden Winkelröhrchen r gehen gasdicht
                              									abgeschlossen 2 Stahlschrauben s, deren Spitzen, in den
                              									Stahlnäpfchen n lagernd, die Drehpunkte des ganzen
                              									Systemes bilden. Mittels Auf- und Niederdrehen dieser Schrauben kann der Schwerpunkt
                              									näher zum Drehpunkte gelegt oder davon entfernt werden und damit die Empfindlichkeit
                              									der Wage eine Vergröſserung oder Verminderung erfahren.
                           Die Einstellung des Apparates und seine Handhabung sowie die Eintheilung der Skala
                              									sind bereits früher beschrieben. Bezüglich der Einstellung sei nur noch
                              									hervorgehoben, daſs bei Füllung mit gewöhnlicher Luft das Läufergewicht g so lange verschoben wird, bis der Zeiger auf 1
                              									(gleich specifisches Gewicht der Luft) deutet. Die Gradeintheilungen sind keine ganz
                              									gleichmäſsigen, sondern entsprechen oberhalb wie unterhalb des wagerechten
                              									Theilstriches den Cosinuswerthen (= den wirksamen Hebelarmen) des betreffenden
                              									Winkels.
                           Durch Veränderung der Entfernung des Schwerpunktes vom Drehpunkte und Anbringung
                              									verschiedener Skalen läſst sich ein und derselbe Apparat auf gröſsere und geringere
                              									Unterschiede einstellen und daher zum Bestimmen gröſserer Gewichtsunterschiede mit
                              									geringerer Genauigkeit im Ablesen, oder geringerer Gewichtsunterschiede mit
                              									gröſserer Genauigkeit verwenden. Während man daher das specifische Gewicht von 0 bis
                              									1 beispielsweise bis auf 0,01 genau ablesen, auf 0,005 sicher schätzen kann, ist es
                              									möglich, das specifische Gewicht beispielsweise innerhalb 0,4 bis 0,5 (ungefähre
                              									Grenzen des durchschnittlichen specifischen Gewichtes von Leuchtgas) bis auf 0,002
                              									genau ablesen, auf 0,001 sicher schätzen zu können. Letzterer Umstand ist
                              									insbesondere für die Analyse von Gasen, welche bei
                              									diesem Apparate noch viel mehr beabsichtigt wird, wie beim Baräometer (vgl. Lux 1885 255 257), von
                              									groſser Bedeutung, da dadurch die Genauigkeit der Bestimmung ganz erheblich
                              									gesteigert wird.
                           Es steht zu erwarten, daſs die Lux'sche Gaswage in der
                              									Technik eine ausgedehnte Verwendung finden wird. Dem Gastechniker wird sie gute
                              									Dienste leisten, weil sie eine ununterbrochene Bestimmung des specifischen Gewichtes
                              									des Leuchtgases sowohl vor, wie nach der Reinigung gestattet. Aber auch in anderen
                              									Industrien, z.B. in der Zucker- und Sodaindustrie,
                              									welche an Kohlensäure reiche Gase benutzen, sowie bei der Untersuchung der Hochofengase wird sich eine Bestimmung des Kohlen
                              									Säuregehaltes auf Grund des specifischen Gewichtes mit der Gaswage voraussichtlich
                              									leicht und rasch bewerkstelligen lassen.
                           Die Fabrik chemischer und physikalischer Glasinstrumente von Greiner und Friedrichs in Stützerbach bringt neuerdings folgende Geräthe
                              									und Apparate in den Handel.
                           Fig. 1., Bd. 263, S. 481Fig. 2., Bd. 263, S. 481Fig. 3., Bd. 263, S. 481Fig. 4., Bd. 263, S. 481Fig. 5., Bd. 263, S. 481 Die Glashähne mit schräger Bohrung sollen den
                              									Vortheil besitzen, daſs bei denselben die an gewöhnlichen Glashähnen so leicht
                              									eintretende Rillenbildung zwischen Hülse und Hahnschlüssel vermieden und auſserdem
                              									ein sicherer Schluſs dadurch erreicht wird, daſs bei den einfachen Hähnen eine
                              									Drehung um 180° aus der Schluſslage in die Offenstellung und bei den Zwei- bezieh.
                              									Dreiwegehähnen eine Drehung von 90° aus der Schluſsstellung in jede
                              									Verbindungsstellung oder um 180° aus einer Verbindungsstellung in die andere
                              									erforderlich ist. Die Figuren lassen die Einrichtung der Hähne ohne weiteres
                              									erkennen: Fig. 1 zeigt einen einfachen
                              									Verbindungshahn, Fig. 2 einen ebensolchen mit
                              									Quecksilberdichtung, Fig. 3 einen Zweiwegehahn, Fig. 4 bezieh. 5
                              									stellen eine Gasbürette bezieh. den unteren Theil einem solchen Zweiwegehahn und
                              									einer Hempel'schen Gasbürette mit Quecksilberdichtung
                              									dar.
                           
                           Neue Wasch- bezieh. Absorptionsflaschen. Die neue doppelt wirkende Waschflasche (Fig. 6 und 7) unterscheidet sich von
                              									ähnlich angeordneten (vgl. Allihn 1884 254 * 118) dadurch, daſs die in dem inneren Waschgefäſse
                              										b befindliche Flüssigkeit nicht dauernd von der in
                              									dem äuſseren Gefäſse befindlichen getrennt ist, sondern in Folge der Wirksamkeit des
                              									Ventiles V bei jeder Unterbrechung des Gasstromes mit
                              									derselben gemischt wird. Fig. 6 zeigt den Apparat
                              									auſser Thätigkeit; die Waschbezieh. Absorptionsflüssigkeit steht dann im Rohre a gerade so hoch wie im äuſseren Gefäſse, das Ventil
                              										V schwimmt oben und b
                              									steht durch die untere und seitlichen Oeffnungen von a
                              									mit dem Hauptraume der Flasche in Verbindung. Tritt nun Gas in den Apparat, so
                              									drückt dieses, wie aus Fig. 7 ersichtlich, die in a befindliche Flüssigkeit nach unten, das Ventil V sinkt und schlieſst die am Boden von a befindliche Oeffnung, das Gas streicht durch die
                              									seitlichen Oeffnungen von a nach b und von da ebenfalls durch die seitlichen Oeffnungen
                              									in der halben Höhe von b in das groſse Waschgefäſs, so
                              									daſs das Gas zwei Flüssigkeitsschichten zu durchströmen hat. Unterbricht man den
                              									Gasstrom, so hebt sich das Ventil V und die Verbindung
                              									zwischen beiden Abtheilungen ist wieder hergestellt.
                           Fig. 6., Bd. 263, S. 482Fig. 7., Bd. 263, S. 482Fig. 8., Bd. 263, S. 482 Eine Wasch- bezieh. Absorptionsflasche zur
                              									Füllung mit festen oder flüssigen und festen Absorptionsmitteln ist
                              									in Fig. 8 veranschaulicht. Dieselbe besteht aus drei
                              									luftdicht in einander geschliffenen Theilen: einer äuſseren Flasche mit zwei im
                              									Halse angeschmolzenen Röhren zur Ab- und Zuleitung des Gases, einem Halse, worin das
                              									unten verdickte, rechtwinkelig gebogene Einleitungsrohr eingeschmolzen ist und
                              									welcher an der gegenüber liegenden Seite mit einer dem Gasableitungsrohre der
                              									äuſseren Flasche entsprechenden Durchbohrung versehen ist, und endlich einem diesen
                              									Hals verschlieſsenden Stopfen; letzterer dient dazu, nach dem Einsetzen des Halses
                              									mit Einleitungsrohr, Stückchen von Chlorcalcium, Bimssteinstücke oder Glasperlen,
                              									welche mit einer Absorptionsflüssigkeit getränkt sind, einzufüllen. Durch Drehung
                              									des Halses kann man die Verbindung des Apparates mit dem Gaszuleitungsrohre beliebig
                              									unterbrechen und wieder herstellen.
                           Fig. 9., Bd. 263, S. 483 Eine andere Wasch- und Absorptionsflasche (Fig.
                                 										9) unterscheidet sich von der besprochenen durch die Anfügung einer
                              									Vorrathsflasche für die Absorptionsoder Waschflüssigkeit; dieselbe wird durch
                              									Einblasen von Luft in das seitlich angesetzte Hahnrohr in den Absorptionsraum
                              									getrieben, welcher mit Bimsstein, Perlen oder Glasstückchen gefüllt sein kann. Nach
                              									Beendigung der Absorption läſst man die Flüssigkeit in die Vorrathsflasche zurück
                              									laufen oder durch das unten an der Absorptionsflasche befindliche Hahnrohr
                              									abflieſsen.
                           Fig. 10., Bd. 263, S. 483 Die in Fig. 10 dargestellte Quecksilberluftpumpe, welche für alle Arbeiten
                              									brauchbar und leicht zu handhaben ist sowie die Erzeugung eines guten Vacuums
                              									gestattet, ist mit dem oben beschriebenen neuen Dreiwegehahn versehen, der sich
                              									wesentlich von dem der Geiſsler'schen Pumpe
                              									unterscheidet: je nach der Drehung des Hahnes öffnet oder verschlieſst man den einen
                              									oder anderen Durchgang. Das Arbeiten mit der Pumpe ist sehr einfach, da nur ein Hahn zu benutzen ist. Beim Heben des Quecksilbers
                              									wird der Hahn so gestellt, daſs das Quecksilber in den erweiterten Aufsatz a über den Hahn eindringt. Derselbe hat den Zweck, eine
                              									gewisse Menge Quecksilber aufnehmen zu können, ohne daſs dasselbe ausspritzt.
                              									Hierauf wird durch eine Drehung von 90° der Hahn geschlossen. Nachdem durch Senken
                              									des Quecksilbergefäſses das Quecksilber aus der Kugel getreten ist, wird der Hahn um
                              									weitere 90° gedreht, so daſs die Verbindung mit der Einsaugrohre b hergestellt wird. Nachdem dies geschehen, wird der Hahn wieder
                              									geschlossen, das Quecksilber zum Steigen genöthigt und dann die Luft durch den Hahn
                              									hinausgetrieben u.s.f. Sollen feuchte Gase aus dem Recipienten gesaugt werden, so
                              									bedient man sich eines einfachen Trockenapparates, welcher mit Chlorcalcium oder
                              									anderen Feuchtigkeit absorbirenden Materialien gefüllt ist. Diese Luftpumpe wird je
                              									nach der Gröſse und der Menge des Quecksilbers mit oder ohne Hebewerk
                              									angefertigt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
